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Kabbala ist der Sammelbegriff für die umfangreiche Literatur der jüdischen Mystik. Der Kabbala-Spezialist Yuval Lapide hat für jeden Tag des Jahres die wichtigsten und schönsten Texte ausgewählt. Sie stammen vor allem aus dem Sohar, dem in Spanien geschaffenen Grundlagenwerk der Kabbala aus dem 13. Jahrhundert sowie aus berühmten Texten der chassidischen Tradition. Der Chassidismus entstand im 18. Jahrhundert in Osteuropa und hat eine besonders lebenspraktische Mystik entwickelt. Jeder Monat in diesem Jahresbegleiter beginnt mit einer Schmuckseite, auf der das hebräische Wort für die einzelnen Sephirot dargestellt ist, den zehn göttlichen Urkräften des Kosmos. Ihre hierarchische Ordnung wird durch den berühmten Weltenbaum symbolisiert, mit dem auch der Mensch mit Körper, Verstand und Seele ganzheitlich verbunden ist. Eine inspirierende Reise in das Herz der Kabbala.
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MIT DER KABBALA DURCHS JAHR
WO KUNST UND KABBALA SICH BEGEGNEN
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Glossar
Die Kabbala ist eine gigantische Lehre des orthodoxen Judentums, die sich im Laufe von gut 2000 Jahren seit der Zeitenwende an unterschiedlichen jüdischen Zentren der rabbinischen Gelehrsamkeit (Israel, Frankreich, Spanien und Italien u.a.) entwickelte. Das hebräische Wort Kabbala bedeutet „Empfang bzw. Erhalt“, betonten doch ausnahmslos alle Kabbalisten („Empfänger“) immer wieder demütig, man könne die Weisheiten dieser „Geheimlehre“ nicht durch eigenständiges Denken, sondern nur durch göttliche Offenbarung erhalten bzw. empfangen.
Alle Meister („Empfänger“) der Kabbala waren Gelehrte des klassischen Judentums, die tiefe und umfassende Kenntnisse der Heiligen Schrift sowie der übrigen klassischen Werke des intellektuellen Judentums besaßen. Und dennoch spürten diese Meister zu einem bestimmten Zeitpunkt ihres Lebens, dass es eine andere, gleichsam eine „zweite Lehre“ des Judentums gibt, durch welche sie die „unsichtbare, verborgene“ Seite ihres großen Glaubens entdecken und offenlegen könnten. Diese Sehnsucht nach dem „ganz anderen“, nach dem „Nicht-Rein-Rationalem“, nach den Tiefenschichten ihres geliebten, jüdischen Glaubens und ihrer geliebten, biblischen Geschichten führte sie dazu, in visionären Begegnungen mit prophetischen Gestalten und in regelmäßig wiederkehrenden naturverbundenen Vereinsamungen mit der verborgenen Seite Gottes in Beziehung zu treten. Die Offenbarungen, die diese Gelehrten in ihren einsamen Stunden erlangten, sind in der Tat als „bahnbrechend“ zu bezeichnen. „Bahnbrechend“ insofern, als die kabbalistischen Kenner ihren vielen Schülern und Weggefährten eine neue Lauf-bahn, einen neuen Weg zur Begegnung mit dem Göttlichen im Leben „aufgebrochen“ bzw. „durchbrochen“ haben - ein Weg, der ihnen und vielen Menschen bis dahin völlig verschlossen geblieben war. Immer wieder betonten die Väter dieser zusammenfassend als Kabbala bezeichneten Gesamtlehre, dass alle, ihnen aus göttlichen Quellen mitgeteilten Geheimnisse letztlich schon in der Heiligen Schrift und den übrigen Werken des klassischen Judentums verborgen vorlagen. Weil jedoch der geeignete Zeitpunkt zu ihrer Enthüllung noch nicht gekommen war, wurden ihnen diese Geheimnisse nicht schon vorzeiten, sondern erst zu bestimmten Zeitpunkten und allmählich im Laufe der Jahrhunderte offenbart.
Die Kabbala ist ihrem Wesen nach eine Unter-weisung in tiefe, seelische Prozesse des menschlichen Lebens – sowohl in individueller wie in kollektiver Hinsicht. Sie möchte ihre Schüler zu neuen, bewussten Lebenseinstellungen motivieren, die ihnen ein erfülltes Leben mit der Quelle ihres Lebens, Gottes Präsenz ihn ihnen, ermöglichen sollen. Die kabbalistische Weisung bzw. Unter-weisung bezweckt, ihren Anhängern neue Erkenntnisse und Einsichten zu vermitteln über das irdische Leben mit seinen schwierigen, polaren Gegensätzen Krieg und Frieden, Leben und Tod, Gesundheit und Krankheit, Freude und Trauer. Die neu gewonnenen, zu verinnerlichenden, kabbalistischen Gedanken sollen den kabbalistischen Schüler befähigen, zu innerer wie äußerer Erleuchtung zu gelangen und somit zu einer vertieften Gottesbeziehung, die ihn letztlich befähigen wird, mit den oft schwierigen Herausforderungen des menschlichen Lebens auf neuer, erleuchteter Weise umzugehen.
