Mit Gefühl zum Führungserfolg - Nadja Hereitani - E-Book
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Mit Gefühl zum Führungserfolg E-Book

Nadja Hereitani

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Beschreibung

Werde zu einer Führungskraft, der deine Mitarbeiter gern folgen!  Durch den anhaltenden Change sowie ökonomische, ökologische und politische Krisen verändern sich die Anforderungen an eine gesunde und erfolgreiche Führung. Ständig steigende Komplexität und Geschwindigkeit machen unsere Arbeitswelt unübersichtlich und gehen nicht selten mit Zweifeln, Unsicherheiten und psychischen Belastungen einher. Wie  kann unter diesen Bedingungen gesunde und  erfolgreiche (Selbst-)Führung  gelingen ?  Manchmal lohnt sich ein Blick zurück  Schon die tibetischen Buddhisten kannten den  Schlüssel für erfolgreiche Entwicklung im Angesicht von Stress und Unsicherheit : Eine wachsende Anzahl an Studien bestätigt, dass ein mitfühlender Umgang mit sich selbst und anderen dabei hilft, die aktuellen Herausforderungen nicht nur gesünder, sondern auch erfolgreicher zu bewältigen. "  Mit Gefühl zum Führungserfolg"   unterstützt dich dabei, in unsicheren Zeiten wirksam zu handeln. Es hilft dir, einen sicheren Raum zu schaffen, in dem Führung wieder Spaß macht und dir deine Mitarbeiter freiwillig, motiviert und voller Vertrauen folgen.    Dafür ist dieses Buch in zwei Teile gegliedert. Im ersten Teil werden dir die  wichtigsten Anforderungen an eine gesunde und erfolgreiche Führung  kompakt, anschaulich und wissenschaftlich fundiert erklärt. Im zweiten Teil erhältst du eine  konkrete Schritt-für-Schritt-Anleitung , um das Wissen in deine eigene Führungspraxis zu transferieren.   "  Mit Gefühl zum Führungserfolg  " hilft dir …  -  deine kognitiven und emotionalen Kompetenzen zu trainieren und so einen gesunden Führungsstil zu entwickeln,  -  eine klare Orientierung zu erhalten, worauf es in der heutigen Zeit beim Leadership ankommt,  -  die Voraussetzungen für individuelles und organisationales Wachstum zu schaffen,  -  und deinen Mitarbeitern, in unsicheren Zeiten gesund und erfolgreich zu bleiben.   Nutze die Vorteile einer  achtsamen und mitfühlenden Führung  für dich und deine Mitarbeiter und erlebe wieder mehr Freude und Erfüllung in deinem Führungsalltag. 

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Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

1. Auflage 2023

© 2023 by Remote Verlag, ein Imprint der Remote Life LLC, Powerline Rd, Suite 301-C, 33309 Fort Lauderdale, Fl., USA

Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

Projektmanagement: Li Töppe

Lektorat und Korrektorat: Stefanie Aust, Markus Czeslik, Luise Hartung

Umschlaggestaltung: Zarka Bandeira

Satz und Layout: Zarka Bandeira

Abbildungen im Innenteil: © alle Rechte bei Autorin, ausser Abb. 3, S. 23,:

