Memorix Kindernotfälle - Sönke Müller - E-Book

Memorix Kindernotfälle E-Book

Sönke Müller

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Beschreibung

Im Ernstfall gelassen und professionell reagieren. „Memorix Kindernotfälle“ vermittelt Ihnen Kompetenz für den Ernstfall: Das Nachschlagewerk im Kitteltaschenformat liefert kompakt und praxisnah konkrete Handlungsanweisungen für die zwar seltenen, aber vielfältigen Notfälle im Kindesalter. Professionelle Helfer erlangen dadurch Sicherheit im Handeln und die emotionale Belastung wird verringert. Das Buch besticht durch seine klare, einheitliche Struktur. Die notwendigen Maßnahmen für die wichtigsten Notfallsituationen von A-Z werden anschaulich und praxisnah dargestellt. Notfallmedikationen mit klaren Dosierungsangaben. In dieser zweiten, aktualisierten Auflage wurden die neuen Reanimationsrichtlinien, sowie wichtige Themen wie Recht, Patientensicherheit und Kindesmisshandlung berücksichtigt. Jederzeit zugreifen: Der Inhalt des Buches steht Ihnen ohne weitere Kosten digital in der Wissensplattform eRef zur Verfügung (Zugangscode im Buch). Mit der kostenlosen eRef App haben Sie zahlreiche Inhalte auch offline immer griffbereit.

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Seitenzahl: 288

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Memorix Kindernotfälle

Sönke Müller, Matthias Thöns

2., aktualisierte Auflage

218 Abbildungen

Faustregel

Tubusgröße (> 1 Jahr) im mm

(16 + Alter)/4

Gewichtsschätzung

1. LM – 5kg

1. LJ – 10kg

6. LJ – 20kg

10. LJ – 30kg

Parkland-Formel für Kinder (Verbrennung)

Berechnung des Flüssigkeitsbedarfs anhand der 4-2-1-Formel

Medikamentendosierung

Viele Medikamente sind bei Kindern nicht zugelassen. Gleichwohl werden sie in vielen Situationen mit Erfolg angewendet und empfohlen, da es an zugelassenen Alternativen mangelt. Über diesen sog. „off label use“ müssen Eltern – abhängig von der Eiligkeit – aufgeklärt werden.

Notfallkarte Kinder Medikamente

Alter

Neugeb.

6. Mon.

1 J.

3 J.

5 J.

8 J.

12 J.

15 J.

Gewicht(kg)

3,5

7

10

15

20

28

40

50

Adrenalin (ml) i.v./i.o.1:10.000 (1:10 verdünnen)

0,4

0,7

1,0

1,5

2,0

3,0

4,0

5,0

Amiodaron (mg) i.v./i.o.

15

35

50

75

100

150

200

250

Atropin (mg) i.v./i.o.

0,04

0,07

0,1

0,15

0,2

0,3

0,4

0,5

Kortikoide (mg) i.v./i.o.

Dexamethason

Prednisolon

4

12

4

30

5

40

8

60

10

80

15

120

20

160

25

200

Morphin (mg) i.v./i.o.

0,3

0,7

1,0

1,5

2,0

3,0

4,0

5,0–7,5

Diazepam (mg) i.v./i.o.

Rektiole

0,7

2,5

1,5

5

2

5

3

5–10

4

10

6

10

8

10

10

10–15

Glukose 20% (ml) i.v./i.o.

(nur bei Hypoglykämie)

7

14

18

30

40

60

80

100

Theophyllin (mg) i.v./i.o.

15

35

50

75

100

150

200

250

Ringer-Laktat (ml) i.v./i.o.

ca. 20ml/kgKG o. NaCl 0,9%

20–60

150

200

300

400

600

750

1000

Paracetamol-supp. (mg)

125

250

250

500

500

1000

1000

S-Ketamin (mg) i.v./i.o.

Narkose

Schmerz

3,5

1

7

2

9

3

15

4

20

5

30

8

40

10

50

13

Notfallkarte Kinder

Alter

Neugeb.

6. Mon.

1 J.

3 J.

5 J.

8 J.

12 J.

15 J.

Gewicht (kg)

3,5

7

9

15

20

28

40

50

Größe (cm)

50

70

75

95

110

130

150

165

Normwerte

Herzfrequenz/min

140

120

110

105

105

95

95

80

Normwerte

RR (mmHg)

75/50

80/50

95/65

100/60

100/60

110/60

115/60

120/65

Normwerte

Atemfrequenz

40–50

30–40

20–30

16–20

14–16

Normwerte

Atemzugvolumen (ml)

20–35

40–100

150–200

300–400

400–500

Tubusgröße

∅ innen (mm)

∅ außen (Charr)

Länge (cm) oral

3,0

14

8–11

3,5

16

11–13

4,0

18

13

4,5–5,0

20–22

14–17

6,0

26

19

7,0

30

20

7,5

32

22

ungeblockt

geblockt

Defibrillationsenergie

Joule (4J/kgKG)

15

30

40

60

80

120

160

200

Herzdruckmassage

Druckpunkt

unteres Sternumdrittel

Sternummitte

Kompressionstiefe (cm)

1,5

1,5–2,5

2,5–4

ca. 5

Frequnz/min

120

100

Vorwort

Notfälle im Säuglings- und Kindesalter stellen mit ca. 5% der Ereignisse im bodengebundenen Notarztsystem (im Luftrettungsdienst sind es mit 12% deutlich mehr) relativ seltene Ereignisse dar, sodass kaum ein Notarzt eine ausreichende Routine in der Versorgung dieser Personengruppe vorweisen können wird. Fast 90% aller Notärzte beurteilen ihre bislang durchlaufene Ausbildung in diesem Bereich als unzureichend, mit der Folge, dass Kindernotfälle insbesondere durch die hohe emotionale Belastung sowohl für den Notarzt als auch für die Mitarbeiter des Rettungsdienstes die am meisten gefürchteten Einsätze sind. Ähnliches gilt für das Ambulanzpersonal von „Nicht-Kinderkliniken“, das aufgrund der nicht flächendeckenden Versorgung mit Kinderkliniken plötzlich dazu in der Lage sein muss, ein akut erkranktes Kind primär fachgerecht zu versorgen.Dieses Buch möchte einen Beitrag zur Reduktion der Unsicherheit im Umgang mit Kindernotfällen leisten, zu einer Optimierung der Notfallversorgung beitragen und im bewährten, kompakten Memorix-Kitteltaschenformat vor allem eins tun: dem Helfer einen Rückhalt und eine Sicherheit vermitteln, die es ihm ermöglicht, das Bestmögliche für seine kleinen Patienten zu tun!

