Mit Kindern auf dem Jakobsweg - Frank Rose - E-Book

Mit Kindern auf dem Jakobsweg E-Book

Frank Rose

4,7

Beschreibung

Der ungewöhnliche Urlaubswunsch seiner Kinder (12, 13 und 14 Jahre), die letzten 100 Kilometer des Jakobsweges nach Santiago de Compostela zu gehen, ließ den Jahresurlaub des Autors Frank Rose in vielerlei Hinsicht zu einem unvergesslichen Erlebnis werden. Für diese letzte Strecke des Camino de Santiago gibt es die Pilgerurkunde – und nicht nur die, wie sich für die kleine Pilgergruppe herausstellte. Was die vier auf ihrem Weg erlebten, beschreibt Frank Rose: eine Wanderung mit vielen Entdeckungen, Zuneigung, tiefen Gefühlen, der einen oder anderen Träne und eine Reise zueinander, wie sie intensiver nicht hätte sein können. Dieses außergewöhnliche Buch beinhaltet neben dem persönlichen Erfahrungsbericht nicht nur wichtige Informationen für die Wanderschaft auf dem Jakobsweg mit den Jüngsten, das sind unter anderem Reiseroute, Unterkunfts- und Ausrüstungslisten sowie Hinweise zum Erste-Hilfe-Pack, sondern auch das Tagebuch und die Zeichnungen eines jungen Pilgers sowie allerhand Geschichtliches rund um den Pilgerweg und dessen Namensgeber.

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Wissenswertes rund ums Pilgern auf dem Jakobsweg

In grauer Vorzeit

Pilgerschaft und Christentum

Neuzeit und Moderne

Heiliger Jakobus

Legenden

Vermeintliche Fakten

Pilgersegen

Die Jakobsmuschel

Der Pilgerpass

Die Pilgerurkunde

Der Pilgerstock

Rechte und Pflichten während der Pilgerschaft

Vorbereitung

Unterwegs mit Kindern

Anreise

Unser Weg nach Santiago de Compostela

Davids Tagebuch

Pilgersaison

Wissenswertes zu den Herbergen auf dem Jakobsweg

Essen und Trinken in Spanien

Tipps für Pilger

Packlisten und Ausrüstung

Gesundheit und Erste Hilfe

Verletzungen und häufige gesundheitliche Probleme

Erste-Hilfe-Packliste

Adressen und Literatur

Ausgewählte Pilgerherbergen

Kleines Pilgerwörterbuch

Frank Rose: Mit Kindern auf dem Jakobsweg© 2014 Verlag Zeitenwende / E-Book-Ausgabe 2014Dresdner Straße 9001454 [email protected]

Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen und multimedialen Wiedergabe sowie der Übersetzung in andere Sprachen, vorbehalten.

Covergestaltung: Verlag ZeitenwendeErstellung E-Book: Verlag Zeitenwende

ISBN 978-3-934291-97-3

* * *

Bildnachweis:Die Fotos »schossen« die großen und kleinen Autoren und Mitarbeiter an diesem Buch; sämtliche Skizzen fertigte Jonathan.

Hinweis des Verlages:Alle Angaben in diesem Buch sind nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Sie sind von den Autoren und vom Verlag sorgfältig erwogen und geprüft worden, dennoch kann eine Garantie nicht übernommen werden. Eine Haftung des Autors beziehungsweise des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen.

Über den Autor:Frank Rose ist niedergelassener Heilpraktiker in Düsseldorf. Seit frühester Jugend hat er großes Interesse an dem weiten Feld der Gesundheit und der persönlichen Entwicklung des Menschen. Ständig bewegt er sich zwischen der Schulmedizin und der alternativen Medizin mit der Einstellung, dass keine ein Recht auf Alleinstellung hat. Wesentlicher Teil seiner Arbeit ist die gesundheitliche Aufklärung und die Verbindung unterschiedlicher Therapien für das Wohl seiner Patienten.2013 lief er den Jakobsweg nach Santiago de Compostela zusammen mit seinen beiden Söhnen und seinem Neffen.

