Monbijou - Peter Beutler - E-Book

Monbijou E-Book

Peter Beutler

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Beschreibung

»Monbijou« - der mörderische Biedermann aus Bern: Ein fesselnder Krimi basierend auf wahren Begebenheiten Dr. Markus Walker ist namhafter Gynäkologe, hoher Milizoffizier der Schweizer Armee und befreundet mit Größen aus Justiz und Politik. Entsprechend groß ist der Schock, als er dabei gefilmt wird, wie er einen Mordschauplatz verlässt. Als die Ermittlungen jedoch mangels Beweisen eingestellt werden, macht Kriminalkommissar Leibundgut auf eigene Faust weiter – ist der beliebte Arzt womöglich der gerissenste Serienmörder Berns, dessen Taten bereits vor fünfzehn Jahren begannen? »Monbijou« ist ein hart-realistischer Kriminalroman, der auf einem wahren Fall basiert und tief in die Abgründe der Berner Gesellschaft blickt. Peter Beutler verwebt geschickt Fiktion und Realität zu einem packenden Krimi. Mit forensischer Detailgenauigkeit und historischen Bezügen entfaltet sich eine düstere Justizgeschichte, die den Leser von der ersten bis zur letzten Seite in Atem hält. Ein Muss für Fans anspruchsvoller Schweizer Kriminalromane und alle, die sich für die dunklen Seiten der menschlichen Psyche interessieren. »Monbijou« ist ein fesselnder Gesellschaftskrimi, der noch lange nachwirkt.

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Seitenzahl: 456

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Peter Beutler, geboren 1942, ist in Zwieselberg, einem kleinen Dorf am Fuße der Berner Alpen, aufgewachsen. Als promovierter Chemiker war er Lehrer an einem Gymnasium in Luzern. Heute lebt er mit seiner Frau auf dem Beatenberg, hoch über dem Thunersee.

 

 

 

 

 

Dieses Buch ist ein Roman. Dennoch sind manche Personen nicht frei erfunden, sondern existierten wirklich. Ihre Handlungen basieren auf einem realen Hintergrund. Darüber hinausgehende Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind nicht gewollt und rein zufällig. Im Anhang befinden sich ein Personenverzeichnis, ein Glossar und eine Übersicht über die Schauplätze des Romans.

 

© Emons Verlag GmbH

© 2025 Peter Beutler

Cäcilienstraße 48, 50667 Köln

[email protected]

www.emons-verlag.de

Alle Rechte vorbehalten

Umschlaggestaltung: Nina Schäfer, nach einem Konzept

von Leonardo Magrelli und Nina Schäfer

Umsetzung: Tobias Doetsch

E-Book-Erstellung: Geethik Technologies Pvt Ltd

ISBN 978-3-98707-316-8

Originalausgabe

Die automatisierte Analyse des Werkes, um daraus Informationeninsbesondere über Muster, Trends und Korrelationen gemäß§ 44b UrhG (»Text und Data Mining«) zu gewinnen, ist untersagt.

 

Lue mal wie d Hündeler hündele mit ihrne Hünd

Dere schöne, schöne grüene Aare naa

D Gynäkologe jogge mit ihrne Dogge der Aare naa

De träffe si d Hünd vom Grichtspresidänte

U zäme jagesi Änte,

Dere schöne, schöne, schöne grüene Aare naa

Dere Aare naa.

»Aare« von Stiller Has (1996)

 

 

Schau mal, wie die Hundehalter

mit ihren Hunden spazieren gehen

Der schönen, schönen grünen Aare entlang

Die Gynäkologen joggen mit ihren Doggen der Aare entlang

Dort treffen sie die Hunde des Gerichtspräsidenten

Und zusammen jagen sie die Enten

Der schönen, schönen, schönen grünen Aare entlang

Der Aare entlang.

Übersetzung ins Hochdeutsche

1

Am Dienstag, dem 14. Oktober 1980, um Viertel nach sechs abends, saß der neunjährige Melchior auf der obersten Stufe der vierstufigen Treppe vor einem gepflegten alten Haus in der Junkerngasse. Er verweilte oft dort und grüßte die vorbeigehenden Passanten freundlich. Diejenigen, die ihn kannten, erwiderten seinen Gruß herzlich.

Trotz seinem leichten Autismus konnte Melchior gut mit anderen Menschen kommunizieren. Er war bekannt für seine ausgeprägte Neugier, besonders wenn jemand das Haus betreten wollte. Dann fragte er stets: »Wen möchtest du besuchen? Ich kenne alle Bewohner hier.«

Die meisten reagierten höflich auf Melchiors Begrüßung. Da tauchte ein großer, stämmiger Mann in blauen Arbeitskleidern vor dem Eingang auf und sprach grob: »Geh mir aus dem Weg, du dummer Junge.«

Melchior hatte diesen Mann noch nie zuvor gesehen. Er erhob sich und trat auf den Vorplatz, blieb jedoch in der Nähe, sodass er den Eingang weiterhin im Auge behalten konnte.

Wenig später kam der nächste Besucher zum Haus. Melchior kannte ihn und hieß ihn freudig willkommen. »Guten Abend, Herr Doktor. Eben hat mich ein unhöflicher Herr vertrieben. Ich bekam es mit der Angst zu tun. Wollte er etwa in eine Wohnung einbrechen, vielleicht sogar in Ihre?«

»Vor einer halben Stunde habe ich einen Anruf erhalten, dass es ein Leck in einer Wasserleitung in meiner Wohnung gibt. Ich war gerade mitten in einer Operation, aber glücklicherweise konnte mein Kollege, der mir assistierte, übernehmen. Kannst du mir bitte sagen, wie der Mann gekleidet war?«

»Er sah aus wie ein Handwerker, mit einer blauen Jacke und weiten blauen Hosen.«

»Schon gut, er kam, um einen Wasserschaden in meiner Wohnung zu verhindern.«

Es dauerte eine Weile, bis der Mann in Blau mit einem großen, länglichen schwarzen Sack, den er über die linke Schulter geworfen hatte, das Haus wieder verließ.

Melchior ging nach Hause in das Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite und erzählte seiner Mutter, was er beobachtet hatte. Sie beruhigte Melchior und sah darin nichts Außergewöhnliches.

Am nächsten Tag hörte sie im Radio vor den Mittagsnachrichten die Meldung:

Die Stadtpolizei Bern teilt mit:

Seit gestern Abend, dem 14. Oktober 1980, wird Dr. Pedro Gyger vermisst. Er meldete sich gegen 18 Uhr in der Frauenabteilung des Inselspitals ab und gab an, wegen eines Wasserschadens umgehend in seine Wohnung an der Junkerngasse zu müssen.

Vor halb sieben wurde Gyger von einer Krankenschwester der Frauenklinik beobachtet, als er das Tram an der Haltestelle Zytglogge verließ und zu Fuß in Richtung Altstadt ging. Seitdem besteht kein Kontakt mehr zu ihm.

Die Ermittlungen haben ergeben, dass der Telefonanruf eine Falschmeldung war. Die Wasserleitung war nicht beschädigt und musste nicht repariert werden.

Pedro Gyger ist schlank, etwa einen Meter achtzig groß, hat schwarze Haare und trägt eine Brille. Er spricht Deutsch, Französisch, Englisch und Spanisch. Wenn Sie ihn sehen, bitten wir Sie, ihn behutsam anzuhalten und umgehend die nächste Polizeistation zu informieren.

Melchiors Mutter war wie elektrisiert.

»Melchior, zieh dich schnell um, wir müssen sofort zur Polizeiwache am Waisenhausplatz gehen.«

Melchior erkundigte sich, was er anziehen solle.

»Die rote Jacke und die Halbschuhe«, antwortete sie. Auch sie müsse sich noch fertig machen für diesen Besuch. »In einer Viertelstunde gehen wir los.«

»Mit dem Trolleybus?«, fragte Melchior.

»Nein, zu Fuß.«

»Warum müssen wir dorthin?«

Auf dem Weg bereitete Katharina Bratschi ihren Sohn auf das Treffen bei der Polizei vor. Es habe mit dem gestrigen Eindringen des Mannes in Handwerkerbekleidung in das Haus gegenüber zu tun. Ein oder mehrere Polizisten würden ihn fragen, was er genau gesehen habe. »Erinnerst du dich noch daran?«

Melchior versicherte, dass er sich noch genau an alles erinnere. Er würde die Wahrheit sagen und nichts erfinden.

Genau darum gehe es, erklärte die Mutter. Die Polizisten, die ihn befragen würden, wollten nicht wissen, was er darüber denke, sondern lediglich, was er gesehen habe.

Es war kurz nach ein Uhr mittags, als Melchior und seine Mutter bei der Polizeiwache Waisenhaus ankamen. Am Empfang trafen sie auf einen Polizisten, der überrascht war, als sie ihm den Grund ihres Besuchs erklärten.

»Interessant«, murmelte er und griff zum Telefon. Nach einem kurzen Gespräch sagte er: »Jemand wird Sie gleich abholen und zum Wachtmeister der Kriminalabteilung bringen.«

»Kriminalabteilung?«, fragte Melchior seine Mutter leise.

Sie überlegte einen Moment. »Diese Abteilung behandelt Verbrechen, das sind sehr ernste Angelegenheiten.«

Eine junge Frau in Zivil erschien, die sie zum Büro des Wachtmeisters führte. Die Tür war mit »Wachtmeister Theophil Leibundgut« beschriftet.