Die 2. Auflage wurde gründlich überarbeitet und gemäß den aktuellen Leitlinien (ERC 2015) aktualisiert, korrigiert und ergänzt.

Möge das Buch wiederum gute Dienste all denjenigen leisten, für die es geschrieben wurde: den Rettern „aller Couleur“ und damit vor allem den kleinen Patienten!

Bammental im Juni 2018

Sönke Müller

Inhaltsverzeichnis

Memorix Kindernotfälle

Faustregel

Tubusgröße (> 1 Jahr) im mm

Gewichtsschätzung

Parkland-Formel für Kinder (Verbrennung)

Berechnung des Flüssigkeitsbedarfs anhand der 4-2-1-Formel

Medikamentendosierung

Notfallkarte Kinder Medikamente

Notfallkarte Kinder

Vorwort

Teil I Roter Teil: Notfallmaßnahmen

1 Allgemeine Notfallmaßnahmen

1.1 Das leblose Kind: Pathogenese Herzstillstand

1.2 BAP-Schema

1.2.1 Bewusstsein

1.2.2 Atmung

1.2.3 Puls

1.3 Bewusstsein

1.3.1 Beurteilung

1.3.2 Maßnahmen

1.4 Atmung

1.4.1 Beurteilung

1.4.2 Maßnahmen

1.4.3 Atemwege frei machen und frei halten

1.4.4 Vorgehen bei Verlegung der Atemwege durch Fremdkörper

1.4.5 Beatmung ohne Hilfsmittel

1.5 Puls (Kreislauf, Zirkulation)

1.5.1 Beurteilung

1.5.2 Maßnahmen

1.6 Herzdruckmassage

1.6.1 Allgemeines

1.6.2 Techniken

1.6.3 Komplikationen

1.7 Zusammenfassung der Basismaßnahmen

1.7.1 Vorgehen beim Auffinden eines regungslosen Kindes

1.7.2 Algorithmus der Basismaßnahmen

1.7.3 Algorithmus bei verfügbarem AED

1.8 Lagerung

1.8.1 Stabile Seitenlage

1.8.2 Spezielle Lagerungsarten

2 Erweiterte Notfallmaßnahmen

2.1 Blutstillung

2.1.1 Mögliche Maßnahmen

2.1.2 Druckverband bei arterieller Blutung

2.2 Venöser Zugang

2.2.1 Mögliche Zugänge

2.2.2 Nabelschnurvene beim Neugeborenen

2.2.3 Kanülen

2.2.4 Prinzipien

2.3 Intraossärer Zugang

2.3.1 Material

2.3.2 Punktionsstellen

2.3.3 Identifikation der Punktionsstellen

2.3.4 Technik

2.3.5 Komplikationen

2.3.6 Kontraindikationen für den intraossären Zugang

2.4 Endobronchiale Medikamentengabe

2.4.1 Inhalative/endobronchiale Gabe über Verneblermaske

2.5 Intranasale Medikamentenapplikation

2.6 Beatmung

2.6.1 Indikation

2.6.2 Beatmungsformen

2.6.3 Richtgrößen

2.6.4 Beatmung ohne Hilfsmittel

2.6.5 Freihalten der Atemwege mit Pharyngealtuben

2.6.6 Beatmung mit Hilfsmitteln

2.6.7 Supraglottische Atemwegshilfen (SGA)

2.6.8 Larynxtubus (LT)

2.6.9 Larynxmaske (LM)

2.6.10 Intubation

2.6.11 Die notfallmäßige Koniotomie

2.6.12 Trachealpunktion

2.6.13 Maschinelle Beatmung

2.6.14 PEEP

2.6.15 Nichtinvasive Beatmung (NIV)

2.6.16 Beurteilung der Beatmungsqualität

2.7 Notfallmonitoring

2.7.1 Monitor-EKG

2.7.2 12-Kanal-EKG

2.7.3 Pulsoxymetrie

2.7.4 CO-Pulsoxymeter: Nichtinvasive Kohlenmonoxidmessung im Blut – (%SpCO)

2.7.5 Kapnometrie und Kapnografie

2.8 Elektrische Stimulation

2.8.1 Manuelle Defibrillation

2.8.2 Automatisierte externe Defibrillatoren (AED-Geräte)

2.9 Medikamente bei der Reanimation

2.10 Zusammenfassung der erweiterten Maßnahmen

2.10.1 Algorithmus für das Auffinden eines regungslosen Kindes

2.10.2 Zeitschiene der erweiterten Maßnahmen

2.11 ROSC und Postreanimationsbehandlung

2.11.1 Myokardiale Dysfunktion

2.11.2 PaO2- und PaCO2-Zielwerte

2.11.3 Kontrolle und Management der Köpertemperatur

2.11.4 Blutzuckerkontrolle

2.12 Sedierung – Analgesie – Narkose

2.12.1 Sedierung

2.12.2 Analgesie

2.12.3 Analgosedierung

2.12.4 Narkose

2.13 Geburt

2.13.1 Schwangerschaft

2.13.2 Normale Geburt

2.14 Erstversorgung des Neugeborenen

2.14.1 Frühgeburt

2.14.2 Grundlagen der Versorgung eines Neugeborenen

2.14.3 Reanimation des Neugeborenen – Newborn Life Support

Teil II Roter Teil: Notfälle

3 Vom Symptom zur Diagnose

3.1 Apnoeanfall

3.1.1 Symptome, Kennzeichen

3.1.2 Ursachen, mögliche Diagnosen

3.2 Atemnot

3.2.1 Symptome, Kennzeichen

3.2.2 Ursachen, mögliche Diagnosen

3.3 Bauchschmerz

3.3.1 Symptome, Kennzeichen

3.3.2 Ursachen, mögliche Diagnosen

3.4 Bewusstlosigkeit

3.4.1 Symptome, Kennzeichen

3.4.2 Ursachen, mögliche Diagnosen

3.4.3 Vorgehen

3.5 Bronchospasmus

3.5.1 Symptome, Kennzeichen

3.5.2 Ursachen, mögliche Diagnosen

3.6 Brustschmerz

3.6.1 Symptome, Kennzeichen

3.6.2 Ursachen, mögliche Diagnosen

3.7 Dehydratation

3.8 Diarrhö

3.8.1 Symptome, Kennzeichen

3.8.2 Ursachen, mögliche Diagnosen

3.9 Erbrechen/Übelkeit

3.9.1 Symptome, Kennzeichen

3.9.2 Ursachen, mögliche Diagnosen

3.9.3 Vorgehen

3.10 Fieber

3.10.1 Symptome, Kennzeichen

3.10.2 Ursachen, mögliche Diagnosen

3.11 Harnverhalt

3.11.1 Symptome, Kennzeichen

3.11.2 Ursachen, mögliche Diagnosen

3.11.3 Vorgehen

3.12 Hautausschlag, generalisierter

3.12.1 Symptome, Kennzeichen

