Mordtourer - Paul Voss - E-Book

Mordtourer E-Book

Paul Voss

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2022
Beschreibung

Kriminalermittler Paul Voss und drei seiner Freunde begeben sich mit ihren Fahrrädern auf die beliebte Radroute Ciclovia Alpe Adria. Voller Elan starten sie in Bad Reichenhall, doch schon kurz hinter Salzburg geraten sie in eine Polizeisperre. Die Freunde erfahren, dass sich ein Mord ereignet hat und dass der Täter offenbar mit dem Fahrrad unterwegs ist, womöglich mit dem selben Ziel, dem Örtchen Grado am Nordzipfel der Adria. Paul und die Radlerfreunde versprechen, die Augen offen zu halten und machen sich auf die Reise, die sie zu typischen Stationen der beliebten Radreiseroute und schließlich nach Grado führt. Die Radreise hat genau so im Jahr 2020 stattgefunden und das Buch gibt viele echte Erlebnisse und Eindrücke der wunderschönen Route wieder. Dazu ist der Fantasie eine kleine begleitende Krimigeschichte entsprungen ist. So ist eine Mixtur aus Radreisebericht und Alpenkrimi entstanden, der für spannende Unterhaltung zuhause sorgen oder auch als Begleiter auf Ihrer eigenen Reise dienen möge.

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Seitenzahl: 107

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 Paul Voss

Mordtourer

-

Mord auf der

Ciclovia Alpe Adria

Für

Slin, Scheckel, Maki und Scout

Impressum

© 2022 Paul Voss

Postfach 1264

31587 Stolzenau

www.paul-voss-buecher.de

Cover: Ronald Vieweg

 Inhalt:

