MERIAN Reiseführer Prag - Thomas Veszelits - E-Book
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MERIAN Reiseführer Prag E-Book

Thomas Veszelits

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Beschreibung

Steinheilige, eine Brücke Gottes, ferne Legenden. Die »Goldene Stadt« an der Moldau glänzt wie nie zuvor und präsentiert Architektur sowie Kunst aus unterschiedlichsten Epochen. Mit MERIAN wirdIhre Zeit in Prag unvergesslich.  MERIAN zeigt die Stadt in all ihrem Reichtum: die charakteristischen Sehenswürdigkeiten und alles, was Sie darüber hinaus ebenfalls nicht verpassen sollten.  MEHR ERLEBEN: Dank wertvoller Tipps sind Sie immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort, für unvergessliche Augenblicke. – MEHR GENIESSEN: Ausgesuchte Adressen und Empfehlungen führen Sie zu einmaligen Hotels, urtypischen Restaurants, feinen Traditionsgeschäften und kulturellen Highlights. – MEHR SEHEN: Spannende Geschichten geben erstaunliche Einblicke in die Stadt und liefern vertiefende Hintergründe. Das bietet der MERIAN Reiseführer: - MERIAN Top 10 - MERIAN Empfehlungen - Themen-Seiten, u.a. zu: Kunst und Kultur, Architektur, Kulinarik, Abendgestaltung - Mit Lesetexten zu den Themen der Stadt, u.a. zur Kafkomania, zum Jazz, zum unbeannten Prag und wie eine Klostermauer zu Lennons Denkmal wurde - Spaziergänge und AusflügeMit dem MERIAN Reiseführer Prag wissen Sie immer, worauf es wirklich ankommt. So machen Sie mehr aus Ihrer Reise. Mit Extra-Faltkarte zum Herausnehmen.

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Impressum

© eBook: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2020

© Printausgabe: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2020

MERIAN ist eine eingetragene Marke der GANSKE VERLAGSGRUPPE.

Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung und öffentliche Zugänglichmachung, auch auszugsweise, sowie die Verbreitung durch Film und Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Zustimmung des Verlags.

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Postfach 86 03 66, 81630 München, www.merian.de

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Tel. 00800/72 37 33 33 (gebührenfrei in D, A, CH)

Mo–Do 9–17 Uhr, Fr 9–16 Uhr

Verlagsleitung Reise: Grit Müller

Verlagsredaktion: Stella Schossow

Autor: Thomas Veszelits

Redaktion: bookwise GmbH

Bildredaktion: Tamara Hansinger

Schlussredaktion: Ulla Thomsen

Reihengestaltung: Independent Medien Design, Horst Moser, München

Kartografie: Huber Kartographie GmbH für Gräfe und Unzer Verlag GmbH

eBook-Herstellung: Anna Bäumner, Martina Koralewska, Renate Hutt

ISBN 978-3-8342-3141-3

1. Auflage 2020

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Bildnachweis

Titelbild (Altstadt, Astronomische Uhr): AWL Images: Michele Falzone

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Liebe Leserin, lieber Leser,

DIE THEMEN DER STADT

Das unbekannte Prag. »Little Hanoi« erkunden: Der Duft von Thymian und Meerrettich >

Was wäre, wenn es die Prager Fensterstürze nicht gegeben hätte? Wer Gewalt sät, erntet Krieg >

Mozart – mehr Erfolg in Prag als in Wien: »Meine Prager verstehen mich« >

Jazz – eine Herzensangelegenheit für Prag: Igel im Blauen Salon >

Wie die Karlsbrücke zur Brücke Gottes wurde: Fegefeuer für Ketzer, Sünder und Ungläubige >

Karl IV., der größte Tscheche aller Zeiten: Von Gott zum Landesvater erwählt >

Im Agneskloster erinnerte sich Papst Johannes Paul II. an seine Jugendliebe: Die schönen Madonnen >

Rudolfinisches Prag – mit finsteren Kräften im Bunde: Golem – das Mysterium der Angst >

In Prag gibt es mehr Thorarollen als in Jerusalem: Das Haus des Lebens >

Wie tickt der Prager, welchen Humor hat er? »Lass uns einen Virus holen« >

Wie eine Klostermauer zu Lennons Denkmal wurde: »All You Need Is Love« >

Iveta Fabešová, Zuckerkönigin der Naschkatzen: Wie es euch schmeckt >

»Kalter Krieg« und die Folge auf dem Wenzelsplatz: Grüße aus dem Atombunker >

Brautkleider wie im Märchen aus 1001 Nacht: Die Millionenspitze >

Wo sich Prag und Peking literarisch berühren: Kafkomania ohne Ende >

ZEICHENERKLÄRUNG

MERIAN Top 10

MERIAN Empfehlungen

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STADTTEILE

1. ALTSTADT (STARÉ MĚSTO)

Übersichtskarte

Urbanes Weltkulturerbe der UNESCO. Jeder Stein kann eine Geschichte erzählen: Karl VI., Rudolf II., Rabbi Löw, Mozart, Kafka.

