Mündliche Prüfung Anatomie - Siegfried Mense - E-Book

Mündliche Prüfung Anatomie E-Book

Siegfried Mense

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Beschreibung

Das Buch ermöglicht dir die optimale Vorbereitung auf die mündlichen Anatomie-Prüfungen. Die Prüfungssituation kannst du leicht alleine oder in der Lerngruppe simulieren. Zahlreiche Prometheus-Abbildungen zeigen dir „knifflige“ Strukturen und Regionen – und geben dir einen guten Überblick. Sie erleichtern dir in der Prüfung das schnelle Finden und Benennen der Strukturen am Präparat. Noch mehr Pluspunkte: – Übersichtstabellen erleichtern dir das Wiederholen wichtiger Fakten. – Klinische Bezüge zeigen dir die Praxisrelevanz. Es handelt sich übrigens um Original-Prüfungsfragen aus der langjährigen Erfahrung des Autors. Jederzeit zugreifen: Der Inhalt des Buches steht dir ohne weitere Kosten digital in der Wissensplattform eRef zur Verfügung (Zugangscode im Buch). Mit der kostenlosen eRef App hast du zahlreiche Inhalte auch offline immer griffbereit.

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Seitenzahl: 452

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Mündliche Prüfung Anatomie

Siegfried Mense

182 Abbildungen

Vorwort

Der vorliegenden Sammlung von Fragen und Antworten liegen die Erfahrungen zugrunde, die ich in mehr als 20 Jahren Prüfungstätigkeit gewonnen habe. Bei den Fragen sind häufig angesprochene Themen zahlreicher vertreten als eher selten abgefragte Gebiete. Diese Fragensammlung ist aber kein Lehrbuch – eine vollständige Darstellung aller Gebiete ist nicht angestrebt.

Die Fragen haben den Zweck, das Bestehen des 1. Abschnitts der Ärztlichen Prüfung (M1) wahrscheinlicher zu machen und die bei vielen bestehende Prüfungsangst zu mildern. Wenn die meisten Fragen zumindest teilweise beantwortet werden können, sollte das Bestehen kein Problem sein.

Mit Sternchen (*) sind etwas „knifflige“ Fragen gekennzeichnet, deren Beantwortung für das Bestehen wohl nicht entscheidend ist, mit denen aber die Note aufgebessert werden kann.

Einige Antworten beinhalten Erklärungen, die das Verständnis für anatomische Sachverhalte im Sinne einer funktionellen Anatomie fördern sollen. Manche dieser Ergänzungen stehen nicht in den Lehrbüchern, können aber als Lernhilfe dienen, weil sich in anatomischen Strukturen auch ihre Funktion widerspiegelt.

Seien Sie bei der Vorbereitung nicht allzu frustriert, wenn Sie in verschiedenen Quellen unterschiedliche Angaben zur selben Thematik finden – das kann an neuen Erkenntnissen liegen (z.B. in der Neuroanatomie) und/oder daran, dass ein anderer Autor andere Details für wichtig hält.

Tipp: Auch wenn Sie eine Antwort nicht sofort parat haben, sollten Sie versuchen, sich auf Nebenwegen die Antwort abzuleiten. Viele Prüfer bewerten nicht nur das Faktenwissen, sondern auch die Fähigkeit, mit als schwierig empfundenen Fragen umzugehen. Normalerweise beginnen die Prüfer mit eher allgemeinen (leichten) Fragen, um dann mit etwas schwereren Themen festzustellen, wie gut die Kandidatin/der Kandidat ist.

Ein letztes Wort (zur Lektüre kurz vor der Prüfung empfohlen): Machen Sie sich klar, dass sich jeder Prüfer freut, wenn die Prüfung gut verläuft. Niemand hat ein Interesse daran, den Kandidaten unnötige Schwierigkeiten zu bereiten. Und: Um zu bestehen, muss man nicht alles wissen!

Mannheim und Heidelberg, im Frühjahr 2018 Siegfried Mense

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1 Obere Extremität

1.1 Makroskopische Anatomie

1.1.1 Knochen, Bänder und Gelenke

1.1.2 Muskeln

1.1.3 Nerven, Gefäße und Lymphknoten

1.2 Klinische und topografische Anatomie

2 Untere Extremität

2.1 Makroskopische Anatomie

2.1.1 Knochen, Bänder und Gelenke

2.1.2 Muskeln

2.1.3 Nerven, Gefäße und Lymphknoten

2.2 Klinische und topografische Anatomie

3 Kopf und Hals

3.1 Makroskopische Anatomie

3.1.1 Kranium

3.1.2 Kopf- und Halsmuskeln, Faszien

3.1.3 Kopf- und Halseingeweide

3.1.4 Hirnnerven

3.1.5 Halsnerven

3.1.6 Vegetative Innervation

3.1.7 Arterien und Venen

3.1.8 Lymphknoten und Lymphgefäße

3.2 Klinische und topografische Anatomie

4 Leibeswand

4.1 Makroskopische Anatomie

4.1.1 Rücken

4.1.2 Brustwand

4.1.3 Bauchwand

4.1.4 Becken, Beckenwände

4.2 Klinische und topografische Anatomie

5 Brusteingeweide

5.1 Makroskopische Anatomie

5.1.1 Lunge

5.1.2 Ösophagus

5.1.3 Thymus

5.1.4 Herz

5.1.5 Herznahe Gefäße

5.1.6 Nerven

5.2 Klinische und topografische Anatomie

6 Bauch-Becken-Eingeweide

6.1 Makroskopische Anatomie

6.1.1 Organe des Magen-Darm-Kanals

6.1.2 Leber, Gallenblase, Pankreas

6.1.3 Milz

6.1.4 Endokrine Organe

6.1.5 Harnorgane

6.1.6 Weibliche Geschlechtsorgane

6.1.7 Männliche Geschlechtsorgane

6.1.8 Arterien

6.1.9 Venen

6.1.10 Lymphgefäße und Lymphknoten

6.1.11 Vegetative Nerven

6.1.12 Peritoneum

6.2 Klinische und topografische Anatomie

7 Zentralnervensystem

7.1 Makroskopische Anatomie

7.1.1 Entwicklung

7.1.2 Rückenmark

7.1.3 Rhombenzephalon

7.1.4 Mesenzephalon

7.1.5 Zerebellum

7.1.6 Dienzephalon

7.1.7 Telenzephalon

7.1.8 Innere Liquorräume

7.1.9 Hirn- und Rückenmarkhäute

7.1.10 Gefäßversorgung

7.2 Klinische und topografische Anatomie

8 Sehorgan

8.1 Makroskopische Anatomie

9 Hör- und Gleichgewichtsorgan

9.1 Makroskopische Anatomie

9.1.1 Äußeres Ohr

9.1.2 Innenohr

Anschriften

Sachverzeichnis

Impressum

1 Obere Extremität

1.1 Makroskopische Anatomie

1.1.1 Knochen, Bänder und Gelenke

Was verstehen Sie unter dem Akromion? Das Akromion ist das lateral ausladende Ende der Spina scapulae. Zusammen mit der Klavikula ist es an der Bildung des Schultergelenkdachs beteiligt. Entgegen einer weitverbreiteten Annahme ist nicht das Akromion, sondern das akromiale Ende der Klavikula der höchste Punkt der Schulter.

Welche knöchernen und ligamentären Strukturen bilden das Schulterdach? An der Bildung des Schulterdachs sind folgende Strukturen beteiligt:

Akromion

Proc. coracoideus

die laterale Klavikula mit dem akromioklavikulären Gelenk

Die Dachkonstruktion wird verstärkt durch das Lig. coracoacromiale und das Lig. coracoclaviculare. Das Lig. coracoclaviculare besteht aus zwei Teilbändern (Lig. trapezoideum und Lig. conoideum) und setzt als dreieckiges Band (mit der Spitze am Proc. coracoideus entspringend) breitbasig an der lateralen Klavikula an ( ▶ Abb. 1.1).

Abb. 1.1Articulatio acromioclavicularis und Bandapparat. Ansicht von ventral. Da das Schlüsselbeingelenk (Art. acromioclavicularis) ein planares Gelenk ist, muss es durch einen straffen Bandapparat in seiner Position gehalten werden. Das Bewegungsausmaß ist also stark eingeschränkt.

(nach Schünke, Schulte, Schumacher. Prometheus LernAtlas der Anatomie. Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. 4. Auflage 2014. Grafiker: Karl Wesker)

Wo befinden sich die Capita des Radius und der Ulna?

Das Caput radii befindet sich am proximalen Ende des Radius, es greift hier mit seiner Circumferentia articularis in die Incisura radialis der Ulna.

Das Caput ulnae dagegen bildet das distale Ende der Ulna. Der laterale Teil des Caput ulnae läuft in den Proc. styloideus ulnae aus, der proximal vom Handgelenk gut palpabel ist.

Welche Strukturen des Humerus werden als Collum anatomicum und Collum chirurgicum bezeichnet?

Das Collum anatomicum des Humerus befindet sich zwischen der überknorpelten Gelenkfläche des Caput humeri auf der einen und dem Tuberculum majus und minus auf der anderen Seite. Es entspricht in seiner Lage etwa dem Schenkelhals des Femurs, ist jedoch viel kürzer.

Das Collum chirurgicum stellt den Übergang zum Schaft des Humerus dar. Es befindet sich direkt distal vom Tuberculum majus und minus ( ▶ Abb. 1.2).

Klinik

Wie der Name sagt, handelt es sich beim Collum chirurgicum um eine Prädilektionsstelle für Frakturen: Sie ist bei Stürzen auf Hand, Arm und Schulter besonders gefährdet.

Abb. 1.2Rechter Humerus. a Ansicht von ventral. b Ansicht von dorsal.

(nach Schünke, Schulte, Schumacher. Prometheus LernAtlas der Anatomie. Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. 4. Auflage 2014. Grafiker: Karl Wesker)

Welche knöchernen Strukturen begrenzen den Karpalkanal (Canalis carpi)?