Rechte bei Dr. Judith Mangelsdorf

ISBN Print: 978-1-960004-19-2

ISBN E-Book: 978-1-960004-20-8

www.remote-verlag.de

Nadja Hereitani

MIT GEFÜHL ZUM FÜHRUNGSERFOLG

Die Schritt-für-Schritt-Anleitung für eine gesunde und effektive Führung

Inhaltsverzeichnis

Danksagung

Vorwort

Einleitung: Mein Weg zu einer neuen Art der Führung

Deine Leader Journey: Was dich erwartet

Theorieteil: Die Wissenschaft dahinter

Das Öko-Führungsmodell: Vom Ich zum Wir

Resilienz/Ambiguitätstoleranz

Authentizität/Fehlertoleranz

Bescheidenheit/Empowerment

Vernetzung/Kollaboration

Kreativität/Innovation

Paradoxien als universelles Lebensprinzip

Unser Gehirn: Weniger Ratio, mehr Gefühl

Gefühlstrigger im Arbeitskontext

Reaktionsmuster im Arbeitskontext

Wie nachhaltige Entwicklung gelingt

Mitgefühl: Die Superkompetenz für moderne Führung

Wissenschaftliche Argumente für Führung mit Mitgefühl

Hindernisse von Mitgefühl in Organisationen

Erläuterungen zu den Übungen

Tägliche Meditation

Tägliche Fragen

Wöchentliche Reflexion

Wöchentliche Übungen

Allgemeine Hinweise zu den Übungen

Praxisteil: In 180 Tagen zum Erfolg

Woche #1: Selbsttest zum Start

Woche #2: Tägliche formale Achtsamkeit

Woche #3: Alltägliche informelle Achtsamkeit

Woche #4: Freundlichkeit

Woche #5: Freundlichkeitsanker

Woche #6: Verbundenheit

Woche #7: Mitfühlend sprechen

Woche #8: Zweifeln Raum geben

Woche #9: Konflikte zulassen

Woche #10: Bedürfnisse entdecken

Woche #11: Die Bedürfnisse deiner Mitarbeitenden

Woche #12: Konflikte verstehen und nutzen

Woche #13: Pausen machen

Woche #14: Negative Glaubenssätze

Woche #15: Glaubenssätze transformieren

Woche #16: Kleine Wunder

Woche #17: Vertrauen schenken

Woche #18: Deine wertebasierten Charakterstärken

Woche #19: Deine Kernwerte als Leader

Woche #20: Dein Zukunfts-Ich als Leader

Woche #21: Dir vergeben

Woche #22: Deinen Mitarbeitenden vergeben

Woche #23: Erfolge feiern

Woche #24: Dankbarkeit zeigen

Woche #25: Selbsttest zum Ende

Woche #26: Wie geht’s weiter?

Epilog

Über die Autorin

Linkliste

Quellenangaben

Danksagung

Mein Dank gehört jenen Führungspersonen, von denen ich am meisten gelernt habe. Der Weg bis zu diesem Punkt in meinem Leben wäre so ohne euch nicht möglich gewesen: Ralph Paul Haze, Roland Rienas, Irene Wielpütz, Gunther Schmidt, Kristin Neff, Chris Germer, Tara Brach und Jack Kornfield. Ihr habt mir gezeigt, wie gesundes Lernen und nachhaltige Entwicklung gelingen, und mich in die Lage versetzt, dieses Geschenk heute an andere weitergeben zu können. Ich danke auch denen, die mir gezeigt haben, wie es nicht geht. Ihr habt es so gut gemacht, wie es euch möglich war. Ich erkenne mich auch in euch wieder.

»Most leaders focus on how employeesthink and behave – but feelingsmatter just as much.«

Barsade & O’Neill1

Vorwort

Wenn du diese Worte liest, spielst du mit dem Gedanken, dich als Führungskraft weiterzuentwickeln. Damit hast du den ersten Schritt in Richtung einer gesünderen und effektiveren Form der Führung bereits getan. Diese innere Haltung, der sogenannte Anfängergeist, ist im Zen heilig, denn mit diesem Mindset ist im Hier und Jetzt noch alles möglich. Für diejenigen, die sich bereits für Experten halten, sind die Möglichkeiten hingegen begrenzt.2 Daher liegt auch ein Zauber in dem Eingeständnis von Nichtwissen, der einem neuen Anfang vorausgeht, dem ich hiermit kurz Rechnung tragen möchte. Vielleicht hast du eine leidvolle Erfahrung gemacht, die dich motiviert, eine noch bessere Führungskraft zu werden. Oder du hast so etwas wie eine stille Ahnung, dass es auch anders gehen müsste als bisher. Vielleicht bist du auch grundsätzlich neugierig und konstant interessiert, neue Dinge zu lernen oder dir neue Perspektiven zu erschließen. Oder du übernimmst demnächst deine erste Führungsrolle und möchtest dich darauf vorbereiten. Das sind alles gute Gründe, dich diesem Buch zuzuwenden, und sie zeigen etwas, an dem gute, geschulte Personalentscheider das Potenzial von Führungskräften festmachen: deine Reflexionsfähigkeit und deine Lernbereitschaft.