2. HRADSCHIN (HRADČANY)

Übersichtskarte

Eine Burg mit 1000 Jahre alter Geschichte, ranghöchste Kathedrale des Landes. Prachtvolle Gärten, Kunst und Museales.

3. KLEINSEITE (MALÁ STRANA)

Übersichtskarte

Paläste, Kirchen, Kafka-Museum, John-Lennon-Mauer, romantische Gassen.

4. NEUSTADT (NOVÉ MĚSTO)

Übersichtskarte

Der Wenzelsplatz als Flaniermeile, das Nationalmuseum ist Pflicht. Das Tanzende Haus markiert das Revier der Feierwütigen.

5. ŽIŽKOV/VINOHRADY (ZISCHKA-/WEINBERG)

Übersichtskarte

Vom Arbeiterquartier zum alternativen Kultur- und Kneipenviertel. Am Veitsberg (Vítkov) erhebt sich ein Mega-Mausoleum.

6. HOLEŠOVICE (HOLLESCHOWITZ)/KARLÍN (KAROLINENTHAL)

Übersichtskarte

Zwei Industrieviertel im Wandel. Das Zentrum für zeitgenössische Kunst (DOX) und die Markthalle als Hotspot. Straßen aus der Gründerzeit und eine Eventhalle zum Staunen.

7. SMÍCHOV (SMICHOW)

Übersichtskarte

Rilkes Lieblingsufer entlang der Moldau. Glänzende, moderne Architektur trifft auf urbane Nostalgie.

MEIN PRAG

Allein die Bezeichnung für Prag als die »Goldene Stadt« zündet schon die Fantasie. Die Wirklichkeit lädt zu einer Zeitreise ein. Altertümliche Gassen verzaubern durch Romantik. Mit neuen Akzenten entsteht ein Mix aus Geschichte, Nostalgie und Gegenwart von faszinierender Kraft.

»Die Stadt ist wie ein liegender Märchenriese. Auf einem Kissen ruht sein Kopf, das ist die Burg Hradschin. Auf der Karlsbrücke pulsiert die Halsschlagader. Die Herzkammer befindet sich am Altstädter Ring«, beschrieb mir Prags Anatomie ein Künstler. Dann erwähnte er stolz, Prag sei seit 2018 die erste europäische Hauptstadt, in der eine Piratenpartei den Oberbürgermeister stellt, als Primator tituliert.

Die Karlsbrücke ist für den Prager nicht dazu da, um von einem Ufer zum anderen zu gelangen. Sie ist eine Meile der Philosophen, Dichter und nächtlichen Träumer.

Nicht alles, was einen in der »Hunderttürmigen« erwartet, ist also nur Mittelalter zum Anfassen. Die »Mutter aller Städte« (noch so ein Attribut) frischt sich auf mit neuen Ideen. Gotik und Barock in Ehren, der prächtige Jugendstil schillert, aber als Kontrast hält modernes Design überall Einzug. Mozart, Beethoven, Kafka, Rilke, schön und gut, aber was heute geschieht, ist mindestens so aufregend wie damals. Die jungen Prager wollen nicht in einem steinernen Freiluftmuseum leben. Die von der UNESCO denkmalgeschützte Altstadt gilt als ein »Touristenreservat«. Schleichwege, um auszuweichen, genannt »Mäuselöcher«, kennt jeder Prager zur Genüge. Den zentralen Wenzelsplatz umgeht er. In den beiden Querstraßen, Jindrišská und Vodičkova, (Heinrichs- und Wasserstraße), links und rechts wie die ausgestreckten Arme einer Verkehrszeichenfigur verlaufend, fühlen sich die Einheimischen wie zu Hause. Hier liegen ihre Reviere mit neuen Restaurants, Cafés, individuellen Läden, Straßen mit Charme und eigenem Lokalkolorit.

Diese urbane Umstrukturierung begünstigte der Umstand, dass sich während des Sozialismus die Innenstadt weitgehend entleerte. Kaum jemand wohnte noch in den historischen Häusern. Ganze Straßenzüge verfielen. Dass es gelang, sie wie Phoenix aus der Asche auferstehen zu lassen, ist das Wunder von Prag. Die neuen Konzepte umgesetzt, wurde die Innenstadt zur anregenden Erlebniszone.

