Mörderjagd entlang der Ruhr - Klaus Heimann - E-Book

Mörderjagd entlang der Ruhr E-Book

Klaus Heimann

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2024
Beschreibung

Was steckt dahinter, wenn ein Profikiller einen Studenten umbringt und seine Leiche vor dem Haus ablegt, in dem seine Eltern wohnen? Oberkommissarin Thea Terschüren ist von Anfang an klar, dass das Motiv für den Mord nicht in der Person des Opfers begründet liegen kann. Ein paar Tage tappt sie im Dunkeln – dann kommt Licht in die Hintergründe der Tat. Gemeinsam im Team stechen die Kripobeamten eine Blase an, die weit über den Mord hinausgeht, und in einer Mörderjagd entlang der Ruhr gipfelt …

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Seitenzahl: 345

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Klaus Heimann

Mörderjagd

entlang der Ruhr

Ruhrkrimi-Verlag

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

© 2024 Klaus Heimann

© 2024 Ruhrkrimi-Verlag

Taschenbuch: ISBN 978-3-947848-80-5

Auch als eBook erhältlich

Originalausgabe

Titelfoto: © 2023 Klaus Heimann

Alle Personen, Namen und Ereignisse sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit realen Personen, Namen und Ereignissen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten!

Die Verwendung von Text und Grafik ist auch auszugsweise ohne schriftliche Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen.

https://www.ruhrkrimi.de

Vita

Schon als Jugendlicher liebte ich es, Märchen vorzulesen oder aus dem Stegreif erfundene Geschichten zu erzählen. Mit fünfzehn versuchte ich mich an meinem ersten Roman - eher aus Freude an der manuellen Tätigkeit des Schreibens -, mit Stahlfeder und Tinte in Sütterlin. An die Handlung dieses Frühwerks erinnere ich mich heute mit einem versonnenen Schmunzeln ...

Meine Lust am literarischen Erzählen war durch diese Übung geweckt. Sie begleitete mich ins Erwachsenenalter.

Inhaltsverzeichnis

Zwei Wochen nach Weihnachten5

Donnerstag9

Freitag27

Samstag53

Sonntag69

Montag85

Dienstag104

Mittwoch133

Donnerstag147

Freitag158

Drei Wochen verstreichen179

Montag201

Dienstag224

Mittwoch247

Donnerstag257

Freitag270

Fastenzeit279

Ostern283

Zwei Wochen nach Weihnachten

Jeden Moment erwartete er den Anruf, der über Leben und Tod entscheiden würde.

Der Killer war zufrieden damit, wie sein Auftrag bisher gelaufen war. Der Entführte war im vereinbarten Zeitfenster genau dorthin gelockt worden, wo er auf ihn gewartet hatte. Das Versteck, in dem er sich mit seinem Opfer aufhielt, lag nicht weit von diesem Ort entfernt. Er hatte den Schuppen in einem verwaisten Industriegebiet unverschlossen vorgefunden. Sein Auftraggeber hatte ihn für diese Operation ausgesucht. Ein gutes Versteck. Nicht einmal Gassigänger mit ihren Hunden verirrten sich hierher. Dafür war das Gelände zu düster, zu unheimlich.

Zu seinem Auskommen als Profikiller hatte er mehr zufällig gefunden. Seinen ersten Mord hatte er aus Eifersucht begangen, eine Jugendsünde. Dabei war er beobachtet worden und zu seinem zweiten Mord hatte man ihn mit dem ersten erpresst. So war er hineingerutscht in dieses Leben. Einen Menschen zu töten, machte ihm mittlerweile nichts mehr aus. Er kannte seine Opfer ja nicht, begegnete ihnen als Fremder. Gedanken über die Schicksale ihrer Angehörigen vermied er strikt.

Um den Burschen nebenan war es schon schade. Ein hübscher Kerl, Anfang zwanzig, ein ganzes vielversprechendes Leben noch vor sich. Der Killer hatte darüber nachgedacht, ihn zu verschonen, auch wenn der Anrufer seinen Tod fordern würde. Ein letzter Funken Anstand, der gelegentlich in im aufflackerte. Aber dann hatte er überlegt, dass er sich das nicht leisten konnte. Er operierte international und zeigte er nur bei einem einzigen Auftrag Beißhemmung, wäre sein Renommee als absolut zuverlässiger Berufskiller zerstört. Was sollte er sonst tun, um etwas zu verdienen? Gelernt hatte er nichts, nur Hilfsarbeiten blieben für ihn übrig. Er hätte seinen gewohnten Lebensstandard niemals aufrechterhalten können. Und dazu war er nicht bereit.

Sein Abflug war gut vorbereitet. Die wenigen Gegenstände, die er angefasst hatte, hatte er gründlich gereinigt. Was er hierher mitgebracht hatte, würde er wieder mitnehmen. So wenig Spuren wie möglich hinterlassen: Das war seine Devise. Bisher hatte ihn die Polizei in keinem Land der Welt aufgespürt. Zu Hause besaß er in ihren Reihen sogar Freunde. Notfalls setzte er auf Bestechung.

Sein Smartphone meldete sich mit einer Mundharmonika-Melodie. Spiel mir das Lied vom Tod. Sein Humor war über die Jahre etwas skurril geworden.

Der Killer drückte die grüne Taste und meldete sich mit einem vereinbarten Decknamen: »Antonius Waldtreter.«

Der Anrufer sagte nur: »Daumen runter!« Es klickte im Smartphone. Also der nächste Mord. Spielte keine Rolle, war im Preis mit drin.

Völlig emotionslos streifte er die ledernen Handschuhe über, stand auf und ging in den hinteren Teil der Baracke. Dort befand sich ein Durchgang. Zum Verriegeln der Tür hatte er auf einem Nagel, der daneben in die Schuppenwand eingeschlagen worden war, ein Vorhängeschloss vorgefunden. Der Schlüssel steckte. Er drehte ihn und ließ das Schloss einfach baumeln.

Der Raum hinter der Tür besaß wie der davor kein Fenster. Es war stockfinster. Er betätigte den Lichtschalter und eine Neonröhre, die dringend einen neuen Starter benötigte, flackerte sekundenlang, ehe sie gleichmäßiges Schlachthoflicht spendete. Auf dem Boden, gut verschnürt, lag sein Delinquent.

Der Killer nahm dem jungen Mann den Knebel aus dem Mund. Sein Opfer hustete und schnappte gierig nach Luft. Mit angsterfüllten Augen betrachtete er die Handschuhe seines Peinigers. Fast tat er dem Killer leid. Er ermahnte sich, dass er solche Emotionen nicht zulassen durfte. Die führten automatisch zum Zögern, das er sich in seinem Metier nicht erlauben durfte.

»Du musst keine Angst haben.«

Er sprach akzentfrei Deutsch. Seine Mutter stammte aus Deutschland und er war zweisprachig aufgewachsen. Nein, fürchten musste sich der Junge wirklich nicht. Der Killer tötete auf seine Weise, schnell, schmerzfrei, ohne Blutvergießen. Wenigstens das war er seinen Opfern schuldig. Eine Art Berufsehre.

