Mut. Wie Greenpeace die Welt verändert hat. -  - E-Book

Mut. Wie Greenpeace die Welt verändert hat. E-Book

0,0

Beschreibung

Das MagBook zum Greenpeace-Jubiläum: gemeinsam stark für unsere Umwelt Greenpeace hat unsere Gesellschaft verändert wie keine andere Nichtregierungsorganisation. Waldsterben, Atomkraft, Umweltverschmutzung – kaum ein Problem unseres Planeten wurde nicht von ihren Kampagnen thematisiert und bekämpft. Die Autoren des umfangreichen Magazins "MUT. Wie Greenpeace die Welt verändert hat." feiern das Jubiläum der Umweltschutzorganisation mit einer ausführlichen Analyse. Experten und prominente Publizisten, Mitbegründer und Aktivisten kommen zu Wort und erklären, wie Greenpeace die Welt in den letzten vier Jahrzehnten bewusster und grüner gemacht hat. • Was ist Greenpeace? Die wichtigste Umweltorganisation der Welt im Porträt • Der große Faktencheck: Hat Greenpeace die Ziele der letzten 40 Jahre erreicht? • Von Treibhauseffekt bis Plastik im Meer: Die Auswirkungen der Greenpeace-Aktionen verständlich erklärt mit über 100 starken Bildern und Infografiken • Essays und Interviews von prominenten Autoren zum Greenpeace-Jubiläum • CO2-neutral auf nachhaltig erzeugtem Papier und im cradle-to-cradle-Verfahren gedruckt Wie Greenpeace die Welt und die Welt Greenpeace veränderte Vierzig Jahre nach der Gründung von Greenpeace werfen wir einen Blick auf die Erfolge und Aktionen der weltbekannten Umweltschutzorganisation. Die Kapitel Feuer, Wasser, Luft und Erde widmen sich Greenpeace-Projekten rund um den Klimawandel, den Schutz der Meere, die Gefahren von CO2, die Folgen der Massentierhaltung und vieles mehr. Was haben die Aktivistinnen und Aktivisten in vierzig Jahren erreicht und welche neuen Aktionen stehen jetzt an? Ein starkes Plädoyer für die Notwendigkeit von Umweltschutz und gemeinsamer Verantwortung!

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 131

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



1998

++ Greenpeace befestigt für den Schutz der letzten Urwälder Nordamerikas ein Banner hoch über den Niagarafällen. Das in Deutschland erstellte Banner ist einer der größten Kletterbanner in der Geschichte von Greenpeace. ++

Editorial

Mut macht glücklich

++ Greenpeace Deutschland wird 40 Jahre alt und hat in dieser Zeit die Gesellschaft verändert, wie es zuvor nur die Weltreligionen getan haben. Walfang, Luft- und Gewässerverschmutzung, Robbenschlachten, Atomkraft, Waldzerstörung, Klimawandel – die starken Kampagnen der wichtigsten Umweltschutzorganisation auf dem Globus haben eine ökologische Wende eingeleitet, die die Welt bewusster und grüner gemacht hat.

Dies ist das Buch zum Jubiläum. Es heißt Mut, weil »Mut« am besten beschreibt, was Greenpeace ausmacht. Der Mut, klar zu benennen, was falsch läuft in unserer Welt. Und der Mut, zu handeln. Sich zwischen Wal und Harpune zu werfen. Sich an Bäume zu ketten. Sich mit einem Schlauchboot Tankschiffen entgegenzustellen. Die Aktivist*innen von Greenpeace haben ihr Leben riskiert, um unsere Welt zu retten.

Dass dabei dramatische Bilder entstanden sind, die in diesem Buch zu sehen sind, war nicht Absicht, sondern Folge dieser Aktionen. Sie haben die Brutalität der Robbenschlächter*innen, der Walfänger*innen, der Meeresvergifter*innen, der Waldzerstörer*innen ins Bewusstsein der Weltöffentlichkeit gebracht und es dadurch verändert. Die Umweltbewegung ist so mächtig wie nie zuvor. Die Bilder, die Greenpeace geschaffen hat, sind zu stark, um vergessen zu werden. Greenpeace ist auch eine Organisation der Bilder.

