Mit Taktik punkten. Die Kunst über Tennis nachzudenken - Florian Goosmann - E-Book

Mit Taktik punkten. Die Kunst über Tennis nachzudenken E-Book

Florian Goosmann

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Beschreibung

Mitdenken und das Match gewinnen: so verbessern Sie Ihre Spielqualität Im Leistungssport heißt es: Die schwierigen Partien werden im Kopf entschieden. Das ist im Freizeittennis nicht anders! Florian Goosman zeigt in unterhaltsamen Anekdoten und mit leicht umzusetzenden Übungen, warum eine gute Spieltechnik nicht alles ist. Taktisches Denken hilft jeder Spielerin und jedem Spieler, am Wochenende siegreich vom Tennisplatz zu gehen. - Verbessern Sie Ihre Matchbilanz durch Taktik und Spielintelligenz! - Tennis ist ein Spiel von Notfällen – seien Sie vorbereitet! - Aufschlag, Topspin, Lob – Tennistechniken gezielt einsetzen - Mentaltraining und Sportpsychologie – aber mit Spaß und Kreativität - Denkanstöße und hinterlistige Tipps für Ihr Tennistraining Schlau gespielt ist halb gewonnen: Holen Sie das Beste aus Ihrem Spiel! Egal, ob Sie so variabel Tennis spielen wie Roger Federer, »den Edberg« machen oder die Rückhand umlaufen wie Steffi Graf: Sie müssen nicht alle Punkte gewinnen, nur die wichtigen. Dabei hilft es, sich auch mal die Schnürsenkel neu zu binden oder einen unlogischen Ball zu spielen. Warum das so ist und wie Sie solche psychologischen Tricks in Ihr Spiel einbinden, erklärt Florian Goosmann ganz praxisnah. Mit seinem Tennis-Buch können Sie in jedem Match Ihr bestes Tennis abrufen!

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FLORIAN GOOSMANN

Mit Taktik punkten

DIE KUNST, ÜBER TENNIS NACHZUDENKEN

Vollständige E-Book-Ausgabe der bei Copress in der Stiebner Verlag GmbH

Erschienenen Printausgabe (ISBN 978-3-7679-1290-8).

Layout und Satz: Danai Afrati

Covergestaltung: Pierre Sick

Abbildung Umschlag: imago images/PanoramiC (www.imago-images.de)

Text und Produktmanagement: Stiebner Verlag, München

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen

Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

http://dnb.dnb.de abrufbar.

ISBN 978-3-7679-2106-1

© 2022 Copress Verlag in der Stiebner Verlag GmbH, Lothstraße 4, 80335 München

Alle Inhalte dieses Buchs sind urheberrechtlich geschützt und dürfen nur mit ausdrücklicher vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlags gewerblich genutzt werden. Eine Vervielfältigung oder Verbreitung der Inhalte dieses Buchs ist untersagt, dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Wir produzieren unsere Bücher mit großer Sorgfalt und Genauigkeit. Trotzdem lässt es sich nicht ausschließen, dass uns in Einzelfällen Fehler passieren. Auf unserer Webseite finden Sie bei dem jeweiligen Titel eventuelle Hinweise und Korrekturen. Sollten Sie in diesem Buch einen Fehler finden, so bitten wir um einen Hinweis an [email protected]. Für solche Hinweise sind wir sehr dankbar, denn sie helfen uns, besser zu werden.

www.copress.de

»What happened in Monte Carlo happened, and what happened in Barcelona happened, and what happened in Madrid happened. And here we are. We are in Rome.«

(Rafael Nadal)1

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

TEIL 1

Ein paar Gedanken und taktische Tipps vorweg

Sie müssen nicht alle Punkte gewinnen – nur die wichtigen

Tennis ist ein Spiel von Fehlern

Warum der alte Spruch »Flach spielen – hoch gewinnen« falsch ist

Tennis ist ein Spiel von Notfällen!

Hören Sie auf Brad Gilbert!

