Mitternachtsrot - Bianca M. Riescher - E-Book

Mitternachtsrot E-Book

Bianca M. Riescher

4,4

Beschreibung

„Sie tragen die Farben des Mitternachtsrot. Sie kämpfen gut und töten schnell.“ Als Lisaan und Tareq einander zum ersten Mal begegnen, stehen sie sich als Feinde gegenüber. Doch die gewundenen Pfade des Schicksals führen das ungleiche Paar auf eine gemeinsame Reise. Immer wieder drohen die Gegensätze zwischen Kriegerin und Söldner die beiden zu entzweien. Aber ist es gar die lieb gewonnene Feindschaft, die sie fester zusammenschweißt, als es Liebe jemals könnte? Mit scharfen Klingen und einem göttlichen Auftrag im Gepäck durchqueren sie Dschanor – eine Welt voller Geheimnisse. Mehr als nur ein Hindernis stellt die ungewöhnliche Gemeinschaft vor Herausforderungen. Eine Reise in die Vergangenheit ist es, die am Ende entscheidet, ob Lisaan und Tareq ihre Schwerter miteinander oder gegeneinander erheben.

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Seitenzahl: 275

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Mitternachtsrot

Eine Erzählung aus Dschanor

Die Deutsche Bibliothek und die Österreichische Nationalbibliothek verzeichnen diese Publikation in der jeweiligen Nationalbibliografie. Bibliografische Daten:

http://dnb.ddp.de

http://www.onb.ac.at

© 2015 Verlag ohneohren, Ingrid Pointecker, Wien

1. Auflage

Autorin: Bianca M. Riescher

Covergestaltung: Ingrid Pointecker

Coverillustrationen und -grafiken:

ba1969 | freeimages.com

freepik.com

Karte: Verlag ohneohren

Lektorat, Korrektorat: Verlag ohneohren

www.ohneohren.com

ISBN: 978-3-903006-30-0

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und/oder des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Für die wichtigsten Männer in meinem Leben:

Inhaltsverzeichnis

Karte von Dschanor

Prolog

Tamai

Anc‘Be

Sha‘Nar

Sham‘Sa

Saïfa‘Har

Prolog

Stumm kehrte er seinem bisherigen Leben den Rücken zu, verließ das Zelt und trat in die sengende Sonne hinaus. Geblendet blieb er stehen. Es dauerte einen Moment, bis sich seine Augen an die Helligkeit gewöhnten. Er verfluchte die Weite der Großen Ebene, in die sie ihn verbannt hatten. Letztendlich kam es einem Todesurteil gleich, denn im Umkreis von drei Tagesritten gab es keine Wasserstelle. Viel hatten sie ihm nicht gelassen: sein Schwert, sein Kamel und Wasser für einen Tag; zu wenig, um sich an eine trügerische Hoffnung zu klammern. Er kannte die Wüste und ihre Schrecken. Die Hitze. Den Durst. Die Einsamkeit.

Der gesamte Clan versammelte sich, um ihn gehen zu sehen. Er hörte weder Flüstern noch Fluch. Der Urteilsspruch der Ältesten war unabänderlich. Nichts konnte ihn retten. Von jetzt an besaß er keine Verwandten, keine Freunde, keine Zukunft.

Er bestieg sein Kamel und ritt in die Ebene hinaus.

Nach drei Tagen unter der glühenden Sonne bedeutete jede Bewegung zermürbende Qual. Dickflüssig rann das Blut durch seine Adern. Er ließ sein Reittier niederknien, stieg ab und trank den letzten Schluck Wasser. Neben dem Kamel rammte er sein Schwert in den Sand und spannte eine Decke darüber, um unter diesem Sonnenschutz die heißesten Stunden des Tages zu verschlafen. Er lehnte mit dem Rücken an seinem Reittier und träumte. Grässliche Athiraat, die seelenlosen Dämonen der Wüste, führten ihn in die Irre und ergötzten sich an seinem Durst. Sie griffen mit ihren Krallen nach seinem Herzen, um es herauszureißen und zu verschlingen.