Und so empfehlen die Prager ihren Freunden, die Stadt zu erkunden: Man sollte erst hinauf zur Burg (Pražský hrad) gehen, wenn die Touristenströme langsam versiegen. Die Frühaufsteher (besonders am Sonntag) haben die Chance, die Karlsbrücke (fast) für sich alleine zu haben, und das lohnt sich. Wenn abends das Lichtermeer romantisch über Prag schwappt, schlägt die Stunde, um sich an den Moldauufern herumzutreiben. Von Architekten und Künstlern neu entdeckt und aktiviert, startet man am Tanzenden Haus (Ginger und Fred). Bis zum Eisenbahn-Viadukt herrscht ausgelassene Partystimmung auf den Themenschiffen. Die Prager feiern hier ihre Heimspiele. Am Horizont leuchtet der Hradschin wie von einem anderen Stern. In dem Moment sind sich alle einig: »Prag ist die schönste Stadt der Welt.«

© privat

Thomas Veszelits studierte am Prager Konservatorium. Emigriert nach dem »Prager Frühling ’68«, wurde er Journalist. Die Wende brachte ihn als Chefredakteur zu einer Prager Tageszeitung zurück. Über die »Goldene Stadt« hat er mehrere Bücher geschrieben, so wurde er von »Czech Tourism« als bester ausländischer Pragkenner ausgezeichnet. In München lebt er in der Kafkastraße.

DER ERSTE BLICK AUF PRAG

© seasons.agency: Gregor Lengler/Jalag

Die Moldau mit der Karlsbrücke aus einer anderen Perspektive: ohne Hradschin, dafür mit dem »Mini-Eiffelturm« auf dem Hügel Petřín.

0 MERIAN TOP 10

Das sind sie – die Sehenswürdigkeiten, für die Prag weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt ist.

© Adobe Stock: Givaga

Mythos, Kult und Magie zugleich: Die Karlsbrücke ist die Brücke Gottes und die »Golden Gate Bridge« Prags.

1 Karlsbrücke

Prags weltbekanntes Wahrzeichen. Die Heiligenstatuen aus der Barockzeit im Spalier mahnen Ketzer vor dem ewigen Fegefeuer. Großartiger Panoramablick. >

2 Altstädter Ring

Die Herzkammer Prags. Gotik, Barock und Rokoko harmonieren als malerische Kulisse. Die Astronomische Uhr am Rathaus ist ein weltweites Unikat. >

3 Josefstadt

Die Josefstadt (Josefov) enthält das ehemalige Getto mit Europas ältester Synagoge und fünf weiteren jüdischen Gotteshäusern. Der Alte Jüdische Friedhof aus dem 15. Jahrhundert ist ein Ort der Legenden. >

4 Hradschin

Eine Stadt in der Stadt. Königspalast, Kirchen, Paläste, Gärten und der Sitz des Präsidenten. Ein Komplex, der im Laufe von 800 Jahren entstanden ist. >

5 St.-Veits-Dom

Ein Meisterwerk der Gotik. Religion, Kunst und Museum unter einem Dach. Krypta für Könige und Kaiser, auch für Landesvater Karl IV. und seine Gattinnen. >

6 Strahov-Kloster

Das Barockensemble mit Kirche, Bibliothek und Gemäldegalerie bildet einen Kulturhügel des Wissens, der Religion sowie der Kunst. Aus dem Obstgarten öffnet sich ein fabelhafter Blick auf Prag. >

7 Kleinseitner Gärten

Bewegende Gartenarchitektur der Adelsresidenzen, angelegt auf einzigartigen Terrassen. Wallensteins (Valdštejn) Garten gleicht einem Kunstparadies. >

8 Nationalmuseum I

Die Inspiration für das Gebäude war der Louvre in Paris. Die Innenausstattung übertrifft alles, was man sich unter Neorenaissance und Jugendstil vorstellt. >

9 Wyschehrad (Vyšehrad)

Die Festung der Praggründerin Fürstin Libuše (Libussa). Von der Zitadelle öffnet sich ein Breitwandpanorama mit Moldaubrücken bis zum Hradschin. >

! Vítkov-Nationaldenkmal

Der Hausberg des hl. Veit gipfelt in einer »Pyramide im Quadrat«. Der Hussitenführer Jan Žižka hält Wache als höchste Reiterstatue der Welt. >

0 MERIAN EMPFEHLUNGEN

Ungewöhnliche Perspektiven, charmante Orte und feine Details versprechen besondere Augenblicke.