Vorwort

Seit geraumer Zeit erfreut sich das Pilgern auf dem Jakobsweg großer Beliebtheit, nicht zuletzt aufgrund von Büchern wie Paolo Coelhos »Auf dem Jakobsweg« oder Hape Kerkelings »Ich bin dann mal weg«. Mittlerweile sind es jährlich Tausende Menschen, die mit den unterschiedlichsten Gründen und Intentionen »im Gepäck« in Richtung Santiago de Compostela unterwegs sind. Und eines ist dabei allen gemein: Mit jedem geschafften und oft »hart erkämpften« Kilometer steigt die Faszination, die der Jakobsweg auf die Wanderer ausübt!

Irgendwann stellte sich auch mir die Herausforderung Jakobsweg, doch nicht aus Eigeninitiative: Im Sommer 2012 fragte mich meine damals 15-jährige Tochter, die ebenfalls von diesem »Hype« gehört hatte, ob wir nicht gemeinsam diese Wanderung in Angriff nehmen wollten. Ich entgegnete, erstaunt über ihren meines Erachtens doch mutigen Vorschlag, dass der Jakobsweg mehrere hundert Kilometer lang sei und es sich daher durchaus um ein ernsthafteres Unterfangen handeln würde, erst recht für Kinder beziehungsweise Jugendliche. Sie erwiderte jedoch lapidar, dass sie sich umfassend informiert habe und wir lediglich die letzten 100 Kilometer des gesamten Weges wandern müssten, um die begehrte Pilgerurkunde zu erhalten. Zunächst fand ich ihren Vorschlag, nur den letzten »kleinen« Rest zu laufen, ziemlich »billig«, um nicht zu sagen unspektakulär. Nach reiflichem Nachdenken wurde mir jedoch klar: Wenn meine Kinder auf diese einfache Weise zu motivieren sind, mit ihrem Vater »wandern« zu gehen, dann sollten wir das auch so machen. Dieses Argument sprach letztlich eindeutig dafür, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen! – Meine Tochter konnte dann auch sehr schnell ihre zwei jüngeren Brüder begeistern, bei diesem Unterfangen dabei zu sein. Und so vereinbarten wir vier, überzeugt von unserem Plan, ein Jahr später in Richtung Spanien aufzubrechen.

Als es jedoch soweit sein sollte, war die Situation folgende: Meine Tochter hatte zwischenzeitlich, trotzdem es ihr eigener Vorschlag war, die Lust an dem Unternehmen verloren beziehungsweise diesbezüglich äußerst »unpraktische« Vorstellungen entwickelt, beispielsweise das Wandern mit Flipflops oder modischen Pumps mit besonders großen Absätzen sowie das Ersetzen eines langweiligen und vermutlich schnell unansehnlich werdenden Rucksacks durch ein schickes Damenhandtäschchen. Letztlich entschied sie sich dazu, die Sommerferien doch lieber bei ihrer Großmutter in Freiburg zu verbringen, was für sie glücklicherweise auch zu einer großartigen Erfahrung werden sollte.

Statt ihrer begeisterte sich der Sohn meines Bruders für unser Vorhaben, und so brachen wir schließlich in folgender Formation und fast völlig ohne jede weitere Planung gen Spanien, nach Santiago de Compostela auf: drei Jungen im Alter von 12-14 Jahren und ich! Es folgten zwei mit kleineren und größeren Abenteuern und vielen unglaublichen Erlebnissen gefüllte Wochen, die mich so eng wie nie zuvor mit meinen Kindern verbanden.

Das gemeinsam Erlebte war zwar begleitet von eher sehr einfachen äußeren Umständen, doch die Erfahrungen waren sehr intensiv und im Resultat so wirksam, dass ich wirklich jedem Elternteil nur ans Herz legen kann, dies oder etwas Ähnliches mindestens einmal mit den eigenen Kindern zu unternehmen. So habe ich dieses Buch, diesen Leitfaden geschrieben, um anzuregen und aufzumuntern, in ein Abenteuer aufzubrechen und den oft als eintönig empfundenen Alltag, der überwiegend leider eher ein Nebeneinanderher als ein wirkliches Miteinander bedeutet, einmal hinter sich zu lassen – mit der Familie, vor allem mit den eigenen Kindern.