Er erwachte aus seinem abscheulichen Traum, als die Sonnenscheibe hinter dem Horizont verschwand. Solange er noch Kraft in sich spürte, wollte er aufbrechen. Wenn er noch diese eine Nacht durchstand, konnte er den nächsten Brunnen erreichen und würde dem gnadenlosen Glutofen der Großen Ebene und den grauenerregenden Athiraat entkommen. Er brach sein notdürftiges Lager ab und bestieg erneut das Kamel. Im Licht des vollen Mondes sah er in der Ferne die Umrisse des östlichen Gebirges. Dort lag sein Ziel, dort gab es Wasser. Er verbannte alle Gedanken aus seinem Kopf und passte sich dem wiegenden Schritt seines Kamels an, das dem Weg instinktiv folgte.

Im Morgengrauen stießen drei Reiter auf Spuren im Sand. Sie saßen auf hochbeinigen, weißen Dromedaren, wie sie bei den Stämmen der Großen Ebene gezüchtet wurden und als die schnellsten und ausdauerndsten Vertreter ihrer Rasse galten. Mit verhüllten Gesichtern und gekleidet in die wallenden Gewänder der südlichen Clans, verriet ihre Bewaffnung, dass sie keine harmlosen Reisenden waren. Neben den Schwertern führte jeder noch Lanze, Dolch, Pfeil und Bogen mit sich. Sie musterten den Horizont, wohin die Spur weiterführte. Die Sonne stieg höher. Ihre dunklen, scharfen Augen erkannten in der Ferne ein Kamel.

Tamai

Verdammt, hoffentlich komme ich nicht zu spät. Das dunkle Echo des Tempelgongs hallte durch die noch schlafenden Gassen von Tamai und hatte Lisaan lieblos geweckt. Bei den neun Höllenringen! Herzhaft gähnend befreite sie sich aus der Umarmung ihres Bettgefährten. Warum muss ich ausgerechnet heute Kindermädchen für die Jungfüchse spielen?

„Mmmmh?“, brummte Komlaar schläfrig, raffte die Felldecke an sich und rollte auf die Seite. „Musst du schon aufstehen?“

„Ja. Brektaar schickt mich mit den verfluchten Frischlingen auf Patrouille.“ Seufzend überließ sie ihrem Liebhaber das warme Bett und blieb auf der Kante des Lagers sitzen. Eine kribbelnde Gänsehaut überzog ihren nackten Körper. Die rußige Flamme der Talgkerze, die sie anzündete, beschien die spärliche Einrichtung ihrer Kammer: ein Tisch, ein dreibeiniger Hocker und eine Truhe mit geöffnetem Deckel. Lisaan blickte durch das schmale Fenster nach draußen. Es war noch dunkel, aber anhand der Sterne, die allmählich verblassten, erkannte sie, dass es nicht mehr lange dauerte, bis die Sonne aufging. Die Luft roch feucht und moderig und sie ahnte, dass der Tag so unangenehm bleiben würde, wie er anfing. Sie stand auf, streckte ihre steifen Muskeln und griff, mit einem bedauernden Blick auf das Lager und ihren Liebhaber, zur Waschschüssel. Das eiskalte Wasser belebte erneut das Frösteln und vertrieb den letzten Rest Müdigkeit. Sorgfältig flocht sie ihr langes Haar. Sie brauchte eine Weile, bis sie aus dem wirren Haufen, der den Inhalt der Truhe bildete, ihre Kleidung herausgesucht hatte, und nahm sich vor, wie jeden Morgen, dass sie abends ihre Sachen ordentlicher verstauen wollte.

Lisaan warf das leinene Unterhemd über und schlüpfte in die Wollhose, die einen Hauch von Wärme erahnen ließ, bevor sie das wollene Hemd überzog. Beim Anlegen des Schwertgurtes störte der dicke Zopf, doch sie hing an ihrer Mähne und hatte sich bisher erfolgreich davor gedrückt, sich eine zweckmäßigere Haartracht zuzulegen.

Aus ihrem zerwühlten Bett drang Komlaars Schnarchen. Lächelnd zerzauste sie seine halblangen Haare und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Danke für die Nacht. Du findest ja alleine raus“, flüsterte sie und ließ ihn weiterschlafen.

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