1 Palais Colloredo-Mansfeld

Gedränge in der Karlsgasse unten, oben im Colloredo-Mansfeld-Palais himmlische Ruhe. Fensterblick auf Papststatuen der Salvatorkirche wie im Vatikan. >

2 »Bermuda-Dreieck«

Scherzname für das Karree zwischen den Straßen Haštalská, Kozí und Dlouhá. Ein Szeneviertel mit Designerläden, Top-Gastronomie, Galerien und individueller Mode. Kafkas Ego-Statue steht um die Ecke. >

3 Kafka-Denkmal

Aus Edelstahl in Scheiben zusammengelegt, dreht sich Kafkas Großkopf um die eigene Achse. Als weltgrößte Büste hat es einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde. >

4 Hemingway Bar

»Papa Hem« war nie in Prag, aber seine Hemingway Bar ist die stilvollste der Stadt. Aleš hinter dem Tresen wurde mehrfach zum Barkeeper des Jahres gekürt. >

5 Aussichtsturm Petřín

Der Aussichtsturm ist Prags höchste Erhebung mit Fernblick über alle Hügel. Zwölf sind’s! >

6 Petříner Parks und Stollen

Im Bauch des Hügels Petřín. Mehr als 360 Meter lange Labyrinthe, 18 Stollen, 300 Gräber, Knochen der Karmelitermönche, steinzeitliche Fossilien. Oben Parks mit Kirschbäumen. >

7 Kampa

Kampa, eine künstliche Insel seit 1169, ist grün und romantisch. Das »Klein-Venedig« (etwas hochtrabend bezeichnet) mit Teufelsbach (Čertovka): malerische Brücken, Klöster, Dorfgassen, Museum, Künstlervilla, Spalier der gelben Pinguine, Cafépavillon mit leckeren Eclairs. >

8 Museum des Kommunismus

Als ein Traum ersonnen, in die Tat umgesetzt ein Alptraum. Rückblick auf die Jahre von 1945 bis 1989. Es wird gezeigt, wie das sozialistische Kollektivleben wirklich war. >

9 S & I

Im Einrichtungsstudio Styl & Interier (S & I) gehen Designideen auch delikat durch den Magen. Café im Wohn-Mix aus Vintage, Retro-Schick und Ultramodern. >

! Atelier Blanka Matragi

Das Atelier Blanka Matragi kleidet die Reichen des Orients ein. Es gibt Modenschauen im kleinen Kreis, kommentiert von der Designerin persönlich. >

@ Fernsehturm

Als »Rakete« verspottet, von Pragern trotzdem geliebt. In der Nacht besonders reizvoll: oben wie ein Vogel über einem Lichtermeer schweben. >

# DOX Zentrum für zeitgenössische Kunst

Zentrum der Avantgarde in einer ehemaligen Fabrik, schneeweiß wie eine Wolke. Gullivers hölzernes Luftschiff ist auf dem Dach gelandet. >

$ Schloss Troja

Geplant war das Schloss im 17. Jahrhundert als Versailles von Prag. Was fertig wurde, ist ein mythischer Treff antiker Götter. Park, Irrgarten sowie eine ziemliche Irrfahrt, um erst einmal hinzufinden. >

PRAG KOMPAKT

Einwohner: 1,3 Mio.

Metropolregion: 2,6 Mio.

Nationalitäten: 85 % Tschechen, 15 % Ausländer, darunter 55.000 Ukrainer, 50.000 Slowaken, 35.000 Vietnamesen, 20.000 Russen, 18.000 Sinti und Roma

Fremdsprachen: Englisch gefolgt von Deutsch

Fläche: Stadt Prag: 496 km², Metropolregion: 4983 km²

Religion: 83 % Konfessionslose, 11 % Katholiken, 3,5 % Protestanten, 1,2 % Hussiten, 0,5 % Juden, 0,8 % Splitterreligionen

Verwaltung: 22 Bezirke mit 57 Stadtteilen

Währung: Tschechische Krone (Kč). Die Maastricht-Kriterien für den Euro sind seit 2016 erfüllt. Der Euro wurde aber als Währung nicht eingeführt, da ihn drei von vier Tschechen ablehnen. Da lässt auch der Finanzminister lieber die Finger davon.

Klima (Mittelwerte)

Hafenstadt Prag

Belebt wie der »Canal Grande« in Venedig zeigt sich die Moldau. Ausflugsschiffe, Salondampfer, Cruise-Schiffe mit Sightseeing-Decks, auch eine historische Flottille aus der Belle Époque schippert umher. Auf dem »Jazz-Boat« swingt es. Boot und Hotel in einem nennt sich »Botel«. Darin kann man direkt an der Moldau übernachten. Der ausrangierte Frachter »Hermes« dient als ein Heimschiff für Obdachlose. Und nicht mal ein Schiff Gottes fehlt: Als schwimmende Kirche dümpelt es im Hafen Libeň.