»Was haben Sie mit mir vor?«

»Ich helfe dir auf den Hocker dort. Tut dem Rücken gut, wenn er mal eine andere Haltung annehmen darf.«

Der Killer unterstützte den Delinquenten dabei, sich auf einen wackligen Hocker zu hieven.

»Setz dich schön aufrecht hin.«

Der junge Mann reckte sich. Es verursachte ihm Schmerzen, wie man an seinem Gesicht deutlich erkennen konnte. Der Killer trat wie zufällig hinter den Hocker. Dann ging alles blitzschnell. Mit geübtem Griff klemmte er den Hals seines Opfers fest in den linken Ellbogen und fasste ihm mit der rechten Hand an die Schläfe. Mit energischem Ruck drehte er den Kopf zur Seite. Das war seine Methode zu töten. Unkompliziert, sicher.

Der junge Mann sackte auf seinem Hocker zusammen und fiel seitlich zu Boden. Pfeifend schlenderte der Killer in den anderen Raum zurück und holte die bereitliegende Plane. Er wickelte den reglosen Körper darin ein. Dann fixierte er sie mit einem Nylonseil. Alles Material, das er hier auf dem Gelände der Industriebrache gefunden hatte.

Er schaltete die Heizgeräte im Schuppen aus und löschte das Licht. Dann ging er um den Schuppen herum und öffnete das Vorhängeschloss an der Hintertür, die von draußen direkt in den Gefangenenraum hineinführte. Der Killer schulterte den eingepackten Leichnam und trug ihn zu seinem Auto. Der Kofferraum öffnete sich auf Knopfdruck der Fernbedienung. Er wuchtete das Paket hinein und schloss die Kofferraumklappe.

Der Killer schwang sich hinters Lenkrad. Es wurde Zeit. In drei Stunden ging sein Flieger. Vorher musste er sein Paket noch abliefern.

Donnerstag

Sie hielt sich beide Hände flach vor die Augen. Wollte sie das überhaupt sehen?

Sie öffnete die mittleren Finger der rechten Hand zu einem Spalt und linste hindurch.

Nein!

Schnell wieder schließen, das Guckloch!

Hatte sie sich getäuscht?

Zweiter Versuch.

Doch!

Verdammte Scheiße!

Entmutigt ließ sie die Hände sinken und starrte auf das Desaster. Die Skala der Waage zeigte vier Kilo mehr an als bei ihrer letzten Mutprobe zu Beginn der Adventszeit. Wo kamen die her? Von den Weihnachtsplätzchen hatte sie die Finger gelassen. Nun ja, an den Wochenenden vielleicht nicht. Und seit das Wetter Ende Oktober schlechter geworden war, hatte sie sich selten draußen bewegt.

Aber gleich vier Kilo!

Theodora, viel lieber kurz Thea genannt, hatte bisher vermieden, gute Vorsätze fürs neue Jahr zu fassen. Nun führte nichts mehr darum herum.

Sie stieg von der Waage und stellte sich vor den Spiegel. Obenherum war sie schmal gebaut, die Arme schlank. Seit sie vor sieben Jahren angefangen hatte, regelmäßig zu trainieren, war sie mit einem zugedrückten Auge auch mit ihren ehemals pummeligen Oberschenkeln zufrieden. Nur die Mitte, die wollte und wollte die Schwimmreifen-Konturen nicht aufgeben. Der Hintern aufgeblasen, die breiten Hüften teigig, der Bauch deutlich vorgewölbt. Sobald sie nur etwas nachließ mit ihrer Konsequenz, stellte sich dieser Zustand am Äquator ein, da konnte sie machen, was sie wollte.

Aufgebracht klatschte sie ihre Hände abwechselnd auf Nierenpolster und Pobacken. Da saßen sie, die vier Kilo! Die mussten weg. Und zwar dringend! Es war schlicht zum Ausflippen. Aß sie mal ein Brötchen mit Nutella und zwei Schokoriegel, zack, gesellte sich gleich ein Pfündchen mehr zu ihrer Wohlstandszone.

Trotzig schüttelte sie ihre üppigen roten Locken. Sie würde kämpfen! Um jedes Gramm!

Den ungeliebten Körperbau besaß Thea seit der Pubertät. Damals hatte es sie noch wenig gestört, auch wenn die Jungs bei ihr nicht gerade Schlange gestanden hatten. Das war ihr sogar ganz recht gewesen. Gegen Ende der Schulzeit hatte sie sich dann in den Kopf gesetzt, zur Kriminalpolizei zu gehen. Ihre Körpergröße hatte soeben den Anforderungen genügt, ihr BMI lange nicht. Da hatte sie das erste Mal angefangen, sich zu kasteien, den inneren Schweinehund in die Schranken gewiesen. Ohne die Unterstützung ihrer Mutter wäre ihr das nie gelungen. Die war nicht unbedingt erfreut gewesen über ihren Berufswunsch. Als Thea ihr mitgeteilt hatte, sie wolle Polizistin werden, hatte sie heftig nach Luft geschnappt. Ihre Mutter hatte ihr sämtliche Gefahren aufgezählt, denen sie in diesem Job ausgesetzt wäre. Irgendwann hatte sie jedoch verstanden, wie ernst es ihrer Tochter damit war und ihren Widerstand aufgegeben. Obwohl sie nie ganz warm mit Theas Berufswahl geworden war, hatte sie ihr Mut zugesprochen, wenn sie sich mit den Prüfungen quälte. Mutter hatte ihr bedingungslos zur Seite gestanden in all den düsteren Momenten, in denen sie bereit gewesen wäre, das Handtuch zu werfen. Dann hatte sie ihre Theodora zur Seite genommen und gefragt: »Ist der Beruf immer noch dein Traum?«

Er war es und Thea hatte dadurch angespornt gewusst, dass sie sich weiter anstrengen würde.

Sie seufzte. Leider nannten sie die wenigsten Thea, wie sie es bevorzugte. Ihr Spitzname war auch so etwas, das sie gerne losgeworden wäre. Ihren ursprünglichen Namen, Theodora Schmittkowski, hatte sie zwar nie gemocht und sie war geschmeichelt gewesen, als sie ein Kollege beim Antritt ihres Dienstes im Polizeipräsidium vor fünfzehn Jahren umgarnt hatte: »Wenn ich Sie so ansehe, dann sehe ich vor allem Ihre wunderschönen roten Locken. Wie frische Möhrchen!« Sie hatte ihm - leicht überrumpelt - erlaubt, sie in der Verkleinerungsform des Gemüses anzusprechen. Seitdem schien ihr wirklicher Name im Kollegenkreis vergessen zu sein. Sie hatte das zu lange geduldet, es war allen zur Gewohnheit geworden. Aber mittlerweile, mit einer gestandenen Vier vor dem Alter, schien ihr das nicht mehr angemessen. Sie war verheiratet, hatte Erichs Familiennamen angenommen und hätte nichts dagegen gehabt, mit »Frau Terschüren« angeredet zu werden. Von Leuten, denen sie das Du erlaubt hatte, gerne auch mit Thea als Abkürzung ihres Vornamens. Eine Frage des Respekts, wie sie fand. Nur aus diesem Grund. Ihr Spitzname lud halt andere allzu schnell zum vertrauten Du ein und »Theodora« sagte sowieso niemand. Sofort hieß es: »Möhrchen«.