Im 17. Jahrhundert vollzog sich in der Ukraine, Polen und Weißrussland eine innerjüdische, gleichsam inner-kabbalistische „Reform“ in Gestalt einer Erneuerungsbewegung, die darauf abzielte, die Beziehung zu Gott nicht primär durch tief durchdachte Denk- und Verstehensmuster zu gestalten, sondern durch eine erfüllte, lebensbejahende Partnerschaft mit einem dialogischen Partnergott.
Mit Recht lässt sich der neue chassidische Ansatz als exoterisch bezeichnen, insofern er den engen Kreis der Eingeweihten bzw. Ausgesonderten verließ und seine befreiende Frohbotschaft der universellen Führung und Fügung Gottes jedem nur erdenklichen Menschen zugänglich machte.
Die im vorliegenden Jahresbegleiter aufgeführten Anregungen stammen aus gro0en kabbalistischen Werken verschiedener Epochen. Die Werke umfassen zum einen das bekannteste Werk der „klassischen“, kabbalistischen Literatur, den Sohar (= Glanz, Erstrahlung); ein Werk, dessen Entstehung auf das 2. Jahrhundert unserer Zeitrechnung im damaligen Palästina zurückgehen und im 13. Jahrhundert seine Vervollkommnung in Spanien erfahren haben soll. Es beinhaltet eine Fülle hintergründiger, spiritueller Betrachtungen zu überlieferten, biblischen Texten, die dem Mystiker von heute mehr denn je bei seiner Suche nach authentischen, glaubhaften und überzeugenden Botschaften eine wertvolle Hilfe und Orientierung geben werden.
Eine andere große Quelle kabbalistischer Weisheit stellen die Aphorismen, Reflexionen und Erzählungen der zuletzt erwähnten chassidischen Erneuerungsbewegung ab dem 17. Jahrhundert. In diesen Texten wird der Leser spüren, wie es den Autoren immer wieder darum ging, den einfachen Menschen mit seinen alltäglichen Nöten, Ängsten, Hoffnungen, Schmerzen und Sehnsüchten „dort abzuholen, wo er sich gerade befindet“, will sagen, sofort umsetzbare, zutiefst einleuchtende, spirituelle Anleitung zum Umgang mit den vielfältigen, reellen Situationen des Alltagslebens zu geben.
Zu Wort in dieser erneuernden, kabbalistischen Tradition wird insbesondere der große jüdische Religionsphilosoph Martin Buber (1878-1965) kommen, der wie kaum ein anderer es verstand, die chassidische Lehre mit seinen brillanten theoretischen Gedanken zu kommentieren.
Seine Ausführungen sind nicht immer auf Anhieb verständlich, der Leser sollte sich davon jedoch keinesfalls entmutigen lassen, sondern durch mehrmalige, geduldige Lesung den Sinn im Laufe der Zeit ergründen. Sollte ein Text, und dies betrifft alle in diesem Buch zusammengetragenen Gedanken, trotz mehrmaliger Lesung nicht „verstandesmäßig verstanden“ worden sein, so empfehlen die großen Kabbalisten, den gelesenen bzw. gehörten Wortlaut dem „Verstehen der Seele“ anzuvertrauen, will sagen die Worte unter (zeitweiliger) Ausschaltung des logischen Verstandes einer anderen menschlichen „Verarbeitungs-Instanz“ zu übergeben – der Seele. Die kabbalistischen Meister, seien sie vorchassidisch oder chassidisch, lehrten, dass die ihnen übergebenen, tiefsinnigen Gedanken keinesfalls ausschließlich dem „kühlen Verstand“ zugänglich seien, sondern ganz im Gegenteil in erster Linie die weise, göttliche Seele im Menschen ansprechen wollten. Im Laufe der Zeit und unter Anwendung eines angemessenen „kabbalistischen Denktrainings“ wird der Leser eine zunehmende Vertrautheit mit den in den vorliegenden Texten artikulierten Gedanken entwickeln und eine zunehmende innere Öffnung und wachsende Bereitschaft, sich auf die vorgestellte, neue Gedankenwelt einzulassen.
Grundsätzlich empfiehlt es sich, die Tagesgedanken kontinuierlich zu lesen bzw. sich vortragen zu lassen. Die täglichen Weisheiten können sowohl allein als auch in der Gruppe mit anschließendem Schweigen oder ohne ein solches gelesen bzw. gehört werden. Erprobt und bewährt hat sich ein mehrminütiges Schweigen nach jeder Tageslesung.
Die Betrachtungen dieses Jahresbegleiters sollten als „spirituelles Abenteuer“ angesehen werden: Der Leser sollte ohne Anspruchshaltung und ohne Leistungsdruck die Texte als Einladung zum Betreten einer terra incognita - einer neuen, inneren Seelenlandschaft betrachten.
Die Kabbala verstand sich von jeher als mystische Weisheitslehre, d.h. als Erkenntnis- und Erleuchtungslehre, die sich nicht über Nacht erarbeiten lässt, sondern durch stetes Bemühen, an der persönlichen Reifung und Selbst-Vervollkommnung zu arbeiten.
Obwohl ursprünglich von Juden für Juden über Juden geschrieben, sind die in der Kabbala geoffenbarten Weisheiten und Weisungen in ihrer Essenz so tief universell-menschlich, regelrecht humanistisch, dass ihre Bereitstellung einem vorwiegend nichtjüdischen Leserkreis nicht nur kein Problem darstellt, sondern einer zeit- und sinngemäßen Verbreitung und Verbreiterung durchaus entspricht.
