Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Hast du schon einmal erlebt, dass dein Leben von einem Moment auf den anderen völlig auf den Kopf gestellt wurde? Genau das ist mir passiert - und ich möchte dich mit auf meine Reise nehmen. Eine Reise, die 2018 begann und mein Leben, sowie das meiner Liebsten, für immer verändert hat. Ich kann dir eines versprechen: Diese Geschichte wird bewegend, tiefgründig und inspirierend. Doch sie dreht sich nicht nur um mich - sondern vor allem um dich. Denn wenn ich eines gelernt habe, dann das: Niemand sollte seine Sorgen und Ängste allein tragen müssen. Mit sehr viel Motivation, Nachdenklichkeit, einem kritischen Blick und einer Prise Ironie zeige ich dir Wege, wie du dir selbst helfen kannst, um ein glückliches, mutiges und erfülltes Leben zu führen. Lasse Ängste hinter dir und baue Lebensfreude auf. Das Werkzeug dafür trägst du bereits in dir. Du musst nur lernen, es richtig zu nutzen. Ich lade dich herzlich ein, mich auf diesem Weg zu begleiten.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 500
Veröffentlichungsjahr: 2025
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Vorwort
Vorstellung:
Kapitel 1
Erholung pur in El Gouna, doch das unvergessliche Erlebnis endete plötzlich in einem unerwarteten Albtraum
Kapitel 2
Horrorszenario auf dem Flughafen von Hurghada
Kapitel 3
Rückflug inklusive Kopfkino
Kapitel 4
Zurück auf Sylt
Kapitel 5
Unser Unterbewusstsein Teil1
Kapitel 6
2019 geht die „Party“ weiter und endet in der Dankbarkeit
Kapitel 7
2020 freudige Geburt, Corona in Deutschland inklusive Dauerstress
Kapitel 8
2021 Immer noch Corona, Impfungen, Anfeindungen und Depressionen
Kapitel 9
Hotel Strandhörn in der Corona Zeit, sowie weitere Hotspots
Kapitel 10
2022 ein weiteres Jahr voller Ängste
Kapitel 11
Ab in die Nordseeklinik
Kapitel 12
Per Hubschrauber nach Husum
Kapitel 13
Familie, Freundschaft und faule Früchte
Kapitel 14
Kontrolle in Husum
Kapitel 15
Vom Zuschauer zum Programmdirektor
Kapitel 16
Auf zur Erholung nach Side in der Türkei
Kapitel 17
Unterbewusstsein Teil2
Kapitel 18
Danke UKE!
Kapitel 19
Meditation
Kapitel 20
Hilfe bekommt Helfer
Kapitel 21
Urlaub in Dubai, inklusive Costa Toscana & Levio
Kapitel 22
Park Klinik Kiel - der Spuk geht weiter!
Kapitel 23
Das innere Kind
Kapitel 24
Kiosk 87, Lange Reihe & weitere Hotspots
Kapitel 25
Im Juli 2023 trat ich meine erste Reha an. Es ging nach Bad Malente, in die Mühlenbergklinik.
Kapitel 26
Affirmation und Glaubensmuster
Kapitel 27
Ego / Selbstbewusstsein versus emotionale Intelligenz
Kapitel 28
Schon wieder Corona
Kapitel 29
Alternativen zum klassischen Arztbesuch
Kapitel 30
Weihnachten im Hotel Strandhörn
Kapitel 31
Wie oft denn noch?
Kapitel 32
April 2024, Reha in der Berolina Klinik, in Löhne/ Bad Oeynhausen
Kapitel 33
Ziele setzen und Werte überprüfen
Kapitel 34
Stärkung im Hotel Atlantic auf Sylt
Kapitel 35
Lebst du nach deinen Impulsen, oder nach denen der anderen?
Kapitel 36
Familienurlaub mit unseren Mäusen
Kapitel 37
Flotter Dreier für Carmen: Ermüdungsbruch, Lungenentzündung und Corona.
Kapitel 38
Unterbewusstsein Teil3 Das acht Schritte Veränderungsprogramm
Schlusswort & Danksagungen
Warum ist es mir so wichtig, dir meine Geschichte zu erzählen?
Diese Frage habe ich mir gestellt, als das starke Verlangen in mir aufkam, meine Erlebnisse mit dir zu teilen. Bevor ich anfange, möchte ich mich bei dir bedanken, dass du mir einen Augenblick deiner kostbaren Zeit schenkst, um mich zu begleiten.
Zeit zu verschenken ist eines der wertvollsten Dinge, mit denen wir uns gegenseitig beschenken können. Nachdem ich einige Male erlebt habe, wie es sich anfühlt- wenn die Uhr fast abgelaufen ist, hat sich mein Verständnis für den Wert der Zeit grundlegend verändert. Seitdem mir bewusst wurde, wie schnell alles von einem Moment auf den anderen vorbei sein kann, bin ich dem Leben gegenüber noch dankbarer geworden.
Mit diesem Buch möchte ich dir zeigen, wie du ein neues Verständnis für Ängste entwickeln kannst und sie im besten Fall sogar überwindest. Nach dieser Geschichte und nachdem du die Strategien ausprobiert hast, wirst du nicht mehr dieselbe Person sein. Du wirst erstaunt sein, wie viel Kraft und Stärke in dir schlummert.
Deine Probleme werden sich danach lieber freiwillig aus dem Staub machen, als sich ernsthaft mit dir anlegen zu wollen.
Außerdem teile ich mit dir Strategien, mit denen du Mut aufbauen, Stress reduzieren und verlorene Lebensfreude zurückgewinnen kannst, das sind Grundvoraussetzungen für ein glückliches Leben. Diese Freude ging mir verloren, als das Schicksal zuschlug.
In meinem Fall waren es schwerwiegende gesundheitliche und emotionale Herausforderungen: Neben den Folgen von nicht vertragenen Corona-Impfungen und mehrfachen Infektionen kamen lebensbedrohliche Herzprobleme, Ängste, familiäre Streitigkeiten, Depressionen, finanzielle Sorgen und das chronische Fatigue-Syndrom hinzu. Letzteres erinnert mich täglich daran, dass sich Müdigkeit nicht allein durch Schlaf lindern lässt.
Es gab einen Punkt, an dem ich dachte, ich könnte nicht mehr weitermachen. Ich erlebte am eigenen Leib, wie es ist, wenn sich das Leben um 180 Grad dreht und plötzlich nichts mehr so ist, wie es einmal war. Ein Weg, den ich niemals freiwillig eingeschlagen hätte, wurde zu meiner Realität mit tiefgreifenden Auswirkungen, nicht nur auf mich, sondern auch auf meine Liebsten.
Die Emotionen waren überwältigend: Todesängste, eine durch Schockstarre ausgelöste geistige Unbeweglichkeit, pure Verzweiflung, tiefe Traurigkeit, starke Wut, erdrückende Zukunftsängste und der Verlust unbeschwerter Lebensfreude.
