Unterwegs mit Severine WahlOrientiert im Tal der LoireDie Region im ProfilErlebnis KulturErlebnis NaturDas Tal der Loire mit KindernUnterwegs im Tal der LoireDas OrléanaisDas GiennoisBriareGienZwischen der Sologne und dem Wald von OrléansSully-sur-LoireSaint-Benoît-sur-LoireChâteauneuf-sur-LoireCombleuxOrléansZwischen Orléans und BloisMeung-sur-LoireBeaugencyVon Blois bis Chaumont-sur-LoireBloisChaumont-sur-LoireDie westliche SologneChambordChevernyDie TouraineDie östliche TouraineAmboiseMontrichardZwischen Amboise und ToursToursZwischen Loire, Indre und CherLangeaisIm oberen Tal des CherAzay-le-Rideau und das Indre-TalIm Tal der VienneChinonCandes-Saint-MartinDas AnjouDas SaumuroisMontsoreauTurquantFontevraud-l'AbbayeMontreuil-BellayDoué-la-FontaineSaumurChênehutte-Trèves-CunaultGennesLe ThoureilAngersDie MaugesRochefort-sur-LoireChalonnes-sur-LoireSaint-Florent-le-VieilChamptoceaux und OudonDie Loire-MündungNantesEntlang des SüdufersTrentemoultLe PellerinPaimbœufSaint-Brévin-les-PinsEntlang des NordufersCouëronCordemaisSaint-NazaireNachlesen & NachschlagenHintergründe zum Tal der LoireNotizen aus der GeschichteAnreise, Unterkunft und GastronomieWein im Tal der LoireReisepraktisches von A bis ZAngelnBadenBarrierefreiheitBootfahren und WassersportDokumenteErmäßigungenFeiertageFestivals und InszenierungenGeldGesundheitGolfHaustiereHeißluftballonsInformationMärkteNotrufÖffnungszeitenRadfahrenRauchenSpracheStromTelefonierenToilettenWandernWLANZeitungenWandern & Radfahren im Tal der LoireSchlösser spezialÜber dieses BuchÜbersichtskarten und PläneIndex
Der Giener Fayence-BoomFôret d’Orléans: die grüne Lunge im Loire-TalJeanne d’Arc: Heldin, Hexe, HeiligeDie königliche KupplerinRobert-Houdin: Vater der modernen ZaubereiEin Leben für Kunst, Wissenschaft und TechnikDas Skandal-SchlossCamille Claudel – im Schatten ihres LehrersDer Cadre Noir und die hohe Kunst des ReitensMenschen gegen Zucker: Nantes und der SklavenhandelTuffstein – das weiße GoldBootfahren auf der Loire
OrléanaisGienOrléansBloisTouraineAmboiseToursChinonAnjouSaumurAngersLoire-MündungNantesSaint-NazaireTour 1: Kanalrunde über den Pont-Canal von Briare zur Schleuse von MantelotTour 2: Runde durch den Wald von OrléansTour 3: Familienrunde Bootshäusern von OlivetTour 4: Eine Stadt-Land-Fluss-Tour bis ins Weingebiet von VouvrayTour 5: Drei Flüsse und ein Dornröschenschloss in Rigny-UsséTour 6: Radrunde bei ChinonTour 7: Familienrunde über Weinberge zu den Höhlenwohnungen von Souzay-ChampignyTour 8: Radrunde ab Angers zur Flussinsel Saint-Aubin und entlang der MayenneTour 9: Rundweg bei ChamptoceauxTour 10: Saint-Brévin-les-Pins – Fluss trifft auf MeerZeichenerklärungSchlösser und Touren im Tal der Loire
GPS-Tour 1: Kanalrunde über den Pont-Canal von Briare zur Schleuse von MantelotCharakteristik: lange, gemütliche Rundtour, die uns weitgehend auf Deichen und alten Treidelwegen am Canal latéral à la Loire entlangführt.GPS-Tour 2: Runde durch den Wald von Orléans – alte Quellen, alte EichenCharakteristik: idyllischer, schattiger Rundweg durch den Fôret d’Orléans, fast durchgehend unter dem Blätterdach alter Bäume, vorbei an alten Quellen und beeindruckenden Eichen.GPS-Tour 3: Familienrunde bei den Mühlen und Bootshäusern von OlivetCharakteristik: familienfreundlicher Rundweg am Rand von Olivet, entlang des Loiret (mit nur 12 km Länge der kleinste Loire-Nebenfluss), vorbei an historischen Mühlen und Bootshäusern.GPS-Tour 4: Eine Stadt-Land-Fluss-Tour bis ins Weingebiet von VouvrayCharakteristik: launige Radrunde zwischen städtischem Flair und Landidylle.GPS-Tour 5: Drei Flüsse und ein Dornröschenschloss in Rigny-UsséCharakteristik: märchenhafte Rundtour vom Château d‘Ussé durch ein typisches Dorf der Touraine mit Gebäuden aus Tuffstein, an der Indre, dem Vieux Cher und der Loire entlang.GPS-Tour 6: Radrunde bei Chinon – auf den Spuren von François RabelaisCharakteristik: anspruchsvolle Tour an der Pforte zum Anjou, entlang der Vienne, durch Weinfelder und typische Dörfer der Touraine, hinauf auf Tuffsteinhänge und zum Museum zu Ehren des Schriftstellers François Rabelais.GPS-Tour 7: Familienrunde über Weinberge zu den Höhlenwohnungen von Souzay-ChampignyCharakteristik: Tour für die ganze Familie mit herrlichem Ausblick auf Weinfelder und die Loire.GPS-Tour 8: Radrunde ab Angers zur Flussinsel Saint-Aubin und entlang der MayenneCharakteristik: idyllische Rundstrecke durch die Natur am Wasser.GPS-Tour 9: Rundweg bei Champtoceaux – eine Reise ins MittelalterCharakteristik: Dieser Rundweg mit anspruchsvolleren Passagen beginnt am äußersten Rand des Anjou hoch über der Loire, Natur und Relikte aus dem Mittelalter sind sein Markenzeichen.GPS-Tour 10: Saint-Brévin-les-Pins – Fluss trifft auf MeerCharakteristik: Diese kurzweilige Radtour führt am Meer und am Fluss entlang.
Pont-Canal und Emaille-Kunst
Briare
Das geschäftige kleine Städtchen am rechten Ufer der Loire hat Flair: Malerische Kanäle durchziehen den 5100-Einwohner-Ort mit seinen beiden Häfen, einer alten Reede, den kleinen Brücken und Schleusen. Besonders ein Monument zieht Besucher magisch an: der Pont-Canal - die 662 m lange Kanalbrücke über den Fluss.