Die dorsale Wand (der Boden) des Canalis carpi wird vorwiegend vom Os hamatum und Os capitatum gebildet, also von den zentral gelegenen Handwurzelknochen.

Die seitlichen Begrenzungen entstehen aus der knöchernen ulnaren und radialen Erhebung namens Eminentia carpi ulnaris und Eminentia carpi radialis. Die Eminentia carpi ulnaris besteht proximal aus dem Os pisiforme und distal aus dem Hamulus ossis hamati; die Eminentia carpi radialis proximal ( ▶ Abb. 1.3).

Abb. 1.3Knöcherne Begrenzung des Karpalkanals einer rechten Hand. Ansicht von palmar. Die Handinnenfläche weist zwei Erhebungen auf: eine ulnare, die Eminentia carpi ulnaris, und eine radiale, die Eminentia carpi radialis. Diese entstehen dadurch, dass die Handwurzelknochen dorsal konvex und palmar konkav gewölbt sind. Zwischen diesen Erhebungen spannt sich das Retinaculum mm. flexorum, das den Karpalkanal nach palmar begrenzt.

(nach Schünke, Schulte, Schumacher. Prometheus LernAtlas der Anatomie. Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. 4. Auflage 2014. Grafiker: Karl Wesker)

Welche Besonderheiten hat die Kapsel des Schultergelenks? Welche Schleimbeutel befinden sich in seiner Nähe? Das Schultergelenk (Art. humeri) ist das Kugelgelenk mit der größten Beweglichkeit. Die Gelenkpfanne ist relativ klein, der Gelenkkopf des Humerus relativ groß. Zusammen mit einer weiten und schlaffen Kapsel erlaubt diese Anordnung eine große Beweglichkeit.

Die Gelenkkapsel entspringt von der Skapula am Außenrand des Labrum glenoidale und setzt hauptsächlich entlang dem Collum anatomicum des Humerus an. An der Ventralseite, zwischen Tuberculum majus und minus, hat sie eine Ausstülpung für den Durchtritt der Sehne des langen Bizepskopfs. Die Sehne dieses Muskels durchläuft den Kapselraum und setzt am Tuberculum supraglenoidale des Schulterblatts an, also noch innerhalb der Gelenkkapsel. Bei herabhängendem Arm bildet sich in der Achselhöhle eine schlaffe Aussackung der Gelenkkapsel, der Recessus axillaris, die als Reservefalte bei Abduktionsbewegungen dient.

Die große Beweglichkeit des Schultergelenks zieht starke Relativbewegungen zwischen Knochen, Muskeln und Haut nach sich. Daher sind in der Umgebung des Schultergelenks mehrere Schleimbeutel zur Reibungsverminderung vorhanden ( ▶ Abb. 1.4). Die beiden größten Schleimbeutel sind:

die Bursa subacromialis

die Bursa subdeltoidea

Die Bursa subacromialis befindet sich zwischen der Kapsel des Schultergelenks und dem Akromion bzw. dem Lig. coracoacromiale. Sie wird besonders beim Aufstützen der Arme auf eine feste Unterlage belastet, da sich dann der Kopf des Humerus nach kranial unter das Akromion bewegt.

Die Bursa subdeltoidea befindet sich zwischen dem M. deltoideus und der Lateralfläche des proximalen Humerus. Sie wird besonders bei Adduktions- und Abduktionsbewegungen des Arms beansprucht. Die beiden Schleimbeutel können miteinander in Verbindung stehen; sie haben dann eine große Ausdehnung und können mit dem eigentlichen Gelenkraum verwechselt werden.

Klinik

Bei dauerhafter Schonhaltung eines Arms kann die Kapsel im Bereich des Recessus axillaris verkleben und so zu chronischen Bewegungseinschränkungen führen.

Abb. 1.4Subakromiales Nebengelenk einer rechten Schulter. Ansicht von lateral nach Entfernung des M. deltoideus. Die Bursa subacromialis und die Bursa subdeltoidea liegen im subakromialen Raum. Sie sorgen für das reibungsarme Gleiten des Humeruskopfes und der Ansatzsehen der Muskeln der Rotatorenmanschette unter dem Schulterdach.

(nach Schünke, Schulte, Schumacher. Prometheus LernAtlas der Anatomie. Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. 4. Auflage 2014. Grafiker: Karl Wesker)

Aus welchen Teilgelenken besteht das Ellenbogengelenk? Das Ellenbogengelenk besteht aus drei Teilgelenken:

Art. radioulnaris proximalis

Art. humeroulnaris

Art. humeroradialis

Die Art. radioulnaris proximalis ist ein Radgelenk, in dem das Caput radii mit dem überknorpelten Lig. anulare radii und der Incisura radialis ulnae artikuliert.

Die Art. humeroradialis ist eigentlich ein Kugelgelenk, in dem das Capitulum humeri mit dem Caput radii, das die Gelenkpfanne bildet, artikuliert. Durch die Einbeziehung dieses Gelenks in das Ellenbogengelenk können jedoch nur Bewegungen um zwei Achsen durchgeführt werden: eine Torsionsbewegung um die Längsachse des Radius sowie eine Scharnierbewegung um eine quere Achse zusammen mit der Art. humeroulnaris.

Die Art. humeroulnaris ist ein Scharniergelenk, bei dem die Incisura trochlearis ulnae wie eine Zange die überknorpelte Trochlea des Humerus umgreift. Dieses Gelenk hat dadurch eine stark ausgeprägte Knochenführung.

Klinik

Das Lig. anulare radii wird nach distal kegelförmig enger. Dadurch kann bei Zug an der Hand der Radiuskopf beim Erwachsenen nicht aus dem Gelenkverband luxiert werden. Beim Kleinkind ist die Kegelform des Ringbands noch nicht vorhanden. Außerdem ist das Caput radii noch nicht verknöchert und daher verformbar. Die Folge ist, dass bei plötzlichem Zug an der Hand (z.B. wenn ein Erwachsener versucht, das Fallen des Kindes zu verhindern) der Radiuskopf aus dem Lig. anulare nach distal herausrutscht und es zur Radiuskopfluxation kommt (auch Chassaignac-Lähmung, Pronatio dolorosa, Nursemaid’s elbow genannt).

Welchen Verlauf haben die Kollateralbänder des Ellenbogengelenks? Die Seitenbänder des Ellenbogengelenks entspringen von der Basis der Epikondylen des Humerus, nicht von den Spitzen, da diese bereits als Ursprung für zahlreiche Unterarmmuskeln dienen.

Das Lig. collaterale ulnare zieht vom Epicondylus medialis zur Medialseite des Olekranon und hat hier eine lange Ansatzlinie. Das Band sieht daher von der Seite betrachtet dreieckig aus.

Das Lig. collaterale radiale entspringt von der Basis des Epicondylus lateralis und strahlt ins Lig. anulare radii ein. Es ist somit über das Lig. anulare radii an der Ulna befestigt. Ein Ansatz dieses Bandes am Radius selbst wäre nicht sinnvoll, da dadurch die Umwendebewegungen der Hand behindert würden.

Identifizieren Sie die mit Buchstaben gekennzeichneten Strukturen im schematischen Röntgenbild ( ▶ Abb. 1.5).

Abb. 1.5Röntgenbild und Schema eines Ellenbogengelenks.

(aus Möller und Reif. Taschenatlas Röntgenanatomie. Thieme; 2016)

A: Caput radii, Circumferentia articularis

B: Proc. coronoideus ulnae

C: Trochlea, Capitulum humeri

D: Olekranon

In welchen Gelenken erfolgen die Umwendebewegungen der Hand? Um welche Achsen? An den Umwendebewegungen der Hand sind im Ellenbogengelenk die Art. humeroradialis und die Art. radioulnaris proximalis beteiligt. Im Handgelenk erfolgen die Bewegungen in der Art. radioulnaris distalis. Bei diesen Bewegungen dreht sich der Radius, der die Hand trägt, um die feststehende Ulna.

Die Achse der Umwendebewegungen verläuft durch den Kopf des Radius proximal und den Kopf der Ulna distal. In Supinationsstellung stehen Ulna und Radius parallel zueinander, in Pronationsstellung überkreuzt der Radius die Ulna.

Aus welchen Teilen besteht das Handgelenk? Das Handgelenk besteht hauptsächlich aus zwei Teilgelenken ( ▶ Abb. 1.6):

Art. radiocarpalis (proximales Handgelenk)

Art. mediocarpalis (distales Handgelenk)

Im proximalen Handgelenk wird die Gelenkpfanne aus dem distalen Ende des Radius und dem auf der Ulna gelegenen Discus ulnocarpalis gebildet. Der Gelenkkopf besteht aus den drei proximalen Handwurzelknochen: Os scaphoideum, Os lunatum und Os triquetrum. Es handelt sich um ein Eigelenk, das zwei Freiheitsgrade hat: Flexion/Dorsalextension und Adduktion/Abduktion.

Das distale Handgelenk befindet sich zwischen der proximalen und der distalen Reihe der Handwurzelknochen (Os trapezium, Os trapezoideum, Os capitatum und Os hamatum). Sie artikulieren über einen S-förmigen Gelenkspalt miteinander. Es wird daher als verzahntes Scharniergelenk bezeichnet.

Klinik

Bei Sturz auf die ausgestreckte Hand kommt es häufig zu einer distalen Radiusfraktur. Sie ist mit einem Anteil von 20–25 % aller Knochenbrüche die häufigste Fraktur beim Menschen. Brüche im Bereich der Handwurzelknochen sind hingegen deutlich seltener.

Abb. 1.6Handgelenk der rechten Hand.

Abb. 1.6a Ansicht von dorsal. Das proximale (Art. radiocarpalis) und distale (Art. mediocarpalis) Handgelenk sind hervorgehoben.