Es ist leicht, unter solchen Umständen hart auf dem Boden aufzuschlagen, liegenzubleiben und daran zu zerbrechen. Doch ich bin nicht daran zerbrochen. Ich lag zwar am Boden und wusste eine Zeit lang nicht, wie es weitergehen soll, aber ich bin nicht liegen geblieben. Im Gegenteil: Ich habe Wege gefunden, wieder aufzustehen und mich zurück auf die Gewinnerstraße zu kämpfen.
Die verlorene und für mich lebensnotwendige essenzielle Lebensfreude ist zurückgekehrt. Ohne Lebensfreude ist das Leben dunkel und schwer und jeden weiteren Tag ohne sie, verlierst du immer mehr an Lebensenergie. Bist du erst einmal in dieser lebensfeindlichen Situation gefangen, musst du dich entscheiden.
Leben oder Sterben?
Diese Frage war mein Weckruf, der ganz tief aus meinem Inneren kam. Aufgrund dessen habe ich meine Entscheidung getroffen.
Das Besondere an diesem Weg, der mich zurück ins Leben katapultiert hat, ist, dass er nicht nur mir offensteht. Ich möchte ihn mit dir teilen, inklusive aller Strategien, die mir geholfen haben. So kannst auch du die Möglichkeiten nutzen, um wieder auf die Gewinnerstraße zurückzukehren. Alles, was du dafür brauchst, steckt bereits in dir. Du wirst stärker werden und wie „Phönix aus der Asche“ aufsteigen. Damit ist die Frage nach dem Warum jetzt beantwortet.
Durch meine Erfahrungen, die ich im Laufe der letzten Jahre gesammelt habe, kann ich dir helfen, dich von den Fesseln deiner Umstände zu befreien. Ich möchte dir Werkzeuge an die Hand geben, mit denen du dein inneres Zuhause wiederaufbauen und stärken kannst.
Ich möchte dir helfen, dir selbst zu helfen. Mein Wunsch an dich ist es, dich stärker als jemals zu vor zu machen. Wenn dir erst einmal bewusst wird, dass du längst alles in dir trägst, was du benötigst, um jedes noch so großes Hindernis zu überwinden, machen dir Probleme keine Angst mehr. Es sind dann nur noch Herausforderungen, an denen du wachsen wirst.
Ich werde dich bei dieser emotionalen Reise mitnehmen, zu wunderschönen Orten dieser Welt und ich werde dir von wunderbaren Menschen erzählen. Einige davon sind wirklich sehr gute Freunde, andere haben einfach nur mit der erlebten Geschichte zu tun.
Keinesfalls möchte ich dir nur diesen besonderen Teil meines Lebens, in Form von Fakten und zeitlichen Abläufen, aufdrängen. Nur stupide über Krankheiten, sowie anderen Problemen und den daraus entstehenden Folgen zu sprechen, ist nicht mein Anliegen. Das hier soll kein anonymes Gesundheitsjournal werden, sondern ein Gespräch unter Freunden. Wo man über die wichtigen Dinge - aber eben auch über Privates spricht. Du wirst einiges aus meinem Leben erfahren. Es sind alles Dinge, die direkt oder auch indirekt mit der Geschichte zu tun haben.
Sie beginnt im Februar 2018 und begleitet mich bis ins hier und jetzt. Die Geschichte ist lebendig und das Schöne daran ist auch, solange sie lebt, lebe ich auch.
Ich baue die real existierenden Orte und Menschen mit ein, damit du erkennst, wie wertvoll ein funktionierendes Netzwerk ist. Egal was für Sorgen, Kummer, oder eventuell auch tollen Ideen du hast, niemand muss es mit sich alleine ausmachen. Wenn du dich nun angesprochen fühlst, dann werde doch einfach Teil dieses wunderbaren Netzwerkes.
Ich liebe es, wenn man sagen kann: "Ich kenne jemanden, der jemanden kennt" und es dann tatsächlich mit der gegenseitigen Unterstützung funktioniert. Wenn wir alle in diesem Netzwerk solche Verbindungen nutzen können, ist das doch mehr als wünschenswert. Besonders in einer Zeit, die so schnelllebig ist und oft von Empathielosigkeit sowie einer Ellenbogengesellschaft geprägt wird.
Es ist nicht verkehrt, wenn du dich zuerst um dich selbst kümmerst- aber es ist nicht egal, wenn dir die anderen Menschen egal sind. Früher habe ich fast immer zuerst an andere gedacht, mit dem Ergebnis, dass ich mich dabei selbst vergessen habe. Erst mit der Zeit habe ich gelernt, dass es genauso wichtig, wenn nicht sogar wichtiger ist, zunächst an sich selbst zu denken. Was bringt es dir, oder anderen, wenn du dich bei der Unterstützung anderer selbst vergisst und dadurch ausbrennst oder krank wirst?
Wenn du weißt, wie du dir selbst geholfen hast, sprichst du nicht nur aus der Theorie, sondern kannst dein wertvolles Praxiswissen gezielt weitergeben. Wenn du erkennst oder bereits danach lebst, wie bereichernd es ist, sich selbst und anderen beim Wachsen zu helfen, dann bist du in diesem Netzwerk aus zahlreichen inspirierenden Menschen herzlich willkommen.
Ich würde mich sehr freuen, dieses fantastische Netzwerk mit dir zu erweitern.
Bevor ich dir meine unglaubliche Geschichte erzähle, die sich genau genommen aus mehreren kleineren Abschnitten zusammensetzt, und sich genauso zugetragen hat, möchte ich mich doch erst einmal kurz bei dir vorstellen. Während unseres Gesprächs wirst du mich ohnehin besser kennenlernen.
Mein Name ist André Aron Weise. Einige nennen mich jedoch einfach „Holland“, da mein leiblicher Vater Ronald aus den Niederlanden stammt. Eine seiner großartigen Lebensweisheiten, die mich auf meinem Weg tief inspiriert hat, lautet:
„Es gibt auf der Welt wenig Gutes, außer du tust es. “
Genauso ist es! Deshalb erzähle ich dir meine Geschichte. Mit meinen Erlebnissen möchte ich dir Kraft schenken und dir nützliche Strategien an die Hand geben, mit denen du dein Leben positiv verändern kannst. Es macht mir Freude, die Welt ein kleines bisschen heller und besser zu hinterlassen, als ich sie vorgefunden habe.
Ich habe dir ja eben gesagt, dass mein Papa aus den Niederlanden stammt; ich bin jedoch nur ein halber Kaaskop, da meine Mama, die leider schon verstorben ist und die ich sehr geliebt habe, aus Deutschland kam. Genauso wie auch mein Adoptivpapa Jürgen, der mich als kleinen Jungen adoptiert und mich immer so behandelt hat, als wäre ich sein leiblicher Sohn. Da meine Mama noch einmal geheiratet hat, habe ich zwei Väter und zwei Familien, die mir viel bedeuten.
Ich kann sagen, dass ich mit viel Liebe groß geworden bin.