Leibundgut begrüßte die beiden. »Was habt ihr mir Wichtiges zu berichten?«

Melchior fing sofort an zu sprechen, doch die Mutter legte ihm die Hand auf den Mund. »Lass mich reden und beantworte anschließend die Fragen, die Herr Leibundgut dir stellen wird.«

Leibundgut lächelte und nickte. Frau Bratschi schilderte ihm, was Melchior ihr berichtet hatte.

Mit einem freundlichen Blick musterte Leibundgut Melchior. »War der Mann groß oder klein?«

»Er war sehr groß.«

»Wie groß etwa? Größer als ich?« Er stand auf und stellte sich neben das Pult.

Melchior überlegte. »Vor dem Haus, wo Dr. Gyger wohnt, hat es einen Laternenpfahl. Als der Mann dort vorbeilief, habe ich mir gemerkt, wie groß er ist.«

Leibundgut kniff die Augen zusammen. »Wie bitte? Das musst du mir erklären.«

Hilfesuchend sah Melchior zu seiner Mutter.

»An diesem Pfahl klebt ein roter Aufkleber mit der Abstimmungsparole ›Nein‹«, sagte sie.

»Ja«, rief Melchior aus. »Der Kopf ragte ein wenig über den roten Aufkleber hinaus.«

Leibundgut notierte etwas auf seinem Blatt. »Die nächste Frage, Melchior. War er dick oder dünn?«

»Der Mann war dick und hatte einen Bierbauch.«

»Trug der Mann einen Rucksack oder eine Tasche?«

»Er trug keinen Rucksack, aber eine Tasche, als er reinging.«

»Wie sah die Tasche aus? Welche Farbe hatte sie? Wie groß war sie?«

»Es war eine graue Tasche.« Melchior breitete dabei seine Arme aus, um die Größe zu verdeutlichen. »Etwa so breit und so hoch.«

»Ziemlich groß, oder? War etwas in der Tasche?«

»Das konnte ich nicht sehen.«

»Welche Farbe hatte der längliche Sack, den der Mann trug, als er das Haus verließ?«

Melchior dachte eine Weile nach. »Ganz dunkel oder schwarz.«

»Sehr gut«, sagte Leibundgut. »Ich werde euch jetzt nach Hause fahren, und wir werden uns diesen Laternenpfahl anschauen.«

»Mit dem Polizeiauto?«, fragte Melchior.

»Ja, mit einem Streifenwagen.«

Melchiors Augen leuchteten.

Angekommen an der Junkerngasse, untersuchten Leibundgut und Melchior die Laterne. Leibundgut maß den Abstand zwischen dem Boden und dem Aufkleber. Es waren ungefähr einen Meter achtzig.

»Wie viel ragte der obere Teil des Kopfes über den roten Kleber hinaus?«, fragte Leibundgut.

Melchior zeigte es mit Daumen und Zeigefinger.

»Etwa fünf bis zehn Zentimeter«, schätzte Leibundgut. »Der Mann ist ungefähr eins fünfundachtzig bis eins neunzig groß.«

Leibundgut bedankte sich bei Melchior liebenswürdig und verabschiedete sich.

Für Wachtmeister Leibundgut waren die Informationen wichtig genug, um sie dem Staatsanwalt und Untersuchungsrichter Johannes Felber vorzulegen. Er verfasste einen Bericht und übergab ihn Felber bereits am späten Nachmittag.

Felber erinnerte Leibundgut daran, dass die Ermittlungen zwar in den Zuständigkeitsbereich der Polizei fielen, er als Staatsanwalt jedoch entscheide, ob ermittelt werde und welche Ermittlungen an das Gericht weitergeleitet würden. Bisher liege lediglich eine Vermisstmeldung vor. Erst wenn die Angehörigen Gygers eine Klage einreichten, würde er Ermittlungen einleiten.

Leibundgut fand dieses Vorgehen zwiespältig. Er schlug Felber vor, sich aktiv in diesen Fall einzubringen. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass Gyger einem Verbrechen zum Opfer gefallen sei. Man müsse sich auf die Suche nach möglichen Verdächtigen machen. Leibundgut meinte, dass er bereits jetzt im Frauenspital vorstellig werden und dort nachfragen würde, ob Gyger Feinde habe.

Felber wehrte sich gegen den Vorschlag des Wachtmeisters. Solange keine Klage vorliege, wiederholte er, werde er diesen Fall nicht bearbeiten.

Leibundgut war über Felbers Haltung enttäuscht, doch er musste vorerst auf weitere Ermittlungen verzichten.

In der gynäkologischen Abteilung des Unispitals waren viele entsetzt, dass der junge Arzt plötzlich weg war. Einige hegten einen Verdacht, wer für Gygers Verschwinden verantwortlich sein könnte kurz nach seiner Ernennung zum Oberarzt. Ein anderer Arzt hatte sich ebenfalls für diese Stelle beworben, dessen Identität jedoch nicht öffentlich bekannt gegeben worden war. Die Angestellten der Gynäkologie, angefangen vom Oberarzt bis zur Putzfrau, kannten jedoch seinen Namen.

Es kam zu keiner Anklage. In der Gynäkologie machten Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger die Faust im Sack. Dr. Pedro Gyger blieb verschollen, und kaum jemand glaubte, dass er freiwillig abgehauen war. Die Hoffnung blieb, dass die Wahrheit irgendwann ans Licht kommen würde.

2

Der Journalist Wolfgang Balzli veröffentlichte in der Tageszeitung »Berner Blatt« Anfang März 1982 einen Artikel.

Eine Patientin des angesehenen Gynäkologen Markus Walker in Bern war C. G. Die verheiratete Frau litt nach mehreren Unterleibsoperationen jahrelang unter Schmerzen und Depressionen. Der Gynäkologe war der Meinung, dass ihr Leiden psychischer Natur sei, und empfahl ihr wärmstens einen Freund von ihm, den Professor für Psychotherapie Dr. Albert Basler.

Die Behandlung des Professors brachte keine Linderung der Beschwerden von C. G., im Gegenteil. In einem Schreiben, das auf Umwegen an die Zeitung gelangte, beschwerte sich die Patientin über sexuelle Übergriffe seitens ihres Therapeuten.

C. G. schilderte, dass Professor Albert Basler sich regelmäßig halb sitzend, halb liegend auf großen Kissen auf den Boden hockte. Er habe sie immer wieder in die Arme genommen. Sie war so verzweifelt und deprimiert, dass sie jede Form von Trost annahm. Sie lag stundenlang auf ihrem Therapeuten, nur mit Unterwäsche bekleidet. Mehrmals drückte der Professor seinen erigierten Penis gegen ihren Bauch und Rücken. »Als es einmal zu einem Samenerguss kam, sagte er zu mir: ›Nun hast du eine neue Seite unserer Beziehung kennengelernt.‹«

Der Psychotherapeut ließ auch außerhalb seiner Konsultationen, wie C. G. berichtete, sie nicht in Ruhe. »Er telefonierte mir zeitweise mehrmals täglich und belästigte mich mit anzüglichen Anspielungen. Schließlich habe ich mich an Dr. Markus Walker gewandt und ihn gebeten, die Therapiesitzungen mit Albert Basler abzubrechen, was er dann auch tat.«

Dieser Artikel wurde veröffentlicht, um auf Missstände der psychiatrischen Betreuung staatlicher Kliniken aufmerksam zu machen.

Auf diesen Beitrag gab es außer einigen Leserbriefen kein Echo. Der Journalist beklagte sich Wochen später darüber. »Offenbar decken die Verantwortlichen des Berner Universitätsspitals die Verfehlungen einiger Psychotherapeuten, solange sie akademische Titel tragen.«

Die Geschichte mit Carolin Gantenbein war jedoch noch lange nicht abgeschlossen. Der Gynäkologe Dr. Markus Walker machte Carolin Gantenbein darauf aufmerksam, dass es ihm schwergefallen sei, die Therapie mit Professor Basler abzubrechen. Schließlich sei der Professor ein enger Freund von ihm, und er sei auf ein gutes Verhältnis zu ihm angewiesen. Er erwartete von ihr eine gewisse Dankbarkeit.

Carolin Gantenbein verstand das Anliegen von Markus Walker und war bereit, etwas Außergewöhnliches, wie er es selbst bezeichnete, zu tun, um sich bei ihm zu revanchieren.

Das »Außergewöhnliche« verstand sie in keiner Weise, was sie jedoch nicht störte.

An einem etwas verregneten Tag Ende März 1982 fuhr Markus Walker mit ihr in seinem Jeep in den Forst zwischen Laupen und Niederwangen. Es handelt sich dabei um den größten Wald im Berner Mittelland. Auf der Fahrt von Bern dorthin erklärte Walker ihr, warum er diesen ungewöhnlichen Ausflug unternehme. Er sei der Meinung, dass in jeder Arztpraxis ein menschlicher Schädel vorhanden sein sollte, ein echter, nicht einer aus Kunststoff. Ihm fehle jedoch noch einer. Er könnte ihn zwar in einem Beinhaus besorgen, aber das sei verboten. In diesem Forst gebe es eine Stelle, wo Schädel vergraben seien. Ein Geheimtipp für Medizinstudenten und Ärzte.