(nach Schünke, Schulte, Schumacher. Prometheus LernAtlas der Anatomie. Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. 4. Auflage 2014. Grafiker: Karl Wesker)

Abb. 1.6b Aufsicht auf die distale Handwurzelreihe von proximal und die proximale Handwurzelreihe von distal.

(nach Schünke, Schulte, Schumacher. Prometheus LernAtlas der Anatomie. Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. 4. Auflage 2014. Grafiker: Karl Wesker)

Abb. 1.6c Aufsicht auf die proximale Handwurzelreihe von proximal sowie die Gelenkflächen von Radius und Ulna von distal. Innerhalb der Art. radiocarpalis unterscheidet man ein radiales und ein ulnares Kompartiment.

(nach Schünke, Schulte, Schumacher. Prometheus LernAtlas der Anatomie. Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. 4. Auflage 2014. Grafiker: Karl Wesker)

1.1.2 Muskeln

Benennen Sie den Aufbau und die Funktion des M. trapezius. Von welchem Nerv wird er innerviert? Der M. trapezius gehört zu den Schultergürtelmuskeln, die vom Rumpf zum Schultergürtel verlaufen. Er besteht aus drei Teilen, deren Benennung von der Verlaufsrichtung der Muskelfasern abhängt:

Die Pars descendens zieht vom Hinterhaupt und von den Dornfortsätzen der Halswirbel zum lateralen Drittel der Klavikula. Sie hebt den Schultergürtel und neigt den Kopf zur selben Seite.

Die Pars horizontalis entspringt von einer rautenförmigen Sehnenplatte von den unteren Hals- und oberen Brustwirbeldornen und setzt am Akromion an. Dieser Teil zieht die Schulter nach dorsal.

Die Pars ascendens entspringt an den Proc. spinosi der 5.–12. Brustwirbelkörper und setzt an der Spina scapulae an (hauptsächlich am medialen Teil). Sie zieht die Schulter nach kaudal-dorsal-medial und dreht den Angulus inferior scapulae nach lateral. Sie unterstützt den M. serratus anterior bei der Armhebung über die Horizontale.

Der M. trapezius ist während der Entwicklung vom Kopf in den Thoraxbereich eingewandert und wird daher von einem Hirnnerv, dem N. accessorius, versorgt.

Welche Muskeln gehören zu den ventralen Schultergürtelmuskeln? Zu den ventralen Schultergürtelmuskeln (Rumpf-Gliedmaßenmuskeln) gehören folgende vier Muskeln:

M. pectoralis major

M. pectoralis minor

M. subclavius

M. serratus anterior

Der M. pectoralis major bildet die vordere Wand der Achselhöhle, bei Abduktion des Armes ist sein kaudaler Rand als vordere Achselfalte gut sichtbar.

Der M. serratus anterior entspringt von der ventrolateralen Fläche des Thorax mit neun Zacken und wechselt sich dabei mit den Ursprungszacken des M. obliquus externus abdominis ab. Er zieht zum medialen Rand der Skapula und fixiert die Skapula am Thorax.

Klinik

Als Varietät können sich vom kaudalen Rand des M. pectoralis major Muskelfasern abspalten und eine muskulöse Brücke zum M. latissimus dorsi herstellen. Diese Fasern verlaufen quer über die untere Achselhöhle und können Nerven und Gefäße komprimieren (Langer’scher Achselbogen). Bei Operationen können sie die chirurgische Orientierung komplizieren.

Eine Lähmung des M. serratus anterior ist hauptsächlich an zwei Symptomen zu erkennen:

an einer erschwerten Hebung des Arms über die Horizontale und

an einem Abheben des medialen Skapularands von der dorsalen Thoraxwand. Diese Skapulastellung wird als Scapula alata (Engelflügelstellung) bezeichnet.

Tab. 1.1

 Ventrale Schultergürtelmuskulatur (nach Aumüller et al. Duale Reihe Anatomie. Thieme; 2017)

Muskel

Ursprung

Ansatz

Innervation

Funktion

M. pectoralis major

Pars clavicularis

Klavikula (mediale Hälfte)

Crista tuberculi majoris (humeri)

Nn. pectorales med. und lat. (C5–Th1)

Adduktion, Innenrotation, Anteversion, Inspiration (kaudale Anteile)

Pars sternocostalis

Sternum, 1.–6. Rippe (Knorpel)

Pars abdominalis

Rektusscheide (vorderes Blatt)

M. pectoralis minor

3.–4. Rippe (lateral des Knorpels)

Proc. coracoideus

Nn. pectorales med. u. lat. (C5–Th1)

zieht Scapula nach kaudal, rotiert Angulus lat. nach kaudal, Inspiration

M. subclavius

1. Rippe (Knorpel)

Klavikula (Unterseite lateral)

N. subclavius (C5, C6)

drückt Klavikula ins Sternoklavikulargelenk

M. serratus anterior

1.–9. Rippe

Margo medialis scapulae

N. thoracicus longus (C5–C7)

zieht Scapula nach lateral/ventral, rotiert Angulus inf. nach kranial*, Inspiration**

* Rotation des Angulus inferior scapulae nach kranial ist für Elevation des Armes unerlässlich.

**V.a. die von den kaudalen Rippen aufwärts ziehenden kaudalen Ursprungszacken inspirieren, die kranialen sind inspiratorisch nicht wirksam.

An welchen Bewegungen im Schultergelenk ist der M. deltoideus beteiligt? Welcher Nerv versorgt ihn? Der M. deltoideus ist praktisch an allen Bewegungen des Oberarms beteiligt, wobei sich Teile des Muskels isoliert kontrahieren können. Er hat 3 Abschnitte, die nach ihrem Ursprung bezeichnet werden ( ▶ Abb. 1.7):

Pars acromialis

Pars clavicularis

Pars spinalis

Die Pars acromialis hat eine fast ausschließlich abduzierende Wirkung.

Die Pars clavicularis mit Ursprung an der lateralen Klavikula bewirkt eine Anteversion (Armhebung nach vorn) und Innenrotation.

Die Pars spinalis (Ursprung an der Spina scapulae) ist in ihrem Verlauf spiegelbildlich zur Pars clavicularis angeordnet; sie hat dementsprechend eine gegensätzliche Wirkung auf das Gelenk: die Retroversion und Außenrotation.

Zu beachten ist, dass bei einer Abduktion von über 70° die Fasern der Pars clavicularis und spinalis über die Abduktions-Adduktions-Achse gehoben werden und daher ebenfalls eine abduzierende Wirkung erhalten.

Der Muskel wird vom N. axillaris versorgt.

Abb. 1.7M. deltoideus. Ansicht von lateral. In dieser Ansicht ist die Dreiteilung des M. deltoideus in Pars acromialis, Pars clavicularis und Pars spinalis gut zu sehen.

(nach Schünke, Schulte, Schumacher. Prometheus LernAtlas der Anatomie. Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. 4. Auflage 2014. Grafiker: Karl Wesker)

Welche Muskeln des Schultergelenks bilden die Rotatorenmanschette? Zur Rotatorenmanschette werden alle Muskeln gerechnet, die eine rotierende Wirkung auf den Humerus haben und deren Sehnen das Caput humeri wie eine Manschette umfassen. Diese Anordnung trägt zur Verstärkung der Schultergelenkkapsel bei. Zur Manschette gehören insgesamt 4 Muskeln:

Dorsal:

M. teres minor

M. infraspinatus

M. supraspinatus

Ventral: M. subscapularis; er wird hinzugerechnet, obwohl seine rotierende Wirkung gering ist.

Klinik

Bei älteren Patienten werden Schmerzen, Schwächegefühl und Bewegungseinschränkung im Schultergelenk häufig durch Degeneration (z.B. Rissbildung) an der Rotatorenmanschette verursacht. Übermäßige Belastung, aber auch Bagatellbewegungen können zu einer (Teil-)Ruptur führen.

Häufig betroffen ist die Sehne des M. supraspinatus, die den oberen Teil der Rotatorenmanschette bildet und durch die Lage zwischen Caput humeri und Schulterdach besonders exponiert ist.

Tab. 1.2

 Muskeln der Rotatorenmanschette (aus Aumüller et al. Duale Reihe Anatomie. Thieme; 2017)

Muskel

Ursprung

Ansatz

Innervation*

Funktion

M. teres minor

Scapula (Margo lat.)

Tuberculum majus (humeri)

N. axillaris (C5, C6)

Außenrotation, Adduktion

M. infraspinatus

Fossa infraspinata

N. suprascapularis (C4–C6)

M. supraspinatus

Fossa supraspinata

Abduktion

M. subscapularis

Facies costalis (scapulae)

Tuberculum minus (humeri)

Nn. subscapulares (C5, C6)

Innenrotation, Adduktion (Abduktion durch kranialen Anteil)

* Die Segmente beziehen sich auf die Innervation der Muskeln; häufig führt der Nerv Fasern aus mehr als den angegebenen Segmenten.

Welcher Oberarmmuskel hat eine rein flektierende Wirkung auf das Ellenbogengelenk? Welcher Nerv innerviert den Muskel? Der M. brachialis hat eine rein flektierende Wirkung auf das Ellenbogengelenk. Er entspringt von der Ventralfläche des distalen Humerus und setzt an der Tuberositas ulnae an. Er wirkt primär auf die Art. humeroulnaris, die ein reines Scharniergelenk ist.

Der zweite Oberarmmuskel mit flektierender Wirkung ist der M. biceps brachii, der jedoch zusätzlich je nach Ausgangsstellung auch eine pro- bzw. supinierende Wirkung hat, da er am Radius ansetzt.

Beide Muskeln werden vom N. musculocutaneus versorgt.

Aus welchen Teilen besteht der M. triceps brachii? Welcher Nerv innerviert den Muskel? Der M. triceps brachii besteht aus drei Teilen, die sich in ihrem Ursprungsort unterscheiden. Ihre gemeinsame Sehne setzt am Olekranon an ( ▶ Abb. 1.8).