Geografie

Rom erstreckt sich über acht Hügel, Prag hat vier mehr, insgesamt zwölf. Mit 327 m ist der Hügel Petřín die höchste Erhebung der Stadt auf der linken Moldauseite. Auf der rechten Seite dominiert der Veitsberg (Vítkov) mit 271 m. Auch zum Burghügel Hradschin gibt es einen Gegenpol: Wyschehrad, die Festung, von welcher aus die orakelhafte Landesfürstin Libussa Prag eine großartige Zukunft prophezeite: »Der Ruhm wird die Sterne berühren.« Die Moldau (Vltava) fließt durch Prag in einer S-Kurve mit einer Länge von 30 km. Rund 330 m an der breitesten und knapp 11 m an der tiefsten Stelle spannen sich 14 Brücken über das »böhmische Meer«. Von neun Inseln ist nur die etwa 2,5 ha große Insel Kampa bewohnt. Und wie steht es um Prag als die sprichwörtliche »Stadt der 100 Türme«? Hinauf kann man nur auf sieben.

Bauwerke im Vergleich

– Der Prager »Mini-Eiffelturm«, Baujahr 1891, 63,5 m und der Pariser Eiffelturm, Baujahr 1889, 324 m. Trotzdem steht man an der Spitze des Prager Aussichtsturms dem Himmel näher als in Paris, was an dem Standort liegt: Die Grundhöhe beträgt in Prag 327 m, in Paris 33 m. Der Turm in Prag kommt so insgesamt auf eine Höhe von 390,5 m, der in Paris auf 357 m. Prag ist also der »wolkige« Höhensieger.

– Die St.-Nikolaus-Kirche in Prag, Kleinseite (Kopie des Petersdoms), Baujahr 1703 bis 1752, 70 m und der Petersdom im Vatikan, Baujahr 1506–1626, 133 m.

– Triga in Prag (Dreigespann am Dach des Nationaltheaters) und Quadriga in Berlin (Viergespann am Brandenburger Tor). In Prag kutschiert die griechische Siegesgöttin Nike den Streitwagen, in Berlin die römische Siegesgöttin Victoria.

Moldaubrücken (Datum der Eröffnung, Länge)

Jirásek-Brücke: 1931, 311 m

Legien-Brücke: 1901, 343 m

Karlsbrücke: 1402, 515 m

Mánes-Brücke: 1914, 186 m

Čech-Brücke (die einzige Jugendstilbrücke in ganz Tschechien): 1908, 169 m

Negrelli-Viadukt (Eisenbahnbrücke): 1849, 1110 m

Lage

Prag, Hauptstadt der Tschechischen Republik, definiert sich als »Herz Europas«, was auch der Lage entspricht. Für Prager ist es die »westlichste Metropole des Ostens«. Die Tschechen entstammen einer eingewanderten slawischen Ethnie aus dem ukrainischen Dnepr-Becken. Der geografische Breitengrad von Prag (50° 5’ N) liegt fast gleichauf mit Kiew (50° 27’ N). Die Ukrainer bilden in Prag auch die größte Ausländergruppe mit 55.000 Einwohnern.

Regierung

Präsident, Ministerpräsident, Parlament, Senat. Die Macht sitzt in Prag in historischen Gebäuden: Im Palais Thun, einst von Mozart konzertant beehrt, streitet das Parlament. Im Palais Waldstein (Wallenstein) trifft sich der Senat. Der Präsident amtiert am Hradschin, im ersten Burghof, und hat einen Fensterblick über das ganze Pragpanorama. Privat wohnt er mit seiner Frau und seinem Hund in einer Villa hinter der Reithalle der Burg. Der Hund ist zu beneiden. Er hat Auslauf in den Hirschgraben, direkt vor der Haustür.

Religion

Aus den Hussiten wurden Katholiken. Doch die Tschechen sind das ungläubigste Volk der Welt. Gut 80 % gehören keiner Religion an. An Gott glauben nicht einmal 30 %, aber fast jeder Tscheche hält den hl. Wenzel als Landesschutzpatron in Ehren. Die von den Nazis fast vollständig ausgelöschten jüdischen Gemeinden melden langsam wieder Zulauf, beziffern sich aber nur auf annähernd 5000 Mitglieder, davon in Prag etwa 3000 Juden, ungefähr die Hälfte sind Orthodoxe.