Es werde behauptet, dass diese Schädel heimlich von Medizinstudenten aus der Pathologie entnommen und dort deponiert würden. Wenn er einen davon ausgrabe, möchte er nicht auffallen. Es wäre am besten, einen Tag mit schlechtem Wetter dafür auszuwählen. Da man nicht ausschließen könne, dass sich Wanderer in der Nähe aufhielten, müsse etwas vorgetäuscht werden. Ein geeigneter Vorwand könnte ein Schäferstündchen sein.

Carolin Gantenbein war schockiert, als der Gynäkologe ihr das schilderte. »Keine Sorge, es wird dabei nicht zu sexuellen Kontakten kommen. Sie sollten sich lediglich, bevor ich mit dem Graben beginne, bis auf die Unterwäsche ausziehen. Ich verspreche Ihnen, Sie dabei nicht zu berühren, Sie nicht einmal anzuschauen. Sobald ich den Schädel ausgegraben und fachgerecht verpackt habe, können Sie sich wieder ankleiden.« Carolin Gantenbein war beruhigt und stimmte zu, ihm diesen Gefallen zu tun.

Walker und Carolin Gantenbein fuhren weiter in den Forst hinein, bis sie eine abgelegene Stelle erreichten. Dort hielt er den Jeep an und stieg aus. Er öffnete den Kofferraum und holte eine kleine Schaufel hervor. Carolin Gantenbein blieb nicht im Wagen sitzen, sondern zog sich bis auf Büstenhalter und Unterhose aus und beobachtete die Umgebung, während Walker sich daranmachte, den Boden an einer bestimmten Stelle zu durchwühlen. Nach einiger Zeit stieß er tatsächlich auf etwas Hartes. Er grub weiter und förderte schließlich einen menschlichen Schädel zutage. Zufrieden mit seinem Fund, wickelte er den Schädel in ein Tuch und legte ihn vorsichtig in den Kofferraum. Dann zog sich Carolin Gantenbein wieder an. Beide stiegen in den Jeep und fuhren zurück nach Bern.

Etwas, was Dr. Markus Walker von ihr verlangte, hatte sie jedoch nicht beachtet. Sie dürfe über die Dienstleistung, um die er sie bat, »kein Sterbenswort gegenüber Dritten« verraten.

Sie informierte Wolfgang Balzli darüber, jedoch erfuhr Walker nichts davon. Der Journalist versprach ihr, über diese Angelegenheit weder zu schreiben noch sie jemand anderem zu verraten, es sei denn, sie möchte es selbst.

Balzli war jedoch verwirrt, als er die Nachricht von Carolin Gantenbein erhielt. Er hatte den Verdacht, dass Walker etwas im Schilde führte und dabei seine ahnungslose Patientin als Helferin missbraucht hatte.

»Diese Bedenken teile ich nicht«, sagte Carolin Gantenbein. Der Gynäkologe sei eine integre Person, zu der sie volles Vertrauen habe.

Weil Carolin Gantenbein Balzli den Namen des Gynäkologen preisgegeben hatte, ließ er sich nicht davon abhalten, Nachforschungen anzustellen, um herauszufinden, was über Walker noch so bekannt war. Balzli wusste, dass er ein Arzt war, der im Frauenspital der Insel arbeitete und noch keine eigene Praxis betrieb. Das Interesse eines Arztes an den sterblichen Überresten eines Menschen war verdächtig. Könnte es möglicherweise mit dem ungewollten oder gewaltsamen Tod eines seiner Patienten oder Kollegen zusammenhängen? Balzli vermied es jedoch, mit Carolin Gantenbein darüber zu sprechen. Er sicherte aber diesbezügliche Quellenangaben, Dokumente und Notizen in seinem Tresor.

Balzli erinnerte sich an den Fall des Gynäkologen in der Frauenklinik Dr. Pedro Gyger, der Mitte Oktober 1980 verschwunden und nie wieder aufgetaucht war. Durch Zufall kam Balzli in Kontakt mit dem Oberarzt der Klinik, Bert Farner.

Balzli war sich bewusst, dass er als Journalist in dieser Angelegenheit äußerst vorsichtig vorgehen musste, insbesondere im Umgang mit Dr. Farner. Er tastete sich behutsam an dieses Ereignis heran und bemerkte, dass Farner nicht abweisend reagierte.

Ja, er habe den Fall Gyger hautnah miterlebt, erklärte Farner. Wenn das im Oktober 1980 nicht passiert wäre, wäre Gyger jetzt an seiner Stelle.

Balzli erkundigte sich, ob über den Vorfall in der Klinik diskutiert worden sei. »Darüber wurde ausführlich gesprochen. Es gab zwei Lager. Die deutliche Mehrheit war der Meinung, dass Gyger von einem Kollegen ermordet worden war, während eine Minderheit davon ausging, dass er geflohen sei.«

»Geflohen?«

»Ein paar wenige behaupteten, er habe dies aus Angst vor der Verantwortung getan, die als neuer Oberarzt auf ihn zukommen würde.«

»Wurde ein Name eines mutmaßlichen Täters angegeben?«

»Es wurde eine bestimmte Person genannt.«

»Welche?«

»Sie müssen verstehen, dass ich in dieser Angelegenheit keinen Namen erwähnen darf.«

Balzli nickte verständnisvoll und stellte die nächste Frage: »Haben die Ermittler im Frauenspital etwas unternommen? Haben sie mit den Ärzten und dem Pflegepersonal gesprochen?«

»Mir ist nichts darüber bekannt. Ich sollte darüber informiert sein.«

Balzli fand das unglaublich und erkundigte sich, ob man dieses Verhalten in der Klinik einfach so akzeptiert habe.

»Was blieb uns anderes übrig? Wir sind ein Staatsbetrieb wie die Justiz und Polizei. Da mischt man sich nicht in die Angelegenheiten der anderen ein.«

Er würde gerne in seiner Zeitung einen Bericht über dieses Gespräch veröffentlichen. »Wäre das möglich?«, fragte Balzli.

Farner hatte nichts dagegen. Er würde jedoch gerne den Artikel gegenlesen, was Balzli ihm zusicherte.

Der Artikel von Balzli über das Verhalten der Staatsanwaltschaft und der Polizei im Fall Gyger wurde veröffentlicht. Darin kritisierte er ihre Vorgehensweise. Balzli musste jedoch feststellen, dass kaum jemand Interesse daran zeigte. Es gab keine einzige Leserzuschrift als Reaktion darauf. Auch die Ermittlungsbehörden reagierten nicht auf die Angriffe im »Berner Blatt«.

***

Es vergingen einige Wochen, und Carolin Gantenbein hatte die ganze Angelegenheit bereits vergessen. Doch im Juni erhielt sie überraschend einen Brief.

Bern, Dienstag, 1. Juni 1982

Sehr geehrte Frau Gantenbein

Wir haben Sie am Dienstag, den 30. März 1982, zusammen mit Ihrem Arzt Markus Walker im Forstwald beobachtet. Sie standen neben ihm, nur mit Ihrer Unterwäsche bekleidet.

Eine Kopie dieses Briefes wurde auch an seine Privatadresse geschickt.

Ihr Ehepartner dürfte wenig Freude daran haben. Übergeben Sie uns bitte tausend Franken in einem Briefumschlag. Der Zeitpunkt dafür ist: Mittwoch, der 9. Juni 1982, 10:00 Uhr, im Café Merkur an der Spitalgasse. Dort erwartet Sie eine Frau mit einem blauen Hut und einem blauen Pullover.

Wenn alles wie geplant verläuft, wird die Angelegenheit erledigt sein.

Im Brief fehlte eine Unterschrift.

Nachdem Markus Walker die Kopie des Briefes erhalten hatte, setzte er sich sofort telefonisch mit Carolin Gantenbein in Verbindung. Er nahm Bezug auf das Schreiben und erklärte ihr, dass er ihr gerne die tausend Franken geben würde und bei der Übergabe im Hintergrund dabei sein möchte. Er hoffe, dass die Sache dann vorbei sei.

Carolin Gantenbein war erstaunt über diese Reaktion. »Ich habe doch nichts Unrechtes getan. Ich lebe schon seit Monaten von meinem Mann getrennt. Er hat bereits vor dem Brief die Scheidung eingereicht. Ich schlage vor, die Angelegenheit der Polizei zu melden.«

Walker war damit nicht einverstanden. Er bat die Frau, sein Angebot anzunehmen. Ihr Noch-Ehemann würde diese Situation sonst ausnutzen. Im Eherecht des Kantons Bern spiele Untreue immer noch eine Rolle. Im Prozess würde ihr der Richter dann die alleinige Schuld am Scheitern der Ehe zusprechen, was für sie enorme finanzielle Konsequenzen zur Folge haben dürfte.

Carolin Gantenbein gab schweren Herzens nach.

Das Treffen fand statt. Sie entdeckte die Dame mit dem Hut und dem blauen Pullover sofort. Sie überreichte ihr das Couvert, ohne sie bewusst anzuschauen. Carolin Gantenbein suchte nach Walker, konnte ihn jedoch nicht ausfindig machen. Dennoch setzte sie sich im Café hin und bestellte einen Schwarztee.

Als Carolin Gantenbein wieder zu Hause das Mittagessen zubereitete, erhielt sie einen Anruf von Walker. Er entschuldigte sich dafür, dass er bei der Übergabe nicht persönlich zugegen sein konnte. Er habe jedoch eine Person beauftragt, die das Geschehen beobachtet und heimlich fotografiert habe. Mit Hilfe dieser Aufnahmen konnte er die Verfasserin der Briefe identifizieren. Es stellte sich heraus, dass es eine Prostituierte war, die ihr »Revier« im Forstwald hatte.