Aber so, wie die Welt sich verändert, hat auch Greenpeace sich verändert, denn die derzeitigen Bedrohungen sind dramatischer als je zuvor. Es geht nicht mehr »nur« um den Schutz der Lebensgrundlagen, sondern buchstäblich um das Überleben auf dem Planeten Erde. Greenpeace entwickelte deshalb zusätzliche Aktionsformen, darunter Bildungsinitiativen und Lobbyarbeit, und ging neue Allianzen ein – mit allen, die sich im Kampf für die Umwelt und eine bessere, gerechtere Welt engagieren.

Mut ist also weiterhin mehr als erforderlich, um die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen durch Industrie, Verkehr, Landwirtschaft und das Nicht-Reagieren der Politiker*innen zu verhindern. Es ist noch immer ein Kampf David gegen Goliath.

Davon handelt dieses Buch. Es ist nach der griechischen Elementenlehre in die vier Kapitel Wasser, Feuer, Erde und Luft eingeteilt – als Symbol für den umfassenden Ansatz im Umweltschutz, den Greenpeace verfolgt. Außerdem war Mut schon in der Antike ein großes Thema. Der Staatsmann Perikles sagte: »Das Geheimnis der Freiheit ist der Mut.« Und der Philosoph Demokrit erklärte vor über 2.000 Jahren: »Mut steht am Anfang des Handelns, Glück am Ende.«

Ein schöner Gedanke: Mut macht glücklich. ++

Inhalt

intro

Essay

Harald Welzer über die Kraft der Bilder.

1

wasser

Uferlos

Die Einsatzschiffe haben Greenpeace berühmt gemacht. Sie sind weltweit für den Schutz von Meeren und Flüssen im Einsatz.

2

feuer

Hoffnungslos

Die Erde brennt. Brandrodung und Feuer zerstören riesige Flächen auf dem Globus. Ein neues Einsatzgebiet für Greenpeace.

3

erde

Bodenlos

Gentechnik, Monokulturen, Billigfleisch, Waldzerstörung. Wer die Erde ausnutzt, zerstört sie. Greenpeace kennt die Täter.

4

luft

Atemlos

Treibhausgase verändern das Klima auf der Erde, die Temperaturen steigen. Wie Greenpeace gegen den Klimawandel kämpft.

outro

Dialog

Zwei Generationen, ein Thema:Umweltschutz. Brigitte Behrens, 69, von Greenpeace und Jakob Blasel, 20, von Fridays for Future über Klimawandel, Nachhaltigkeit und Konzepte für die Zukunft.

Epilog

Der Klimawandel ist die größte Umweltkrise aller Zeiten. Thomas Henningsen beschreibt die neuen Herausforderungen für Greenpeace.

1. Auflage

© Delius Klasing & Co. KG, Bielefeld

Folgende Ausgaben dieses Werkes sind verfügbar:

ISBN 978-3-667-11974-2 (Print)

ISBN 978-3-667-12073-1 (epub)

ISBN 978-3-667-12072-4 (ePDF)

Editorial Director: Hannes Michael Kneissler

Editors-at-Large: Dr. Thomas Henningsen, Dr. Dietmar Kress

Art Director und Layout: Felix Kempf, fx68.de

Photodesk: Cale Garrido

Lektorat: Birgit Radebold

Texte: Richard Brand, Dr. Christian Bussau, Fawad Durrani, Alexandra Frank, Dr. Thomas Henningsen, Roland Hipp, Hannes Michael Kneissler, Dr. Dietmar Kress, Peter Küster, Wolfgang Lohbeck, Irmi Mussack, Regine Rohde, Heinz Smital, Stephanie Töwe, Prof. Harald Welzer

