Monstermauern, Mumien und Mysterien Band 1 - Walter-Jörg Langbein - E-Book

Monstermauern, Mumien und Mysterien Band 1 E-Book

Walter-Jörg Langbein

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Beschreibung

Langbein folgt den Spuren von Besuchern aus dem All, entdeckt die Darstellung eines "UFOs" im Dom zu Limburg", besteigt Pyramiden und klettert in die "Unterwelt". Leserinnen und Leser sind immer dabei! Kein zweiter Autor bietet ein so facettenreiches Spektrum aus dem weiten Feld der fantastischen Realität.Eine kleine Auswahl aus der Themenvielfalt: "Engel, Götter oder Teufel?", "Kelten, Maria und eine Heidenkirche", "Ein mysteriöses Gemälde im Dom", "Moses, Aaron, "Hesekiel und Daniels UFO", "Die Augen der Wüste und eine neue Erklärung", "Das Geheimnis der fliegenden Kapelle", "Birkenstein und das Wunder von Loreto", "Jakob und das schreckliche Tor zum Himmel", "Mit dem Fahrstuhl durchs Sternentor ins All"

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Impressum

© NIBE Verlag © Walter-Jörg Langbein

Oktober 2018

Deutsche Erstausgabe

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlags und Autors reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Created by NIBE Verlag

Bilder, soweit nicht gekennzeichnet, Archiv Langbein

NIBE Verlag

Brassertstraße 22

52477 Alsdorf

Telefon: 02404/5969857

www.nibe-media.de

Email: [email protected]

Monstermauern, Mumien und Mysterien I

Reisen zu geheimnisvollen Stätten unseres Planeten

Walter-Jörg Langbein

Ingeborg Diekmann gewidmet,

mit der ich schon seit Jahrzehnten sehr gut befreundet bin

Inhaltsverzeichnis

Vorwort: Nur Mut!

1. Erinnerungen

2. Kelten, Maria und eine Heidenkirche

3. Eine Köpenickiade und drei Exgöttinnen

4. Ein mysteriöses Gemälde im Dom

5. König David und der Heilige vom Gebirge Paran

6. Heilige Frauen und Könige

7. Moses, Aaron, Hesekiel und Daniels »UFO«

8. Die »Augen der Wüste« und eine neue Erklärung

9. Nichts als heiße Luft

10. Heißluftballons für tote Inka-Herrscher oder keimende Bohnen?

11. Kein Ballon für den Inka!

12. Von Pyramiden und Angst vor den Toten

13. Im Tal der 300 Pyramiden

14. Unterwegs in Tucúme

15. Von Tunneln, verborgenen Schätzen und Legenden

16. Wo Medizinmänner mit Teufeln sprachen

17. Auf der Suche nach der ältesten Pyramide

18. Fische im Berg und die Osterinsel-Connection

19. Heimat, deine Kelten!

20. Warum ich nicht Pfarrer wurde

21. Marias Himmelfahrt und Adams UFO

22. Das Geheimnis der fliegenden Kapelle I

23. Das Geheimnis der fliegenden Kapelle II

24. Das Geheimnis der fliegenden Kapelle III

25. Birkenstein, Heilige Quellen und Muttergöttinnen

26. Birkenstein und das Wunder von Loreto

27. »Da umleuchtete ein Licht vom Himmel die Augen vieler«

28. Astronautengötter und »Der Heitere Fridolin«

29. Götter aus dem All?

30. Karl May über das ›Zivilisieren‹ und Luther über Märtyrer

31. Hesekiels Himmelswagen

32. Vom Setzling und von den »Astronautengöttern«

33. Jakobs Himmelsleiter und das Tor zum Himmel

34. Jakob und das schreckliche Tor zum Himmel

35. Untergeordnete Gottheiten und der Weltraumprofessor

36. »Wie schaurig ist diese Stätte!«

37. Mit dem »Fahrstuhl« oder durchs »Sternentor« ins All?

38. Engel, Götter oder Teufel

Vorwort: Nur Mut!

»Wer will kommen, wer mir sagen, was vorher war? Als noch nicht der Himmel angespannt und noch nicht die Sterne gebildet, als die Erde noch nicht verdichtet?« fragt uns das apokryphe »Johannesbuch der Mandäer« (1):

Wer will kommen? In unserer modernen, aufgeklärten Zeit sind es Wissenschaftler und populärwissenschaftliche Fernsehmoderatoren, die antworten.

Man lässt uns gerne glauben, dass »die« Wissenschaft alle wichtigen Fragen längst beantwortet hat. Aber ist dem so? Nicht wirklich: Unser Planet bietet noch viel Geheimnisvolles und Rätselhaftes.

Wollen wir wissen, was war? Was ist? Oscar Wilde (2) hat es auf den Punkt gebracht: »Das wahre Geheimnis der Welt liegt im Sichtbaren, nicht im Unsichtbaren.«

Wir leben in einer Welt, die noch so viel Mysteriöses zu bieten hat. Wir müssen nur mit offenen Augen durch die Welt gehen und den Mut aufbringen, das vermeintlich Bekannte zu hinterfragen. Es lohnt sich. Albert Einstein (3) hatte recht, als er konstatierte: »Das Schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle.«

Ich lade Sie, liebe Leserin und Sie, lieber Leser, auf eine gemeinsame Reise ein. Nur Mut! Lassen wir uns auf ein Abenteuer ein. Es lohnt sich. Unsere Welt wird uns faszinieren, verzaubern, in den Bann des Rätselhaften ziehen. Wir missachten nicht die großen Verdienste der Wissenschaft bei der Suche nach Antworten. Aber wir wollen nicht einfach jede vermeintlich wissenschaftliche Antwort akzeptieren.

Lassen Sie sich entführen in die Welt, in der wir leben. André Gide (4) formulierte es so: »Man entdeckt keine neuen Erdteile, ohne den Mut zu haben, alte Küsten aus den Augen zu verlieren!« Wir leben in einer Welt der oft fantastisch anmutenden Realitäten. Betreten wir das Neuland der Rätsel und Geheimnisse.

