Mord, Mystery & History - Ingo Gentner - E-Book

Mord, Mystery & History E-Book

Ingo Gentner

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Beschreibung

Ein falscher Graf verkauft den Eiffelturm und zockt danach Al Capone ab. Ein gerissener Trickbetrüger fingiert einen Todeskampf. Ein Hochstapler gibt sich als Millionärs-Sohn mit Amnesie aus – und sogar sein reingelegter angeblicher Vater glaubt ihm.

Ein Dorf richtet einen Tyrannen hin – und niemand wird zur Rechenschaft gezogen. Ein unbekannter Toter mit einem mysteriösen Code wird am Strand entdeckt – bis heute weiß niemand, wer er ist. Ein Firmenausflug fordert mehr als 800 Tote – weil ein Ausflugsdampfer im Hafen kenterte.

Eine junge Informantin der Polizei wird in der U-Bahn ermordet. Sie war allein im Abteil, ihre Akten sind bis heute unter Verschluss. Einem Pizza-Boten wird bei einem Banküberfall der Kopf weggesprengt. Ein Mafia-Mord an einem Undercover-Ermittler wird nach 100 Jahren aufgeklärt – weil sich jemand verplappert.

Diese Geschichten sind echt. Unglaublich, unglaublich irre und unglaublich fesselnd. Denn wer weiß schon, dass Bigfoot eigentlich Bob heißt …

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Seitenzahl: 157

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Ingo Gentner

Mord, Mystery & History

Die spektakulärsten Geschichten des letzten Jahrhunderts

 

über den Autor

Ingo Gentner, Jahrgang 1975, ist seit 20 Jahren Journalist mit einer Vorliebe für Geschichten, die aus dem üblichen alltäglichen Rahmen fallen.

Er hat Kultur- und Literaturwissenschaften an der Uni Heidelberg studiert, war unter anderem für die Frankfurter Rundschau, Horizont und den Mediendienstteleschau aktiv.

Seit 2009 – nach mehreren Jahren als freier Mitarbeiter – ist er festangestellter Nachrichtenredakteur bei BILD in Berlin.

 

IMPRESSUM

1.  Auflage 2022

© 2022 by hansanord Verlag

Alle Rechte vorbehalten

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages nicht zulässig und daher strafbar. Das gilt vor allem für Vervielfältigung, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. 

ISBN E-Book: 978-3-947145-57-7
ISBN Buch: 978-3-941745-56-0
Cover/Umschlag: Christiane Schuster | www.kapazunder.de
Covergrafik: Sharif Mahmud
Autorenbild: Claudio Fragasso
Für Fragen und Anregungen: [email protected]
Fordern Sie unser Verlagsprogramm an: [email protected]
hansanord Verlag
Johann-Biersack-Strasse 9
D 82340 Feldafing  
Tel.   +49 (0) 8157 9266 280 
FAX: +49 (0) 8157 9266 282 
www.hansanord-verlag.de

 

Für Marla

 

Inhaltsverzeichnis

Rätsel-Mord in der U-Bahn
Mafia-Killer wird im Friseursalon hingerichtet
Der Aufstand der schwarzen Frauen gegen das weiße Bier
Der größte Betrüger aller Zeiten
Ein Dorf nimmt Rache
Feiger Mord an Mafia-Jäger nach 100 Jahren aufgeklärt
Der Millionenraub bei der Lufthansa
Darum konnte die Polizei diesen Sex-Killer nie fassen
Der Mann, der sogar Al Capone reinlegte
Wie ein Junge die USA verarschte
Der Pizzabote, der eine Bombe lieferte
Der Star unter den Staatsfeinden
Die Sirup-Katastrophe
Absturz in den Wolkenkratzer
Ausflugs-Dampfer kippt um – 844 Tote
Das passiert, wenn sieben Lkw voll mit Dynamit explodieren
Der größte Juwelen-Raub aller Zeiten
58 Stunden im Brunnen gefangen
Der Weihnachtsmann mit den Kindergeiseln
Dieses Massaker steckt hinter dem Welthit
Das Baby aus den Trümmern
Der Polizist ohne Gesicht: »Aufgeben kam nie in Frage«
Ich war tot und landete in der Hölle
Im Schlund des Weißen Hais
Mike, der kopflose Hahn
Bruchlandung auf Grill-Party
Das unglaublichste Flugmanöver der Luftfahrtgeschichte
5 mysteriöse Grusel-Storys – und die Wahrheit dahinter
Der Kuss, der ein Leben rettet
Der dreisteste Flugzeug-Entführer der Welt
Der Tote mit dem Code
Mord-Rätsel um bestialisch entstellte Leiche
Wie aus Kokain-Wein Coca-Cola wurde
Das erste Mordopfer des Rockerkriegs
Die Insel der Kannibalen
Tornados in Deutschland
So läuft eine Mordermittlung
Doppelmörder fotografierte sich in Slips und BHs seiner Opfer
Wie wird ein »brillanter Geist« zum Amokläufer?
Pistole am Kopf und Sex mit einem Superstar
Die skurrilsten Verbrecher-Spitznamen
Was kostet ein Auftragsmord?
Junge wurde ausgesetzt, weil er »verhext« ist
Koks war Medizin
mehr True Crime im hansanord Verlag