Wo in den Texten spezifische, jüdische Ritualaspekte tangiert werden, möge der nichtjüdische Leser diesen respektvoll als Bestandteil einer großen der Kabbala zugrundeliegenden Weltreligion (Judentum) begegnen, welche er bis zu einem gewissen von ihm akzeptierten und tolerierten Grad an sein je persönliches, religiöses Empfinden heranlassen möge.
Alternativ kann er die präsentierten, jüdischen Religionsaspekte an vergleichbare Aspekte seiner je eigenen „Heimatreligion“ bzw. Weltanschauung anpassen bzw. abwandeln.
Herausgeber und Verlag wünschen den Lesern auf der Basis von Offenheit, Lernbereitschaft und einer guten Portion Neugier eine im Laufe der Jahre zunehmend wachsende Selbsterkenntnis und kabbalistische Erleuchtung.
Dr. Yuval Lapide, Weinheim an der Bergstraße
„Ich werde da sein“ (Ex.3,14) Mit diesem lapidaren Satz schickt Gott Moses nach Ägypten, um die unterdrückten Hebräer, das Volk, das Er ausersehen hat, sein Licht in die Welt zu tragen, „freizuschicken“. Wer von uns würde heute auf dieses Wort sein Bündel schnüren, um sich auf den Weg zu machen, um ein geknechtetes Volk zu befreien? Insbesondere in einem von einem Despoten regierten Land, das man zuvor wegen eines Totschlags bei Nacht und Nebel fluchtartig verlassen musste! Moses hat damals am Dornbusch alle - und gute - Argumente ins Feld geführt, Gott dazu zu bewegen, sich einen Anderen für diese undankbare Aufgabe zu suchen.
Wie wir wissen, ohne Erfolg.
ER, der sich am brennenden Dornbusch mit „Ich werde sein, als der ich sein werde“ als Zeitloser und allzeit dynamischer Schöpfer-Gott Moses vorstellte und sich als treu erwies, ist nach wie vor in mannigfacher Gestalt präsent. Wie Er sich uns zu erkennen gibt, wie wir Menschen sein innerstes Wesen „erfassen“ können, versuchten die Mystiker des Judentums, die Kabbalisten, zu ergründen.
Das vorliegende Buch von Dr. Yuval Lapide lädt uns ein, uns ein Jahr lang vom faszinierenden Gedankengut der jüdischen Kabbala begleiten zu lassen. Es lässt uns teilhaben an der über Jahrhunderte gewachsenen, tiefen und ehrfürchtigen Gotteserkenntnis der Kabbalisten.
Es macht neugierig und stiftet dazu an, schlussendlich „Die Schrift“, sei es die Tora oder das Neue Testament selbst in die Hand zu nehmen, zu lesen und zu erforschen. Und wenn man das Buch der Bücher dann aufgeschlagen hat und liest, stellt man fest, dass ER nicht zuviel versprochen hat: Der Ewige, lebendige Gott ist nicht nur da, ER lässt sich auch finden – wenn wir ihn suchen.
Zuweilen findet man die Spuren von Gottes Inspiration und Führung an den ungewöhnlichsten Orten: In Bad Teinach im Nordschwarzwald, einem beschaulichen Kurort mit rund fünfhundert Seelen, kann man die kabbalistische Lehrtafel der Prinzessin Antonia von Württemberg
(1613-1679) bestaunen. Ein weltweit einmaliges - und wohl auch das seltsamste - Kunstwerk biblischen Inhalts.
Dieses einmalige Kunstwerk ist eine liebevoll ausgestaltete, in detaillierte Bilder gefasste Synthese von Gottes Heilsplan durch alle Zeiten, altem und neuem Bund, Emblematik und christlicher Ikonographie, neuplatonischem Gedankengut, Tora und Evangelium, Schöpfung und Apokalypse, Biologie, Astronomie und Mathematik. Nicht zuletzt mit einer Prise Humor. Zusammengehalten wird diese verschwenderische Fülle von der Systematik der zehn Sephirot der jüdischen Kabbala, die gleich den Fäden einer Spinne bis in kleinste Details alles zu einem großen Ganzen verwebt: das ganze Gebilde gleicht einer Zentralschau der Schöpfung und des Wirkens Gottes, verbunden mit dem nie wiederholten Versuch, jüdische Kabbala und christliches Evangelium in einem als gewaltiges Triptychon gehaltenen Bilderschrein bildhaft zu verknüpfen und eine tief religiöse Komposition dem gläubigen Betrachter zuzumuten.
Neben der Sephirotlehre ist die Gematrie (kabbalistische Lehre vom Zahlenwert der zweiundzwanzig Buchstaben des hebräischen Alphabets) ein zentrales kabbalistisches Element zum Entschlüsseln dieses von Johann Friedrich Gruber (ca.1620-1681) gemalten Meisterwerks, auf dem bis hin zur Farbgebung kleinster Bildelemente alles durchdacht ist.