Nobelpreisträger Werner Heisenberg (5): »Wirkliches Neuland in einer Wissenschaft kann wohl nur gewonnen werden, wenn man an einer entscheidenden Stelle bereit ist, den Grund zu verlassen, auf dem die bisherige Wissenschaft ruht, und gewissermaßen ins Leere zu springen.«

Lassen Sie sich an die Grenzen der Wissenschaft führen. Justus Freiherr von Liebig (6) hatte recht, als er schrieb: »Die Wissenschaft fängt eigentlich erst da an, interessant zu werden, wo sie aufhört.«

Besuchen wir die Kathedrale der Maria von Guadalupe in Mexico! Untersuchen wir das mysteriöse Gemälde im Dom zu Limburg. Arbeiten wir in der fantastischen Realität unseres Planeten wie der fiktive Professor Robert Langdon aus Dan Browns »Sakrileg«. Macht uns der Prophet Daniel auf ein »UFO« aufmerksam? Reisen wir zu den Pyramiden von Lambayeque in Peru!

Es gibt so viel Geheimnisvolles und Rätselhaftes auf unserem Planeten! Übersehen wir nicht das Unverstandene, versuchen wir nach Antworten zu suchen. Keine Angst vor kühnen Gedanken!

Nur Mut!

Fußnoten

(1) Lidzbarski, Mark: »Das Johannesbuch der Mandäer«, Originalausgabe Gießen 1915

(2) *1854; †1900

(3) *1879; †1955

(4) *1869; †1951

(5) *1901; †1976

(6) *1803; †1873

1. Erinnerungen

Riesig ist mein Fundus an Erinnerungen an Reisen zu den interessantesten Stätten auf unserem Planeten. Wirklich groß ist mein Fotoarchiv. Beim Stöbern in den sorgsam archivierten Aufnahmen wurden Erinnerungen an so manch‘ anstrengende Reise wach, an so manches »Abenteuer«. Immer wieder zog es mich in die »Unterwelt«: So kroch ich in die »unvollendete Grabkammer« unter der »Cheopspyramide«, in das Ganglabyrinth unter den »Tempelruinen« von Chavin de Huantar im Norden Perus. Der Weg in die »Unterwelt« der »Großen Pyramide« Ägyptens war alles andere als leicht.

Im Labyrinth der »unvollendeten Grabkammer«; Foto Walter Langbein sen.

Die »unvollendete Grabkammer« liegt im massiven Fundament aus gewachsenem Stein unter dem gigantischen Bauwerk. Wann wurde sie in den Fels geschlagen? Wurden die Arbeiten begonnen, bevor der Grundstein für die Cheopspyramide gesetzt wurde? Bautechnisch wäre es die einfachste Lösung gewesen, zunächst die heute als unvollendete Grabkammer bekannte »Gruft« auszuheben, um nach vollendeter Arbeit die Pyramide darüber zu bauen. Dann wäre es relativ leicht gewesen, den Abraum durch einen kurzen Schacht ins Freie zu schaffen. Der Gang in die mysteriöse Unterwelt führt aber zum Großteil durch den mächtigen Leib der Pyramide. Wurden also gleichzeitig unterirdisch die geheimnisvolle Kammer und die riesige Pyramide darüber geschaffen? Ein »Gehen« in die Tiefe im herkömmlichen Sinn war unmöglich. Ganze 1,20 Meter hoch und 1,06 Meter breit macht der »Gang« eine Fortbewegung im Stehen unmöglich. Vor Anstrengung keuchend und bald heftig schwitzend, sodass mir die Kleidung wie eine zweite Haut am Leibe klebt, kroch ich krabbelnd dem vielleicht eigentlichen Rätsel der Pyramide entgegen.

Ehrlich gesagt: Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Baumeister des Weltwunders »Cheopspyramide« so schlecht geplant und während des Entstehens der riesigen Pyramide plötzlich umdisponiert haben. Ich vermute, dass die »unvollendete Grabkammer« einen uns bis heute unbekannten Zweck erfüllte. Vielleicht war sie Teil eines Systems aus Gängen und Kammern, das bis heute erst zum Teil bekannt ist. Weitere »Hohlräume« – Kammern, Gänge? – werden im mächtigen Leib der Cheopspyramide vermutet. Pyramidenforscher Axel Klitzke machte schon vor Jahren sehr konkrete Angaben zu einem noch verborgenen Kammer-Gangsystem in der Cheopspyramide. Sein Buch »Pyramiden: Wissensträger aus Stein« (1) ist leider vergriffen und nur antiquarisch erhältlich.

Leider verweigert sich die klassische Archäologie derlei Gedanken, speziell wenn sie von »Hobbyforschern« vorgetragen werden. Ägyptologen wie Dr. Zahi Hawass, der sein äußeres Erscheinungsbild mehr und mehr Indiana Jones anzupassen scheint, dulden keine Außenseiter mit neuen Gedanken. Das erschwert echte Fortschritte beim Erkunden der Pyramide.

Ähnlich niedrig und eng waren die Gänge unter den kargen Resten des einst riesigen »Tempelkomplexes« von Chavin de Huantar. Auch in der Unterwelt von Chavin musste man sich durch enge und niedrige Gänge zwängen. Freilich waren da Teile des komplexen Fangsystems eingebrochen, so dass ein Weiterkommen immer wieder unmöglich war. Also gab es nur eine Möglichkeit: Wieder zurück kriechen, eine andere Abzweigung nehmen. Immer wieder machte sich unangenehmer Geruch bemerkbar. Immer wieder musste man durch die Verdauungsprodukte von Fledermäusen, so dass man am Ende einer stundenlangen Exkursion durch unheimliche Gänge völlig verdreckt und nicht gerade nach Veilchenduft ans Tageslicht zurückkam.