Beliebtes Ziel bei Radtouristen: die Kanalbrücke von Briare
Durch seine günstige Lage an der Loire florierte Briare schon früh als Handelsstadt. Und seit der Eröffnung des Briare-Kanals, auch Canal de Henri IV. genannt, erlebte das Städtchen dank der Kanalschifffahrt einen weiteren wirtschaftlichen Aufschwung. Heinrich IV. hatte den Bau 1604 angestoßen, der Kanal sollte die Seine mit dem Loire-Becken verbinden, damit die wachsende Pariser Bevölkerung besser mit Rohstoffen und Nahrungsmitteln versorgt werden konnte. Doch erst unter Ludwig XIII. wurde der Kanal fertiggestellt und im Jahr 1642 eröffnet. Die Wasserstraße war so bedeutsam, dass nach dem Tod des Monarchen zu seinen Ehren 1000 Boote und Schiffe von Briare nach Paris fuhren.
Mit dem Pont-Canal gewannen Handel und Wassertransport im späten 19. Jh. nochmals eine neue Dimension, denn mit der Kanalbrücke ging auch der Bau des neuen Loire-Seitenkanals einher. Dieser war notwendig geworden, weil der alte Seitenkanal beim Nachbarort Châtillon-sur-Loire durch die Loire unterbrochen war, sodass Schiffe zwischen den Schleusen Mantelot und Combles ein kurzes Stück die Loire passieren mussten, was witterungsbedingt ein gefährliches Unterfangen war. Briare zählt seither drei Kanäle - den Briare-Kanal, den alten, nur noch zum Angeln genutzten und den neuen Loire-Seitenkanal - und trägt daher den Beinamen Briare-le-Canal.
Der Ort ist außerdem als Cité des Émaux und Cité des Perles bekannt, denn das Städtchen war auch eine Hochburg der Produktion von Porzellanknöpfen sowie von Perlen und Mosaiken aus Emaille. Dem Industriellen Jean-Félix Bapterosses, der das Kunsthandwerk forcierte, widmete man 1897 denn auch ein Denkmal auf der Place de la République vor der Kirche Saint-Étienne. Um den belebten Platz und entlang der D 957, die den Ort passiert, befindet sich das Zentrum mit Geschäften und Restaurants.
Gemütlicher lässt es sich am Ufer der Loire oder entlang der Kanäle flanieren. Der Briare-Kanal führt durch den Port de Plaisance, wo vornehmlich einfache Boote, Hausboote und Yachten liegen. Am Ufer erinnert ein altes Fischerboot mit Häuschen, eine toue cabanée, an frühere Zeiten. Kleine Bogenbrücken überspannen die Wasserläufe. Zur Loire hin liegt neben dem kleinen Hafen die alte Reede, wo Boote früher auf die Weiterfahrt warteten. Zwischen diesem Halteplatz und der Loire kann man die Schleuse Baraban bewundern. Eine weitere befindet sich beim Port de Plaisance neben der Hafenmeisterei (capitainerie). Daneben fallen Skulpturen von Marceau Jacazzi auf, die der Künstler aus Châtillon-sur-Loire der Stadt Briare schenkte. In der Ferne ragt ein Eisenbahnviadukt empor, auf dem Züge den Briare-Kanal überqueren, und seitlich des Briare-Kanals ein Kriegerdenkmal für die Opfer des Ersten Weltkriegs mit Sonnenmosaik. Weitere solcher Mosaiken sind im Emaille-Museum ausgestellt, es ist dem Kunsthandwerk gewidmet. Nur ein paar Fußminuten davon entfernt liegt das Backsteinschlösschen Trousse-Barrière aus dem 19. Jh. mit einer hübschen Parkanlage davor. Darin finden Kunstausstellungen statt, und im ersten Stock sind Ateliers eingerichtet.
Das zweite Schloss von Briare ist von einem Wassergraben umgeben, hier ist das Rathaus untergebracht. Einst war es Sitz der Compagnie des Seigneurs du Canal de Loyre en Seyne, Frankreichs erster Kapitalgesellschaft. Das Städtchen verfügt zudem über einen alten Handelshafen (Port de Commerce), inzwischen ankern dort Touristenschiffe. Von hier ist es nur einen Katzensprung zur gigantischen Kanalbrücke.
|GPS-Tour 1: Kanalrunde über den Pont-Canal von Briare zur Schleuse von Mantelot
Gemütliche Rundtour auf Deichen und alten Treidelrouten.
Sightseeing
Pont-Canal: Das faszinierende Bauwerk überspannt die Loire rund 8 m über dem Normalpegel und verbindet Briare mit Saint-Firmin-sur-Loire auf der anderen Uferseite. Man kann die Brücke zu Fuß entlanggehen und die Sicht auf die Loire und Briare genießen. Zwei Pfeiler mit Löwenbüsten begrüßen die Besucher und 72 Laternen säumen den Weg von einem zum anderen Ufer. Sie wurden von Anfang an elektrisch betrieben, während die Lichter in Briare selbst noch einige Zeit auf Gas angewiesen waren. Der eigentliche Zweck der Brücke ist es aber nicht, Fußgänger sicher von Briare nach Saint-Firmin-sur-Loire zu bringen und umgekehrt. Der Pont-Canal ist ein Aquädukt, der den Canal Latéral à la Loire (Loire-Seitenkanal) über die Loire leitet und so den alten „ebenerdigen“ Kanalabschnitt zwischen Châtillon-sur-Loire und Briare ersetzt - eine Wasserleitung im tatsächlichen Wortsinn also. Entstanden ist die Brücke mit der gut 6 m breiten Wasserstraße zwischen 1890 und 1896 unter der Leitung von Abel Mazoyer, einem der berühmtesten Straßen- und Brückenbauingenieure Frankreichs seiner Zeit. Sie ruht auf zwei Widerlagern am rechten Ufer, auf 14 Pfeilern im Wasser und auf Deichen auf der linken Uferseite.
Mosaike im neobyzantinischen Stil an der Kirche Saint-Étienne
Bis 2003 war der Pont-Canal mit 662,69 m die längste aus Metall errichtete Kanalbrücke weltweit, seitdem führt die Kanalbrücke Magdeburg (918 m) das Ranking an. Der Kanal selbst hat mittlerweile kaum noch wirtschaftliche Bedeutung, genutzt wird er hauptsächlich von Touristenschiffen und Hausbooten.