Fotos: S. 1: Joe Traver, S. 4–7: Robert Rieger, S. 10/11: David Sims, S. 12/13: Rex Weyler, S. 14/15: Alex Hofford, S. 16/17: Jan-Peter Boening /Zenit/laif, S. 19: Stefan von Stengel, S. 20: Fred Dott, S. 21: Michael Fink, S. 22: Sabine Vielmo, S. 24: Pierre Gleizes, S. 25: Christian Åslund, S. 27: Kate Davison, S. 28: Kate Davison (2), Jeremy Sutton-Hibbert (2), S. 30: John Cunninghan, S. 31: Jiri Rezac, S. 33: Bente Stachowske, S. 34: Pierre Gleizes, Robert Keziere, David McTaggart, Alerzes, Bas Beentjes (2), Christian Åslund, S. 35: Daniel Beltrá, S. 36: Diether Vennemann, James Perez, Steve Morgan (2), Robert Visser, Isabelle Rouvillois, S. 37: Oliver Tjaden, Frank Hormann/nordlicht, S. 38: Marco Care, Bente Stachowske, S. 46/47: Julia Petrenko, S. 48/49: Miguel Ángel Gremo, S. 50/51: Mark Warford, S. 52/53: Fred Dott, S. 55: Paul Lovis Wagner, S. 56: Robert Keziere, S. 57: Will Rose, S. 58: Ali Paczensky, S. 59: Caroline Fetscher, S. 60: Ali Paczensky, Andreas Schoelzel, S. 61: Oliver Soulas, S. 63: Anna Baskakova, S. 64: Igor Podgorny (3), Julia Petrenko, Thomas Henningsen S. 66: Liza Udilova, S. 67: Thomas Henningsen (2), Evgeny Usov, Daniel Müller, picture alliance / AP Photo, S. 69–73: Emil Levy (Look: Felix Kempf), S. 74: Paul Langrock, S. 75: Thomas Duffé, S. 82/83: Ulet Ifansasti, S. 84/85: Nandakumar S. Haridas, S. 86/87: Martin Langer, S. 88/89: Julius Schrank, S. 91: Greenpeace, S. 92: Daniel Beltrá, S. 93: Bente Stachowske, S. 94: Thomas Henningsen, S. 95: Michael Löwa, S. 97: Andy Loor, S. 98: James Perez (2), Roger Grace (2), Andy Loor, S. 101: James Perez, Timothy A. Baker, Steve Morgan, Roger Grace, S. 102: Steve Morgan, S. 103: Privat, S. 105: Bernd Lauter, S. 106: Bernd Lauter, Sina Niemeyer, Greenpeace, Pedro Armestre, S. 108: Daniel Müller, S. 109: Greenpeace, S. 110: Greenpeace, S. 111: Lucas Wahl, S. 118/119: Paul Langrock / Zenit, S. 120/121: Greenpeace, S. 122/123: Subrata Biswas, S. 124/125: Greenpeace, S. 127: Pascal Amos Rest, S. 128: Tim Aubry, S. 129: Thorsten Klapsch, S. 130: Paul Langrock, S. 131: Daniel Müller, S. 133: Jörg Müller, S. 135: Diether Vennemann, Alexandra Frank, S. 136: Christian Bartsch, S. 137: Alessandro Penso (2), S. 138: Mike Schmidt, Gordon Welters, S. 139: Finn Rößner, S. 140: Timur Yüksel, S. 141: Pascal Amos Rest, Jörg Modrow, S. 142: Chris Grodotzki, S. 143: Bernd Lauter, S. 148–153: Robert Rieger (5), S. 155: Roger Grace, Holger Luebkert, Herzog, Kate Davison, Sabine Vielmo, S. 156: Steve Morgan, Greenpeace/Elwood/Welerman, Sabine Vielmo, S. 157: Jiri Rezac, Rodrigo Baléia, Manfred Delpho, Jens Küsters, Paul Langrock, Christian Åslund, S. 158: Frank Hormann, Dean Sewell, Koen Verheijden, Christian Åslund, Pierre Gleizes, Denis Sinyakov, S. 159: Mike Schmidt, Gordon Welters, Christian Åslund, Daniel Müller, Jonas Wresch, S. 160: Wolfgang Hain; Alle © Greenpeace (außer S. 4–7, 68–73, 103, 140, 148–153)