In der Unterwelt von Chavin de Huantar; Foto: Ingeborg Diekmann

Es ist nicht bekannt, welchem Zweck das Gangsystem diente, ja es ist noch nicht einmal klar, wie groß es einst war. Wer weiß, welche Teile schon vor vielen, vielen Jahrhunderten eingestürzt sind. Vor Ort erklärte mir ein Archäologe, dass einst Wasser durch die Tunnels unter dem Tempelkomplex von Chavin de Huantar floss. Aber warum? Um ein lautes Rauschen zu erzeugen, das irgendwie aus dem Inneren der Erde zu kommen schien. Wollten die Priester so die Gläubigen beeindrucken, ja in Angst und Schrecken versetzen?

»Die Priesterschaft hatte sicher Tricks auf Lager. Sie konnten womöglich einen ›Dialog‹ mit den Göttern inszenieren. Wenn das Volk gegen den Oberpriester murrte, wurden die Götter ›befragt‹. Etwa: ›Oh Ihr Götter! Soll das Volk dem Oberpriester weiterhin gehorchen, so lasst Eure Stimme erschallen!‹ Daraufhin wurden Schleusen geöffnet, Wassermassen strömten in die unterirdischen Gänge und lautes Rauschen kam aus dem Leib der Erde. Das war für die Gläubigen ein eindeutiges Zeichen, gesandt von den mächtigen Göttern!«

Solche reichlich spekulativen Gedanken »meines« Archäologen übertreffen selbst kühnste Spekulationen der »Prä-Astronautik«-Gilde. Übrigens: Es sind gerade die selbsternannten Skeptiker, die Erich von Däniken und Co. abstruse Behauptungen unterstellen, um sie dann genüsslich zu »widerlegen«. Das erkennt freilich nicht, wer auf die Lektüre der Bücher von Erich von Däniken und Co. verzichtet. So wird Erich von Däniken von der angeblich »wissenschaftlichen« Seite immer wieder »widerlegt«, etwa in Sachen Nasca. Da macht man sich lustig über den Bestsellerautor aus der Schweiz, der angeblich behauptet habe, die riesigen Bilder in der Wüstenebene von Nasca seien Landebahnen der Außerirdischen gewesen (2). Wer Erich von Däniken gelesen hat, der weiß: So einen hanebüchenen Unsinn hat der weltweit bekannteste Vertreter der Theorie von den »Astronautengöttern« niemals behauptet.

Eine besondere Erinnerung hat sich mir eingeprägt: Wie ich als Bub mit meinem Vater immer mal wieder den Staffelberg bei Staffelstein erklommen habe. Manchmal gingen wir bewusst abseits vom Weg durchs Gestrüpp und Unterholz und entdeckten da und dort deutlich zu erkennende Reste der einstigen Wallanlage. Errichtet haben die Kelten eine Stadt auf dem Plateau des Berges und rundherum ein komplexes System von Wallanlagen. Im Sommer 2018 wurden die unterirdischen Spuren eines großen Tores in dieser Wallanlage ausgegraben. Erbaut haben es die Kelten vor zwei Jahrtausenden. Und wenn wir von unseren Staffelbergexkursionen nach Hause zurückkehrten, dann erzählte mir meine Urgroßmutter Hedwig Welsch Sagen von Querkeles-Zwergen, die einst in der Höhle im Staffelberg hausten und den Menschen halfen, wo sie nur konnte. »Kleine Oma«, so nannten wir Hedwig, verstarb am 9.12.1971 im Alter von 90 Jahren. Mein Urgroßvater Lorenz Welsch verließ diese Welt bereits am 10.06.1958 im Alter von 79 Jahren.

Meine Urgroßmutter erzählte mir gelegentlich gruselige Geschichten von »Jenseitigen«, die zeitweise ins Reich der Lebenden zurückkehren konnten. Schon als Kind, ich bin im oberfränkischen Geburtsort Michelau aufgewachsen, faszinierten mich solche Stories, in denen es um Möglichkeit ging, die Grenze zwischen Leben und Tod zu überwinden, und das in beide Richtungen.

In seinen stets gut besuchten Vorträgen rezitiert der Heimatdichter Andreas Motschmann, Staffelstein, eine geheimnisvolle Sage zum Thema Totenreich. Nicht nur die Mythen der Vorzeit haben es verdient als Erbgut der Menschheit erhalten zu werden, auch die häufig nur mündlich überlieferten Sagen der eigenen Heimat dürfen nicht sterben. Ich darf aus der von Elisabeth und Konrad Radunz herausgegebenen Sammlung »Sagen und Legenden des Lichtenfelser Landes« (3) zitieren:

»Vor langer Zeit wohnte eine fleißige Magd mit ihrem Söhnchen bei einem Bauern in Wallersberg, dem Ort über der Weihersmühle. Es war gerade Sommer und die Ernte sollte eingebracht werden. Der Bauer, die Bäuerin, der Knecht und auch die Magd schickten sich an einem heißen Augusttag an, mit ihren Sensen und Sicheln aufs Feld zu gehen, um das Getreide zu schneiden. Um den Weg abzukürzen, wählten sie einen schmalen Feldrain, der zwischen zwei Getreidefeldern lag. Der Bauer und der Knecht schritten schnell voran, während die Bäuerin und die Magd, der ihr fünfjähriges Knäblein gefolgt war, zwischen den hohen Getreidehalmen langsam vorankamen.«

Vergeblich forderte ihn die Mutter zur Eile auf. Der Bub blieb immer wieder stehen und pflückte Blumen Er fiel immer weiter zurück - und war plötzlich verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt. Verzweifelt wurde er gesucht, doch vergeblich. »Jahre gingen ins Land. Im Dorf hat man oft von dem verschwundenen Knaben gesprochen. Nach genau zehn Jahren aber, als die Magd denselben Feldrain entlangging wie damals, als sie das Kind verloren, trat ihr an der Stelle, an der die meisten Kornblumen wuchsen, ein Jüngling entgegen. Es war ihr verschollener Bub. Auf die Frage der erschrocken und doch überglücklichen Mutter, wie das alles zugegangen sei, erzählte ihr der Junge von seinem seltsamen Erlebnis.« Das Kind hatte zehn Jahre im Jenseits verbracht, das nach der alten fränkischen Überlieferung räumlich sehr nah gewesen sein muss. Der Jüngling erzählte:

