Mitten im Leben - Waltraud Schlittenhardt - E-Book

Mitten im Leben E-Book

Waltraud Schlittenhardt

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Beschreibung

Mitten im Leben erzählt, wie ich meinen Vater neun Jahre gepflegt habe, als er sich nicht mehr selbst versorgen konnte und an Demenz litt. Dabei steht nicht der biografische Aspekt im Vordergrund, sondern das Buch soll Verständnis und Wertschätzung für pflegende Angehörige wecken. Pflegende sollen ermutigt werden ihren Pflegeauftrag anzunehmen, aber auch ohne Scheu Grenzen zu setzen, wo es notwendig ist. Im letzten Kapitel finden sich Lernprozesse, die ich durchgegangen bin, und praktische Tipps aus dem Alltag eines pflegenden Angehörigen vom Antrag auf Pflegegeld bis hin zu Hilfsmitteln. Es ist ein sehr persönliches Buch, das viel mit mir und meinen Lebensumständen zu tun hat. Dennoch glaube ich, dass es eine Hilfe für manchen sein kann, der sich ähnlichen Problemen gegenübergestellt sieht. Mir war wichtig, zu erzählen, wie ich mit dieser herausfordernden Situation umgegangen bin, eine Situation, die sehr schnell jeden betreffen kann.

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EPUB

Seitenzahl: 39

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Dieses Buch ist all denen gewidmet, die

ihr Bestes geben, um ihre Angehörigen

zu Hause zu pflegen.

Inhalt

Vorwort

Verlust

Entscheidung

Verzweiflung

Wunder

Vollzeitpflege

„Hitze“ – Intensive Pflege

„Glühende Hitze“ – noch intensivere Pflege

Finale

Lernprozesse und praktische Tipps

Vorwort

Dieses Buch soll Verständnis und Wertschätzung für pflegende Angehörige wecken.

Pflegende sollen ermutigt werden, ihren Pflegeauftrag anzunehmen, aber auch ohne Scheu Grenzen zu setzen, wo es notwendig ist.

Es ist ein sehr persönliches Buch, das viel mit mir und meinen Lebensumständen zu tun hat. Dennoch glaube ich, dass es eine Hilfe für manchen sein kann, der sich ähnlichen Problemen gegenübersieht.

Mir war wichtig, zu erzählen, wie ich mit dieser herausfordernden Situation umgegangen bin, eine Situation, die sehr schnell jeden betreffen kann.

Ich bin Christin, ich folge Jesus nach, deshalb geht es in diesem Buch auch um meinen persönlichen Glauben an Jesus Christus. Ich hätte die Zeit der Pflege meines Vaters nie ohne die Beziehung zu Jesus überstanden. Jesus erfüllt mein Leben, daher kann ich kein Buch schreiben, ohne ihn zu erwähnen.

Verlust

1996 bekam ich einen Anruf, der für mich alles veränderte.

Meine Mutter war am Apparat und rief aufgeregt: „Ich blute, als ob ich gerade ein Kind geboren hätte!“

Die Diagnose lautete Gebärmutterkrebs.

Mama und Papa

Es ist nicht so, dass ich mir nie Gedanken gemacht hätte, völlig ahnungslos war ich nicht. Es gab Zeiten, in denen ich mich fragte: „Was wäre, wenn ...?“ Was wäre, wenn meine Eltern so pflegebedürftig würden, dass sie nicht mehr alleine in ihrem Häuschen wohnen bleiben könnten? Was würde ich tun? Wäre ich bereit, sie bei mir aufzunehmen, sie zu pflegen? Könnte ich das überhaupt? Was würde mein Mann dazu sagen?

Dann aber packte ich diese Gedanken wieder ein wie einen Wintermantel, den man in den Schrank hängt – denn diese Fragen schienen unnötig. Meine Eltern waren quicklebendig und genossen ihr Rentnerleben, besuchten Verwandte in Amerika, empfingen gerne Besuch in ihrem gemütlichen, kleinen Zuhause.

Wer dachte da schon, dass sich diese Idylle irgendwann ändern würde?

Doch dann wurden wir grausam von Krankheit und Tod überrascht!

„Du weißt doch, jeder muss einmal sterben ...“

„Ja, aber jetzt doch noch nicht! Es ist noch viel zu früh!“, wandte ich ein.

Es war zu früh, viel zu früh, meine Mutter war gerade erst 69 Jahre alt!

Es war Dezember und wir waren mitten in den Vorbereitungen für den siebzigsten Geburtstag meines Vaters. Es sollte ein schönes Fest werden: Das Gasthaus war ausgesucht, die Kuchen waren gebacken, eine Bilderschau über sein Leben war fertig und die Enkelkinder hatten Gedichte einstudiert – wie man es eben bei Familienfeiern so macht.

Alles gut, alles schön!

Doch dann, einen Tag zuvor, wurden wir von einer Schockwelle überrollt. Meine Mutter wurde wegen Blutungen mit dem Notarztwagen ins Krankenhaus gebracht.

Die Diagnose des Arztes war ein Schock für uns. Sie hatte Krebs und nur noch kurze Zeit zu leben. Von der Diagnose bis zu ihrem Tod blieben uns nur noch 9 Monate. Im September des folgenden Jahres starb meine Mutter.

Das war sehr schwer für uns alle, denn Mama war der Mittelpunkt unserer Familie. Sie hatte so viel ausgefüllt, so viel Beziehung gelebt, so viel unternommen. Auch für meinen Vater war sie der Antrieb gewesen, neue Dinge auszuprobieren und zu entdecken. Sie nahm ihn mit in ihr „Boot“ und „segelte“ mit ihm zu neuen Ufern.

Doch dieses Mal, ja dieses Mal segelte sie alleine fort, ohne ihn mitzunehmen, und sie kam nicht zurück.

Auf ihrem Krankenlager sagte meine Mutter immer: „Ich habe keine Angst vor dem Sterben. Ich weiß doch, wo ich hingehe.“

So war es dann auch: Als sie starb, legte sich ein unglaublicher, fast greifbarer Friede auf ihr Gesicht und erfüllte den ganzen Raum.

Sie war im Himmel, bei Jesus, das wussten wir. Es würde ihr nie einfallen, wieder auf die Erde zurückkommen zu wollen. Viel zu schön war es dort: die goldenen Gassen, das immerwährende Licht, Gott-Vater, der alle Tränen abwischt ...

Nein, zurückkommen wollte sie nicht. Wir wussten es.

Die Trauer war groß, besonders bei meinem Vater. Er konnte sich ein Leben ohne seine Frau einfach nicht vorstellen. Mein Bruder und ich hatten unsere Familien, aber Papa ...

Papa hatte wirklich sein Liebstes verloren!

Hochzeit 1954

Er weinte jeden Tag. Wenn er Haare von ihr fand, weinte er, wenn er Kleider von ihr sah, weinte er. Er fühlte sich wie ein halber Mensch, wie das Segelboot ohne Segel, wie ein Rosenstrauch, der nur Blätter hat, aber die Blüten fehlen.

Wie sollte er ohne sie weiterleben?