3.12.2 Ursachen, mögliche Diagnosen

3.12.3 Vorgehen

3.13 Husten

3.13.1 Symptome, Kennzeichen

3.13.2 Ursachen, mögliche Diagnosen

3.13.3 Vorgehen

3.14 Kopfschmerzen

3.14.1 Symptome, Kennzeichen

3.14.2 Ursachen, mögliche Diagnosen

3.14.3 Vorgehen

3.15 Obstipation

3.15.1 Symptome, Kennzeichen

3.15.2 Ursachen, mögliche Diagnosen

3.15.3 Vorgehen

3.16 Schreien („Dauerschreien“)

3.16.1 Symptome, Kennzeichen

3.16.2 Ursachen, mögliche Diagnosen

3.17 Stridor

3.17.1 Symptome, Kennzeichen

3.17.2 Ursachen, mögliche Diagnosen

3.18 Zyanose

3.18.1 Symptome, Kennzeichen

3.18.2 Ursachen, mögliche Diagnosen

4 Notfälle in alphabetischer Reihenfolge

4.1 Akutes Abdomen

4.1.1 Definition, Symptome und Ursachen

4.1.2 Therapeutische Maßnahmen

4.2 Amputationsverletzung

4.2.1 Definition

4.2.2 Symptome

4.2.3 Therapeutische Maßnahmen

4.3 Anaphylaxie (anaphylaktischer Schock)

4.3.1 Definition

4.3.2 Ursachen

4.3.3 Stadieneinteilung

4.3.4 Therapeutische Maßnahmen

4.3.5 Medikamentöse Maßnahmen

4.3.6 Reanimation bei anaphylaktischem Schock (Stadium IV mit Herz-Kreislauf-Stillstand)

4.4 Akute Atemnot

4.4.1 Symptome einer Dyspnoe

4.4.2 Krankheitsbilder

4.4.3 Erstmaßnahmen

4.4.4 Aspiration (Fremdkörperverlegung der Atemwege)

4.4.5 Asthma bronchiale

4.4.6 Kruppsyndrom und Epiglottitis

4.4.7 Epiglottitis

4.4.8 Bronchiolitis

4.5 Augenverletzungen

4.5.1 Definition, Ursachen und Symptome

4.5.2 Therapeutische Maßnahmen

4.6 Diabetes mellitus

4.6.1 Hyperglykämie (Erstmanifestation des Diabetes, Insulinfehler, Infekt)

4.6.2 Hypoglykämie (Insulinüberdosierung, Ernährungsfehler, ungewohnte körperliche Belastung)

4.6.3 Glukagon

4.7 Elektrounfall

4.7.1 Definition

4.7.2 Symptome

4.7.3 Therapeutische Maßnahmen

4.8 Ertrinkungsunfall (Beinahe-Ertrinken)

4.8.1 Pathophysiologie

4.8.2 Symptome

4.8.3 Therapeutische Maßnahmen

4.9 Exsikkose (Dehydratation)

4.9.1 Symptome bei (mittel-)schwerer Dehydratation

4.9.2 Therapeutische Maßnahmen

4.9.3 Orale Rehydratation

4.10 Extremitätenfrakturen

4.10.1 Symptome

4.10.2 Therapeutische Maßnahmen

4.11 Fremdkörper

4.11.1 Nase

4.11.2 Ohr

4.11.3 Atemwege

4.12 Herz-Kreislauf-Stillstand

4.13 Herzrhythmusstörungen

4.13.1 Allgemeines

4.13.2 Tachykarde Herzrhythmusstörungen

4.13.3 Bradykarde Herzrhythmusstörungen

4.14 Hitzeschäden

4.14.1 Definition

4.14.2 Symptome

4.14.3 Therapeutische Maßnahmen bei Hitzeschäden

4.15 Hodentorsion

4.15.1 Symptome

4.15.2 Therapeutische Maßnahmen

4.16 Hyperventilationstetanie (Hyperventilationssyndrom)

4.16.1 Definition und Ursachen

4.16.2 Symptome

4.16.3 Therapeutische Maßnahmen

4.17 Krampfanfall

4.17.1 Symptome

4.17.2 Therapeutische Maßnahmen

4.18 Meningitis

4.18.1 Definition

4.18.2 Pathophysiologie

4.18.3 Symptome

4.18.4 Therapeutische Maßnahmen

4.19 Plötzlicher Kindstod

4.19.1 Definition

4.19.2 Ursachen und Risikofaktoren

4.19.3 Symptome

4.19.4 Therapeutische Maßnahmen

4.19.5 Besonderheiten notärztlichen Verhaltens beim Kindstod

4.20 Psychiatrische Notfälle

4.20.1 Delir/akute Verwirrung

4.20.2 Halluzinationen

4.20.3 Suizidhandlungen

4.20.4 Selbstbeschädigung/Selbstverletzendes Verhalten

4.20.5 Aggression, Gewalttätigkeit

4.20.6 Anorexia nervosa („Pubertätsmagersucht“)

4.21 Schock

4.21.1 Definition

4.21.2 Ursachen

4.21.3 Symptome

4.21.4 Therapeutische Maßnahmen

4.22 Traumatologische Notfälle

4.22.1 Abdominaltrauma

4.22.2 Polytrauma

4.22.3 Schädel-Hirn-Trauma

4.22.4 Thoraxtrauma

4.22.5 Wirbelsäulentrauma

4.23 Unterkühlung

4.23.1 Symptome

4.23.2 Therapeutische Maßnahmen

4.24 Verbrennungen und Verbrühungen

4.24.1 Häufigkeit und Ursachen

4.24.2 Ausmaß und Schweregrad

4.24.3 Therapeutische Maßnahmen

4.25 Vergiftungen

4.25.1 Diagnostik

4.25.2 Informations- und Behandlungszentren für Vergiftungen

4.25.3 Sofortmaßnahmen zur Entgiftung

4.25.4 Atoxische oder gering toxische Substanzen

4.25.5 Spezielle Vergiftungen

4.25.6 One pill can kill

4.25.7 Intoxikation mit Pflanzen

4.26 Zahnschäden

5 Notfälle beim vorerkrankten Kind

5.1 Herzfehler/Herzerkrankungen

5.1.1 Herzfehler mit Shunt

5.1.2 Shuntthrombose

5.1.3 Klappenstenosen

5.1.4 Klappeninsuffizienz

5.1.5 Transposition der großen Arterien

5.1.6 Fallot-Tetralogie

5.1.7 Fontan-Zirkulation

5.1.8 Trisomie 21, Down-Syndrom

5.1.9 Kawasaki-Syndrom

5.2 Weitere Erkrankungen

5.2.1 Blutungsstörungen – Hämophilie (Bluterkrankheit)

5.2.2 Sichelzellkrankheit

5.2.3 Malaria

5.2.4 Mukoviszidose (zystische Fibrose)

5.2.5 ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung)