Dass ich ein halber Holländer bin, erwähne ich unter anderen auch deswegen, da die meisten Oranjes liebevoll und äußerst positiv gemeint, leicht einen an der Waffel haben. Auch wenn nur fünfzig Prozent des orangefarbenen Blutes durch meine Adern fließt, reicht das vollkommen aus, um eine Menge an Blödsinn in mir zu tragen.
Ich bin keiner dieser Erwachsenen, der seinem inneren Kind verbietet, eine Menge Spaß zu haben. Es war schon traurig genug, dass mein inneres Kind sich durch das Erlebte lange Zeit versteckt hielt. Manchmal wusste ich gar nicht mehr, ob es überhaupt noch da ist.
Nachdem ich Wege gefunden habe, die mich zurück zur Lebensfreude brachten, liebe ich es wieder, andere Menschen zum Lachen anzustiften und dabei die Synapsen mit Begeisterung zum Klatschen zu bringen. Da kommt einfach mein holländisches Blut zum Tragen.
Verstehe mich bitte nicht falsch, ich liebe tiefsinnige und ernsthafte Gespräche wirklich sehr, aber ich liebe es ebenfalls, Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Beides ist mir wichtig.
Wie schrieb schon einst meine Mama in mein Poesie-Album:
" Lieber André nie verlerne so zu Lachen wie du jetzt lachst, froh und frei. Denn ein Leben ohne Lachen, ist wie ein Frühling ohne Mai."
Wie recht sie doch mit dieser Aussage hatte. Lachen ist Licht für die Seele und der Antrieb für das innere Kind.
Mit meiner großen Liebe Carmen lebe ich seit über einem Jahrzehnt auf der nördlichsten Insel Deutschlands. Beruflich hatte es uns einst von Hamburg auf die Nordseeinsel Sylt verschlagen. Carmen ist ursprünglich ein echtes Hamburger Deern, und ich bin ein waschechter Hamburger Jung. Wir sind also beide an der Waterkant geboren und lieben bis heute das Element Wasser.
Die Geschichte, die ich dir erzählen werde, spielt hauptsächlich in Hamburg und auf Sylt. Doch auch andere Orte wie Malente, Löhne/Oeynhausen, Haren und Hürth kommen darin vor.
Obwohl es sich bei dieser Story nicht um ein Reisemagazin handelt, möchte ich dir zusätzlich von fernen Ländern erzählen, die wir bereist haben, darunter Ägypten, die Türkei und die Vereinigten Arabischen Emirate. Vielleicht kennst du ja sogar einige dieser Menschen oder Orte persönlich. Die Welt ist schließlich manchmal erstaunlich klein.
Falls dir diese Orte oder Menschen noch unbekannt sind, kannst du sie durch meine Erzählung vielleicht als Inspiration nutzen, um neue Gegenden und Kulturen zu entdecken. Ich bin überzeugt, dass die Welt so viele unglaubliche und wunderschöne Orte zu bieten hat. In mir steckte schon immer ein Abenteurer, der die Schönheit verschiedener Plätze und die Warmherzigkeit der Menschen in fernen Ländern kennenlernen möchte.
Carmen und ich haben zusammen einen Sohn, den wir Tim nannten. Charakterlich und menschlich ist Tim einfach großartig, ihn zu lieben fällt leicht. Darüber hinaus hat uns Tim mit Jessie eine wunderbare Schwiegertochter geschenkt. Aus dieser wundervollen Beziehung sind zwei zuckersüße Enkelkinder hervorgegangen, die uns jedes Mal ein Lächeln ins Gesicht zaubern und vor Freude unseren Blutzucker in die Höhe schnellen lassen.
Der Umgang mit den beiden kleinen Wirbelwinden birgt stets die „Gefahr“, vor lauter Glück einen „Zuckerschock“ zu bekommen, Blitzdiabetes inklusive. Wir haben einen kunterbunten, auf der ganzen Welt verteilten, Freundes- und Bekanntenkreis, mit dem wir immer viel Spaß und Freude haben.
Auch finanziell ging es uns gut, es schien alles perfekt. Doch dann begann das Chaos und unser Leben wurde komplett auf den Kopf gestellt.
Das erste Horrorszenario in dieser Geschichte nimmt seinen Anfang im Februar 2018, und zwar an einem Ort der auf den ersten Blick harmlos wirkt: dem Flughafen von Hurghada.
Schon lange hatten Carmen und ich vor, nach Ägypten zu fliegen, um seine einzigartigen Landschaften zu erleben. Nun war es endlich soweit: Unser erster Flug nach Ägypten führte uns in das wunderschöne El Gouna. Nach unserer Landung wurden wir mit einem Shuttlebus in diese malerische Lagunenstadt gebracht. Umgeben von türkisfarbenem Wasser, goldgelbem Sand und einer warmen Brise spürten wir sofort, wie uns dieser Charme verzauberte und der Alltag von uns abfiel. Hier wollten wir die Seele baumeln lassen, die Ruhe genießen und einfach den Moment leben.
In El Gouna wirst du keinen Massentourismus oder große Partymeilen finden. Nichtsdestotrotz kannst du dort eine Menge Spaß haben. El Gouna ist eine außergewöhnliche Stadt, in der viele Einheimische leben. Sie bietet eine sichere und entspannte Atmosphäre, sodass du dich auch abends frei bewegen kannst. Mit Down Town und dem Marina-Yachthafen gibt es zwei wunderschöne Hotspots die zum Flanieren, Shoppen, Essen und Trinken einladen; perfekt, um das Leben zu genießen. Um günstig von einem Ort zum anderen zu gelangen, kannst du die manchmal rasanten, aber immer spaßigen Fahrten mit dem Tuck Tucks nutzen. Wenn du es komfortabler magst, stehen dir natürlich auch Taxen zur Verfügung, die dich überall hinbringen. Egal, ob motorisiert oder zu Fuß- sich sicher fortzubewegen ist jederzeit problemlos möglich.
El Gouna ist ein sehr fortschrittlicher Ort und dient als Vorzeigeprojekt, um Ägypten Schritt für Schritt auf dieses Niveau zu heben. Dort findest du unter anderem einen Ableger der Technischen Universität Berlin, ein jährlich stattfindendes, groß angelegtes Filmfestival sowie eine deutsche Hotelfachschule, an der viele Fachkräfte für die in der Umgebung befindlichen Hotels ausgebildet werden. Die zahlreichen Kanäle, die den wunderbaren Ort durchziehen, laden zu einer entspannten Bootstour ein, bei der du die Schönheit und wahre Größe von El Gouna erleben kannst. Sehr zu empfehlen!
Bisher hatten wir im Winter immer nur Fernreisen unternommen, aber diesmal wollten wir etwas wählen, bei dem wir nicht, im schlimmsten Fall mehr als zwanzig Stunden, anreisen müssen. Wir entschieden uns für das weitläufige und renommierte Mövenpick Hotel. Während unseres Urlaubs freundeten wir uns mit einigen Einheimischen an. Genau das ist unter anderem einer der Gründe, warum wir das Reisen so lieben.
