Miss Mystery – Der Schrei des Papageis - Lauren St John - E-Book

Miss Mystery – Der Schrei des Papageis E-Book

Lauren St John

0,0
12,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Miss Mystery löst ihren ersten Fall!Kat liebt ihr neues Zuhause in der idyllischen Bluebell Bay – und noch mehr die echte Wildkatze, die dazugehört. Doch als Kat anfängt, für Taschengeld Haustiere zu sitten, findet sie heraus, dass unter der scheinbar perfekten Oberfläche des kleinen Küstenstädchens dunkle Geheimnisse lauern. Als ein Papageienbesitzer spurlos aus seiner Villa auf der Klippe verschwindet, bittet Kat ihre neue Freundin Harper um Hilfe. Was als harmloser Ferienspaß begann, wird für die beiden jungen Detektivinnen bald zu einem lebensgefährlichen Wettlauf gegen die Zeit ...Der erste Band der neuen Mädchendetektiv-Serie der preisgekrönten Bestsellerautorin Lauren St John – für alle, die Tiere und Abenteuer lieben. Am besten draußen lesen!Alle Bände der Serie "Miss Mystery":Band 1: Der Schrei des PapageisBand 2: Der Tanz der Schlange (erscheint im Frühjahr 2020)

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 356

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Lauren St John

Miss Mystery –

Der Schrei des Papageis

Aus dem Englischen vonAnne Braun

FISCHER E-Books

Inhalt

Widmung1 Ein ungebetener Besucher2 Kapuziner und Kakadus3 Der Weg des Mungos4 Eine klitzekleine Bedingung5 Der Dunkle Lord6 Ein Leopard in der Mansarde7 Charming Outlaw8 Der verschwundene Kürbis9 Papageien lügen nicht10 Privat und vertraulich11 Eine Frage des Vertrauens12 Wolf & Fox13 Das Phantom der Oxford Street14 Leichenräuber15 Die Todeseule16 Der Trojaner17 Die Sache mit dem Hut18 Zielscheibe: Herz19 Absolut nichts Rätselhaftes20 Der Terminator21 Aussageverweigerungsrecht22 Option Dreizehn23 Operation Zyklon24 Gleich zwei Vergehen25 Ein Blitz aus heiterem Himmel26 Lektionen fürs Leben27 Zurück auf Anfang28 Affentheater29 Pistolen und Piranhas30 Eulenzauber31 Agent Orange32 Operation Geistergeschichten33 Amazonenkriegerin34 Rakete35 Rezeptur für eine Katastrophe36 Move 5837 Familien und andere Tiere38 Der Club der SesselabenteurerinnenAnmerkung der AutorinAuthors 4 Oceans

Für Jean McLean, eine meiner liebsten Sesselabenteuerinnen

1Ein ungebetener Besucher

Kat Wolf erwachte mit einem steifen Hals und dem mulmigen Gefühl, nicht allein zu sein.

Sie hielt die Luft an. Hatte sie etwas gehört oder nicht? Da war es wieder – ein schwaches metallisches Kratzen. Kat entspannte sich. Der Riegel am Küchenfenster war etwas locker und wackelte bei jedem Windstoß.

Sie setzte sich auf, rückte die Kissen zurecht und angelte ihre Decke vom Fußboden. Es war nun schon die dritte Nacht, in der sie auf dem Sofa eingeschlafen war, weil sie auf ihre Mutter wartete. Aber freitagabends ging es in der Tierarztpraxis, in der Dr. Ellen Wolf arbeitete, immer ziemlich hektisch zu, und ihre beiden Chefs, Edwina Nash und Vince Craw, bestanden darauf, dass ihre Angestellten (Kats Mutter und zwei gestresste Helferinnen) alles behandelten, was kam.

Kat konnte sich lebhaft vorstellen, wie ihre Mutter über den OP-Tisch gebeugt stand und ihr Möglichstes tat, um das Leben eines Labradoodle-Welpen zu retten, der eine Schachtel Schokoherzen oder einen Diamantring verschluckt hatte, oder um ein Maine-Coon-Kätzchen zusammenzuflicken, das von einer leichtsinnig aufgestellten Kerze versengt worden war.

Edwina und Vince würden derweil in ihrem Büro im Hinterzimmer der Praxis fröhlich ausrechnen, wie hoch ihre Tageseinnahmen sein würden. Wie eineiige Zwillinge des geizigen alten Scrooge würden sie über einer Kalkulationstabelle sitzen und das Dreifache des üblichen Satzes für einen Notfall berechnen, plus die Verwaltungsgebühren, plus das Röntgen, die Infusionen, die Vitaminspritzen, Scans, Labortests, Antibiotika, Katzenminze, Kauspielsachen, Flohsprays und Schmerzmittel. Und wenn die Tierbesitzer hinterher ihre Rechnung sahen, waren manche selbst reif für die Notaufnahme.

Dr. Wolf war der Meinung, ein guter Tierarzt müsse zum Teil Psychologe, zum Teil Tierflüsterer sein. Sie setzte sich regelmäßig für die Rechte von Haustieren ein. Und besonders die Rentnerinnen und Rentner liebten sie. Die meisten kamen eher, um etwas Gesellschaft zu haben, als dass ihr Haustier Hilfe gebraucht hätte.

Da Kats Mutter wusste, dass eine einzige Tierarztrechnung ihre magere monatliche Rente aufgefressen hätte, hatte sie sich angewöhnt, den einen oder anderen Termin wegzuzaubern, indem sie einfach vergaß, ihn zu notieren. Kein Termin – und folglich auch keine Rechnung. Allerdings war es nicht so, dass Dr. Wolf die Nash & Craw Premium Tierpraxis für eine Wohltätigkeitsorganisation gehalten hätte, das nicht. Aber sie glaubte an Fairness.

Und irgendwie hatten Edwina und Vince von den vergessenen Behandlungsterminen Wind bekommen und waren durch die Decke gegangen. In den letzten drei Monaten hatten sie Dr. Wolf jeden Penny, den sie ihnen ihrer Meinung nach schuldete – plus Zinsen –, vom Gehalt abgezogen. Okay, Kat und ihre Mutter nagten nicht direkt am Hungertuch, aber Bohnen auf Toast standen bei ihnen neuerdings öfter auf dem Speisezettel.

Spaß machte ihnen Dr. Wolfs Job auch nicht mehr. Die ganzen zwölfeinviertel Jahre von Kats Leben waren es immer nur sie und ihre Mutter gegen den Rest der Welt gewesen. Nicht, dass es Kat etwas ausgemacht hätte. Sie verbrachte die Wochenenden einhundertundeinprozentig lieber mit ihrer Mutter und den Tieren als mit den auf Selfies versessenen Mitschülerinnen ihrer langweiligen Londoner Schule.

Aber Kats Anwesenheit hatte Vince und Edwina irgendwann nicht mehr gepasst. Sie hatten ihr verboten, weiter auszuhelfen oder überhaupt bei ihrer Mutter in der Praxis zu sein. Und das bedeutete, dass Kat jedes zweite Wochenende und drei Abende pro Woche, wenn ihre Mutter Notdienst hatte, allein mit Naska zu Hause saß.