Caput longum: Es entspringt laterokaudal vom Tuberculum infraglenoidale (ca. gegenüber dem Ursprung des Caput longum musculi bicipitis).

Caput laterale: Es entspringt von der Dorsalfläche des Humerus proximal vom Sulcus nervi radialis.

Caput mediale: Es entspringt von der Dorsalfläche des Humerus distal vom Sulcus nervi radialis.

Die Nervenversorgung der drei Capita erfolgt über den N. radialis.

Abb. 1.8Mm. triceps brachii und anconeus. Rechter Oberarm; Ansicht von dorsal. In der Abbildung gut zu sehen sind das Caput longum des M. triceps brachii mit seinem Ursprung am Tuberculum infraglenoidale und das Caput laterale, das am Corpus humeri entspringt. Dahinter befindet sich das Caput mediale, dessen Ansatz am Corpus humeri distal der Ansatzstelle des Caput laterale liegt.

(nach Schünke, Schulte, Schumacher. Prometheus LernAtlas der Anatomie. Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. 4. Auflage 2014. Grafiker: Karl Wesker)

Wo befindet sich die Aponeurose des M. biceps brachii? Welche Funktion hat sie? Die Aponeurose des M. biceps brachii (früher Lacertus fibrosus genannt) ist eine flache Nebensehne am distalen Ende des Muskels. Sie erstreckt sich vom Muskel-Sehnen-Übergang nach medial-distal und überspannt dabei die A. brachialis und den N. medianus. Sie strahlt in der Gegend des proximalen M. flexor carpi radialis in die Unterarmfaszie ein.

Die Funktion der Nebensehne besteht darin, bei Anspannung des M. biceps neben einer Supinationsbewegung, die über den Sehnenansatz an der Tuberositas radii bewirkt wird, einen erheblichen Teil der Kraft des M. biceps in eine reine Beugung im Ellenbogengelenk umzusetzen.

In welche Gruppen werden üblicherweise die Unterarmmuskeln eingeteilt? Üblicherweise werden die Unterarmmuskeln in drei Gruppen eingeteilt:

dorsale Gruppe (Streckermuskeln): M. extensor digitorum, M. extensor digiti minimi, M. extensor carpi ulnaris, M. supinator, M. abductor pollicis longus, M. extensor pollicis brevis, M. extensor pollicis longus, M. extensor indicis

ventrale Gruppe: (Flexormuskeln): M. pronator teres, M. flexor digitorum superficialis, M. flexor carpi radialis, M. flexor carpi ulnaris, M. palmaris longus, M. flexor digitorum profundus, M. flexor pollicis longus, M. pronator quadratus

radiale Gruppe: M. brachioradialis und M. extensor carpi radialis longus et brevis. Die radiale Gruppe nimmt eine Zwischenstellung ein, da sie sich entwicklungsgeschichtlich von den Streckermuskeln ableitet

Die dorsale und radiale Gruppe werden vom N. radialis versorgt, die palmaren Flexoren vom N. medianus oder N. ulnaris.

Tab. 1.3

 Dorsale Gruppe (Streckermuskeln) (aus Aumüller et al. Duale Reihe Anatomie. Thieme; 2017)

Muskel

Ursprung

Ansatz

Innervation*

Funktion

oberflächliche Streckermuskeln (oberflächliche Extensoren)

M. extensor digitorum

Epicondylus lat. humeri

Ligg. collaterale rad. u. anulare radii

Dorsalaponeurosen der Finger 2–5

N. radialis

C6–C8

Handgelenke: Extension; Fingergelenke 2–5 bzw. 5 Extension

M. extensor digiti minimi**

Dorsalaponeurose des 5. Fingers

M. extensor carpi ulnaris

Ulna (proximal, dorsal) Ligg. collaterale rad. u. anulare radii

Os metacarpi V (Basis)

Handgelenke: Extension, Ulnarabduktion

tiefe Streckermuskeln (tiefe Extensoren)

M. supinator

Epicondylus lat. humeri

Ligg. collaterale rad. u. anulare radii, Ulna (prox.)

Radius (distal der Tuberositas)

N. radialis (C6–C8)

Supination

M. abductor pollicis longus

Dorsalseite von Ulna, Radius und Membrana interossea

Os metacarpi I (Basis)

Handgelenke: Flexion, Radialabduktion; Daumensattelgelenk: Abduktion, Extension

M. extensor pollicis brevis

Phalanx proximalis I (Basis)

Handgelenke: Radialabduktion, Extension; Daumensattel- und -grundgelenk: Extension

M. extensor pollicis longus

Dorsalseite von Ulna und Membrana interossea

Phalanx distal I (Basis)

Handgelenke: Radialabduktion, Extension; alle Daumengelenke: Extension, Sattelgelenk zus. Adduktion

M. extensor indicis

Dorsalaponeurose des 2. Fingers

Handgelenke: Extension; Gelenke des 2. Fingers: Extension

* Die Segmente beziehen sich auf die Innervation der Muskeln; häufig führt der Nerv Fasern aus mehr als den angegebenen Segmenten.

** Nicht bei allen Menschen vorhanden.

Tab. 1.4

 Ventrale Gruppe (Flexormuskeln) (aus Aumüller et al. Duale Reihe Anatomie. Thieme; 2017)

Muskel

Ursprung

Ansatz

Innervation*

Funktion

oberflächliche Flexoren

M. pronator teres

Caput ulnare

Proc. coronoideus ulnae

Facies lateralis radii (Mitte)

N. medianus

(C6–C7)

Ellenbogengelenk: Flexion, Pronation

Caput humerale

Epicondylus medialis humeri

M. palmaris longus

Aponeurosis palmaris

(C8–Th1)

Ellenbogengelenk: Flexion; Handgelenke: Flexion, Pronation

spannt Palmaraponeurose

M. flexor carpi radialis

Os metacarpi II (Basis)

(C6–C7)

Radialabduktion

M. flexor carpi ulnaris

Caput humerale

Os pisiforme, Os metacarpi V (Basis), Os hamatum (Hamulus)

N. ulnaris (C8–Th1)

Ellenbogengelenk: Flexion; Handgelenk: Flexion, Ulnarabduktion

Caput ulnare

Olecranon, Ulna (dors.)

M. flexor digitorum superficialis

Caput humeroulnare

Epicondylus med. humeri Proc. coronoideus ulnae

Phalanges mediae II–V (Mitte)

N. medianus (C7–C8)

(Ellenbogengekenk: Flexion); Handgelenke: Flexion; Fingergrund- und Mittelgelenke: Flexion

Caput radiale

Radius dist. Tuberositas

tiefe Flexoren

M. flexor digitorum profundus

Palmarseiten von Ulna und Membrana interossea

Phalanges distales II–V (Basis)

N. medianus (II, III), N. ulnaris (IV, V) (C6–Th1)

Handgelenke: Flexion; Fingergrund-, Mittel- und Endgelenke: Flexion

M. flexor pollicis longus**

Palmarseiten von Radius und Membrana interossea

Phalanx distalis I (Basis)

N. medianus (C6–C8)

Handgelenke: Radialabduktion, Flexion; Daumensattelgelenk: Flexion, Opposition; Daumengrund- und -endgelenk: Flexion

M. pronator quadratus

Palmarseite der Ulna (distales Viertel)

Gegenüber am Radius

Pronation

* Die Segmente beziehen sich auf die Innervation der Muskeln; häufig führt der Nerv Fasern aus mehr als den angegebenen Segmenten.

**Bei 40 % existiert ein Ursprung am Epicondylus medialis humeri (Caput humerale).

Tab. 1.5

 Radialisgruppe (aus Aumüller et al. Duale Reihe Anatomie. Thieme; 2017)

Muskel

Ursprung

Ansatz

Innervation*

Funktion

M. brachioradialis

Dist. Humerus (lat.) Septum intermusculare lat.

Proximal des Proc. styloideus radii

N. radialis (C5–C6)

Ellenbogengelenk: Flexion, Pro- oder Supination

M. extensor carpi radialis longus

Epicondylus lat. humeri

Humerus (distal lat.)

Os metacarpi II (Basis)

N. radialis (C6–C8)

Ellenbogengelenk: Flexion; Handgelenke; Extension, Radialabduktion

M. extensor carpi radialis brevis

Lig. anulare radii

Os metacarpi III (Basis)

* Die Segmente beziehen sich auf die Innervation der Muskeln; häufig führt der Nerv Fasern aus mehr als den angegebenen Segmenten.

1.1.3 Nerven, Gefäße und Lymphknoten

Aus welchen Zuflüssen bildet sich der Plexus brachialis? Wie heißen seine Bestandteile? Der Plexus brachialis ist ein Nervengeflecht, das aus den vorderen Ästen (Rami ventrales) der Spinalnerven der Rückenmarksegmente C5–Th1 gebildet wird ( ▶ Abb. 1.9). Die Rami ventrales bilden nach ihrem Austritt aus der Wirbelsäule drei Hauptstämme:

Truncus superior (C5, C6)

Truncus medius (C7)

Truncus inferior (C8, Th1)

Die Trunci teilen sich in einen ventralen und einen dorsalen Ast, die sich neu zu Faszikeln ordnen. Die Bezeichnungen der Faszikel richten sich nach ihrer Lage zur A. subclavia bzw. A. axillaris:

Der Fasciculus posterior liegt hinter der Arterie und wird aus den dorsalen Ästen der drei Trunci gebildet. Ihm entspringen letztlich der N. radialis, N. axillaris und N. thoracodorsalis.

Der Fasciculus lateralis und Fasciculus medialis entstehen aus den ventralen Ästen der drei Trunci. Sie liegen seitlich der Arterie an. Aus dem Fasciculus lateralis gehen der N. musculocutaneus, N. pectoralis lateralis und teilweise der N. medianus hervor.