Auch wenn Reisen in der Regel viel Geld kosten, ist es für uns eine wundervolle Möglichkeit, auf andere Weise reicher zu werden. Menschen und faszinierende Kulturen kennenzulernen, ist für uns ebenso wichtig, wie atemberaubende Landschaften zu entdecken, sportlich aktiv zu sein, Abenteuer mit viel Spaß zu erleben, zu chillen und die einheimische Küche zu probieren. Was meine Begeisterung für die kulinarischen Genüsse betrifft, hängt das sicherlich auch mit meiner langen Erfahrung in der Gastronomie zusammen, als Koch und Küchenchef. Ich weiß nicht, wie du dazu stehst, ob Essen für dich eine große Rolle spielt oder nicht. Ich kann nur sagen, dass ich die vielfältige Kulinarik in der Welt wirklich sehr schätze.
Ich liebe die unterschiedlichen Geschmacksrichtungen und die verführerischen Düfte von Kräutern und Gewürzen, die bereits beim Einatmen kleine Explosionen im Kopf auslösen und einen beim Probieren der Speisen in eine andere Welt entführen. Ich schätze ebenso die einfache, ehrliche Hausmannskost wie auch die einheimische Küche, die durch ihre Herzlichkeit besticht.
Ebenso fasziniert mich Fine Dining mit seiner unvergleichlichen Raffinesse. Unterschiedliche Küchen aus verschiedenen Ländern sind wie verschiedene Sprachen: Wenn man sich erst einmal auf sie eingelassen hat, entfaltet sich die wahre Magie dahinter.
In unserem Urlaub hatten wir bei fantastischem Wetter eine Menge Spaß und erlebten zahlreiche Abenteuer. Wir ritten auf Pferden, düsten mit dem Quad durch Gebirge und Wüste und genossen es, jeden Hügel und Abhang mit Freude zu bezwingen. Wir schwammen mit Fischen und Delfinen im Meer und entdeckten beim Schnorcheln die unglaubliche, atemberaubende und farbenfrohe Unterwasserwelt. Es war ein wahrer Rausch für die Sinne und ein großes Abenteuer für das innere Kind.
Ein wirklich gelungener Urlaub. Doch wie alles Schöne im Leben, fand auch diese Reise irgendwann ein Ende. So saßen wir am Abreisetag entspannt in der Abflughalle von Hurghada und warteten auf unser Boarding.
Für das, was passierte, gab es definitiv keinen Auslöser, es kam aus dem Nichts. Allerdings muss ich erwähnen, dass ich seit meiner Geburt mit einem kleineren Herzfehler lebe. Dieser Herzfehler führte immer wieder zu plötzlichem Herzrasen, das sich anfühlte, als würde ein Schalter auf "Turbo" umgelegt. Im Durchschnitt dauerten diese Attacken nie länger als zehn Minuten. Manchmal trat das Herzrasen nur alle paar Monate auf, gelegentlich jedoch auch mehrmals innerhalb weniger Tage. Es konnte aber auch vorkommen, dass ich über ein Jahr lang keine einzige Attacke hatte. Aufgrund dieser unregelmäßigen Intervalle war es für mich unmöglich, mich darauf einzustellen.
Ich wusste einfach intuitiv, dass ich ruhig bleiben und langsam sowie gleichmäßig atmen muss, wenn es passierte. Mir war klar, dass ich nicht zulassen durfte, dass Angst in mir aufsteigt.
Wenn es mir gelingt, ruhig zu bleiben und nicht in Panik zu verfallen, schaltet mein "Turbomodus" irgendwann wieder auf Normalbetrieb um. Genau das hatte ich bereits unzählige Male erlebt. Das Verhalten des Ruhigbleiben in diesem Ausnahmezustand hatte ich mir intuitiv schon seit meiner Kindheit selbst beigebracht. Mein Unterbewusstsein hat dadurch im Laufe der Jahre eine große mentale Stärke entwickelt.
Nach dem Herzrasen war ich stets verschwitzt und verspürte über einen längeren Zeitraum Symptome wie Abgeschlagenheit und Unwohlsein, die wie Nachwirkungen erschienen. Bis jetzt konnte ich mich darauf verlassen, dass es mir nach einiger Zeit wieder besser gehen würde. Diese Erfahrungen begleiteten mich bereits seit meiner Kindheit, und trotz allem fand ich meist zu einer inneren Ruhe zurück.
Das mag vielleicht im Kontrast zu meinem „crazy holländischen Blut“ stehen, das mich oft lebhafter erscheinen lässt.
An diesem Tag am Flughafen von Hurghada war alles anders als das, was ich bis dahin in solchen Situationen erlebt hatte.
Wie bereits erwähnt, saßen wir entspannt und sonnengebräunt in der klimatisierten Wartehalle und plauderten über dies und das sowie den zurückliegenden Urlaub. Stress verspürten wir keinen, und bis zum Boarding hatten wir noch reichlich Zeit. Tiefenentspannt auf der Wartebank in der Abflughalle sitzend, beobachteten wir zwischen unseren Gesprächen das lebhafte Treiben der anderen Fluggäste.
Plötzlich spürte ich es wieder, dieses Klack, das eintrat, wenn der Schalter gedrückt wurde und mein Herz wie verrückt zu rasen begann. Es gab keinen langsamen ansteigenden Puls, wie etwa beim Joggen. Nein, dieses Rasen setzte sofort mit voller Wucht ein. Meine Brust schnürte sich zusammen und starkes Unwohlsein stieg auf. Na großartig dachte ich. Ausgerechnet jetzt, so kurz vorm Boarding musste es passieren.
Das Timing hätte schlechter nicht sein können. Ich versuchte, mich zu beruhigen. Meine über die Jahre bewährte Strategie, ruhig atmen und nicht in Panik verfallen, sollte auch diesmal helfen. Also, tief durchatmen und los. So saß ich auf der Bank neben Carmen, die das Dilemma natürlich bemerkt hatte. Ich konzentrierte mich auf meine Atmung und ließ keine Angst aufkommen. Über die Jahre hatte ich mir antrainiert, dabei so ruhig zu bleiben, dass die meisten Menschen nicht einmal bemerkten, wenn mein Herz wieder einmal verrücktspielte. So verging Minute um Minute.
Nachdem etwa fünfzehn Minuten vergangen waren und es noch immer keine Anzeichen dafür gab, dass sich der Schalter wieder umlegen würde, begann ich eine innere Anspannung zu spüren. Zumal das Boarding inzwischen in vollem Gange war.
Ich beobachtete, wie nach und nach die Menschen zum Flugzeug gingen. Diese Situation beunruhigte mich zunehmend. Mit jeder weiteren Minute, in der das Herzrasen anhielt, spürte ich, wie die Anspannung in mir wuchs. Mein braungebranntes Gesicht war mittlerweile aschfahl und wächsern geworden.