 

Das Opfer führte ein Doppelleben – das Verbrechen ist bis heute ungeklärt

Rätsel-Mord in der U-Bahn

Laetitia Toureaux auf dem Cover eines französischen Magazins (Quelle: Detective)

Der Dolch war von hinten in den Nacken des Opfers gerammt worden … Der Mord in einer Pariser U-Bahn stellte die Polizei vor gleich mehrere Rätsel: Warum musste Laetitia Toureaux sterben – und wie konnte der Killer zwischen zwei Stationen unbemerkt entkommen?

Paris, in den Vorwehen des Zweiten Weltkrieges. Ein „perfekter Mord“ treibt eine ganze Nation um. Das Opfer: jung, bildhübsch, mysteriös – doch die Tote führte ein Doppelleben. Die Täter? Bis heute unklar – zumindest offiziell …

16. Mai 1937, Paris: Eine junge Frau steigt am frühen Abend in die Pariser Metro ein. Eine elegante Dame, weiße Handschuhe, grünes Kleid. Sie sitzt alleine im Abteil der ersten Klasse, als der Zug um 18.27 Uhr anfährt. Weniger als eine Minute später, an der nächsten Station, steigen weitere Passagiere zu – und machen eine grausige Entdeckung: Die Frau ist tot, aus ihrem Nacken ragt ein 23 Zentimeter langer Dolch, bis zum Schaft in das Opfer gerammt. Vom Killer fehlt jede Spur. Die Tote: Laetitia-Marie-Joséphine Nourrissat Toureaux, eine verwitwete Französin, gebürtig aus Italien. 29 Jahre jung. Bildhübsch. Und offenbar das Opfer eines Profikillers, der zwischen zwei U-Bahn-Stationen unerkannt entkommen konnte. Laetitias Ehemann Jules Toureaux starb 1935. Die beiden waren sechs Jahre glücklich verheiratet. Nach dem Tod ihres Mannes stürzte sich Laetitia ins Pariser Nachtleben – und ließ sich mit Unterwelt-Größen ein.

Die französische Polizei beginnt mit den Ermittlungen – und stößt auf immer mehr mysteriöse Details aus der Vergangenheit der Witwe. Und zwar auf enge Verbindungen zum „Comité secret d’action révolutionnaire“ (CSAR, dt.: „Geheimbund für revolutionäre Aktion“), einer gefährlichen rechtsextremen Terror-Organisation in Frankreich, Spitzname: „La Cagoule“, die „Kapuzenmänner“.

Das Ziel des Geheimbundes: die Republik vernichten, die Monarchie zurück an die Macht bringen. Und zwar durch Bombenanschläge, Morde, Infiltration und Propaganda. Die Mitglieder stammen aus den höchsten Kreisen der Nation: Militärs, Adelige, Ärzte, Industrielle, Denker. Lupenreine Faschisten mit Verbindungen zu Mussolini, Italiens Fascho-Diktator.

Aber was hatte die junge Witwe mit dem Geheimbund zu tun? Yolande, wie sich Laetitia Toureaux in der Pariser Schickeria nannte, verbrachte nach dem Tod ihres Mannes viel Zeit in Tanzlokalen. Etliche Männer kreuzten ihren Weg. Einer davon: Gabriel Jeantet – der Waffenschmuggler von Cagoule. Die beiden verloren sich in einer leidenschaftlichen Affäre.

