Montessori - Ideen für zu Hause - Chiara Piroddi - E-Book

Montessori - Ideen für zu Hause E-Book

Chiara Piroddi

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Beschreibung

Montessori für ein kinderfreundliches Zuhause

Chiara Piroddi, Psychologin mit entwicklungskognitiver Ausrichtung, kombiniert die Grundsätze der Montessori-Pädagogik mit praktischen Anregungen für ein Zuhause, das den Bedürfnissen von Kindern entspricht – es wird erkundet, gefühlt, geschmeckt, gerochen, gespürt. Kinder im Alter von 1 bis 6 Jahren lernen zu Hause mit einfachen Mitteln ihre Umgebung und ihre Beziehung zu ihrer Umwelt kennen und bilden so Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit aus. Die Anleitungen, Spiel- und Bastelideen werden gestützt durch Fotos und Symbole zu Schwierigkeitsgrad, Alter und Bedarf an Hilfestellung. Darüber hinaus verbindet Chiara Piroddi die ursprünglichen Prinzipien von Maria Montessori mit den Erkenntnissen jüngster neurowissenschaftlicher Forschung und unterstreicht damit, wie zeitgemäß die Methode nach wie vor ist.

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Seitenzahl: 134

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Die Erziehung eines Kindes ist eine ebenso wichtige wie komplexe Herausforderung. Inspiriert von den Prinzipien der Montessori-Methode, kombiniert die Psychologin Chiara Piroddi interessante Denkanstöße und praktische Vorschläge für Tätigkeiten zu Hause und im Freien, die die kindliche Entwicklung bestmöglich fördern, indem sie Kinder in ihrer Selbstständigkeit und inneren Sicherheit bestärken.

Auf eine kurze Einführung in die Ursprünge und Grundlagen der Montessori-Erziehung folgen Hinweise, wie Eltern die Lernfenster der eigenen Kinder am besten erkennen, welche Haltung sie im gemeinsamen Spiel einnehmen, welche spielerischen Tätigkeiten sie vorbereiten und vorschlagen können und wie sie zu Hause ein für die Bedürfnisse der Kinder geeignetes Umfeld schaffen.

Der Montessori-Ansatz wird hier jedem zugänglich – dank konkreter Beispiele, Bilder, Empfehlungen und Strategien für eine einfache Anwendung zu Hause und im Alltag. So kann jeder seine Kinder mit der Montessori-Methode aufwachsen lassen.

Chiara Piroddiist Psychologin, spezialisiert auf Neuropsychologie und kognitive Verhaltenstherapie. Nach ihrem Psychologiestudium an der Università degli Studi di Pavia arbeitete sie dort als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Dozentin. Ihre klinischen Erfahrungen sammelte sie seit 2008 im Krankenhaus Niguarda Ca‘ Granda in Mailand, wo sie mit Kindern unterschiedlichen Alters mit mentalen und psychischen Behinderungen und Lernstörungen arbeitete.

Derzeit ist sie als Psychotherapeutin in privater Praxis tätig. Sie ist Autorin wissenschaftlicher Publikationen über Neuropsychologie und hat bereits mehrere Montessori- Mitmach-Hefte veröffentlicht, die auch auf Deutsch erschienen sind.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

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Die Originalausgabe erschien unter dem Titel Montessori a casa mia. Consigli e attività per crescere, giocare e imparare insieme bei White Star s.r.l., Mailand, Italien.

Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2020 Kösel-Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München

Originally published by WS White Star Publishers® a registered trademark property of White Star s.r.l.

Copyright © 2019 White Star s.r.l., Piazzale Luigi Cadorna, 6, 20123 Milan, Italy, www.whitestar.it

Alle Rechte vorbehalten

E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

Umschlag: Weiss Werkstatt München

Umschlagmotive: U1: © 123rf.com (Sergii Moskaliuk; Iuliia Burlachenko; Luo Hongzhi);