Mein Herz beruhigte sich in dieser ganzen Zeit kein einziges Mal, im Gegenteil, es schlug wie verrückt. Es fühlte sich an, als würde in meiner Brust ein Maschinengewehr im Dauerfeuer schießen. Nach etwa zwanzig Minuten bemerkte auch das Flughafenpersonal, dass etwas nicht stimmte. Mittlerweile war es mehr als offensichtlich, dass ich Hilfe brauchte, diese Attacke in meinem Herzen konnte ich nicht länger verbergen.
Als mir schwindelig wurde, legte ich mich auf eine der Wartebänke. Mein Puls war deutlich an der superschnell pochenden Halsschlagader zu sehen.
Als schließlich das medizinische Personal eintraf, war ich erleichtert, doch diese Erleichterung hielt nicht lange an.
Schnell merkte ich, dass sie mit der Situation überfordert waren. Ich konnte die Angst in ihren Augen sehen. Diese Angst spürte ich nun zum ersten Mal auch in mir, was mein Herz betraf. Die Attacke hatte eine neue, unheimliche Dimension angenommen. Sie war nicht vergleichbar mit den unzähligen Malen davor.
Das unglaublich schnelle Klopfen meines Herzens war überwältigend, wie der immer wiederkehrende Rückstoß eines Maschinengewehrs, das mit jedem Schuss gegen meine Brust und meinen Kopf donnerte. Kalter Schweiß rann unaufhaltsam meine Stirn hinunter, mein T-Shirt war längst durchweicht.
Tief in mir wusste ich, dass Panik, egal ob von mir oder vom medizinischen Personal ausgehend, völlig kontraproduktiv war. Also bemühte ich mich, in dieser vertrackten Situation nicht nur mich selbst zu beruhigen, sondern auch das Personal zu unterstützen. Doch natürlich hatte ich Angst. Trotzdem setzte ich alles daran, mich dieser Angst entgegenzustellen.
Was in dieser, mittlerweile dramatischen, Situation besonders ungünstig war, war die Tatsache, dass die Mediziner kein EKG-Gerät dabei hatten. Ein solches Gerät wäre später sehr hilfreich gewesen, um die Situation festzuhalten, aufzuzeichnen und den Ursprung dieser extremen Attacke zu lokalisieren. Der behandelnde Kardiologe hätte dann, ähnlich wie bei einer Landkarte, ablesen können, wo der Auslöser dieser Attacke lag. Bis zu diesem Zeitpunkt war es nämlich noch nie möglich, den Ausgangspunkt dieser Attacken zu bestimmen.
Nach etwa fünfundvierzig Minuten verwandelte sich die anfängliche Angst in echte Todesangst, die ich deutlich spüren konnte. Es war ein unglaublich bedrückendes Gefühl, das ich bis zu diesem Moment noch nie erlebt hatte. Machtlosigkeit breitete sich in mir aus.
In diesem Augenblick, der mir wie eine Ewigkeit vorkam, kämpfte ich verzweifelt um mein Leben. Ich werde dem englischen Pärchen, das mit uns in der Wartehalle war, bis heute unglaublich dankbar sein. Sie erkannten sofort den Ernst der Lage und nahmen Carmen zur Seite. Sie sprachen ihr Mut zu und gaben ihr Halt und Unterstützung in dieser schwierigen Stunde. Carmen war ebenfalls unter Schock, genau wie ich.
Mein Puls raste weiterhin und ich kämpfte gegen die Ohnmacht an. Mit jeder Minute wurde es schlimmer. Der Schwindel nahm zu, mir war übel und der Druck in meinem Kopf stieg immer weiter. Ich hatte die Kontrolle über das Geschehen verloren. Ein Gefühl, das ich nur schwer ertragen konnte.
Das unglaublich schnelle Klopfen meines Herzens war überwältigend, wie der immer wiederkehrende Rückstoß eines Maschinengewehrs, das mit jedem Schuss gegen meine Brust und meinen Kopf donnerte.
In meinem Leben habe ich unter anderem viele Jahre in der Sicherheitsbranche, als Kampfsporttrainer und im Personenschutz, gearbeitet. Kontrolle war dort absolut lebensnotwendig. Doch nun hatte ich sie verloren. Ich wusste, dass ich sie zurückgewinnen musste, um hier heil herauszukommen, trotz der zunehmenden Todesangst, die mich packte.
Deshalb bin ich dem englischen Pärchen so dankbar. Sie ließen Carmen nicht alleine und versuchten auf jede Weise, ihr die Angst zu nehmen. Ich weiß nicht, ob sie im gleichen Flugzeug wie wir flogen oder auf ein anderes warteten. Aber in meiner Erinnerung waren sie die ganze Zeit an ihrer Seite und kümmerten sich rührend um Carmen. In diesem Zustand wäre ich, ehrlich gesagt, nicht in der Lage gewesen, den Job zu übernehmen. Ich war zu sehr damit beschäftigt, mein Herz wieder in den Normalbetrieb zu bringen und nicht in Ohnmacht zu fallen.
Ich spürte ganz deutlich, dass ich es unbedingt schaffen musste, mein Herz zu beruhigen, sonst würde ich das hier nicht überstehen. Dieses überwältigende Gefühl, das ich in jeder Zelle meines Körpers wahrnahm, ist schwer in Worte zu fassen, weil keine Worte die Tiefe und Intensität dessen widerspiegeln können, was mir mein Gefühl vermittelt hat.
Mein inneres Kind wollte, dass ich Ihm sage, dass es keine Angst haben muss, dass alles wieder gut wird, doch das konnte ich leider nicht. Nicht in diesem Augenblick.
Ich habe das Herzrasen schon unzählige Male erlebt, aber ernsthafte Angst, geschweige denn Todesangst, habe ich dabei nie wirklich gespürt. Bis zu diesem besagten Tag.
Auch meine Süße hatte diese erdrückende Todesangst förmlich mitfühlen können. Hinterher vertraute sie mir an, dass sie ebenfalls das Gefühl hatte, dieser Tag könnte unser letzter gemeinsamer auf Erden sein.
Ehrlich gesagt, solche Gefühle und Gedanken erlebt man nur in einer extremen Situation und niemandem wünscht man, so etwas zu erfahren. Es wird einem auf einmal bewusst, dass alles von einem Moment zum anderen vorbei sein kann. Ein absolut grauenvoller Gedanke, seine Liebsten in diesem Moment alleine zurückzulassen.
Mein Körper fühlte sich inzwischen an, als hätte ich drei Marathons hintereinander gelaufen, im Taucheranzug, bei einer Außentemperatur von über vierzig Grad und mit Zement gefüllten Gummistiefeln. Definitiv kein schöner Anblick. Eine so lange Attacke hatte ich noch nie erlebt. Das war wirklich heftig.
So sehr die Angst mich inzwischen im Griff hatte; ich nahm noch einmal allen Mut und Lebenswillen zusammen und fokussierte mich komplett auf mein rasendes Herz. Vor meinem geistigen Auge sah ich es, wie es wieder gleichmäßig und im normalen Takt schlug. Bei der Visualisierung versuchte ich, alles andere um mich herum auszuschalten und mit ganzer Kraft bei mir zu bleiben. Ich sprach auch zu Gott, dass ich noch nicht gehen möchte. Ich habe um mehr Zeit gebeten.