Église Saint-Étienne: Nachdem eine starke Überschwemmung die vorherige Kirche zerstört hatte, entstand das jetzige Bauwerk in der Zeit von 1890 bis 1895. Hübsch überragt das Gotteshaus im romanisch-neobyzantinischen Stil das Zentrum von Briare, der Kirchturm befindet sich rechts neben den drei Eingangsportalen. Grüne Flechten bedecken teilweise das helle Mauerwerk, doch das herrliche Mosaik am Giebel über der Rosette ist gut sichtbar. Es zeigt den hl. Stephanus mit zwei Steinen - er kam durch Steinigung zu Tode - und einer Märtyrerpalme in den Händen. Die Darstellungen um die Turmuhr, die Friese unterhalb des Giebelmosaiks und der Uhr sowie unterhalb der Rosette bilden Pflanzenmotive ab, wobei die Friese um die komplette Kirche verlaufen. Der Boden im Innenraum gleicht einem Mosaikteppich, die Medaillons darin zeigen die vier Elemente, die vier Lebensalter des Menschen und die fünf Sinne. Die feinen Mosaikarbeiten setzen sich an den Altären fort. Sie und die Kuppel der Kirche erinnern an die Hagia Sofia in Istanbul. Tatsächlich reisten Experten der Mosaikherstellung extra dorthin, um sich für den Neubau der Kirche in Briare inspirieren zu lassen. Sämtliche Mosaiken im Innen- und Außenbereich von Saint-Étienne entwarf der Künstler Eugène Grasset, die örtliche Emaille-Manufaktur ließ eigens Handwerker von der venezianischen Inselgruppe Murano anreisen, um die Kunstwerke umzusetzen.
Musée des Deux Marines et du Pont-Canal: Das von außen eher unscheinbare Museum beschäftigt sich mit der Fracht- und Handelsschifffahrt, dem Bau von Kanälen und den verschiedenen Berufen rund um die Schifffahrt (vom Schmied, Seiler und Weber über den Fischer bis hin zum Kapitän), z. T. in szenischen Nachbildungen. Neben einem alten Kran, Motoren oder Harpunen zeigt das Museum auch Modelle verschiedener Lastenschiffe, einen Lastkahn, Fangnetze und andere Utensilien der Schifffahrt. Ein Bereich widmet sich mit einem beeindruckenden 1:30-Modell der Kanalbrücke von Briare, ein anderer der Loire im Wandel verschiedener Epochen von den Römern über Mittelalter und Renaissance bis heute - der Schwerpunkt liegt auf Briare. Ein Film ergänzt Wissenswertes über den längsten Fluss Frankreichs, im Untergeschoss reihen sich Aquarien mit Süßwasserfischen aneinander.
♦ Eintritt 6 €, März-Mai und Okt. bis Mitte Nov. tägl. 14-18 Uhr, Juni-Sept. tägl. 10-12.30 und 14-18 Uhr. Boulevard Buyser 58, Tel. 0238312827, musee-2-marines.com.
Musée des Émaux et de la Mosaïque (MEMO): Das MEMO liegt schräg gegenüber dem Marinemuseum auf dem ehemaligen Fabrikgelände und im damaligen Wohnhaus von Jean-Félix Bapterosses - einst Inhaber der Manufaktur. Der Unternehmer hatte die alte Fayencerie aufgekauft und dem Kunsthandwerk ab 1837 zu neuem Glanz verholfen. Das Museum, das sich der industriellen Entwicklung der Fabrik im 19. Jh. und dem Übergang ins 20. Jh. widmet, reist 160 Jahre zurück in die Vergangenheit. Neben Maschinen, Skizzen und Fotos besitzt das Memo eine reiche Sammlung an Porzellanknöpfen, die hier hergestellt wurden. Aber auch Perlen aus Emaille, die die Optik von Perlmutt, Elfenbein oder Horn imitierten und viele Abnehmer v. a. auf dem afrikanischen Markt fanden. Mit der Plastikschwemme Ende der 1960er- und 1970er-Jahre und der Dekolonisierung afrikanischer Staaten nahmen Interesse und Nachfrage stark ab, und die Produktion wurde eingestellt. Ein Teil der Ausstellung beschäftigt sich mit der Mosaikkunst aus Emaille, u. a. mit zeitgenössischen Werken. Die Herstellung startete 1885, als der Jugendstil stark im Kommen war. Das wohl bekannteste Werk in Briare: das Giebelmosaik des Künstlers Eugène Grasset an der Kirche Saint-Étienne.
♦ Eintritt 6 €, Febr./Dez. Sa/So und während der Schulferien 14-18 Uhr, März/Nov. tägl. 14-18 Uhr, Apr./Mai/Okt. tägl. 10-12 und 14-18 Uhr, Juni-Sept. tägl. 10-18.30 Uhr. Das Museum war zuletzt auf unbestimmte Zeit geschlossen und nur nach Voranmeldung für Gruppen ab 20 Personen geöffnet. Rue des Vergers 4, Tel. 0238313636, musee-mosaique.com.
Sightseeing in der Umgebung
Écluses des Mantelots: Rund 7,5 km südlich von Briare locken die Mantelot-Schleusen am linken Loire-Ufer Besucher an. Sie dienten dazu, ab 1838 Schiffe vom Loire-Seitenkanal über den Fluss zu bringen. Denn zwischen den Mantelot-Schleusen und den 1 km entfernten Combles-Schleusen beim Camping des Combles am rechten Loire-Ufer war der Kanal von der Loire unterbrochen. Bis 1880 erfolgte der Übertritt über die Schleusen durch Treideln und dauerte zwischen drei und sechs Stunden. Ab 1880 erleichterte ein Kettenschleppschiff die Arbeit. Rund 4000 Schiffe passierten pro Jahr die Schleusen. Bis 1896 waren sie in Betrieb und nach der Eröffnung der Kanalbrücke und des neuen Loire-Seitenkanals nicht mehr notwendig. Kleine Brücken führen über die Schleusen, dazwischen hat man von einem winzigen, nur zu Fuß oder per Fahrrad erreichbaren Platz eine herrliche Sicht auf die Loire und ihre Inseln. Bei Niedrigwasser kommen Sandbänke zum Vorschein, auf denen meist Wasservögel zu sehen sind. Von den Écluses des Combles geht das letzte Stück des alten Kanals bis nach Briare ab.
♦ Die Schleusen sind ganzjährig frei zugänglich. Écluse des Mantelots, 45360 Châtillon-sur-Loire, Zufahrt über die Rue Octave Montembault. Écluse des Combles beim Campingplatz, Les Combes 170, 45250 Briare.
Schleusentreppe von Rogny: Zwar gehört das nordöstlich gelegene Rogny-les-Sept-Écluses bereits zu einer anderen Region, ein Abstecher zu dem 18 km entfernten Örtchen lohnt sich jedoch: Dort befindet sich die älteste Schleusentreppe der Welt. Sie ist 250 m lang, besteht aus sieben Schleusen und überwindet 24 Höhenmeter am Hügel von Rondeau. 12.000 Arbeiter erbauten dieses Monument von 1604 bis 1642. Bis 1887 war die Schleusentreppe von Rogny in Betrieb, wurde aber trockengelegt, nachdem der Kanal verlegt und mit sechs weiter auseinanderliegenden Schleusen ausgestattet wurde. Mit den abgestuften Wiesen zu beiden Seiten der Schleusen wirkt die Treppe beinahe wie ein Kunstwerk. Parallel zur Schleuse verläuft jeweils ein Weg.