Doch Yolande trieb ein doppeltes Spiel: Tagsüber arbeitete sie in einer Fabrik, abends bespitzelte sie Frankreichs Unterwelt. Sie war Mitarbeiterin einer Detektiv-Agentur – und Polizeiinformantin. In deren Auftrag infiltrierte sie Cagoule. Aber sie tappte in eine Falle …

Die Kapuzenmänner erzählten Laetitia von einer bevorstehenden Waffenlieferung. Als die Polizei den Konvoi später an der Schweizer Grenze stoppte und durchsuchte, war Toureaux als Maulwurf enttarnt. Denn niemand sonst hatte von der fingierten Lieferung gewusst.

Jean Filliol, der berüchtigtste Killer des Geheimbundes, bekam die Order, den Spitzel zu liquidieren. So sagten es zumindest zwei Kapuzenmänner nach einer republikweiten Razzia und brutalen Verhören wenig später im November 1937 aus. Filliol setzte sich nach Ausführung des Auftrags nach Spanien ab.

Oder war es doch ein Killer aus Italien? Waffenschmuggler Gabriel Jeantet erklärte nach Kriegsende, Leatitia Toureaux sei eine Doppelagentin im Auftrag von Mussolini gewesen. Das würde auch zur Tatwaffe passen: Ein in den Nacken gerammter Dolch galt als Visitenkarte von italienischen Profikillern. Eine in Ungnade gefallene Spionin? In diese Richtung wurde – auch, um die brüchigen diplomatischen Beziehungen beider Länder nicht zu gefährden – nie weiter ermittelt. Mehr noch: Cagoule-Führer hatten auch nie einen Hehl aus ihrem Terror gemacht, brüsteten sich eher noch mit Anschlägen, die Frankreich vor dem Kommunismus retten sollten. Doch den Mord an der jungen Frau hat nie jemand gestanden. Gabriel Jeantet soll sogar äußerst bestürzt gewesen sein, als er vom Tod seiner Geliebten erfahren hat.

Kapuzenmänner wurden verurteilt – aber nicht für den Mord an Laetitia Toureaux!

Die Führungspersonen von Cagoule waren offenbar schlicht zu reich und einflussreich, um für den Tod einer „zwielichtigen Einwanderin“ aus Italien ins Gefängnis zu gehen. Während der Mobilmachung im Zweiten Weltkrieg schlossen sich etliche von ihnen dem Widerstand oder der Vichy-Regierung an. Nach Kriegsende wurden manche Kapuzenmänner sogar Teil der neuen Regierung, andere leugneten die Cagoule-Mitgliedschaft – und nur wenige wurden vor Gericht gestellt.

Jahrzehnte später, 1962, erreichte ein anonymer Brief den französischen Polizeipräsidenten. Darin beschuldigte sich ein Unbekannter, die junge Frau aus verschmähter Liebe in einer Kurzschlusshandlung ermordet zu haben. Er sei einfach, nachdem er zugestochen hatte, ein Abteil weitergegangen und an der nächsten Station ausgestiegen, behauptete er. Was das Schreiben zu Trittbrettfahrern in solchen Fällen unterscheidet, war das Detailwissen des Schreibers, das nicht in der Presse zu finden gewesen war.

Auftragskiller, Mord aus Leidenschaft – nur eines steht fest: Der Tod von Laetitia Toureaux ist bis heute nicht offiziell geklärt. Ihre Akte ist für 101 Jahre unter Verschluss!