© Bennian; StudioPhotoDFlorez / Shutterstock.com; © Archivio White Star

U4: © Mikhail Rulkov/123rf.com

Grafikdesign: Maria Cucchi

ISBN 978-3-641-26371-3V001

www.koesel.de

MONTESSORI

IDEEN FÜR ZU HAUSE

Kreative Anleitungen für Kinder von 1 bis 6

Texte von Chiara Piroddi

Aus dem Italienischen von Judith Elze

Inhalt

Einleitung

Historisches

MARIA MONTESSORI UND DIE GEBURT EINER NEUEN PÄDAGOGIK

Das Denken Montessoris

EINE NEUE PÄDAGOGIK

Ein Reisender im Leben

Mit Disziplin zur Freiheit erziehen

Die vier Entwicklungsphasen

Die sensiblen Phasen

Kinder mit der Montessori-Methode aufwachsen lassen

REFLEXIONEN ZUR METHODE

Die drei Pfeiler der Montessori-Erziehung

Der vorbereitete Erwachsene

Die vorbereitete Umgebung

Ein kindgerechtes Zuhause

Das vorbereitete Material

Montessori von Eltern umgesetzt: Material und Tätigkeiten für zu Hause

Spiele und Spielzeug Montessori-gerecht

Wie spielen wir am besten mit unserem Kind

Vorschläge für Tätigkeiten

Lernen mit den Sinneserfahrungen

Erfahrungen des praktischen Lebens

Aktivitäten im Freien

Quellen und Bildnachweis

Einleitung

Die Erziehung eines Kindes ist eine ebenso wichtige wie komplexe Herausforderung. Heute stehen alle möglichen Anreize zur Verfügung, damit das Kind seine kognitiven Fähigkeiten ausprobieren und entwickeln kann. Doch welche Art und Weise ist die beste und welche Materialien sind am geeignetsten, um diese Entwicklung zu begünstigen? Welche Erziehungsmethode ist für das Kind am effektivsten?

Maria Montessori entwarf ihr pädagogisches Konzept ausgehend von einer Reflexion über die Bedeutung der Kindererziehung und ihres unschätzbaren Wertes für die Gesellschaft, denn sie bildet die Grundlage für ein friedliches Leben in einer besseren Welt.

»Dem Kind sind unbekannte Kräfte mitgegeben, die in eine hellere Zukunft führen können. Wenn wirklich eine Erneuerung angestrebt werden soll, muss die Entwicklung der Potenzen, die im Menschen liegen, Aufgabe der Erziehung sein.«

Das Kind hat ein grenzenloses kognitives und emotionales Potenzial, das in einer von Vertrauen, Respekt und Liebe getragenen Beziehung den Raum und die Möglichkeit hat, sich optimal zu entfalten.

Laut Montessori versteht es ein verantwortungsvoller Erwachsener, der die eigenen Schwächen und Stärken kennt, geduldiger Beobachter, erfahrenes Vorbild und liebevolle Führung zu sein, und schafft so die besten Voraussetzungen für das Kind, damit es Sicherheit sowie ein Gefühl von Selbstwirksamkeit und Autonomie entwickeln kann.

Inspiriert von den Prinzipien der Montessori-Methode, bietet das vorliegende Buch Eltern von Kindern zwischen einem und sechs Jahren interessante Denkanstöße und praktische Vorschläge für Tätigkeiten zu Hause und im Freien, die die Entwicklung der Kinder bestmöglich fördern, indem sie sie in ihrer Selbstständigkeit und inneren Sicherheit bestärken. Nach einer kurzen Einführung in die Ursprünge und Grundlagen der Montessori-Methode folgen Hinweise, wie Eltern die Lernfenster der eigenen Kinder am besten erkennen, welche Haltung sie im gemeinsamen Spiel einnehmen, welche spielerischen Tätigkeiten sie herstellen und vorschlagen können, wie sie die im Handel vorhandenen Spiele an die Montessori-Prinzipien anpassen und zu Hause ein für die Bedürfnisse der Kinder geeignetes Umfeld schaffen können.

Der Montessori-Ansatz wird hier jedem zugänglich – dank konkreter Beispiele, Bilder, Empfehlungen und Strategien für eine einfache Anwendung zu Hause und im Alltag.

Historisches

Maria Montessori und die Geburt einer neuen Pädagogik

Maria Tecla Artemisia Montessori wurde am 31. August 1870 in Chiaravalle bei Ancona geboren. Sie war eine vielseitige, zähe und höchst intelligente Wissenschaftlerin, die die Forschung liebte und als erste Frau in Italien ein Medizinstudium abschloss. Sie bildete sich in Pädagogik, Neuropsychiatrie und Anthropologie und setzte sich als glühende Feministin stets für ihre Ideale ein. Sie konzentrierte sich lebenslang vor allem auf soziale und kulturelle Themen, wobei sie sich den ärmsten Schichten und den Rechten der Frauen widmete. Sie war eine Verfechterin von Frauenemanzipation und Friedensvorschlägen, ohne je politisch Partei zu ergreifen. Stattdessen versuchte sie, die politischen Führungskräfte zum Nachdenken und zu innovativen Lösungen für eine bessere Gesellschaft anzuregen.