Der Fasciculus medialis ist der Usprung besonders vieler Nerven. Zu den wichtigsten gehören der N. ulnaris und Teile des N. medianus.

Der Teil des Plexus, der kranial von der Klavikula liegt, wird als Pars supraclavicularis bezeichnet. Er zieht zusammen mit der A. subclavia durch die Skalenuslücke. Der in der Achselhöhle befindliche Teil wird Pars infraclavicularis genannt.

Klinik

Bei einer erschwerten Geburt kann es durch starken Druck oder Zug auf den kindlichen Arm zu einer Plexusschädigung (Dehnung oder Einrisse der Nerven) kommen. Je nach Lokalisation entstehen Motorik- bzw. Sensibilitätsausfälle beim Neugeborenen.

Die häufigste Plexusschädigung ist die sog. Erb-Lähmung, bei der es zu Ausfällen der Spinalnervensegmente C5–C6 kommt. Dies führt zu einem Ausfall der Abduktoren und Außenrotatoren sowie des M. supinator. Das Neugeborene präsentiert typischerweise einen schlaff herunterhängenden, innenrotierten Arm.

Abb. 1.9Plexus brachialis, schematischer Aufbau. Zu sehen ist der Verlauf der Nervenfasern von den Rückenmarksegmenten (C4–C8 sowie Th1 und Th2) zum Spinalnerv, zu den drei Trunci (Truncus superior, medius und inferior), dann über die drei Fasciculi (Fasciculus lateralis, posterior und medialis) schließlich zu den peripheren Nerven. Allerdings gehen auch im Bereich der Trunci und Fasciculi einzelne Nerven ab.

(aus Aumüller et al. Duale Reihe Anatomie. Thieme; 3. Auflage; 2017)

Was versteht man unter der Medianusgabel oder Medianusschlinge? Der N. medianus wird von zwei Wurzeln gebildet (Radix lateralis und medialis). Diese Wurzeln gehen aus dem Fasciculus lateralis und medialis des Plexus brachialis hervor. Die beiden Ursprungsarme Radix lateralis und Radix medialis umschlingen ventral die A. axillaris. Dieser Bereich wird Medianusgabel oder Medianusschlinge genannt.

Welche Arterien nehmen an der Bildung des Arcus palmaris profundus teil? Der tiefe Hohlhandbogen liegt proximal vom oberflächlichen Hohlhandbogen auf der Palmarseite der Basen der Mittelhandknochen. Er wird von zwei Arterienästen gebildet:

vom Endast der A. radialis (Ramus palmaris superficialis)

vom tiefen Ast der A. ulnaris

Von der Konvexität des tiefen Hohlhandbogens gehen Aa. metacarpales palmares zu den Musculi interossei und den Fingerarterien ab.

Klinik

Zur klinischen Überprüfung des Arcus palmaris kann der Allen-Test durchgeführt werden. Er wird z.B. vor einer arteriellen Punktion angewandt, um Durchblutungsstörungen in der A. radialis und A. ulnaris auszuschließen. Beide Arterien werden hierbei durch den Untersucher manuell komprimiert; zusätzlich wird der Patient aufgefordert, die Hand mehrfach zu öffnen und zu schließen, um Blutleere in der Hand zu erzeugen. Es tritt eine Weißfärbung auf. Durch Loslassen einer der Arterien füllt sich im Normalfall die Hand wieder mit Blut. Der Allen-Test wird durch Komprimierung der anderen Arterie wiederholt.

Welches sind die wichtigsten Äste der A. axillaris? Welche arteriellen Anastomosen bestehen im Bereich der A. axillaris? Die A. axillaris ist die Fortsetzung der A. subclavia. Die wichtigsten Äste der A. axillaris sind:

A. thoracoacromialis

A. subscapularis

A. circumflexa humeri anterior und posterior

Für die Kollateralkreisläufe im Gebiet dieser A. axillaris ist darüber hinaus die A. suprascapularis von Bedeutung, die dem Truncus thyrocervicalis der A. subclavia entspringt.

Bei einem Verschluss der proximalen A. axillaris besteht eine Anastomose über die A. suprascapularis und weiter über die A. circumflexa scapulae und die A. subscapularis zum distalen Teil der A. axillaris. Bei einem Verschluss der mittleren A. axillaris kann sich ein Kollateralkreislauf über die A. thoracoacromialis und die A. circumflexa humeri posterior ausbilden. Besonders kritisch sind distale Verschlüsse am Übergang der A. axillaris in die A. brachialis, da zwischen den distalen Gefäßen der A. axillaris (A. circumflexa humeri posterior und anterior) und den proximalen Ästen der A. brachialis (A. profunda brachii) keine Kollateralkreisläufe bestehen.

Wie sind die oberflächlichen Venen der oberen Extremität angeordnet? Auf der Palmarseite sind zwei größere Venenstämme vorhanden, die sich praktisch über die gesamte Länge der Extremität erstrecken ( ▶ Abb. 1.10).

Auf der Lateralseite ist dies die V. cephalica, die am Unterarm auf der Radialseite liegt und am Oberarm im Sulcus bicipitis lateralis verläuft.

Auf der Ulnarseite des Unterarms zieht die V. basilica nach proximal, am Oberarm verläuft sie im Sulcus bicipitis medialis.

In der Ellenbeuge sind die beiden Venen meist durch eine V. mediana (intermedia) cubiti verbunden, die von distal radial nach proximal ulnar zieht. Oft gibt es am Unterarm zwischen der V. basilica und der V. cephalica eine dritte große von distal nach proximal laufende Vene, die V. intermedia (mediana) antebrachii. Dieses Gefäß gabelt sich nach proximal in zwei Äste, die Anschluss an die V. basilica und cephalica gewinnen. Auf diese Weise entsteht in der Ellenbogengegend aus dem Zusammenfluss der Venen eine Struktur, die dem Buchstaben „M“ ähnelt. Die oberflächlichen Hautvenen der oberen Extremität bilden auf der Dorsalseite ein Netzwerk von vielen kleinen Venen, die klinisch keine größere Bedeutung haben.

Klinik

Die V. mediana cubiti wird meist für die Entnahme von Venenblut verwendet, da sie gut sichtbar und kaum von Ästen der Hautnerven überlagert ist.

Abb. 1.10Oberflächliche Venen des rechten Arms. Gut zu sehen sind die beiden größten Venen der oberen Extremität, die V. basilica und die V. cephalica, die sich fast über den gesamten Arm erstrecken. Die Verbindung zwischen V. basilica und V. cephalica bildet die V. mediana cubiti, der die V. mediana antebrachii entspringt.

(nach Schünke, Schulte, Schumacher. Prometheus LernAtlas der Anatomie. Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. 4. Auflage 2014. Grafiker: Karl Wesker)

Wie ist das System der tiefen Armvenen aufgebaut? Im Gegensatz zu den extrafaszial gelegenen Hautvenen liegen die tiefen Armvenen subfaszial. Sie begleiten die Arterien des Arms und sind meist paarig angelegt. Nur die V. axillaris und V. subclavia bestehen aus einem Einzelgefäß. Die tiefen und die oberflächlichen Armvenen haben viele Klappen und stehen durch Anastomosen in Verbindung.

Klinik

Bei Muskelarbeit werden die tiefen Venen komprimiert und ein Teil des venösen Blutes wird über die Anastomosen in die oberflächlichen Armvenen verlagert. Dieser Mechanismus kann bei Blutentnahmen aus der Kubitalvene benutzt werden, indem der Patient durch kräftigen Faustschluss die Vene stärker hervortreten lässt.

Welchen Verlauf haben die Lymphgefäße der oberen Extremität? An der oberen Extremität gibt es:

tiefe Lymphgefäße

oberflächliche Lymphgefäße

Die tiefen Lymphgefäße haben ihren Ursprung in den Knochen, Muskeln und bindegewebigen Strukturen; sie ziehen mit den großen Arterien zur Ellenbeuge, wo meist einige Nodi lymphatici cubitales vorhanden sind. Am Oberarm ziehen die tiefen Lymphgefäße zusammen mit dem Gefäßnervenstrang im Sulcus bicipitis medialis.

Die oberflächlichen Lymphgefäße verlaufen zusammen mit der V. basilica und cephalica am Unterarm zur Ellenbeuge, wo sie ebenfalls einige Nodi lymphatici cubitales haben. Am Oberarm verlaufen die Lymphgefäße mehrheitlich mit der V. basilica. Sie ziehen daher ebenfalls im Sulcus bicipitis medialis (wie die tiefen Lymphgefäße), bleiben jedoch extrafaszial in der Subkutis.

Welche Lymphknotenstationen durchströmt die Lymphe aus der oberen Extremität? Die Lymphe aus Unterarm und Hand durchströmt zuerst die Nodi lymphatici (lymphoidei) cubitales in der Ellenbeuge. Die nächste Station sind die Lymphknoten der Achselhöhle, die Nodi axillares. Sie bestehen aus 30–60 Lymphknoten, die aus mehreren Gruppen bestehen. Sie sind hintereinander angeordnet und werden von der Lymphe nacheinander durchströmt. Zu diesen Lymphknoten gehören die Nodi lymphatici axillares laterales, die Nodi lymphatici axillares centrales, die in der Tiefe der Achselhöhle liegen, und danach die Nodi lymphatici apicales, von denen der Abfluss in die Nodi lymphatici supraclaviculares erfolgt ( ▶ Abb. 1.11). Der weitere Abfluss erfolgt über den Truncus subclavius, der rechts meist über den Ductus lymphaticus dexter, links über den Ductus thoracicus in den Venenwinkel einmündet.

Klinik

Gelangen Bakterien im Rahmen einer Entzündung der Hand (z.B. Nagelbettentzündung oder Abszess) in die Lymphgefäße, kann daraus eine Lymphangitis, also eine Entzündung der Lymphwege, resultieren. Klinisch imponiert diese durch einen roten Strich am Unterarm und eine schmerzhafte Schwellung der benachbarten Lymphknoten. Sekundär können diese ebenfalls abszedieren.