Vorwort

1. Einreisekontrolle

2. An der Salzach

3. Es geht bergauf

4. Ab zum See

5. Bella Italia

6. Es wird heiß

7. Grado

8. Ein Badeerlebnis

9. Gute Jagd

10. Rückkehr

Nachwort

Vorwort
Liebe Leserin, lieber Leser,
im Folgenden erwartet euch eine vielleicht ungewöhnliche Mischung aus Reisebericht und Krimi. Die Tour auf der Radroute Alpe-Adria hat im Jahr 2020 tatsächlich im Grunde genau so stattgefunden, wie ich sie hier erzähle. Nur die Geschichte um den Mord bei Salzburg und unsere Jagd nach dem Täter ist frei erfunden und sozusagen in den Radreisebericht eingebaut worden. Die Route hat uns damals in ihren Bann gezogen und ich kann sie allen Radwanderern nur wärmstens empfehlen. So, wie ich die Gegenden und Orte in diesem Buch beschreibe, haben wir sie vorgefunden. Solltet ihr dieses Büchlein gelesen haben und selbst die Route unter die Räder nehmen, werdet ihr vieles wiederentdecken. 
Ich wünsche euch beim Lesen und beim Radeln viel Freude!
1. Einreisekontrolle
Es war der 25. Juli, kurz vor 5 Uhr morgens. Wie ich erwartet hatte, war ich wach, bevor der Wecker klingelte. Ich hatte ihn auf Punkt 5 Uhr gestellt. Heute war Reisetag, ich wollte um halb 6 Richtung Sassenberg im Münsterland starten. Mein Fahrrad stand bereits auf dem Träger hinten auf meinem Pick-up und die vollgepackten Taschen, mit allem, was ich für acht Tage Radtour und Camping brauchte, lagen schon auf der Ladefläche. Ich stellte den Wecker ab und stieg ganz leise aus dem Bett. Britta schlief noch tief und fest. Weil unsere Jalousie komplett heruntergezogen war und ich kein Licht einschalten wollte, war es im Schlafzimmer stockfinster. Meine Klamotten hatte ich schon abends im Bad angerichtet, eigentlich musste ich es nur lautlos bis zur Tür schaffen. Ich schaffte es allerdings nicht, sondern rammte den Kleiderschrank. Das gelang mir öfter, wenn ich ganz besonders leise sein wollte. Seltsam, dachte ich bei mir, das Schlafzimmer befindet sich in der gleichen Anordnung, seitdem wir in dem Haus wohnten, also seit nunmehr drei Jahren. Da ich eigentlich immer zuhause schlief, außer ich ging auf Radtour oder wir fuhren mal in den Urlaub, hatte ich inzwischen sicher gut tausend mal den Schrank passiert. Aus irgendwelchen Gründen änderte sich das räumliche Kontinuum immer dann, wenn ich mich leise im Dunkeln rausschleichen wollte. 
Britta rumorte auf ihrer Bettseite, das heißt in dem Areal, welches sie zu dieser Stunde als ihre Seite beanspruchte, was selten das Bettreich in den Grenzen zur Zeit des Schlafengehens gewesen war. Ich ging zu ihr und strich über ihr inzwischen wieder recht langes Haar. 
"Musst du schon los?", erkundigte sie sich schlaftrunken. 
Trotz meiner Beschwichtigungen stand sie wenige Minuten später neben mir in der Küche und machte einen zerknitterten Eindruck. Ich ließ mir einen Pott Kaffee aus unserem Automaten zubereiten, anschließend einen zweiten für den Thermobecher, welchen ich mitzunehmen gedachte. Fürsorglich, wie immer, nahm mir meine liebe Ehefrau alle Versorgungstätigkeiten ab, sodass ich mich ganz auf die bevorstehende Abreise konzentrieren konnte. Um kurz nach halb 6 befand ich mich, nach der Abschiedszeremonie, endlich auf der Piste Richtung A2, Auffahrt Porta Westfalica. Kurz vor Minden entdeckte ich unerwartete rote Kreuze auf den Schriftzügen der Wegweiser. Die Auffahrt Porta war gesperrt und damit die erste Nerverei des Tages da. Ich folgte der Umleitung bis zur A 30 und regte mich innerlich auf. Warum wurde ausgerechnet an meinem Urlaubsbeginn die Anschlussstelle Porta Westfalica gesperrt? Mein persönlicher Anschluss an alles, was südlich der norddeutschen Tiefebene erreichbar war? Das verhieß doch nichts Gutes, besonders nicht, weil wir ja in diesem Jahr sowieso alle im Ausnahmezustand unterwegs waren. Sollte jemand dies in einigen Jahren lesen, wird man sich mit gemischten Gefühlen an den Ausbruch der Coronapandemie im Jahr 2020 erinnern. Eigentlich wären wir zu fünft gestartet, meine Kumpels Maki, Scheckel, Slin und Scout sowie meine Wenigkeit. Slin hatte allerdings zu große Bedenken gehabt und hatte deshalb andere Pläne, war uns aber nicht böse, dass wir die Tour antraten. 
Während ich so vor mich hin grummelte kam ich zügig zum Ende der ersten Autobahnetappe dieses Tages und letztlich nur zehn Minuten zu spät in Sassenberg an. Dort ging alles recht zügig, wir mussten drei weitere Räder, Menschen und deren Taschen auf und in meinem Auto verstauen und dann begannen wir die große Reise Richtung Bad Reichenhall, im letzten Zipfel Bayerns, direkt vor der Grenze nach Österreich. 