Damit wir uns von Beginn an richtig verstehen: Dies ist kein klassischer Ratgeber, sondern ein Leitfaden für eine Reise, bei der du dich selbst besser kennenlernst und dich in deiner idealen Führungsrolle findest. Jede Führungskraft ist anders, denn wir alle sind Menschen mit einer einzigartigen Geschichte, mit individuellen Erfahrungen, Wünschen, Hoffnungen und Nöten. Du hast schon eine Menge geschafft bis zu diesem Punkt in deinem Leben, und das verdient Anerkennung und Respekt. Gleichzeitig können wir in unserer Führungsrolle alle immer noch dazulernen, besonders in der heutigen Zeit, denn – wie eine Gruppe von Organisationswissenschaftlern um Jane Dutton es einmal formulierte – wir führen in Zeiten von Traumata.3 Wo dich dieses nächste Stück deiner Reise hinführt, liegt bei dir. Mein Angebot ist ein sicherer, wissenschaftlich fundierter und hoffentlich inspirierender Rahmen für deine individuelle Leader Journey.

Zur besseren Lesbarkeit verzichte ich auf eine genderneutrale Sprache. Da mir der Erhalt von Vielfalt und Selbstbestimmung jedoch außerordentlich wichtig ist und ich dies auch zum Ausdruck bringen möchte, werde ich zwischen verschiedenen Formen wechseln. Sollte daher eine Form verwendet werden, so gilt diese gleichermaßen für jegliches Geschlecht.

Auch habe ich mich, nach reiflicher Überlegung, für die Du-Form entschieden. Diese Form der Anrede, die – wie im englischen Sprachraum – keinen Unterschied macht zwischen den Menschen, scheint sich zunehmend auch in Unternehmen in Deutschland auf breiter Basis durchzusetzen. Außerdem entspricht sie meiner persönlichen Präferenz, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Ich hoffe, du fühlst dich durch diese Art der Anrede gesehen und angesprochen.

Und noch ein wichtiger Hinweis: Hör bei allem, was du hier liest, immer gut auf deine Intuition. Ist es etwas, das sich für dich zum jetzigen Zeitpunkt stimmig und richtig anfühlt? Glaubst du, dass es dich selbst und die Menschen in deinem Leben langfristig gesünder, zufriedener, erfolgreicher und glücklicher macht? Dann folge meinen Empfehlungen. Ist es etwas, das sich für dich nicht oder noch nicht richtig anfühlt? Dann verzichte gern darauf. Vertrau bei allem, was du tust, vor allem dir selbst. Du kannst dich zum Beispiel fragen: Ist es nur deswegen unangenehm, weil es neu ist? Dann verbuche es unter »Wachstumsschmerz« und probier es doch einmal aus. Verspürst du hingegen einen starken inneren Widerstand, dann tu es (noch) nicht. Mach im Zweifelsfall immer das, was deine innere Stimme dir sagt und nicht, was ich oder andere sagen. Wenn du es schaffst, diese achtsame und mitfühlende Beziehung zur dir selbst zu pflegen, dir selbst dein bester Freund, deine treueste Begleiterin oder dein weisester Lehrer zu werden, dann hat sich das Buch für mich schon gelohnt. Auch ich selbst übe genau das immer noch, jeden Tag aufs Neue.

Es ist mir eine Ehre, dich ein Stück auf deinem Weg begleiten zu dürfen.

Einleitung: Mein Weg zu einer neuen Art der Führung

»They may forget what you said, but they will

never forget how you made them feel.«

Maya Angelou4

Starten wir mit einem kleinen Experiment:

Bitte schließe für einen Moment die Augen und denke an eine Führungsperson, die dich in deinem Leben besonders geprägt hat. Eine Person, vor der du Respekt im besten Sinne hattest und für die du sprichwörtlich durchs Feuer gegangen wärst, weil du uneingeschränktes Vertrauen zu ihr hattest. Dies kann im Job gewesen sein, eine Lehrperson in der Schule, der Ausbildung oder im Studium oder ein Trainer im Sport oder einem anderen Hobby.