Echte Freunde durften sie allerdings gerne so rufen, da war sie nicht eitel. Im Prinzip mochte sie dieses »Möhrchen« ja, erwischte sich sogar ständig selbst dabei, wie sie sich in Gedanken in dieser Form ansprach. So wie jetzt. Bei ihrem Mann Erich bestand sie sogar darauf, dass er sie »Möhrchen« nannte. So hatte er es seit Beginn ihres Kennenlernens gehalten und so sollte es bleiben.

Möhrchen, es reicht! Mach dich nicht weiter runter vor dem Spiegel! Du nimmst jetzt die vier Kilo ab und basta!

Sie zog den Bademantel an und ging in die Küche, um einen Tee zu kochen, mit dem sie es sich vor der Flimmerkiste gemütlich machen würde.

Wo blieb eigentlich Erich? Er hätte längst zu Hause sein müssen. Warum kam er nicht weg aus dem Polizeipräsidium?

Das Telefon klingelte. Möhrchen nahm das Gespräch an. »Terschüren.«

»Hallo Schatz. Es wird später. Geh ruhig schon ins Bett. Ich bemühe mich, heute Nacht leise zu sein.«

»Was ist denn los?«

»Was wohl? Ich wollte gerade nach Hause fahren, da wurde uns ein Mord gemeldet.«

»Wo?«

»Der Tote wurde am Haumannplatz vor die Tür eines Hauses geworfen. Stell dir diese Dreistigkeit vor. Nur ein paar Schritte vom Polizeipräsidium entfernt. Der Täter hätte ihn gleich vor unserem Portal deponieren können.«

»Wisst ihr bereits, um wen es sich beim Opfer handelt?«

»Um den Sohn von Mietern im selben Haus.«

»Ist die Leiche schlimm zugerichtet?«

Sie wusste um die Schwäche ihres Mannes, dem Tod zu begegnen. Eine verdammt schlechte Voraussetzung für seinen Beruf als Kriminalbeamter. Sie hatte sich oft gefragt, warum es ihn ausgerechnet zu den Tötungsdelikten hingezogen hatte.

»Überhaupt nicht. Als wenn er schläft.«

»Wie alt?«

»Um die zwanzig. Du, ich muss Schluss machen. Die warten auf mich.«

»Ist schon klar, Schatz. Bis morgen früh.«

Klick. Erich war weg.

So etwas konnte in ihrem Berufsalltag immer vorkommen. Feste Arbeitszeiten galten für einen Kriminalpolizisten in frischen Fällen nicht. Es war umgekehrt. Die Fälle verfügten über die Zeit der Ermittler. Nun gut, würde sie allein in die Federn kriechen. Erich würde sie morgen ausschlafen lassen und vor ihm ins Büro gehen. Vielleicht hinterließ er ihr ja heute Nacht noch ein neues Arbeitspäckchen.

Gleich am ersten Tag im Polizeipräsidium hatte sie ihren Erich getroffen und ihn sofort gemocht. Zunächst eine sehr einseitige Verliebtheit. Erich war damals ein unverbesserlicher Schürzenjäger gewesen. Sehr zu ihrem Leidwesen hatte er sich mit einem Vamp nach dem anderen eingelassen, bei jeder Lebensabschnittsgefährtin felsenfest davon überzeugt, die Frau fürs Leben gefunden zu haben. Selbst während der Arbeit hatte er gerne seine Professionalität vergessen, wenn ihm in einem Fall ein hübsches Weib begegnete, eine Zeugin etwa. Sogar vor Witwen hatte er nicht zurückgeschreckt. Ungezählt die Ischen, von denen er den Kollegen sogar in Möhrchens Beisein vorgeschwärmt hatte. Von Nadine, die irgendwann festgestellt hatte, dass sie doch nicht auf muskulöse Männer stand. Von Svenja, Violinistin bei den Essener Philharmonikern, mit der es zu unüberbrückbaren Differenzen in Sachen kulturelle Vorlieben gekommen war. Solche intellektuellen Probleme hatte es mit der nymphomanischen Marlena nicht gegeben. Dieser Beziehung waren eher andere Männer in die Quere gekommen.

Erichs Schwärmerei hatte in der Zusammenarbeit manchmal gewaltig genervt. Zwischen sechs Monaten und zweieinhalb Jahren war so eine Beziehung gut gegangen und hatte regelmäßig in einer Trennung mit tiefem Schmerz, Gezeter und Katzenjammer geendet. Was hatte sie darunter gelitten!

Möhrchens Äußerliches hatte Erichs Beuteschema nie entsprochen. Auf Oberweite stand ihr Mann nicht, er bevorzugte das Knabenhafte. Obenherum konnte sie da mithalten, wie ihr der Spiegel heute zum wiederholten Male bewiesen hatte. Aber es ging leider nicht so gertenschlank abwärts, wie Erich es mochte. Auch war sie nicht blond und hätte um keinen Preis ihre Haare gefärbt. Eine Draufgängerin, was das andere Geschlecht anging – etwas, auf das Erich zu seiner Sturm- und Drangzeit immer geflogen war –, war sie bestimmt nie gewesen. Im Grunde ein unverbesserliches Hormonmonster, ihr Mann. Aber eben auch liebenswürdig, mitfühlend und die ersehnte starke Schulter, an die man sich in schwachen Momenten anschmiegen konnte.

Ihr war es im Gegensatz zu Erich die ganzen Jahre nicht gelungen, an ihm vorbeizusehen. Schreibtisch an Schreibtisch hatten sie im selben Team gearbeitet und sie hatte manche Nacht in ihre Kissen geheult, wenn er wieder eine Neue gefunden hatte. Zu Beginn ihrer Dienstzeit hatte sie sich deswegen gehen lassen und war schnell wieder zu dem Pummelchen geworden, das sie vor ihrer Festanstellung im Polizeidienst gewesen war. Bis sie nach sieben Jahren des Schmachtens auf Angriff umgeschaltet hatte. Ihr zweiter Kampf gegen die kleinen Monster, die heimlich in ihrem Schrank die Kleider enger nähten!

Zwei Jahre strenge Diät und verhassten Sport hatte es sie gekostet, bis sie ihre alte Figur bei Dienstantritt annähernd wieder zurückerlangt hatte. Und das endlich, endlich, war auch Erich aufgefallen. Vielleicht in Verbund mit anderen Qualitäten, die er bei seinen anderen Weibern vermisst hatte. Jedenfalls behauptete er das heute ihr gegenüber hartnäckig.

