Mit Gott reden - Walter Klaiber - E-Book

Mit Gott reden E-Book

Walter Klaiber

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Beschreibung

Viele haben das Bedürfnis zu beten, wissen aber nicht wie. In dieser Verlegenheit kann uns gerade das Gebet helfen, das Jesus seine Jünger gelehrt hat – das Vaterunser. Immer noch können es viele Menschen auswendig, selbst wenn sie den Kontakt zur Kirche verloren haben. Doch wie sind die einzelnen Bitten des Vaterunsers zu verstehen? Walter Klaiber gibt auf den Punkt gebrachte Erklärungen und hilfreiche Impulse. Ergänzt werden sie am Schluss durch sechs Beispiele persönlicher Bibellese zum Vaterunser.

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Walter Klaiber

Mit Gott reden

Eine Einführungin das Vaterunser

www.bibellesebund.net

Impressum

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

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© 2014 Bibellesebund Verlag, Gummersbach

© 2023 der E-Book-Ausgabe

Bibellesebund Verlag, Marienheide

https://www.bibellesebund.de/

Autor: Dr. Walter Klaiber, Bischof a. D. der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland

Lektorat: Burkhard Meißner

Titelgestaltung: Julia Neudorf

Layout des E-Books: Inge Neuhaus

Printausgabe: ISBN 978-3-95568-065-7

E-Book: ISBN 978-3-95568-533-1

Hinweise des Verlags:

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des Textes und der Bilder kommen.

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Inhalt

Titel

Impressum

Beten lernen?

Herr, lehre uns beten!

Gleich – und doch verschieden: die beiden Fassungen des Vaterunsers

Die Fassung im Lukas-Evangelium (Lukas 11,1-4)

Die Fassung im Matthäus-Evangelium (Matthäus 6,5-15)

Das Vaterunser – ein jüdisches Gebet

Das Gebet des Herrn

Unser Vater im Himmel

Geheiligt werde dein Name

Dein Reich komme

Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden

Unser tägliches Brot gib uns heute

Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern

Und führe uns nicht in Versuchung

Sondern erlöse uns von dem Bösen

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit

Das Gebet, das die Welt umspannt

Was das Vaterunser bedeutet

Sechs Tage mit dem Vaterunser

Matthäus 6,5-8 | Ist Beten peinlich?

Matthäus 6,5-15 | „Mein Vater“ – „Unser Vater“

Matthäus 6,5-15 | Nicht viele Worte machen

Lukas 11,1-4 | Lizenz zum Beten

Lukas 11,1-4 | Das „Mustergebet“

Lukas 11,1-4 | Ansteckendes Gebet

Zitate zum Vaterunser

Beten lernen?

Kann man beten lernen? Und gibt es dafür auch heute noch Bedarf?

Solche Fragen werden heute gerne durch Meinungsumfragen beantwortet. In den letzten Jahren wurden recht merkwürdige Ergebnisse von Umfragen nach der religiösen Einstellung von Menschen unserer Zeit veröffentlicht. Laut diesen Umfragen sagen mehr Menschen, dass sie gelegentlich oder regelmäßig beten, als Menschen angeben, dass sie an Gott glauben. Das scheint auf den ersten Blick ein Widerspruch zu sein. Wie kann man beten, wenn man nicht weiß, zu wem?

Aber wer einmal in die Bücher hineingeschaut hat, in die man in Krankenhauskapellen seine Gebete oder Gebetsanliegen eintragen kann, oder aufmerksam die Zettel liest, die mit entsprechenden Eintragungen an den Pinnwänden einer City-Kirche hängen, wird dieses Ergebnis durchaus verstehen. Es bleibt ein Bedürfnis von Menschen, das, was an Sorge und Furcht ihr Herz belastet, einem Gegenüber anzuvertrauen, selbst wenn sie nicht sicher sind, ob es dieses Gegenüber überhaupt gibt.

In vielen katholischen und orthodoxen Kirchen, inzwischen aber auch in manchen evangelischen Gotteshäusern, gibt es die Möglichkeit, gegen ein kleines Entgelt eine Gebetskerze zu kaufen und sie anzuzünden und als Zeichen der Fürbitte für einen Menschen aufzustellen, an den man mit Sorge und Anteilnahme denkt. Dieses Angebot wird in den letzten Jahren immer häufiger angenommen, wahrscheinlich gerade weil es eine Gelegenheit bietet zu beten, auch wenn die Worte fehlen.