5.3 Syndrome mit Intubationsschwierigkeiten

5.4 Tracheostoma

5.5 Shuntverschluss (ventrikuloperitoneal)

6 Besonderheiten

6.1 Recht und Patientensicherheit

6.1.1 Rechtsprechung

6.1.2 Aufklärung/Einwilligung/Schweigepflicht

6.1.3 Sicherheitskultur im Notarztdienst

6.1.4 Vorgehen nach einem Fehler

6.2 Kindesmisshandlung/Sexueller Missbrauch

6.2.1 Definition

6.2.2 Misshandlung

6.2.3 Sexueller Missbrauch

6.2.4 Vernachlässigung

6.2.5 Kindstötung

6.3 Sekundärtransport

6.3.1 Facharztstandard

6.3.2 Fahrzeuge

6.3.3 Notärztliche Gesichtspunkte

Teil III Roter Teil: Notfallmedikamente

7 A

7.1 Adenosin

7.2 Adrenalin

7.2.1 Dosierung

7.3 Aktivkohle

7.4 Amiodaron

7.5 Atropin

8 B

8.1 Beclometason

8.2 Biperiden

8.3 Butylscopolaminiumbromid

9 C

9.1 Cimetidin

9.2 Clemastin

9.3 Clonazepam

10 D

10.1 Dexamethason

10.2 Diazepam

10.3 Dimenhydrinat

10.4 Dimeticon

10.5 Dimetinden

11 E

11.1 Epinephrin-Autoinjektor

11.2 Epinephrin-Spray

11.3 Etomidat

12 F

12.1 Fenoterol

12.2 Fentanyl

12.3 Flumazenil

12.4 Furosemid

13 G

13.1 Glukose 5% - 40%

14 H

14.1 Hydroxocobalamin

15 I

15.1 Ipratropiumbromid

16 K

16.1 S-Ketamin

16.2 Kohle, medizinische

17 L

17.1 Lorazepam

18 M

18.1 Magnesium

18.2 Metamizol

18.3 Methylprednisolon

18.4 Midazolam

18.5 Morphin

19 N

19.1 Naloxon

20 P

20.1 Paracetamol

20.2 Phenobarbital

20.3 Piritramid

20.4 Prednisolon

20.5 Prednison

20.6 Propofol

21 R

21.1 Rocuronium

22 S

22.1 Salbutamol

22.2 Succinylcholin (Suxamethoniumchlorid)

22.3 Sufentanil

23 T

23.1 Theophyllin

23.2 Thiopental

24 U

24.1 Urapidil

25 Infusionslösungen

25.1 Elektrolytlösungen

25.2 Humanalbumin

25.3 Anwendung in der Praxis

Teil IV Roter Teil: Anhang

26 Literatur

27 Glossar

Anschriften

Sachverzeichnis

Impressum

Teil I Roter Teil: Notfallmaßnahmen

1 Allgemeine Notfallmaßnahmen

2 Erweiterte Notfallmaßnahmen

1 Allgemeine Notfallmaßnahmen

Allgemeine Notfallmaßnahmen wird jeder geschulte Ersthelfer und erst recht jeder Mitarbeiter des Rettungsdienstes durchführen können (und sollen), erweiterte Notfallmaßnahmen werden besondere Kenntnisse, Medikamente und meist auch besondere Hilfsmittel erfordern.

1.1 Das leblose Kind: Pathogenese Herzstillstand

Im Gegensatz zum Herzstillstand beim Erwachsenen, der meist eine direkte kardiale Ursache hat, ist der primäre Herzstillstand beim Kind äußerst selten. Häufigste Ursache sind Atemstörungen ▶ Abb. 1.1.

Pathogenese Herzstillstand.

Abb. 1.1

1.2 BAP-Schema

1.2.1 Bewusstsein

→ s. ▶ Bewusstsein, ▶ Tab. 1.1

Tab. 1.1

 Bewusstsein.

Kind < 1 Jahr

Kind > 1 Jahr

Bewusstseinslage prüfen

laut ansprechen

leicht an der Schulter rütteln

wenn bewusstlos: um Hilfe rufen

1.2.2 Atmung

→ s. ▶ Atmung

Tab. 1.2

 Atmung.

Kind < 1 Jahr

Kind > 1 Jahr

Atmung überprüfen

sehen, hören, fühlen (nicht länger als insgesamt 10s)

bei normaler Atmung Seitenlage, Atmung überwachen

1.2.3 Puls

→ s. ▶ Puls (Kreislauf, Zirkulation)

Tab. 1.3

 Puls.

Kind < 1 Jahr

Kind > 1 Jahr

Brachialispuls tasten, ggf. Herzspitzenstoß tasten

Suche nach Kreislaufzeichen

normale Atmung, Husten oder Bewegungen (nicht länger als insgesamt 10s)

Karotispuls tasten

1.3 Bewusstsein

1.3.1 Beurteilung

Tab. 1.4

 Beurteilung.

Kind < 1 Jahr

Kind > 1 Jahr

Bewusstseinslage prüfen

laut ansprechen

leicht an der Schulter rütteln

wenn bewusstlos: um Hilfe rufen

1.3.2 Maßnahmen

Für Kindernotfälle gilt in Bezug auf die Durchführung des Notrufs in aller Regel das Motto „Call fast“ anstelle des „Call first“ beim Erwachsenen:

Call fast: lebensrettende Sofortmaßnahmen – insbesondere Freimachen der Atemwege und Beatmung ohne Verzögerung beginnen

Hilfe rufen, wenn möglich, ohne das Kind zu verlassen

falls alleine, erst nach einem initialen Reanimationsversuch von z.B. 2 Minuten das Kind zwecks Notruf verlassen (da zumeist Atemstörung die Ursache)

Call first: Nach Feststellung der vitalen Bedrohung zunächst für Notruf sorgen, dazu ggf. auch den Patienten verlassen, erst dann Beginn der Reanimation (da zumeist kardiale Ursache → raschester Defieinsatz)

1.4 Atmung

1.4.1 Beurteilung

Tab. 1.5

 Beurteilung.