Möglicherweise waren es ihre großen saphirblauen Augen gewesen, zwei blaue Ozeane, in die er unbedacht zu tief geschaut hatte. Bestimmt nicht ihre Sommersprossen, die jetzt zu Beginn des Jahres noch blass waren. Sobald ihr Gesicht mehr Sonne abbekam, wurden sie dunkel.

Kollege Sigi, längst pensioniert, hatte ihr einmal ein Kompliment machen wollen. »Ein Gesicht ohne Sommersprossen ist wie ein Himmel ohne Sterne!«

Was für ein abgedroschener Spruch!

Stinksauer war sie darüber gewesen. Seit wann waren Sterne kackbraun? Ihrer Meinung nach sah sie im Sommer so aus, als hätte sie in einen Kuhfladen genießt.

Erich blickte über die Absperrung hinweg auf das Gewusel am Fundort der Leiche. Die Spurensicherung hatte mittlerweile ihre Arbeit aufgenommen. Von dem jungen Mann, der tot in eine Plastikplane eingehüllt auf dem Zuweg zum Haus lag, schaute nur der Kopf heraus. Kollegen waren gerade in der Nachbarschaft unterwegs und versuchten, Zeugen zu finden. Mit Spannung erwartete Erich den Bericht des Arztes, der noch neben dem Leichnam kniete. Der Mediziner fragte eines der weißen SpuSi-Gespenster, ob er die Folie abwickeln dürfe. Der Spezialist nickte und half ihm. Ein weiterer hinzugerufener SpuSi-Mitarbeiter fotografierte dabei. Seine Kamera tauchte die Szenerie Bruchteile von Sekunden in grelles Blitzlicht.

Kurt kam herangeschossen. »Erich, ich habe einen Zeugen gefunden!«

Den jungen Kriminalkommissar hatte Möhrchen bei ihrem Sidestep zu einem anderen Kriminalkommissariat, dem KK 12 kennengelernt, das sich vor allem um die Drogenszene kümmerte. Sie hatte ihn empfohlen, als im Kriminalkommissariat 11, unter anderem für Tötungsdelikte zuständig, ein neuer Ermittler gesucht worden war. Kurt stammte aus einer Familie mit türkischen Wurzeln, war jedoch in Deutschland geboren und aufgewachsen. Ein wirklich angenehmer Mitarbeiter. Noch keine dreißig, agierte aber teilweise schon wie ein alter Hase. Obwohl er ein schmales Hemd war und nicht besonders groß – um die eins siebzig –, besaß er wegen seines intensiven Kampfsport-Trainings ein beachtliches körperliches Durchsetzungsvermögen. Erich hatte ihn einmal dabei beobachten dürfen, wie er einen Koloss von Rocker dingfest gemacht hatte. Der Hüne war Kurt kräftemäßig bestimmt dreimal überlegen gewesen, aber das hatte der Junge durch seine Wendigkeit mehr als wettgemacht. Ehe sich der Rocker versah, lag er mit Handschellen fixiert am Boden.

Kurt war natürlich nicht sein richtiger Vorname. Er hieß Korkmaz, was er ihnen mal mit »der Furchtlose« übersetzt hatte. Sein Nachname war tatsächlich Kurt, was im Türkischen »Wolf« bedeutete. Kein Wunder, dass dieser Namensteil bei den Kollegen eher im Gedächtnis haften geblieben war. Wer ihn Duzte, nannte ihn Kurt, wer ihn Siezte Herr Kurt. Korkmaz hatte nichts dagegen. Er war in keiner Weise kompliziert. Für ihn war die Hauptsache, allseits akzeptiert zu werden. Und das wurde er. Was gelegentlich nervte war, dass er immer ein kleines Nebengeschäft am Start hatte.

Kurt sah Erich erwartungsvoll aus seinen dunklen Augen an. »Wo ist der Zeuge?«

»Dort drüben. Ein Nachbar. Er hat ein Auto mit laufendem Motor vor dem Haus stehen sehen. Dann ist es mit durchdrehenden Rädern abgebraust.« Kurt zeigte mit lockerer Handbewegung die Straße hinauf.

»Autotyp, Kennzeichen?«

»Ein schwarzer VW Passat mit Stufenheck. Und jetzt kommt’s: Münchener Nummer.«

Erich wusste sofort, was Kurt damit sagen wollte. Die augenscheinlich Münchener Autos auf Essener Straßen stammten zumeist von Autovermietern.

»Konnte der Zeuge noch mehr von dem Kennzeichen erkennen?«

»Leider nein. Aber das ist doch schon mal was!«

»Gib sofort die Fahndung nach dem Auto raus. Am besten du klemmst dich ans Telefon und fragst bei den Autovermietungen nach. Vielleicht geht es ja ganz schnell!«

»Wird erledigt!«

Kurt schob ab. Erich wusste den Auftrag bei ihm in guten Händen.

Der Arzt schien seine Untersuchungen abgeschlossen zu haben. Er trat zu Erich an die Absperrung. »Tja, Herr Terschüren, der ist noch nicht lange tot. Eine Stunde ungefähr.«

»Können Sie schon sagen, wie er ums Leben gekommen ist?«

»Keine Stiche, keine Schusswunden. Sein Kopf scheint mir ziemlich beweglich zu sein. Vielleicht Genickbruch. Näheres, wenn ich ihn auf der Platte gehabt habe.«

»Können wir ihn aus Ihrer Sicht abtransportieren?«

»Meinen Segen haben Sie. Ich mache jetzt Feierabend. Wir sehen uns!« Der Arzt tippte mit dem Finger an den Umschlag seiner Pudelmütze und ging die Straße entlang zu seinem Auto, das er in Sichtweite abgestellt hatte.

»Wie weit seid ihr, Leute?«, fragte Erich in die Truppe der Schneefiguren hinein.

»Fertig!«, antwortete ihm eine der Gestalten. »Sie dürfen näherkommen.«

Erich überkletterte das Absperrband und ging zur Leiche. Das Gesicht des Toten sah irgendwie friedlich aus, als wenn er schliefe. So war es bei den meisten Opfern. Im Tod entspannten die Muskeln. Ein hübscher Kerl. Um die zwanzig. Braune Locken, die er etwas länger trug, ein fein gezeichneter Mund. In welche dunklen Geheimnisse war der junge Mann wohl verwickelt gewesen? Oder war er einem Unfall erlegen? Und warum hatte man ihn hier vor das Haus geworfen, in dem seine Eltern lebten?

Die Hinterbliebenen …

Erich atmete tief ein. Mit denen würde er nun wohl sprechen müssen, daran führte kein Weg vorbei.

Er schaute an der Fassade des Hauses hoch. Vom Stil her vielleicht hundert Jahre alt, zweieinhalb Stockwerke. Zwei Klingeln, wahrscheinlich eine Parterrewohnung, eine im Obergeschoss. Frisch in einem Gelbton gestrichen. Ein attraktives Objekt in einer gesuchten Wohnlage. Mit eingezogenen Schultern ging Erich durch die einen Spalt offenstehende Tür ins Haus.