Ich legte beide Hände auf meine Brust und sprach zu meinem Herzen, dass ich es liebe und dass es wieder im ruhigen Takt schlagen soll. Wir haben doch noch so viel vor. Ich habe das so lange gemacht, wie ich es vor meinem geistigen Auge als wahr empfunden hatte. In meiner Vorstellung beruhigte sich mein Herz und begann wieder normal zu schlagen. Ich wusste nun, jetzt ist alles wieder gut. Nach einer Stunde und zehn Minuten, wo mein Puls mit über zweihundert Schlägen pro Minute durchgehend vor sich hin raste, war der Spuk dann nicht nur visuell, sondern auch in Echt schlagartig vorbei. Der Schalter hatte sich wieder umgelegt. Mein Herz schlug wieder im Normalbereich. Das war pure Erleichterung. Ich fühlte mich total erschlagen und erschöpft, so wie noch nie zuvor in meinem Leben.
Mein inneres Kind wollte, dass ich Ihm sage, dass es keine Angst haben muss, dass alles wieder gut wird, doch das konnte ich leider nicht.
Nicht in diesem Augenblick.
Das medizinische Personal hatte uns inzwischen auf einem Golfwagen mit samt unserem Gepäck, das inzwischen wieder aus dem Flugzeug geholt wurde verfrachtet. Es war klar, dass der Flieger heute ohne uns Richtung Hamburg fliegen würde.
Die Flughafenärzte wollten mich ins nahegelegene Krankenhaus bringen, aber ich bat sie, uns stattdessen wieder zurück nach El Gouna zu fahren. Zum einen wollte ich unbedingt, dass Carmen sich gut und sicher aufgehoben fühlt, was dort der Fall gewesen wäre. Zum anderen hatte ich selbst den Wunsch, in das gut ausgestattete Krankenhaus in El Gouna gebracht zu werden, das bereits zu diesem Zeitpunkt einen guten Ruf genoss. Es fühlte sich richtig an, den längeren Weg in Kauf zu nehmen. Tatsächlich haben sie unserer Bitte entsprochen und uns im Rettungswagen zurück nach El Gouna gebracht. Carmen und ich wurden gemeinsam ins Krankenhaus gefahren. Von dort aus riefen wir Kemo an. Wir hatten uns während unseres Urlaubs angefreundet. Über ihn bucht man im Mövenpick Hotel die Bootstouren für die Lagunenfahrten, von denen ich dir erzählt hatte. Als Kemo von der dramatischen Nachricht erfuhr, war er sehr erschrocken, kam jedoch so schnell wie möglich ins Krankenhaus, um uns zu besuchen und zu unterstützen. Das werde ich ihm nie vergessen. Bis heute pflegen wir ein freundschaftliches Verhältnis zu ihm.
Nachdem die Besuchszeit vorbei war, brachte er Carmen, zusammen mit den Koffern, zurück ins Mövenpick Hotel. In diesem schwierigen Moment einen Einheimischen an seiner Seite zu haben, der so unglaublich hilfsbereit war und dem man zudem vollständig vertraute, obwohl wir uns noch nicht lange kannten, war Gold wert.
Carmen erzählte dem Empfangspersonal im Mövenpick Hotel, was passiert war. Ohne Zögern durfte sie wieder einchecken und erhielt ein Zimmer in der Nähe der Rezeption, sodass Carmen bei Fragen oder Problemen schnell Hilfe bekommen konnte. Es ist wichtig zu wissen, dass das Hotel sehr weitläufig ist, sodass die Wege, je nach Lage des Zimmers, zu Fuß sehr lang werden können. Das Zimmer, das ihr zugewiesen wurde, erstreckte sich über zwei Etagen. „Wenn schon verordneter Zwangsurlaub, dann aber wenigstens so“, war mein erster, nicht ganz ernst gemeinter Gedanke, als ich davon erfuhr.
Getreu dem Motto „Aus jeder Situation das Beste machen“ war ich einfach nur dankbar, dass alles reibungslos verlief.
Die Gesichter von den ja kurz zuvor verabschiedeten Mitarbeitern des Hotels, sollen schon sehr erstaunt gewesen sein. Voller Fragezeichen standen sie vor meiner Süßen und verstanden die Welt nicht mehr.
„Bis du es wirklich?“ „Wo ist dein Mann?“ „Wo ist André?“ „Was ist passiert?“ „Was machst du wieder hier?“ Fragen über Fragen, auf die wir auch nicht alle Antworten hatten.
Zum Glück ist kein erneutes Herzrasen bei mir aufgetreten, allerdings musste ich noch eine Nacht zur Überwachung im Krankenhaus bleiben, bevor ich zu Carmen ins Hotel durfte.
Nach Absprache mit dem Kardiologen vor Ort musste ich jeden Tag vorbeikommen, um meine Werte überprüfen zu lassen, wenn ich ins Hotel zu Carmen wollte. Erst wenn ich das benötigte „fit to fly“-Zertifikat von den Ärzten erhalten würde, dürften wir wieder fliegen.
Währenddessen kümmerte sich Carmen um die Verlängerung des Aufenthalts im Hotel, deren Dauer wir noch nicht genau abschätzen konnten, sowie um den notwendigen Austausch mit unseren Versicherungen.
Zum Glück hatten wir uns vor der Reise gründlich informiert und entsprechende Versicherungen abgeschlossen.
Andernfalls wäre es neben dem bereits erlebten Horrorszenario auch noch zu einem finanziellen Debakel gekommen. Das, was passiert war, war schon schlimm genug, aber zumindest wurden die dadurch entstehenden Kosten durch die Versicherung vollständig abgedeckt.
Als ich nach der überwachten Nacht im Hospital zu Carmen durfte, war meine Freude riesengroß. Ich machte dann noch Scherze über unsere eingeleitete Urlaubsverlängerung im tollen Zimmer über zwei Etagen. Ich versuche einfach immer, auch im schlimmsten Chaos, etwas Positives an der Geschichte zu finden. Ändern kann man es ja eh nicht, warum dann nicht einfach, so gut es eben in dieser Situation geht, den längeren Aufenthalt genießen. Auch wenn es uns, ehrlich gesagt, zu diesem Zeitpunkt noch sehr schwer fiel. Die erlebten Todesängste waren noch zu präsent. Die Unsicherheit war überall spürbar.
Obwohl das erste Zimmer mit Meerblick schon wirklich großartig war, war es doch irgendwie auch spannend, ein weiteres schönes Zimmer kennenzulernen. Selbst wenn die Umstände an sich alles andere als ideal waren.
Sich an einen so wunderschönen Ausblick, wie den von unserem Bett, zu gewöhnen, fällt nicht schwer. Jeden Morgen die Augen zu öffnen und auf das Meer zu blicken, in seinen unglaublichen Blau- und Türkistönen ist definitiv etwas, das ich am liebsten mit nach Deutschland genommen hätte.