Das Wissen um den Platz

Machen Sie sich mit den Außenumständen vertraut

Schönes Wetterchen heute

Die drei Elemente des Tennis

Spielen Sie dahin, wo Ihr Gegner nicht ist

Beachten Sie die »D-N-O«-Theorie

Finden Sie die Mitte des Platzes

Das Wissen um Ihre Fähigkeiten (und Ihre Schwächen)

Machen Sie sich klar, was Sie können – und was nicht

Finden Sie Ihr PHT heraus – Ihr persönliches höchstes Tempo

Das Wissen um Ihren Gegner

Sie kennen Ihren Gegner nicht? Dann nutzen Sie die Einspielzeit gut aus

Ihr Gegner ist ein alter Bekannter? Dann überlegen Sie, was beim vergangenen Mal richtig oder falsch lief

Psychologie vor dem Start

Conquest of Paradise– motiviert ins Match!

Visualisieren Sie sich als Spieler Ihrer Wahl

Brust raus!

Der Beginn des Spiels

Lassen Sie Ihren Gegner die ersten Fehler machen (und auch die Fehler danach)

Bleiben Sie ruhig, wenn Sie keine Kugel treffen

Denken Sie an den Drall!

Wer macht gerade was mit wem?

Jetzt wird’s ernst

Neutralisieren Sie den ersten Aufschlag Ihres Gegners

Attackieren Sie den zweiten Aufschlag – aber mit Köpfchen!

Am Netz machen Sie sich das Leben einfacher

Öfter mal den Stopp einstreuen

Neutralisieren Sie Gewaltschläge Ihres Gegners

Spielen Sie cross – und gewinnen Sie Zeit!

Warum Sie sich zum Ball bewegen müssen – und nicht umgekehrt

Spielen Sie selbst hohe Topspin-Bälle auf die Rückhand Ihres Gegners!

Bleiben Sie am Ball, auch wenn Ihr Gegner Sie zunächst an die Wand spielt

Spielen Sie Prozenttennis

Seien Sie konsequent – auch am Netz!

Das Tennis-Notfallprogramm

Binden Sie sich die Schnürsenkel

Denken Sie an »Katze« Braasch und geben Sie Ihrem Gegner keinen Rhythmus

Holen Sie den Gegner nach vorne (und spielen Sie ihm sanft auf die Füße oder lobben Sie)

Spielen Sie (ab und an) den unlogischen Ball

Drei berühmte Trainer-Ansprachen und ihre Folgen

Hilfe, mein Gegner ist ein Linkshänder!

TEIL 2

Auf dem Trainingsplatz

Üben Sie die »Aufschlag + 1«-Kombi

Ein Slice würde dem Spiel guttun

Machen Sie sich groß!

Schlägertests – nicht nur was für Profis

Spielchen und Übungen

Spielen wie die Legenden

Spielen Sie so variabel wie Roger Federer

Machen Sie »den Edberg« – und greifen Sie auf alles an, was nicht bei drei auf dem Baum ist

Bringen Sie alles rüber – wie Novak Djokovic

Spinnen Sie wie Rafael Nadal

Umlaufen Sie wie Steffi Graf und Delpo!

ANHANG

Doppelgedanken

Spielen Sie »Terminator« und »MacGyver«

Gehen Sie dazwischen und machen Sie den »Lui«!

Der Lob als Angriffsball

Der Autor

Vorwort

Ich bin ein friedfertiger Mensch. Aber es gibt einen Satz in meinem Leben, der mich auf 180 bringt. Ich höre ihn ständig, wenn ich meinen Tennisschülerinnen diese eine entscheidende Frage stelle, die wichtigste Frage im Tennis überhaupt. Die, welchen Sinn ihr letzter Schlag gehabt habe, was sie sich dabei eigentlich gedacht haben. Der Satz, der mir dann entgegnet wird und der mich jedes Mal wieder zur Weißglut bringt, lautet: »Nix, ich hab den Ball halt einfach rübergespielt.«

Spielen auch Sie den Ball öfter »halt einfach rüber«? Womöglich sogar mit der richtigen Technik, die Sie sich in kostspieligen Trainingsstunden angeeignet haben? Dann sind Sie selbst daran schuld, dass Ihre Matchbilanz nüchtern aussieht. Die gute Nachricht: Bei Ihnen ist noch Luft nach oben! Denn ich versichere Ihnen: Sie hätten den Großteil Ihrer verlorenen Matches gewinnen können, wenn Sie den Ball nicht einfach nur rübergespielt hätten. Sondern mit einem Plan.