Unterwegs hielt der Killer kurz auf dem Pannenstreifen der Autobahn an. Er zog sein Smartphone aus der Jackentasche und betätigte die Wahlwiederholung. Der Angerufene meldete sich umgehend: »Bitte?«

»Paket abgeliefert«, setzte er die vereinbarte Information ab.

Sofort drückte er das Gespräch wieder weg. Dann nahm er die SIM-Karte aus dem Smartphone und warf sie in hohem Bogen ins Gebüsch. Sollte sie jemals der Polizei in die Hände fallen, würde der Verein etliche Nüsse zu knacken haben.

Keine zehn Minuten später erreichte er den Flughafen. Der Killer erledigte die Formalitäten beim freundlichen Herrn von der Mietwagenfirma, nahm sein Handgepäck vom Rücksitz und schlenderte in die Abfertigungshalle. In einer uneinsehbaren, dunklen Ecke, wechselte er die Pässe. Mit Papieren war er gut ausgestattet. Daheim kannte er einen Spezialisten, der ihm jedes gewünschte Dokument in Topqualität herstellte. Damit war er bisher stets unbehelligt durch alle Kontrollen geschlüpft.

Er stellte sich am Check-in an. Die Schlange war nicht allzu lang, er kam fast sofort an die Reihe. Sein Flieger startete in der nächsten Stunde.

Der Killer zeigte seinen Pass und die Buchungsunterlage vor und erhielt seine Bordkarte. Wenige Minuten später reihte er sich im Sicherheitscheck ein. Ein sauberer Job bisher. Keine Probleme.

Erich trat in den Flur. Der gepflegte Eindruck von außen setzte sich hier fort. Ein Fliesenboden mit buntem Muster und eine in Pastelltönen gestrichene Treppe ins Obergeschoss. Wahrscheinlich stammte beides noch original aus dem Baujahr. Ein Haus mit zwei Wohnungen, wie es die Klingeln angekündigt hatten.

Zaghaft klopfte er an den Rahmen der offenstehenden Tür am Ende des Flurs. Niemand reagierte darauf. Mit einem mächtigen Kloß im Hals überschritt er die Türschwelle.

»Nicht erschrecken. Ich bin von der Polizei!«, rief er in den dahinter befindlichen Korridor hinein. Als wieder niemand reagierte, folgte er den Stimmen aus dem Inneren der Wohnung.

Erich traf die Eltern des Opfers im Wohnzimmer an. Bei ihnen saßen ein Jugendlicher und zwei Mädchen im Alter von etwa zwölf und zehn Jahren. Vermutlich Geschwister des Ermordeten. Ein Seelsorger der Polizei war anwesend und redete beruhigend auf die sichtlich geschockten Hinterbliebenen ein.

»Mein Name ist Erich Terschüren. Ich bin von der Kripo Essen. Darf ich Ihnen schon Fragen stellen?«

Wortlos zeigte der Vater auf einen freien Sessel. Erich nahm Platz. Er schluckte. Das hier würde nicht einfach.

»Haben Sie einen Reim auf das, was passiert ist?«, formulierte Erich vage.

Alle aus der Familie schüttelten den Kopf.

»Es wird besser sein, wenn ich Sie nicht alle störe. Kann ich mich irgendwo mit jemandem von Ihnen zurückziehen?«

»Ich kann nicht. Willst du?«, fragte die Frau ihren Mann.

»Bitte folgen Sie mir in die Küche.«

Der Vater ging voraus. Erich wurde ein Stuhl an einem Küchentisch angeboten, an dem Platz für die ganze Familie war. Der Vater setzte sich ihm gegenüber. Er verbarg das Gesicht in den Händen. »Was wollen Sie genau wissen?«, murmelte er durch die Finger.

»Sie sind Herr Dr. Grothus und der junge Mann, den wir gefunden haben, das ist Ihr Sohn?«

»Richtig. Holger.«

»Wie alt ist er?«

Korrekt wäre natürlich gewesen, in der Vergangenheitsform nach dem Alter zu fragen: Wie alt war er? Aber auf diese Formulierung reagierten die Leute gemäß Erichs Erfahrung heftiger und manches Gespräch fand in der Folge ein schnelles Ende.

»Einundzwanzig.«

»Die Spurensicherung hat einen Studentenausweis bei ihm gefunden. An welcher Uni ist er eingeschrieben?«

»Duisburg-Essen.«

»In welchem Fach?«

»Germanistik und Philosophie.«

»Welches Semester?«

»Das Vierte.«

»Lebt er mit Ihnen hier im Haushalt?«

»Nein. Er hat eine Bude in einem Studentenwohnheim.«

»In welchem?«

»Sommerburgstraße.«

Die Eisbrecherfragen waren gestellt. Jetzt hieß es, sich behutsam weiter vortasten.

»Hat Holger Ihnen gegenüber irgendwann einmal von Streit oder Drohungen gesprochen? Von etwas … nun ja … was das Geschehene erklären könnte?«

Dr. Grothus nahm die Hände herunter und schaute Erich direkt ins Gesicht. »Holger ist ein talentierter, zurückhaltender junger Mann. Mir gegenüber hat er nie von Spannungen gesprochen und ich kann es mir bei ihm auch nicht vorstellen.«

»Denken Sie bitte genau nach.«

»Das habe ich.«

»Wer sollte ihm dann so etwas antun?«

»Bitte dringen Sie nicht in mich!«

»Okay, belassen wir es dabei. Vielleicht fällt Ihnen dazu irgendwann mehr ein. Ein ganz anderer Aspekt ist, dass Holger direkt vor Ihrer Tür abgelegt wurde. Haben Sie darauf einen Reim?«

»Keine Ahnung.«

»Schildern Sie die Ereignisse vor Ihrer Haustür doch bitte aus Ihrer Sicht. Was haben Sie gesehen, was gehört?«

Dr. Grothus rieb sich das Kinn und starrte auf die Tischplatte. »Meine Frau und ich saßen genau hier. Das Fenster geht zur Straße hinaus, wie Sie sehen. Wir hörten ein Auto anhalten und anschließend ein Schleifgeräusch. Dann gab es einen dumpfen Schlag. Als wenn jemand etwas Schweres, Weiches fallen lässt. Schritte entfernten sich und die Autotür klappte zu. Meine Frau stand auf und ging ans Fenster, um zu schauen, was da los war. Der Fahrer gab unerhört viel Gas und brauste davon. Dann sagte meine Frau: ›Da liegt was‹. Wir sind beide raus, haben nachgesehen. Uns kam das Paket merkwürdig vor und wir haben es an der einen Seite aufgedröselt. Als ich hineingefasst habe, spürte ich Holgers Haare unter den Fingern. Ich wusste natürlich nicht, dass es seine waren. Ich bat Rebecca – meine Frau – die Gartenschere zu holen. Damit habe ich die Plane weiter aufgeschnitten. Holgers Kopf kam zum Vorschein.«

Die Schilderung nahm den Mann sichtlich mit. Er stockte, wischte sich geistesabwesend über die Stirn. Dann sammelte er sich, um weiterzureden. Sein Blick blieb dabei auf die Tischplatte gesenkt. Eine Träne tropfte auf seinen Schoß.