Erst 2038 wird die Öffentlichkeit vielleicht erfahren, wer wirklich dahintersteckt. Auf jeden Fall dürften so einige interessante Namen in den Papieren zu finden sein – falls diese nicht zuvor auf mysteriöse Weise verschwinden …

Der “Chef-Henker“ wird Opfer seiner eigenen Truppe

Mafia-Killer wird im Friseursalon hingerichtet

Gewissenlos, unberechenbar, größenwahnsinnig: Gangster-Boss Albert Anastasia (55), (Quelle: Polizei)

Ein Freitagmorgen in New York, 25. Oktober 1957, ein Friseurladen im Erdgeschoss des Park Sheraton Hotel (Lower Manhattan). Ein Stammkunde tritt durch die Eingangstür. Einmal rasieren, wie immer. Der stämmige Mann setzt seinen Hut ab, nimmt Platz, lehnt seinen Kopf nach hinten. Ein Friseur legt ein heißes Handtuch über sein Gesicht, der Kunde schließt die Augen. Wenn er sie wieder öffnet, wird er im Spiegel seine Mörder sehen ...

Es ist 10.20 Uhr. Zwei Männer mit langen Mänteln, Sonnenbrillen und Filzhüten betreten den Laden, sehen sich um. Sie gehen zielstrebig auf den dösenden Gast zu, flüstern dem Friseur ins Ohr: „Halt den Mund, wenn du nicht willst, dass dir der Kopf weggepustet wird“.Die Männer stoßen den Angestellten zur Seite, postieren sich hinter dem ahnungslosen Kunden auf Stuhl Nummer vier. Sie ziehen ihre Pistolen aus den Schulterhalftern unter ihren Mänteln hervor – und schießen!

Das Opfer wird zuerst dreimal getroffen, schreckt hoch, springt aus dem Stuhl – schon peitschen neue Salven durch den Raum! Die Kugeln zerfetzen seinen Arm, schlagen in Rücken und Hüfte ein. Der Mann sackt leblos zu Boden. Einer der Angreifer geht langsam auf ihn zu, legt auf den Kopf an. Der letzte Schuss knackt den Schädel.

Albert „Chef-Henker“ Anastasia (55), Anführer einer Mafia-Killertruppe – jetzt wurde er selbst von der Mafia hingerichtet!

Anastasia war einer der Köpfe von „Murder, Inc.“: Die schnelle Mafia-Eingreiftruppe hatte nur einen Auftrag: Töten! Die Männer erhielten ihre Befehle vom „National Crime Syndicate“, dem „Dachverband“ der großen amerikanischen Mafia-Clans. Die „Mord GmbH“ sollte Konkurrenten, lästige Zeugen, Verräter loswerden – die Geschäfte des Syndikats absichern (Drogen, Glücksspiel, Schutzgeld).

Anastasias Killerbande – bis zu 100 Männer, so schätzt die Polizei – konnte man ganz einfach mieten (wenn man Mafioso war). Sie erledigten manchmal aber auch Aufträge außerhalb der Mafia-Strukturen – wenn die Bezahlung stimmte. Bis zu 1.000 Morde sollen auf das Konto der Gang gehen.

Einige seiner Männer werden geschnappt, hingerichtet, nach Sing Sing (legendärer Knast in der Nähe von New York) verfrachtet. Doch die Ermittler können Anastasia selbst nie etwas nachweisen. Belastungszeugen verschwinden immer spurlos vor ihrer Aussage.

Als ein „Murder, Inc.“-Killer geschnappt wird und gegen seinen Boss auspacken will, stürzt er am Tag vor der Gerichtsverhandlung aus einem Hotelfenster – obwohl er unter Polizeischutz steht. 50 000 Dollar sollen an die korrupten Cops geflossen sein, bewiesen werden konnte nie etwas. Der Staatsanwalt damals: „Der Prozess ist mit dem Zeugen aus dem Fenster geflogen.“

Anastasia steigt immer höher in der Mafia-Hierarchie auf. Er wird Pate der Gambino-Familie: Ein irrer, unberechenbarer Anführer, der aus einer Laune heraus foltern, töten lässt. Er gilt als das vielleicht brutalste Familienoberhaupt aller Zeiten. Als er einen Fernsehbericht über einen Zeugen sieht, der einen Bankräuber überführte, wird er wütend: „Ich kann Verräter nicht ausstehen. Erschieß ihn!“ Der junge Zeuge wird wenige Tage später hingerichtet: Ein Schuss in jedes Auge, zwei Kugeln in die Leistengegend. Danach bringt Anastasia den Auftragskiller selbst um – er hätte ihn irgendwann belasten können. Es ist der erste von vielen Fehlern, die Anastasia macht: Durch den Mord an einem Unbeteiligten bricht er eine eiserne Mafia-Regel.