Für unsere diesjährige Fahrradreise hatten wir die Ciclovia Alpe Adria ausgewählt, einen erst seit wenigen Jahren auserkorenen Fernradweg von Salzburg bis an das Mittelmeer. Start sollte für uns Bad Reichenhall sein, also noch auf deutscher Seite. Von dort sollte es uns durch die Alpen bis zum kleinen Inselort Grado an der Adriaküste verschlagen. Wir hatten uns vorgenommen heute zumindest bis zum Wasserfall bei Golling, südlich von Salzburg zu radeln. 
Ich nehme vorweg, dass es uns gelang, allerdings sollten wir noch auf weitere Hindernisse stoßen. 
Eine besonders knifflige Angelegenheit sollte auf halber Strecke die Kraftstoffversorgung werden. Mein geliebter Pick-up konsumierte an sich moderate Mengen Diesel. Nun allerdings, gut beladen und mit den Fahrrädern huckepack noch weniger aerodynamisch als sonst, nahm er doch einen Schluck mehr. Als der Bordcomputer mich ermahnte, dass er nur noch 100 km Reichweite  errechnete, ignorierte ich die nahende Autobahntankstelle, immerhin waren 100 km ja noch ganz schön viel. Was mich in den folgenden Minuten beunruhigte war die Tatsache, dass je gefahrenem Kilometer die Reichweite um gefühlte 3 km abnahm, was ich den Jungs schließlich mitteilte. Das führte ziemlich schnell zu kollektivem Unbehagen und zu gesteigerter Smartphoneaktivität. Nach einer endlos erscheinenden Distanz erschien endlich die nächste Ausfahrt und beruhigt steuerte ich das in Sichtweite befindliche Dorf an. Leider gab es in dem Dorf nur einen Gasthof, was unser Wohlbefinden weiter reduzierte. Glücklicherweise ermittelten wir die nächste Tankstelle knapp 3 km entfernt. Als wir sie erreichten, zeigte der Bordcomputer noch 20 km Reichweite. Während die Zapfsäule brummte, machte sich in uns eine seelische Entspannung breit, wie sie selbst nach 90 Minuten Thai Chi kaum zu erreichen war. 
Beschwingt und gut gelaunt erreichten wir wenige Stunden später unseren ersehnten Parkplatz in Bad Reichenhall. Draußen war es sommerlich warm und so rüsteten wir uns mit Sonnenmilch und Schweißtüchern unter den Fahrradhelmen für die erste Etappe. Es ging alles sehr zügig und kaum eine halbe Stunde später saßen wir auf den Rädern und steuerten zielstrebig die eigentliche Radroute an. Zielstrebig ist vielleicht etwas übertrieben formuliert. Wir fuhren in unserem Eifer, endlich auf den Rädern zu sitzen, zunächst 2 km entgegen der eigentlichen Richtung. Versuchten dann die verschiedenen Navi-Applikationen unserer Smartphones zu synchronisieren, irrten noch eine Viertelstunde in Bad Reichenhall herum und folgten den falschen Wegweisern. Dann aber hatten wir es geschafft und ehe wir es richtig bemerkten, waren wir schon in Österreich. Eigentlich bemerkten wir es nur deshalb, weil die Verkehrszeichen anders aussahen, als wir es gewohnt waren. Und dann, am südlichsten Ausläufer von Salzburg, gerade an der malerisch im steinigen Flussbett dahinplätschernden Salzach angekommen, gerieten wir in eine Straßensperre. 
Es war mein allererster Kontakt mit den Kollegen des Nachbarlandes. Die Gendarmen empfingen uns überaus freundlich. Trotzdem war es ein seltsames Gefühl, im Ausland in eine Polizeikontrolle zu geraten. Aus irgendwelchen Gründen schlummert doch immer so ein kleiner Funke Besorgnis, etwas falsch gemacht zu haben, in den Tiefen des Bauches. Dies erledigte sich dank der Ansprache des Herrn in Uniform zum Glück ganz schnell. Als der Kollege uns dann erläuterte, weshalb wir kontrolliert wurden, kam bei mir etwas Unmut auf. 
Am späten Nachmittag, etwa zwei Stunden vor unserem Grenzübertritt, hatte es in der Nähe ein Tötungsdelikt gegeben. Wie der Gendarm uns mitteilte, würde nach einem Radfahrer gefahndet, der allein unterwegs sein sollte. Der Mann solle, so wie wir, vorne und hinten am Rad Gepäcktaschen gehabt haben, angeblich in roter Farbe und sein Fahrrad sei ein Randonneur, also ein sportliches Tourenrad mit einem Rennradlenker. Man vermute, der Mann sei auf der Radroute Richtung Süden unterwegs. 
Da der österreichische Kollege nicht mehr über den Sachverhalt verlauten ließ, mich die Sache aber doch neugierig machte, zeigte ich ihm etwas aufdringlich meinen Dienstausweis und bot aus eigener Kreativität und ohne konsularische Vollmacht eine länderübergreifende Kooperation an. Natürlich formulierte ich das ein wenig anders, denn ich erklärte ihm, welche Tour wir geplant hatten und dass es mir natürlich eine Freude wäre, wenn es mir beziehungsweise uns gelänge, einen Beitrag zu dieser Verbrechensaufklärung zu leisten. 