Jeder Mensch hat Schwächen – und wer behauptet, keine zu haben, lügt. Die Anzahl der Schwächen, die Tennisspieler haben, ist groß. Wer spielt schon perfekt? Roger Federer vielleicht, Rafael Nadal, Novak Djokovic. Und Ashleigh Barty. Und selbst bei denen decken windige Experten noch Schwachstellen auf. Sowohl auf technischer Seite als auch im taktischen Bereich. Wir wollen uns in diesem Buch nicht mit Federer oder Nadal messen. Unser Problem ist der Mensch auf der anderen Seite des Platzes. Unser Ziel ist es, gegen ihn zu gewinnen. Und genau hierbei soll dieses Buch helfen.

Als mein Kumpel C. einen Sommer lang am Schlagarm verletzt war, fing er an, mit der falschen Hand zu spielen. Weil er Tennis liebt und die Vorstellung nicht ertrug, einen kompletten Sommer außer Gefecht und nur zum Zuschauen verdammt zu sein. C. trainierte erst etwas im T-Feld, später locker und leicht von der Grundlinie aus. Wenige Wochen darauf legte er es darauf an, ein paar Matches gegen Spieler unserer Herren- und Damenmannschaft auszufechten. Zu unserer großen Überraschung war dies kein hoffnungsloses Unterfangen. Zwar fehlte ihm der natürliche Schwung, dennoch gewann er die meisten Spiele, und das nicht zu knapp. Einfach, weil er durch jahrelanges Tennisspielen ein Auge für die Situation hatte. Dafür, im richtigen Moment schon zu erkennen, in welche Richtung die Gegnerin oder der Gegner spielen würde, ob ein kurzer oder langer Ball zu erwarten wäre und von welcher Position aus er ihn annehmen könnte. Er hatte seinen nächsten Spielzug im Geiste schon abgeschlossen, bevor seinem Gegenüber klar wurde, wohin sein eigener Ball denn überhaupt fliegen würde. (Natürlich wurde auch hier mal »halt einfach rübergespielt«.)

Mitdenken auf dem Tennisplatz ist oft die halbe Miete, in den meisten Fällen sogar mehr als das. Oft sind die Nebenkosten schon mit drin. Darum treibt es mich in den Wahnsinn, welch Anfängerfehler im Vereinsspielerbereich gemacht werden. Ich meine hierbei nicht die Fehler im eigentlichen Sinne, auch nicht die technischen Fehler – die stehen auf einem anderen Blatt. Nein: Punkte, die aufgrund geistiger Trägheit verloren werden. Fehler, die mit gesundem Menschenverstand und etwas Übersicht nie passieren würden. Taktische Fehler. Als würden sich sportliche und geistige Tätigkeit per se ausschließen.

Hassen Sie es, wenn Ihr Gegner Sie durchgehend mit hohen Bällen nervt? Diese womöglich noch auf Ihre schwache Rückhand spielt? Und fühlen Sie sich auf verlorenem Posten, wenn Sie mal ans Netz laufen müssen – weil Sie aus Erfahrung wissen, dass Sie gleich überlobt werden? Hervorragend: Ihrem Gegner geht es in den meisten Fällen genauso. Sie müssen ihm also nur zuvorkommen.

Genau darum geht es in diesem Buch. Sie werden darin keine technischen Tipps finden – hier verweise ich gerne auf bereits existierende Werke oder einen guten Coach. In diesem Buch geht es darum, die Sinne zu schärfen und mit etwas logischem Denken und Verständnis dem Gegner stets einen Schritt voraus zu sein. Glauben Sie mir: Das ist nicht mal so schwierig. Und es wird sich irgendwann in Ihrem Kopf festsetzen, dass Sie gar nicht mehr so viel denken müssen, sondern vieles automatisch richtig machen. Ich will mit den folgenden Tipps versuchen, die typischen Schwachstellen, die Sie um Ihre möglichen Siege bringen, zu verringern – und die Ihres Gegners aufzudecken und gnadenlos auszunutzen. Natürlich schadet es nicht, einzelne Ideen vorab im Training zu üben.