Kind < 1 Jahr

Kind > 1 Jahr

Atmung überprüfen

sehen, hören, fühlen (nicht länger als insgesamt 10 s)

bei normaler Atmung Seitenlage, Atmung überwachen

1.4.2 Maßnahmen

Atmung vorhanden

▶ Atemwege frei halten

▶ stabile Seitenlage oder ▶ Bauchlage (Säugling)

Atmung nicht vorhanden

▶ Atemwege frei machen

▶ 5 Beatmungen

1.4.3 Atemwege frei machen und frei halten

Mund öffnen und sichtbare Obstruktion beseitigen, kein blindes Auswischen mit dem Finger

Kopf positionieren ▶ Abb. 1.2

Säugling: Neutralstellung, ggf. durch Unterpolsterung der Schultern stabilisieren

Kind: Überstrecken und Kinn anheben

Atemwege frei machen.

Abb. 1.2

Abb. 1.2a Beim Säugling.

Abb. 1.2b Beim Kind.

wenn immer noch keine Öffnung der Atemwege → Esmarch-Handgriff▶ Abb. 1.3 (Vorziehen des Unterkiefers und Öffnen des Mundes beim Bewusstlosen)

Kopf des Kindes von hinten so umfassen, dass mit den Fingern die Unterkieferwinkel auf beiden Seiten und mit dem Daumen das Kinn umschlossen werden

mit den Fingern – durch Druck auf die Unterkieferknochen – den Unterkiefer nach vorne schieben, die Daumen öffnen dabei den Mund

mit der einen Hand diese Stellung fixieren, mit der anderen Hand z.B. sichtbare Fremdkörper entfernen

Esmarch-Handgriff.

Abb. 1.3

1.4.4 Vorgehen bei Verlegung der Atemwege durch Fremdkörper

Inkomplette Verlegung der Atemwege.

Abb. 1.4

Kompette Verlegung der Atemwege.

Abb. 1.5

1.4.5 Beatmung ohne Hilfsmittel

Säugling ▶ Abb. 1.6:

Kopf neutral lagern, Kinn nur leicht anheben ( ▶ Abb. 1.6a)

„Schnüffelstellung“: Nase bleibt höchster Punkt

Mund-zu-Mund-und-Nase-Beatmung, evtl. auch Mund-zu-Mund-Beatmung ( ▶ Abb. 1.6b)

Inspiration über 1–1,5s

auf Thoraxbewegungen achten

5 Atemspenden durchführen

Mund-zu-Mund-und-Nase Beatmung beim Säugling.

Abb. 1.6

Kind ▶ Abb. 1.7:

leichte Kopfüberstreckung und Anhebung des Kinns ( ▶ Abb. 1.7a)

Mund-zu-Mund-Beatmung ( ▶ Abb. 1.7b)

evtl. auch Mund-zu-Nase-Beatmung

Inspiration über 1–1,5s

auf Thoraxbewegungen achten

5 Atemspenden durchführen

Mund-zu-Mund-und-Nase-Beatmung beim Kind.

Abb. 1.7

1.5 Puls (Kreislauf, Zirkulation)

1.5.1 Beurteilung

Kreislaufzeichen ( ▶ Abb. 1.8)

zentraler Puls?

Säugling: Brachialispuls oder Herzspitzenstoß

Kind: Karotispuls

Vitalzeichen

Husten

Atemaktivität

Bewegungen

Kreislaufzeichen.

Abb. 1.8

1.5.2 Maßnahmen

Puls vorhanden ( ▶ Abb. 1.9, ▶ Tab. 4.33)

mit Beatmung beginnen

kein Puls oder Puls < 60/min und keine Kreislaufzeichen

mit CPR beginnen

falls AED vorhanden, ▶ AED einsetzen

Wiederbelebung.

Abb. 1.9

1.6 Herzdruckmassage

1.6.1 Allgemeines

Die Herzdruckmassage ▶ Abb. 1.10 ist nach den heutigen Richtlinien die wichtigste Basismaßnahme bei der kardiopulmonalen Reanimation (CPR). Sie soll unverzüglich und mit möglichst wenigen Unterbrechungen (z.B. bei Atemspende) durchgeführt werden.

Bei der Erwachsenenreanimation durch Laien kann sowohl nach den Leitlinien des ERC als auch nach den Leitlinien der AHA sogar auf die Beatmung zugunsten einer kontinuierlichen Herzdruckmassage verzichtet werden. Auf die Kinderreanimation ist diese Empfehlung aber nur bedingt übertragbar, da die meisten Kreislaufstillstände bei Kindern durch Atemstörungen ausgelöst werden ▶ Tab. 1.6.

Ziel der Herzdruckmassage ist die Aufrechterhaltung eines minimalen Kreislaufs und somit eine Versorgung der lebenswichtigen Organe mit Sauerstoff.

Indikation

Kreislaufstillstand, unabhängig von dessen Genese.

Prinzip

Für den bei der Herzmassage erzeugten Blutfluss werden 2 Mechanismen als bedeutend angesehen:

Kompression des Herzens zwischen Brustbein und Wirbelsäule

Erzeugung intrathorakaler Druckschwankungen, die zu einer Blutzirkulation führen

Möglicherweise sind beide Mechanismen während einer Herzdruckmassage in wechselnder Weise von Bedeutung.

1.6.2 Techniken

Herzdruckmassage.

Abb. 1.10

Tab. 1.6

 Unterschiede der Herzdruckmassage je nach Lebensalter.

Herzdruckmassage

Neugeborenes

Säugling

Kind > 1 Jahr

Jugendlicher ab Pubertät

Druckpunkt

Sternummitte

unteres Sternumdrittel

Technik

2-Daumen-Technik

2-Daumen-/2-Finger-Technik

Handballen (Ein- oder Zweihand-Technik)

Handballen (Zweihand-Technik)

Kompressionstiefe

2–3cm

ca. 4cm

ca. 5cm

ca. 5cm

Frequenz

100–120/min

Kompression: Beatmung

3 : 1

15 : 2 (nicht trainierte Helfer: 30 : 2)

30 : 2

1.6.3 Komplikationen

Rippen-Sternum-Fraktur

Hämatothorax, Pneumothorax

Leber-/Milz-Ruptur

sonstige innere Verletzungen

Vorsicht

Eine nicht indizierte – korrekt durchgeführte – Herzdruckmassage schädigt ein Kind wahrscheinlich nicht! „Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig reanimiert“!