Wieder verging eine Woche. Beim Frühstück vertiefte Carolin Gantenbein sich in die Zeitung. Auf der zweiten Seite fand sie einen Artikel mit dem Bild der Frau, der sie am letzten Mittwoch in einem Couvert tausend Franken zugesteckt hatte. Darunter stand:

Gestern Nachmittag wurde eine Spaziergängerin tot im Forstwald zwischen Laupen und Niederwangen entdeckt. Sie wies Kopfverletzungen auf, die zu ihrem Tod führten. Die Polizei geht von einem Gewaltverbrechen aus und bittet alle Personen, die gestern und vorgestern in der Nähe des Wanderweges diese Frau beobachtet haben, sich bei der nächsten Polizeistation zu melden.

Carolin Gantenbein erstarrte beim Lesen der Zeilen. Das Bild der Frau, die ihr noch vor wenigen Tagen gegenüberstanden hatte, lächelnd und voller Leben, war nun das Zentrum einer tragischen Nachricht. Sie konnte nicht glauben, dass diese Frau jetzt tot war, und noch dazu unter solch gewaltsamen Umständen.

Das Bedürfnis, der Polizei ihre Begegnung mit der Frau zu melden, wuchs mit jeder Sekunde. Sie wusste, dass jede noch so kleine Information helfen könnte, dieses grausame Verbrechen aufzuklären. Nach einem tiefen Atemzug griff sie zum Telefon, bereit, ihre Gefühle zu teilen und vielleicht einen Beitrag zur Gerechtigkeit zu leisten.

Im letzten Moment entschied sie sich, zuerst Markus Walker anzurufen. Sie wies ihn auf das Bild im »Berner Blatt« hin und suchte seinen Rat. Walker war bereits mit dem Artikel vertraut und beruhigte sie, indem er sagte, dass Prostituierte einem gewissen Risiko ausgesetzt seien und sie sich keine Sorgen machen solle.

Vor den Sommerferien versendete die Kantonspolizei Bern ein Communiqué.

Die am Dienstag, den 15. Juni 1982, im Forstwald bei Neuenegg tot aufgefundene Prostituierte wurde eingeäschert und beerdigt. Die Suche nach dem Täter oder der Täterin dieses Verbrechens blieb bisher ergebnislos. Die Ermittlungen zu diesem Kriminalfall wurden zwar heruntergefahren, aber noch nicht eingestellt. Trotz der reduzierten Intensität der Untersuchungen bleibt der Fall offiziell offen, und die zuständigen Behörden halten weiterhin Ausschau nach neuen Hinweisen oder Beweisen, die zur Aufklärung des Verbrechens führen könnten. Die Hoffnung, den oder die Verantwortliche(n) zur Rechenschaft ziehen zu können, besteht weiterhin, auch wenn die Zeit seit dem Vorfall bereits erheblich fortgeschritten ist.

Wolfgang Balzli ließ es sich nicht nehmen, auf das Communiqué mit einem ausführlichen Kommentar im »Berner Blatt« zu reagieren. Er betonte nachdrücklich die Menschlichkeit aller Individuen, einschließlich Prostituierter, und forderte, dass bei Verbrechen gegen sie die Polizei und Justiz aktiv werden müssten, um Gerechtigkeit zu gewährleisten. Balzli kritisierte scharf, dass im vorliegenden Fall anscheinend keine ausreichenden Ermittlungen stattgefunden hätten, was einen schwerwiegenden Verstoß gegen die Prinzipien des Schweizer Rechtssystems darstelle.

Eine veröffentlichte Lesermeinung besagte, dass sich Justiz und Polizei vorrangig um die Anliegen gesetzestreuer Bürger kümmern sollten. Personen, die am Rande der Gesellschaft ständen oder dem Rotlichtmilieu zugehörig seien, sollten nicht in deren Zuständigkeitsbereich fallen.

Balzi ging auf die Stellungnahme mit einem weiteren Kommentar ein.

Dieser Leser vertritt eine sehr spezifische und kontroverse Ansicht über die Aufgaben von Justiz und Polizei. Es ist wichtig, zu betonen, dass die Rechtsstaatlichkeit darauf basiert, dass alle Bürger, unabhängig von ihrem sozialen Status oder ihrer Lebensweise, gleich vor dem Gesetz sind und Anspruch auf Schutz und Gerechtigkeit durch staatliche Institutionen haben. Die Ausgrenzung bestimmter Gruppen aus dem Zuständigkeitsbereich von Justiz und Polizei würde dem Grundprinzip der Gleichheit vor dem Gesetz widersprechen und könnte zu einer weiteren Marginalisierung dieser Personen führen.

Im September 1985 veröffentlichte Wolfgang Balzli einen weiteren Artikel im »Berner Blatt«. Dabei bezog er sich auf seine früheren Ausführungen über den Psychotherapieprofessor Albert Basler und enthüllte neue Details auch über Dr. Markus Walker. Balzli berichtete, dass Walker unter seinen Berufskollegen umstritten sei. Insbesondere sei ihm die Mitgliedschaft im Facharztverband der Gynäkologen verwehrt worden. Zudem seien der Redaktion Beschwerden über angebliche Kunstfehler von Dr. Walker zugetragen worden.

Einige Monate zuvor hatte Walker die Gelegenheit genutzt, seine eigene Praxis in der Monbijoustraße in Bern zu eröffnen, und zwar auf dem Gelände der großen Versicherungsgesellschaft Immobilia. Obwohl er seine feste Anstellung als Oberarzt in der Frauenklinik des Inselspitals aufgegeben hatte, entschied er sich, weiterhin als Belegarzt in dieser Einrichtung tätig zu sein. Dies ermöglichte ihm, seine berufliche Unabhängigkeit zu wahren, während er gleichzeitig seine Verbindungen zum Spital aufrechterhielt.

Der Artikel endete:

… Walker überlässt seine Praxisräume auch seinem indirekten Berufskollegen, dem Psychotherapieprofessor Albert Basler, für dessen Behandlungen. Baslers Methoden sind höchst ungewöhnlich und stoßen in Fachkreisen auf Kontroversen. Er behandelt Frauen, die an Vaginismus leiden, einer Erkrankung, die durch Krämpfe in der Vaginalmuskulatur gekennzeichnet ist und betroffenen Frauen das schmerzfreie Empfangen eines Penis erschwert. Die Zusammenarbeit zwischen Basler und Walker gestaltet sich reibungslos, und die Überweisung von Patientinnen an den Sexualtherapeuten erfolgt ohne Schwierigkeiten.

3

Aline Wegmüller war eine schöne Frau. Sie war sich dessen bewusst und hatte schon mit siebzehn Jahren den Entschluss gefasst, mit ihren körperlichen Reizen Geld zu verdienen. Diese Entscheidung zahlte sich aus. An ihrem zwanzigsten Geburtstag hatte sie bereits hunderttausend Franken auf ihrem Bankkonto.

Zwei Jahre später kaufte sie sich eine Penthouse-Wohnung im Kirchenfeldquartier. Das erwies sich als eine gute Investition. Die Männer, die sie besuchten, gaben sich von nun an die Türklinke in die Hand. Alle waren zwar schon in die Jahre gekommen, aber durchwegs gut betucht, und sie waren sehr vertraut mit dem Finanzwesen. Aline machte geheime Verträge mit den Großbanken und baute sich ein Netzwerk auf, das ihr Zugang zu exklusiven Informationen und lukrativen Geschäftsmöglichkeiten verschaffte.

Es war Mittwoch, der 23. März 1988, als Aline so richtig auffiel, dass sich ihr Bauch immer mehr wölbte.

»So ein Mist, das sieht ganz danach aus, dass ich schwanger bin«, klagte sie zu sich. »Meine letzten Kunden haben sich auch schon beschwert, wenn mein Ranzen noch größer würde, kämen sie mich nicht weiter besuchen.«

Verzweifelt setzte sie sich auf das Sofa und begann, über ihre nächsten Schritte nachzudenken. Sollte sie die Schwangerschaft austragen und ihr Leben komplett umkrempeln, oder gab es andere Möglichkeiten, die sie in Betracht ziehen sollte? Die Gedanken kreisten in ihrem Kopf, während sie versuchte, eine Entscheidung zu treffen, die für sie die beste wäre.

Aline kam rasch zu einem Schluss: Sie wollte kein Kind, es kam nur eine Abtreibung in Frage. Doch welcher Arzt würde diese durchführen? Eine Abtreibung war nach wie vor illegal. Sie beschloss, ihren Gynäkologen, Dr. Markus Walker, aufzusuchen, da er in solchen Fällen stets eine Lösung wusste.

Walker war sofort bereit, Aline zu helfen. Am nächsten Tag war sie bereits in seinem Sprechzimmer. Die Untersuchung dauerte lediglich wenige Minuten.

»Frau Wegmüller, Sie sind im siebenten Monat schwanger.«

»Ich habe es nicht bemerkt.«

»Nicht bemerkt?« Walker begann zu lachen.