Naska war eine bulgarische Studentin, die bei ihnen wohnte.

An diesem Abend war sie allerdings nicht da. Ihre Schwester war mit einer Blinddarmentzündung in die Notaufnahme gebracht worden. Aber da Dr. Wolf bereits eine SMS geschickt hatte, um Kat mitzuteilen, dass sie bald nach Hause kommen würde, hatte Kat Naska gedrängt, sofort ins Krankenhaus zu fahren. Ihre Mutter würde jede Sekunde nach Hause kommen, und bis dahin könne sie gut allein bleiben.

Als Naska zur Tür hinauseilte, piepte Kats Handy erneut. Dr. Wolf würde später kommen. Doch das störte Kat nicht weiter, und sie winkte Naska zum Abschied zu.

Das war vor fast drei Stunden gewesen.

Inzwischen war es halb zwei Uhr in der Nacht. Es machte Kat nichts aus, allein zu sein. Die Türen waren abgeschlossen, und sie wusste, dass ihre Mutter irgendwann nach Hause kommen würde. Doch weil es so still im Haus war, dachte Kat wieder einmal sehnsüchtig an ein eigenes Haustier – einen Hund, der ihr Gesellschaft leisten und sie bewachen würde, oder aber eine Katze, mit der sie schmusen könnte.

Ironischerweise war das nicht möglich, trotz einer Mutter, die den größten Teil ihrer Tage mit Tieren verbrachte. Sie wohnten in einem gemieteten Haus ohne Garten und an einer belebten Straße von London.

»Falls ich mal eine Stunde Freizeit habe, um mich nach einer anderen Stelle umzusehen, und falls wir uns jemals ein eigenes Haus mit Garten leisten können, und falls wir je die nötige Zeit für ein Haustier haben, bekommst du die Katze, den Hund, das Pony oder den Hamster deiner Träume«, wurde sie von ihrer Mutter öfter getröstet.

Kat war niemand, der finster dreinblickte, aber im Moment tat sie es. Falls, falls, falls. In letzter Zeit war es das Lieblingswort ihrer Mutter.

Nachdem Naska weg war, hatte Kat sich aufs Sofa gelegt und zum wiederholten Male ihren aktuell liebsten Pferderoman gelesen. Doch das hatte sie nur noch mehr runtergezogen, weil das Buch sie daran erinnerte, wie furchtbar viel lieber sie es mit lebenden, atmenden Pferden zu tun gehabt hätte statt mit Pferden in Büchern.

Schon das Lesen selbst machte ihr ein schlechtes Gewissen. Sie hatte ihrer Mutter versprochen, einen weiteren Versuch zu starten, das völlig überfüllte, von ihrem Vermieter nur widerwillig angebrachte Bücherregal in Angriff zu nehmen, doch sie schob es dauernd vor sich her. Es wäre, ehrlich gesagt, eine gewaltige Arbeit gewesen. Während andere Menschen jeden Penny, den sie hatten, in Kleidung, Reisen und modischen Schnickschnack investierten, waren sich die Wolfs darin einig, ihr Geld lieber für Bücher und Kuchen auszugeben. In den letzten Monaten hatte Dr. Wolfs gekürztes Gehalt beidem ein Ende gesetzt. Sie hatte Kat erklärt, dass das vielleicht ganz gut war.

»Wir könnten etwas Negatives in etwas Positives verwandeln, indem wir die Gelegenheit nutzen, etwas gegen unser Bücherchaos zu tun.«

Kat war schockiert gewesen. »Du meinst, wir sollen ein paar von ihnen weggeben?« Für sie waren Bücher so etwas wie Tagebücher. Sie brauchte nur einen Blick auf einen Abenteuerroman zu werfen, den sie vor Jahren gelesen hatte, und schon wurde sie in jene Zeit zurückkatapultiert, mitsamt aller Gefühle und Träume von damals.

»Nur ein paar«, hatte ihre Mutter sie beruhigt. »Vielleicht zwanzig oder dreißig. Warum fängst du nicht mit den Bilderbüchern an? Es ist ja nicht so, als würdest du sie jemals wieder lesen.«

»Du willst, dass ich Ein Tiger kommt zum Tee weggebe? Bist du ein Monster?! Das war das erste Buch, das du mir vorgelesen hast.«

Ihre Mutter lächelte. »Du erinnerst dich noch! Okay, dann eben nicht das, aber du könntest einige der Detektivgeschichten opfern, die du schon ein Dutzend Male gelesen hast. Mindestens die Hälfte davon ist schon mal in die Badewanne gefallen.«

»Aber nur, wenn du einige von deinen uralten, verstaubten Fachbüchern opferst.«

Ihre Mutter war entsetzt. »Von denen kann ich mich nicht trennen, auf gar keinen Fall. Das sind lebenswichtige Werke!«

»Du willst mir weismachen, dass du jeden einzelnen Band von Mercks Veterinärhandbuch von 2009 brauchst? Diese Dinger wiegen fast so viel wie ich. Wenn einer dieser Bände von einem hohen Regal fallen würde, wäre das tödlich für jeden, der zufällig druntersteht.«

Die Bücher waren zum größten Teil geblieben, aber immerhin hatte Kat eine Tüte mit Bilder- und Märchenbüchern zu einem Secondhandladen geschleppt, und ihre Mutter hatte die schwereren Bücher weiter unten verstaut. Aus Platzmangel hatte die neueste Ausgabe von Mercks Veterinärhandbuch allerdings im obersten Fach bleiben müssen, wo sie ziemlich schief auf einer extrem hässlichen Vase lag – das Geschenk einer dankbaren Rentnerin.

»Sehr dankbar kann sie aber nicht gewesen sein«, hatte Kat angemerkt, als ihre Mutter die Vase anschleppte. »Das Ding sieht aus wie der schiefe Turm von Pisa.«

»Sie ist handgemacht«, hatte ihre Mutter leicht vorwurfsvoll erklärt. »Sie bedeutet mir viel, weil sie von Thelmas Herzen kommt.«

Mitten in ihren Erinnerungen stutzte Kat plötzlich, weil ihr auffiel, dass es auf einmal so still geworden war. Die ersten unheilvollen Windböen eines herbeiziehenden Gewitters rüttelten an den Fensterläden, doch der Riegel des Küchenfensters blieb stumm. Es war fast, als ob …

Ein eisiger Finger der Angst tapste auf Zehenspitzen ihre Wirbelsäule hinunter. Es war fast, als würde jemand den Riegel festhalten, und warum sollte das jemand tun, wenn nicht …?

Ein leiser dumpfer Schlag, ein Klirren von Porzellan und ein ersticktes Schimpfwort bestätigten das Unaussprechliche. Jemand war in der Küche!

Für eine hoffnungsvolle Millisekunde bildete Kat sich ein, es könne ihre Mutter sein. Vermutlich hatte sie ihren Schlüssel vergessen. Und weil sie niemanden wecken wollte und wusste, dass das Fenster über der Spüle leicht einzudrücken war, war sie einfach hereingeklettert.