Wie hast du dich im Kontakt mit dieser Person gefühlt? Wo fühlst du es jetzt noch in deinem Körper, wenn du daran denkst? Beschreib, was genau an dieser Stelle in deinem Körper passiert, wenn du daran zurückdenkst, wie du mit dieser Person gearbeitet hast. Ein Kribbeln? Ein Gefühl der Wärme? Der Eindruck von Entspannung und Weite? Fällt dir ein Wort ein, das am treffendsten beschreibt, was du fühlst?

Was auch immer diese Person getan hat, so, wie sie es getan hat, hat sie dich erreicht. Sie konnte wirksam sein in ihrer Führung dir gegenüber. Und diese Wirkung war so nachhaltig, dass du sie möglicherweise jetzt noch in deinem Körper spürst. Genau darum geht es hier.

Die Voraussetzung dafür, als Führungskraft wirksam zu sein, besteht darin, dass du die Menschen, die dir anvertraut wurden, erreichst. Dabei ist es nicht so wichtig, was du im Einzelnen sagst oder tust. Der Schlüssel liegt vor allem darin, wie du es sagst oder tust. Das Gefühl, das du in anderen Menschen auslöst, ist das Wirkungsvollste, das du in deiner Karriere jemals tun wirst. Alles andere ergibt sich daraus.

Wenn die Welt der Gefühle nicht sehr vertraut für dich ist, befindest du dich in guter Gesellschaft. Gefühle standen in der Managementpraxis in der Vergangenheit nicht unbedingt hoch im Kurs. Dabei sind sie wesentliche Bestandteile unseres täglichen Lebens, auch des Arbeitslebens. Sie werden über unser Gehirn mithilfe von Botenstoffen in unseren Körpern manifest und beeinflussen unser Denken und Handeln. Die neuronalen Programme, die uns zum Beispiel Angst oder Wut fühlen und entsprechend handeln lassen, laufen größtenteils unbewusst ab. Sie sind angeboren und durch unsere früheren Erfahrungen geprägt. Es ist also nichts, das uns von anderen Menschen unterscheidet oder wofür wir uns schämen müssten. Wir können nichts dafür, dass wir uns so fühlen. Aber mit etwas Übung können wir uns die Prozesse, die in unserem Inneren ganz automatisch ablaufen, bewusst machen und uns entscheiden, unser Verhalten zu ändern. Der Wunsch nach Veränderung entsteht häufig dann, wenn es uns schlecht geht.

So ging es auch mir vor ein paar Jahren immer schlechter. Nach einer Trennung von meinem Lebenspartner und der Patchwork-Familie, bei der ich auch mein Zuhause verlor, startete ich zunächst neu. Ich kaufte ein 100 Jahre altes Haus und sanierte es, um mir ein neues schönes Zuhause zu schaffen. Dann passierten bei der Sanierung Schäden, für die der Bauunternehmer nicht aufkommen wollte. In der möblierten Wohnung, in der ich zur Zwischenmiete wohnte, entdeckte ich Schimmel. Nebenbei stellte mich eine neue Führungsrolle, die ich voller Motivation angenommen hatte, vor unerwartete persönliche Herausforderungen. Die damit verbundenen Gefühle, der Stress, die Sorgen, die Enttäuschung, die Traurigkeit und die Wut verdrängte ich und kämpfte mich weiter durch.

Die Bauchschmerzen, die mit alledem einhergingen, nahm ich erst kaum wahr, später verbuchte ich sie unter dem Motto »kein Wunder, dass mir der Stress auf den Magen schlägt«. Der Stress und die Schmerzen gingen nicht vorbei, sie blieben. Mein Arzt zog mich für zwei Wochen aus dem Job. Die Symptome wurden schlimmer statt besser.