»Als ich mit meinem Kornblumenstrauß zu dir laufen wollte, stand ich plötzlich vor einem großen Felsentor. Unter diesem war ein Mann, der mir freundlich zunickte. Ich sollte es gut bei ihm haben, ich sollte weder Hunger noch Durst leiden, sollte alle Tage sechs Kreuzer bekommen und alle Jahre ein paar Schuhe. Nur eines musste ich ihm versprechen, dass ich das Felsentor öffnen sollte, sobald von der Kirche ein Leichenzug zum Friedhof geläutet wurde. Auch durfte ich mit den Vorbeigehenden nicht reden, noch ihnen nachsehen, wohin sie gingen.«

Der Knabe willigte ein und übernahm die ihm zugeteilte Aufgabe. Bald wird deutlich, dass es sich bei dem steinernen Tor von Wallersberg um den Eingang ins Jenseits handelte. Lassen wir den Erzähler wieder zu Wort kommen: »So bin ich geblieben und es ging mir gut. Da sind viele Bekannte von Wallersberg und Amstein an mir vorübergegangen. Zuletzt gar der Herr Pfarrer. Da wollte ich doch schauen, wohin er gehen wollte und ich schaute ihm nach. Da sah ich eine große Stube, in der saßen alle die Bekannten, die ihm vorausgegangen waren und viele Leute, die ich nicht kannte.«

Damit hatte der Knabe dem Verbot zuwidergehandelt und gesehen, wohin die Toten gingen. Er durfte nicht länger bleiben und musste durch das Tor in die Welt der Lebenden zurückkehren. Dazu der grenzwissenschaftliche Bestsellerautor Jacques Bergier zum Verfasser:

»Seit Jahrtausenden fürchtet sich der Mensch vor dem Tod. Wir kennen schon aus der griechischen Antike Sagen wie die von Orpheus, der in die Unterwelt vordrang, um seine verstorbene Geliebte Eurydike zurück in die Welt der Lebenden zu holen. Ein lebender Mensch dringt in das Reich der Toten ein. Das Gegenstück dazu sind dann ohne Zweifel Albträume von den Zombies! Sie handeln von monströsen Kreaturen der Nacht, die aus der Welt der Finsternis in die des Lichts eindringen! Jetzt sind es die Toten, die die Lebenden besuchen.«

Fußnoten

(1) Klitzke, Axel: »Pyramiden: Wissensträger aus Stein«, Govinda Verlag, Jestetten Januar 2006

(2) Gadow, Gerhard: »Erinnerungen an die Wirklichkeit/ Sonderdruck der SAN-Nachrichten von Gerhard Gadow/ Ein Kommentar zum Däniken Bestseller«, Berlin 1979

(3) »Meister-Druck«, Lichtenfels 1996

2. Kelten, Maria und eine Heidenkirche

»Die Pfarrei St. Johann ist die alte Pfarrei Adelhausen-Wiehre. Die Entstehung dieser beiden Gemeinden geht in jene Zeiten zurück, da unsere Gegend von dem weit verbreiteten Volke der Kelten besiedelt war. Das beweist schon der Name der ältesten Kirche St. Einbetta. Jedenfalls wurden Adelhausen und die Wiehre schon in Urkunden vom Kloster St. Gallen vor über tausend Jahren erwähnt, also in einer Zeit, da an die Stadt Freiburg noch nicht zu denken war.« So (1) steht’s im Büchlein »Kirche und Pfarrei St. Johann Baptist zu Freiburg i. Br.«, zusammengetragen von Prälat Dr. Ernst Föhr, Pfarrer an St. Johann.

In Adelhausen strömten die Gläubigen in die »zu Ehren der Heiligen Perpetua eingeweihte Pfarrkirche«, wie Hochwürden Föhr zu vermelden weiß. Weiter lesen wir (2): »Diese wird in den alten Urkunden die Kilch zu St. Einbetten genannt.« (3) Unschwer ist im Namen »St. Einbetten« eine der drei Heiligen Bethen zu erkennen, die ihrerseits heidnische Göttinnen in christlichem Gewand waren. Lesen wir nach bei Prälat Dr. Ernst Föhr (4):

»Die Kirche der zwei Gemeinden (Adelhausen und Wiehre) stammt aus der Zeit, als Missionare die Bewohner, meist Kelten, zum christlichen Glauben bekehrten. Zur Zeit der Stadtgründung im Jahre 1120 stand in der Wiehre ein Gotteshaus. Mittelpunkt des Dorfes Adelhausen war die Sankt-Einbeten-Kirche; sie war zugleich die Kultstätte beider Gemeinden. St. Einbet ist eine der Jungfrauen aus der legendären Schar der Begleiterinnen der Heiligen Ursula. Der Name Sankt-Einbeten-Kirche spricht für das hohe Alter der Kultstätte.«

Auf meinen Reisen durch Zentral und Südamerika erfuhr ich immer wieder, dass christliche Kirchen just dort errichtet wurden, wo einst »heidnische Kultstätten« Pilger anlockten. Klaus-Rüdiger Mai (5): »Der Inbegriff des Christentums, die Theologie der Jungfrau Maria, ist im Grunde nicht christlichen Ursprungs, sondern eine Camouflage wesentlich älterer Kulte, nämlich der Kulte der Magna Mater, der Inanna, der Astarte, der Demeter, der Kybele oder Ceres, der großen … irdischen und unterirdischen Mutter- und Fruchtbarkeitsgottheiten der heidnischen Welt.«

Ein Beispiel: Heute Pilgern Jahr für Jahr Millionen in einen Vorort von Mexico-City, um der »Maria von Guadalupe« zu huldigen. Die christliche Gottesmutter hatte eine heidnische Vorgängerin: Göttin Tonantzin der Azteken. Tonantzin trug den Beinamen »Unsere Heilige Mutter«. Aus Tonantzin wurde Maria. Das ist keine Spekulation, sondern Fakt! Denn Maria von Guadalupe wird auch heute noch in der Nahuatl-Sprache »Tonantzin« genannt. Professor Sandstrom weist darauf hin, dass viele Nachkommen der Azteken Maria von Guadalupe für die zurückkehrende Tonantzin gehalten haben.