In vier Schriftzeilen, von denen je zwei zusammengehören, sind in jüdisch - kabbalistischer Form die Signaturen der geistigen Väter und Mütter der Lehrtafel aufgetragen: Oben unter dem Gesims ist Psalm 37,4 im hebräischen Urtext geschrieben »Habe deine Lust am HERRN! Er wird dir geben, was dein Herz begehrt.« Darunter steht die Zahl 2005. Prinzessin Antonia war mit der »Gematrie«, durch und durch vertraut. Für Ps.37,4 hat sie die Summe 2005 errechnet. Die Zahl 2005 steht auch unten am Rahmen des Bildes als Summe eines hebräischen Textes. Dieser hat folgenden Inhalt: 'Antoniah sarah be-wirtemberg wetek: - »Antonia, Fürstin in Württemberg und Teck«
Der gesamte hebräische Satz mit dem hebraisierten Namen Prinzessin Antonias hat somit den gleichen Zahlenwert wie Psalm 37,4. Dieser Vers steht auch am Anfang der „Tore des Lichts“ (Segovia, 1293) des berühmten spanischen Kabbalisten Joseph Gikatilla (1248-ca.1305), dem kabbalistischen Werk, an dem sich Antonia im Wesentlichen orientierte.
Er schreibt an den Adressaten, den »Bruder und Liebling meiner Seele«: »Ich sah mich gezwungen, dich erkennen zu lassen, welcher der Weg dahin ist, wo das Licht sich teilt, und welcher der Weg dahin ist, den der Name - gepriesen sei Er - wünscht, und welchen Weg er nicht wünscht. Und wenn du zur Erkenntnis dieser Sache kommst, dann wirst du zu denen gehören, die Ihm nahe sind und wirst Ihn von ganzem Herzen lieben und deine Lust haben am HERRN; der wird dir geben, was dein Herz begehrt.«
Mit Psalm 37,4 hat Gikatilla das Bekenntnis aus Deuteronomium 6,4.5 »Höre Israel, er ist unser Gott, er ist Einer. Liebe ihn, deinen Gott mit all deinem Herzen, mit all deiner Seele, mit all deiner Macht« verbunden mit Jesaja 58,14: »Dann wirst du deine Lust haben am HERRN, und Ich will dich über die Höhen der Erde schweben lassen.«
Die Zitate können im kabbalistischen Sinn auf den Pfad bezogen werden, den die Seele zum Himmel beschreitet – dargestellt auf der Außentafel des nach siebenjähriger Konzeptionsphase von 1659-1663 gemalten Bilderschreins als Brautzug der Sulamith.
Im Hohelied 7,2 heißt es: „Kehre wieder, kehre wieder, Sulamith! Kehre wieder, kehre wieder, dass wir dich schauen! Was seht ihr an Sulamith? Den Reigen zu Mahanaim!“
Das Bild vom Reigen der Sulamith hat die Schöpfer der Lehrtafel zur Konzeption des Brautzuges inspiriert, den wir bei geschlossenem Bilderschrein sehen.
Die Fürstentochter des Hohenliedes wird in Bad Teinach durch die Fürstentochter und Fürstin Antonia, dargestellt, die den langen Hochzeitszug Christus, ihrem himmlischen Bräutigam, entgegenführt. In der linken oberen Ecke des Bildes erscheint er »mit den Wolken des Himmels« (Matthäus 24,30), die auch den Zug der Frauen geleiten. Vierundneunzig Frauengestalten sind hier in fünf Gruppen einer Prozession dargestellt, von denen siebenundsiebzig namentlich bestimmt werden können und zweiundsiebzig als biblisch-historische Figuren in die theologische und kabbalistische Gesamtkonzeption einbezogen sind. (zweiundsiebzig kabbalistische Namen Gottes, zweiundsiebzig Nachkommen Noahs – die Reihe ließe sich fortsetzen.) Die Krönung der Gesamtdarstellung ist die Abbildung der Szene, in welcher der auferstandene Bräutigam, Jesus, der Braut – dem einzigen Bildnis Prinzessin Antonias - die Krone des Lebens entgegenhält.
Auf der Innenseite des linken Bildflügels, wo die Flucht der hl. Familie nach Ägypten zu sehen ist, steht am unteren Rand ein weiterer Psalmvers in hebräischer Sprache. Es ist Psalm 31,20 mit dem Zahlenwert 2590. »Wie groß ist Deine Güte, welche Du verborgen aufbewahrt hast für diejenigen, die dich fürchten, und erweisest vor den Menschen denen, die auf dich trauen.«
Der Psalmvers ist dem wichtigsten Mitgestalter der Teinacher Lehrtafel, Johann Jakob Strölin (1620-1663) zugedacht, dessen hebräische Bezeichnung den Zahlenwert 2590 besitzt. »Jochanan Ja'akob Strelin kohen le-JHWH 'EL be-Menschter« - Johann Jakob Strölin, Pfarrer (Priester) Gottes des Herrn in Münsters - so steht es am unteren Rand des rechten Flügels, auf dem die Auffindung Mose am Nil dargestellt ist. Das auf Strölin bezogene Schriftwort erscheint ebenfalls in Gikatillas Werk bei den Ausführungen über das »zweite Tor« - die Weisheit.
Über allem jedoch steht, in unmittelbarer Deckennähe das Tetragrammaton JHWH (der vierbuchstabige, heiligste und darum in jüdisch-kabbalistischen Kreisen nicht auszusprechende Name Gottes) als die über Allem stehende Bekrönung des Bilderschreins.