Der Gendarm verschwand daraufhin kurz und sprach mit einem Kollegen, der ein paar Symbole mehr auf seinem Schulterstück trug. Nach einigen Minuten kehrte er zurück und vergatterte uns alle zuerst zur Verschwiegenheit. Außerdem notierte er sich meine Personalien und die Daten meines Dienstausweises, während ich mich gerade fragte, warum ich ihn überhaupt mitgenommen hatte. Danach erhielt ich jedoch eine recht offene Berichterstattung. 
Das Opfer sei eine Frau aus Salzburg, die offenbar auch mit einem beladenen Rad die Reise angetreten hatte. Die Dame sei von einer Brücke auf das steinige Ufer an der Salzach gestürzt und verstorben. Zeugen hätten einen lauten Streit zwischen einem Mann und einer Frau gehört, dann einen Schrei. Eine Frau und ein 15-jähriger Junge seien daraufhin von ihrem Zeugenstandort losgerannt und hätten noch einen Mann mit dem Rad an sich vorbei- und dann in südliche Richtung davon radeln sehen. Mehr sei noch nicht bekannt. Was zu dem Schrei geführt hatte, hatten sie nicht beobachtet, so sei jedenfalls die bisherige Aussage gewesen.
Ich besprach mich noch ein wenig mit dem Polizisten und ließ mir eine Visitenkarte mit dem Hinweis geben, ich möge mich gerne zwischendurch dort melden, er würde auf der Dienststelle von unserer Absprache berichten. Später könnte ich auch mit den Kollegen der Kriminalpolizei sprechen. 
Damit war die Kontrolle für uns beendet und wir setzten unseren Weg fort.
Auf einem etwas ruhigeren Abschnitt berichtete ich den anderen, soweit ich es für angemessen hielt, was mir der Gendarm eröffnet und was ich mit ihm abgesprochen hatte. 
Die Jungs fanden das ebenfalls sehr spannend, wobei ich das Ganze etwas relativierte. So, wie der junge Polizist mir den Sachverhalt erklärt hatte, konnte es sich genauso gut um ein Unfallgeschehen handeln. Vielleicht waren Opfer und Täter ein Paar gewesen und es war zu einem Streit gekommen, der eskaliert war. Vielleicht war der Mann im Schock geflohen und stellte sich später. Es gab so viele Möglichkeiten. Die gab es schon in einem Fall, in dem man selbst mitarbeitete und natürlich erst recht, wenn man als Tourist nur zufällig von einem solchen hörte. 
Trotzdem konnte ich mich nicht gegen das Gefühl wehren, dass uns die Sache weiter beschäftigen würde. 
Und natürlich kam es so. Der Fall beschäftigte uns ab sofort und sollte uns täglich begleiten. Wir begannen die wenigen Informationen schon während des Radelns zu analysieren. Begonnen wurde beim Fahrrad. Der Fahrradtyp "Randonneur" ist durchaus verbreitet, begegnete uns jedoch bei genauerer Beobachtung relativ selten. Das mochte daran liegen, dass die Haltung auf dieser Art Fahrrad eben stark der auf einem Rennrad ähnelte und damit weniger für entspanntes Radeln mit weit schweifendem Blick geeignet war. 
Wir widmeten uns zunächst wieder der Sache, wegen der wir eigentlich unterwegs waren, nämlich um geistig auszuspannen und die Gegend zu genießen. Die erste Wegstrecke führte uns ganz nah an der Salzach entlang, einem bereits stattlichen Gebirgsfluss in der typisch grünlich-bräunlichen Färbung, der man die Kälte des Wassers trotz des Sommers ansehen konnte. Der Fluss zog an manchen Stellen sanft dahin, um wenig später wieder in sanften Stromschnellen an Geschwindigkeit aufzunehmen. Es war sommerlich warm und die ersten Kilometer der Radwanderroute zogen uns bereits in ihren Bann. Die Alpenluft, gerade so nahe am Fluss, schmeckte ganz anders als die Luft bei uns oben im Norden. Wir bemerkten wieder einmal fasziniert, dass beim Radurlaub die tiefe Erholung schon auf den ersten Kilometern einsetzte. 
Was wenig später ebenfalls einsetzte, war die Lust auf das erste frisch gezapfte Bier. Die Smartphone-Navigation hatte eine geeignete Gastwirtschaft ausgewiesen und unser Tempo steigerte sich, was gleich im nächsten Ort zu einigen Irritationen und uns wiederum ein wenig vom Weg ab führte. Allerdings erspähte uns ein sehr netter Einheimischer, der uns wieder auf den richtigen Weg verwies.
Interessant fanden wir, dass wir direkt vor dem Erreichen des Gasthofes nochmals auf ihn trafen und ein drittes Mal im Biergarten. Vielleicht gehörte es zum Service, dachten wir. 
Das Bier in Kaltenhausen schmeckte jedenfalls
vorzüglich. So kam zum ersten Halben noch ein zweiter, was sich in meinen Gliedern gleich wohlig bemerkbar machte. Nicht so wohl war mir danach auf den noch ausstehenden gut 10 Kilometern bis zu unserem ersten Campingplatz, denn zwischen Hallein und Golling buckelt die Piste doch ein wenig und zumindest ein paar kleine aber ordentliche Anstiege stellten sich uns noch in den Weg, bevor wir erleichtert unser erstes Ziel erreichten.