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Farben kennen, verstehen und nutzen
Erfahren Sie, wie die Menschen Farben entdeckten, was sie im Laufe der Zeit mit ihnen anstellten, wie Buntes den Handel, die Medizin und die Kunst revolutionierte - und immer noch die Welt verändert.
Aber nicht nur Geschichte und Wissenschaft werden von Farben beeinflusst - auch wir.
Durch farbige Kleidung, Accessoires und Räume können wir bewusst Einfluss auf unser Wohlbefinden und unsere Stimmung nehmen.
Lernen Sie Farben und ihre Geschichte kennen, wie Sie Buntes gezielt im Alltag einsetzen und was die Lieblingsfarbe über den Charakter verrät.
Die Mischung aus Sachbuch und Ratgeber nimmt Sie mit auf einen Streifzug durch das jahrtausendealte »Leben und Wirken« von Farben.
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Veröffentlichungsjahr: 2016
Menschens FarbenGeschichte, Bedeutung undWirkung von Farben
Corinna Böhm
Text Copyright © 2018 Corinna BöhmAlle Rechte vorbehalten.
Für Schwarz-Weiß-Denker hört die Welt dort auf,wo sie bunt zu werden beginnt.“
Ernst Ferstl
„Ich habe nichts dagegen, wenn man die Farbe sogarzu fühlen glaubt; ihr eigenes Eigenschaftliche würde nur dadurch noch mehr bestätigt.“
Johann Wolfgang von Goethe
„Es ist heilsam, sich mit farbigen Dingen zu umgeben.Was das Auge freut, erfrischt den Geist, und was den Geist erfrischt, erfrischt den Körper.“
Prentice Mulford
„Auf die Dauer der Zeit nimmt die Seeledie Farbe der Gedanken an.“
Marcus Aurelius
Naturfarben
Von wegen graue Vorzeit
Erkundung der Welt: Fremde Völker - neue Farben
Luxus - Bürde - Knochenjob
Ende und Neubeginn
Historische Farblieferanten
Ocker
Lapislazuli
Indigo
Purpur
Synthetische Farben – Revolution für Chemie, Medizin und Wirtschaft
Wandel ins Industriezeitalter
Exkurs zum Jahrhundertmedikament „Aspirin“
Von der Farbforschung zur Medizin
Synthetische Farben in Lebensmitteln
Unter dem Einfluss von Farben
Wirkung von Farben
Rot
Wirkung in Räumen
Wirkung bei Kleidung
Rot-Liebhaber
Gelb
Wirkung in Räumen
Wirkung bei Kleidung
Gelb-Liebhaber
Grün
Wirkung in Räumen
Wirkung bei Kleidung
Grün-Liebhaber
Blau
Wirkung in Räumen
Wirkung bei Kleidung
Blau-Liebhaber
Orange
Wirkung in Räumen
Wirkung bei Kleidung
Orange-Liebhaber
Rosa
Wirkung in Räumen
Wirkung bei Kleidung
Rosa-Liebhaber
Violett
Wirkung in Räumen
Wirkung bei Kleidung
Violett-Liebhaber
Schwarz
Wirkung in Räumen
Wirkung bei Kleidung
Schwarz-Liebhaber
Weiß
Wirkung in Räumen
Wirkung als Kleidung
Weiß-Liebhaber
Qellenverzeichnis und weiterführende LiteraturSchlusswort
Vermutlich trug der Zufall mehr zur Entdeckung der Farbherstellung bei, als geistiges Geschick. Schon die Neandertaler nutzten Erden und Gestein, gemischt mit Wasser, Spucke, Urin oder Blut, als Malfarben.
Unsere Steinzeitvorfahren stellten vor 30.000 Jahren bereits rote, gelbe, schwarze und graue Farbe her, indem sie Erde, Stein und Kohle zu Pulver zerrieben und mit Flüssigkeit verrührten. Mit Erblühen des Planeten, erweiterten Pflanzen die steinzeitliche Farbpalette. Kalk, Tierfette und Harze als Bindemittel, verbesserten die Deckkraft und Haltbarkeit der Farben auf den Felsen.
Die Höhlenbewohner entwickelten Malwerkzeuge und experimentierten mit verschiedenen Techniken. Aus Tierhaaren stellten sie Pinsel in verschiedenen Stärken her, hohle Knochen und Pflanzenstücke dienten als Blasrohr für „Airbrush“. Besonders talentierte Gesellen meißelten und feilten an den Steinwänden, vereinten Fels und Bilder und schufen so die ersten 3D-Gemälde.
Typische Motive waren Handabdrücke, Formen, Geschlechtsteile, Menschen, Tiere und Jagdszenarien. Zu welchem Zweck die Menschen ihre Wohnhöhlen bemalten, ist noch unklar. Plausibel klingen mehrere Interpretationen: Die Bilder erzählen Geschichten und waren die Schulbücher ihrer Zeit, sie verschönerten die kahlen Wände, sie waren Zeichen des Selbstausdrucks oder entstanden auch nur zum Zeitvertreib.
Sicher ist, dass unsere „primitiven“ Vorfahren in der wohl nicht ganz so grauen Vorzeit über Knowhow verfügten, das uns heute in Erstaunen versetzt.
Völkerwanderungen und die Seefahrt brachten u.a. Rohstoffe und Farbpigmente in entfernte Gebiete und Reiche. Antike Völker - Kelten, Römer, Griechen, Ägypter etc. - sie alle teilten ihre Begeisterung für Buntes und trieben regen Handel untereinander. Sie färbten so gut wie alles: Haare, Haut, Stoffe, Schmuck, Geschirr, Waffen, Wände, Säulen, Sarkophage, Gebets- und Ritualstätten uvm.