Gleich würde sie das Küchenlicht anknipsen und sich eine Tasse Tee machen. Und wenn sie entdeckte, dass Kat auf dem Sofa auf sie gewartet hatte, würde sie so tun, als sei sie böse, obwohl Kat ihr anmerken würde, wie sehr sie sich freute, ein freundliches Gesicht zu sehen. Sie würden sich zusammen an den Tisch setzen und Hörnchen mit Ahornsirup und Cashewnusscreme futtern, und Kat würde es sich gemütlich machen und auf ihren Höhepunkt des Tages warten – den Bericht ihrer Mutter über ihre aktuellen Fälle.

Doch das Licht ging nicht an. Kein Tee wurde gemacht. Kat lag starr auf dem Sofa und wagte vor Schreck nicht, sich zu rühren. Ihr Handy lag oben in ihrem Zimmer, am Ladekabel. Die Treppe, die hinaufführte, befand sich im Flur zwischen Wohnzimmer und Küche. Kat konnte die Treppe nicht hinaufschleichen, ohne gesehen zu werden.

Am kurz erlöschenden Schein der Flurlampe merkte sie, dass jemand darunter herging. Kat rutschte vom Sofa und kroch auf allen vieren dahinter. Ihr Herz hämmerte zum Zerspringen.

Eine Ewigkeit lang passierte gar nichts. Kat versuchte, nicht zu atmen oder zu husten, obwohl sie beides verzweifelt tun wollte. Ein Fußbodenbrett knarrte.

Soweit sie sich zurückerinnern konnte, hatte Kat trainiert, ihre Ängste zu unterdrücken. Als Tochter einer Tierärztin war sie schon oft in der Nähe von Tieren gewesen, die vor Schmerzen oder Angst zornig und/oder gefährlich waren. Der beste Weg, sie zu beruhigen, bestand darin, selbst ruhig zu bleiben, auch wenn man manchmal nur so tat. Aber wie konnte sie ruhig bleiben, wenn ein Fremder ungebeten durch ihr dunkles Wohnzimmer schlich?

Eine Taschenlampe flammte auf. Wie ein allsehendes Auge huschte ihr Schein über die Fußbodenbretter und in alle Ecken. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Eindringling die zurückgeschlagene Bettdecke auf dem Sofa sehen und eins und eins zusammenzählen würde. Was dann? Dass Kat am ganzen Leib zitterte, war ungefähr so nützlich wie ein kaputter Schirm in einem Hurrikan. In ihrem Zustand hätte sie es nicht einmal mit einer Feldmaus aufnehmen können.

Trotz ihrer Panik merkte sie, dass etwas an ihr Bein drückte. Ein Tennisball! Letztes Wochenende hatten sie und ihre Mutter einen Jack-Russell-Terrier gehütet, dessen Herrchen in Paris war. Er war ein süßer Hund mit einer unglaublichen Energie, und Kat hatte hinterher Stunden damit zugebracht, Spielzeuge aus sämtlichen Ecken des Hauses einzusammeln. Der Tennisball musste ihr dabei entgangen sein.

Da hatte sie eine Idee: Sie müsste nur diesen Ball durch den Flur in die Küche werfen, und der Eindringling bekäme Angst und würde denken, dass jemand kam. Dann würde er davonrennen und sich nie wieder blicken lassen. Oder auch nicht, aber einen Versuch war es wert.

Jetzt war er drüben beim Fernseher. Ha, wenn er ihr uraltes Gerät sah, würde ihm dämmern, dass er sich das falsche Haus ausgesucht hatte. Das war Kats Chance! Sie umklammerte den Tennisball.

Doch noch ehe sie ihn werfen konnte, hörte sie ein erschrecktes Grunzen. Der Lichtstrahl der Taschenlampe schwang herum. Der Fußboden neben Kat war plötzlich in Licht gebadet, was darauf schließen ließ, dass der Einbrecher die Bettdecke entdeckt hatte. Als Nächstes würde er hinter dem Sofa nachsehen.

Kat hatte keine Zeit zu verlieren. Keine Zeit zum Zielen. Sie warf den Ball so fest und so hoch, wie sie konnte.

Allerdings schaffte er es nie bis in die Küche. Nicht mal bis in den Flur. Er knallte an die obere Ecke des Türrahmens, prallte ab und flog zurück ins Wohnzimmer.

Tennisspielen war noch nie Kats Stärke gewesen. Der erste Hinweis darauf, dass sie diesmal aber einen Treffer erzielt hatte, war ein Geräusch, wie wenn Gummi auf Keramik knallte. Der Einbrecher hörte es offenbar auch, denn der weiße Lichtstrahl machte wieder einen Zickzackkurs. Doch das konnte den Einbrecher nicht mehr retten. In dem Moment, als der Tennisball Thelmas Vase traf, sauste die neueste Hardcoverausgabe von Mercks Veterinärhandbuch mit ihren 3326 Seiten in die Tiefe wie ein Seevogel, der einen Fisch schnappen wollte. Der Einbrecher sollte nie erfahren, was ihn getroffen hatte, denn das schwere Objekt knallte ihm direkt an die Stirn.

Im Fallen krallte der Typ sich noch ans Büchergestell. Dank des faulen Vermieters war es nie richtig befestigt gewesen. Mit dem Knurren eines Seelöwen löste es sich von der Wand und feuerte Bücher in alle Richtungen.

Der aus acht Bänden bestehende Schuber von Der Doktor und das liebe Vieh demolierte die Lampe, Kats Kakaobecher landete auf dem Teppich und zerschellte. Die illustrierte Ausgabe von Alice im Wunderland zerschmetterte die Vase mit der pinkfarbenen Rose, die Kat ihrer Mutter zum Valentinstag geschenkt hatte, und ertränkte Kats Schulprojekt. Blacks Veterinärlexikon riss ein Bild von der Wand, das seinerseits die Überbleibsel von Thelmas schiefer Vase pulverisierte.

Kat spähte über die Rückenlehne des Sofas und bekam den Mund nicht mehr zu. Während das Bücherregal sich leerte und zusammenbrach, gewann es an Geschwindigkeit und spuckte Holzteilchen, Splitter und Gipsbrocken durch die Gegend. Die Taschenlampe des Einbrechers war unter den Couchtisch gerollt und strahlte eine schlaksige Gestalt mit einer Kapuze über dem Kopf an, die sich gerade aufzusetzen versuchte, als der Rest des Regals zusammenbrach. Das letzte Krachen war ohrenbetäubend. Ein davonfliegendes Regalbrett spießte sich in den Fern seher.

Durch die Staubwolke hindurch sah Kat ihre Mutter mit offenem Mund in der Tür stehen, die Schlüssel noch in der Hand.

»Und ich dachte, das Partymachen und Zerstören fängt erst in der Pubertät an«, sagte Dr. Wolf mit schwacher Stimme. »Wo ist Naska?«

Kat schob das Sofa ein Stück vor, rannte zu ihrer Mutter und warf sich in ihre Arme. »Mum, das ist keine Party. Naska musste zu ihrer Schwester ins Krankenhaus, und bei uns wurde eingebrochen! Schnell, ruf die Polizei!«

Erst da schaltete ihre Mutter das Licht ein. Der Einbrecher lag auf dem Fußboden und war wie ein schlechtes Porträt von dem übel zugerichteten Bücherregal eingerahmt. Er war bewusstlos, und sein bleiches, fleckiges Gesicht sah komischerweise fast wie das eines Engels aus.