♦ Die Schleusentreppe ist das ganze Jahr frei zugänglich. Les-Sept-Écluses, 89220 Rogny-les-Sept-Écluses.
Basics, Essen, Übernachten & Co.
Die Basics
Information Die Touristeninformation befindet sich neben dem Rathaus. In der Sommersaison betreibt die Touristeninformation zudem einen Pavillon beim Pont-Canal. Place Charles de Gaulle 1, 45250 Briare, Tel. 0238312451, terresdeloireetcanaux.com.
Verbindungen Briare liegt auf der Zugstrecke Paris-Nevers, Bahnhof in der Rue de Verdun.
Angeln An den Ufern des Briare-Kanals, dem Seiten-Loire-Kanals und am alten Seiten-Loire-Kanals ist Angeln mit einer Carte de Pêche (Angelpass) oder einen Angelschein erlaubt, nicht von einem Boot aus. Der Angelpass ist bei der Touristeninformation oder beim Campingplatz Martinet (→ Camping) erhältlich.
Bootsausflüge Bateaux Touristiques, Kanalkreuzfahrten mit dem Touristenschiff auf dem Loire-Seitenkanal über die Kanalbrücke. Die Touren können mit Mittag- oder Abendessen an Bord gebucht werden und fallen entsprechend teurer aus. Auch kurze oder Abendfahrten sind im Angebot. Apr.-Okt. vom Quai Mazoyer (am Port de Commerce nahe der Maison du Pont-Canal), Tel. 0238371275, les-bateaux-touristiques-briare.com.
Merci Loire, Fahrten auf einem alten Segelboot auf der Loire, buchbar mit Weinverköstigung oder Burger, auch Fahrten während des Sonnenuntergangs möglich. Startpunkt bei der Schleuse Mantelot neben dem Relais de Mantelot (alternativ beim Campingplatz Des Combes). Rue Octave et Renée Montembault, 45360 Chatillon-Sur-Loire Tel. 0680201421 (SMS bevorzugt), mercilaloire.com.
Fahrradverleih Maison du Pont-Canal, Apr.-Sept. telefonisch (Tel. 0645046217) oder online (lamaisondupontcanal.com) buchbar. Quai Mazoyer 7.
Hôtel de Cerf (→ Übernachten), Teilnehmer von „Vélo Val de Loire“. Räder können bei anderen teilnehmenden Verleihstationen der Organisation abgegeben werden, Gepäcktransport möglich. Übersicht und Reservierung unter velovaldeloire.com.
Märkte Jeden Freitagvormittag großer Wochenmarkt auf der Place du Champ de Foire hinter der Kirche. Von Mai bis Sept. jeden zweiten oder dritten So im Monat dort auch Bauernmarkt mit Produkten von lokalen Erzeugern und musikalischer Darbietung der Jagdhorngruppe von Briare.
Schwimmbad L’Île Verte, Ganzjahresbad mit Schwimm- und Spaßbecken sowie Wellnessbereich (u. a. mit Sauna, Dampfbad, Salzgrotte und Solarium). Rue des Prés Gris, Tel. 0238312687, lileverte.fr.
Touristenzug Von Apr. bis Juni und im Sept. tuckert der Petit Train an Sonn- und Feiertagen durch Briare, im Juli und Aug. täglich, im Okt. an den ersten beiden Sonntagen im Monat. 7 €. Zu- und Ausstieg bei der Kanalbrücke, petit-train-briare.fr.
Wassersport Station Location de Loisir, Spaßfahrten mit Kanu, Tretboot, elektrischem Boot oder SUP sind auf dem Briarekanal/Hafen in der Nähe des Campingplatzes Le Martinet von Apr. bis Okt. möglich. Verkauf von Snacks und Getränken. Rue des Prés Gris 46, Tel. 0620815613.
Wein
Cave Loire & Millésimes, Weinhandel neben der Kirche, große Auswahl an internationalen Weinen und aus den Anbaugebieten der Loire, aber auch Bier, Champagner, Rum, Whisky und mehr. So nachmittags und Mo ganztägig geschlossen. Rue Jeanne d’Arc 2 bis, Tel. 0238676544.
Domaine Poupat et Fils, am Ortsausgang Richtung Gien gelegenes Weingut. Bereits in zwölfter Generation und seit 1650 hat sich Briares einziger Winzerbetrieb auf Sauvignon, Pinot Noir und Gamay spezialisiert. Das Gut zählt zu den ältesten des Weinanbaugebiets Coteaux Giennois. Mo-Fr am Nachmittag, Sa zudem am Vormittag sowie auf Anfrage geöffnet. Rivotte, Tel. 0238313976, domaine-poupat.fr.
Einkaufen
Maison du Pont-Canal, Boutique am Port de Commerce mit regionalen Produkten wie Wein, Fischterrinen, Haselnussöl, Pralinen aus Montargis oder Keksen aus der Keksmanufaktur von Chambord. Dazu Porzellan, Perlen, Mosaikkunst oder kreativ bemalte Tischlampen von lokalen Kunsthandwerkern. Außerdem im Angebot: eine Ferienunterkunft und ein Radverleih. Vor- und nachmittags geöffnet, So/Mo geschlossen. Quai Mazoyer 7, Tel. 0645046217, lamaisondupontcanal.com.
Chocolats et Chimères, Café und Chocalaterie in einem direkt an der Kanalbrücke. Schokolade, Pralinen und Macarons vom Feinsten. → Übernachten & Essen.