Der Farbenhandel war lukrativ; ganze Landstriche blühten wirtschaftlich und kulturell auf, erlangten bis weit über die Landesgrenzen hinaus Ruhm und Ehre für ihre farbigen Waren.
Mit der Entdeckung weiterer Handelsrouten brachten Seefahrer, Händler und Abenteurer stetig neue Waren aus noch entfernteren Ländern in die heimischen Gefilde. Die Menschen lechzten nach den exotischen Waren - vor allem nach gefärbten Stoffen.Im 13. Jhd. stieg der Bedarf derart an, dass Lieferanten und produzierende Gewerbe den schier unersättlichen Markt nicht mehr decken konnten. Die eh schon hohen Preise für Buntes schossen nochmals in die Höhe.
Nur die Reichsten und Mächtigsten konnten sich prachtvoll gefärbte Kleider leisten. Farben wurden zum Sinnbild für einen hohen gesellschaftlichen Rang - und zum Instrument der Unterdrückung für das gemeine Volk.
Könige, Kaiser und das Christentum machten sich bestimmte Farben zu Eigen. Selbst wer sie sich hätte leisten können, dem verboten Gesetze, sie zu tragen oder mit ihnen zu handeln. Einige Herrscher riefen sogar den Tod aus, für denjenigen, der sich mit „ihrer“ Farbe blicken ließ. Dirnen und Geächtete mussten sogenannte „Schandfarben“ tragen, damit sie als Ausgestoßene erkannt wurden und entsprechend Schmach und Schläge erfuhren.
Färber genossen im Mittelalter hohes Ansehen, dennoch hatten auch sie es in der Dorfgemeinschaft nicht leicht. Wegen des beißenden Gestanks von Urin und Verfaultem, der von den Färbereien ausging, konnten die Leute die Färber schlichtweg nicht riechen.
Das Färberhandwerk war Schwerstarbeit und erforderte enormes Wissen über die verschiedenen Arbeitsschritte und chemischen Vorgänge. Der Sud musste oft wochenlang mit Urin und Pflanzenteilen vergären, erhitzt und wiederholt verschiedenen chemischen Prozessen ausgesetzt werden. Färber hatten auch oft mit Augen- und Schleimhautreizungen, Lungenkrankheiten und Hautausschlägen zu kämpfen.
Die Blaufärbung galt als Königsdisziplin des Färberhandwerks. Ob aus europäischem Waid oder indischem Indigo, sie war so aufwändig und kompliziert, dass Blaues nicht nur das Ansehen steigerte, sondern auch den Preis.
Alltagsfloskeln wie „stinken vor Geld“ oder „blau machen“ stammen aus der Zunft der Blaufärber und zeigen, welch immense Präsenz das Handwerk im Mittelalter innehatte.
Vor 120 Jahren entzog der Fortschritt der 30.000 Jahre alten Kultur der Farbgewinnung und –herstellung ihre Daseinsberechtigung. Ab Ende des 19. Jahrhunderts ließen sich Farben kostengünstig und massenhaft im Labor produzieren. Binnen weniger Monate vertrieben die synthetischen Farben ihre natürlichen Vorfahren - und damit auch die farbliche Unterteilung der Gesellschaft in Klassen.
Naturfarben haben ihren Platz in Nischen gefunden und werden überwiegend für die Restauration von historischen Bau- und Kunstwerken, Gewändern und Schmuckstücken verwendet.Einzig der natürliche Farbstoff des Indigostrauchs nahm es mit der Industrialisierung auf. Verantwortlich für die Blue Jeans, ist das Gewächs heute in der Textilindustrie der meistgenutzte, natürliche Farbgeber.
Die Rufe der Verbraucher nach natürlichen Produkten und Inhaltsstoffen hallen derzeit lauter. Zwar sind sie teurer, aber meist weniger gesundheitsschädlich und umweltverträglicher als ihr Pendant aus dem Labor.Dennoch sollten Sie auch im Umgang mit Naturprodukten die Augen offen halten; Erdfarben z.B. enthalten oft Schwermetalle, die toxisch wirken.
Ockererden zählen zu den ältesten, vom Menschen genutzten Farblieferanten. Als Verwitterungsprodukt von Eisenerz und Feldspat, erstrecken sich ihre Vorkommen über den gesamten Planeten.
Bereits die Neandertaler bemalten ihre Körper mit den roten, grünen, gelben und braunen Erden, Steinzeitkünstler verschönerten ihre Wohnhöhlen und Frauen lenkten mit Ockerschminke die Blicke der Männer auf ihre Vorzüge. Schmuck- und Gebrauchsgegenstände wandelten sich zu peppigen Steinzeit-Accessoires.
Rot, als Farbe des Blutes und Sinnbild für Leben und Tod, hat für die Menschen seit jeher einen hohen Stellenwert. Im roten Ocker vermuteten unsere Vorfahren kosmische Kräfte, weshalb roter Ocker fester Bestandteil von Ritualen und Zeremonien war. Verstorbene erhielten die letzte Ehre, indem ihre Körper mit rotem Ocker bestäubt wurden. Den hohen spirituellen Wert enthüllten steinzeitliche Gräber - bis zu 10 kg der roten Erden kamen in nur einem Grab zum Vorschein.
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ISBN: 978-3-7393-4734-9