»Ich hatte in den letzten Monaten einen sonderbaren Heißhunger und glaubte, ich hätte mir ein Bäuchlein angefressen.«

»Ich verstehe. Es wäre besser gewesen, wenn Sie früher zu mir gekommen wären. Was wollen Sie jetzt machen?«

»Ich will dieses Kind nicht.«

»Abtreiben geht nicht. Das wäre illegal. Haben Sie schon darüber nachgedacht, ob es andere Möglichkeiten gäbe? Vielleicht finden wir gemeinsam eine Lösung, die für Sie und das Kind am besten ist.«

»Noch einmal, Herr Doktor, mein Entschluss ist klar. Ihnen eilt ja in unseren Kreisen der Ruf voraus, dass Sie unseren Gesetzen trotzen.«

Walker zog die Augenbrauen hoch. »Einen Weg finde ich oft. Aber im siebten Monat geht ein Schwangerschaftsunterbruch einfach nicht mehr, das wäre zu gefährlich für die Mutter. Und es wäre nicht klug für mich. Ihre ›Bekannten‹ dürften bemerkt haben, dass Sie ein Kind tragen. Und sie könnten das weitersagen, und gegen mich würde ein Strafverfahren eröffnet. Nein, eine Abtreibung ist definitiv keine Option.«

Aline war am Boden zerstört. »Herr Doktor, ich bitte Sie inständig. Es muss doch irgendeine Möglichkeit geben. Ich bin bereit, alles Erforderliche zu tun. Geld ist kein Hindernis. Ich kann es mir nicht erlauben, dass dieses Kind zur Welt kommt. Es würde mein Leben zerstören.«

Walker seufzte tief und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Ich verstehe Ihre schwierige Situation, aber ich kann und werde nichts unternehmen, was das Leben der Mutter und des Kindes gefährdet.« Er blinzelte. »Verlieren Sie nicht den Mut, Frau Wegmüller. Ich habe doch noch ein alternatives Vorgehen in petto.«

Aline sank vor Walker auf die Knie, faltete die Hände und blickte ihn verführerisch an.

»Bitte stehen Sie wieder auf, ich bin schließlich kein Gott«, flüsterte er. »Hören Sie zu, dies ist mein letztes Angebot. Was ich Ihnen jetzt mitteile, muss unter uns bleiben.«

Walker hielt einen Moment inne. Dann schrieb er etwas auf einen Zettel und bat Aline, dies mit ihrer Unterschrift zu bestätigen.

Ich, Aline Wegmüller, bitte Sie, Herrn Dr. Markus Walker, die Geburt meines Kindes einzuleiten. Eine fortsetzende Schwangerschaft halte ich nicht mehr aus. Sie bereitet mir unbändige Schmerzen. Ich bin zutiefst verzweifelt und überlege mir, mir das Leben zu nehmen.

Ich, Dr. Markus Walker, könnte es nicht verantworten, dass Sie, Aline Wegmüller, Suizid begehen. Schweren Herzens entschließe ich mich, Ihrem Wunsch nachzukommen.

Aline machte große Augen, als sie Walkers Notiz las. »Wie das alles ablaufen soll, müssen Sie mir aber erklären.«

Walker nickte und begann, ihr sein Vorhaben im Detail zu erläutern. Er sprach über die einzelnen Schritte und die zu erwartenden Herausforderungen, die sie gemeinsam bewältigen müssten.

»Sie möchten das Kind nicht behalten. Dafür hat der Gesetzgeber heutzutage eine Lösung parat. Sie können das Kind zur Adoption freigeben. Dies müssen Sie unmittelbar nach der Geburt dem Arzt mitteilen, der Ihnen als Geburtshelfer zugeteilt ist. Er wird in Ihrem Einvernehmen ein Formular ausfüllen, das Sie anschließend unterzeichnen müssen. Damit geben Sie Ihr Kind in die Obhut der öffentlichen Hand und verzichten auf alle Rechte und Pflichten, die Ihnen zustehen würden, wenn Sie das Kind als Ihr eigenes anerkennen.«

Walker sah Aline fragend an.

»Genau das ist mein Wunsch. Herzlichen Dank, Herr Doktor«, sagte sie mit einem leichten Nicken, während Walker einige Papiere aus einer Schublade zog und diese sorgfältig auf den Schreibtisch legte.

»Könnten Sie mir bitte das Vorgehen langsam und für mich verständlich erläutern?«, fragte Aline.

»Nur keine Eile. Ich werde jetzt Schritt für Schritt alles erklären.«

Walker sah auf die Uhr. »Heute ist Donnerstag, der 24. März, halb elf vormittags. Die Geburt werde ich erst am Freitagabend auslösen. Am Samstagmorgen werden dann die Wehen eintreten. Wann das sein wird, kann ich nicht genau voraussagen. Wenn es so weit ist, müssen Sie ein Taxi anfordern, das Sie in die Frauenklinik fährt.«

»Also bekomme ich für Freitagabend einen Termin bei Ihnen?«

»Genau.« Er notierte Zeit und Datum auf ein Papier in Visitenkartengröße und überreichte es Aline. »Ich erwarte, dass Sie pünktlich kommen. Ich habe anschließend ein privates Treffen, zu dem ich rechtzeitig erscheinen möchte.«

Walker gab Aline nun mehrere Dokumente über die Medikamente und ihre Nebenwirkungen, die er ihr am Freitagabend verabreichen werde. Sie sollte das in aller Ruhe durchlesen. »Einiges steht darin, was Ihnen möglicherweise unangenehm vorkommt. Zum Beispiel, dass Wehen sehr schmerzhaft sind. Darum herum kommen Sie nicht.«

Um fünf Uhr abends am nächsten Tag läutete Aline bei Walkers Praxis. Er öffnete die Tür und begrüßte sie höflich, er war allein. Er führte sie in das Behandlungszimmer und überreichte ihr die Medikamente. Es waren Tabletten.

Walker gab seiner Patientin nun detaillierte Instruktionen. Er betonte, dass sie ab sofort keinen Alkohol konsumieren und keinen Geschlechtsverkehr haben solle. Aline, die diese Gewohnheiten als selbstverständlich für ihre Abendgestaltung ansah, wollte wissen, welche Auswirkungen dies in Kombination mit den Medikamenten haben könnte.

Walker erklärte, dass er dies nicht mit absoluter Sicherheit sagen könne, da die Reaktionen individuell unterschiedlich seien. Jedoch sei bekannt, dass Rauschmittel und sexuelle Aktivitäten die Nebenwirkungen solcher Medikamente verstärken könnten. Diese Vorsichtsmaßnahme sei daher von großer Bedeutung, und er bat sie eindringlich, sich daran zu halten. »Wenn die ersten Wehen einsetzen – das kann schon sechs Stunden nach der Einnahme oder erst zehn Stunden später passieren –, müssen Sie sich sofort ins Frauenspital begeben, sich dort anmelden und auf die Wehen hinweisen. Die wissen dann schon, was zu tun ist.«

»Soll ich angeben, dass Sie mir Medikamente ausgehändigt haben? Oder soll ich das lieber verschweigen?«

Walker unterbrach sie. »Nein, wirklich nicht, da haben Sie etwas nicht begriffen. Die dort sollen das gar nicht wissen. Es kommt immer wieder vor, dass Frauen ein, zwei oder drei Monate vor der normal erwarteten Geburt plötzlich Wehen bekommen. Darauf ist man in der Frauenklinik vorbereitet. Sie müssen lediglich angeben, dass die Wehen begonnen haben und dass Sie dringend ärztliche Hilfe benötigen. Alles Weitere wird das medizinische Personal vor Ort in die Wege leiten. Ich wünsche Ihnen viel Glück.«

Am Samstagmorgen, den 26. März, begab sich die dreißigjährige Aline in die Notaufnahme der Frauenklinik des Inselspitals in Bern.

»Guten Tag, ich bin schwanger und habe Wehen«, sagte sie zur Frau an der Rezeption.

Diese musterte Aline und sagte: »Ja, man sieht es, warten Sie einen Moment, ich rufe rasch die Stationsschwester.«

Wenig später kam die Schwester, sah Aline von oben bis unten an und fragte: »In welchem Monat sind Sie?«

»So etwa im siebten Monat.«

»Ich bringe Sie zu Frau Dr. Helene Balsiger. Ist das Ihr Koffer?«, fragte die Schwester und deutete auf das Gepäckstück, das neben Aline stand.

»Ja, das ist mein Koffer.«

»Gut, dann folgen Sie mir bitte.« Die Schwester führte Aline durch die Gänge.

Während sie gingen, fragte die Schwester weiter: »Haben Sie schon einmal Wehen gehabt, oder ist dies das erste Mal?«

»Das ist das erste Mal.«

»Keine Sorge, Frau Dr. Balsiger wird sich gleich um Sie kümmern. Sie sind bei ihr in guten Händen. Sie haben übrigens Glück, Dr. Balsiger ist die Oberärztin der Geburtsabteilung und kennt sich in Belangen von Frühgeburten besonders gut aus. Sie hat bereits zahlreiche komplizierte Fälle erfolgreich betreut. Ihre Expertise und Erfahrung werden Ihnen und Ihrem Kind sicherlich zugutekommen.«

Aline antwortete mit einem höhnischen Gelächter. Die Schwester sah die Patientin erstaunt an. »Ich verstehe Ihre Reaktion auf meine Aussagen wirklich nicht. Wo ist denn der Kindsvater?«

»Das geht Sie nichts an«, erwiderte Aline scharf und verschränkte die Arme vor der Brust.