Dieses Buch ist daher in zwei große Abschnitte aufgeteilt: Im ersten suchen wir Lösungen mit den vorhandenen Mitteln. Im zweiten will ich Ihnen ein paar Gedanken und Übungen mitgeben, mit denen Sie auf Dauer ein besserer Spieler werden sollten, ein Spieler mit mehr Möglichkeiten.

Wichtig: Niemand kann sich ein komplettes Buch merken oder umsetzen. Nehmen Sie sich immer wieder einzelne Kapitel vor und üben Sie die Umsetzung, erst im Trainingsspiel, dann im Match. Wiederholen Sie (»Lernen ist Wiedererkennen«), ich tue das im Buch bewusst auch. Versuchen Sie, in Ihren Matches nicht zu viel auf einmal umzusetzen (»Weniger ist mehr«).

Eine kleine Erklärung noch. Ich gehe in vielen Beispielen vom »typischen« Freizeitspieler aus – mit schwacher Rückhand und nicht allzu überragender Beinarbeit, noch dazu von einem Rechtshänder. Natürlich sind alle Spielerinnen und Spieler angesprochen. Ständig darauf hinzuweisen, dass es bei einem Akteur mit schwächerer Vorhand oder einem Linkshänder prinzipiell genauso, nur halt umgekehrt wäre, würde den Lesefluss aber enorm stören.

Ach ja: Ich werde Ihnen in diesen Kapiteln immer wieder kleine Fragen stellen. Das soll keinesfalls arrogant rüberkommen. Es soll Sie lediglich zum Mitdenken anregen. Denn dieses Buch einfach nur zu lesen, ist wie »einfach nur den Ball rüberspielen«. Und genau das wollen wir ja in Zukunft vermeiden.

Ein paar Gedanken und taktische Tipps vorweg

Sie müssen nicht alle Punkte gewinnen – nur die wichtigen

Jeder von uns erinnert sich wohl an ganz besondere Tennispartien. An das erste Medenspiel, vielleicht auch an eine Packung, die man mal einstecken musste. Oder das entscheidende Aufstiegsspiel. Und natürlich an Matches, in denen man vielleicht sein bestes Tennis gespielt hat.

Warum gerade an Letzteres? Nun, weil das leider selten vorkommt. Hand aufs Herz: Wie oft in der vergangenen Saison haben Sie Ihr bestes Tennis ausgepackt, im Trainingsmatch oder am Medenspieltag? Zweimal? Dreimal? Herzlichen Glückwunsch, das ist toll! Es heißt aber im Umkehrschluss, dass Sie 30-, 40- oder 50-mal nicht perfekt gespielt haben.

Wenn wir hochrechnen, wie groß die Chancen sind, dass wir ausgerechnet in einem wichtigen Match unser bestes Tennis abrufen, kommen wir nicht weit, wenn wir die Siegesbilanz aufstocken wollen. Wir müssen an den Tagen anpacken, an denen nicht alles zusammenläuft – was nun mal meistens der Fall ist. Das Gute: Dem Gegner geht es ähnlich. Erwischt er ausgerechnet gegen uns seinen Sahnetag und putzt uns weg, müssen wir gratulieren. Den Löwenanteil an Matches werden Sie aber spielen, wenn weder Sie noch Ihr Gegner alles treffen. Machen wir uns das einfach mal bewusst.

Die böse Tenniszählweise

Eine zweite Sache: Im Tennis klingen Siege oder Niederlagen oft brutal. Ein 0:6, 1:6 braucht man sich selten schönreden, allerdings sind viele scheinbar glatte Niederlagen in absoluten Zahlen gar nicht so deutlich, wie sie klingen.

Ein kleines Gedankenspiel. Lassen wir Spieler A gegen Spieler B antreten. Im ersten Aufschlagspiel läuft es so: 15:0, 30:0, 30:15, 30:30, 40:30, Einstand, Vorteil A, Einstand, Vorteil A, Einstand, Vorteil A, Einstand, Vorteil A, Einstand, Vorteil A, Einstand, Vorteil B, Spiel B – 1:0.