Dr. Wolf schrie entsetzt auf und umklammerte Kats Hand, während sie den Notruf wählte.

»Kat, jetzt reicht’s! Das war der berühmte letzte Tropfen. Ich hätte es mir nie verziehen, wenn dir etwas passiert wäre!«

»Mir ist aber nichts passiert.« Kat grinste. Jetzt, wo ihre Mutter zu Hause war und die Polizei gleich eintreffen würde, fühlte sie sich wesentlich besser. »Um es kurz zu machen: Thelmas Vase, ein angenagter Tennisball und Mercks Veterinärhandbuch haben mich gerettet. Aber wieso kommst du so spät?«

»Um es kurz zu machen: Ich habe gekündigt. Vielleicht wurde ich auch gefeuert. Es gab einen kleinen Patzer, den ich nur schwer erklären konnte. Doch wie dem auch sei: Ich bin frei und kann jederzeit gehen, wohin wir wollen. Ich weiß noch nicht, wohin, Kat, aber wir ziehen aus London weg!«

2Kapuziner und Kakadus

»Wie wär’s damit?«, fragte Kat, die durch die Kleinanzeigen auf Jobs4Vets.com scrollte. »Aufregende Gelegenheit, das Team unserer Tierarztpraxis in Scunthorpe zu verstärken …«

Ihre Mutter schüttelte den Kopf. »Zu viele Erdbeben.«

»Erdbeben? In Scunthorpe?«

»Na ja, vielleicht gab es nur das eine, damals 2008, aber man kann nie vorsichtig genug sein. Es war das zweitstärkste Beben, das jemals in England registriert wurde.« Dr. Wolf drückte mit dem Fuß an das demolierte Bücherregal. »Wenn schon ein Tennisball einen so großen Schaden anrichtet, will ich mir gar nicht erst vorstellen, was bei einem Erdbeben alles passieren kann.«

Sie saßen wie zwei Schiffsbrüchige, die auf einer einsamen Insel gestrandet waren, im Chaos ihres Wohnzimmers. Im Bett waren sie in dieser Nacht gar nicht gewesen. Bis die Polizisten schließlich Kats Aussage aufgenommen, Beweise gesammelt und Tee getrunken hatten, schob sich draußen bereits der morgendliche Berufsverkehr im Schneckentempo durch den Nieselregen.

Zusätzlich zu dem Chaos waren auch Küche und Wohnzimmer mit schwarzem Fingerabdruckpulver verdreckt. Mitten im Raum diente eine Aussparung, die genau die Umrisse des Einbrechers nachzeichnete, als geisterhafte Erinnerung an die Ereignisse der letzten Nacht. Der Anblick ließ Kat an die Kreideumrisse denken, die in Fernsehkrimis die Position von Mordopfern markierten.

Sie schauderte. Wenn der Einbrecher nicht von dem umstürzenden Regal plattgemacht worden und ihre Mutter nicht zu dem Zeitpunkt nach Hause gekommen wäre, zu dem sie gekommen war, hätte alles noch viel schlimmer enden können.

Der Einbrecher selbst – vermutlich noch ein Teenager – war mit Handschellen auf eine Trage gelegt und weggebracht worden. Als er an Kat vorbeikam, hatte er benommen geblinzelt und sich die Stirn gerieben.

Kat klickte weiter zur nächsten Seite der Stellenanzeigen. Dr. Wolf neigte dazu, Computer so zu behandeln, als wären sie feindlich gesinnte Aliens, und obwohl der Laptop ihr gehörte, durfte Kat tippen.

Kat sah das Spiegelbild ihrer beiden Köpfe auf dem Bildschirm. Die Leute sagten oft, wie ähnlich sie sich waren, und das war äußerst komisch, weil sie äußerlich nicht unterschiedlicher hätten sein können. Kats Mutter war eher klein, hatte eine blonde Kurzhaarfrisur und blaue Augen, während Kat ziemlich groß für ihr Alter war, grüne Augen mit sturmblauen Flecken hatte und lockige dunkle Haare, die in der Sonne rötlich schimmerten. Und egal wie oft Kat sich kämmte – sie sah immer aus, als käme sie direkt von draußen, wo es ordentlich stürmte.

Ihre Mutter sagte, Kat würde ihrem Vater ähnlich sehen. Doch wenn Kat an den Mann dachte, dessen Blut in ihren Adern floss, hatte sie keinerlei genaue Vorstellungen. Väter sollten bei einem sein und einem zeigen, wie man Rad fährt oder Steinschleudern bastelt, einen trösten, wenn man Windpocken oder bei einer Schulaufführung gepatzt hat. Sie sollten dich lieben und gut auf dich aufpassen.

Kats Vater hatte nichts davon getan. Er und ihre Mutter hatten sich an der Uni kennengelernt. Rufus hatte Jura studiert, aber schon im zweiten Jahr alles hingeschmissen, um rund um den Globus der perfekten Welle nachzujagen. Das Surfen war ihm wichtiger gewesen als Kats Mutter, seine eigene Mutter oder sein ungeborenes Kind. Das letzte Mal wurde er in Portugal gesehen, an das Schleppseil eines Jetski-Fahrers gebunden, um eine zwanzig Meter hohe Welle zu meistern. Das war seine Vorstellung von Spaßhaben.

In Kats Augen war es eine armselige Ausrede, sich aus dem Staub zu machen, weil man unbedingt eine virtuelle Tsunamiwelle reiten wollte, statt bei seiner Tochter zu bleiben und sie vor tollpatschigen Einbrechern zu beschützen.

Positiv war anzumerken, dass ihre Mutter und sie die besten Freundinnen waren. Kat machte es immer stolz, wenn die Leute sagten, wie ähnlich sie sich seien, denn ihre Mutter war nett hoch zehn. Unerschrocken nahm sie es mit Tyrannen wie Vince und Edwina auf, setzte sich leidenschaftlich für die Rettung von Tieren ein und würde bis zum letzten Atemzug gegen Grausamkeit und Ungerechtigkeit kämpfen.