Es folgte eine Reihe von Untersuchungen, welche die Erkenntnis brachten, dass ein wahrscheinlich gutartiger Tumor in meinem Bauch so schnell wuchs, dass dieser mittlerweile sichtbar geschwollen war. Plötzlich ging dann gar nichts mehr: nicht essen, nicht schlafen, nicht zur Toilette gehen. Nach einer großen OP, bei der die umliegenden Organe vom Tumor befreit wurden, war mein Körper zwar wieder gesund, aber meine Seele nicht. Ich hatte mindestens drei Monate striktes Sportverbot, und ohne Bewegung oder Arbeit war ich auf mich selbst zurückgeworfen. Die Situation zwang mich, innezuhalten und mich mit dem auseinanderzusetzen, was war. Und da waren eine Menge unangenehmer Gefühle.

Ich hatte schon vorher angefangen zu meditieren, weil ich lernen wollte, meine Gedanken besser zu kontrollieren und noch leistungsfähiger und glücklicher zu werden. Nun saß ich jeden Tag auf dem Kissen. Parallel dazu studierte ich die wissenschaftlichen Hintergründe zu den Techniken und Wirkungsweisen der Meditationspraxis. Es gab erste Forscher, die sich kritisch zum Achtsamkeitshype in Organisationen äußerten, da ihrer Ansicht nach Achtsamkeit allein nicht ausreichte, um wirksam ins Handeln zu kommen.5, 6 Ich stieg tiefer in die Materie ein und fand heraus, dass unterschiedliche Formen der Meditationspraxis auch jeweils andere Effekte im menschlichen Körper erzeugen. Viele Formen der Achtsamkeitsmeditation trainieren die Fähigkeit des Gehirns, Aufmerksamkeit zu fokussieren, mit direkten Auswirkungen auf die eigenen Körperfunktionen, z. B. die Konzentrationsfähigkeit und die Emotionsregulation. Andere Varianten trainieren Fähigkeiten, die für die erfolgreiche Gestaltung zwischenmenschlicher Beziehungen wichtig sind, d. h. sie fördern beispielsweise die Entwicklung unseres Empathie- und Mitgefühlsvermögens. Mit zunehmender Meditationspraxis erlebte ich am eigenen Leib, wie ich dadurch nicht nur gelassener und leistungsfähiger wurde, sondern auch kritikfähiger und toleranter, freundlicher, großzügiger, kreativer und anschlussfähiger zu anderen Menschen.

Kurz vor meiner Erkrankung hatte ich bei meinem früheren Arbeitgeber in einem Entwicklungsprogramm zusammen mit anderen internationalen HR-Experten damit begonnen, an einem Konzept für eine neue Form der Führung für den Gesamtkonzern zu arbeiten. Bei einem unserer Treffen in London leitete ich gerade eine Übung zum Einstieg an, als wir als Gruppe ein Schlüsselerlebnis hatten: Es öffnete sich plötzlich ein vertrauensvoller Raum, in dem wir begannen, nacheinander unsere unangenehmen Gedanken und Gefühle auszusprechen. Dies führte dazu, dass wir als Gruppe in der Folge stark zusammenwuchsen und sehr kreativ und produktiv arbeiteten.

Das Programm wurde während der Pandemie eingestellt und ich verließ das Unternehmen. Was blieb, war eine (Arbeits-)Welt im Ausnahmezustand. Die Notwendigkeit, geeignete Antworten auf die Führungsherausforderungen von heute zu finden, nahm auch hierdurch weiter zu, genauso wie mein Wunsch, meinen Beitrag dazu zu leisten. Die seit meiner Erkrankung regelmäßig praktizierten Techniken lieferten mir den fehlenden Baustein, das zugehörige wissenschaftliche Fundament erarbeitete ich mir. Alles, was ich dann noch tun musste, war, das Gelernte auf das Thema Führung in unserer aktuellen Zeit zu übertragen.