Illustrationen S. 42/78/114/146: Frank Höhne

Icons: S. 40/41, 76/77, 112/113, 144/145 Adobe, Shutterstock

Lithografie: Mohn Media, Gütersloh

Datenkonvertierung E-Book: Bookwire - Gesellschaft zum Vertrieb digitaler Medien mbH

Alle Rechte vorbehalten! Ohne ausdrückliche Erlaubnis des Verlages darf das Werk weder komplett noch teilweise vervielfältigt oder an Dritte weitergegeben werden.

www.delius-klasing.de

Essayintro

Bilder schaffen

Ein Essayvon Harald Welzer

Fotos: Robert Rieger

Warum Greenpeace heutenoch so modern ist

++ Fangen wir mal pathetisch an, wie es sich bei einem Jubiläum gehört: Ohne Greenpeace hätte die internationale Ökologie- und Klimaschutzbewegung erheblich weniger Erfolge zu verzeichnen, als es in den vergangenen vier, fünf Jahrzehnten der Fall war. Fahren wir etwas prosaischer fort, wie es sich vielleicht gerade bei einem Greenpeace-Jubiläum gehört: Schade, dass die von Greenpeace begründete Tradition der Schaffung von Bildern des Engagements in der Umweltbewegung so wenig Nachahmungen gefunden hat und dass weite Teile, insbesondere der wissenschaftlich Engagierten, sich irrigerweise darauf verlassen, dass das permanente Mahnen und Warnen, gestützt durch abstrakte Diagramme und abgenutzte Illustrationen, irgendeinen Effekt auf das Handeln von Menschen hätte. Hat es nicht.

Greenpeace dagegen hat Bilder geschaffen. Schlauchboote gegen Walfangschiffe. Menschen auf himmelhohen Schornsteinen. Riesige Transparente an Denkmälern. Schiffe namens Rainbow Warrior oder Beluga in Action. Kurz: Bildikonen des Widerstands gegen die Zerstörung der Grundlagen des menschlichen Überlebens. Der Erfolg von Greenpeace geht genau darauf zurück – auf die Kraft, Bilder zu schaffen. Und indem diese Bilder nicht die Zerstörung von Ökosystemen, Lebensräumen, Landschaften dokumentierten, sondern den fantasievollen und riskanten Kampf gegen genau diese Zerstörung, hatten sie Aufforderungswert: Schaut her, man kann etwas machen, selbst wenn man zu klein ist, keine Mehrheiten hat, die Gegner übermächtig sind und die Allgemeinheit gleichgültig.

Politischer Kampf, das liegt in der DNA von Greenpeace, braucht nicht nur richtige Argumente. Er braucht auch Gewinne in der Ökonomie der Aufmerksamkeit, gerade in modernen Mediengesellschaften. Diese Gewinne erzielt man durch punktgenau kalkulierte und bildmächtige Regelverletzungen. Und das Publikum, das vielleicht die politische Absicht noch nicht einmal verstanden hat, denkt: Cool! Da wäre ich auch gern dabei (wenn ich nur mutig genug wäre).

Was für ein Unterschied zur rein kognitiv operierenden unermüdlichen Bewusstseinsmassierungsanstrengung der Mahnenden und Warnenden, wo leider niemand denkt: Cool! Da möchte ich mitmachen! Sondern allenfalls: Stimmt (na ja, aber was folgt daraus für mich?).

Die Geschichte von Greenpeace ist von der intuitiven Überzeugung geprägt, dass eine Bewegung nur dann machtvoll sein kann, wenn sie nicht nur argumentiert, sondern selbst schon Bewegendes verkörpert – also ein Erleben von Konflikt und Widerstand, von Sieg und Niederlage, von Veränderung des eigenen Lebens, von Mitmachen, von Dabeisein. Und Greenpeace war klug genug, seinen Aktionismus wissenschaftlich zu hinterlegen, also die Widerstandsakte und Regelbrüche zu legitimieren.