»Kat, ist der Bildschirm eingefroren oder du?«, fragte ihre Mum scherzend. »Du bist ja ganz woanders. Woran denkst du gerade?«

»Was für ein guter Mensch du bist«, antwortete Kat wahrheitsgetreu. »Wir werden für dich den besten Job der Welt finden. Wie klingt der hier: Ambulanter Tierarzt, der in sechs Praxen aushelfen möchte?«

»Zu stressig.«

»Gutgehende Kleintierklinik in Edinburgh …?«

»Da würde ich die Pferde und Kühe vermissen.«

»Gutgehende, auf Pferde spezialisierte Praxis in Hampshire …?«

»Ich mag Pferde, aber dort würde ich die Kleintiere vermissen.«

»Florierende Praxis mit einem Team von zwölf Veterinären und mit neuester Technik ausgestattet, sucht Tierarzt/Tierärztin mit überdurchschnittlicher Leistungsbereitschaft.«

»Zu viel Kooperation. Ich bin Tierärztin, keine Managerin.«

»Oh, wow! Doppelt wow! Mum, diese Stelle hier musst du annehmen!«

»Warum? Worum geht es? Dreh den Laptop ein bisschen zu mir.«

»Außergewöhnliches Angebot auf den Äußeren Hebriden … Mensch, Mum – stell dir vor: Tierärztin auf einer Insel! Das wäre fast wie in einem Roman! Du hättest Papageientaucher und Otter als Patienten, und ich könnte einen Border Collie haben!«

»Dann kauf dir am besten gleich einen großen Schirm«, entgegnete ihre Mutter trocken. »Da oben regnet es mindestens dreihundert Tage im Jahr. Und außerdem ist es zu abgelegen.«

Kat hatte nicht die Energie zu widersprechen. »Gut, dann also nur langweilige Jobs in von Dürre bedrohten Gegenden. Ah, hier: Tierarztpraxis in Luton sucht Kollegen oder Kollegin mit Sinn für Humor.«

»In Luton kann man nur leben, wenn man viel Humor hat.«

Und so ging es weiter. Wenn eine Stelle vielversprechend klang, dann war der Ort überbevölkert, zu abgelegen, zu langweilig, oder es gab zu viele Verbrechen oder Fußball-Hooligans, oder aber die Gegend war zu kalt.

Schließlich sagte Kat: »Täusche ich mich oder bist du ein klitzekleines bisschen zu anspruchsvoll?«

Ihre Mutter rieb sich die müden Augen. »Entschuldige, Schatz. Ich habe nur Angst, vom Regen in die Traufe zu kommen, das ist alles. Seit Monaten bin ich nun schon eine schreckliche Mutter … Nein, Kat, lass mich ausreden. Die Arbeit war so ein Albtraum, dass ich die meiste Zeit schlechtgelaunt und besorgt war. Das ist nicht gut für dich, und es ist definitiv auch nicht gut für meine Patienten. Deshalb suche ich jetzt nicht nur nach irgendeinem Job, sondern nach dem richtigen. Ich möchte in einer Praxis arbeiten, in der ich für die Tiere wirklich etwas bewirken kann, und ich möchte, dass wir an einem Ort leben, an dem du unbeschwert und glücklich sein kannst, im Idealfall sogar mit einem eigenen Haustier.« Sie lächelte. »Das ist doch nicht zu viel verlangt, oder?«

Inmitten des Chaos und der Erschöpfung wie früher einen Funken von Energie in den Augen ihrer Mutter zu sehen, machte Kat glücklicher als alles andere. »Klingt super, finde ich.«

»In diesem Fall suchen wir lieber noch fünf Minuten weiter, okay?« Dr. Wolf zog den Laptop zu sich. »Was ist damit: Bereit für eine neue Herausforderung? Ich weiß, dass ich das bin. Wie ist es mit dir?«

Kat grinste. »Aber immer!«

Später, wenn Kat daran zurückdachte, wie ein einziger Mausklick ihr beider Leben für immer verändert hatte, spürte sie wieder dieses Kribbeln im Bauch wie damals, als die Stellenanzeige auf dem Bildschirm aufgetaucht war.

GESUCHT: ENGAGIERTE/R, FLEISSIGE/R TIERÄRZTIN/TIERARZT DRINGEND GESUCHT FÜR EINE KLEINE PRAXIS IN MALERISCHEM KÜSTENORT.

BREITGEFÄCHERTES PATIENTENSPEKTRUM, VON KAPUZINERN BIS ZU KAKADUS. BEWERBUNGSSCHREIBEN MIT AUSFÜHRLICHEM LEBENSLAUF BITTE AN:

MR MK MELLS. c/o MELLS ANWALTSBÜRO

POSTFACH 5089, LONDON W1

»Was sind Kapuziner?«, fragte Kat.

»Eine Affenart aus Zentral- und Südamerika. Wenn sie hier in England sind, dann wurden sie entweder gestohlen, das heißt aus der Wildnis gefangen, für illegalen Tierhandel oder für die medizinische Forschung, oder sie leben in einer Rettungsstation.«

Dr. Wolf kniff die Augen zusammen und starrte weiter auf den Bildschirm. »Der Job klingt so perfekt, dass er sicher einen Haken hat. Ah, da steht’s: Spezielle Bedingungen. Das bedeutet üblicherweise, dass man einen Zehnjahresvertrag unterschreiben muss, in dem steht, dass man acht Tage die Woche zu arbeiten und Schlangen und hungrige Tiger zu behandeln hat. Trotzdem, es lohnt vielleicht doch, sich die Sache näher anzusehen.«

Kat griff nach einem Stift, um die Details zu notieren. »Komisch, es gibt keine E-Mail-Adresse.«

»Das gefällt mir«, sagte ihre Mutter. »Nur die gute alte Schneckenpost. Erstaunlich. Mit etwas Glück reduziert das die Zahl der Mitbewerber. Ich schreibe noch heute einen Brief. So, ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber nach all der Aufregung sterbe ich vor Hunger. Lust auf Frühstück? Wir könnten nach Blackheath fahren und meine neue Freiheit und deine Tennisballwurfkünste mit Zimtschnecken feiern.«

3Der Weg des Mungos

Die darauffolgende Woche verging quälend langsam, weil Kat ungeduldig auf Antwort wartete, aber immerhin gab ihr das etwas Zeit zum Nachdenken. Sie hatte nicht vergessen, wie klein und schwach sie sich gefühlt hatte, als sie hinter dem Sofa kauerte und wusste, dass sie jede Sekunde entdeckt werden konnte.

Nach dem Einbruch hatte ihre Mutter Kat gefragt, ob sie für einige Nächte in ihrem Bett schlafen wolle. Der Vermieter hatte das Küchenfenster endlich reparieren lassen, und die Polizisten, die den Tatort nochmals besichtigt hatten, versicherten ihnen, dass sie nun keine Angst mehr haben müssten. Wachtmeister Duff war zuversichtlich, dass der picklige junge Mann, der gleich bei seinem ersten Einbruch fast zerquetscht und dann verhaftet worden war, sicherlich darüber nachdachte, lieber einen anständigen Beruf zu ergreifen.

»Der Polizist hat bestimmt recht, Kat«, sagte Dr. Wolf. »Aber ich bin immer noch leicht traumatisiert. Es würde mir helfen, dich nachts bei mir zu haben.«

Kat durchschaute ihre Mutter, aber sie war froh darüber. Sie selbst wäre zu stolz gewesen, ihre Mutter zu fragen, ob sie bei ihr schlafen könne, denn sie war schließlich kein Baby mehr.

Am fünften Abend fühlte sie sich endlich besser und schlief wieder in ihrem eigenen Zimmer. Doch in den frühen Morgenstunden hatte sie einen Albtraum, aus dem sie schwitzend und zitternd aufwachte. Wäre sie zu einer Bewegung fähig gewesen, wäre sie schreiend zu ihrer Mutter gerannt, doch sie hatte zu große Angst, dass sich jemand unter ihrem Bett oder im Schrank versteckt hatte.