Die das Judentum prägende Erfahrung des Exils, auf das die beiden Flügelbilder hindeuten, ist eine Erfahrung, welche auch Prinzessin Antonia während des Dreißigjährigen Krieges (1618-48) als junge Frau in der Phase 1634-38 in Straßburg machen musste - eine Erfahrung, die schmerzhafte Spuren in ihrer Seele hinterließ.
Zeitlebens unverheiratet – ihr Bruder Eberhardt III (1614-1674), Herzog des verarmten Württemberg, konnte ihr keine standesgemäße Mitgift geben - und kinderlos, suchte sie ihre Erfüllung im Glauben und vielfältigen Studien. So sprach Antonia neben Latein auch Aramäisch und Hebräisch, was ihr das Studium von Tora und kabbalistischen Büchern ermöglichte.
Sie steht mit flammendem Herzen in der Hand, dem Betrachter den Rücken zugewandt und Jesus/die Sephira Malchut fest im Blick, im rebenumrankten Torbogen des Paradiesgartens auf dem Hauptbild – jederzeit bereit, einzutreten und am Geschehen teilzuhaben.
Das Hauptbild der kabbalistischen Lehrtafel wird von zwei Elementen dominiert:
Dem wie ein Wagenrad angelegten Paradiesgarten, in dem um einen Teich die zwölf Söhne Jakobs als Stammesfürsten mit Jesus in der Mitte dargestellt sind. Zum anderen der riesige Tempel, überreich geschmückt mit Reliefdarstellungen aus dem Heilsgeschehen der Heiligen Schrift. In den Tempel integriert finden sich die zehn Sephirot in der klassischen Form des Lebensbaums, wie ihn der stilisierte Kabbalist auf dem Titelblatt von Joseph Gikatillas Buch in Händen hält.
Den Betrachter besonders ansprechend, regelrecht ergreifend, ist eine auf dem Außenbild des Schreins abgebildete, weibliche Person auf der linken Bildhälfte. Es handelt sich hierbei um Joscheba, der Tochter König Jorams, welche ihren Neffen Joasch vor der Königin Atalja rettete, indem sie ihn sechs Jahre lang in einer Kammer des Tempels versteckte (2. Kön.11,2ff).
So wie diese Königstochter dem Betrachter - als Mitwisser - einen flüchtigen Blick auf den in den Falten ihres Überwurfs verborgenen Säugling gewährt, bieten die den meditativen Texten dieses Buches beigestellten Bildausschnitte aus der Teinacher Lehrtafel einen inspirierenden Einblick in die kabbalistisch dargestellte Glaubenswelt der Prinzessin Antonia.
„Ich werde da sein“, so hat Gott Moses und uns allen zugesagt. Antonia hat den Schritt in den Garten des Schöpfers getan und Sein Licht gesehen.
,,Tore zum Licht“ gibt es im vorliegenden Buch zur Genüge.
Treten Sie ein Jahr lang täglich aufs Neue ein - in die wunderbare, spirituelle Welt der jüdischen Kabbala.
Kurt Bendfeld, Remchingen-Nöttingen
In der kabbalistischen Literatur, so auch in manchen Texten des vorliegenden
Jahresbesinnungsbuches, wird von den sog. 10 Sephirot, den 10 Grund-Zahlen oder Kraftzahlen ausgegangen. Damit sind 10 zentrale Offenbarungsqualitäten Gottes in seiner Schöpfung gemeint – 10 schöpferische Grundeigenschaften, mit welchen Gott als Schöpfer seine Schöpfung ins Leben ruft und sie permanent am Leben und im Gleichgewicht hält.
Diese 10 göttlichen Fähigkeiten stellen 10 Grundprinzipien makrokosmischen (gesamtweltlichen) Funktionierens und Wirkens dar und finden ihre Entsprechung im mikrokosmischen Bereich, will sagen im körperlich-seelischen Leben des einzelnen göttlich geschaffenen Menschen. Der kabbalistische Mensch ist sein ganzes Leben lang bestrebt, diese göttlichen Eigenschaften besser und besser zu verstehen und ihnen gemäß sein persönliches Leben zu ordnen und zu gestalten.
Die biblische Grundlage dieser 10 Eigenschaften sind drei Zitate aus dem Ersten (Alten) Testament, die hier aufgeführt seien:
1) „Dein, Herr, ist die Größe und die Macht und die Herrlichkeit und der Triumph und die Majestät, ja, alles, im Himmel und auf Erden, Dein Herr, ist das Reich und du bist als Haupt über alles erhaben.“ (1CHR 29,11)
2) „Mit Weisheit hat der Herr die Erde gegründet, die Himmel befestigt mit Verstand.“ (SPR 3,19.20)
3) „Der Gerechte ist das Fundament der Welt“ (SPR 10,25).
Aus den in diesem großen Lobeshymnus auf Gott genannten Attributen Gottes durch König David im Buch der Chronik in Verbindung mit den durch die seinem Sohn Salomo zugeschriebenen Zusatzattributen aus dem biblischen Buch der Sprüche „komponierten“ die kabbalistischen Meister des 16. Jahrhundert die 10 sog. Sephirot.
Dem Leser sei in Erinnerung gerufen, dass alle kabbalistischen Meister und ihre Schüler die ihnen geoffenbarten Weisheiten ausnahmslos im Zusammenhang mit den heiligen Texten der Bibel betrachteten – immer war und blieb es ihnen ein Grundanliegen, selbst zu erleben und weiterzugeben, dass es eine ungebrochene, inhaltlich Kontinuität zwischen den heiligen Weisheiten der Bibel und den neuen, heiligen, kabbalistischen Weisheiten gab.