Albert Anastasia ist nicht nur skrupellos, sondern gierig. Er versucht, das Glücksspiel in Kuba in Eigenregie unter seine Fittiche zu bekommen – und andere Mafia-Bosse aus dem Geschäft zu drängen. Mindestens zwei Attentate hat er schon überlebt – jetzt hält er sich für unbesiegbar, hintergeht sogar das Syndikat, indem er Mafia-Mitgliedschaften für 50.000 Dollar verkauft. Das ist gegen jede Regel der „ehrenwerten Gesellschaft“, deren Mitglieder sich die „Familienzugehörigkeit“ redlich (u.a. durch Mord, Loyalität) verdient haben – und wohl der ausschlaggebende Grund für seine Ermordung.

Anastasia ist ein leichtsinniger Mann geworden – mit einem geregelten Tagesablauf: eine schlechte Kombination für einen Mafioso. Als ihn sein Leibwächter Anthony „Cappy“ Coppola (49) im Friseurladen plötzlich alleine lässt (er hatte seinen Chef nur abgesetzt, nicht begleitet), hätte er misstrauisch werden müssen. Es ist sein letzter Fehler.

Anastasia stirbt, wie er seine Opfer sterben ließ: brutal, zielgerichtet, ohne Spuren.

Im Friseurladen wird niemand sonst verletzt, nicht einmal der Friseur, der zunächst direkt neben dem späteren Opfer stand und nach den ersten Schüssen schreiend hinausrannte. Elf Augenzeugen können die Todesschützen später nicht beschreiben – oder wollen es nicht. Die Tat und ihre Hintergründe sind bis heute nicht geklärt.

Das letzte Schauspiel des „Henkers“ – eine meisterhafte Inszenierung mafiöser Mord-Kunst. Mit dem Chef als Hauptfigur.

Apartheid in Südafrika

Der Aufstand der schwarzen Frauen gegen das weiße Bier

Cato Manor, Südafrika: Der Aufstand der schwarzen Frauen gegen das weiße Bier Schlagstöcke, Tränengas, sogar Waffengewalt: Die Polizisten treiben die demonstrierenden Frauen mit brachialer Härte auseinander (Quelle: ANC archives)

Cato Manor (Durban, Südafrika), 19. Juni 1959: Es geht um Utshwala, ein dickflüssiges, dunkles Bier voll mit Nährstoffen. Es endet in einem blutigen Aufstand.

Die Zeit der Apartheid in Südafrika: weiße Elite, dunkelhäutige Bevölkerung. Wer Macht hat, nutzt sie aus, beutet aus: Schikane und Gier werden in „Gesetze“ gegossen.

1950 beschließt die Regierung den „Group Areas Act“ – Wohngebiete von „Schwarzen“ (Afrikaner, Inder, Mischlinge) und Weißen sollen ab sofort getrennt werden. Davon betroffen: die Arbeitersiedlung Cato Manor (bei Durban). 1958 ist es soweit: Bis zu 150 000 Schwarze sollen umgesiedelt werden. Der Plan: 12 Millionen Quadratmeter Land werden enteignet, 2600 Häuser sollen verschwinden.

Die staatliche Enteignung ist die große Ungerechtigkeit – das Feierabendbier der Auslöser einer hasserfüllten Revolte!

Das Utshwala-Gebräu wird überall in Cato Manor produziert, an kleinen Ständen im Viertel und auch in Durban verkauft. Die traditionellen Braumeister: Zulu-Frauen. Immer wieder gibt es Razzien, immer wieder Festnahmen. Jetzt geht es darum, wer weiter Bier brauen darf. Und vor allem, wer es verkaufen darf – denn laut Gesetz darf nur der Staat kassieren. Offiziell sind die Brauereien illegal. Doch sie ernähren Tausende Familien.

Cato Manor wird zum Pulverfass: Die Luft brennt vor Spannung, bis den Zulu-Frauen der Kragen platzt – und die Gewalt explodiert!

Die Wut entlädt sich am 19. Juni 1959: Hunderte Frauen stürmen eine große Trinkhalle, die unter der Kontrolle der Kommunalverwaltung ist. Die Amazonen zerstören Getränke, Gläser, Einrichtung, prügeln auf trinkende Männer ein, reißen ihnen Flaschen aus den Händen.