Die moderne Kathedrale von Guadalupe

Kurz zum göttlichen Stammbaum: Tonatiuh war ein Sonnengott der Azteken, seine Mutter war Tonantzin. Ihr wurden keine blutigen Tieropfer, sondern Blumen und Früchte dargeboten. Zurück zu Maria, der christlichen Gottesmutter. Die christlichen Maria aber wurde als »Schlangenzertreterin« gepriesen. Aus der einst positiv bewerteten Schlange wurde das böse Reptil der Sünde. Interessant ist, dass in Mexiko die Gottesmutter als »Schlangenzertreterin« tituliert wird, während doch im Christentum Jesus als der Sohn Gottes beschrieben wird, der der Schlange (dem Teufel) den Kopf zermalmt.

Im »Museo Nacional de Antropologia«, Mexico City, stand ich vor einer steinernen Statue der »Göttermutter« Teteo Innan. Sie wurde in vorchristlichen Zeiten just dort verehrt, wo heute zur Maria von Guadalupe gebetet wird. Franziskanermönches Bernardino de Sahagún brachte Mitte des 16. Jahrhunderts einen Bericht über den Kult um Tonantzin zu Papier, der dokumentiert, was der Maria von Guadalupe vorausging (6):

»Einer von diesen (Kultplätzen) war ein kleiner Hügel, den sie (die Indios) Tepeyac und die Spanier Tepequilla nannten, und der heute ›Nuestra Señora de Guadalupe‹ heißt. An diesem Platz gab es einen Tempel, der der Mutter aller Götter geweiht war, die sie Tonantzin nannten, was ‚Unsere Mutter‘ bedeutet. Dort brachten sie viele Opfergaben zu Ehren der Göttin dar; sie kamen zu ihr aus weit entfernten Gegenden – aus mehr als 20 Meilen im Umkreis. Es kamen Männer, Frauen und Kinder zu diesem Fest.« Und aus der »Mutter aller Götter« wurde die christliche Mutter des göttlichen Sohnes, die Mutter Jesu.

Den Anhängerinnen der Muttergottheit fiel es dann besonders leicht, von Teteo Innan zu Maria zu wechseln. Allerdings wurde mir in Mexico City von zwei Priestern schmunzelnd versichert, dass so manche »Heidin« im Herzen nach wie vor Teteo Innan verehrt und »Maria« lediglich als christlichen Namen der uralten Aztekengöttin ansieht. Marias Sohn Jesus ist dann das christliche Pendant zum Sohn der Teteo Innan, zu Quetzalcoatl. Als ich den beiden Priestern von meinem Theologiestudium erzählte, wurden sie noch gesprächiger. So erfuhr ich, dass der aztekische Sohn der Göttin Quetzalcoatl gern als bärtiger Mann dargestellt wurde.

Maria von Guadalupe

Der Mediziner, Ethnologe und Ethnograph Georg Buschan(7) bringt es in seinem Werk »Altgermanische Überlieferungen« auf den Punkt, wenn er über die Motivation der missionierenden christlichen Geistlichkeit schreibt (8): »Die Geistlichkeit musste also doch gemerkt haben, dass sie bei ihren Bekehrungsversuchen durch allzu große Strenge gegen die Heiden nichts ausrichtete; sie zog es also vor, mit einer gewissen Rücksicht vorzugehen, eine Brücke zwischen der neuen Lehre und dem alten Glauben zu schlagen, ihr gleichsam ein christliches Mäntelchen umzuhängen, um dadurch das Volk besser und leichter für sich zu gewinnen.«

Statt – wie so oft – »Heidnisches« zu zerstören, ging man vielerorts geschickter vor. Georg Buschan schreibt weiter (9): »Die Kirche ließ also die heidnischen Verehrungsstätten nach Möglichkeit weiter bestehen oder, wo sie bereits zerstört waren, ließ sie an der gleichen Stelle ihr Gotteshaus aufbauen, um den Zusammenhang zwischen den alten Göttern und dem neuen Gott zu wahren. Für eine ganze Reihe von christlichen Kirchen ist nachgewiesen, dass sie auf alten heidnischen, germanischen oder auch römischen Tempelruinen entstanden sind.«

Die Bartholomäuskapelle in Paderborn

Die Spuren der vorchristlichen Heiligtümer sind freilich in unseren Breiten weitestgehend verschwunden. Zudem, so habe ich den Eindruck, geriet mehr und mehr in Vergessenheit, was einst die Kultur in unseren Breiten ausgemacht hat. Spurlos verschwunden ist das einstige Heiligtum aus heidnischen Zeiten. Es befand sich just dort, wo dann die Bartholomäuskapelle und später ein Dom gebaut wurden. Das mit unzähligen Quellen gesegnete Gebiet von Paderborn – nach dem Fluss Pader benannt – lockte gewiss schon zu vorchristlichen Zeiten Heiden in die Region. Reste einer Inschrift, die nur wenige Meter vom Dom ausgegraben wurden, deuten auf eine sakrale Stätte hin. Karl der Große rühmte sich, den Drachen besiegt zu haben. Wem wurde im heidnischen Drachenheiligtum gehuldigt, welche Göttin oder welcher Gott wurde verehrt?