Abb. 1.11Regionäre Lymphknoten der rechten oberen Extremität. Ansicht von ventral. Der Plexus lymphaticus axillaris liegt im Fettgewebe der Achselhöhle und besteht aus 30–60 Lymphknoten, die untereinander durch Lymphbahnen verbunden sind. Diese Lymphknoten lassen sich in einzelne Gruppen einteilen (Level I–III).

(nach Schünke, Schulte, Schumacher. Prometheus LernAtlas der Anatomie. Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. 4. Auflage 2014. Grafiker: Karl Wesker)

1.2 Klinische und topografische Anatomie

Durch welche Strukturen wird das Schultergelenk gegen Luxationen geschützt? Aufgrund der kleinen Gelenkpfanne an der Skapula besteht im Schultergelenk praktisch keine Knochenführung. Auch die weite Gelenkkapsel stellt keinen Schutz gegen Verrenkungen dar. Der Hauptschutz erfolgt durch die reflektorische Kontraktion der Schultermuskulatur bei Dehnungsbelastungen. Bei plötzlicher Krafteinwirkung erfolgt die Kontraktion jedoch oft nicht schnell genug, der Humeruskopf luxiert dann meist nach kaudal aus der Gelenkpfanne und durchbricht an dieser Stelle die Gelenkkapsel.

Eine Luxation des Humeruskopfs nach kranial ist aufgrund des massiven Schulterdachs, das aus dem Akromion, dem Proc. coracoideus und dem Lig. coracoacromiale gebildet wird, praktisch unmöglich. Der intraartikuläre Verlauf der Sehne des M. biceps brachii bietet zudem einen gewissen Schutz vor Luxationsbewegungen des Humeruskopfs nach ventral lateral.

Wie weit kann der Oberarm im Schultergelenk abduziert werden? Im Schultergelenk kann der Oberarm bis maximal 90° (also bis zur Horizontalen) abduziert werden. Dann stößt der Humeruskopf an das Akromion. Eine Abduktion über die Horizontale ist nur möglich, wenn der Angulus inferior der Skapula nach lateral und ventral gedreht wird. Dadurch bewegt sich das Akromion nach dorsal-kranial und erlaubt eine Abduktion über die Horizontale. Die genannte Drehbewegung der Skapula erfolgt in der Art. acromioclavicularis und wird durch den M. serratus anterior bewerkstelligt.

An welcher Stelle ist der Proc. coracoideus palpabel? Bei frei herabhängendem Arm kann man direkt medial vom Caput humeri und direkt kaudal von der Klavikula einen Knochenfortsatz spüren, der noch gerade vom vorderen medialen Rand des M. deltoideus überlagert ist. Zur Palpation des Proc. coracoideus sollte gleichzeitig ein anderer Finger auf das Akromion gelegt werden. Bei Bewegungen im Schultergelenk dürfen sich Akromion und Proc. coracoideus nicht relativ zueinander bewegen, da sie beide Teile der Skapula sind ( ▶ Abb. 1.12).

Abb. 1.12Tastbare Knochenpunkte an Schulterdach und Oberarmgelenk. Ansicht von ventral. Die tastbaren Punkte sind rot hervorgehoben.

(nach Schünke, Schulte, Schumacher. Prometheus LernAtlas der Anatomie. Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. 4. Auflage 2014. Grafiker: Karl Wesker)

Welche Muskeln verstärken mit ihren Sehnen die Kapsel des Schultergelenks? Die Sehnen folgender Muskeln verstärken die Kapsel des Schultergelenks:

kranial: Sehne des Caput longum musculi bicipitis, Sehne des M. supraspinatus

dorsal: Sehne des M. infraspinatus, Sehne des M. teres minor

ventral: im kaudalen Bereich die Sehne des M. subscapularis

Es ergeben sich dadurch zwei schwache Stellen in der Gelenkkapsel: Zum einen kaudal, wo eine Sehnenverstärkung der Kapsel fehlt, und zum anderen im oberen Teil der ventralen Kapsel zwischen der Sehne des Caput longum bicipitis und der Sehne des M. subscapularis.

Welchen Ursprung und Verlauf hat der N. axillaris? Der N. axillaris ist ein Ast des Plexus brachialis, Pars infraclavicularis. Er entspringt dem Fasciculus posterior in der Achselhöhle, zieht zusammen mit der A. circumflexa humeri posterior durch die laterale Achsellücke und versorgt den M. deltoideus und den M. teres minor ( ▶ Abb. 1.13).

Abb. 1.13Verlauf des N. axillaris nach Verlassen des Fasciculus posterior des Plexus brachialis. Ansicht von ventral. Der N. axillaris ist ein gemischter Nerv, der vom Fasciculus posterior unter dem Schultergelenk nach dorsal durch die laterale Achsellücke zieht. Anschließend zieht er entlang des Collum chirurgicum auf die Hinterseite des proximalen Humerus.

(nach Schünke, Schulte, Schumacher. Prometheus LernAtlas der Anatomie. Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. 4. Auflage 2014. Grafiker: Karl Wesker)

Wodurch wird das Skalenussyndrom verursacht? Welche Symptome treten auf? Die (hintere, echte) Skalenuslücke wird durch den M. scalenus anterior und medius und die erste Rippe gebildet. Beim Skalenussyndrom kommt es zu einer Einengung der Lücke, beispielsweise durch eine Halsrippe (Varietät der Halswirbelsäule), abnorme Bandstrukturen (vereinzelt bei Halsrippen als ligamentäre Verbindung zur ersten Rippe), eine Muskelhypertrophie oder durch Exostosen der ersten Rippe. Bei einem Skalenussyndrom kommt es zu einer mechanischen Kompression des Plexus brachialis und/oder der A. subclavia, die zusammen durch die Skalenuslücke treten. Als Symptom treten Empfindungsstörungen oder Schmerzen im Versorgungsbereich des Plexus brachialis oder Durchblutungsstörungen im Versorgungsbereich der A. subclavia auf.

Was versteht man unter einer Halsrippe? Die Rippen im Halsbereich bilden sich normalerweise während der Embryonalentwicklung zurück und sind nur noch als Spangen ventral vom Foramen transversarium zu erkennen. Eine Halsrippe ist eine Varietät bei der Entwicklung der Halswirbelsäule und tritt bei 1 % der Menschen auf. Es handelt sich um eine Rippe, die sich an einem Halswirbelkörper ausbildet (meistens 7. Halswirbel) und unterschiedlich lang sein kann. Davon abhängig reicht sie nach ventral bis zur ersten Rippe oder bis zum Sternum. Knorpelige Gelenke, aber auch ligamentäre Verbindungen sind dort möglich. Klinisch kann eine Halsrippe ein Skalenussyndrom auslösen.

Wo befindet sich das Trigonum deltoideopectorale? Das Trigonum deltoideopectorale befindet sich im Bereich der Fossa infraclavicularis; sie wird auch als Mohrenheim-Grube bezeichnet. Anatomisch wird das Trigonum folgendermaßen begrenzt:

kranial: Clavicula

lateral: M. deltoideus

medial: M. pectoralis major

Die kaudale Fortsetzung des Trigonum deltoideopectorale ist der Sulcus deltoideopectoralis, in dem sich die V. cephalica befindet.

Über welche natürlichen Wege können sich Entzündungen der Achselhöhle in die Nachbarschaft ausbreiten? Entzündliche Prozesse der Achselhöhle können sich auf verschiedenen Wegen aus der Achselhöhle in die Nachbarschaft ausbreiten:

Über den Plexus brachialis in den seitlichen Halsbereich; umgekehrt können sich Senkungsabszesse von Halswirbelkörpern in die Achselhöhle verlagern.

Über die mediale und laterale Achsellücke bestehen Verbindungen zur dorsalen Schulterregion.

Über die Gefäß-Nerven-Straße des N. radialis und der A. profunda brachii gibt es einen Ausbreitungsweg zu den Extensoren des Oberarms.

Über die Gefäßnervenstraße der A. brachialis und des N. medianus gibt es eine Verbindung in die Flexorenloge des Oberarms.

Beschreiben Sie den Verlauf der A. profunda brachii. Welche Muskeln versorgt sie? Die A. profunda brachii ist der Hauptast der A. brachialis am Oberarm. Sie zweigt von der A. brachialis direkt distal vom Ansatz des M. latissimus dorsi ab und zieht zusammen mit dem N. radialis durch den Sulcus nervi radialis zur Dorsalseite des Oberarms ( ▶ Abb. 1.14). Die A. profunda brachii versorgt die Streckmuskeln des Oberarms und gibt außerdem Kollateralarterien zum Rete articulare cubiti, einem Gefäßnetz in der Ellenbogenregion, ab. Das Netz wird zusätzlich von Aa. recurrentes aus der A. radialis und ulnaris gespeist.

Klinik

Dieser Kollateralkreislauf zwischen A. radialis und ulnaris auf der einen und A. profunda brachii auf der anderen Seite ist so leistungskräftig, dass die A. brachialis distal vom Abgang der A. profunda brachii unterbunden werden kann, ohne dass Nekrosen auftreten.

Abb. 1.14Verlauf der A. profunda brachii und Rete articulare cubiti.

Abb. 1.14a Ansicht von dorsal auf die rechte Schulter und den rechten Oberarm. Zwischen den Ansätzen des Caput laterale bzw. mediale des Trizeps verläuft die A. profunda brachii zusammen mit dem N. radialis im Sulcus radialis.

(nach Schünke, Schulte, Schumacher. Prometheus LernAtlas der Anatomie. Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. 4. Auflage 2014. Grafiker: Karl Wesker)

Abb. 1.14b Ansicht von ventral des rechten Arms. Dargestellt ist das Gefäßnetz (Rete articulare cubiti), das aus den arteriellen Anastomosen in der Ellenbogenregion gebildet wird.