Diese Sephirot im Einzelnen sind:
Optisch versinnbildlicht werden diese göttlichen Qualitäten in Form des sog. Lebensbaums.
Die 10 göttlichen Kräfte, die laut kabbalistischer Lehre unaufhörlich in die menschliche Schöpfungsgeschichte hineinwirken, stellen bildlich gesehen die an einem kraftvollen, fruchttragenden Baum hängenden Früchte, die dem gottgeschaffenen Menschen als Instrumentarium bzw. geistig-seelischer „Werkzeugkasten“ zur Verfügung gestellt wurden.
Der Gebrauch dieser 10 „Früchte“, d.h. die Berücksichtigung und Praktizierung der 10 göttlichen Qualitäten, die Gott, der Schöpfer, seinen menschlichen Geschöpfen in die Seele eingegeben hat, soll bewirken, dass der in die materielle Schöpfung aus den höchsten Lichtsphären „abgesunkene“ Mensch sich wieder anbindet bzw. verbindet mit dem unendlichen, ewigen Leben, das der ewig jugendliche Lebens-baum versinnbildlicht
Der Baum des Lebens verkörpert für den Kabbalisten die uralte, jüdische Sehnsucht, in das göttlich gesegnete Paradies zurückzukehren und wieder in tiefer Harmonie mit sich, seiner Umwelt und seinem Schöpfer zu leben, nachdem das erste Menschenpaar Adam und Eva aufgrund ihres Ungehorsam Gott gegenüber just aus diesem Paradies vertrieben wurden.
Seinen biblischen Ursprung hat der Lebensbaum in der Schöpfungsgeschichte im ersten Buch der Bibel, in welcher berichtet wird, dass Gott, der Schöpfer, zwei besondere Bäume in den Garten Eden pflanzte, den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse und den Baum des Lebens:
„Und Gott der HERR ließ aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume, verlockend anzusehen und gut zu essen, und den Baum des Lebens mitten im Garten und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen (GEN 2,9).
Der Lebensbaum mit seinen in ihn eingezeichneten 10 schöpferischen Kräften kann sowohl von oben nach unten „gelesen“ werden - das entspricht dem Weg des „Herabsteigens“ der 10 göttlichen Energien aus den oberen Sphären (Sephirot) in die unteren Schöpfungsregionen.
Er kann jedoch auch von unten nach oben „gelesen“ werden - was dem Aufstieg des irdischen Menschen von den unteren Sphären (Sephirot) durch sein tugendhaftes, gottgefälliges Verhalten in die oberen Sphären (Sephirot) der Erkenntnis und Erleuchtung entspricht.
QUELLEN
Der Sohar, das heilige Buch der Kabbala, Eugen-Diederichs-Verlag, 1982
Den Himmel auf die Erde bringen, Tzvi Freeman, O.W. Barth, 1999
Das Herz der Kabbala, Daniel Matt, O.W. Barth, 1996
TAD-Nachrichten, Zeitschrift der Theologischen Arbeitsgemeinschaft im christlich-jüdischen Dialog, Heft Nr.2 Mystik, Herbst 2003
Der Weg des Menschen nach der chassidischen Lehre, Martin Buber, GTB, 2001
Des Baal Schem Tow Unterweisung im Umgang mit Gott, Martin Buber, GTB
Die Legende des Baal-Schem, Martin Buber, GTB
Der große Maggid und seine Nachfolge, Martin Buber, GTB
Wisse, dass vor der Schöpfung
Nur das eine höhere Licht existierte,
Welches einfach und unbegrenzt war
Und das gesamte Universum erfüllte.
Es gab kein Erstes und kein Letztes,
keinen Anfang und kein Ende,
Alles war gleichmäßig ausgewogenes, unendliches Licht,
Harmonisch und sanft,
Vollkommen in Erscheinung und Art.
Als diese Welt und Seine Kreaturen
Durch Seinen Willen geschaffen wurden,
Und Er so Seine Perfektion enthüllte,
Quelle der Schöpfung aller Welten.
Hier wo Er sich in Seinen zentralen Punkt zusammenzog,
Bewirkte Er eine Begrenzung und Rückgang des Lichtes,
Und schuf aus diesem zentralen vom Licht umgebenen Punkt,
Einen aus Kreisen geformten leeren Raum.
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Nach der Einschränkung des göttlichen Lichts von Oben nach Unten,
Löste sich ein Strahl des unendlichen Lichts,
Und stieg stufenweise durch Evolution,
In diesen leeren Urraum hinab.
Vereinigt und verschmolzen mit diesem Strahl,
Durchquerte das ewige Licht
Diesen leeren kreisförmigen Raum,
Und alle vollkommenen Welten waren erschaffen.
Vor diesen Welten gab es nur Ihn,
In einer solchen perfekten Einheit,
Deren Schönheit
Sich keine Kreatur vorzustellen vermag.
Von keiner einzigen Denkkraft kann Er jemals erfasst werden,
Denn Er bewohnt keinen Ort und Er ist unendlich.
Er war, Er ist,
Und Er wird immer sein.