»Rebecca hat laut aufgeschrien, sich zu Holger hinuntergebeugt und ihn geschüttelt. Ich habe sofort den Notruf gewählt. Wie in Trance, ohne zu begreifen. Ich weiß noch, dass ich an Holgers Hals nach dem Puls getastet habe. Ihn aus der Folie zu befreien, das war mir unmöglich. Der Notarzt kam schnell und hat nach einer kurzen Untersuchung die Polizei informiert. Was wir bis zu ihrem Eintreffen gemacht haben, verschwindet bei mir hinter einem schwarzen Vorhang.«

»Meinen Sie, Ihre Frau könnte das Auto noch gesehen haben?«

»Eigentlich nicht.«

»Und Sie haben auch keinerlei weitere Beobachtungen gemacht, die uns dem Geschehen näherbringen?«

»Nein. Ich habe alles gesagt. Nichts ausgelassen.«

»Geben Sie mir bitte die genaue Adresse von Holgers Studentenbude. Vielleicht finden wir in seiner Wohnung ja irgendwelche Hinweise, die uns weiterbringen.«

Dr. Grothus diktierte sie Erich, der sie als Notiz auf seinem Smartphone speicherte.

»Wären Sie bitte so nett, mir Ihre Frau herüberzuschicken? Wenn die ersten Eindrücke nicht so immens wichtig wären, würde ich ihr das bestimmt ersparen. Sie bleiben währenddessen wohl besser bei den Kindern.«

Holgers Vater nickte stumm und ging, um seine Frau zu holen. Statt ihrer kam der Seelsorger in die Küche. »Herr Terschüren, verzichten Sie lieber darauf. Ich halte die Frau für nicht vernehmungsfähig.«

»Nur eine einzige Frage. Ich will nur wissen, ob sie Mann oder Auto erkannt hat, als ihr Sohn vor der Tür abgelegt wurde.«

»Es ist wirklich schlecht.«

»Können Sie vielleicht versuchen, ihr das zu entlocken? Ganz beiläufig, ohne dass sie was merkt. Es wäre äußerst wichtig.«

»Also gut. Wenn ich etwas erfahre, melde ich mich bei Ihnen.«

Fünf Minuten blieb der Mann weg. Dann kehrte er zurück. »Sie hat nur die Farbe des Wagens benennen können. Schwarz.«

»Danke. Ich werde die Familie wohl am besten für heute in Ruhe lassen.«

»Das wäre wirklich das Beste.«

»Also gut. Ich komme noch mit und verabschiede mich.«

Erich machte es kurz. Dann verließ er das Haus.

Draußen war mittlerweile alles still. Außer dem abgesperrten Fundort wies nichts mehr darauf hin, dass hier ein Toter abgelegt worden war.

Erich trat auf den Bordstein und schlenderte drei Häuser weiter. Dort zückte er sein Smartphone und bimmelte Kurt an. »Wie weit bist du?«

»Du glaubst es kaum. Ich habe den Passat gefunden.«

»Teufelskerl. Wie das?«

»Ein anderer Zeuge, ein Rentner, hatte die Nummer notiert. Weißt du, so einer, der den ganzen Tag im Fenster liegt und darüber nachdenkt, was ihn stören könnte. Er wollte den Fahrer wegen Raserei und Ruhestörung anzeigen. Scheißtyp, aber gut für uns.«

»Wo steckst du jetzt?«

»Ich fahre gerade auf der A52 Richtung Flughafen Düsseldorf. Dort wurde der schwarze Passat gemietet.«

»An schlafen kann ich jetzt sowieso nicht denken. Ich komme dahin. Um welchen Vermieter handelt es sich genau?«

Kurt gab ihm den Namen durch.

Erich war zu Fuß vom Polizeipräsidium zum Haumannplatz aufgebrochen. Er rannte zurück und stieg in seinen BMW. Es war nicht weit bis zur Autobahnauffahrt.

Er fädelte sich in den Verkehr auf der A52 ein. In Zeiten, in denen er noch sein ausschweifendes Junggesellenleben geführt hatte, war seine Behauptung immer gewesen, die Nähe zu Düsseldorf sei das Beste an Essen. Was das Nachtleben anging, stimmte das auch. Mittlerweile schätzte er an seiner Stadt aber andere Qualitäten, wie etwa die Grünzonen und Parks, in denen er regelmäßig joggen ging, oder das günstigere Preisniveau. Trotzdem musste er lächeln bei den Erinnerungen an seine wilden Tage, in denen er so häufig erwartungsvoll in seinem Auto auf dieser Piste unterwegs gewesen war.

Viel Verkehr herrschte nicht. Keine Viertelstunde später bog er auf die A44 ab, von der eine Abfahrt direkt zum Flughafen führte. Erich folgte der Beschilderung zu den Autovermietungen und erreichte kurz darauf den Abgabeschalter, an dem er den aufgeregt winkenden Kurt auf ihn warten sah. Der junge Kollege deutete auf einen freien Parkplatz. Er kam zum Auto gerannt.

Erich war noch nicht ganz ausgestiegen, da schwappte Kurts Erregung bereits über. »Er war hier. Hundert Pro!«

»Langsam. Wer war hier?«

»Der Typ, der vor zehn Minuten den schwarzen Passat mit Münchener Kennzeichen abgegeben hat. Der Mann von der Mietwagenfirma hat ihn mir beschrieben. Er trug im Auto Handschuhe!«

»Wie bist du überhaupt so schnell auf diesen Vermieter gekommen?«

»Ich habe mir gedacht, der Täter muss das Auto schnellstmöglich loswerden, denn er musste damit rechnen, beobachtet worden zu sein. Entweder, er stellt die Karre irgendwo ab und verschwindet, oder er gibt sie unverzüglich zurück. Gibt er sie wieder ab, braucht er ein Verkehrsmittel oder ein Fluchtfahrzeug. Ich habe alles drauf gesetzt, dass unser Mann nicht irgendwo seinen eigenen Wagen oder ein Motorrad geparkt hat und die Mietstationen abtelefoniert, die in Bahnhofsnähe oder eben hier am Flughafen ansässig sind. Wegen dem Münchner Kennzeichen blieb ja nur eine kleine Auswahl im näheren Umkreis übrig und so bin ich relativ schnell hier in Düsseldorf gelandet. Der Typ hatte seinen Wagen gerade zurückgegeben, als ich mit den Leutchen hier telefoniert habe. Der Motor ist noch warm. Die Flughafenpolizei sucht ihn schon!«

»Mensch, Kurt! Alle Achtung! Wie ist die Beschreibung von dem Mann?«

»Ein südländischer Typ, mittelgroß aber kräftig. Etwa Mitte dreißig, schwarze Haare, Vollbart. Spricht akzentfrei Deutsch.«

Erich kniff dem eifrigen jungen Kollegen ein Auge: »Also dein älterer Bruder aus der Boxbude?«

Kurt verzog das Gesicht zu einem schwachen Grinsen. »Nee. Er hat grüne Augen.«

»Was hältst du davon, wenn wir der Flughafenpolizei suchen helfen?«

»Drinnen sind die Jungs ja schon unterwegs. Sollen wir es nicht lieber außerhalb versuchen? Das muss nicht unbedingt sein, dass der Kerl sich mit dem Flugzeug absetzt.«

»Dann hätten wir keine Chance. Dafür ist sein Vorsprung zu groß. Wir kriegen ihn nur, wenn er auf einen Flug warten muss.«

»Okay, Erich. Los!«

Sie gingen auf kürzestem Weg in die Abfertigungshalle. Wo sollten sie anfangen?