Greifbare Fakten gibt es wenige. Richtig ist aber: Archäologen untersuchten penibel genau den Brandschutt, den sie bei Ausgrabungen nordöstlich der Bartholomäuskapelle sorgsam ausgruben. Dank ihrer geradezu pedantischen Geduld gelang es ihnen schließlich, Reste einer Inschrift zu entziffern. Sie mag einst einen Tempel geziert haben. Die Inschrift mag aber auch von Missionaren stammen, die das alte Heiligtum als heidnisch verabscheuten. Wie dem auch sei: Da ist von einem »Drachen« die Rede. Wurde Karl der Große als Sieger über das Heidentum der Sachsen gefeiert, als der Unterwerfer des Drachens?

Wo mag es noch heute Erinnerungen an einstige heidnische Heiligtümer geben, die stillschweigend vom Christentum übernommen wurden? Ich erinnere mich an einen Ausflug in meiner Kindheit. Gemeinsam mit den Großeltern erstieg ich den »Altenberg« bei Burgerroth in Unterfranken, Landkreis Würzburg. Staunend stand ich vor der »1000jährigen Linde« und der Kapelle, die damals auch noch unter dem Namen »Heidenkriche« bekannt gewesen sein soll. Eine geradezu furchteinflößende reliefartige Skulptur unter dem Chorerker geben Rätsel auf. Wurden sie von einem älteren Vorgängerbau übernommen? Sollen sie die heidnischen Göttinnen und Götter erschrecken und daran hindern, ins kleine christliche Gotteshaus einzudringen? Und vor allem: Was wird dargestellt? Deutlich zu erkennen ist eine Faust mit Dolch. Einen Körper scheint es nicht zu geben. Ein menschliches Haupt wird gewürgt, von wem oder was?

Von der »Heidenkirche« zum Staffelsee bei Murnau. Auch da gab’s einst heidnische Göttinnen. Auch hier begegnen wir wieder »unseren« drei Bethen! 

Fußnoten

(1) Föhr, Dr. Ernst: »Kirche und Pfarrei St. Johann Baptist zu Freiburg i. Br.«, Erolzheim 1958, S. 6

(2) Ebenda

(3) Im Original steht »Kilch zu St. Einbetten«. Druckfehler? Sollte es »Kirch zu St. Einbetten« heißen?

(4) Föhr, Dr. Ernst: »Kirche und Pfarrei St. Johann Baptist zu Freiburg i. Br.«, Erolzheim 1958, S. 7

(5) Mai, Klaus-Rüdiger: »Die geheimen Religionen/ Götter, Sterne und Ekstase«, Köln 2012, S. 124, untere Hälfte der Seite

(6) Zitat aus Wikipedia-Artikel »Tonantin«

(7) *14. April 1863 in Frankfurt/ Oder; † 6. November 1942 in Stettin

(8) Buschan, Georg: »Altgermanische Überlieferungen in Kult und Brauchtum der Deutschen«, München 1936, S. 10

(9) Ebenda

3. Eine Köpenickiade und drei Exgöttinnen

Im altehrwürdigen Dom zu Worms fotografierte ich die drei Heiligen Bethen, in Stein formvollendet verewigt. Auf meinen Reisen begegneten die drei Heiligen Madeln unter verschiedenen Namen immer wieder. Auch in Freiburg im Breisgau sind sie nach wie vor nicht vergessen.

»Am Abend des 27. November 1944 brach die Hölle über Freiburg herein!«, erklärte mir ein greiser Mann, der die Bombenangriffe auf das malerische Schwarzwaldstädtchen leibhaftig miterlebt hatte. »Ich kann mich genau erinnern. Leichter Nebel lag über der Stadt. Der Vollmond stand hoch am Himmel. Es war Adventszeit. Irgendwie schien es friedlich zu sein. 8 Uhr läuteten die Kirchenglocken. Die Stille war trügerisch. Wenige Minuten später gab es den Vor-alarm. Und fast gleichzeitig fielen die ersten Bomben vom Himmel. Lancaster-Bomber warfen Bomben ab, als gelte es, ganz Freiburg von der Karte zu tilgen. Dabei wollte man doch in erster Linie den angeblich so wichtigen Bahnhof von Freiburg zerstören.«

Der Dom zu Worms bei Nacht

Fast 3.000 Menschen starben am 27. November in Freiburg, im Bombenhagel von über 300 Lancaster-Flugzeugen, die in nur zwanzig Minuten Tausende Spreng- und Brandbomben abwarfen (1). 80 Prozent der historischen Altstadt wurden vernichtet. Von 14 527 Gebäuden blieben nur 2148 unbeschädigt. Kapellen und Kirchen wurden nicht verschont. Massiv von Bomben getroffen wurde auch das Münster zu Freiburg. Wie durch ein Wunder »überlebte« der mächtige Turm, der das berühmte Tympanon beherbergt.

Am Montag, den 7. Mai 1945, kam es im »Obersten Hauptquartier der Alliierten Expeditionsstreitkräfte« in Reims zur Unterzeichnung eines wichtigen Dokuments. Die deutsche Wehrmacht kapitulierte bedingungslos. Wenige Tage zuvor, am 21. April 1945, standen französische Truppen vor Freiburg. Die militärisch bedeutungslose, inzwischen fast vollkommen zerstörte Stadt, sollte eingenommen werden. Nur wenige verblendete Fanatiker glaubten noch an den so oft beschworenen »Endsieg«. So wurden gewaltige Sprengladungen an der Schwabentorbrücke angebracht. Der Einmarsch der französischen Truppen sollte durch Zerstörung der Brücke verhindert werden. Eine Sprengung der Brücke hätte vermutlich dazu geführt, dass Freiburg vollkommen von der Landkarte gefegt worden wäre. Da kam es zu einer echten »Köpenickiade«:

Clemens Rosset holte seine alte Hauptmannsuniform aus dem Kleiderschrank, erschien bei der Schwabentorbrücke und gab sich als »Beauftragter des Stadtkommandanten« aus. Er befahl den Soldaten, die Sprengladungen wieder abzubauen, zu entschärfen und sich zum Messplatz zurückzuziehen. So verhinderte er weiteres Blutvergießen. Sein Einsatz war alles andere als ungefährlich. Leicht hätte Clemens Rosset als Wehrkraftzersetzer erschossen werden können.

