Mona Lisa in Bangoulap - Arno Bertina - E-Book

Mona Lisa in Bangoulap E-Book

Arno Bertina

4,9

Beschreibung

Was wäre, wenn bei der französischen Kulturverwaltung eines Tages ein Brief aus Kamerun einträfe, in dem die Kameruner freien Eintritt für das Pariser Museum für außereuropäische Kunst fordern, weil sie sich weigern, Geld für die Betrachtung der Kunstwerke ihrer eigenen Vorfahren auszugeben? Und was wäre, wenn die Kulturfunktionäre angesichts der erregten Debatten um Kunstraub und Restitution einwilligten? In Arno Bertinas schelmischer Fabel wird Europa wieder von seiner Kolonial- und Eroberungsgeschichte eingeholt, und es entspinnt sich eine Kaskade wechselseitiger Forderungen, an deren Ende die Frage steht, ob die Mona Lisa eher ›zurück‹ nach Italien gehört oder doch eher nach Afrika ausgeliehen werden sollte. Ausgehend von Bertinas provokanten Fragen beschäftigt sich die Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy in einem anschließenden Essay mit der derzeit hochaktuellen Diskussion um Sammlungsgeschichten und Museumsarbeit in der postkolonialen Weltgesellschaft. Durch die Debatten um das Humboldt-Forum in Berlin werden Fragen aufgeworfen, in denen es nicht nur um Eigentum und Restitution geht, sondern auch um die Legitimität von Grenzen und Zutrittsbeschränkungen.

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Arno Bertina

Mona Lisa in Bangoulap

Die Fabel vom Weltmuseum

Aus dem Französischen und mit einem Nachwort von Bénédicte Savoy

Inhaltsverzeichnis

Mona Lisa in Bangoulap Die Fabel vom Weltmuseum

Anmerkungen der Übersetzerin

Bénédicte Savoy Das Erbe der Anderen Zu Arno Bertinas Mona Lisa in Bangoulap. Die Fabel vom Weltmuseum

Displaced Objects

Unbehagen am Museum

Besitz und Eigentum

Freier Eintritt

Shared Heritage

Anmerkungen

Impressum

Für Mathilde

Mona Lisa in Bangoulap Die Fabel vom Weltmuseum

Im Juli 2014 traf ich Seine Hoheit Yonkeu Jean aus Kamerun. Bob (Yves-Pascal) von der Fondation Gacha stellte mich ihm vor. Da ich mich zu dieser Zeit in Bangoulap aufhielt, was zu seinem Königreich gehörte, war es geboten, ihm durch meinen Besuch den angemessenen Respekt zu erweisen. »Was zählt, ist nicht die Liebe. Es sind die Beweise der Liebe«, hatte mir einige Tage vorher Nicolas Fargues gesagt. Doch die Situation war exotisch – und blödsinnigerweise meinte ich, dies gegenüber dem Bamileke-­Herrscher gleich zu Beginn der Audienz noch einmal betonen zu müssen: »In Frankreich haben wir nicht mehr viele Könige.« So sehr ich in meiner Familiengeschichte oder der meiner Freunde suchte, eine vergleichbare Begegnung ließ sich nirgends finden. Ich musste an unserem Stammbaum schon sehr weit hinunterklettern, um herauszufinden, dass eine meiner Urgroßmütter im Jahr 1911 der Königin von Griechenland vorgestellt worden war. (In einem Brief an ihre Eltern, Klavierbauer in Pontarlier in der Franche-Comté, beschrieb sie das stundenlange Warten, bevor die Delegation der französischen Offiziersfrauen nacheinander zuerst von der Dritten, dann von der Zweiten und schließlich der Ersten Kammerzofe empfangen beziehungsweise »inspiziert« wurde. Erst nachdem diese ihre Garderobe und die Angemessenheit ihrer Ausdrucksweise geprüft hatten, wurde ihnen der Zutritt zum Vorzimmer gewährt. Am Nachmittag wurden sie endlich zur Königin vorgelassen, ausgelaugt durch das nicht enden wollende Durchqueren der Etagen und Korridore des Palastes, immer befürchtend, dass die schneeweißen Handschuhe staubige Spuren dieses Labyrinths zeigen würden.)

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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