Die Schwester schüttelte indigniert den Kopf und seufzte tief. »Frau Wegmüller, ich versuche nur, Ihnen zu helfen. Es wäre wirklich wichtig, zu wissen, ob der Vater des Kindes erreichbar ist, falls es Komplikationen gibt.«

Aline funkelte die Schwester an und sagte mit eisiger Stimme: »Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass das nicht Ihre Aufgabe ist. Konzentrieren Sie sich bitte auf Ihre Arbeit und lassen Sie meine privaten Angelegenheiten aus dem Spiel.«

Die Schwester nickte und machte sich daran, die notwendigen Vorbereitungen für die Untersuchung zu treffen.

Das Gespräch mit der Oberärztin begann.

»Guten Morgen, Frau Wegmüller. Ich habe einige Fragen an Sie. Zunächst einmal, wer hat Sie zu uns überwiesen?«

»Ich bin aus eigenem Antrieb in die Frauenklinik gekommen.«

»Wer ist Ihr Hausarzt oder Ihr Gynäkologe?«

»Ich habe weder einen Hausarzt noch einen Gynäkologen.«

Dr. Balsiger verzog den Mund. Dann nahm sie das oberste Dokument vom großen Papierstapel auf ihrem Schreibtisch. »Ihre Wohnadresse befindet sich in einem noblen Viertel. Sind Sie dort Untermieterin?«

Ein Anflug von Spott huschte über Alines Gesicht.

»Oder haben Sie das Glück, dort eine eigene Wohnung zu besitzen?«

Aline erhob leicht das Kinn und entgegnete mit einem Hauch von Trotz: »Ich bin die Besitzerin. Es handelt sich um ein Penthouse.«

Dr. Balsiger nickte, als hätte sie eine derartige Antwort erwartet. »Verstehe. Nun, Frau Wegmüller, könnten Sie mir bitte genauer erläutern, was Sie zu uns geführt hat? Welche Beschwerden haben Sie?«

Aline zögerte einen Moment, bevor sie antwortete: »Ich habe seit einigen Wochen starke Schmerzen im Unterleib und ungewöhnliche Blutungen. Meine Freundin hat mir geraten, mich hier untersuchen zu lassen.«

Dr. Balsiger machte sich einige Notizen und sah dann wieder auf. »Haben Sie in letzter Zeit Medikamente eingenommen oder sich einer besonderen Behandlung unterzogen?«

»Nein, weder noch.«

Dr. Balsiger legte den Stift beiseite und sah Aline direkt an. »Gut, wir werden einige Untersuchungen durchführen müssen, um die Ursache Ihrer Beschwerden zu finden. – Ich muss jetzt Ihren Bauch abtasten, machen Sie bitte den Oberkörper frei.«

Nach einer Minute war für die Ärztin die Sache klar. »Frau Wegmüller, Sie sind im fortgeschrittenen Stadium schwanger. Kommen Sie bitte mit mir.«

Dr. Balsiger führte Aline in einen Raum mit vielen Apparaten. »Wir werden jetzt feststellen, seit wann Sie ein Kind unter Ihrem Herzen tragen.«

Plötzlich setzte wieder ein Schub von Wehen ein.

»Die Krankenschwester wird Ihnen eine Injektion verabreichen, wodurch die Wehen für eine gewisse Zeit unterbrochen werden«, erklärte Dr. Balsiger.

»Lassen Sie mich doch jetzt gebären«, bat Aline.

»Jetzt ist das Kind noch nicht reif genug, dass es überlebensfähig ist.«

Aline wurde in ein Zimmer gebracht, wo drei junge Frauen auf ihre Entbindung warteten.

Nach etwa einer Viertelstunde sagte Dr. Balsiger Aline Wegmüller, dass sie ungefähr im siebten Monat sei, plus eine oder zwei Wochen.

Zwei Tage nach Abschluss der Untersuchungen wurde Aline erneut in das Büro von Dr. Balsiger geführt.

In der Zwischenzeit hatte sie mehrere Injektionen, von denen sie annahm, dass es sich um schmerzlindernde Medikamente handelte, erhalten.

»Frau Wegmüller, ich muss ein ernstes Wort mit Ihnen sprechen.«

»Nur zu«, erwiderte Aline in einem arroganten Ton.

»Ihre erste Angabe am Empfang, dass Sie Wehen hätten und schwanger seien, war korrekt. Die Aussagen, die Sie mir gegenüber gemacht haben, waren jedoch eindeutig falsch. Erstens stimmt es nicht, dass Sie vorher keine ärztliche Hilfe in Anspruch genommen haben. Sie waren bei einer Ärztin oder einem Arzt.«

Aline kniff die Augen zusammen. »Wie haben Sie das herausgefunden?«

»Wir haben in Ihrem Körper eine hohe Dosis eines geburtsauslösenden Medikaments festgestellt. Dieses Medikament ist rezeptpflichtig. Sie müssen also in den letzten Stunden ärztliche Hilfe in Anspruch genommen haben. Wer war die Ärztin oder der Arzt, der Ihnen dieses Medikament verschrieben hat?«

»Ich möchte Ihnen das nicht verraten.«

»Das müssen Sie aber. Wir rechnen mit ernsthaften Komplikationen, was die bevorstehende Geburt Ihres Kindes betrifft. Es geht um Ihre Gesundheit, wenn nicht gar um Ihr Leben. Bitte verstehen Sie, dass wir nur dann die bestmögliche medizinische Versorgung gewährleisten können, wenn wir alle relevanten Informationen haben. Ihre Kooperation ist daher von größter Bedeutung.«

Aline zögerte einen Augenblick. Dann griff sie mit der rechten Hand in die Seitentasche ihrer Hose, zog einen Zettel hervor und überreichte ihn der Ärztin.

»Dies ist eine Kopie, die mir Dr. Walker ausgehändigt hat.«

Dr. Balsiger las den Zettel stirnrunzelnd. Dann schüttelte sie den Kopf. »Dass es so etwas gibt. Was Ihr Arzt, Frau Wegmüller, da getan hat, ist ohne Wenn und Aber kriminell.«

»Ich finde das nicht kriminell. Dr. Walker ist ein empathischer Mensch. Bei ihm stehen die Patientinnen im Mittelpunkt, nicht unsere überholten Gesetze.«

»Darüber diskutiere ich mit Ihnen nicht weiter. Doch eine Frage habe ich noch. Es betrifft Ihre Bildung: Was üben Sie für einen Beruf aus?«

»Muss ich Ihnen das verraten?«

Dr. Balsiger hob eine Augenbraue und sah Aline eindringlich an. »Es wäre in Ihrem eigenen Interesse, mir diese Information mitzuteilen. Es könnte entscheidend für die weitere Behandlung sein.«

»Meinetwegen. Eigentlich habe ich nichts zu verstecken. Zu meiner Bildung: Ich habe das Gymnasium mit der Matura A abgeschlossen.«

»Alle Achtung, dann kennen Sie sich in den alten Sprachen Griechisch und Latein aus. Und was haben Sie danach studiert?«

»Nichts. Ich habe beschlossen, mein Leben zu genießen. Nun betreibe ich ein sehr lukratives Unternehmen.«

»Ohne Ausbildung?«

»Ja, ohne formale Ausbildung. Ich habe mir alles selbst beigebracht, in dieser Sparte ist kaum etwas anderes möglich.«

»Das ist beeindruckend«, sagte Dr. Balsiger nachdenklich. »In welcher Branche sind Sie tätig, wenn ich fragen darf?«

»Ich führe als Einzelunternehmerin einen Escortservice.«

Der Gesichtsausdruck der Ärztin sprach Bände. Nach einer kurzen Pause fand sie ihre Sprache wieder. »Nun wird mir einiges klar. Aber noch nicht alles. Haben Sie bereits darüber nachgedacht, was mit Ihrem bald zur Welt kommenden Kind geschehen soll?«

»Ja, das habe ich. Ich möchte es nicht behalten. Ich wollte nie ein Kind bekommen. Meine Schwangerschaft ist ein unerwünschter Zwischenfall.«

»Verstehe ich Sie richtig, dass Sie das Kind zur Adoption freigeben möchten?«

»Genau so ist es.«

Dr. Balsiger informierte nun Aline, was als Nächstes anstehen würde. »Ultraschallmäßig konnte eine Schwangerschaftsdauer von achtundzwanzig bis neunundzwanzig Wochen festgestellt werden. Nach den üblichen rasch durchgeführten Vorabklärungen wurde versucht, die Wehen zu bremsen, um die Lungen des Kindes reifen zu lassen. Als weiteres Risiko für die drohende Frühgeburt wurde eine Beckenendlage diagnostiziert. Wenn sich das Baby für die Geburt nicht mit dem Köpfchen nach unten in die Schädellage dreht, wird das als Beckenend- oder Steißlage bezeichnet. Etwa fünf Prozent der Babys liegen am Ende der Schwangerschaft mit dem Kopf nach oben in der Gebärmutter. Glücklicherweise beruhigte sich die Wehentätigkeit langsam. Nun müssen wir jedoch weitere Maßnahmen ergreifen, um sowohl die Gesundheit der Mutter als auch die des Kindes zu gewährleisten. Es wird notwendig sein, regelmäßige Kontrollen durchzuführen und gegebenenfalls medikamentöse Unterstützung zu bieten, um eine möglichst lange Schwangerschaftsdauer zu erreichen. Zudem sollten wir über die Möglichkeit eines Kaiserschnitts sprechen, falls die Beckenendlage bestehen bleibt.«

Aline hob den Finger. »Eine möglichst lange Schwangerschaftsdauer? Das möchte ich nicht. Ich habe die Absicht, bald wieder zu arbeiten. Die ganze Angelegenheit hat mir jetzt schon einen happigen Verdienstausfall beschert.«