(nach Schünke, Schulte, Schumacher. Prometheus LernAtlas der Anatomie. Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. 4. Auflage 2014. Grafiker: Karl Wesker)

An welchen topografischen Merkmalen kann man den N. musculocutaneus am Oberarm zweifelsfrei erkennen? Beschreiben Sie seine Funktion. Der N. musculocutaneus verlässt als gemischter Nerv (mit motorischen und sensiblen Fasern) den Fasciculus lateralis und durchbohrt nach kurzem Verlauf typischerweise den M. coracobrachialis. Er verläuft zwischen M. brachialis und M. biceps brachii nach distal, wobei er Äste zu diesen Muskeln abgibt. In der Ellenbeugengegend zieht er durch die Oberflächenfaszie und endet als N. cutaneus antebrachii lateralis am Unterarm. Er innerviert motorisch wichtige Beuger des Oberarms (M. coracobrachialis, M. brachialis und M. biceps brachii). Sensibel innerviert er die Haut der radialen Unterarmseite bis zum Daumenballen.

Klinik

Ein Ausfall des N. musculocutaneus führt zu einer Parese u.a. des M. biceps und damit zu einer deutlich eingeschränkten Flexion und Supination im Ellenbogengelenk. Eine vollständige Aufhebung der Beugefähigkeit tritt meist nicht ein, da auch der M. brachioradialis (durch den N. radialis innerviert) als Armbeuger wirkt.

Welche knöchernen Bezugspunkte kann man verwenden, um mittels Palpation die regelrechte Stellung der Knochen im Ellenbogengelenk zu prüfen? Bei Betrachtung von dorsal kann man die Verbindungslinien zwischen folgenden Strukturen am Ellenbogengelenk zur groben Orientierung benutzen:

Epicondylus medialis

Spitze des Olekranon

Epicondylus lateralis

Beim normalen Gelenk befinden sich diese drei Knochenpunkte in Streckstellung auf einer Geraden, bei rechtwinkliger Beugung bilden sie ein etwa gleichseitiges Dreieck.

Durch welche Strukturen wird die Fossa cubitalis gebildet? Die Fossa cubitalis ist eine flache Einsenkung der Haut im Bereich der Ellenbeuge. Sie hat etwa die Form des Buchstabens V, wobei sich die beiden Schenkel in den Sulcus bicipitalis medialis bzw. lateralis erstrecken und die Spitze des V in der Ellenbeuge zwischen den Muskelwülsten der Unterarmflexoren und der radialen Muskeln liegt. Zur Erinnerung:

Vom Epicondylus medialis entspringen die Flexoren des Unterarms.

Vom Epicondylus lateralis entspringen die radiale und dorsale Gruppe der Extensoren.

Welchen Verlauf nehmen die großen Nervenstämme und Gefäße im Bereich der Ellenbeuge? Von medial nach lateral ergibt sich in der Ellenbeuge folgende Anordnung:

Der N. medianus und die A. und V. brachialis ziehen aus dem Sulcus bicipitalis medialis kommend unter der Aponeurose des M. biceps in die Tiefe. Sie erreichen die Ellenbeuge medial von der Sehne des M. biceps. Der N. medianus durchbohrt etwas weiter distal den M. pronator teres.

Am weitesten radial liegt der N. radialis, der zwischen M. brachialis und M. brachioradialis verlaufend in die Ellenbeuge eintritt. Er teilt sich in der Ellenbeuge in den Ramus superficialis, der mit dem M. brachioradialis nach distal verläuft, und den Ramus profundus, der den M. supinator durchbohrt und die Extensoren der Dorsalseite des Unterarms versorgt ( ▶ Abb. 1.15).

Anmerkung: Der N. ulnaris verläuft nicht im Bereich der Ellenbeuge, sondern zwischen dem Epicondylus medialis und dem Olekranon auf der Dorsalseite. Weiter unterhalb tritt der Nerv dann zwischen den beiden Köpfen des M. flexor carpi ulnaris auf die Beugeseite des Unterarms.

Abb. 1.15Fossa cubitalis. Ansicht von ventral des rechten Arms. Der N. medianus sowie die A. und V. brachialis ziehen zusammen vom Sulcus bicipitalis durch die Ellenbeuge. Der N. medianus verläuft zwischen den beiden Köpfen des M. pronator teres. Der N. radialis tritt nach seinem Verlauf durch den Radialistunnel in die Ellenbeuge ein und gibt hier den sensiblen Ramus superficialis, den Ramus profundus und die Rami musculares ab. Die Rami musculares versorgen die Muskeln der Radialisgruppe.

(nach Schünke, Schulte, Schumacher. Prometheus LernAtlas der Anatomie. Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. 4. Auflage 2014. Grafiker: Karl Wesker)

Welchen Verlauf hat der N. radialis? Welche Versorgungsgebiete hat der Nerv? Der N. radialis entspringt dem Fasciculus posterior des Plexus brachialis und zieht gemeinsam mit der A. profunda brachii dorsal und spiralartig um den Humerus herum auf dessen laterale Seite. Beide Strukturen verlaufen hier im Sulcus nervi radialis. Er gibt im Oberarmbereich sensible Äste (Nervi cutanei brachii posterior et lateralis inferior) und motorische Äste (Rami musculares) ab.

Der N. radialis tritt zwischen M. brachioradialis und M. brachialis (Radialistunnel) wieder nach vorne in die Ellenbeuge und teilt sich hier in seine Endäste, den Ramus superficialis und profundus:

Der Ramus profundus durchbohrt als tiefer Endast des N. radialis den M. supinator (Supinatorkanal) und zieht schraubig um den Radius herum zur Dorsalseite des Unterarms. Er versorgt die Extensoren des Unterarms. Kurz bevor er in den Supinatorkanal zieht, gibt er einige Rami musculares zur Radialisgruppe (M. brachioradialis, M. extensor carpi radialis longus et brevis) ab. Die Radialisgruppe kann aber auch von Rami musculares direkt aus dem N. radialis versorgt werden.

Der Ramus superficialis ist ein reiner Hautast, er zieht mit der A. radialis und dem M. brachioradialis (Leitmuskel) nach distal. Kurz vor Erreichen des Karpus unterkreuzt er die Sehne des M. brachioradialis und erreicht so die Streckseite der Hand.

Der N. radialis versorgt am Oberarm:

motorisch: die Extensoren (M. triceps, M. anconeus)

sensibel: die Haut der Lateral- und Dorsalfläche des Oberarms

Der N. radialis versorgt am Unterarm:

motorisch: die Extensoren über den Ramus profundus. Hierzu gehören die Radialisgruppe (M. brachioradialis, M. extensor carpi radialis longus et brevis) sowie die folgenden Unterarmmuskeln: M. supinator, M. extensor carpi radialis brevis, M. extensor digitorum, M. extensor digiti minimi, M. extensor carpi ulnaris, M. abductor pollicis longus, M. extensor pollicis longus und brevis, M. extensor indicis.

sensibel: die Haut der radialen Streckseite des Unterarms bis zum Handgelenk.

Der N. radialis versorgt an der Hand die Haut des radialen Handrückens und die Haut von 2½ radialen Fingern dorsal ( ▶ Abb. 1.16).

Merke

Die Versorgung der Haut auf den Dorsalflächen der Finger beschränkt sich auf das Grundglied; die Dorsalflächen der Mittel- und Endglieder werden von den palmaren Nerven versorgt.

Abb. 1.16Verlauf des N. radialis. Ansicht von ventral des rechten Arms. Zu sehen ist zunächst der spiralige Verlauf des N. radialis um den Humerus. Nach dem Austritt aus dem Radialistunnel teilt er sich dann in seine beiden Hauptäste: den Ramus superficialis und den Ramus profundus.

(nach Schünke, Schulte, Schumacher. Prometheus LernAtlas der Anatomie. Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. 4. Auflage 2014. Grafiker: Karl Wesker)

Nach einer Oberarmfraktur kann der Patient im Handgelenk keine Dorsalflexion mehr durchführen. Wie ist Ihre Diagnose? Bei der Oberarmfraktur handelt es sich offensichtlich um einen Oberarmschaftbruch, der den N. radialis im Sulcus nervi radialis dorsal vom Humerusschaft geschädigt hat. Die Folge ist eine Lähmung der Extensoren des Unterarms, die vom Ramus profundus n. radialis versorgt werden und klinisch zu einer Fallhand führen ( ▶ Abb. 1.17). Zusätzlich sind oft die radialen Unterarmmuskeln und damit die Fähigkeit der Radialabduktion ausgefallen. Die Rami musculares für diese Muskeln zweigen proximal des Ellenbogens vom Ramus profundus ab.

Abb. 1.17Fallhand. Durch eine Schädigung des N. radialis kommt es zur sog. Fallhand. Der Betroffene ist nicht mehr in der Lage, den Handrücken anzuheben. Zudem treten sensible Ausfälle auf. Häufig beschränken sich diese auf das Autonomgebiet des N. radialis.