Greenpeace ist so gesehen, besonders in den Anfängen, keine kognitiv, sondern eine ästhetisch arbeitende Umweltschutzorganisation. Sie ist attraktiv – nicht nur, weil sie Bilder schafft, sondern weil diese Bilder Assoziationen wecken. An das mythologische Motiv David gegen Goliath, forever eine starke und wirkmächtige Erzählung darüber, dass man aus der Schwäche heraus siegen kann. An das Abenteurertum: Besonders die Aktionen auf See triggern das Geschichten-Gedächtnis, von Joseph Conrad bis Pirates of the Caribbean. An die Aufrechten, Gerechten, Autonomen mit der eigenen Urteilskraft, von den sieben Samurai bis – ja, bis Greta Thunberg.

Denn natürlich wäre Greta mit ihrem Plakat und ihrem zivilen Ungehorsam gegen die Schulpflicht ohne die Bild- und Widerstandsgeschichte von Greenpeace nicht zu denken, und dass sie selbst das womöglich gar nicht weiß, macht den Erfolg von Greenpeace nur noch deutlicher: Keiner anderen Umweltschutzorganisation ist es gelungen, so klar zu definieren, wie Widerstand geht. Und wie er aussehen muss, damit er Zustimmung erzeugt.

Aus meiner Sicht ist – neben den faktischen Erfolgen – dies das bleibende und vor allem auch das vitale Verdienst von Greenpeace:

Das Streiten für eine intaktere Ökosphäre und eine gerechtere soziale Welt nicht als Projekt staubtrockener Überzeugungsarbeit zu verstehen, sondern buchstäblich als Engagement, also als Einsatz ganzer Menschen, mit Körpern und Gefühlen, Angst, Mut und Willen.

Und darum herum einen professionellen Rahmen zu bauen, weil Aktion allein, ohne legitimierendes Hinterland, nicht reicht. So wie Greenpeace auch eine Entwicklungsgeschichte der Professionalisierung hat, die nicht ohne Konflikte und Opfer verlaufen ist, hat sich in den 40 Jahren seit der Gründung von Greenpeace Deutschland auch die übrige Umwelt- und Klimaschutzbewegung kommunikativ entwickelt – einerseits in der beharrlichen Arbeit in den Institutionen und Administrationen (was Greenpeace auch macht), andererseits in der Verlagerung von der Aktion auf die Argumentation. Das läuft leider nicht selten auf eine Kommunikation in Insiderwelten hinaus, deren Mitglieder schon damit zufrieden sind, dieselben Besorgnisse zu teilen.

Die Tradition des kreativen, unerwartbaren, irritierenden Protests, wie Greenpeace ihn geprägt hat, ist vor allem in zwei Gruppierungen eingewandert: In die, die sich künstlerischen Aktionen mit politischem Anspruch widmen (wie etwa das Peng! Kollektiv oder, mit längerer Tradition, die US-amerikanischen Yes Men), und in die europäischen Seenotretter*innen, die im Zuge des Anwachsens der Flüchtlingszahlen und der Abschottungspolitik der EU immer wichtiger und sichtbarer geworden sind. Hier tauchen ja die von Greenpeace geprägten Elemente der gezielten Regelverletzung, des Einsatzes von Booten und das Schaffen von Bildern genauso wieder auf wie der bewunderungswürdige persönliche Einsatz. Übrigens von Menschen, die heute so jung sind, wie die Leute von Greenpeace es damals waren.

Und damit wären wir wieder bei der heutigen Protestgeneration, der Generation Greta. Dazu habe ich zwei Hypothesen: Erstens wird sich diese Generation weiter politisieren, weil das 21. Jahrhundert ihr Jahrhundert ist und sie alles Recht der Welt hat, es sich nicht von ihren Vorgängergenerationen zerstören zu lassen. Zweitens wird diese politische Generation nur dann wirkmächtig werden können, wenn sie Bilder schafft und kreative, neue Formen des zivilen Widerstands und Protests entwickelt.