Dass draußen der Wind heulte und an den Fensterläden rüttelte, war nicht sehr hilfreich. Dann begann auch noch der Hund von nebenan zu bellen. Und so kam es, dass Kat auf einmal glaubte, eine ganze Armee von Einbrechern schliche gerade die Treppe herauf.

Als sie dachte, vor Angst gleich ohnmächtig zu werden, fiel ihr ein Trick ein, den ihre Mutter ihr beigebracht hatte, als sie noch jünger war und sich im Dunkeln gefürchtet hatte: Sie stellte sich vor, sie müsse sich um ein verängstigtes Kätzchen kümmern.

In diesem Fall würde sie sich darauf konzentrieren, tief und langsam zu atmen, um zuerst ihren eigenen Puls und dann den des Kätzchens zu beruhigen. Es half auch, wenn sie sich friedliche Szenen vorstellte: eine Waldlichtung, wo die Sonne durch das Blattwerk der Bäume schien, Löwinnen, die ihre Jungen abschleckten, plätschernde Bergflüsse. Im wahren Leben tat sie das so lange, wie es nötig war, damit das Kätzchen sich wieder sicher und geborgen fühlte.

Das Kuriose war, dass auch Kat sich beruhigte, wenn sie für ein Phantasiekätzchen mutig tat. Sie schaltete ihre Nachttischlampe ein und sah unter dem Bett und im Wandschrank nach. An beiden Stellen hätte ruhig mal wieder geputzt werden können, aber Einbrecher waren zum Glück keine da.

Trotzdem, die Erinnerung an den Einbruch brachte sie ins Grübeln. Sie musste etwas finden, um sich zu schützen. Aber was? Gut, sie konnte ganz gut reiten, aber ansonsten hatte sie mit Sport nicht viel am Hut.

Für Ballett hatte sie nach Meinung ihrer Ballettlehrerin nicht das nötige Koordinationsvermögen gehabt. Auch in Karate hatte sie nicht geglänzt. Nach nur vier Stunden hatte Kat ihren Nachmittags-Kampfsportclub aufgegeben, nachdem ihr schlagartig klargeworden war, dass es viele Monde – wenn nicht gar eine Dekade oder mehr – dauern würde, bevor sie fähig wäre, sich gegen etwas Bedrohlicheres als einen Komapatienten zu wehren.

Kat griff nach ihrem Handy und suchte nach den zehn besten Kampftechnikarten zur Selbstverteidigung. Sie überflog Sachen wie Kickboxen, Aikido, Brasilianisches Ju-Jitsu und normales Boxen und klickte direkt auf Nummer eins: Krav Maga. Das war in vieler Hinsicht ideal, obschon leicht erschreckend. Offenbar konnte es während des Trainings zu Organrissen kommen.

Kat nahm an, dass ihre Mutter einen Kurs, in dem Organe rissen, nicht gut finden würde, deshalb scrollte sie weiter. Die meisten Leute hörten nach der ersten Seite auf, aber sie nicht. Sie hatte sich schon durch fünf Seiten durchgearbeitet, als sie auf den Weg des Mungos stieß. Dass es nach einem Tier benannt war, gefiel ihr. Es handelte sich um eine obskure Kampfkunstart, die von ihren Anhängern tolle Bewertungen bekam. Am interessantesten fand Kat die Tatsache, dass unter den Anhängern nicht nur Bodyguards und Sondereinsatzkräfte waren, sondern auch nerdige Buchhalter und schlaksige Teenager.

Der Weg des Mungos war von einem gewissen Jun Song erfunden worden, einem Bäcker aus Shanghai, der ursprünglich Wing-Chun-Meister war. Sein Teenagersohn Jia hatte Jahre zuvor bei einem Autounfall ein lahmes Bein davongetragen – doch was Jia an Kraft fehlte, machte er durch Herz wett. Er war der freundlichste, liebenswerteste Junge weit und breit. Jun Song liebte ihn über alles auf der Welt.

Traurigerweise war Jia gemobbt und von Mitschülern so massiv malträtiert worden, dass er um sein Leben kämpfen musste. Sein am Boden zerstörter Vater schwor sich, eine Selbstverteidigungstechnik zu entwickeln, die es selbst dem Schwächsten ermöglichen würde, sich gegen Angreifer zu wehren, die um ein Vielfaches größer und stärker waren – auf ähnliche Weise wie ein Zwergmungo eine todbringende Königskobra austricksen konnte. Jun Song übernahm einige Blöcke und andere Techniken von Wing Chun, Jiu-Jitsu und Krav Maga, die die Kraft des Angreifers gegen ihn selbst richtete.

NIEWIEDEROPFERSEIN!, versprach die Mungo-Website. Kat war skeptisch. Ihr Versagen beim Karate war ihr noch zu deutlich im Gedächtnis.

Die Internetverbindung war mies, und es dauerte ewig, bis das Demovideo endlich abspielbar war. Aber dann ging es los: Ein spindeldürrer Junge mit Armen wie Streichhölzer sollte gegen einen mit Tattoos übersäten Koloss antreten: David gegen Goliath. Die Chancen waren so ungleich, dass Kat sich sicher war, dass die beiden nur Schauspieler waren, die dafür bezahlt wurden, für Jun Songs Ideen Werbung zu machen.

Der Brutalo stürzte sich auf den Jungen und warf ihn mit einem Schlag zu Boden. Es sah so aus, als wäre die Sache damit gelaufen, doch dann schlang der Junge mit einer blitzartigen Bewegung seinen linken Fuß um den Knöchel des Angreifers und rammte ihm dann den rechten Fuß in die Kniekehle. Der Mann schrumpelte zusammen wie ein gepiekster Luftballon. Als er zusammengekrümmt auf dem Boden lag, benutzte der Junge ihn als Absprungbrett für eine Rolle vorwärts und lief davon.

»Verlasse den Schauplatz so schnell wie möglich«, riet Jun Song in dem Video. »Versuche nicht, ein Held zu sein. Nutze den Überraschungsmoment, um möglichst schnell wegzukommen.«

Kat sah sich noch einen anderen kurzen Clip an, aber eigentlich war sie bereits überzeugt. Eine Kampfsportart, bei der es ein Vorteil war, leicht und schnell zu sein, und bei der einem geraten wurde, kein Held zu sein, war absolut in ihrem Sinne. Und es wurde auch nicht erwähnt, dass man sich beim Weg des Mungos ein Blumenkohlohr holen konnte, was bei manchen Kampfsportarten durchaus der Fall war.

Kat schaltete ihr Smartphone und auch ihre Nachttischlampe aus. Ihre Angst vor Einbrechern war vergessen. Und schon in der nächsten Minute war sie eingeschlafen.

4Eine klitzekleine Bedingung

»Geht es dir wirklich gut, Mum?«, fragte Kat am darauffolgenden Montag. Sie saßen im Zug und fuhren in Richtung Covent Garden im Londoner West End.