Für Christen bleibt das Gebet grundlegend. Im Mai 1944, in einer Zeit also, als die Kirchen in Deutschland in der sich anbahnenden Katastrophe fast stumm geworden waren, schrieb Dietrich Bonhoeffer aus dem Gefängnis: „Unsere Kirche, die in diesen Jahren nur um ihre Selbsterhaltung gekämpft hat, als wäre sie ein Selbstzweck, ist unfähig, Träger des versöhnenden und erlösenden Wortes für die Menschen und für die Welt zu sein. Darum müssen die früheren Worte kraftlos werden und verstummen, und unser Christsein wird heute nur in zweierlei bestehen: im Beten und im Tun des Gerechten unter den Menschen. Alles Denken, Reden und Organisieren in den Dingen des Christentums muss neugeboren werden aus diesem Beten und aus diesem Tun.“

Aber können wir noch beten? Haben wir Worte, die uns mit Gott verbinden? Müssen wir ganz neue Formen finden, um das auszudrücken, was uns bewegt? Als Dozent an einem Theologischen Seminar habe ich irgendwann einmal damit begonnen, geistliche Übungen zum Thema Gebet anzubieten – keine Vorlesungen über das Gebet, sondern Hilfestellungen für das eigene Beten. Denn ich hatte gemerkt, es ist auch für Theologiestudierende nicht einfach selbstverständlich, beten zu können.

Wo wir so nach Worten für unser eigenes Beten suchen, entdecken wir auch immer wieder, wie hilfreich für uns Formulierungen in Gebeten sein können, die schon viele Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte von Christen und Christinnen gebetet werden.

Kann uns dabei gerade auch das Gebet helfen, das Jesus seine Jünger gelehrt hat und das wir Gebet des Herrn oder Vaterunser nennen? Immerhin ist es das einzige Gebet, das auch heute noch viele Menschen auswendig können, selbst wenn sie schon lange den Kontakt zur Kirche und gelebtem Glauben verloren haben. Sollte man versuchen, es auch Menschen nahezubringen, die keine christliche Erziehung genossen haben? Oder ist gerade dieses Gebet ein Teil des Problems, weil es oft gedankenlos gebetet wird und weil seine Worte nicht ohne Weiteres dem entsprechen, was sich uns heute als Gebetsanliegen aufdrängt?

Auf den folgenden Seiten soll dieses Gebet deshalb so erklärt werden, dass wir besser verstehen, was Jesus seinen Jüngern und Jüngerinnen damit an Gebetsanleitung mitgeben wollte und wie seine Worte auch heute noch für uns zu einem Gefäß für unser Beten werden können, in das wir unsere Anliegen hineinlegen können.

Herr, lehre uns beten!

Diese Bitte ist nicht neu. Dass wir Anleitung zum Beten brauchen, ist kein Zeugnis für die geistliche Armut unserer Zeit. Auch schon zur Zeit von Jesus gab es Menschen, die nach Hilfe fürs Beten suchten. Nach Lukas 11,1 richten seine Schüler und Begleiter diese Bitte an Jesus, als er am frühen Morgen nach langem Gebet zu ihnen zurückkehrt. Daraufhin sagt er ihnen die Worte eines Gebets, das wir heute meist Vaterunser nennen. Wer aber einmal Lukas 11,2-4 aufschlägt und dort nachliest, wird feststellen, dass diese Fassung nicht genau mit dem Wortlaut übereinstimmt, den wir in der Familie oder im kirchlichen Unterricht gelernt haben und in unseren Gottesdiensten beten.

Diese Fassung des Gebets steht an einer anderen Stelle des Neuen Testaments, nämlich im Matthäus-Evangelium in Kapitel 6,9-13. Dort findet sich das Gebet in einem etwas anderen Zusammenhang. Es ist ein Teil der Bergpredigt und gehört in den mittleren Abschnitt dieser großen Rede von Jesus, in dem er sich mit verschiedenen Formen jüdischer Frömmigkeit auseinandersetzt: Almosengeben, Beten und Fasten (Matthäus 6,1-18). Diese drei Dinge gelten im Judentum als Ausdruck einer lebendigen Beziehung zu Gott. Jesus unterstreicht diese Bedeutung und mahnt gerade deshalb, sie nicht als Reklame für die eigene Frömmigkeit zu missbrauchen, sondern sie im Verborgenen zu üben.

Bei den Worten über das Gebet fügt Matthäus aber noch eine weitere Hilfestellung von Jesus hinzu. Jesus ermutigt zu einem Beten, das nicht viele Worte macht. Er rät, nicht zu „plappern wie die Heiden“ in der Meinung, man müsse Gott erst mit vielen Worten überreden zu hören und zu helfen. Als Beispiel für ein knappes und auf das Wesentliche konzentrierte Gebet nennt er dann das Vaterunser und zwar in der Fassung, in der wir es heute beten. Aber schauen wir uns einmal die beiden Fassungen genauer an:

Gleich – und doch verschieden:die beiden Fassungen des Vaterunsers