A hat 8 Punkte gemacht, bei B waren es 10. Lassen wir die nächsten zwei Spiele ähnlich verlaufen, der Einfachheit halber genauso. Dann hat A insgesamt 24 Punkte gemacht, bei B waren es 30. Enge Kiste, oder? Nun ja, es steht 3:0 für B. Unser armer A hätte genauso gut keinen Punkt machen können. Willkommen in der Zählweise des Tennis!

Bei engen Matches kommt’s auf die Big Points an

Auch ein 6:4, 6:4 klingt oft entspannter, als es in Wirklichkeit war. Nehmen wir an, bis zum 5:4 lief alles glatt, dann steht’s 30:30. Macht Spieler B zwei Punkte, ist’s weiter ausgeglichen (5:5). Zieht A plötzlich zwei Vorhände auf die Linie, ist der Satz weg (6:4).

Umgekehrt klingt ein 6:0, 6:1 oft klarer, als es in der Gesamtpunktzahl der Fall war. Gerne dreht sich diese in einem Bereich von 52:28 (der Verlierer hat bestimmt oft mal »15« oder »30« oder »Einstand« erreicht). Nur: Die Punkte, die er gemacht hat, tauchen am Ende nicht mehr auf (weil er’s fast nie zum »Spiel« gebracht hat).

Es passiert nicht einmal besonders selten, dass der Gewinner eines Tennismatches weniger Punkte gemacht hat als der Verlierer. Bei einem 1:6, 7:6, 7:6 ist es sogar wahrscheinlich. Fazit: Gerade bei engen Spielen kommt es im Tennis auf die Big Points an. Bei einem Spielstand von 4:1, 40:0 ist es recht egal, ob mal eine Vorhand in die Prärie fliegt. Beim Stand von 6:5, 30:30 allerdings nicht. Hier unterscheidet sich der Spitzenspieler vom erweiterten Kreis, auf Profi- und Clubebene. Gute Spieler legen hier regelmäßig noch eine Schippe drauf. Vor allem vermeiden sie blödsinnige Aktionen.

Wie sieht’s denn bei den Profis aus?

Craig O’Shannessy, der Datenguru im Profitennis, hat eine interessante Statistik ausgepackt.2 Was glauben Sie, wie viele Punkte die Nummer eins bis zehn der Tenniswelt in einer Saison gewinnen (in Prozent)? Es waren im Jahr 2018 nur 52,79 Prozent! Das heißt: Die zehn besten Spieler der Welt haben 47,21 Prozent aller Punkte, die sie gespielt haben, verloren!

Noch mal in konkreten Zahlen, weil es so absurd klingt: Die besten zehn Tennisspieler der Welt haben im Schnitt von 100 ausgespielten Punkten nur 53 gemacht – und 47 verloren!

Der Jahresbeste, Novak Djokovic, hat dennoch 80 Prozent seiner Matches gewonnen. Und John Isner, der Weltranglistenzehnte 2018, immerhin 59 Prozent. Bei »nur« 53 Prozent an gewonnenen Punkten ist das eine starke Bilanz, die zeigt, wie wichtig die entscheidenden Punkte sind. Und wie sich die Topspieler vom Rest unterscheiden.3

Ein weiteres krasses Beispiel. Aufschlaggigant und Tiebreak-Liebhaber Ivo Karlovic beendete das Jahr 2016 auf Platz 20 der Welt. Er hat in diesem Jahr 57 Prozent seiner Matches gewonnen. Die Gesamtpunkteverteilung: 4.612 Punkte gewonnen und 4.611 Punkte verloren. Karlovic hat also die Hälfte seiner Punkte gewonnen und die Hälfte verloren, aber 57 Prozent seiner Matches für sich entschieden. So klein sind die Margen im Tennis, zumindest in einigermaßen engen Spielen.