Mit dem Ergebnis, das vor dir liegt, möchte ich dir und anderen dabei helfen, zu noch besseren Führungspersonen zu werden und so Organisationen gesünder und erfolgreicher zu gestalten. Denn meine Geschichte ist kein Einzelfall. Wir alle leben noch immer in einer Zeit großer Veränderungen und konstanter Herausforderungen. Krisen wie die COVID-19-Pandemie oder politische Unruhen tun ihr Übriges. Das Forschungsinstitut Gallup berichtet, dass Emotionen wie Sorge, Stress, Traurigkeit und Wut bei Mitarbeitenden weltweit Rekordniveau erreichen. Als eine der Hauptursachen für den Stress bei der Arbeit werden Vorgesetzte genannt, die ihre Mitarbeitenden ignorieren, respektlos behandeln und nicht unterstützen.7, 8 Was oftmals unerwähnt bleibt, sind die systemischen Ursachen. Führungskräfte sind Teil desselben Systems, und auch sie gelangen an ihre kognitiven und emotionalen Grenzen. Die Folgen von alledem: Depressionen und Angst führen zu Verlusten der Weltwirtschaft von mehr als einer Billion US-Dollar pro Jahr.9

Wenn die Herausforderungen steigen und das Verdrängen der damit verbundenen unangenehmen Gefühle zunehmend krank macht und die erfolgreiche Entwicklung von Mensch und Organisation gefährdet, steigt endlich auch das Bewusstsein für mehr (Selbst-)Fürsorge am Arbeitsplatz. Aber die Antworten liegen nicht auf der Hand. Wie geht gesunde und effektive Führung in Zeiten von digitalem Wandel, ökonomischen, ökologischen, politischen und pandemischen Krisen? Und vor allem: Wie führt man andere gesund und erfolgreich durch die aktuellen täglichen Herausforderungen, wenn man selbst manchmal das Gefühl hat, dass man nicht mehr weiterweiß?

Die gute Nachricht: Gesunde und erfolgreiche Führung im Angesicht von Unsicherheit, Stress und Krisen ist möglich. Die vielleicht weniger erfreuliche Nachricht ist, dass du mit gutem Beispiel vorangehen und dich deinen eigenen unangenehmen Gefühlen stellen musst. Gute Führung beginnt mit guter Selbstführung. Ich hoffe, du verzeihst mir die Aussage, dass auch du nur ein Mensch bist, nicht besser und nicht schlechter als andere. Aber einer, der im Leben anderer Menschen einen Unterschied bewirken kann.

Willst du dieser Mensch sein, der eine positive Änderung im Leben anderer auslöst? Darum geht es. Das ist echtes, wirksames Leadership. Wenn du jetzt noch dabei bist, bin ich es auch. Alles, was du dafür lernen musst, sind drei Dinge: Du musst lernen, präsent zu sein, du musst lernen, freundlich zu sein, und du musst etwas von dir hergeben, etwas investieren, damit andere eine gute Entwicklung durchlaufen können. Wenn dir das gelingt, wirst du ein Vielfaches deiner Investition zurückerhalten.

Das alles klingt leichter, als es tatsächlich ist, aber mit regelmäßiger Übung kannst du es lernen. Was du dazu brauchst, ist dieses Arbeitsbuch, den Mut und die Bereitschaft, dich auf ein Abenteuer einzulassen und Durchhaltevermögen. Wenn wir uns jetzt auf den Weg machen, kannst du schon in einem halben Jahr die Führungskraft sein, für die andere gern arbeiten wollen.

Ich lade dich zur vielleicht wichtigsten Reise deines Berufslebens ein: der Reise von deinem Kopf zu deinem Herzen.