1.7 Zusammenfassung der Basismaßnahmen

Das Vorgehen für erweiterte lebensrettende Maßnahmen ist in ▶ Zusammenfassung der erweiterten Maßnahmen dargestellt.

1.7.1 Vorgehen beim Auffinden eines regungslosen Kindes

Tab. 1.7

 Basismaßnahmen zur Reanimation.

Auffinden eines regungslosen Kindes

Eigenschutz/-sicherung beachten

Kind < 1 Jahr

Kind > 1 Jahr

Bewusstseinslageprüfen

laut ansprechen

leicht an der Schulter rütteln

wenn bewusstlos: um Hilfe rufen

Atemwegefrei machen

Kopf leicht überstrecken

Kinn anheben

falls möglich, Notruf absetzen lassen

Atmung überprüfen

sehen, hören, fühlen (nicht länger als insgesamt 10s)

bei normaler Atmung Seitenlage, Atmung überwachen

Mund-zu-Mund- und Nase-Beatmung

bei fehlender Atmung: 5 × beatmen

falls der Brustkorb sich nicht hebt, Atemwege erneut frei machen

bis zu 5 Beatmungsversuche, falls weiter erfolglos → Maßnahmen zum Freimachen der Atemwege

Mund-zu-Mund-Beatmung

Brachialispuls tasten

Suche nach Kreislaufzeichen

normale Atmung, Husten oder Bewegungen (nicht länger als insgesamt 10s)

Karotispuls tasten

2 Finger auf unteres Sternumdrittel, ⅓ Thoraxtiefe komprimieren, Frequenz 100/min 15 : 2 (Laien: 30 : 2)

falls keine Kreislaufzeichen: 15 Thoraxkompressionen

CPR fortsetzen

nach 1min, falls bisher noch nicht geschehen, Notruf absetzen

Handballen einer Hand auf unteres Sternumdrittel, ⅓ Thoraxtiefe komprimieren, Frequenz 100/min 15 : 2 (Laien: 30 : 2)

1.7.2 Algorithmus der Basismaßnahmen

Vorgehen beim Auffinden eines regungslosen Kindes.

Abb. 1.11

(® German Resuscitation Council und Austrian Resuscitation Council 2015. Maconochie, I., Bingham, R., Eich, C. et al. Notfall Rettungsmed 2015; 18: 932. | 3rdparty)

1.7.3 Algorithmus bei verfügbarem AED

AED-Indikation nach Alter

Säugling

AED nicht empfohlen → manuelle Defibrillation ▶ Abb. 1.12

Einsatz von AED ist aber vertretbar wenn keine andere Option vorhanden ist

Kind 1–8 Jahre ▶ Abb. 1.13

AED mit regelbarer Energie von 4J/kg KG bzw.

AED mit Verwendung pädiatrischer Klebeelektroden (diese schwächen die abgegebene Energie auf 50–75W ab)

wenn kein entsprechender Defi vorhanden → AED für Erwachsene

Kind > 8 Jahre

AED für Erwachsene

Kennzeichnung eines Defibrillators.

Abb. 1.12

Algorithmus Auffinden regungsloses Kind mit AED.

Abb. 1.13

(® German Resuscitation Council und Austrian Resuscitation Council 2015. Maconochie, I., Bingham, R., Eich, C. et al. Notfall Rettungsmed 2015; 18: 932 | 3rdparty)

1.8 Lagerung

Die Durchführung einer adäquaten – d.h. einer der Notfallsituation angepassten Lagerung – ist als eine grundlegende Sofortmaßnahme von großer Bedeutung, die den Verlauf der Notfallsituation entscheidend beeinflussen kann.

1.8.1 Stabile Seitenlage

Jeder bewusstlose, spontan atmende Patient muss so gelagert werden, dass eine Aspiration verhindert wird. Klassischerweise bietet sich dazu die stabile Seitenlage an, bei Kindern < 2 Jahren erfüllt die Bauchlage denselben Zweck ▶ Abb. 1.14. Ist eine stabile Seitenlage, z.B. aus räumlichen Gründen, nicht möglich, muss das Kind von einem Helfer in der entsprechenden Position gehalten werden.

Kinder über 2 Jahre

neben dem bewusstlosen Kind auf die Seite knien, zu der es gedreht werden soll

den auf Ihrer Seite befindlichen Arm des Kindes angewinkelt nach oben legen (Handfläche nach oben)

den anderen Arm über den Brustkorb ziehen und die Hand des Kindes auf dessen Wange legen. Hand nicht loslassen!

das auf der Gegenseite befindliche Bein im Kniegelenk beugen und dadurch aufstellen

das Kind am Oberschenkel des angewinkelten Beins fassen und ihn zu sich herüberziehen

den Kopf des Kindes überstrecken, erneut überprüfen, ob Atmung und Puls vorhanden sind!

Ist eine stabile Seitenlage., z.B. aus räumlichen Gründen, nicht möglich, muss das Kind von einem Helfer in der entsprechenden Position gehalten werden.

Vorsicht

Das Ziel der Seitenlage ist es, dass Erbrochenes, Blut oder Schleim nach außen abfließen können, ohne dass es zu einer Aspiration kommt.

Stabile Seitenlage.

Abb. 1.14

Kinder unter 2 Jahren

Bauchlage

Kopf zur Seite drehen

Mund ggf. öffnen

1.8.2 Spezielle Lagerungsarten

Tab. 1.8

 Lagerung bei Atemstörungen.

Erkrankung

Lagerungsart

Atemnot (z.B. Asthma bronchiale, Pseudokruppanfall)

Oberkörper hoch

Thoraxtrauma

Oberkörper erhöht, Lagerung möglichst auf die verletzte Seite

Tab. 1.9

 Lagerung bei Herz-Kreislauf-Störungen (nur beim nicht bewusstlosen Kind!).

Erkrankung

Lagerungsart

Lungenödem, Herzinsuffizienz

Oberkörper erhöht

Volumenmangelschock, anaphylaktischer Schock

Hochlagerung der Beine, Autotransfusion, ggf. Kopftieflagerung in Rücken- oder Bauchlage

Tab. 1.10

 Lagerung bei Traumata (nur beim nicht bewusstlosen Kind!).