Frank Rose im April 2014

Wissenswertes rund ums Pilgern auf dem Jakobsweg

Auf dem langen Weg nach Santiago de Compostela bleibt es natürlich nicht aus, verschiedenste Menschen kennenzulernen. So kam ich bei einem gemeinsamen Abendessen mit anderen Pilgern ins Gespräch mit Patrick aus Süddeutschland. Er war Theologe, ich hatte also sozusagen einen »Mann vom Fach« neben mir sitzen, und er erzählte mir, der sich vorm Aufbruch zu diesem Abenteuer so gut wie gar nicht über historische Hintergründe dieses Pilgerweges informierte, so einiges Interessantes über den Jakobsweg, auch von dessen vorchristlicher Geschichte. Anfangs war ich diesbezüglich doch eher skeptisch, lies mich aber dann von seinen Erläuterungen begeistern, die ich dann später, wieder zu Hause in Düsseldorf, von der einschlägigen Literatur und von Angaben im Internet bestätigt wissen wollte, um sie hier in aller Kürze darzustellen.

In grauer Vorzeit

Lange vor der Verbreitung des Christentums, und somit viel früher als die erste urkundliche Erwähnung des Weges, »der seit alten Zeiten von Pilgern des heiligen Jakobus und Peter und Paul begangen« wurde, im 11. Jahrhundert, wallfahrteten bereits Menschen über einen nordspanischen Weg, der vom Verlauf her in etwa dem Jakobsweg entsprochen haben durfte, in Richtung Atlantik. Ihr Ziel war jedoch nicht, wie das der heutigen (christlichen) Pilger, Santiago de Compostela, und ihr Weg trug auch einen anderen Namen. Unsere Urahnen, die Kelten, pilgerten über den sogenannten »Sternenweg« ihrer Vorstellung nach an das Ende der Welt, um ihren verstorbenen Ahnen näherzukommen. Was etwas romantisch verklärt klingt, beruht allerdings durchaus auf Fakten mit einem ganz realen Hintergrund: Im Weltbild der Kelten war der Sternenweg ein Wegweiser und Kompass für die Seelen der Verstorbenen. Er sollte ihnen quasi den Weg ins Paradies weisen, das am Ende der damals bekannten beziehungsweise sich vorgestellten Welt lag. Dieser Endpunkt war an der Westküste Spaniens verortet, im heutigen Finisterre – der Name ist aus dem Lateinischen abgeleitet und bedeutet tatsächlich das »Ende der Erde«. Dort, hinter dem Horizont, so glaubten die Kelten, lagen die Inseln der Seelen Verstorbener, und dort, wo heute Finisterre liegt, war der diesen am nächsten gelegene weltliche Ort. Die Reise dorthin war gleichsam eine Art Auseinandersetzung mit dem Diesseits und dem Jenseits, also mit dem Leben und dem Tod.

Pilgerschaft und Christentum

Der Jakobsweg, so wie er sich heute darstellt, entstand erst im 9. Jahrhundert nach Christus, also viele hundert Jahre nach den keltischen Wanderungen. Umbrüche in ganz Europa, der Zerfall des Römischen Reiches, die Völkerwanderungen, Krieg und die Christianisierung Europas ließen den uralten Weg schließlich ganz in Vergessenheit geraten.

Nach langer Zeit und unter wunderlichen Umständen wurden in der nordwestlichsten Ecke Spaniens die sterblichen Überreste – der Legende nach sogar der gesamte Leichnam – Jakobus (oder Jakob) des Älteren, der einer der zwölf Apostel Jesu war und auf der Iberischen Halbinsel Missionsarbeit geleistet haben soll, entdeckt. Später wurde Jakobus zum Schutzheiligen der Könige von Asturien und danach von Leòn erhoben, doch beschränkte sich die Verehrung des Heiligen territorial zunächst auf Kantabrien.