Hinterlistiger Tipp:

Sie können sich die Zählweise im Tennis zunutze machen, indem Sie lernen, mental neu anzufangen. Haben Sie in einem eigentlich engen Match den ersten Durchgang mit 1:6 verloren? Abschalten! Durchgang zwei beginnt wieder bei null. Es ist letztlich egal, ob es zuvor 1:6 oder 6:7 hieß, der Gesamtstand ist derselbe: Sie liegen einen Satz zurück.

Wichtig: Starten Sie Satz zwei hochkonzentriert! Denn oft lässt der Gewinner des ersten Satzes einen Moment lang nach, er verschnauft gedanklich kurz. Holen Sie sich konzentriert die frühe Führung in Satz zwei!

Tennis ist ein Spiel von Fehlern

»Du brauchst den Ball nur einmal mehr ins Feld spielen als der Gegner.« Das war die einfache Rechnung meines ehemaligen Trainers. Tennis auf den Punkt gebracht!

Natürlich wollen wir aber lieber die spektakulären Vorhände auf die Linie ziehen. Gerade in der heutigen Zeit unterliegen wir diesem Denkfehler, weil wir uns abends die Drei-Minuten-Highlights von Gael Monfils gegen Nick Kyrgios anschauen. Doch Tennis besteht in Wirklichkeit zum Großteil aus Fehlern: aus unerzwungenen (»Fehler ohne Not«) und erzwungenen (die leider in den Statistiken nur selten erfasst werden). Auch in einem Profimatch sind die Hot Shots eher selten. Aber die Highlight-Videos mit Fehlern zu füllen, wäre ja auch Quatsch.

Doch was glauben Sie, wie viel Prozent eines Tennismatches aus Gewinnschlägen und Fehlern bestehen? Die Quote lautet grob 30:70. (Es hängt natürlich auch vom Belag ab: Auf schnellen Plätzen gelingen einem mehr Winner als auf langsamen Sandplätzen.)

Machen Sie sich aber bewusst: Rund 70 Prozent der Gesamtpunkte gehen durch Fehler weg! Und im Vereinsbereich dürfte diese Quote noch um einiges höher liegen. Denken Sie daran, wenn Sie das nächste Mal einen riskanten Winner ansetzen wollen. Es macht mehr Sinn, etwas Geduld zu haben, den Punkt aufzubauen und den Gegner zu einem (erzwungenen) Fehler zu verleiten!

Hinterlistiger Tipp:

Gehen Sie nicht mit der Einstellung ins Match, heute ein Feuerwerk abbrennen zu wollen. Das können Sie unter der Woche im Trainingsspielchen probieren. In der Medenrunde geht’s ums Gewinnen oder Verlieren. Auf das »Wie« kommt es nicht an. Und lieber ein »hässlich« gewonnenes Match als ein »schön« verlorenes. Lassen Sie verdammt noch mal Ihren Gegner die Fehler machen!

Warum der alte Spruch »Flach spielen – hoch gewinnen« falsch ist

Wenn man darüber nachdenkt, was man auf einem Tennisplatz alles anstellen kann, kommen einem direkt zwei Dinge in den Kopf:

1. Man kann nach rechts oder links spielen.

2. Man kann kurz oder lang spielen.

Und wenn’s um die Frage geht, ob man lieber hart oder locker spielt, wählen die meisten Spieler die »harte« Alternative.

Aber versetzen Sie sich gedanklich mal in die Lage, selbst einen harten Ball (in die Platzmitte gespielt) zurückspielen zu müssen. Oder einen eher hohen Ball (der Einfachheit halber auch in die Platzmitte gespielt). Na?

Beim harten Ball reicht es meist, den Schläger dranzuhalten und das gegnerische Tempo mitzunehmen. Beim hohen Ball muss hingegen etwas Bewegung her, um ihn nicht über der Schulter treffen zu müssen. Sie müssen ihn zudem früh als »hohen, langen Ball« erkennen und sich entsprechend nach hinten bewegen. Anders gesagt: Der hohe Ball ist eigentlich effektiver, wenngleich auch unspektakulärer.