(nach Schünke, Schulte, Schumacher. Prometheus LernAtlas der Anatomie. Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. 4. Auflage 2014. Grafiker: Karl Wesker)

Beschreiben Sie den Verlauf des N. ulnaris. Welche Strukturen versorgt er? Der N. ulnaris entspringt dem Fasciculus medialis des Plexus brachialis. Er verläuft am Oberarm im Sulcus bicipitis medialis nach distal und zieht dorsal um den Epicondylus medialis des Humerus herum. Hier kann er durch mechanische Reize lädiert werden (elektrisierender Schmerz im distalen Versorgungsgebiet des N. ulnaris beim Stoß des medialen Epikondylus gegen einen harten Gegenstand, sog. „Musikantenknochen“). Am Unterarm läuft er mit dem M. flexor carpi ulnaris (Leitmuskel) zur Hand. Er unterkreuzt das Retinaculum flexorum nicht, sondern zieht über das Retinaculum zur Handfläche. Er versorgt im Gegensatz zum N. radialis ausschließlich Muskeln am Unterarm und an der Hand, keine Oberarmmuskeln.

motorisch:

M. flexor carpi ulnaris

die ulnaren Teile des M. flexor digitorum profundus

die Kleinfingerballenmuskeln

die tiefen Muskeln des Daumenballens

sämtliche Musculi interossei und die ulnaren Lumbrikalmuskeln

sensibel: Hand: ulnare Kante sowie 2½ ulnare Finger dorsal und 1½ Finger palmar

An welcher Stelle des Unterarms ist der Puls der A. ulnaris am besten palpabel? Der Puls der A. ulnaris ist nur im Verlauf des distalen Unterarms palpabel, weil sie nur hier oberflächennah verläuft. Der Leitmuskel der A. ulnaris am Unterarm ist der M. flexor carpi ulnaris, in dessen Sehne das Os pisiforme als Sesambein eingebaut ist. Proximal vom Os pisiforme kann man radial von der Sehne des M. flexor carpi ulnaris den Puls den A. ulnaris tasten. Der Puls ist schwächer als der der A. radialis, weil die A. ulnaris nicht so gut gegen einen Knochen komprimiert werden kann.

Welche Muskeln sind die wichtigsten Supinatoren des Unterarms? Die beiden wichtigsten Supinatoren am Unterarm sind:

M. biceps brachii und

M. supinator

Der stärkste Supinator des Unterarms ist der M. biceps brachii. Seine Sehne wickelt sich bei Pronationsbewegungen um den proximalen Teil des Radius herum. Bei Kontraktion des M. biceps wird in Supinationsrichtung eine Drehbewegung ausgelöst und die Sehne wickelt sich ab. Die starke Supinationswirkung des M. biceps kann nur ausgenutzt werden, wenn das Ellenbogengelenk gebeugt ist. Bei vollständiger Streckung verläuft die Sehne des M. biceps fast parallel zur Längsachse des Radius; deshalb ist kein Hebel für die Supination vorhanden.

Der M. supinator ist dagegen in seiner supinierenden Wirkung von der Stellung des Ellenbogengelenks unabhängig. Er entspringt an der Dorsalfläche der Ulna, steigt nach distal lateral ab und umschlingt mit seinen Fasern den Radius dorsal, lateral und ventral. Er setzt schließlich an der Medialfläche des proximalen Radius an. Er wird vom Ramus profundus nervi radialis durchbohrt.

Anmerkung: Bei der Präparation an der Leiche ist besonders der ventral liegende Teil des M. supinator mit der Durchtrittsstelle des N. radialis sichtbar. Die supinierenden Fasern des Muskels liegen jedoch dorsal von Radius und Ulna. Lägen sie ventral von Radius und Ulna, hätten sie eine pronierende Wirkung, da sich bei Umwendebewegungen der Radius um die feststehende Ulna bewegt.

Wie verlaufen die großen Nervenstämme des Unterarms relativ zum Retinaculum flexorum auf ihrem Weg zur Hand?

Der N. medianus verläuft als einziger Unterarmnerv fast vollständig durch den Karpaltunnel (mit Ausnahme eines dünnen Ramus palmaris). Der N. medianus ist daher bei raumfordernden Prozessen im Karpaltunnel (z.B. Schwellungen, Entzündungen) auch besonders gefährdet ( ▶ Abb. 1.18b).

Der N. ulnaris erreicht in der ulnaren Gefäß-Nerven-Straße, bedeckt vom M. flexor carpi ulnaris, die Handwurzel. Er überkreuzt zusammen mit der A. ulnaris das Retinaculum flexorum und ist daher durch Druckerhöhungen im Karpaltunnel nicht betroffen ( ▶ Abb. 1.18b). Auf dem Kleinfingerballen sind der N. ulnaris und die A. ulnaris mit ihren Begleitvenen nur vom M. palmaris brevis bedeckt.

Der N. radialis hat keine Beziehung zum Retinaculum flexorum; sein Ramus superficialis unterkreuzt die Sehne des M. brachioradialis am distalen Unterarm und verläuft durch die Tabatière zum Handrücken ( ▶ Abb. 1.18a).

Klinik

Zwischen Os pisiforme und Hamulus ossis hamati, bedeckt vom M. palmaris brevis, befindet sich die Guyon-Loge. Durch sie verläuft der N. ulnaris zusammen mit der A. ulnaris. Durch anhaltenden Druck auf den N. ulnaris an dieser Stelle (z.B. beim Fahrradfahren) kann es zu Parästhesien im kleinen Finger kommen.

Abb. 1.18Karpalkanal (Karpaltunnel)..

Abb. 1.18a Querschnitt der rechten Hand auf Höhe der Handwurzelknochen. Ansicht von proximal. Der N. radialis ist hat keine Beziehung zum Karpalkanal und verläuft durch die Tabatière zum Handrücken.

(nach Schünke, Schulte, Schumacher. Prometheus LernAtlas der Anatomie. Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. 4. Auflage 2014. Grafiker: Karl Wesker)

Abb. 1.18b Karpalkanal (Ausschnitt aus a). Zu sehen sind der N. ulnaris, der in der Guyon-Loge außerhalb des Karpalkanals verläuft, sowie der N. medianus, der innerhalb des Karpalkanals zieht.

(nach Schünke, Schulte, Schumacher. Prometheus LernAtlas der Anatomie. Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. 4. Auflage 2014. Grafiker: Karl Wesker)

Welche Symptome erwarten Sie bei einer Druckläsion des N. medianus im Bereich des Karpalkanals? Der Karpalkanal (Canalis carpi; Karpaltunnel) ist ein osteofibröser Kanal, der dorsal von den Handwurzelknochen und palmar von dem Retinaculum flexorum gebildet wird. Dieses spannt sich zwischen der Eminentia carpi ulnaris und der Eminentia carpi radialis aus. Im Karpalkanal verlaufen zehn Sehnen (je vier vom M. flexor digitorum profundus und M. flexor digitorum superficialis sowie eine vom M. flexor pollicis longus und M. flexor carpi radialis) zusammen mit dem N. medianus. Bei Druckerhöhungen in dem Kanal wird der N. medianus geschädigt, d.h., die Leitung in den Nervenfasern wird am Ort der Kompression unterbrochen. Die Folge sind eine Atrophie besonders der Daumenballenmuskeln und Sensibilitätsstörungen in der Haut der Palma manus und der Palmarseite von 3½ radialseitigen Fingern.

Klinik

Eine Läsion des proximalen N. medianus, z.B. durch eine Fraktur im Ellenbogengelenk, führt zu dem klassischen Bild der Schwurhand ( ▶ Abb. 1.22b): Beim Versuch des Faustschlusses können nur die ulnaren Finger gebeugt werden. Zusätzlich können Sensibilitätsstörungen im Medianusgebiet (radiale Palmarseite und radiale 3½ Finger) auftreten.

Welche Strukturen werden bei dem Versuch, sich die „Pulsader“ aufzuschneiden, zuerst verletzt? Wenn in suizidaler Absicht Schnitte quer über die Ventralfläche des Handgelenks gelegt werden, so wird als Erstes meist die Sehne des M. palmaris longus durchtrennt (falls vorhanden). Als Nächstes wird die Sehne des M. flexor carpi radialis durchtrennt, die sich direkt ulnar von der relativ tief liegenden A. radialis befindet. Da in diesem Bereich der N. medianus direkt neben oder unter der Sehne des M. palmaris longus oberflächlich verläuft, wird er meist noch vor Erreichen der A. radialis verletzt. Dies ist mit so starken Schmerzen verbunden, dass in vielen Fällen von weiteren Schnitten abgesehen wird.

Welche Strukturen ziehen über des Retinaculum flexorum hinweg zur Hohlhand? Das Retinaculum flexorum ist die palmare Begrenzung des Canalis carpi, durch den die Sehnen der Flexoren, die meisten Gefäße und der N. medianus ziehen ( ▶ Abb. 1.19). Strukturen, die auf ihrem Weg zur Hohlhand über das Retinaculum flexorum hinwegziehen, sind:

die Sehne des M. palmaris longus

der N. ulnaris

die A. und V. ulnaris

Abb. 1.19Einblick in den Karpalkanal der rechten Hand. Ansicht von palmar. Zu sehen ist der Verlauf des N. und der A. ulnaris über das Retinaculum flexorum hinweg zum Handrücken. Nicht dargestellt ist der ähnliche Verlauf der V. ulnaris. Außerdem erkennt man den oberflächlichen Verlauf des N. medianus im Karpalkanal.

(nach Schünke, Schulte, Schumacher. Prometheus LernAtlas der Anatomie. Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. 4. Auflage 2014. Grafiker: Karl Wesker)

*Wo befindet sich das Retinaculum extensorum? Welche Bedeutung hat es? Das Retinaculum extensorum zieht quer über die Dorsalseite des Karpus. Es besteht aus einer ringförmigen Verstärkung der Fascia antebrachii, die distal relativ schwach ausgebildet ist. Die funktionelle Bedeutung des Retinaculum besteht darin, bei der Kontraktion der Fingerextensoren die Sehnen dieser Muskeln am Karpus zu fixieren. Der distale Rand des Retinaculum bildet gleichzeitig die proximale Begrenzung der Tabatière.

Klinik

Am Boden der Tabatière ist bei manchen Patienten der Puls der A. radialis besser zu fühlen als an der üblichen Stelle auf der palmaren Seite des distalen Radius.

* Welche Bewegungen können in den beiden Anteilen des Handgelenks durchgeführt werden?

Proximales Handgelenk: Hierbei handelt es sich um ein Eigelenk, wobei die proximale Reihe der Handwurzelknochen den Gelenkkopf, das distale Ende des Radius und der Discus articularis die Gelenkpfanne bildet ( ▶ Abb. 1.20). Das Gelenk hat zwei Achsen