Sprache

Tschechisch gilt als Zungenbrecher, da die Sprache wenige Vokale enthält. Nur ein echter Tscheche kann den folgenden Kinderreim aussprechen: »Strč (strtsch) prst skrz krk« – in etwa: »Stecke den Finger durch den Hals«. Die weiblichen Nachnamen bekommen die Silbe »ová« angehängt, was für deutsche Ohren sehr komisch klingt: Angela Merkelová, Ursula von der Leyenová, Angelina Jolieová, Sophia Lorenová. Lediglich Popstar Madonna wurde von »ová« verschont. Madonna bleibt Madonna.

Weltkulturerbe

Seit 1992 ergibt der historische Stadtkern Prags mit 866 ha den größten urbanen Raum als UNESCO-Weltkulturerbe. Es umfasst folgende Stadtteile: Pražský hrad (Burg Hradschin), Hradčany (Burgvorstadt), Malá Strana (Kleinseite), Staré Město (Altstadt), Josefov (Josefstadt). Außerdem kommen Objekte in Vyšehrad (Wyschehrad), in Nové Město (Neustadt) und als jüngster Zuwachs der Park Průhonice (Pruhonitz) hinzu. Die neuen Wolkenkratzer am Hügel Pankrác gefährden das historische Panorama. Wenn das neue »Manhattan« Prags weiter so wächst, drohen Konsequenzen: Prag von der UNESCO-Liste gestrichen? Unvorstellbar, meinen die Prager und bauen weiter.

Wirtschaft

Vor 100 Jahren mit Elektro- und Papierindustrie, Fabriken für Loks, Waggons und Trambahnen. Maschinen sowie die Automobilmarke Praga waren ein Exportweltmeister. Sogar noch im Sozialismus ein »Motor des Ostblocks«, erfolgte nach der Wende ein radikaler Strukturwandel. Heute trägt Prag nur noch mit 7,6 % zum industriellen Bruttosozialprodukt des Landes bei. Der Tourismus sichert etwa 65 % der Arbeitsplätze. Der Rest fällt auf Transport, Logistik, Finanzen, IT-Unternehmen und Hightech ab. Regierung, Ministerien, Stadtverwaltung und Universitäten beschäftigen 120.000 Menschen. Prag meldet fast Vollbeschäftigung.

URLAUBSKASSE

1 Tasse Kaffee

2,00 €

1 Glas Bier

1,60 €

1 Glas Cola

1,50 €

1 Taxifahrt (pro km)

1,17–1,40 €

1 Liter Benzin

1,40 €

Mietwagen/Tag

ab 40,00 €

© shutterstock: JoannaTkaczuk

Zum SAPA-Markt fahren und ausprobieren: Die vietnamesische Pho-Suppe ist gehaltvoll und gesund.

DAS UNBEKANNTE PRAG: »LITTLE HANOI« ERKUNDEN

Der Duft von Thymian und Meerrettich

New York hat »Little Italy«, San Francisco »Chinatown«. In Prag wohnen offiziell 35.000 Vietnamesen, schätzungsweise sogar mehr, etwa 50.000. Zahlenmäßig bilden sie die drittgrößte nationale Minderheit, nach Slowaken und Ukrainern. Seit 1999 haben die Prager Vietnamesen an der Peripherie ihr »Little Hanoi« oder, wie manche sagen, das »Little Saigon«, das buchstäblich aus der Asche auferstanden ist. Ein Fleischkombinat sowie eine Hühnergroßfarm mit Schlachterei, die zuvor stillgelegt worden war, brannten bis auf die Grundmauern ab. Man munkelte über kriminelle Brandstiftung. Bevor der Fall aufgeklärt wurde, waren schon Privatinvestoren zugange. Vorerst entstand hier eine Markthalle, die ursprünglich von Vietnamesen für Vietnamesen gedacht war. Der Name SAPA leitet sich von einem legendären Städtchen ab, das malerisch in den Bergen Nordvietnams liegt.

Heute sind auf dem SAPA-Gelände über 7000 Vietnamesen beschäftigt, mehr als 9000 leben in dem angrenzenden Viertel Libuš. Unternehmerisch sind auch Chinesen, Polen, Türken, Inder sowie Tschechen hier tätig. Von Frischemärkten angefangen, in denen auch Prags Starköche einkaufen, reihen sich in dem fernöstlich wirkenden Gassengeflecht 20 Restaurants, unzählige Geschäfte für Textil, Elektrogeräte bis zu Discountern und Garküchen auf. Ein Hotel, zwei Karaoke-Bars, ein buddhistischer Tempel, sogar Verkehrszeichen mit vietnamesischen Plaketten gibt es. Thymian- und Meerrettichdüfte von »Pho Bo«, der traditionellen Suppe, ziehen umher. Die Szene erweitert sich Tag für Tag, laut, geschäftig, exotisch.