Art der Verletzung

Lagerungsart

Schädel-Hirn-Trauma

Oberkörper leicht erhöht, Kopf in Mittelstellung, Ziel: Herabsetzung des Hirndrucks

Thoraxtrauma

Oberkörper erhöht, ggf. Lagerung auf die verletzte Seite, dadurch bessere Belüftung des unverletzten Lungenflügels

Wirbelsäulentrauma

zunächst Belassen in der vorgefundenen Lage, Umlagerung möglichst nur mit 4–5 Helfern, evtl. Schaufeltrage

Flachlagerung auf vorgeformter Vakuummatratze oder harter Unterlage

Abdominaltrauma

Rückenlage mit angezogenen Knien (Knierolle) und Kopfpolster zur Entspannung der Bauchdecke

Tab. 1.11

 Lagerung bei gynäkologischen Notfällen/Schwangerschaft/Geburt.

Erkrankung

Lagerungsart

vaginale Blutung (z.B. Abort, Tumor)

Kopftieflagerung, evtl. kombiniert mit Fritsche-Lagerung: Beine gestreckt übereinanderschlagen → Blut sammelt sich zwischen den Oberschenkeln → Stärke der Blutung kann besser beurteilt werden.

V.-cava-Kompressionssyndrom

Lagerung auf die linke Seite.

EPH-Gestose

Oberkörper hoch, evtl. linke Seite.

bevorstehende Geburt

Flachlagerung oder Lagerung nach Wunsch der Schwangeren, evtl. linke Seite

Nabelschnurvorfall, Beckenendlage, Placenta praevia

Kopftieflagerung

Notgeburt

Oberkörper hoch, Beine angezogen

2 Erweiterte Notfallmaßnahmen

2.1 Blutstillung

2.1.1 Mögliche Maßnahmen

Zur Vermeidung eines Volumenmangelschocks müssen bei entsprechenden Verletzungen baldmöglichst Maßnahmen zur Blutstillung ergriffen werden ▶ Tab. 2.1.

Tab. 2.1

 Maßnahmen zur Blutstillung.

Art der Verletzung

Maßnahme

oberflächliche, leicht blutende Wunde

einfacher Schutzverband

stärkere venöse Blutung

Hochlagerung der betroffenen Extremität

arterielle Blutung

Druckverband, Abdrücken

Vorsicht

Grundsätzlich kann versucht werden, jede Blutung durch direkte manuelle Kompression (Dauer mindestens 3–5min oder besser bis zur definitiven Versorgung, z.B. durch einen 2. Helfer) zu verringern oder zu stoppen.

2.1.2 Druckverband bei arterieller Blutung

Bei Kindern ist eine arterielle Blutung schnell fatal → Blutung sofort stoppen (direkt abdrücken mit Kompressen in Wunde) ▶ Abb. 2.1

darauf ein Druckpolster, z.B. ein nicht abgewickeltes Verbandspäckchen, legen und mit einer weiteren Mullbinde unter Druck anwickeln

blutet die Wunde weiter, auf den 1. Druckverband einen 2. Druckverband mit stärkerem Zug aufwickeln

als effektiver Druckverband lässt sich auch eine Blutdruckmanschette verwenden, vorteilhaft dabei ist die Variationsmöglichkeit der Druckverhältnisse

Vorsicht

Ein einmal angelegter Druckverband sollte normalerweise am Unfallort nicht mehr entfernt werden!

Druckverband.

Abb. 2.1

2.2 Venöser Zugang

Der venöse Zugang ist bei Notfällen im Säuglings- und Kindesalter aufgrund der im Vergleich zum Erwachsenen schwierigeren anatomischen Verhältnisse nicht immer einfach zu legen.

Deshalb stellt der intraossäre Zugang eine etablierte im Zweifelsfall zeitnah anzudenkende Alternative dar.

2.2.1 Mögliche Zugänge

Neben den auch beim Erwachsenen verwendeten Zugangswegen (Ellenbeuge, Handrücken, Handgelenk, V. jugularis externa) kommen beim Säugling noch die Vv. capitis, beim Kleinkind die volaren Handgelenke, Venen am Fußrücken und vor dem Innenknöchel hinzu ▶ Abb. 2.2.

Zentralvenöse Punktionen gelingen bei kleinen Kindern selbst erfahrenen Ärzten nur zu 80% und gehen in 0,7–23% der Fälle mit teils tödlichen Komplikationen einher. Sie sollten möglichst unter Ultraschallkontrolle – folglich ausschließlich in der Klinik – durchgeführt werden.

Möglichkeiten eines venösen Zugangs.

Abb. 2.2

(Müller S. Memorix Notfallmedizin. 10., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Thieme; 2017)

Abb. 2.2 Geeignete Venen für den venösen Zugang.

2.2.2 Nabelschnurvene beim Neugeborenen

Die Gabe von Medikamenten ist bei der Reanimation eines Neugeborenen nur sehr selten erforderlich. Dann aber sollten die notwendigen Medikamente idealerweise über einen Nabelvenenkatheter gegeben werden ▶ Abb. 2.3.

Nabelschnur mit zwei Arterien und einer Vene.

Abb. 2.3

(Secchi A, Ziegenfuß T. Checkliste Notfallmedizin. 4. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2009)

2.2.3 Kanülen

Zur Punktion der Venen werden dünne Plastikverweilkanülen (Braunülen, Vygonülen) verwendet. Stahlkanülen (Butterfly) dislozieren bei sich bewegenden Kindern leicht, sie sollten im Rettungsdienst deshalb möglichst nicht verwendet werden, ▶ Tab. 2.2.

Tab. 2.2

 Plastikverweilkanülen.

Farbe

Größe [Gauge]

Außendurchmesser [mm]

Durchfluss [ml/min]

Wässrige Lösung

Blut

lila

26

0,6

13

8

gelb

24

0,7

20

13

blau

22

0,9

31

18

rosa

20

1,1

54

31

2.2.4 Prinzipien

Folgende Grundsätze sind beim Legen venöser Zugänge bei Säuglingen und Kleinkindern zu beachten, ▶ Abb. 2.4:

Zur Stauung der Venen eignet sich eine Kinderblutdruckmanschette besser als ein Stauschlauch (wird oft zu fest angezogen, dadurch bleiben die Venen unsichtbar) – auf einen Wert knapp unter den systolischen Druck aufpumpen.