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Der Strahl des unendlichen göttlichen Lichts stieg hinab,
In die dunkle Leere dieser Welten,
In der jede Welt um so wichtiger ist
Je näher sie sich am göttlichen Licht befindet.
Bis zu unserer niedersten materiellen Welt,
Die in ihrem Zentrum liegt,
Innerhalb aller Kreise,
Inmitten dieser schillernden Leere.
Weit entfernt, von Dem,
Der Eins ist,
Ferner noch als alle weiteren Welten,
Von der Materie extrem erschwert.
Denn innerhalb aller Kreise,
Da ist unsere Welt,
Genau im Zentrum
Der leuchtenden Leere.
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Der Ursprung allen Konflikts zwischen mir und meinen Mitmenschen ist, dass ich nicht sage, was ich meine, und dass ich nicht tue, was ich sage.
Denn dadurch verwirrt und vergiftet sich immer wieder und immer mehr die Situation zwischen mir und dem anderen, und ich in meiner Zerfallenheit bin gar nicht mehr fähig, sie zu meistern, sondern entgegen all meinen Illusionen bin ich ihr willenloser Sklave geworden.
Mit unserem Widerspruch, mit unserer Lüge päppeln wir die Konfliktsituationen auf und geben ihnen Macht über uns, bis sie uns versklaven.
Von hier führt kein anderer Ausgang als durch die Erkenntnis der Wende: Alles hangt an mir, und durch meinen Willen zur Wende: Ich will mich zurechtschaffen.
Damit der Mensch aber dieses Große vermöge, muss er erst von allem Drum und Dan seines Lebens zu seinem Selbst gelangen, er muss sich selbst finden, nicht das selbstverständliche Ich des egozentrischen Individuums, sondern das tiefe Selbst des mit der Welt lebenden Individuums. Wiewohl dem all unsere Gewohnheit entgegensteht, muss der zur Wende entschiedene Mensch sich diesem Suchprozess stellen.
Dadurch und nur dadurch wird er am erfolgreichen Ende die beglückende Erfahrung der persönlichen Neuerschaffung machen.
(Der Weg des Menschen nach der chassidischen Lehre)
Rabbi Chanoch erzählte: “Es gab einmal einen Toren, den man den Golem (der Ungeformte, der Unfertige) nannte, so töricht war er. Am Morgen beim Aufstehen fiel es ihm immer so schwer, seine Kleider zusammenzusuchen, dass er am Abend, dran denkend, oft Scheu trug, schlafen zu gehen. Eines Abends fasste er sich schließlich ein Herz, nahm Zettel und Stift zur Hand und verzeichnete beim Auskleiden, wo er jedes Stück hinlegte.
Am Morgen zog er wohlgemut den Zettel hervor und las: “die Mütze“ – hier war sie, er setzte sie auf, „die Hosen“ - da lagen sie, er fuhr hinein und so fort, bis er alles anhatte.
„Ja, aber wo bin ich denn?“, fragte er sich nun ganz bang, „wo bin ich nur geblieben?“
Umsonst suchte und suchte er, er konnte sich nicht finden.
„So geht es auch uns, wenn wir nur auf die Ordnung der Äußerlichkeiten bedacht sind und das Wesentliche – das Innere, das Inwendige, völlig aus dem Blick verlieren“, sagte der Rabbi.
(Der Weg des Menschen nach der chassidischen Lehre)
Ich biete dir meine Hand mit fünf Fingern, und du bietest mir deine.
Zusammen haben wir vollständige zehn Finger. Das ist ein Handschlag.
Zwei unvollständige Teile suchen einander und begegnen sich.
Du und ich, wir sind nur Teile des Ganzen – bis wir zusammenkommen und eine Einheit werden.
(Den Himmel auf die Erden bringen)
Das Ziel der Seele diesen Körper zu bewohnen, liegt darin, ihre Kräfte und Taten in dieser Welt sichtbar zu machen, denn dafür braucht sie ein Werkzeug. Wenn sie in diese Welt herabsteigt, vermehrt sie den Fluss ihrer Kraft, um den Menschen durch die Welt zu geleiten.
Dabei vervollkommnet sie sich oben und unten und erreicht einen höheren Zustand, da sie in allen Dimensionen erfüllt wird. Wenn sie nicht sowohl oben als auch unten erfüllt ist, ist sie nicht vollständig.
Bevor sie in diese Welt herabsteigt, ist die Seele aus dem Mysterium der höchsten Ebenen hervorgegangen. Während sie in dieser Welt ist, wird sie von dieser Welt vervollkommnet und erfüllt.
Wenn sie diese Welt verlässt, ist sie voll der Fülle aller Welten, der Welt oben und der Welt unten.
Zuerst, bevor die Seele in diese Welt herabsteigt, ist sie unvollkommen; etwas fehlt ihr. Wenn sie in diese Welt herabsteigt, wird sie in jeder Dimension vollkommen.
(Das Herz der Kabbala)
Du kannst den Kosmos heilen, mit allem, was du tust – sogar indem du isst.
Glaube nicht, Gott will, dass du aus reinem Vergnügen isst, oder um deinen Bauch zu füllen. Nein, das Ziel ist das Heilen.