Und dann waren da noch die prächtigen Palmen mit ihren großen, sattgrünen Blättern, die direkt vor unserem Balkon standen und sich im leichten Wind hin und her wiegten – fast wie in einer einstudierten Choreografie. Ich liebe Palmen. Sie wecken in mir sofort ein Gefühl von Urlaub. Es war ein Anblick wie aus dem Bilderbuch.
Die Mitarbeiter, mit denen wir uns bereits während unseres regulären Aufenthalts angefreundet hatten, freuten sich sehr, uns am nächsten Tag wiederzusehen.
Die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft, die uns damals zuteil wurde, ist bis heute ungebrochen. Auch wenn leider nicht mehr alle Mitarbeiter von damals dort tätig sind, fühlen wir uns dem Hotel und den Menschen nach wie vor emotional sehr verbunden Auch wenn ich mittlerweile aus dem Krankenhaus entlassen wurde und mit Carmen im Hotel war, fühlte ich mich immer noch sehr verletzlich und angreifbar. Ich kann mich noch genau an das erste Abendessen im Hotel nach dem Herzrasen erinnern. Schon beim Gang zu unserem Tisch war ich vollkommen verunsichert. Obwohl mich die Menschenmenge im Restaurant zuvor nie gestört hatte, war es in diesem Moment zu viel für mich. Es war mir zu hell, zu laut – ich fühlte mich unwohl. Das Erlebte hatte ich definitiv noch nicht verarbeitet, und die Nachwehen waren viel intensiver als sonst.
Genauer gesagt, hatte ich bis dahin so etwas noch nie erlebt.
Bei jedem leichten Zucken meines Herzens oder bei jedem noch so kleinen Unwohlsein stieg dieses unangenehme Gefühl in mir wieder auf. Insgesamt verging eine ganze Woche. Während der täglichen Besuche im Krankenhaus, die vom Hotel aus organisiert wurden, begleitete uns stets die herzliche Mayada, die zuvor für die Gästebetreuung zuständig war. Leider arbeitet sie nicht mehr dort, da sie sich mit ihrem Mann im Immobilienverkauf selbstständig gemacht hat.
Nach einer Woche erhielten wir endlich das ersehnte und dringend benötigte "Fit to fly" vom Kardiologen. Allerdings war dies nur mit dem Kompromiss verbunden, dass ich mich am Flughafen noch einmal kurzfristig von den dort ansässigen Ärzten durchchecken lassen müsse. Erst nach dieser abschließenden Untersuchung, bei der mein Herz und der Blutdruck im Normalbereich lagen, stand dem Flug nach Hause nichts mehr im Weg.
Gesagt, getan: Die Abschlussuntersuchung bei den ansässigen Ärzten im Flughafen von Hurghada bestätigte, dass wir den Rückflug antreten durften. Es war nicht nur ein kleiner Stein, der von unseren Schultern fiel; es war das gesamte Himalaya-Gebirge, samt tausend Kilo Übergepäck. Laut den Ärzten, war es sicher zu fliegen, aber ehrlich gesagt verspürte ich dennoch ein unangenehmes Gefühl vor dem Flug, trotz der Erleichterung, dass wir wieder fliegen konnten. Normalerweise fliege ich sehr gerne. Das mochte ich schon als kleines Kind, als meine erste Flugreise nach Bulgarien an den Sonnenstrand ging. Doch diesmal war da dieses Unbehagen, das mich vor diesem Flug begleitete. Mein inneres Kopfkino setzte ein. Was, wenn es wieder passiert? Was, wenn es während des Fluges passiert? Ich wollte es weder mir noch meiner Süßen erneut zumuten. Da war sie wieder, die lähmende Angst. Sie schlich sich langsam und stetig heran, wie eine Schlange, die ihre Beute fest im Visier hat. Zweifellos war ich die Beute.
Als wir wieder auf der Wartebank im Abflugbereich saßen, an dem Ort, an dem alles begonnen hatte und auf das erneute Boarding warteten, ergriff uns ein sehr bedrückendes Gefühl. Noch zu frisch war das Erlebte. An dem Ort, an dem wir jetzt unseren Abflug herbei sehnten, hatte vor wenigen Tagen das Horrorszenario stattgefunden.
Je kürzer die Zeit bis zum Abflug wurde, desto größer wuchs die Angst vor einer erneuten Attacke. Schließlich war es so weit: Per Lautsprecher wurde unser Flug nach Hamburg durchgegeben. Ich fühlte eine Erleichterung, dass es nun endlich losging, doch gleichzeitig spürte ich, wie mein Puls anstieg und ein mulmiges Gefühl sich in meiner Magengegend ausbreitete. Ich gestand mir ein, dass ich ein Stück weit Angst hatte, dass wieder etwas passieren könnte. Dieses Herzrasen wollte ich nie wieder erleben.
Die anderen Passagiere, die ebenfalls auf das Boarding warteten, erhoben sich rasch von den Sitzbänken und gingen schnellen Schrittes zum Schalter. Es kam mir ein wenig vor wie bei einem Déjà-vu, nur mit dem entscheidenden Unterschied, dass wir diesmal tatsächlich in den Flieger dürfen. Es wurde regelrecht um die Pole-Position gekämpft, wer ganz vorne in der Reihe steht. Ich hatte den Eindruck, dass einige einfach befürchteten, das Flugzeug könnte ohne sie abheben, obwohl ihre Plätze längst gebucht, reserviert und bezahlt waren.
Kaum wurde zum Boarding aufgerufen, bildete sich auch schon eine lange Schlange. Noch war niemand berechtigt, das Flugzeug zu betreten; stattdessen wurden Carmen und ich namentlich aufgerufen und vom Bodenpersonal in Empfang genommen. Gemeinsam gingen wir an der wartenden Menschenschlange vorbei, immer weiter in Richtung des Flugzeugs. Jeder Schritt wurde von den zahlreichen skeptischen Blicken der wartenden Menge begleitet. Die Blicke und Gedanken der Mitreisenden waren deutlich spürbar, als wir wie VIP-Gäste direkt zum Flieger geführt wurden.
„Wer sind die? Warum dürfen sie schon rein? Sind das etwa Prominente? Und was ist mit uns? Wieso dürfen die schon rein, und wir noch nicht?“
Wir hinterließen die anderen Passagiere mit vielen offenen Fragen. Tatsächlich waren wir die ersten, die das Flugzeug betreten durften. Persönlich wurden wir vom sehr freundlichen Piloten und seiner Crew in Empfang genommen.
Es war dieses Gefühl, dass selbst in den unscheinbarsten Situationen auch etwas Gutes stecken muss. Ehrlich gesagt, es fühlte sich gut an, an der langen Schlange vorbeizugehen und direkt in den Flieger einzusteigen, auch wenn das Anstehenmich nie wirklich gestört hatte. Unsere reservierten Sitzplätze warteten ohnehin schon darauf, für die Dauer des Fluges eine intime Beziehung mit unserem knackigen Hintern einzugehen, dicht an dicht gekuschelt.