Dennoch spielen die meisten Hobbyspieler nach dem Motto: »Je härter, je besser.« Dass sie zudem im Gegensatz zu Federer, Nadal und Co. nicht ganz so treffsicher sind, wenn sie das Risiko eines harten Balls eingehen, verdrängen sie gerne.

Auf die Länge kommt’s an

Es ist ohnehin ein großer Irrtum im Vereinstennis: Die meisten Spieler glauben, dass sie durch mehr Härte eine gute Länge in ihre Schläge bekommen und dass das Netz am besten nur wenige Zentimeter überschritten werden sollte. Falsch! Flache Bälle sind oft zu kurz (oder bleiben gar im Netz hängen).

Versuchen Sie, anderthalb bis zwei Meter über das Netz zu spielen (mit Topspin!). Im Zweifel noch höher. Sie werden somit automatisch mehr Länge in Ihre Schläge kriegen. Und können auf den kurzen Ball Ihres Gegners lauern. Den dürfen Sie dann durchaus druckvoll wegmachen.

Hinterlistiger Tipp:

Stellen Sie sich vor, das Netz wäre doppelt so hoch. Oder spannen Sie ein Absperrband in zwei Metern Höhe über dem Boden. Und spielen Sie drüber. Sie werden überrascht sein, dass Sie sofort mehr Länge im Schlag haben und Ihren Gegner schön nach hinten treiben.

Bonuseffekt: Auch Ihre Fehlerzahl wird sich drastisch verringern!

Tennis ist ein Spiel von Notfällen!

Das Problem im Training ist oft: Sie bekommen einen Ball nach dem anderen punktgenau angespielt, um eine perfekte Technik zu lernen. Das ist sinnvoll, aber hat seine Grenzen. Denn wie oft im Match kriegen Sie den Ball auf den Punkt, ohne Drall und in vorhersehbarer Geschwindigkeit zugespielt? So gut wie nie.

Machen Sie sich also bewusst, dass Sie im Match vor vielen Situationen stehen, die Sie so im Training nie geübt haben, durch die Sie aber trotzdem durchkommen müssen. Versuchen Sie keine Wunderdinge: Wie soll ein Rückhand-Topspin klappen, den Sie im Training aus dem Stand ab und zu hinbekommen, nun aber aus dem Lauf an einem am Netz lauernden Gegner vorbeispielen wollen? Die Chancen hierzu stehen vielleicht bei 1:20 – also nicht gut. Daher möchte ich Ihnen an dieser Stelle ein paar grundlegende Tipps geben, wie Sie in bestimmten Situationen reagieren sollten. (Im Verlaufe des Buchs gehen wir auf viele Dinge genauer ein.)

»Greift Ihr Gegner Sie auf Ihrer schwächeren Seite an, versuchen Sie keinen Schlag, den Sie nicht können. Spielen Sie einen Lob. Oder doddeln Sie den Ball vor die Füße Ihres Gegners. So muss er einen tiefen Volley spielen und hierbei den Ball anheben – das gibt Ihnen für den nächsten Schlag meist genügend Zeit für einen kontrollierten Passierschlag.

»Entnervt Sie Ihr Gegner mit hohen Bällen auf die Rückhand? Seien Sie geduldig. Nerven Sie zurück und bleiben Sie einfach mit ebenfalls langen Rückschlägen im Ballwechsel, anstatt Kunststückchen zu versuchen. Oder drehen Sie den Spieß um, wenn Sie können – und nerven ihn als Erstes!

»Versuchen Sie keinesfalls, die harten ersten Aufschläge Ihres Gegners zurückzuschießen. Es ist normal, dass man sich beim ersten gegnerischen Aufschlag in der Defensive befindet. Versuchen Sie, in den Ballwechsel zu kommen, den Aufschlag lang zurückzubringen, um den Ballwechsel auf Null zu stellen. (Oder kurz in Richtung T zu returnieren, falls Ihr Gegner Serve-and-Volley spielt.)

»Variieren Sie Ihre Position auf dem Platz. Ist Ihr Gegner ein »Klopper« ohne Gefühl, verlagern Sie Ihre Normalposition ein bis zwei Schritte weiter nach hinten. So haben Sie mehr Zeit, auf seine Geschosse zu reagieren.

»