Einstweilen beschränkt sie sich ja auf wissenschaftlich begründetes Argumentieren. Um eine Bewegung zu werden, die auch diejenigen fasziniert und motiviert, die zunächst noch gar nicht dazugehören, muss sie sich an den ästhetischen Strategien von Greenpeace orientieren und diese für ihre Generation weiterdenken. So betrachtet, ist Greenpeace einstweilen immer noch moderner als die Protestbewegungen der Gegenwart. Kann man zu einem Jubiläum eigentlich Besseres sagen? ++

Prof. Harald Welzer

ist ein deutscher Soziologe, leitet die FUTURZWEI. Stiftung Zukunftsfähigkeit und lehrt an der Europa-Universität Flensburg sowie an der Universität Sankt Gallen.

1

wasser

70 Prozent der Erde sind von Wasser bedeckt. Seit der Gründung kämpft Greenpeace für den Schutz der Meere und ihrer Bewohner. Auch heute noch sind Greenpeace-Schiffe auf hoher See und auf den Flüssen im Einsatz. Wer die Welt retten will, muss das Meer schützen.

Das erste Element:

Wasser

Kampagnen

Wichtige Aktionen

Reportage

Der Kampf gegen die Walfänger

Backstage

Wie man Schiffe bereedert

Wie es jetzt weitergeht

Kein Müll mehr ins Meer

Facts & Figures

Informationen kompakt

Do it yourself

Was jede/r selbst tun kann

1995

++ Ein Greenpeace-Team wird vor der Ölplattform Brent Spar in der Nordsee mit Wasserkanonen angegriffen. ++

1978

++ Ein norwegischer Robbenfänger vor Labrador. Überall Blutspuren von erschlagenen Robbenbabies, denen das Fell abgezogen wurde. ++

2012

++ Ringwadennetz vor den Philippinen. In diesen riesigen Netzen verschwinden ganze Fischschwärme. ++

2002

++ Elbhochwasserkatastrophe. Die Bevölkerung Bitterfelds verstärkt – mithilfe von Greenpeace-Teams – einen Deich bei Goitzsche. ++

Kampagnen

Steter Tropfen

6 wichtigeGreenpeace-Kampagnen für die Erhaltungdes Lebensraums Wasser.

1

Dünne Säure

Kampagne gegen Dünnsäure-Verklappung

1980–1990

Das Problem

Tankschiffe leiten im Auftrag internationaler Chemiekonzerne giftige Dünnsäure in die Nordsee. Dünnsäure enthält unter anderem Schwefelsäure und Schwermetalle wie Blei und Cadmium.

Die Aktion

Am 13. Oktober 1980 hindert Greenpeace das Verklappungsschiff Kronos in Nordenham an der Unterweser daran, in Richtung Nordsee auszulaufen. Am selben Tag kippen weitere Greenpeace-Aktivist*innen missgebildete tote Fische vor das Bayer-Chemiewerk in Brunsbüttel und das Deutsche Hydrographische Institut in Hamburg. Das Ziel von Greenpeace: Schluss mit der Einleitung von Giften ins Meer.

Was gut war

Die Greenpeace-Aktion wurde gemeinsam mit Elbfischern geplant, die bis zu einem Drittel ihres Fangs über Bord werfen mussten, weil die Fische krank waren.

Was noch zu tun ist

Nichts. Seit dem 1. Januar 1990 ist die Dünnsäure- Verklappung in der Nordsee verboten.

1988

++ Greenpeace blockiert die Kronos, die Dünnsäure in die Nordsee verklappen will, in Nordenham. ++

2

Ölpest

Nordsee: Kampagne Küsten-Sicherheitskonzept

1998–2000

Das Problem

Ein führerloser Frachter steht in hellen Flammen und treibt auf der Nordsee, sein Name: Pallas. Ende Oktober 1998 läuft er vor Amrum auf Grund und verliert über 100 Tonnen Öl, Tausende Seevögel sterben. Die Versuche der deutschen Behörden, Strandung und Ölaustritt zu verhindern, scheitern, es herrscht Koordinationsund Kompetenzwirrwarr.