Unter dem Einfluss der »Reconquista«, der Rückeroberung der von den Mauren gewaltsam besetzten Gebiete Spaniens durch die christliche Bevölkerung, die mit einer Rebellion gegen die Diktatur der muslimischen Herrscher in Asturien begann und 1492 mit dem Sturz des letzten verbliebenen Emirates in Granada und der Vertreibung der Moslems und Juden aus Spanien endete, bildete sich im 11. und 12. Jahrhundert eine neue, große Pilgertradition im christlichen Westeuropa. An den aus heidnischer Zeit bekannten alten Kultstätten wurden im Zuge der Christianisierung entsprechende Bauten errichtet; Kirchen, Klöster und Kathedralen wurden entlang des Pilgerweges gebaut, die fromme Landbevölkerung stellte Reliquien auf. Und Santiago de Compostela avancierte neben Rom und Jerusalem zu einer der drei größten Pilgerstätten. Im 15. Jahrhundert wurden zusätzlich noch besondere Gnadenjahre eingeführt, die dem gläubigen Pilger – im Gegensatz zu den anderen Jahren, in denen nicht alle Sünden vergeben wurden – einen kompletten Sündenablass gewährten, was fast einer Generalabsolution gleichzusetzen war. Durch die Aussicht auf die Möglichkeit, mit einer Pilgerreise alle gesammelten Sünden der letzten Jahre loszuwerden, strömten nun auch Gläubige aus ferneren Gegenden Europas, so aus Skandinavien oder Polen, nach Santiago.

»Pilgerschreine« wie dieser sind entlang des Jakobsweges einige zu entdecken. Sie werden bestückt mit Bildern, Briefen, Wünschen usw. Sie vereinen Geschichtliches und Gegenwärtiges, sie sind eine Mischung aus religiöser Frömmigkeit, Aberglaube und der allgemeinen stillen Hoffnung auf Wunscherfüllung.

Neuzeit und Moderne

Zu Beginn der Neuzeit verfiel der Pilgergedanke zunehmend. Innereuropäische Konflikte und Kriege trugen ihr Übriges dazu bei, dass die Pilgerzahlen in Santiago mehr und mehr sanken. Nur noch wenige Gläubige verirrten sich in den Nordwesten Spaniens. Die große Wende vollzog sich erst im Jahre 1879: Zu dem Zeitpunkt wurden die im 16. Jahrhundert versteckten und bis dahin als verschollen geglaubten Gebeine des Heiligen Jakob wiederentdeckt und ihre Echtheit 1884 vom damaligen Papst Leo XIII. anerkannt.

In den 1920iger Jahren begann der Amerikaner Walter Muir, den »Liber Sancti Jacobi« (Codex Calixtinus), den Pilgerführer aus dem 12. Jahrhundert, zu übersetzen. 1944 wurde diese Schrift veröffentlicht. Auch unter der Regierung Francos erlangte Jakobus schließlich wieder mehr Berühmtheit und wurde sogar zum Schutzpatron Spaniens erhoben. 1937 wurde das Fest des Heiligen Jakobus am 25. Juli schließlich zum Nationalfeiertag erklärt. Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden viele Pilger auf dem Jakobsweg das, wonach sie suchten: Frieden. Der vorherrschende Gedanke war, durch die Pilgerschaft innereuropäische und politische Grenzen überwinden und die Länder des Kontinents vereinen zu können. In Spanien und Frankreich erfolgte bald die Gründung der Gesellschaft der »Freunde des Jakobsweges« und 1950 in Paris die der Jakobsgesellschaft, die als erste und einzige Gemeinschaft beziehungsweise Organisation wissenschaftliches Arbeiten rund um den Camino de Santiago in den Mittelpunkt ihrer Aufgaben stellte. 1982 erfolgte ein Besuch des Papstes Johannes Paul II. in Santiago, und 1987 wurde der Weg zum ersten europäischen Kulturweg überhaupt ernannt.

Die Pilgerschaft erlebt seitdem eine Renaissance, und es verwundert nicht, dass zum Beispiel 2004, ein heiliges Compostelanisches Jahr, das alle 6 Jahre stattfindet, sage und schreibe knapp 180.000 Menschen aus allen Teilen der Welt nach Santiago pilgerten.