»Natürlich«, sagte ihre Mutter geistesabwesend. »Warum fragst du ständig?«

»Weil du die Titelseite des Evening Standard zerknüllt hast. Die Leute starren schon her. Du hast den Premierminister und den Außenminister zerfetzt.«

»Oh.« Dr. Wolf schien überrascht, dass sie mit einer Handvoll Zeitungspapierkonfetti dasaß. »Na ja, das hat er verdient … Alles in Ordnung, Kat, wirklich. Mir geht es besser als gut. Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich für meinen Traumjob in die engere Wahl gekommen bin. Aber ich will mir keine zu großen Hoffnungen machen. Gut, ich habe erfahren, dass ich auch diese andere Stelle haben kann – die in Milton Keynes –, wenn ich möchte, aber ich muss ständig an diese Kapuziner und Kakadus denken.«

»Und an die malerische Bucht«, warf Kat sehnsüchtig ein.

»Die auch. Aber dann muss ich gleich an die speziellen Bedingungen denken. Selbst wenn ich das Vorstellungsgespräch nachher gut hinter mich bringe, kann es sein, dass mir diese Bedingungen nicht behagen, was immer sie auch sein mögen.«

Noch während sie redete, war auf einmal ein ohrenbetäubendes Quietschen zu hören, und der Zug bremste so abrupt ab, dass sie beinahe von ihren Sitzen geflogen wären. Sie waren in Charing Cross angekommen.

»Von unserem berühmten Gelehrten Samuel Johnson stammt der bekannte Spruch: Wer Londons überdrüssig ist, ist des Lebens überdrüssig.« Dr. Wolf hob die Stimme, als sie sich an Pendlern vorbeidrängten, die wie die Opfer einer Massenhypnose auf den Abfahrtsplan glotzten. »Aber ich fürchte, selbst seine Begeisterung würde sich legen, wenn er die Hauptverkehrszeit im einundzwanzigsten Jahrhundert erleben würde. Die Luft ist so dreckig, dass man sich wie in einer Kohlengrube vorkommt.«

Und auch nachdem sie den roten Doppeldeckerbussen an The Strand ausgewichen waren und durch die Nebenstraßen gingen, spürte Kat die pulsierende Energie der Großstadt noch unter ihren Füßen summen.

Sie lehnte sich nach vorn und zog ihre Wollmütze tiefer über die Ohren. Der Wind war messerscharf. Hin und wieder kitzelte sie der Geruch von Holzofenpizzen und anderen Köstlichkeiten in der Nase.

Das Anwaltsbüro befand sich in der Rose Street. Nachdem die Tür sich summend geöffnet hatte, betraten Dr. Wolf und Kat einen schmalen Flur, der links und rechts von Büchern gesäumt war. Am anderen Ende sah es aus wie in den Gängen eines Kaninchenbaus, die von weiteren Bücherregalen verkleinert wurden. Die Rezeptionistin, die sie begrüßte, saß hinter einem Schreibtisch aus Kirschholz.

Kat blieb stehen, während ihre Mutter vortrat und sich vorstellte. »Ich möchte zu Miles Mells, es geht um den Tierarztjob.«

Die Mundwinkel der Frau zuckten, und sie stieß einen stummen Seufzer aus. »Danke, dass Sie so pünktlich sind, Dr. Wolf. Wenn Sie bitte warten würden …«

Nachdem die Frau weg war, stieß Kat ihre Mutter an. »Stell dir vor, was passieren würde, wenn ich hier einen Tennisball werfen würde.«

Dr. Wolf versuchte, sich ein Grinsen zu verkneifen. »Komm ja nicht auf dumme Gedanken! Wir müssen uns mustergültig benehmen.«

Da hörten sie ein höfliches Räuspern und zuckten beide zusammen. Inmitten eines der Bücherregale hatte sich eine Tür geöffnet. Dahinter konnte man ein Büro sehen, rundum zugestellt mit Aktenschränken und einem Schreibtisch in der Mitte, auf dem mehrere Aktenberge lagen. Falls ein Mann an diesem Schreibtisch saß, so war er jedenfalls nicht zu sehen.

»Mr. Mells kann Sie jetzt empfangen«, sagte die Empfangsdame und deutete auf die Aktenberge.

Mit einem Wünsch-mir-Glück-Blick zu Kat trat Dr. Wolf ein und setzte sich auf einen Stuhl. Kat ließ sich auf die Couch im Empfangsraum sinken.

Sie sah ein Paar weiße Augenbrauen und die glänzenden Ränder einer Brille, die sich über die Aktenberge erhoben. »Herein, treten Sie näher.«

»Ich bin hier, Sir«, sagte Dr. Wolf und stand wieder halb auf.

»Und wer ist das junge Ding dort draußen?«

»Meine Tochter Katarina.«

»Ah! Ich würde sagen, dass das, was wir gleich besprechen werden, auch sie betrifft, nicht wahr?« Eine Hand hinter den Aktenbergen winkte Kat zu. »Komm doch herein, Katarina, und mach die Tür hinter dir zu.«

Kat tat, wie ihr geheißen, und setzte sich neben ihre Mutter. Von diesem neuen Blickwinkel aus konnte sie die Brille nicht mehr sehen, nur die Augenbrauen. Sie erinnerten sie an die Brauen eines Kapuzineräffchens, nur dass sie so weiß waren wie der Bart des Weihnachtsmannes. Kapuziner, so hatte sie beschlossen, als sie die Primaten im Internet nachgesehen hatte, hatten die hübschesten Augenbrauen der Welt.

Die Brauen vor ihr schossen nun in die Höhe. »Miles Mells. Freut mich, Sie beide kennenzulernen. Vielen Dank für Ihr Schreiben und Ihren Lebenslauf, Dr. Wolf. Höchst beeindruckend. Ich glaube, die ausgeschriebene Stelle ist wie für Sie gemacht. Sie haben den Job! Aber Sie möchten sicher noch etwas mehr über Ihre neue Arbeitsstelle erfahren, nicht wahr?«

Dr. Wolf war sprachlos. Sie hatte sich auf ein langes, anstrengendes Bewerbungsgespräch eingestellt, dem, falls alles gut lief, später noch ein weiteres Gespräch folgen würde. Dass ihr der Job gleich in den ersten Minuten angeboten wurde – ein Job, über den sie so gut wie nichts wusste –, damit hatte sie nicht gerechnet.

»Ähm, oh … danke«, stammelte sie. »Ja, es wäre ganz nützlich, wenn ich etwas mehr über mein Aufgabengebiet erfahren würde. Vielleicht können Sie uns zuerst verraten, wo die Praxis liegt?«

»In Bluebell Bay, in Dorset. Sie haben bestimmt schon davon gehört. Meiner Meinung nach ist es die schönste Bucht an der Jurassic Coast, der Juraküste.«

Kat beugte sich vor. »Juraküste?«

»Richtig. Land der Dinosaurier. Du wirst in den Fußspuren von Seeungeheuern wandeln. Neulich wurde dort ein neues Exemplar entdeckt, neben dem T-Rex wie ein Schmusekätzchen aussieht. Auf nur fünfundneunzig Meilen Küstenlinie stecken hundertfünfundachtzig Millionen Jahre Geschichte. An manchen Stränden kann man Ammoniten finden – sie sind verwandt mit den heutigen Oktopussen, Kraken und Tintenfischen –, so leicht, wie man Sandburgen bauen kann.«

»Und die Praxis liegt direkt an dieser Bucht?«, fragte Dr. Wolf, um zum eigentlichen Thema zurückzukehren.