Venen kommen besser zur Darstellung, wenn man den Kinderarm wiederholt drückt.

In der Ellenbeuge gibt es zahlreiche anatomische Varianten, deshalb nach der Punktion auf die Farbe des Blutes und Pulsationen achten, damit nicht versehentlich arterielle Zugangswege gelegt werden. Läuft die Infusionslösung frei ein, handelt es sich ziemlich sicher um einen Venenzugang, bei arterieller Punktion steigt Blut pulsierend auf.

Der Blutrückfluss in die Kanüle kann bei Kindern relativ lange dauern. Manchmal muss die Kanüle sogar erst 1–2cm in die Vene vorgeschoben werden, damit der Rückfluss sichtbar wird. Deshalb abwarten! Nicht jeder fehlende Rückfluss ist eine Fehlpunktion!

Im Gegensatz zum großzügigen „Laufenlassen“ beim Erwachsenen muss die Volumensubstitution beim Kind gezielt und streng kontrolliert durchgeführt werden. Als Infusionslösung sollten vorzugsweise Vollelektrolytlösungen (Ringer-Laktat) verwendet werden.

Vorsicht

Die Infusionsmenge liegt bei Schockzeichen bei 20ml/kg KG. Wird eine Infusion nur zum Offenhalten des venösen Zugangs und als Trägersubstanz für Medikamente benötigt, sollte sie möglichst langsam tropfen (< 1Tr./s). Kleine Kinder tolerieren weder einen Volumenmangel noch eine Überinfusion.

Legen eines venösen Zugangs.

Abb. 2.4

Abb. 2.4a Punktion der Vena saphena.

Abb. 2.4b Punktion der Handrückenvenen.

2.3 Intraossärer Zugang

Wenn bei einem Kind der dringend benötigte intravenöse Zugang spätestens auch nach dreimaligem Versuch nicht gelingt (max. 90–120s), ist die Applikation von Medikamenten und Volumen über das Knochenmark die erste Alternative.

Vorsicht

Aufgrund der reichen Gefäßversorgung sind intraossäre Injektion, Infusion und Blutabnahme (Kreuzblut!) der intravenösen absolut vergleichbar.

2.3.1 Material

Es existieren verschiedene intraossäre Punktionsverfahren, von der „klassischen“ manuellen Punktion mit der Cook-Nadel bis hin zu automatischen Punktionsverfahren mit halb- oder vollautomatischen Systemen, ▶ Abb. 2.5. Grundsätzlich benötigt werden:

intraossäre Punktionsnadel/Bohrsysteme, ▶ Tab. 2.3

Spritze, 5ml und 10ml, Aufziehkanülen

sterile Kompressen

Dreiwegehahn

Lokalanästhetikum (z.B. Mepivacain 1% oder Lidocain 1%)

NaCl 0,9% 10ml

Fixierbinde, Pflasterrolle

Material für manuelle oder automatische Punktionsverfahren.

Abb. 2.5

Abb. 2.5a Nadeln für intraossären Zugang.

(Müller S. Memorix Notfallmedizin. 10., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Thieme; 2017)

Abb. 2.5b Bone Injection Gun System.

(Müller S. Memorix Notfallmedizin. 10., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Thieme; 2017)

Tab. 2.3

Intraossäre Punktionsverfahren (Auswahl).

Hersteller

Beschreibung

Größe

Manuelles Punktionsverfahren

Cook-Nadel (Cook Critical Care, Bloomington, IN, USA)

Stahlkanüle mit Handknauf, wird in Knochen gedreht/gedrückt, Dickmann-Modifikation mit seitlichen Löchern am distalen Kanülenende

16 G Kinder

15,5 G Erwachsene

Halbautomatisches Punktionsverfahren

EZ-IO (Vidacare, San Antonio, Texas, USA)

Stahlkanüle, wird über eine batteriebetriebene Bohrmaschine eingebracht

15 G Kinder (3–39kg KG), 1,5cm lang

15 G Erwachsene (ab 39kg KG), 2,5cm lang

15 G, adipöse Erwachsene, 4,5cm lang

Automatisches Punktionsverfahren

Bone Injection Gun (BIG, Waismed, Caesarea, Israel)

Stahlkanüle, wird über einen Federmechanismus in den Knochen getrieben

18 G Kinder < 12 Jahre

15 G Erwachsene

2.3.2 Punktionsstellen

Übersicht über die Punktionstellen für EZ-IO.

Abb. 2.6

(Müller S. Memorix Notfallmedizin. 10., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Thieme; 2017)

Tab. 2.4

Geeignete Punktionsstellen.

Kinder < 6 Jahre

Kinder > 6 Jahre

Erwachsene

spezielle i. o. Systeme für Erwachsene

1. Wahl

proximale Tibia

Sternum (FAST)

2. Wahl

distale Tibia

3.Wahl

distales Femur

distales Femur

proximaler

Humerus

proximaler

Humerus (EZ-IO)

2.3.3 Identifikation der Punktionsstellen

Zugangsweg der 1. Wahl

proximale Tibia Kinder

Bein stabil lagern, am besten unter dem Knie unterpolstern, ▶ Abb. 2.7. Tuberositas tibiae tasten, der korrekte Punktionsort liegt ca. 1(– 2) cm medial davon an der anteromedialen Fläche der TibiaoderUnterkante der Patella tasten, der korrekte Punktionsort liegt etwa 1–2cm (max. eine Fingerbreite) unterhalb der Patella und etwa 1cm medial davon an der anteromedialen Fläche der Tibia.

Proximale Tibia Kinder.

Abb. 2.7

(Müller S. Memorix Notfallmedizin. 10., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Thieme; 2017)

Zugangsweg der 2. Wahl

distale Tibia Kinder (medialer Malleolus)

Höchsten Punkt des medialen Malleolus (malleoläre Kuppe) tasten, ▶ Abb. 2.8. Die Punktionsstelle befindet sich etwa 1–2cm (1 Fingerbreite) oberhalb der malleolären Kuppe in der kranialen Verlängerung der Mittellinie des Malleolus.

Distale Tibia Kinder.

Abb. 2.8

(Müller S. Memorix Notfallmedizin. 10., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Thieme; 2017)

distales Femur (nur Kinder!)

Oberkante der Patella tasten. Die Punktionsstelle liegt am distalen Femur, an der Mittellinie der Vorderfläche des Femurs, 1–2cm oberhalb der Patella, ▶ Abb. 2.9.

Distales Femur (nur bei Kindern).

Abb. 2.9