Die Botschaft an die Gäste: Trinkt nicht in den weißen Bierhallen! Gebt euer Geld nicht für teures weißes Bier aus!

Schnell rückt die Polizei an – die Obrigkeit will den Aufstand im Keim ersticken. Die Beamten treiben die Frauen in die Flucht, hacken mit Stöcken auf die Fliehenden ein, feuern Tränengas.

Als ihre Männer abends mit dem Bus von der Arbeit aus der Stadt zurück nach Hause kommen, sehen sie die Wunden der Frauen, hören ihre Berichte – und schlagen geballt zurück!

Tausende Frauen und Männer attackieren die Gesetzeshüter – tagelang toben Krawalle in Cato Manor und Durban. Mehrere Bierhallen in der Umgebung – das Symbol der weißen Herrschaft innerhalb der schwarzen Gebiete – werden zerstört, Regierungsgebäude und Fahrzeuge in Brand gesetzt. Die Polizei schießt scharf – die Bilanz: 4 Tote, 79 Verletzte.

Die Folge: Cato Manor, die Brutstätte der Revolte, wird ausgehungert, von der Trinkwasserversorgung abgeschnitten, die Abwasserentsorgung gekappt. Die Einwohner errichten Straßensperren. Die Kämpfe schwelen monatelang, bis sie plötzlich ohne erkennbaren Grund von Neuem ausbrechen ...

Januar 1960: Ein Mob lyncht 9 Polizisten (4 Weiße, 5 Schwarze), schleppt die Leichen mit ihren Genitalien im Mund als Trophäen durch die Straßen. Der Hass auf die Obrigkeit zerfrisst die Menschen. Die Rache folgt im März: Die Polizei metzelt eine Protest-Gruppe mit Maschinengewehr-Salven nieder – 69 Todesopfer.Das Viertel wird kurzerhand komplett plattgewalzt. Cato Manor ist tot – der Ort wird verlassen. Er ist jetzt weder schwarz, noch weiß – nur noch verbrannte Erde.

Die einst quirlige Siedlung füllt sich erst nach fast einem Vierteljahrhundert wieder mit Leben – inklusive Bier! Die Zulu-Frauen haben nie aufgehört, Utshwala zu brauen.

Er war das reale Vorbild für einen Hollywood-Klassiker

Der größte Betrüger aller Zeiten

Der weltbeste Lügner (Buchcover, Quelle: Penguin / Random House)

Chicago (USA) – Ein gewiefter Gauner treibt in den USA sein Unwesen, nimmt wohlhabende Opfer über Jahrzehnte hinweg aus! Der Meister-Trickser: Joseph „Yellow Kid“ Weil, ein gut gekleideter, vornehmer Mann mit aberwitziger Fantasie …

Alles begann Ende des 19. Jahrhunderts, als Joseph als Schuldeneintreiber in Chicago unterwegs war. Da war er gerade mal 17 Jahre alt und bemerkte, dass einige seiner Kollegen einen Teil des Geldes abzweigten. Um sie nicht zu verpfeifen, forderte er seinen Anteil – und bekam ihn. Er schlussfolgerte: Verbrechen zahlt sich aus, denn er verdiente damit mehr als er von seinem Boss als Lohn bekam. „Ich habe in meiner Karriere mehr Rollen gespielt, als sich so mancher Schauspieler träumen kann“, wird sich Weil später erinnern. Eine kriminelle Karriere nahm seinen Lauf – hier die herausragendsten Schwindel:

Die Anfänge: Die Bandwurm-Tinktur

Joseph Weil, geboren 1875, traf auf Doc Meriwether, wurde dessen Kompagnon. Meriwether bot ein selbstgemixtes Elixier an, das gegen Bandwürmer helfen sollte. Es bestand hauptsächlich aus Regenwasser, Alkohol und einigen weiteren Inhaltsstoffen. Sie tingelten durch den Mittleren Westen, Meriwether als Verkäufer, Weil als angeblicher Kunde, der nur dank der Mixtur noch am Leben sei – die Leute kauften ihnen den Schwindel ab, wo immer die beiden auch auftraten. Der „Medizinmann“ bot seinen arglosen Kunden sogar eine Spezial-Behandlung an (die „Patienten“ bekamen ein Abführmittel verabreicht), bei der er am Ende einen Bandwurm präsentierte, den er angeblich aus ihren Mägen geholt hatte. Der „Wurm“ war in Wirklichkeit eine länglich geschälte, in Wasser eingelegte Kartoffelschale.