»Richtig. Die Bluebell-Bay-Tierklinik gehörte meinem früheren Klienten, Lionel Baker. Tragischerweise ist er im Alter von achtundvierzig Jahren beim Joggen einem Herzinfarkt erlegen. Er war ein Gesundheitsfanatiker. Und Veganer. Wie Sie wissen, müssen die oft zuerst gehen.«

Kat und ihre Mutter sahen sich an. »Wir sind auch Veganer.«

»Was, gleich beide? Na ja, das stand jedenfalls neulich im Daily Maelstrom, kann gut sein, dass es gar nicht stimmt. Heutzutage ist es schwer, zwischen Fake News und Wahrheit zu unterscheiden. Also, wo waren wir?«

»Sie sagten, dass Lionel Baker überraschend verstorben ist«, antwortete Dr. Wolf. »Das tut mir leid. Wann ist das passiert?«

»Vor dreieinhalb Monaten. Seine Verwandten, die im Ausland leben, haben mich damit beauftragt, den Nachlass abzuwickeln. Es hat eine Weile gedauert, alles zu regeln, und noch länger, seine Sachen zu verpacken, aus Gründen, die ich mir nicht so recht erklären kann. Habe ich schon erwähnt, dass auch ein Cottage dazugehört? Es steht neben der Praxis und hat einen herrlichen Blick über die ganze Bucht. Ein wunderschöner Garten gehört auch dazu, obwohl der inzwischen etwas verwildert sein dürfte.«

Mit jedem neuen Detail wuchs Kats Aufregung noch mehr. Dr. Wolf bemühte sich, ganz professionell zu wirken, doch sie zitterte.

»Das Cottage haben Sie noch nicht erwähnt, aber es klingt phantastisch. Ich kann schneller mit der Arbeit beginnen, wenn wir nicht zuerst noch ein Haus suchen müssen. In Ihrer Anzeige stand auch etwas von Kapuzinern. Gibt es denn welche in der Gegend?«

»Neunundsiebzig, um genau zu sein. Sie wurden aus einem Versuchslabor gerettet und leben jetzt in Monkey World, einem Schutzreservat für Affen. Ich könnte mir denken, dass sie ihre eigenen Tierärzte haben, aber soweit ich weiß, hat Dr. Baker dort von Zeit zu Zeit ausgeholfen. Außerdem gibt es die üblichen Katzen, Hunde, Schafe und Pferde, und Sie werden mit den Haustieren von Touristen und anderen Leuten zu tun haben, die die Gegend besuchen, Geologen und so weiter. Und Soldaten. Mit deren Haustieren natürlich, meine ich. In der Nähe gibt es einen Militärstützpunkt.« Er holte kurz Luft.

»Und Sie werden natürlich auch zu den umliegenden Farmen fahren. Lionel Baker hatte einen Wagen mit Allradantrieb. Seine Familie ist einverstanden, dass wir ihn in den Vertrag mit aufnehmen, wenn Sie daran interessiert sind.«

»Klingt fast zu gut, um wahr zu sein«, sagte Dr. Wolf.

Ein leises Glucksen kam hinter dem Aktenberg hervor. »Ich kann Ihnen versichern, dass es wahr ist, aber ich denke, dass Sie, Katarina und die Bluebell-Bay-Tierklinik gut zusammenpassen. Sind Sie einverstanden mit den Konditionen, die ich in meinem Brief erwähnt habe, Dr. Wolf?«

»Ja, aber –«

»Und können Sie bis Mitte März anfangen oder besser noch früher?«

»Ja, aber –«

»Ausgezeichnet, ausgezeichnet. Wenn Sie dann bitte auf dem Weg nach draußen kurz zu Radhika an den Empfang gehen, bekommen Sie Ihren Vertrag, den Sie am besten gleich unterschreiben. Noch Fragen?«

Dr. Wolf holte tief Luft. »Mr. Mells, welche speziellen Bedingungen stehen in diesem Vertrag?«

»Äh?« Die Augenbrauen verschwanden kurz aus Kats Blickfeld. »Ah, die Bedingungen! Kein Grund zur Sorge. Es gibt nur eine.«

»Und die wäre?«, hakte Dr. Wolf nach.

Die Augenbrauen krochen über die Akten. »Sie wollen wissen, was es ist? Ja, natürlich, verstehe. Wie ich bereits sagte, gibt es nur eine Bedingung. Eine klitzekleine … sozusagen.«

»Nämlich?«

Es kam zu einer kurzen Pause.

»Ich will ganz offen sein, Dr. Wolf. Lionel Baker war vernarrt in seine Katze, die von klein an bei ihm war. Seine Mutter besteht nun darauf, dass die Stelle nur jemand bekommt, der sich auch um diese Katze kümmert. Sie will nicht, dass jemand die Praxis übernimmt und in Lionels früherem Haus wohnt, wenn er oder sie nicht auch verspricht, sich liebevoll um seine Katze zu kümmern.«

Kat schlug im Geiste aufgeregte Purzelbäume. Eine Katze! Zum perfektesten Job der Welt gehörte eine Katze!

Dr. Wolf konnte ihre Erleichterung nicht verbergen. »Das ist alles? Das ist die einzige Bedingung?«

»Es ist komplizierter, als Sie vermutlich annehmen. Ein erstaunlich hoher Prozentsatz der Tierärzte mag keine Katzen. Oder sie sind allergisch.«

Kat dachte an Edwina Nash und Vince Craw, die beide Tiere an sich nicht ausstehen konnten.

»Es gab, ehrlich gesagt, ein, zwei Hindernisse, den richtigen Kandidaten für die Stelle zu finden«, fuhr Mr. Mells fort. »Ich muss gestehen, dass ich fast am Verzweifeln war, als ich dann endlich Ihre Bewerbung erhielt.«

»Nun, wir beide lieben Katzen«, sagte Dr. Wolf mit Nachdruck. »Besonders meine Tochter, nicht wahr, Kat?«

Kat nickte. »Ich verspreche Ihnen, dass Dr. Bakers Katze es bei mir sehr gut haben wird. Wie heißt sie?«

Die Augenbrauen schwenkten in Kats Richtung. »Sie heißt Tiny. Tiny wie winzig. Eine Tigerkatze, soweit ich weiß.«

»Wer kümmert sich im Moment um sie?«

»Margo Truesdale, die ein Restaurant im Ort hat. Ich habe sie gebeten, sich um das Haus und die Katze zu kümmern, bis ich einen Ersatz für Dr. Baker gefunden habe. Ich vermute, es war etwas stressig für sie, alles in Ordnung zu halten, und deshalb wird sie sicher froh sein, dass ich Sie gefunden habe. So froh wie auch ich.«

Eine Hand kam über den Aktenberg. »Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden? Ich habe gleich den nächsten Termin. Dr. Wolf und Kat – ich wünsche euch viel Glück.«

Als Kat und ihre Mutter in das winterliche Licht der