GESCHICHTE

Mittelalterliche Architektur, Glanzzeit der Könige und Kaiser, kommunistische Vergangenheit: Dies alles ist noch im Stadtbild bewahrt, auch die Ereignisse, durch die Prag über Europas Schicksal entschied.

929

Wo alles begann: Am Hradschin in einem Reliquienschrein wird ein Finger des heiligen Veit (Vít) aufbewahrt. Er ist ein Märtyrer, der in einem siedenden Ölkessel zu Tode gequält wurde. In seiner Rotunde liegen später die sterblichen Überreste des heiligen Wenzel und des heiligen Adalbert. Der Hradschin wurde für Könige und Kaiser Krönungsort und Begräbnisstätte.

973

Die Wenzelslegende entsteht: Um Herzog Wenzel in einer Schlacht beizustehen, sollen zwei Engel an seiner Stelle aufgetaucht sein. Von der Erscheinung überwältigt, ergab sich der Gegner sofort. Seitdem gilt Wenzel als höchster Landesheiliger.

992

Was die Legende erzählt: Von ihrer Festung am Wyschehrad (Oberburg) schickte Fürstin Libussa (Libuše), die mythische Stammmutter der Nation, den Pflüger Přemysl, um die Stadtgrenzen Prags zu markieren. Auf diesen Bauer geht die erste Herrscherdynastie der Tschechen zurück. Wenn sonntags die Touristen den Hradschin überfluten, gehen die Prager in Ruhe am Wyschehrad spazieren. Die Rotunde des heiligen Martin (1061) am Haupttor ist das älteste erhaltene Bauwerk der Stadt.

© shutterstock: cyrrpit

»Teuflische« Wasserspeier befinden sich an der Nordseite des St.-Veits-Doms.

1344

Der Aufschwung kommt: Auf der »Akropolis« von Prag, eine Bezeichnung für den Hradschin, legt Karl IV. den Grundstein für den Veitsdom. Im Jahr 1355 beschafft er aus Frankreich eine makabre Reliquie: den mumifizierten Kopf des heiligen Veit. Neben dem Königspalast baut der Adel seine Residenzen, um den Herrschern nahe zu sein. Salm, Schwarzenberg, Lobkowicz, Czernin. Auch der Erzbischof von Prag zieht nach Hradschin.

1598

Glanz und Gloria: Kaiser Rudolf II. erhebt Hradschin zur eigenständigen Stadt. Seine Kunstbegeisterung und Wissensneugier ziehen Kunstschaffende, Astrologen, Alchemisten, Abenteurer in Scharen aus ganz Europa an. Prag verdient sich das Prädikat »Goldene Stadt«.

1743

Unter Habsburger Fuchtel: Bei dem Angriff der französischen und bayerischen Truppen wird Prag von Maria Theresia siegreich verteidigt. Im Veitsdom als böhmische Königin gekrönt, wird auf ihr Geheiß hin der Hradschin radikal umgebaut, nach dem Vorbild der Wiener Hofburg.

1800

Für Tourismus entdeckt: Admiral Lord Nelson und Lady Jane tragen sich ins Gästebuch von Kloster Strahov ein. In englischen Reiseberichten wird Prag als »Hauptstadt der Mythen, Geister und schwarzen Magie« verklärt. Dieses Image haftet Prag bis heute an.

1870

Wie die Reise läuft: Die erste Postkarte, die aus Prag verschickt wurde, hat als Motiv die Karlsbrücke mit dem Hradschin im Hintergrund. Ein Foto in Schwarz-Weiß, bunt nachkoloriert.

1900

Bester Platz für Investoren: Mit vorwiegend englischem Investment wird aus Prag eine Industriemetropole. Papierherstellung, Maschinenbau, Elektroindustrie, Fabriken für Loks, Waggons, Trambahnen und die Automobilmarke Praga schaffen Wohlstand. Neue Stadtviertel für Arbeiter entstehen (Karlín, Žižkov). Die unternehmerisch reich gewordenen Juden ziehen nach Smíchov. Durch den Abriss des heruntergekommenen Gettos wird Grund für prachtvolle Jugendstilhäuser frei, in deren Mitte der Pariser Boulevard Pařížská entsteht, bis heute die Luxusmeile der Stadt.

1939

Schneeregen am 15. März: Wehrmacht und die SS-Wachstandarte »Germania« marschieren in Prag ein. Am Hradschin betrachtet Hitler aus dem geöffneten Fenster das Panorama. Die Burg findet er gruselig und unheimlich. Deshalb ändert er seinen Plan und übernachtet dort nicht.