Anders als das Münster von Freiburg überstand die Pfarrkirche »St. Cyriak und Perpetua« die massiven Luftangriffe vom 27. November 1944 unbeschadet. Bereits 1748 war auf dem Adelhauser Friedhof nach Fundamenten einer alten Kirche gesucht worden. Man wurde fündig. Und so beschloss man, auf den Resten der Mauern neu zu bauen. Die Barockkirche, so ist es verlässlichen Dokumenten zu entnehmen, wurde anno 1753 begonnen. »St. Cyriak und Perpetua« wurde sie genannt. Im Volksmund hieß das kleine Gotteshaus »Annakirche«, weil es auf dem »Annaplatz« errichtet worden war.

Wie so häufig wurden die ältesten christlichen Kirchen auf einst heidnischen Sakralplätzen gebaut. Rund ein Jahrhundert vor der Stadtgründung von Freiburg gab es die Dörfer Wiehre und Adelhausen. Sie verschmolzen während des »Dreißigjährigen Krieges« anno 1643 zu einer Gemeinde. Der Name Wiehre setzte sich für das »neue« Dorf durch. Erst 1826 kam es zur Eingemeindung und aus dem selbständigen Dorf wurde schließlich ein Ortsteil von Freiburg. Und just dort soll es einst ein heidnisches Heiligtum gegeben haben. Es gab offenbar einst eine heidnische Pilgerstätte, die schließlich christianisiert wurde. Mag sein, und ich halte das für eine realistische Annahme, dass es Göttinnen waren, die hier einst verehrt und angebetet wurden. Aus ihnen wurden Einebth, Wilbeth und Worbeth, die »drei Heiligen Jungfrauen«, auch »die drei Heiligen Bethen« genannt.

Ambeth, Borbeth und Willebede von Worms

Der kleine Kirchführer »Freiburg im Breisgau/ St. Cyriak und Perpetua« vermeldet (2): »Besonders in Pestzeiten pilgerten die verängstigten Menschen scharenweise zu den Heiligtümern der als christliche Nothelferin angerufenen Einbeth. Ihr Kult entwickelte sich in Straßburg und drang seit dem Ende des 12. Jahrhunderts in den südwestdeutschen Sprachraum vor. Nach der Legende, auf die auch vorchristliche Mythen eingewirkt hatten, sei die (nie heiliggesprochene) Einbeth mit ihren Kultgenossinnen im Gefolge der Heiligen Ursula nach Straßburg gekommen.«

Ich halte diese Beschreibung für richtig, wenngleich meiner Meinung nach es nicht vorchristliche Mythen waren, die auf eine christliche Legende einwirkten. Vielmehr war es eine alte heidnische Legende, die christlich eingefärbt wurde.

Die Geschichte von Freiburg und Umgebung ist verwirrend. Die Region war über Jahrhunderte heftig umkämpft. Es folgte Krieg auf Krieg, die Herrschaftsverhältnisse änderten sich immer wieder. Was mich aber mehr interessiert als die Militärpolitik der vielen Jahrhunderte, dass ist der Wandel in Sachen Religion vom Heidentum zum Christentum. Wie so oft konnte älterer, heidnischer Glauben nicht ausgemerzt werden. So versuchte man durch Verschleppung von »Heiligen« aus heidnischen in christliche Zeiten möglichst vielen Gläubigen den Wechsel zum Christentum zu erleichtern.

An Stelle der heutigen Kirche »St. Cyriak und Perpetua« stand früher die Kirche St. Einbeth, die ihrerseits ein heidnisches Heiligtum ablöste. Wie viele heidnische Kultplätze man es in vorchristlichen Zeiten in deutschen Gefilden gegeben haben? Wir wissen es nicht. Jahrhunderte der Christianisierung ließen sie in Vergessenheit geraten, nur die »drei Bethen« erinnern noch an sie.

Ambeth

Borbeth

An der Stelle der heutigen Kirche »St. Cyriak und Perpetua« stand im 13. Jahrhundert ein der »St. Einbeth« gewidmetes Gotteshaus. In Zeilarn, Gemarkung Schildthurn, Niederbayern, ragt der höchste Dorfkirchturm Bayerns 78 Meter hoch in den Himmel. Benannt wurde das Gotteshaus nach dem Heiligen Ägidius. Nebenpatrone sind bis auf den heutigen Tag die drei Heiligen Jungfrauen Einbeth, Wilbeth und Warbeth. Nach Max Heuwieser verehrte man hier einst die heidnischen Nornen, die den Frauen bei Geburten zur Seite standen. Max Heuwieser (1878-1944), Geistlicher und Hochschulprofessor, gilt nach wie vor als kenntnisreicher Heimat- und Geschichtsforscher.

Nach wie vor verehrt werden die drei Bethen auch in der »Kirche St. Tertulin« in Schlehdorf am Kochelsee. Und das wohl seit Mitte des 14. Jahrhunderts. Ihre Namen wurden als Wolbeth, Walbeth und Vilbeth überliefert. Aus dem 18. Jahrhundert (?) stammen ihre Statuetten, die den »Frauenaltar« zieren. Mag sein, dass nur der Altar so relativ jung ist, die drei Heiligenfiguren aber älter sind. Eine der Drei hält – wie ihre steinernen Pendants in Worms – ein Buch. Alle drei sind als Heilige dargestellt: jede verfügt über einen Strahlenkranz. Heilige Frauen, die als Attribut ein Buch tragen sind nach alter Symbolik Wissende, die mit uralten Mysterien vertraut sind, also altehrwürdige Eingeweihte.