Deine Leader Journey: Was dich erwartet

»The longest journey you will make in your life

is the one from your head to your heart.«

Sprichwort der Sioux10

Wenn wir zu einer Führungspersönlichkeit werden wollen, der andere gern folgen, ist es hilfreich, wenn wir uns zunächst auf unsere eigene Entwicklungsreise begeben. Ich liefere dir den methodischen Rahmen, auf den Weg machen musst du dich selbst. Bevor du dich jedoch entscheidest, ob du diese Reise antreten möchtest, lade ich dich dazu ein, mehr über die wissenschaftlichen Hintergründe zu erfahren, auf denen diese Methode aufbaut. Dank der Wissenschaft ist es uns heute möglich zu verstehen, wie wir unseren Geist und unser Herz trainieren können, um bewusster, gesünder und erfüllter zu leben. Das hängt immer auch mit dem Kontext zusammen. Im nächsten Kapitel werde ich dir daher zunächst etwas über die aktuellen Herausforderungen für Führungskräfte erzählen und ich hoffe, dass du dich darin wiedererkennst. Der Kontext, in dem wir leben und arbeiten, hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Da es kein Modell gibt, das den aktuellen Anforderungen an Führung hinreichend gerecht wird, wage ich einen neuen Versuch: das Öko-Führungsmodell zur erfolgreichen Gestaltung gesunder Ökosysteme.

Dann lade ich dich ein zu lernen, wie das menschliche Gehirn funktioniert und was das mit unseren Gedanken, Gefühlen und Handlungsmotiven zu tun hat. Denn wer Menschen führen will, muss verstehen, was Menschen innerlich treibt bzw. lockt. Und da auch wir als Führungskräfte Menschen sind, ist es ein guter Anfang, zunächst uns selbst besser zu verstehen. Hierzu zeige ich dir, wie du einen bewussten Zugang zu den Mustern findest, mit denen dein Denken und Fühlen ineinandergreifen und so dein Handeln steuern. Wenn du die Zusammenhänge bei dir selbst erkennst, wird es dir leichter fallen, diese auch bei anderen wahrzunehmen. Das eröffnet dir die Möglichkeit, bewusste Entscheidungen zu treffen: Welches Verhalten ist hilfreich für dich und andere und führt somit eher zum Erfolg? Du hast die Wahl.

Schließlich sehen wir uns an, wie insbesondere ein bestimmtes Gefühl das Potenzial besitzt, als Katalysator für gesunde und erfolgreiche Entwicklung zu dienen: das Mitgefühl. Anhand von aktuellen Studien wird deutlich, wie praktiziertes Mitgefühl für sich selbst und andere Personen eine gesunde und erfolgreiche, individuelle und organisationale Entwicklung ermöglichen kann. Die Voraussetzung dafür ist eine regelmäßige Praxis, damit dir diese neu gewonnene Grundhaltung in Fleisch und Blut übergeht.

Und dann kannst du dich entscheiden, dich tatsächlich auf die Reise zu begeben. Wenn du magst, helfe ich dir im Praxisteil, Schritt für Schritt in 180 Tagen zu der Leadership-Persönlichkeit zu werden, die du sein möchtest und die eine gesunde, wirksame Führung lebt. Alles, was du dafür tun musst, ist, täglich eine Meditation durchzuführen sowie morgens und abends drei Fragen zu beantworten. Einmal wöchentlich kommen eine Reflexionsfrage und eine Übung hinzu.

Ein überschaubarer Zeitaufwand von durchschnittlich ca. 20 bis 30 Minuten täglich während der Woche reicht also aus, um signifikante und nachhaltige Ergebnisse zu erzielen. Die Übungen, ihre Durchführung und ihre Wirkungsweise werden vorab beispielhaft erläutert.

Meine Empfehlung ist, dass du dich mit der Wissenschaft hinter dieser Methode vertraut machst, bevor du mit dem Praxisteil beginnst. Der Theorieteil ist bewusst kurzgehalten und enthält effizient zusammengefasst die wichtigsten Fakten, die du kennen solltest. Dieses Wissen wird dir helfen, die durch die Übungen bewirkten Veränderungen an dir selbst und im Kontakt mit deinen Mitarbeitenden nachzuvollziehen und dich darüber zu freuen. Das wird deine Motivation für den weiteren Übungs- und Entwicklungsweg fördern.

Das Abenteuer beginnt an dieser Stelle, wie so oft, mit dem Ruf nach einer Revolution.

Theorieteil: Die Wissenschaft dahinter

»Die nächste Revolution muss eine

relationale sein.«

Otto Scharmer & Katrin Käufer11