Essen & Trinken
Le Petit Saint Trop, Restaurant gegenüber dem Port de Plaisance, aufgetischt werden raffinierte Fisch- und Fleischspezialitäten: z. B. Atlantischer Kabeljau mit Curry-Kokos-Soße oder Lendchen in Pfeffersoße, aber auch Klassiker wie Schnecken oder gebackener Ziegenkäse mit Honig und Thymian. Gute Auswahl auch für Vegetarier. Für mehr südliches Flair sorgen Wandfresken vom Hafen von Saint-Tropez. Sonntagabend und Mo ganztägig geschlossen. Rue Tissier 5, Tel. 0238370031. €€
Mein Tipp Hydropathe, kleines Restaurant in Bistrot-Ambiente nahe dem Jachthafen und dem Briare-Kanal. Abwechslungsreiche Küche mit Anspruch, die Gerichte sind hübsch angerichtet, verarbeitet werden frische regionale Produkte. Kleiner Vorgeschmack: Erbsen-Panna-cotta mit Krabben, Foie gras mit Birnenchutney, Seezunge mit Champagnersoße und Pilzrisotto oder Tagliatelle mit Zucchini, Mango und Mandeln. Mo/Di geschlossen. Rue de la liberté 11, Tel. 0218116812, lhydropathe.fr. €€-€€€
Chocolats et Chimères, kleines Café mit Außenbereich und viel Flair am Pont-Canal. Neben salzigen Snacks wie Quiche und Sandwichs oder Salat hat man die Qual der Wahl für den süßen Gaumen: große und kleine Macarons, Törtchen und Kuchen, Eisbecher und Schokofondue, dazu verschiedenste Teesorten oder Kaffee - das alles bei Blick auf die Kanalbrücke. Für zu Hause oder unterwegs kann man sich mit feinster Schokolade und anderen Leckereien eindecken. Tägl. durchgehend bis zum frühen Abend geöffnet, Mo geschlossen. Pont-Canal, Tel. 0238371058. €€
Mein Tipp Au Petit Matelot, am Fuß der Kanalbrücke am linken Loire-Ufer. Das Restaurant wartet in eleganter, schlichter Atmosphäre mit traditioneller französischer Küche auf, die Auswahl ist klein, aber höchst fein. Wöchentlich wechselnde Karte, im Angebot ist z B. Entenconfit, Meeresfrüchtesalat, Lachsfilet mit Couscous, Rinderzunge mit Tagliatelle, aber auch Einfaches wie Hähnchenschenkel - das Ganze zu moderaten Preisen. Reservierung empfohlen. So/Mo geschlossen. Au petit Mantelot, Grande Rue 62, 45360 Saint-Firmin-sur-Loire, Tel. 0238059735. €
Übernachten
*** Hôtel Le Cerf, gemütliches, familiäres Hotel in Zentrumsnähe, trotz seiner Lage an der Durchfahrtsstraße angenehm ruhig. Bis in die 1970er-Jahre war das Le Cerf über die Region hinaus bekannt für seine Küche und viel Prominenz unter den Gästen, an diese glanzvolle Zeit erinnern noch signierte Fotos im Frühstücksraum. Essen ist mittlerweile nicht mehr im Angebot, dafür aber 20 auf zwei Gebäude (eines im Hinterhof) verteilte Zimmer im schlichten, modernen Design (z. T. renoviert). Zum Serviceangebot zählen ein Radverleih mit Gepäckversand über „Vélo Val de Loire“, eine Garage für Fahrräder und jede Menge Tipps des freundlichen Inhaberpaars. Gratis-Parkplatz im Innenhof. Boulevard Buyser 22, Tel. 0238370080, hotelducerf.com. €€
Mein Tipp Relais de Mantelot, vier wunderschöne, heimelige Gästezimmer, darunter ein Familienzimmer in außergewöhnlicher Lage an der Loire bei den Mantelot-Schleusen in Chatillon-sur-Loire. Stilvoll-modernes Design, gut integriert in das historische Gebäude. Von den Zimmern hat man Sicht auf die Loire und z. T. auf die Schleusen. Mi-So bietet das Relais Mittagsküche an, und es gibt einen Radverleih. Rue Octave et Renée Montembault 7, 45360 Chatillon-Sur-Loire, Tel. 0238311235,mantelot.fr. €€
Maison Éclusière du Pont-Canal, ehemalige Schleusenhaus auf der linken Seite des Loire-Seitenkanals direkt vor der Kanalbrücke. Bis zu 15 Personen können hier in minimalistischen, ruhigen Zimmer im Laternenschein des Pont-Canal nächtigen. Von März bis Okt. einfache Küche in gemütlicher Biergartenatmosphäre: Wurst- und Käseplatten, Salate, Burger und Croques Monsieur. Do geschlossen. Pont-Canal, Tel. 0245380010, gite-pont-canal.com. €
Camping
*** Camping Le Martinet, Campingplatz der Kette Seasonova zwischen der Loire und dem Briare-Kanal gleich neben der Schleuse Baraban. Die 128 Stellplätze sind durch Hecken abgetrennt und größtenteils schattig. Im Angebot sind einfache Zeltstellplätze, Mobile Homes, Ferienhäuschen, Nomaden- und Safarizelte sowie Stelzenzelte. Außerdem im Angebot: Swimmingpool, Minigolf, Pétanque- und Spielplatz. Der Platz punktet vor allem durch seine Lage und verzichtet auf große Animation. Val du Martinet, Tel. 0238312450, vacances-seasonova.com.
** Camping des Combes, recht idyllisch über der Loire gelegener Platz auf der gegenüberliegenden Uferseite von Chatillon-sur-Loire an den Schleusen von Combles. 62 große, schattige Stellplätze, außerdem Mobile Homes, Zeltbungalows, Zelte auf Stelzen und Holzbauwagen. Zur Ausstattung gehören Sportplätze (Badminton, Beachvolleyball und Fußball), ein Freizeitraum, im Sommer Hüpfburgen und ein Radverleih. Les Combles 170, Tel. 0238363439, camping.chatillon-sur-loire.com
Über die alte Brücke zu Jagdschloss und Fayence
Gien
Malerisch liegt das Städtchen Gien am rechten Loire-Ufer, mit seinem Schloss und der Kirche aus Backstein auf einer kleinen Anhöhe über der Altstadt. Während des Zweiten Weltkriegs wurden weite Teile der idyllischen Pracht zerstört, doch hat man mit viel Sorgfalt die ursprüngliche Schönheit wiederhergestellt.
Am besten nähert man sich Gien vom linken Loire-Ufer und genießt den Blick auf die alte Steinbrücke Pont d’Anne de Beaujeu und auf die prächtigen Häuser am Quai Joffre und Quai Loire auf der anderen Flussseite. Darüber thronen das Schloss und die Kirche Jeanne d’Arc - beide aus Backstein der Sologne. Einst umgaben Stadtmauern den Ort, Überreste sind noch beim Parc des Boulards zu finden. Von der Grünanlage hat man nicht nur eine herrliche Sicht auf das Schloss, sondern kann dort auch die Arkaden bewundern, die vermutlich aus dem 13. Jh. stammen. Aus dieser Zeit ist zudem die Pont d’Anne de Beaujeu, damals war sie eine von gerade mal sieben Loire-Brücken bis Angers. Die Brücke am Kai wurde im Jahr 1940 stark beschädigt, Bombenangriffe der Deutschen Luftwaffe verursachten einen drei Tage andauernden Brand, der 422 Gebäude vollständig vernichtete und über 900 teilweise zerstörte. Unter der Federführung des Architekten André Laborie erhielt Gien ab 1946 ein neues Gesicht mit zum Teil moderneren Fassaden und den Beinamen „Juwel des Wiederaufbaus“. So wurde etwa die alte Brücke möglichst originalgetreu rekonstruiert. Übrigens soll sie den Komponisten Pierre Certon im 16. Jh. zu dem Lied „Auf der Brücke von Avignon“ inspiriert haben, wohingegen er das besungene Bauwerk in der Provence nie selbst gesehen hat.