Funken der Heiligkeit vermischen sich mit allem in der Welt, auch mit unbelebten Objekten. Wenn du einen Segen sprichst, bevor du etwas isst, wird deine Seele spirituell daran teilhaben. Das ist Nahrung für die Seele. Wie die Tora feststellt: “Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von allem, was aus dem Mund des Herrn geht“ (DTN 8,3). Nicht nur das Physische, sondern auch das Spirituelle zählt - die heiligen Funken, die aus dem Mund Gottes sprühen.
Wie die Seele selbst werden sie uns von Gott eingehaucht (GEN 2,7).
Bevor du daher Brot isst, sage das Motsi (Segensspruch über den Genuss von Brot):
“Gesegnet seist du, Haschem (Ewiger), Herrscher der Welt, der das Brot aus der Erde hervorbringt“. Dann bringst du beim Essen die Funken hervor, die an deiner Seele haften bleiben.
(Das Herz der Kabbala)
Wenn du isst und trinkst, empfindest du Genuss und Freude am Essen und Trinken.
Frage dich jeden Augenblick voller Staunen: “Was ist dieser Genuss und diese Freude? Was ist das, was ich da schmecke?“
Antworte dir: “Das ist nichts als die heiligen Funken der erhabenen, heiligen Welten, die im Essen und Trinken sind“.
So verbindest du als materieller Mensch, der eine materielle Handlung verrichtet, das Materielle mit dem Spirituellen – mit deiner verborgenen spirituellen Identität, deiner göttlichen Seele, die danach hungert, durch dich wahrgenommen und gewürdigt zu werden.
(Das Herz der Kabbala)
Wenn du etwas essen oder trinken willst oder andere weltliche Verlangen hegst und du dabei deine Aufmerksamkeit auf die Liebe Gottes konzentrierst, dann erhebst du das materielle Verlangen zu einem spirituellen Verlangen. Dadurch weckst du den heiligen Funken, der in dir wohnt, du bringst die heiligen Funken aus der materiellen Welt hervor.
Es gibt keinen größeren Pfad als diesen.
Denn wohin du auch gehst und was du auch tust – immer dienst du Gott.
(Das Herz der Kabbala)
Wir streben ständig danach, die heiligen Funken zu erwecken. Wir wissen, dass die machtvolle Energie des göttlichen Ideals - die Pracht an der Wurzel der Existenz - in der Welt um uns herum noch nicht enthüllt und verwirklicht worden ist. Doch die geballte Kraft des Seins nähert sich diesem Ideal.
Das Ideal reift in unserem Geist, wenn wir aufsteigen. Wenn wir uns des Ideals bewusst werden und es aus der Fülle jenseits der begrenzten Existenz in uns aufnehmen, dann beleben wir alle Teile wieder, aus denen wir Leben gewinnen - aus jeder Bewegung, jeder Kraft, jeder Tat, jeder Empfindung, jeder Substanz, sei sie belanglos oder lebenswichtig. Das zerstreute Licht sammelt sich in der Gesamtheit und bringt einzelne Silben hervor, die sich zu einem dynamischen Lied der Schöpfung vereinen. Zaghaft zuerst, dann fließend, wird dieses Licht des Lebens mit heiliger Energie durchtränkt.
Wir sammeln diese zerstreuten Funken und fügen sie in unsere Welten ein, in unser privates und gesellschaftliches Leben. Unser Leben wird entsprechend den Funken, die wir hervorbringen, bereichert. Alles hängt davon ab, wie wir handeln. Je höher das Ziel, umso größer die Tat; je größer die Einsicht, umso höher das Ziel.
(Das Herz der Kabbala)
Sexuelle Vereinigung ist heilig und rein, wenn sie auf die rechte Weise und mit der rechten Absicht erfolgt. Niemand soll denken, dass etwas an dieser Vereinigung schädlich oder hässlich wäre. Gott behüte! Die rechte Art der Vereinigung wird Wissen genannt (GEN 4,1). Und das nicht von ungefähr. Wäre sie nicht sehr heilig, würde sie nicht Wissen genannt werden.
Wir, die wir die heilige Tora besitzen, glauben, dass Gott alles entsprechend der göttlichen Weisheit erschaffen hat. Gott schuf nichts Schändliches oder Hässliches. Wenn die sexuelle Vereinigung schändlich wäre, dann wären es auch die Genitalien. Dennoch hat Gott sie erschaffen! Wie könnte Gott etwas Schändliches, Beflecktes oder Unzulängliches erschaffen? Wie doch die Tora erklärt: “Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut“ (GEN 1,31).
Der Beweis ist klar. Im Schöpfungsbericht lesen wir:“ Und sie waren beide nackt, der Mann und sein Weib, und schämten sich nicht“ (GEN 2,25).
Bevor sie vom Baum des Wissens aßen, betrachteten sie die reinen Formen, und ihre Absicht war gänzlich heilig. Für sie waren die Genitalien wie die Augen oder Hände oder andere Teile des Körpers.
Wenn die geschlechtliche Vereinigung um des Himmels willen vollzogen wird, dann ist sie nichts als heilig oder rein. Die Vereinigung von Mann und Frau, wenn sie in der rechten Weise geschieht, ist das Geheimnis der Zivilisation. Der Mensch wird zum Partner Gottes im Akt der Schöpfung. Das ist das Geheimnis des Ausspruchs unserer Weisen. “Wenn ein Mann sich mit seiner Frau in Heiligkeit vereint, ist der göttliche Geist zwischen ihnen“
(Das Herz der Kabbala)