»Hast du den Namen von dem Typen?«, fragte Erich.

»Sicher.«

»Sollen wir an den Schaltern nach ihm fragen?«

»Das machen die Kollegen schon. Guck da!« Kurt zeigte auf einen Flughafenpolizisten, der sich an einem Check-in vorgedrängelt hatte. An seinen Gesten war zu erkennen, dass er die Frau, die dort Dienst tat, befragte. Hinter ihm waren nur missmutige Gesichter zu sehen. Auf so eine Verzögerung bei der Abfertigung hatte niemand der Reisenden Bock. Nachvollziehbar.

»Gut. Dann versuchen wir es an der Sicherheitskontrolle.«

»Für welches Gate?«

»Schauen wir nach, welche Flüge als nächste abgehen.«

Sie eilten zu einem der Displays, auf dem die Starts angezeigt wurden. In der nächsten Stunde sollten vier Flüge abgehen. Drei davon von Terminal B.

»Münze werfen oder Gesetz der großen Zahl?«, fragte Kurt.

»B!«, entschied Erich.

Sie spurteten los, quer durch das Flughafengebäude. Als sie den Sicherheitscheck erreichten, erkannten sie, wie aussichtslos ihre Idee gewesen war.

»Scheiße«, fluchte Erich, »die Beschreibung passt auf jeden Zehnten! Den finden wir nicht!«

Der Killer hatte sich am Sicherheitscheck des Terminals A eingereiht. Es ging zügig voran. Da seine Methode zu Morden keine Waffe erforderte, hatte er weder das Problem, sich im Operationsland eine zu besorgen, noch sie durch mögliche Kontrollen zu schmuggeln.

Er kam an die Reihe. Entspannt ließ er die Prozedur über sich ergehen. Niemand forderte ihn auf, sein Handgepäck zu öffnen, niemand hielt ihn nach Durchschreiten der Schleuse auf.

Als der Killer die Wartezone vor seinem Gate erreichte, hatte das Boarding bereits begonnen. Er durchschritt die Gangway als Vorletzter. Die Stewardess empfing ihn geschäftsmäßig lächelnd. Der Killer betrat das Flugzeug, suchte seinen Platz und nickte der Frau auf dem Nachbarsitz freundlich zu, ehe er sich neben sie setzte.

Der Luftsprung nach Frankfurt dauerte keine Stunde. Er verließ den Transitbereich, tauschte abermals den Reisepass und checkte neu ein. Diese Vernebelungsaktion würde es der Polizei endgültig schwer machen, ihm auf die Spur zu kommen.

An Bord der Maschine, die ihn in seine Wahlheimat bringen würde, entspannte der Killer vollständig. Als sie Flughöhe erreichten, bestellte er sich einen kolumbianischen Rum und gratulierte sich damit selbst zum erfolgreichen Abschluss des Auftrags. Ein schönes Sümmchen Geld würde er zu Hause auf seinem Konto vorfinden. Das würde für ein ganzes Weilchen reichen.

Zufrieden stellte er das leere Glas auf seinen Ausklapptisch, kippte die Lehne seines Sessels im Rahmen der Möglichkeiten nach hinten und schloss die Augen. Nicht lange darauf zeigten seine gleichmäßigen Atemzüge seiner Sitznachbarin an, dass er eingeschlafen war.

Freitag

Möhrchen erwachte meistens früh. So auch heute. Sie schielte auf ihren Wecker. 5:15 Uhr. Für sie eine normale Zeit zum Aufstehen.

Erich war irgendwann mitten in der Nacht nach Hause gekommen. Möhrchen hatte bemerkt, wie er sich vorsichtig neben sie ins Bett gelegt hatte, ihn aber weder angesprochen, noch die Uhrzeit überprüft. Eine Minute später hatte sie an seinem leisen Schnarchen gehört, das er eingeschlafen war. Sie beneidete ihn um diese Fähigkeit. Ganz egal, was für ein Fall und was für ein Stress: Ihr Mann schaffte es immer, komplett abzuschalten, sobald er Bettwäsche roch.

Vorsichtig, damit sie Erich nicht weckte, schälte sich Möhrchen aus den Federn. Die Schlafzimmerlampe ließ sie besser aus. Sie tastete sich zur Tür, schaltete das Licht im Flur ein und warf einen kurzen Blick zurück auf ihren Mann. Wenn er schlief, besaß er immer noch leise Ähnlichkeit mit einem Kind. Während bei jeder seiner Bewegungen an seinem Körper die Muskeln unter der Haut spielten, waren seine Gesichtskonturen eher weich. Sie zeigten sogar eine leichte Tendenz zum Doppelkinn, was Erich ähnlich zur Weißglut brachte, wie Möhrchen ihre Ringe um die Leibesmitte. Da seine Neigung zur Glatze mittlerweile die Hälfte seiner Schädeldecke erobert hatte, rasierte er seine verbliebenen Kopfhaare rigoros ab. Mit den Begleiterscheinungen des Alterns hatte Erich so seine Schwierigkeiten. Vor seinem fünfzigsten Geburtstag, der in diesem Jahr anstand, besaß er riesigen Respekt.

Möhrchen schloss die Schlafzimmertür lautlos hinter sich. Erich war immer schon Langschläfer und Morgenmuffel gewesen. Ihr Tag-Nachtrhythmus würde sich wohl nie mehr synchronisieren. Dazu waren sie beide zu lange ihren eigenen Gewohnheiten gefolgt.

Ihre Klamotten hatte sie vorsorglich bereits gestern Abend im Badezimmer deponiert. Sie brauchte nicht lange, um startklar zu sein. Die längste Zeit nahm das ausgiebige Kämmen ihrer verknoteten Locken in Anspruch. Auf Schminke legte sie keinen Wert.

In der Küche kam zeitgleich mit Möhrchens Erscheinen Kater Sigi durch die Katzenklappe geschlichen. Sie hatte die Glückskatze nach dem ehemaligen gemeinsamen Kollegen von Erich und ihr benannt. Nicht von ungefähr, denn die beiden besaßen für ihren Geschmack einige charakterliche Gemeinsamkeiten. Das Mausen zum Beispiel. Natürlich in übertragenem Sinne. Sigi war im Dienst eine beachtliche Spürnase gewesen. Seine Aufklärungsquote hatte beim Übergang ins Rentenalter annähernd einhundert Prozent betragen. Für sie immer noch ein Vorbild.