»Frau Wegmüller, Ihren Verdienstausfall nehmen wir allenfalls zur Kenntnis, aber für uns spielt das keine Rolle. Sie sind krankenversichert und erhalten in unserem Spital Kost und Logis. Während dieser Zeit ist Ihre Existenz nicht bedroht«, erinnerte Dr. Balsiger in scharfem Ton. »Es geht um das Leben Ihres Kindes. Aus diesem Grund müssen die Lungen des Kindes so weit funktionsfähig sein, dass es im Brutkasten weiter wachsen kann, bis es den Zustand erreicht, den es bei einer normalen Geburt hat.«

»Ich hänge nicht am Leben meines Kindes. Sein Schicksal ist für mich belanglos.«

Dr. Balsiger zog die Augenbrauen zusammen und atmete tief durch. »Frau Wegmüller, ich verstehe, dass Sie sich in einer schwierigen Situation befinden und dass der Verdienstausfall eine erhebliche Belastung darstellt. Dennoch möchte ich Sie eindringlich bitten, die Tragweite Ihrer Entscheidung zu überdenken. Das Leben Ihres Kindes steht auf dem Spiel, und es ist unsere Pflicht, alles in unserer Macht Stehende zu tun, um ihm die bestmöglichen Chancen zu geben. Bitte bedenken Sie, dass es sich hierbei um ein unschuldiges Wesen handelt, das auf Ihre Fürsorge angewiesen ist.«

Aline blickte stur zur Seite. »Ich habe meine Entscheidung getroffen. Ich möchte, dass diese Schwangerschaft so schnell wie möglich beendet wird.«

Dr. Balsiger seufzte und nickte langsam. »Ich versuche Ihre Wünsche zu verstehen, Frau Wegmüller, aber ich muss Sie darauf hinweisen, dass wir als medizinisches Personal eine ethische Verantwortung haben. Ich werde den Fall mit meinen Kolleginnen und Kollegen besprechen, und wir werden gemeinsam eine Entscheidung treffen, die vor allem das Wohl des Kindes berücksichtigt.«

Fünf Tage danach war die Lungenreifung des Kindes abgeschlossen. Eine Verlängerung der Schwangerschaft wäre wünschenswert gewesen, doch die Geburt ließ sich nicht mehr zurückhalten.

Da sich das Kind gedreht und so für die Geburt in die Schädellage mit dem Kopf nach unten gebracht hatte, war ein Kaiserschnitt nicht erforderlich.

Das Kind war ein Junge und wurde gleich in den Brutkasten gelegt. Ihm wurde der Name Konstantin gegeben. Konstantin stammt aus dem Lateinischen und bedeutet »der Beständige«, »der Standhafte«.

Achtundvierzig Stunden später konnte Aline Wegmüller die Frauenklinik verlassen. Es war Ostermontag, der 4. April 1988.

***

Mit der Entlassung von Aline Wegmüller aus der Frauenklinik war für Frau Dr. Balsiger der Fall Wegmüller/Walker – wie sie die erzwungene Frühgeburt bezeichnete – noch nicht erledigt. Sie erkämpfte mehrere Gespräche mit der Klinikleitung, das letzte davon fand Ende Juni, zwei Wochen nachdem Konstantin aus dem Brutkasten genommen werden konnte, statt.

Dr. Balsiger war besorgt über die Umstände, die zur Frühgeburt geführt hatten, und wollte sicherstellen, dass alle notwendigen Maßnahmen ergriffen wurden, um ähnliche Fälle in Zukunft zu verhindern. Sie bestand darauf, dass eine gründliche Untersuchung durchgeführt wurde, um die Ursachen der Frühgeburt zu klären. Die Klinikleitung stimmte schließlich zu, eine interne Überprüfung einzuleiten und die Ergebnisse mit Dr. Balsiger zu besprechen.

Dr. Balsiger hoffte auch, dass dies zu einer Anklage gegen Dr. Markus Walker führen würde. Es wurde durch die Klinikleitung eine Untersuchungskommission aufgestellt, die bis Anfang Juni einen Bericht vorzulegen hatte. Der Bericht war in der ersten Juniwoche fertig und wurde der Klinikleitung sowie den zuständigen Behörden übergeben. Nun lag es an der Staatsanwaltschaft, die vorgelegten Beweise zu prüfen und gegebenenfalls Anklage zu erheben.

Doch das dauerte und dauerte. Anfang September erhielt der zuständige Staatsanwalt Felber eine Kopie des Berichtes. Da sei etwas schiefgelaufen, las er auf einer handschriftlichen Notiz auf dem Briefcouvert. Der Bericht sei von der spitalinternen Untersuchungskommission an die falsche Adresse geschickt worden.

Verärgert öffnete Felber den Brief. Er fand einen eigenartigen, ja rätselhaften Text vor. Unterschrieben war er von zwei Ärzten, darunter dem Leiter der Klinik, einem Adjunkten, einer Krankenschwester und einem Pfleger.

Felber runzelte die Stirn, als er die ersten Zeilen las. Der Bericht war voller medizinischer Fachbegriffe und Abkürzungen, die ihm nicht verständlich waren. Er fragte sich, ob dies absichtlich so verfasst worden war, um die wahren Umstände zu verschleiern.

Felber fiel am Ende des Schreibens ein mit Schreibmaschine getippter Kommentar des Leiters der Frauenklinik auf.

Ich sehe keine Notwendigkeit, in dieser Angelegenheit eine Anzeige zu erstatten. Man müsste Dr. Walker erst einmal beweisen, dass er an Aline Wegmüller böswillig eine vorzeitige Einleitung der Geburt herbeigeführt hatte. Ganz abgesehen davon, dass das der Wille der Patientin war.

Dem Bericht beigelegt war auch eine von beiden Betroffenen unterschriebene Kopie der Bitte der jungen Frau, der Arzt solle doch frühzeitig die Schwangerschaft beenden.

Felber dachte nach, was er mit dieser Ankündigung anfangen sollte. Seiner Ansicht nach war das eine spitalinterne Angelegenheit, die nicht einfach so mit einem diffusen Text an die Justiz weitergeleitet werden sollte. Dann erinnerte er sich an Wachtmeister Leibundgut. Dieser Kriminalspezialist hatte schon einmal einen Fall untersucht, in dem Dr. Walker betroffen war. Es betraf die Vermisstmeldung des damals neu gewählten Oberarztes der Frauenklinik.

Felber steckte den Bericht mit seiner Notiz in ein Couvert.

Werter Wachtmeister Leibundgut

Ich sende Ihnen einen Wisch des Frauenspitals der Insel. Gehen Sie dieser Sache nach und melden Sie mir zurück, was dran ist. Ich denke, es eilt nicht. Ob eine gründliche Untersuchung angebracht wäre, kann ich derzeit nicht beantworten. Es scheint mir, dass hier einige Unklarheiten bestehen, die aufgeklärt werden sollten.

Mit freundlichen Grüßen

Felber

Anders als Felber nahm Leibundgut das Schreiben der Untersuchungskommission der Frauenklinik sehr ernst. Vor allem wegen des betroffenen Dr. Markus Walker. Er brachte eine Randbemerkung, eingerahmt mit Rotstift, an: »von einem zwiespältigen Arzt mit einer großen kriminellen Energie«.

Leibundgut war der Ansicht, dass die Vorwürfe gegen Walker gründlich und ohne Vorurteile untersucht werden müssten. Er betonte, dass die Integrität der medizinischen Institutionen auf dem Spiel stehe und dass es unerlässlich sei, die Wahrheit ans Licht zu bringen, unabhängig von den möglichen Konsequenzen für die beteiligten Personen.

Leibundgut begann mit den Ermittlungen – auf seine Art, die insbesondere bei der Justiz umstritten war. Erst einmal begab er sich in die Gebärabteilung des Frauenspitals und fragte herum. Bereits nach einem halben Tag konnte er sich ein Bild des Falls Wegmüller/Walker machen, das – aus seiner Sicht – weit aussagekräftiger war als der dreißigseitige Bericht der Untersuchungskommission. Leibundgut war nicht verwundert, dass es innerhalb der Frauenklinik zwei Lager gab, das eine Walker eher wohlgesinnt, das andere beinahe feindselig ihm gegenüber. Wobei das letztere eindeutig überwog. Für ihn waren die persönlichen Meinungen innerhalb des Spitalpersonals nicht von Belang, Leibundgut interessierte das, was wirklich geschehen war.

Er setzte sich in sein Büro und begann, die gesammelten Informationen zu ordnen. Dabei fiel ihm auf, dass einige Aussagen der Krankenschwestern und Ärzte widersprüchlich waren. Er beschloss, diese Personen erneut zu befragen, um die Unstimmigkeiten zu klären. Leibundgut war bekannt für seine akribische Arbeitsweise und seine Fähigkeit, auch die kleinsten Details zu erkennen, die anderen entgangen waren.

Während er die Unterlagen durchging, bemerkte er, dass Antworten zu bestimmten Fragen fehlten. Er vermutete, dass diese absichtlich zurückgehalten wurden, um bestimmte Personen zu schützen. Dies bestärkte ihn in seinem Vorhaben, die Wahrheit ans Licht zu bringen, egal, welche Hindernisse sich ihm in den Weg stellten.