Dank ihres Wissensdrangs und Unternehmungsgeists, einer Sensibilität für soziale Themen und der Liebe zu Kindern war sie viel in Europa und den USA unterwegs und verbrachte ihr Leben mit Studium und Forschung. Mit ihren Erkenntnissen über das Kind und den entsprechenden Erziehungsmethoden hinterlässt sie ein immenses kulturelles Erbe.

Maria Montessori wuchs in einer bildungsbürgerlichen, katholischen Familie auf und machte sich später die Ideale des liberalen Risorgimento und des Kampfes gegen den Totalitarismus zu eigen. Ihr Vater Alessandro Montessori, der aus Ferrara stammte, war ein Beamter des Finanzministeriums. Die Mutter Renilde Stoppani kam aus einer Familie kleiner Grundbesitzer aus den Marken. Eines ihrer wichtigsten Vorbilder war ihr Onkel Antonio Stoppani, ein Abt und Wissenschaftler, der sich von früh an um die Vereinbarkeit von Glauben und Wissenschaft bemühte. Die junge Maria Montessori orientierte sich in ihrer Ausrichtung aufs Studium und ihrem leidenschaftlichen Wissensdurst an ihm.

Ihre Kindheit verbrachte sie in Florenz und Rom, wo sich die Familie 1875 niederließ. Sie lernte gern und strebte zunächst ein Ingenieursstudium an.

Nachdem sie jedoch von 1883 bis 1886 eine technisch ausgerichtete Schule besucht hatte, merkte sie, dass dies nicht ihren Neigungen entsprach. Nach dem Abitur begannen die Auseinandersetzungen mit ihrem Vater, der wollte, dass seine Tochter Lehrerin wird. Dies entsprach aber nicht den Interessen der jungen Maria, die unbedingt Biologie studieren wollte. Damals war jedoch eine Anmeldung zum Studium an der Medizinischen Fakultät Abgängern des klassischen Gymnasiums vorbehalten. Also schrieb sich Maria 1890 an der Fakultät für Naturwissenschaften ein und wechselte zwei Jahre darauf an die medizinische Fakultät.

Maria Montessori im Jahr 1951, als die von ihr entwickelte Methode längst international Verbreitung gefunden hatte, mit den kleinen Schülern einer Londoner Schule.

Nach Abschluss des Medizinstudiums lernte sie 1895 ihren Kollegen Giuseppe Montesano kennen (den späteren Vater ihres Sohnes Mario). Durch diese Begegnung spezialisierte sie sich an der Psychiatrischen Klinik der Universität Rom auf Neuropsychiatrie. So begann sie ihre Laufbahn als Forscherin, mit Schwerpunkt zunächst auf den in den ärmsten Stadtteilen Roms vorhandenen Bakterien und Krankheiten, später auch auf Geisteskrankheiten.

Um 1900 startete sie ein Forschungsprojekt im römischen »Irrenhaus« Santa Maria della Pietà, wo sich neben Erwachsenen mit psychiatrischen Erkrankungen auch emotional extrem vernachlässigte Kinder mit Behinderungen oder Verhaltensstörungen befanden. Montessori merkte schnell, dass die im Irrenhaus eingesetzten Erziehungsmethoden den psychophysischen Fähigkeiten dieser kleinen Wesen nicht entsprachen und widmete ihnen mit Liebe und Menschenfreundlichkeit ihre ganze Aufmerksamkeit.

So entwickelte sich ihr tiefes Interesse für Kinder mit geistiger Behinderung, wobei sie sich vor allem von den Werken Jean Marc Gaspard Itards und Édouard Séguins inspirieren ließ.

Ein Bild vom Alltag einer Montessori-Schule in den USA.

Um 1912 war die American Montessori Society in der Gesellschaft fest verankert.

In der Zwischenzeit fanden weltweit politische Kämpfe um Bürgerrechte und soziale Errungenschaften statt. Maria Montessori begann, sich für die Emanzipation der Frau zu interessieren, und nahm 1896 in Berlin am ersten Kongress des International Council of Women zu den Rechten der Frau teil. Zeitlebens setzte sie sich für die Frauenrechte ein und stand bei Demonstrationen und feministischen Kongressen stets an vorderster Front.