Nur Kleingeld: Der teure Hund

Der Nachwuchs-Gauner zog in den folgenden Jahren mal alleine, mal mit wechselnden Partnern durch die Lande – denn er hatte eine Menge Ideen, mit denen er reich werden wollte. Ein Bluff lief folgendermaßen ab: Weil schnappte sich streunende Köter, päppelte sie auf, dass sie wie Rassenhunde aussahen. Er nahm einen in eine Kneipe mit und bat den Barkeeper, kurz auf ihn aufzupassen, weil er etwas Geschäftliches zu erledigen hätte. Nachdem er gegangen war, kam ein Ganoven-Kumpel herein, der ganz entzückt war von dem Hund – und dem Barkeeper mindestens 300 Dollar dafür bot. Der Kumpane ging wieder, und Weil kam zurück – angeblich am Boden zerstört, weil das Geschäft in die Hosen gegangen und er nun pleite war.Der Barkeeper witterte seine Chance, bot Weil 100 Dollar für den Hund (den er später für 300 Dollar verkaufen wollte). Weil zog mit den schnell verdienten Mäusen ab. Dieser Trick funktionierte auch mit Uhren, Schmuck und allem möglichen anderen Nippes …

Für Fortgeschrittene: Das falsche Pferd

Joseph Weil, mittlerweile relativ vermögend, kaufte sich zwei alte Pferde und eine Kutsche. Ein Firmenchef wollte sie ihm zu einem Spottpreis abkaufen – 500 Dollar statt der 1.000 Dollar, die Weil forderte. Er schlug das Angebot aus, bot dem Geschäftsmann aber gleichzeitig einen Deal an: Er wisse, dass ein Pferderennen manipuliert werde, und er kenne das Gewinner-Pferd, „Mobina“. Er brauche 5.000 Dollar für den Wetteinsatz, den Gewinn würden sich die beiden teilen. Falls es dennoch aus irgendeinem Grund schiefginge, dürfe der Geschäftsmann das Gespann behalten. Weil bekam das Geld – und in den folgenden Tagen noch mehr, um angebliche Mitwisser zu bestechen. Doch in Wahrheit gab er nur dem Jockey ein paar hundert Dollar – damit „Mobina“ auf keinen Fall gewann. Nach dem verlorenen Rennen war Joseph Weil dann zwar das alte Gespann los – aber um insgesamt 6.700 Dollar reicher.In seiner Autobiografie rechtfertigte der Gauner den Schwindel wie folgt: „Wenn er mir ein ehrliches Geschäft vorgeschlagen hätte, hätte er das Gespann kaufen können. Aber weil er einen unfairen Preis bot, kostete ihn das letztendlich 6.700 Dollar.“

Ein Highlight: Der tote Boxer

Ein anderes Mal lockte Joseph Weil einen reichen Immobilien-Besitzer mit einem ausgeklügelten Plan in die Falle: Bei einem fingierten Hauskauf sorgte er dafür, dass es zu einem Streit zwischen zwei Parteien kam. Um den Zwist zu klären, sollten zwei Profi-Boxer gegeneinander in den Ring steigen, um stellvertretend die Kräfte zu messen. Der Wetteinsatz: 50.000 Dollar. Joseph Weil erklärte dem Immobilien-Mann, er würde wetten, weil er den Gegner schmieren könne – aber er habe nicht so viel Geld. Der Geschäftsmann witterte das große Geld – und blätterte 35.000 Dollar aus der eigenen Tasche auf den Tisch, um später den Großteil des Gewinns einzusacken.Am nächsten Tag fand der Kampf in einem Hotelzimmer statt, das Geld wurde vor Ort deponiert. Plötzlich wurde einer der Boxer hart getroffen, ging leblos zu Boden – ein anwesender Arzt konnte nur noch den Tod feststellen.