Seit 1980 entwickelt sich in ganz Europa das Wegenetz stetig weiter. So gibt es heute Jakobswege unter anderem in der Schweiz, Deutschland, Österreich oder Polen. Im Grunde wird aber der Camino Francés nach wie vor als der eigentliche Jakobsweg angesehen, und 1985 wurde vom Europarat eine Expertenkommission berufen, die über eine eindeutige Namensgebung entschied, da bis dahin sämtliche andere Pilgerwege in ganz Europa als Jakobswege bezeichnet werden konnten. Man einigte sich nun darauf, dass nur der Weg in Nordspanien die Bezeichnung »Jakobsweg« (Camino de Santiago) tragen dürfe und alle anderen schlicht als »Wege der Jakobspilger« zu benennen seien, damit eine deutliche Abgrenzung deutlich wird. Der Gedanke hinter dieser Nomenklatur war, dass ein Unterschied gemacht werden sollte zwischen reinen Pilgerwegen und alten Straßen sowie Wegen, die sowohl als Pilgerwege als auch als normale Verkehrsstraßen genutzt werden. Im allgemeinen Sprachgebrauch hat sich diese Trennung allerdings bis heute nicht durchgesetzt.

Seit 1993 ist der spanische Hauptweg UNESCO-Weltkulturerbe.

Heiliger Jakobus

Die geschichtliche Person, auf die der Heilige Jakob gründet, war Jakobus der Ältere (Jakob, lat. Jacobus Maior oder Iacobus Zebedaei; spanisch: Santiago), der vermutlich im Jahre 44 n. Chr. verstarb und zu den zwölf Aposteln zählt. Er war einer der erstberufenen Jünger (neben seinem Bruder Johannes sowie Andreas und Simon Petrus), die laut der Bibel an besonderen Erlebnissen mit Jesus Christus teilhaben durften und deswegen eine Sonderstellung gegenüber den anderen Jüngern einnahmen. So waren Jakobus, Simon Petrus und Johannes zum Beispiel mit Jesus auf dem Berg der Verklärung, wo dieser mit Elija und Moses sprach. Jakob wurde auch Zeuge der Verzweiflung, die Jesus überkam, als die Zeit seines Leidens näherrückte. Als Jesus auferstanden war, befand sich Jakob mit den anderen Aposteln in Jerusalem. – Während der Regentschaft Herodes Agrippa I. wurde Jakobus gewaltsam getötet beziehungsweise hingerichtet.

Jakobus (Holzschnitt, um 1512, von Lucas Cranach d. Ä.)

Legenden

Um Jakobus den Älteren ranken sich eine ganze Menge verschiedener Legenden, die auch von seiner angeblichen Missionstätigkeit im heutigen Spanien berichten. Die für uns wohl wichtigste Legende in Zusammenhang mit Santiago de Compostela und dem Pilgerkult ist vermutlich jene, die davon erzählt, wie der Leichnam des Apostels nach Spanien gelangte und wiederentdeckt wurde. Demnach wurde der kopflose Leichnam mit einem Schiff ohne Besatzung, in einer anderen Version bestand diese aus Engeln, auf die Iberische Halbinsel gebracht und im Nordwesten beigesetzt. Die Grabstätte geriet in Vergessenheit und wurde, wie bereits erwähnt, von Gläubigen, die von einer Vision geleitet wurden, im 9. Jahrhundert wiederentdeckt. Es entstand an der Fundstelle zuerst eine Kapelle, später eine Kirche und dann eine Kathedrale, die sich im Laufe der Zeit zum Pilgerziel entwickelte. Jakobus wurde zum Nationalheiligen der Spanier ernannt und oft von Herrschern für seine Hilfe bei militärischen Erfolgen verehrt. Im 12. Jahrhundert sei er in der Schlacht von Clavijo als Ritter auf einem Schimmel erschienen und habe so den Sieg der Christen gegen die Moslems bewirkt. Aufgrund der Menge dieser Legenden und ähnlicher Berichte erhielt Jakob den Beinamen »Maurentöter« (Matamoros).

Bis in die Neuzeit hinein fungierte der Heilige als Schlachthelfer des spanischen Heeres. Heute ist er der Schutzpatron Spaniens, der Pilger, Apotheker, Hutmacher, Wachszieher, Kettenschmieder, Krieger sowie Arbeiter und zeichnet zudem verantwortlich für Äpfel, Feldfrüchte und das Wetter.

Vermeintliche Fakten