Am 31. März 1898 brachte sie ihren Sohn Mario zur Welt, der aus der Beziehung mit Montesano hervorgegangen war. Die Beziehung mit dem Kollegen blieb lange geheim, da sie in den Wissenschaftskreisen nicht gut aufgenommen worden wäre. Folglich musste auch der Sohn in aller Heimlichkeit geboren werden und wurde sogleich in Pflege gegeben. Erst 1913 bekam sie ihn zurück.

Im September 1898 nahm Montessori am Pädagogischen Kongress in Turin teil. Dort hielt sie eine wichtige Rede über die Beziehung von Medizin und Pädagogik und trat erstmals für eine Erziehung ein, die spezifisch auf Kinder mit geistigen Problemen ausgerichtet sein sollte. Es war ihr Versuch, die öffentliche Meinung für das Thema zu sensibilisieren.

Und sie erreichte ihr Ziel. Im Jahr 1906 wurde ihr die Organisation eines Kindergartens für die Arbeiterkinder in einem der neuen Sozialwohnungshäuser in Rom übertragen. So entstanden die ersten Kinderhäuser, in denen sich die Montessori-Erziehung konkretisieren konnte. Das erste Haus wurde am 6. Januar 1907 eröffnet, das zweite am 7. April desselben Jahres und 1908 eröffnete ihre treue Schülerin Anna Maria Maccheroni ein weiteres in Mailand. Diese neuen Schulen wurden so eingerichtet, dass das Kind sie als ihm gemäß empfinden konnte, daher der Name Kinderhaus.

1909 wurde in Rom ein viertes Kinderhaus beim Franziskanerinnen-Orden »Suore Missionarie francescane di Maria« eröffnet, um Kinder unterzubringen, die durch das Erdbeben 1908 in Messina und Reggio Calabria zu Waisen geworden waren. Die Ordensschwestern führten dort die Tätigkeiten des praktischen Lebens ein, die später wiederum zentraler Bestandteil der Montessori-Methode werden sollten.

Aus all diesen Erfahrungen entstand 1909 das erste und wichtigste Werk Montessoris, das unter dem Titel Selbsttätige Erziehung im frühen Kindesalter 1913 auf Deutsch erschienen ist. In dem weltweit anhaltend erfolgreichen Buch führt sie innovative Konzepte und revolutionäre Methoden wie die Sinneserziehung mittels strukturierter Materialien ein, ebenso die Möglichkeit, dem Kind Freiheit zu lassen und ihm respektvoll zu begegnen und die Ablehnung von Wissensvermittlung durch Belohnung und Strafe. Statt mit traditionellen Methoden, zu denen Vorlesen und Auswendiglernen gehörten, wurden die Kinder bei der Montessori-Methode unter Nutzung konkreter Werkzeuge unterrichtet, was viel bessere Ergebnisse zeitigte.

Gartenarbeit und die Pflege kleiner Tiere sind in den 20er Jahren innovative Methoden der Montessori-Schule, um Kindern die Liebe zur Natur zu vermitteln.

Die Methode wurde 1910 erstmals in einer Grundschule eingeführt und um 1920 entstand eine Erweiterung der Methode, die auch bei den Kleinsten anwendbar war. So schuf Maria Montessori zwei unterschiedliche Kleinkind-Krippenbereiche: einen für Kinder von 2 bis 15 Monaten und einen für Kinder ab 15 Monate bis 2 ½ Jahre.

Der Ruhm der Montessori-Methode gelangte schnell auch nach Übersee. Erzieher reisten aus den USA an, um die Kinderhäuser zu besuchen und sie dann auch in Amerika einzuführen.

Das Werk Montessoris erschien in 58 Ländern und wurde in 36 Sprachen übersetzt. Es bildeten sich nach Montessori ausgerichtete Erziehervereinigungen: unter den ersten die Montessori Society of Scotland, die British Montessori Society und die American Montessori Society. Auch in Italien entstand 1916 ein Nationales Montessori-Komitee.

1915 ließ Maria Montessori sich in Barcelona nieder, wo ihre Schülerin Maccheroni ein Kinderhaus gegründet hatte. Während ihrer Zeit in Katalonien verband Montessori ihre Methode verstärkt mit ihrem katholischen Glauben, was dazu führte, dass in der Montessori-Modellschule in Barcelona eine Kapelle für Kinder eingerichtet wurde. Es folgten einige Werke, die sich mit den spirituellen Aspekten der Methode befassten.