1974

Ein alter Traum wird wahr: Schon 1898 legte der Prager Eisenwarenhändler Ladislav Rott einen Plan für die Metro vor. Der Bau wurde erst 70 Jahre später nach sowjetischem Modell verwirklicht. An den weitsichtigen Herrn Rott erinnert ein reich verziertes Haus am Kleinen Ring. Bis 1995 war es Handwerks- und Haushaltshandlung, danach Hard Rock Cafe.

1990

Wandlung nach der Wende: Der Schriftsteller Václav Havel wird demokratisch einstimmig zum Präsidenten gewählt, die Privatisierung beginnt. Metrostationen, Straßen und Plätze werden umbenannt. Die sozialistische Topografie ist somit ausradiert.

1996

Das jüngste Wahrzeichen Prags: Das Tanzende Haus wurde vom kalifornischen Stararchitekten Frank O. Gehry entworfen und steht direkt am rechten Moldauufer. Die Silhouette des schiefen Doppelgebäudes erinnert an ein tanzendes Paar, deshalb der Spitzname »Ginger und Fred«. Nebenan wohnte Václav Havel in seiner Privatwohnung.

2015

Das teuerste Projekt aller Zeiten: Nach achtjähriger Bauzeit rollt der Verkehr durch »Blanka«. Das ist mit sechs Kilometern der längste innerstädtische Tunnel Europas. Die Kostenexplosion um mehr als das Doppelte bedroht Prags Finanzhaushalt. Drei Bürgermeister in Folge treten zurück.

© Getty Images: Nikada

»Náplavka« (Anlegestelle): Themenschiffe, Party und das Tanzende Haus.

2020

Für Prager eingerichtet: Am Rašínovo nábřeží, einem Moldaukai (tschechisch: Náplavka), ankern Themenschiffe. An Bord und Deck gibt es Galerien, Bauernmärkte, Cafés und Bierschwemmen. Kurios ist der Fahrradservice »Bajkazyl«. Zu vorgerückter Stunde schwärmen hier die Prager, von Bier und Hradschinpanorama in der Ferne berauscht: »Wir haben die schönste Stadt der Welt.«

© shutterstock: Stanislav Samoylik

Hradschin: »Kämpfende Giganten« empfangen die Besucher am ersten Burghof.

WAS WÄRE, WENN ES DIE PRAGER FENSTERSTÜRZE NICHT GEGEBEN HÄTTE?

Wer Gewalt sät, erntet Krieg

Die Prager Fensterstürze sind ein Mythos. Bisher wurden sie in der tschechischen Nationalgeschichte als Heldentaten verherrlicht. Ist das so auch richtig? Der Tatort: Hradschin, Paradiesgarten. Wenn man nach oben blickt, sieht man das zweite Fenster im alten Königspalast, auch Ludwigsflügel genannt. Seitlich, rechts oberhalb des grünen Bewuchses, spiegeln sich die dicken, rundlichen Butzenscheiben. Dahinter saßen die kaiserlichen katholischen Statthalter, als am 23. Mai 1618 ihre Amtsstube gestürmt wurde. Die Vertreter der protestantischen Stände, über den Abriss einer evangelischen Kirche aufgebracht, waren völlig außer sich. Hatte ihnen Kaiser Rudolf II. nicht per Dekret die Religionsfreiheit zugestanden? Jawohl, das hatte er! Also raus mit den Hallunken. Die Fenster aufgerissen, flogen die drei Statthalter als Sündenböcke hinaus. Lynchjustiz nach Strich und Faden. Die Fallhöhe betrug etwa 20 Meter, doch unten lag ein riesiger Misthaufen. Die drei »Defenestrierten«, nach dem italienischen Wort für Fenster (fenestra), landeten deshalb sanft. Fabricius, Martinitz, Slawata: Diese Namen mussten sich Generationen von Schülern obligatorisch merken. Der Bürgerkrieg entflammt aus diesem Konflikt in Prag und hatte sich verheerend zum Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) über halb Europa ausgeweitet. Katholiken gegen Protestanten.

Für den tschechischen Autor Bohumil Studýnek ist diese Katastrophe die konsequente Folge des Ersten Prager Fenstersturzes. Am 30. Juli 1419 stürmten die Hussiten das Neustädter Rathaus am nördlichen Ende des Karlsplatzes. Es war die Rache für den Religionsreformer Jan Hus, der 1415 beim päpstlichen Konzil in Konstanz wegen Ketzerei auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Zwölf »defenestrierte« Stadträte fanden einen grausamen Tod, aufgespießt auf den Lanzen der Rebellen im Hof. Der Dreizehnte wurde im Sitzungssaal erdolcht. Der anschließende 17 Jahre währende Hussitenkrieg ruinierte das ganze Land. Die katholischen Habsburger wurden zum Sieger, ermächtigten sich der böhmischen Krone und führten die reconquista mit eiserner Hand durch.