Leibundgut wusste, dass er sich auf dünnem Eis bewegte, doch seine Entschlossenheit und sein Gerechtigkeitssinn ließen ihn nicht ruhen. Er war fest entschlossen, den Fall vollständig aufzuklären und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

Bald wurde für Leibundgut klar, dass Walker auf gröbste Weise das Gesetz übertreten hatte. Pech war für Leibundgut, dass ausgerechnet zu dieser Zeit, es war Mitte September, sein neuer Vorgesetzter, Hauptmann Robert Aebersold, für einen Monat ausfiel, da er als höherer Stabsoffizier Militärdienst zu leisten hatte. Nun musste Leibundgut eigenmächtig entscheiden und verfasste zu Händen von Staatsanwalt Felber einen Bericht, in dem er eindringlich eine Anklage gegen Walker verlangte.

Felber war gerade daran, Leibundgut schriftlich zu antworten, als er einen Anruf des Leiters der Frauenklinik des Inselspitals erhielt. Es kam zu einem längeren Gespräch, an dessen Ende Staatsanwalt Felber zur Einsicht kam, dass dieser Fall nicht von der Justiz behandelt werden sollte. Felber hätte vor diesem Anruf Leibundgut wohlmeinend daran erinnert, dass nicht ein Kriminalwachtmeister über die Schuld oder Unschuld eines Delinquenten zu urteilen habe, sondern das Gericht. Doch er wollte für seine, Leibundguts, Arbeit danken und hatte ihm versprochen, seinen Rapport genau durchzulesen.

Nun machte er es kürzer.

Guten Tag, Wachtmeister Leibundgut

Vielen Dank für Ihren interessanten Bericht. Nach einem ausgiebigen Gespräch mit dem Leiter der Frauenklinik des Inselspitals bin ich zum Entschluss gekommen, dass der Fall Walker/Wegmüller von der Staatsanwaltschaft nicht weiter untersucht wird. Ich schätze Ihre Bemühungen und Ihr Engagement in dieser Angelegenheit sehr, doch nach sorgfältiger Abwägung aller Umstände sehe ich keine Grundlage für eine strafrechtliche Verfolgung. Sollten Sie weitere relevante Informationen erhalten, bitte ich Sie, mich umgehend zu benachrichtigen.

Mit freundlichen Grüßen

Felber

4

Am 27. Dezember 1989, einem außerordentlich kalten Mittwoch, hatte Markus Walker seine Altjahresferien in seiner Villa am Romontberg bei Vauffelin begonnen. Gegen drei Uhr nachmittags erreichte ihn ein Anruf von der Arztgehilfin seiner Praxis an der Monbijoustraße. Sie informierte ihn darüber, dass eine kürzlich von ihm operierte Patientin unvermittelt in Ohnmacht gefallen sei. Obwohl sie gelegentlich das Bewusstsein wiedererlangte, war ihr Zustand instabil, und ihr Ehemann äußerte ernsthafte Besorgnis um ihr Leben. Die Arztgehilfin befand sich noch in der Praxis, um administrative Aufgaben und Arbeiten im Labor zu verrichten sowie Telefonate zu führen.

Walker fühlte sich trotz seiner Ferien und der beträchtlichen Entfernung zu seiner Praxis in die Pflicht genommen. Er entschied, dass es das Beste sei, unverzüglich zurückzukehren, um sich persönlich um die Angelegenheit zu kümmern.

Er sagte zu seiner Frau Klara, dass er noch nicht wisse, ob er am Abend rechtzeitig fertig werde, um zum Romontberg zurückzufahren. Er werde sie noch anrufen. Gerade war er damit beschäftigt, die Fensterläden im ganzen Haus zu schließen, um das Innere des Hauses vor der Kälte zu schützen. Es fehlten noch die in der Mansarde. Er bat Klara, dies zu übernehmen.

Er packte seine Sachen und machte sich auf den Weg durch die winterliche Landschaft zurück nach Bern. Die Fahrt gestaltete sich schwierig, da der Schnee ununterbrochen fiel und die Straßenverhältnisse weit entfernt von ideal waren. Doch das Wohl seiner Patientinnen stand für ihn stets an erster Stelle, wie er immer wieder vorgab. Vorsichtig navigierte er durch das Unwetter und hoffte, Bern ohne Unfall zu erreichen.

Walker wies per Autotelefon an, dass die Patientin unverzüglich zu ihm in die Monbijoustraße gebracht werden sollte. Er rechnete damit, sich innerhalb einer Stunde um sie kümmern zu können. Für den Fall, dass sich der Zustand der Patientin verschlechtern sollte, gab er die Anweisung, sie umgehend per Ambulanz in die Klinik »Paradis de Berne« einzuliefern, an der er seit mehreren Jahren als Belegarzt tätig war.

Walker erreichte etwas nach vier Uhr die Tiefgarage seiner Praxis. Im Behandlungszimmer wartete die Patientin bereits. Nach einer gründlichen Untersuchung entschied er, einen Krankenwagen zu rufen. Sie musste in die Klinik »Paradis de Berne« eingewiesen werden. Er begleitete sie im Krankenwagen mit der Absicht, die Operation im Krankenhaus selbst durchzuführen.

Als Dr. Walker den Operationssaal betrat, spürte er die gewohnte Anspannung, die solch kritische Momente mit sich brachten. Das Team nickte ihm zu, ein stilles Zeichen gegenseitigen Respekts und der Bereitschaft, Leben zu retten. Die Patientin lag bereits unter Vollnarkose, ihre Vitalzeichen waren stabil, doch jeder wusste, dass keine Zeit zu verlieren war. Mit ruhiger Hand und fokussiertem Blick schnitt Walker die Bauchhöhle auf, um die Nachblutung zu stillen. Die Operation verlief ohne unerwartete Komplikationen, und nach knapp einer Stunde intensiver Arbeit konnte er den Erfolg verkünden. Die Frau würde überleben dank der schnellen und präzisen Reaktion des gesamten Teams.

Walker verabschiedete sich höflich und bat beim Verlassen des Spitals einen Pfleger darum, ihm eine Flasche Äther mitzugeben, da sein Vorrat in der Praxis erschöpft sei.

Walker ließ sich anschließend per Taxi zurück zu seiner Praxis fahren. Danach fuhr er mit seinem Jeep Cherokee zu seinem Haus an der Lerberstraße. Er parkte das Fahrzeug in der Tiefgarage der Terrassensiedlung.

Das Abendessen nahm er mit einem Kollegen, dem Gerichtspräsidenten Felix Tschabold, den er kurzerhand dazu eingeladen hatte, ein. Den Weg von der Gaststätte Kriminaltango an der Gerechtigkeitsgasse zu seiner Wohnadresse in der Lerberstraße hatte er danach zu Fuß zurückgelegt.

Walker ließ versehentlich ein Buch, das er zuvor in einem nahe gelegenen Laden erworben hatte, in der Gaststätte liegen. Tschabold bemerkte den Verlust, nachdem Walker das Lokal bereits verlassen hatte, und nahm das Buch mit nach Hause. Eine Stunde später, als Walker vermutlich bereits zu Hause war, versuchte Tschabold, ihn telefonisch zu erreichen, jedoch ohne Erfolg. Zwischen halb neun abends und Mitternacht unternahmen auch andere Personen erfolglose Versuche, Walker telefonisch zu kontaktieren.

In der Annahme, dass Walker möglicherweise bereits schlief oder anderweitig beschäftigt war, hinterließ Tschabold eine Nachricht auf Walkers Anrufbeantworter, in der er ihn über den Fund des Buches informierte. Tschabold beschloss daher, es am nächsten Tag erneut zu versuchen.

***

Gegen zehn Uhr abends meldeten Anwohner von Vauffelin, dass ein Haus in ihrer Nähe in Flammen stand. Zwanzig Minuten nach der Alarmierung kam das erste Löschfahrzeug aus Biel am Einsatzort an. Bei Bränden wurde zwar zuerst die Feuerwehr in Vauffelin alarmiert, aber die schaffte es meistens nicht, ein brennendes Haus rechtzeitig zu löschen. Der Kommandant der dortigen Feuerwehr rief dann die Bieler zur Hilfe, weil die besser ausgerüstet waren.

Die Feuerwehrleute begannen sofort mit den Löscharbeiten, um eine weitere Ausbreitung des Feuers zu verhindern. Sie konzentrierten sich als Erstes auf den hangseitigen Teil der Villa, der noch nicht vom Feuer erfasst war. Mit Hochdruck setzten sie Wasserwerfer ein, während weitere Einsatzkräfte aus benachbarten Gemeinden zur Unterstützung herbeigerufen wurden. Die Dunkelheit und die abgelegene Lage des Hauses erschwerten die Löscharbeiten erheblich. Trotz der schwierigen Bedingungen gelang es der Feuerwehr, das Feuer nach einer Stunde unter Kontrolle zu bringen. Die Ursache des Brandes war zunächst unklar und Gegenstand weiterer Untersuchungen.

Die Rettungssanitäter, die zusammen mit den Feuerwehrleuten im Einsatz waren, entdeckten in einem unbeschädigten Teil des Hauses eine verstorbene Frau, die einen toten Hund im Arm hielt und in einem Bett lag. Zur Klärung der Todesursache wurde ihr Körper in das Institut für Rechtsmedizin in Bern überführt.

Des Weiteren sicherte die Polizei eine Flasche Äther im unversehrten Zimmer, in dem die verstorbene Frau aufgefunden wurde.