Die Lage an der Loire und die alte Brücke machten die Stadt schon früh zugänglich und damit attraktiv für den Handel und den Transport per Schiff. Im 18. und 19. Jh. besaß Gien drei Häfen, auch um Schiffe und Boote zu reparieren und dafür nötiges Material zu lagern. An Bord geht man hier heute nicht mehr, dafür kann man am Port au Bois durch eine schöne Grünanlage mit Spielplatz flanieren.
Das Stadtpanorama von Gien entfaltet sich vom linken Loire-Ufer
Zwei bedeutende Frauen haben einst in Gien gewirkt: Jeanne d’Arc und Anne de France, auch bekannt als Anne de Beaujeu. Während des Hundertjährigen Krieges passierte die Jungfrau von Orléans Gien viermal auf ihren Kriegszügen, allein schon weil die alte Brücke zeitweise die einzige in französischem Besitz war. Die Pfarrkirche Jeanne d’Arc wurde der Heldin geweiht. Das direkt daneben gelegene Schloss Gien ließ wiederum Anne de Beaujeau, ältere Schwester von Karl VII., im Renaissance-Stil erbauen - auf den Überresten einer mittelalterlichen Jagdresidenz. Nach dem Tod ihres Vaters Ludwig XI. hatte sie die Grafschaft Gien geerbt. Zwar residierte sie vornehmlich in Moulin in der Auvergne, zog sich jedoch mit ihrem Gatten Pierre de Bourbon gerne hierher zurück. Das hatte wohl zum einen strategische Gründe, um den Herzog von Orléans besser in Schach halten zu können. Zum anderen war Gien ein idealer Ausgangspunkt für die Jagd in der angrenzenden, waldreichen Sologne und im Fôret d’Orléans. Passenderweise befindet sich in dem Château inzwischen ein beeindruckendes Jagdmuseum. Überhaupt verdankt Gien Anne de Beaujeu eine architektonische Modernisierung und ein Aufhübschen der Stadt. Unter anderem ließ sie die alte Brücke erneuern. Kein Wunder, dass der 13.400-Einwohner-Ort sich gerne als „Cité d’Anne de Beaujeu“ bezeichnet.
„Cité de la Faïencerie“ würde nicht minder gut passen, ist Gien doch daneben für seine Keramik- und Porzellanmanufaktur mit über 200-jähriger Tradition bekannt. So stehen etliche Häuser aus verschiedenfarbigem Backstein in der Kleinstadt, zum Teil mit Fachwerk, etwa am Quai Lenoir und am Quai Joffre oder in der Rue des Minimes und deren Verlängerung, der Rue Bernard Palissy; besonders schön ist die Maison des Alix gleich schräg gegenüber der Touristeninformation. Beim Flanieren durch das überschaubare Zentrum kann man an den Fassaden darüber hinaus so einige dekorative Fayence-Elemente entdecken, und auch die Schilder an Plätzen und größeren Straßen sind aus Fayence. Aufmerksamen Besuchern werden außerdem die über die Stadt verteilt wachsenden Rebstöcke auffallen, etwa an der Place Saint-Louis/Ecke Rue du Bordeau nahe der alten Stadtmauer, jeder von ihnen ein Hinweis auf das insgesamt 200 ha große Weinanbaugebiet des Giennois.
Der Giener Fayence-Boom
Bekannte lokale wie überregionale Künstler und Designer gestalten die Fayencen aus Gien, in der Manufaktur arbeiten heute noch rund 150 von zwischenzeitlich 1400 Mitarbeitenden. Das hiesige Keramikgeschirr war einst Luxusware, mittlerweile kann man es zu erschwinglichen Preisen erstehen. Nach einigen Krisen hat die Faïencerie Gien ihren Platz auf dem Markt gefunden und feierte 2021 ihr 200-jähriges Bestehen.
Auf den ersten Blick unterscheidet sich das Fayence-Geschirr aus Gien kaum von herkömmlichem Porzellan. Hält man es gegen starkes Licht, wird der Unterschied deutlich: Fayencen sind nicht lichtdurchlässig, sie sind massiver und dicker als Porzellan. Die Rohmasse aus hellem Ton, Feldspat, Kaolin und Kalkphosphat ist insgesamt weniger hochwertig, die Brenntemperatur mit 1000-1300 °C deutlich niedriger - die Produktionskosten fallen deswegen niedriger aus. Um ihre Oberfläche wasserundurchlässig zu machen und dem Porzellanweiß nahe zu kommen, werden Fayencen mit einer deckenden Emaille-Glasur überzogen.
Das Vorkommen heller Tonerde hatte im 19. Jh. den Engländer Thomas Hulm, der aus einer Fayence-Dynastie stammte, nach Gien gelockt. 1821 erwarb er dort ein ehemaliges Kloster als Produktionsstätte, die Sologne und der Wald von Orléans lieferten Brennmaterial für die Öfen, weitere Rohstoffe wurden per Schiff über die Loire geliefert. Hergestellt wurden zunächst nur schlichte Teller. Vier Jahre später übernahm sein Schwager den Betrieb und führte ihn unter dem Namen „Guyon de Boulen & Cie“ weiter. Die Produkte wurden aufwendiger und die Verkaufszahlen stiegen. 1842 beschäftigte er bereits 400 Mitarbeitende, sechs Brennöfen waren im Einsatz, auf dem Höhepunkt dann sogar 17.
1865 kaufte Jean-Félix Bapterosses die Manufaktur und wandelte sie in eine Aktiengesellschaft um, die fortan den Namen „Faïencerie de Gien“ trug und bis 1983 im Familiebesitz blieb. Die Belegschaft und das Firmengelände wuchsen, Arbeiterwohnungen entstanden, 1909 wurde auf dem Werksgelände eine Kinderkrippe eingerichtet. Durch die neuen Kaufhäuser in Paris entdeckte auch die gehobene Gesellschaft ihre Vorliebe für Luxusgeschirr. 1889 wurde die Faïencerie de Gien bei der Weltausstellung in Paris für ihre 3 m hohen Pfauenvasen mit einer Goldmedaille geehrt. Wer es sich leisten konnte, kaufte fortan Fayencen aus der preisgekrönten Manufaktur. Ab 1906 (und bis 1980) stattete das Unternehmen die Pariser Metro-Stationen mit Fliesen aus.