Willebede

Auch in Leutstetten wird fündig, wer nach den Heiligen drei Madeln sucht. Leutstetten war einst eine eigenständige Gemeinde in Oberbayern. Anno 1978 aber kam’s zur Gebietsreform in Bayern, Leutstetten wurde der Stadt Starnberg eingemeindet. Drei Kronen in Weiß auf blauem Grund zieren das Wappen von Leutstetten – eine Erinnerung an die drei Heiligen Bethen? Selbständig war auch einst das Dörfchen Einbettl bei Leutstetten. In der Kapelle von Einbettl genoss ein Gemälde in der Bevölkerung religiöse Verehrung. Es zeigte – wen wundert’s? – die drei Heiligen Bethen. Der Name des Dorfes Einbettl geht offensichtlich auf eine der drei Bethen, natürlich auf Einbeth, zurück.

Im altehrwürdigen Dom zu Worms fotografierte ich die drei Heiligen Bethen, in Stein formvollendet verewigt. Vorläufer dieser christlichen weiblichen Triade waren keltische Muttergöttinnen, die als Triaden verehrt wurden. Bis 1968 konnte man die drei Bethen noch im römisch-katholischen Heiligenkalender finden. Am 16. September wurden sie am »Bethentag« gefeiert. Noch heute soll in Meransen, Südtirol, eine Prozession zu Ehren der drei Bethen abgehalten werden. Und man findet sie nach wie vor – freilich versteckt – in uns vertrauten Märchen. In Schneewittchen wird auf die Drei angespielt: »Hätt‘ ich nur ein Kind, so weiß wie Schnee, so rot wie Blut und so schwarz wie Ebenholz.« Weiß, rot und schwarz sind die drei Farben der drei Bethen.

Es lohnt sich, den Dom zu Worms zu besichtigen und den drei Bethen einen Besuch abzustatten. Es lohnt sich aber auch, überall nach den drei Bethen zu suchen, in Kirchen und Kapellen, in altem Brauchtum und langsam in Vergessenheit geratenden lokalen Überlieferungen, in Märchen und in Sagen.

Ein Hinweis möge zum eigenständigen Recherchieren anregen: Im Umfeld von Murnau kennt man seit alters her die »drei adeligen Jungfrauen«, die im Volksglauben da und dort im deutschsprachigen Raum den Ehrentitel »die drei Ewigen« tragen. Gerade dieser Name kann sehr wohl auf den weit in der Vergangenheit liegenden Ursprung der heidnischen »Bethen« verstanden werden.

Wer, nein was sind die heiligen drei Bethen? Es sind Exgöttinnen, die in Heilige verwandelt wurden, nachdem viele Christen den Glauben an die drei Himmlischen nicht aufgeben wollten!

Literaturempfehlungen zum Themenkomplex »Freiburger Münster«

Adam, Ernst: »Das Freiburger Münster«, Reihe »Große Bauten Europas«, 3. Auflage, Stuttgart 1981

Adam, Ernst: »Der Turm des Freiburger Münsters«, Artikel erschienen in »Schau ins Land/ Zeitschrift des Breisgau Geschichtsvereins«, Ausgabe 73, 1955, Seite 65

»Freiburger Münsterbauverein« (Hrsg.): »Baustelle Gotik/ Das Freiburger Münster«, 2., durchgesehene Auflage, Petersberg 2014

»Freiburger Münsterverein« (Hrsg.): Das Freiburger Münster, Regensburg, 2. erweiterte Auflage, 2011

Hart, Wolf: »Die Skulpturen des Freiburger Münsters«, Freiburg 1975

Herre, Chr. Louis: »Okkulte Symbolik des XIII. Jahrhunderts/ Der wissenschaftlich-philosophische und religiöse Ideengehalt der Bauhüttensymbolik des XIII. Jahrhunderts«, Freiburg i. Br., 2. Auflage 1922

Nußbaum, Norbert: »Deutsche Kirchenbaukunst der Gotik/ Entwicklung und Bauformen«, 2. Auflage, Darmstadt 1994

Spath, Emil: »Das Tor zum Leben/ Die Hauptportalhalle des Freiburger Münsters«, Lindenberg 2004

Fußnoten

(1) Die Zahlenangaben zu den am 27. November 1944 abgeworfenen Bomben variieren erheblich. So werden, je nach Quelle, zwischen 14 000 und 150 000 Bomben vermeldet.

(2) Brommer, Hermann: »Freiburg i. Br. – Katholische Pfarrkirche St. Cyriak und Perpetua«, Verlag Schnell & Steiner, München/Zürich 1980

4. Ein mysteriöses Gemälde im Dom

Gibt es im Dom von Limburg die Darstellung eines UFOs? Teil 1

Dan (eigentlich Daniel) Brown (*22.06.1964 in Exeter, New Hampshire) hat »Professor Robert Langdon« weltberühmt gemacht. Der fiktive »Professor an der Harvard Universität« ist der Held in fünf Romanen aus der Feder von Dan Brown. »Professor Langdon« triumphierte besonders in »Sakrileg«. Mit dem Spürsinn eines Sherlock Holmes entschlüsselte er geheime Botschaften, die zum Beispiel in sakralen Kunstwerken versteckt wurden, zum Beispiel von Leonardo da Vinci. »Professor Langdon«, der in den Romanen als kundiger »Symbologe« vorgestellt wird, hätte gewiss an einem Gemälde seine helle Freude, das im Dom zu Limburg zu finden ist. Das Forschungsgebiet der »Symbologie« gibt es nicht, aber das Gemälde im Dom zu Limburg ist höchst real. Lautet seine Botschaft: Der biblische Prophet Daniel will uns auf eine »UFO-Sichtung« aufmerksam machen? Nehmen wir das Gemälde im Dom zu Limburg genau unter die Lupe. Entziffern wie gemeinsam schwer lesbare, zum Teil abgekürzte Texte in lateinischer Sprache. Wir übersetzen die Texte, die uns auch zum »UFO« des Propheten Daniel führen. Am Schluss können Sie, liebe Leserinnen und Leser, selbst entscheiden: Zeigt uns der Prophet Daniel ein »UFO« oder nicht?

Der Dom zu Limburg um etwa 1920