1922 wurde Maria Montessori zur Inspektorin der italienischen Montessori-Schulen ernannt und sie führte ihre Methode in 20 neapolitanischen Grundschulen ein. Zunächst schien das junge faschistische Regime in Italien das Wirken Montessoris, deren Anerkennung im Ausland es zu schätzen wusste, zu unterstützen. Die nach dem Philosophen und faschistischen Bildungsminister Giovanni Gentile benannte Gentile-Reform sah die Möglichkeit vor, die Montessori-Methode an Schulen einzuführen. Mussolini selbst nahm Kontakt mit der Pädagogin auf und versicherte sie seiner Unterstützung. So entstand die Opera Nazionale Montessori (ONM) mit Niederlassungen in Rom und Neapel. Sie ermöglichte die Veröffentlichung von Büchern, die Eröffnung neuer Schulen, die Herstellung von Montessori-Lehrmaterial sowie die Ausrichtung von Kursen für Erzieher.

Protegiert von zwei bekannten Persönlichkeiten – Sigmund Freud und Jean Piaget -, wurde 1929 die Internationale Montessori-Gesellschaft (AMI – Association Montessori Internationale) mit Sitz in Rom gegründet.

Doch Montessoris Traum ließ sich nicht mit der totalitären Epoche vereinbaren. Die wesentliche Stellung der Freiheit und die universelle Hinwendung zum Frieden, die den Kern ihrer Pädagogik ausmachten, wurden vom Nazi-Regime als verrückt angesehen.

Auf dem Höhepunkt der politischen und kulturellen Krise wurden die Montessori-Schulen in Italien und Deutschland geschlossen. Der Hauptsitz der AMI musste 1935 nach Amsterdam verlegt werden. Maria Montessori fand mit ihrem Sohn in Spanien Zuflucht, wo sie ihre Werke insgeheim weiterhin verbreitete. In Barcelona veröffentlichte sie 1934 einige Schriften mit ihren in Rom gesammelten Erfahrungen, u. a. Psychoarithmetik und Psychogeometrie.

Der Ausbruch des spanischen Bürgerkriegs 1936 zwang die Montessoris, zunächst nach England, dann nach Holland zu ziehen, bis sie sich 1939 nach Indien begaben.

Hier traf die Pädagogin Gandhi wieder, den sie schon in London kennengelernt hatte und mit dem sie die Vorstellung verband, dass ein gesellschaftlicher, dem Frieden zugewandter Wandel notwendig sei. Als Montessori in Indien einen Lehrerkurs leitete, bekam sie tiefe Einblicke in die dortige Kultur und lebte in Berührung mit der Natur. Dies inspirierte sie zur Formulierung eines neuen Konzeptes: das der »kosmischen Erziehung«, die darauf abzielt, das Wissen über und die Liebe zur Natur, zu den Tieren, zum Frieden und dem Leben an sich zu wecken und zu entwickeln. So fanden die Gartenarbeit und, wo möglich, die Pflege kleiner Tiere Einzug in die Montessori-Schulen.

Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs hielt Montessori in Indien fest, wo sie ihre Studien über die Entwicklung Neugeborener und den Verstand des Kindes fortsetzte und weitere Bücher veröffentlichte.

Nach Kriegsende kehrte Maria Montessori 1947 nach Italien zurück, um die ONM neu zu organisieren und die Montessori-Schulen wiederzueröffnen. Dabei behielt sie jedoch ihren Wohnsitz in Amsterdam bei und bereiste weiter die Welt. Sie war weltbekannt und sogar für den Friedensnobelpreis nominiert.

Montessori starb am 6. Mai 1952 in Noordwijk aan Zee (Niederlande) und wurde dort auf dem katholischen Friedhof begraben.

Montessoris Philosophie ist in ihrem erzieherischen und didaktischen Wert und ihrer Wirksamkeit international anerkannt, unabhängig von Kulturen und Religionen: Schätzungsweise gibt es weltweit 65 Millionen Montessori-Einrichtungen und –Schulen, vertreten von Amerika über Afrika bis nach Asien.

In Europa existieren etwa 2800 Schulen. Die größte Verbreitung findet die Montessori-Pädagogik mit Sicherheit in den angelsächsischen und skandinavischen Ländern, die der Kindererziehung schon immer eine besondere Bedeutung für die Gesellschaft beigemessen haben.

In Italien hingegen ist die Zahl der Montessori-Schulen bis heute gering, es sind nur etwa 200.

In dieser Berliner Montessori-Schule werden die Buchstaben und die Zusammensetzung von Wörtern mittels haptischer Materialien gelehrt.

Das Denken Montessoris

Eine neue Pädagogik