Die Weltkriege und die Weltwirtschaftskrise führten zu Umsatzeinbrüchen, an ihre Glanzzeiten konnte die Faïencerie de Gien nicht mehr anzuknüpfen. In den 1970ern orientierte sie sich am aktuellen Modegeschmack, in den 1980ern kooperierte sie mit Kunstschaffenden aus der Region. Konkurrenz spürte die Fayencerie zunehmend durch billige Produzenten in China und Portugal - die Kundschaft war nicht mehr bereit, viel Geld für Luxusware auszugeben. Auch bei den Preisen musste sich der Betrieb daher anpassen. Nach zwei weiteren Besitzerwechseln hält sich die Fayencerie mit ihren Produktlinien stabil.
♦ Fabrikverkauf Mo-Sa 10-18 Uhr, Place de la Victoire 78, Tel. 0238052105, gien.com.
Sightseeing
Château de Gien: Das Schloss Gien schmiegt sich an die Anhöhe über dem Zentrum. Es ist das erste im Tal der Loire mit dem Label „Schlösser der Loire“. Seine Fassade besteht aus polychromem Backstein der Sologne, der als besonders günstig galt. Mit verschiedenfarbigen Steinen wurden Rautenmuster oder Symbole wie etwa der Davidstern gestaltet. Anne de Beaujeu ließ das Schloss ab 1482 erbauen - es war eines der ersten im Stil der Renaissance zu dieser Zeit. Gien befindet sich am Rand der waldreichen Sologne sowie nahe dem Staatsforst von Orléans - beides beliebte Jagdreviere beim Adel und der Krone. Anne de Beaujeu und ihr Gemahl Pierre de Bourbon wohnten kurzzeitig in dem Palast, zogen als Herzöge von Bourbon jedoch ihren Sitz in Moulin im Allier vor. Gien blieb ihre Ruheoase. Nach dem Tod der Madame la Grande im Jahr 1522 fiel das Schloss an die französische Krone und wechselte in der Folgezeit mehrmals die Besitzer. 1823 erwarb das Département Loiret das Anwesen, 1852 richtete es ein Jagdmuseum ein. In 14 Räumen vor teils prächtiger Kulisse sind Tausende Tierexponate in Szene gesetzt: ausgestopftes Wild, Geweihe, präparierte Greifvögel und Waldtiere wie Dachs, Fuchs oder Biber, dazwischen ein Löwenkopf und ein Leopard. Neben Skulpturen und Gemälden mit Jagdmotiven können Besucher sich auch traditionelle Jagdkleidung und -werkzeuge, Jagdhörner, eine außergewöhnliche Sammlung von Greifvogelhauben sowie auf einem Bildschirmtriptychon einen Film mit Jagdszenen ansehen. Kurios: das Geschirr in Form von Wild. Dazwischen bieten interaktive Stationen Interessierten die Möglichkeit, sich mit dem Thema Jagd vertraut zu machen. Die einzelnen Räume widmen sich jeweils unterschiedlichen Arten der Jagd - von der Falkenjagd über die Hetz- und die Schießjagd bis zur Jagd in der Mythologie.
Jagdtrophäe im Museumsschloss
Neben dem Schloss befindet sich ein Parkplatz. Wer mag, kann unter dem Torbogen an der Place Leclerc hindurch die Anhöhe hinaufsteigen.
♦ Eintritt Erw. 8 €, Kinder 6-17 J. 5 €, Mai-Sept. Mi-Mo und Fei 10-18 Uhr, Febr./März und Okt.-Dez. Mo-Fr 13.30-17.30 Uhr, Sa/So und Fei 10-12 und 13.30-17.30 Uhr, letzter Eintritt 30 Min. vor Schließung. Place du Château, Tel. 0238676969, chateaumuseegien.fr.
Église Jeanne d’Arc: Neben dem Schloss schließt sich die Kirche Jeanne d’Arc an. Ursprünglich stand hier die dem hl. Stephanus geweihte Schlosskirche aus dem 16. Jh., der Glockenturm ist vermutlich noch etwas älter. Diese wurde jedoch während der Französischen Revolution entweiht und beschädigt. Im 19. Jh. erfolgte an ihrer Stelle der Bau der Petruskirche, allerdings hielt ein Großteil des Gebäudes dem Bombenangriff von 1940 nicht stand. Einzig der Kirchturm aus dem 15. Jh. blieb erhalten. Die neue Kirche wurde 1950-60 aus Stahlbeton errichtet und bereits 1954 geweiht. Die Außenfassade, Innenwände, Säulen und das Gewölbe sind mit polychromem Backstein verkleidet; die skulptierten Kapitelle bestehen aus Terrakotta und zeigen an den ersten zehn Säulen im Längsschiff Stationen aus dem Leben der Johanna von Orléans von der Offenbarung bis zur Heiligsprechung. Eine Tafel aus Fayence an der Außenfassade erinnert an die Namenspatronin Jeanne d’Arc und ihre vier Aufenthalte in Gien im Jahr 1429. Die Fenster stammen von drei Glaskünstlern: dem berühmten Designer Max Ingrand (die Seitenfenster), François Bertrand und Herzelle.
Musée de la Faïencerie: Gien blickt auf eine über 200 Jahre alte Fayence-Produktion zurück, die europaweit bekannt ist. Auf dem Fabrikgelände hat die Manufaktur ihrer Geschichte und ihrem Wirken daher ein Museum gewidmet. Der Rundgang startet im Gewölbekeller des ehemaligen Klosters, wo früher die Rohmasse für das Keramikgeschirr lagerte. Heute erfährt man hier alles über den Werdegang der Manufaktur mit ihren Hochphasen und Erfolgen, aber auch Misserfolgen. Ein Teil ist den Weltausstellungen gewidmet, für die man Münzen und besondere Fayence-Exponate kreierte. Ausgewähltes Geschirr zeigt die Entwicklung der Produktlinien im Lichte des Geschmacks der Epochen. In den oberen Etagen skizziert eine Ausstellung die Herstellungsetappen von der Teiganfertigung bis zum Brennen und stellt besonders kunstvolle Objekte zur Schau. Im Dachstuhl finden Sonderausstellungen statt, u. a. mit Fayencen, die von zeitgenössischen Kunstschaffenden gestaltet wurden. Weitere außergewöhnliche Anfertigungen finden sich im Hintergebäude vor dem Fabrikverkauf, darunter eine der beiden Pfauenvasen. Die drei Meter hohen Meisterwerke wurden eigens für die Weltausstellung in Paris 1889 angefertigt und mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Eine Augenweide ist zudem der Kamin mit herrlichster Fayence-Verkleidung: Jean-Félix Bapterosses ließ das Exemplar für seinen Bauernhof in Briare anfertigen. Der Unternehmer kaufte nicht nur die dortige Emaille-Manufaktur auf, sondern auch die Faïencerie in Gien.