Der Kater schnurrte um ihre Beine herum, rieb seinen Kopf an ihren Fesseln. Wie immer erhielt Sigi eine kleine Morgengabe. Streicheleinheiten und ein Schälchen mit Milch, die er mit seiner rosa Zunge sofort aufzuschlecken begann.

»Kriegst gleich dein Fressen.«

Zuvor war ihr Kaffee dran. Der war das Wichtigste beim Start in einen neuen Tag. Sie brühte ihn zu Hause immer noch mit der Hand auf. Als der Wasserkocher abschaltete, goss sie das heiße Wasser Schluck für Schluck in den Porzellanfilter. Gefrühstückt wurde heute nicht. Die Waage von gestern Abend …

Mit einem Pott frischen Schwarzgebräus in der Hand setzte sich Möhrchen auf einen der beiden Barhocker in der Küche. Kater Sigi sprang auf ihren Schoß und erinnerte sie an sein Fressen. Sie kraulte eine Weile seinen Kopf.

»Schauen wir mal, was wir im Kühlschrank haben.«

Möhrchen füllte den halben Inhalt einer Dose Katzenfutter in Sigis Napf. Zufrieden machte sich ihr Liebling darüber her.

Als er seine Mahlzeit verdrückt hatte, leckte sich der Kater die Pfoten, um anschließend durch die Katzenklappe wieder nach draußen zu verschwinden.

Sie schenkte sich Kaffee nach und trank ihn aus. Dann stellte Möhrchen die leere Tasse in die Spülmaschine und brach auf. Sie erweckte ihren Smart zum Leben und fuhr zum Polizeipräsidium. Auf ihrem Flur würde sie wie immer die Erste sein, dachte sie, aber …

»Morgen Thea«, begrüßte sie ein übernächtigter Kurt, als sie das gemeinsame Büro betrat. Er war einer der Wenigen, die sich nicht trauten, die Ältere mit ›Möhrchen‹ anzusprechen. Ein echter Pluspunkt für den Knaben.

»Kurt? Was machst du hier zu so früher Stunde? Warst du nicht im Bett?«

»Stimmt. Habe durchgemacht.«

»Warst du mit Erich unterwegs?«

»Genau.«

»Dann brühe ich dir erst mal einen starken Kaffee und anschließend kannst du mir berichten. Ich bin schon richtig gespannt!«

»Perfekter Vorschlag!«

Das Kaffeekochen im beruflichen Umfeld hatte Möhrchen gleich zu Beginn ihrer Dienstzeit komplett übernommen. Sie war dem aromatischen Geschmack ihres Lebenselixiers zu sehr verfallen, um seine Zubereitung Stümpern zu überlassen. Mal füllten die Männer zu viel Pulver in den Filter der Maschine, mal zu wenig. Selten stimmte die Mischung.

Warum lernten die Kerle das nicht? War doch nicht schwer! Da hielt sie die Fäden lieber selbst in der Hand. Die Kollegen, zumindest die männlichen, dankten es ihr.

Während das Schwarzgebräu durchlief, berichtete ihr Kurt über den neuen Fall. Möhrchen hörte aufmerksam zu. Als er bei seiner Entdeckung des Täterfahrzeugs angelangt war, unterbrach sie ihn und goss ihm Kaffee ein. Kurt griff in seine Schreibtischschublade, zauberte zwei Stücke Würfelzucker und ein Töpfchen Dosenmilch hervor und kippte alles in seine Tasse. Er rührte mit lautem Klingeln um und leckte den Löffel ab. Ein Frevel für Möhrchen, die ihren Kaffee seit sie denken konnte, schwarz trank.

»Du bist wirklich schnell dahintergekommen, wo sich das Fluchtfahrzeug befindet«, lobte Möhrchen ihren übernächtigten Kollegen.

»Reiner Zufall«, parierte Kurt das Lob, das ihm offensichtlich peinlich war.

»Ihr seid bestimmt dem Verdächtigen gefolgt.«

»Na klar. Im Flughafen haben wir ihn gesucht. Die Leute vor Ort haben die Abfertigungsschalter abgeklappert und versucht herauszufinden, wohin unser Mann abgedüst ist. Leider Fehlanzeige. Wie auch bei Erich und mir.«

»Er könnte also den Flughafen verlassen haben und ist in ein anderes Auto umgestiegen …«

»… oder er ist gelaufen oder in einen Bus gestiegen oder hat ein Taxi genommen.«

»Puh. Du weißt, was das heißt?«

Niedergeschlagen sah Kurt über den Tassenrand zu ihr hinüber. »Überwachungsvideos gucken. Tagelang!«

»Na, so schlimm wird es wohl nicht. Ich schätze das interessante Zeitfenster auf höchstens zwei Stunden. Ist der Kerl nicht geflogen, wird er den Flughafen schnell verlassen haben. Hat er einen Flieger genommen, wird er darauf bedacht gewesen sein, sich möglichst kurz in der Abfertigungshalle aufzuhalten. Beziehungsweise gar nicht. Er musste schließlich damit rechnen, dass die Polizei aufkreuzt.«

»Trotzdem. Es gibt verdammt viele Kameras auf dem Gelände, schätze ich.«

»Bestimmt. Aber du fängst mit denen an, die nahe beim Autovermieter liegen. Da beträgt das Zeitfenster höchstens fünfzehn Minuten ab Abgabe des Wagens. Von da aus arbeitest du dich von Kamera zu Kamera weiter. Das ist ja das Gute, dass wir sein Eintreffen am Flughafen ziemlich genau eingrenzen können.«

Kurt gähnte, ohne sich die Hand vor den Mund zu halten. »Sorry, Thea. Die Nacht war lang.«

»Kein Grund, mir deine Mandeln zu zeigen.«

Wurde der junge Kollege etwa rot?

»Oh, ja, ääh … nochmal sorry.«

Möhrchen ging über die Entschuldigung hinweg.

»Als Erich und du mit der Suche keinen Erfolg hattet: Was habt ihr danach gemacht?«

»Erich hat noch mit den Leuten von der Flughafenpolizei gesprochen, ich bin zurück zum Fluchtfahrzeug.«

»Was ist bei dem Gespräch herausgekommen? Außer, dass sie ihn nicht gefunden haben, meine ich.«

»Nix.«

»Und was hast du noch herausgefunden?«

»Die SpuSi war mittlerweile eingetroffen. Ich habe ihnen kurz erzählt, was vorgefallen ist, und dann haben sie den Passat auseinandergenommen.«

»Mit konkreten Ergebnissen ist wohl nicht so schnell zu rechnen?«, schätzte Möhrchen.

»Bestimmt nicht.«

Nun goss sie sich selbst noch eine Tasse Kaffee ein und nahm einen großen Schluck.

»Was wissen wir bisher über den Fahrer des Fahrzeugs?«

»Der Mann von der Autovermietung konnte ihn ganz gut beschreiben.« Kurt betete die Personenbeschreibung herunter. »Sprach übrigens akzentfrei Deutsch.«

»Name?«

»Ricardo Ibañez.«