♦ Eintritt 8 €, Mai/Juni/Sept. Mo-Sa 10-18 Uhr, Juli/Aug. Mo-Sa 10-18 Uhr, So 13.30-17.30 Uhr, Okt.-Apr. tägl. 10.30-17.30 Uhr. Place de la Victoire 78, Tel. 0238052105, gien.com/fr/musee-fr.
Arkaden: Nach dem Bombenangriff und dem verheerenden Brand 1940 entdeckte man unter den Überresten eines zerstörten Hauses die Arkaden. Vermutlich stammen sie aus dem 13. Jh., genauer: aus der Zeit der Regentschaft von Philipp II., und waren wohl Teil eines Krankenhauses. Nach ihrer Bergung und einer Sanierung wurden sie 1976 im Parc des Boulards aufgestellt. Durch ihre romanischen Rundbögen ist der Blick auf das Schloss und die Kirche Jeanne d’Arc besonders schön.
Basics, Essen, Übernachten & Co.→ Karte
Die Basics
Information Office de Tourisme im Centre Anne de Beaujeu. Place Jean Jaurès, 45500 Gien, Tel. 0238672528, gien-tourisme.fr.
Stadtparcours Ein Parcours führt zu 18 bedeutenden Stationen im Zentrum und zum linken Loire-Ufer in Poilly-lez-Gien. Über eine App kann man einen Audioguide gratis herunterladen. Der QC-Code ist im Fremdenverkehrsbüro erhältlich.
Verbindungen Der Bahnhof in Gien liegt auf der Zugstrecke Paris-Nevers, Place de la Gare. Eine Verbindung nach Orléans ist geplant.
Angeln Bei der Touristeninformation ist eine Karte mit allen Angelstellen erhältlich.
Fahrradverleih Beim Camping Touristique de Gien. Rue des Iris 1, 45500 Poilly-lez-Gien, Tel. 0238671250, camping-gien.com.
Kino Le Grand Club, modernes Kino mit drei Sälen. Place de la Victoire 56, cinemagien.fr.
Markt Jeden Mittwochvormittag kleiner Markt auf der Place du Maréchal Leclerc und jeden Samstag großer Markt auf der Place de la Victoire gegenüber der Faïencerie.
Schwimmbad Stade Nautique Municipal, Hallenbad mit Außenschwimmbecken für den Sommer. Quai de Nice 20, Tel. 0238676954.
Essen & Trinken
1 La Belle Époque 4 Le P’tit Bouchon 6 L’Antre Amis 10 Côté Jardin 12 La Taverne
Sehenswertes
3 Jean Claude und Cindy Mellot
Shopping
2 Faïencerie de Gien 7 Chocolaterie Thierry Martin
Übernachten
8 Camping Touristique de Gien 9 Hôtel Le Rivage 11 L’Échappée Belle
Wassersport Kanuverleih beim Camping Touristique de Gien. Rue des Iris 1, 45500 Poilly-lez-Gien, Tel. 0238671250, camping-gien.com.
Veranstaltungen
Foire des Cours, traditioneller Viehmarkt auf der Place de la Victoire und in der Rue de la Fabrique an einem Sonntag im März. Die Veranstaltung hat ein biblisches Alter: 2025 wird sie zum 1444. Mal ausgetragen.
Fête de la Musique, Musik- und Tanzdarbietungen im gesamten Zentrum zum Sommeranfang am 21. Juni. Wer mag, kann auf der offenen Bühne selbst zum Mikro oder Instrument greifen.
Wein
Rund 30 Weingüter gehören zum Weinanbaugebiet Giennois, doch in Gien selbst gibt’s nur eine Winzerfamilie: Das Vater-und-Tochter-Gespann Jean Claude und Cindy Mellot3 stellt Weiß- und Rotwein sowie Rosé her. Verkostung und Verkauf im eigenen Weinkeller. Résidence le Petit Parc 6, Tel. 0238380297.
Einkaufen
Chocolaterie Thierry Martin7, kleine Manufaktur, in der nicht nur köstliche Schokoladen, sondern auch Törtchen, Macrons, Kekse, Geleebonbons usw. hergestellt und verkauft werden. So/Mo geschlossen. Rue de Tlemcen 3, Tel. 0238670162, chocolaterie-martin.fr.
Faïencerie de Gien2 → „Der Giener Fayence-Boom“.
Essen & Trinken
La Belle Époque1, abseits des Zentrums gelegenes Restaurant mit angeschlossenem Bistrot, die Küche ist ausgezeichnet. Das Bistrot im 1950er-Jahre-Stil hat einfache, traditionelle Kost von der Tageskarte zu günstigen Preisen im Angebot. Im Restaurant im Fachwerkambiente werden erlesenere und liebevoll fürs Auge angerichtete Gerichte mit mediterranen Einflüssen serviert, darunter viel Fisch und Meeresfrüchte, auch Hummer. Das Bistrot hat nur mittags geöffnet (Sa/So/Mo geschlossen), das Restaurant mittags und abends (So/Mo geschlossen). Reservierung empfohlen. Avenue de la République 111, Tel. 0970356345, labelleepoque-gien.com. € (Bistrot), €€€ (Restaurant)
Mein Tipp Côté Jardin10, kulinarisches Highlight am linken Loire-Ufer kurz nach dem Kreisverkehr. Bis 2022 war das Côté Jardin mit einem Michelin-Stern bedacht und verzichtete danach selbst auf eine weitere Teilnahme am Sterneprogramm. Küchenchef Arnaud Billard überzeugt auch ohne Auszeichnung, dafür mit viel Leidenschaft und Raffinesse. Seine Kreationen sind wie kleine Kunstwerke angerichtet. Für jeden Gaumen ist etwas dabei: Vegetarisches, saftiges Fleisch, zarter Fisch. Di-Sa nur mittags, Mi und Fr auch abends geöffnet, So/Mo geschlossen. Rue de Bourges 4, Tel. 0238382467, cotejardin45.fr. €€-€€€
Mein Tipp Le P’tit Bouchon4, kleines, feines Restaurant parallel zum Quai Lestrade auf halber Höhe zwischen Zentrum und der Faïencerie. In stilvollem, einfachem Ambiente kann man sich ganz auf die kreativen und kunstvoll angerichteten Köstlichkeiten des Hauses konzentrieren. Die Portionen sind zwar nicht so üppig, aber äußerst lecker, und in der Summe wird man satt. Besonders empfehlenswert sind das Lachscarpaccio, die knusprige Ente und das wirklich himmlische Schokoladensoufflé. Vegetarische Vorspeisen, Produkte nach Saison, kleine Karte. So/Mo geschlossen. Reservierung empfohlen. Rue Bernard Palissy 66, Tel. 0238678440. €€-€€€
Café Bouche B5,