Es war ein angenehmes Gefühl, ohne Gedränge freundlich von der Bord Crew und dem Piloten begrüßt zu werden, etwas, das man nicht jeden Tag erlebt. Natürlich war der Grund dafür nicht der beste, aber was soll’s. Wir versuchten, das Beste aus der Situation zu machen. Der Pilot erkundigte sich später noch einmal bei mir, ob es mir gut gehe und ob ich mich für den Flug nach Hause fit genug fühle, was ich bejahte. Welche Wahl hatte ich auch? Auch wenn ich Angst verspürte, war ich dennoch heilfroh, dass wir auf dem Weg nach Hause waren. In dieser Zeit war es vor allem mein Unterbewusstsein, das mir half, gefüllt mit der mentalen Stärke, die ich zuvor aufgebaut hatte.
Auch wenn die Angst noch da war, spürte ich gleichzeitig eine innere Kraft, die mir sagte, dass alles gut ist. Diese Erfahrung hat mir erneut gezeigt, wie wichtig es ist, womit das Unterbewusstsein gefüttert wird. Alle, die an Angststörungen leiden und nicht wissen, wie sie ihre Ängste überwinden können, wissen sicherlich genau, wovon ich spreche. Mein 'Kopfkino', das 2018 in Ägypten seinen ungebetenen Anfang nahm, spielte unbewusst Filme ab, die meine Ängste nur noch verstärkten. Ich musste mich erst einmal daran gewöhnen. Ich nehme an, auch du hast vielleicht schon Erfahrungen mit deinem eigenen Kopfkino gemacht?
Kinos hatte ich schon seit meiner Kindheit mit positiven Erinnerungen verbunden, zu denen selbstverständlich auch der Geruch von frisch geröstetem Popcorn gehörte. Wenn ich die Eingangshalle des Kinos betrat und den lieblichen Duft wahrnahm, der dort in der Luft lag, wurde ich sofort von ihm in seinen Bann gezogen.
Es war wirklich selten, dass ich es mir entgehen ließ, einen Becher Popcorn zu kaufen. Allerdings ist ein Kopfkino etwas anderes als das Kino an der Ecke. Für viele wird es zum Endgegner. Der Duft von frischem Popcorn wird dir dort nur in den seltensten Fällen in die Nase steigen. Auch wird in dir keine Vorfreude auf einen lustigen oder spannenden Film in einem gemütlichen Ambiente aufkommen. Im Kopfkino fühlt sich alles viel enger und ungemütlicher an. Es ist kein Ort, der zum Wohlfühlen einlädt. Die Auswahl der Filme beschränkt sich meist auf ein einziges Genre, bei dem die Handlung im Prinzip immer dieselbe ist: Drama, Drama und nochmals Drama. Mein Motto heute lautet: „No more Drama“. Doch 2018, nach dem Horrortrip, war ich noch nicht so weit. Das Erlebnis war so schrecklich, dass es erst einmal verarbeitet werden musste. Sich zum eigenen Programmdirektor zu entwickeln, der bestimmt, welche Filme gezeigt werden und welche nicht, war ein Prozess, den ich erst lernen musste. In der Zeit, als das Erlebte noch nicht verarbeitet war, fühlte ich mich machtlos.
Obwohl ich mich in diesem Kino nicht wohlfühlte, schaffte ich es nicht, es zu stoppen. Es war, als ob mir der Film, den ich mir gar nicht ausgesucht hatte, in einer Endlosschleife gezeigt wurde. Anders als im Kino um die Ecke, wo man sich die Filme, die man sehen möchte, nur an bestimmten Tagen zu bestimmten Zeiten ansehen kann und jeder noch so lange Blockbuster irgendwann zu Ende geht, haben die Filme im Kopfkino ihre eigenen Regeln. Sehr gerne werden sie mitten in der Nacht gezeigt, wenn du eigentlich im Land der Träume sein solltest. Wie ein Dieb schleicht sich dein Kopfkino an und flüstert dir ins Ohr:
„Oh du bist wach? Dann habe ich hier einen Film für dich, den du dir unbedingt ansehen musst.“
Die Tragödien in deinem Kopfkino können ohne Probleme stundenlang ablaufen. Besonders gerne werden sie dir gezeigt, wenn es dir gerade am wenigsten passt, in Momenten, in denen du nicht vorhattest, einen Film zu sehen. Der Titel, der fast auf jeden dieser Kopfkino-Filme zutrifft, lautet: Vom Drama zum Supergau. Laufen bei dir auch so schräge Filme? Dann werde ich dir später in einem anderen Kapitel verraten, wie du zum Drehbuchautor deiner eigenen Geschichten wirst. Sobald du dich zum Programmdirektor erhoben hast, entscheidest du, welche Filme gezeigt werden und welche nicht. Dein Kopfkino kann nur dann Probleme verursachen, wenn vorher keine da waren, aber nur, solange du dich selbst nur als inaktiven Zuschauer begreifst.
Kopfkino ist ein bisschen wie ein Spiel von "Stille Post" mit sich selbst. Wenn du es allein spielen würdest, bist du die Person, die das erste Wort in Umlauf bringt, und gleichzeitig auch die letzte, die ausspricht, was sie gehört hat. Und in aller Regel kommt dabei etwas anderes heraus, als das, was du ursprünglich gesagt hast, obwohl du genau weißt, dass du es selbst in die Runde gebracht hast. Manchmal ist es gar nicht so einfach, nicht alles zu glauben, was du denkst.
Normalerweise spielt man Stille Post mit mehreren Personen: Eine Person denkt sich ein Wort aus und flüstert es ihrem Nachbarn ins Ohr. Dieser gibt das Wort dann so weiter, wie er es verstanden hat, und so geht es weiter, bis alle das Wort weitergegeben haben. Am Ende stellt sich heraus, wie sehr sich das ursprüngliche Wort verändert hat.
Bei einem Kopfkino spielt man das Spiel jedoch mit sich selbst. Das Problem dabei ist, dass man den Mist, der am Ende herauskommt, auch noch glaubt, obwohl man weiß, dass es sich um Hirngespinste handelt, die man selbst erschaffen hat.
Immer mit der abenteuerlichen Begründung: „Ja, aber es könnte doch sein.“
Ja, es könnte sein, aber es könnte auch nicht so sein. Das Universum ist wie deine Gedankenwelt, ein unendliches Meer aus Möglichkeiten.
Es kann passieren, dass du bei einem wichtigen Fußballspiel böse gefoult wirst und dich dabei so schwer verletzt, dass du ins Krankenhaus musst. Es kann auch sein, dass du beim Sprint umknickst und dir den Fuß verstauchst. Oder noch schlimmer: Du könntest dir den Fuß dabei brechen, was dich für eine lange Zeit ausfallen lässt. Die Saison wäre für dich dann gelaufen. Es könnte passieren, dass du den entscheidenden Elfmeter weit über das Tor schießt und zur tragischen Figur des Spiels wirst.
Kopfkino hat eine selbstzerstörerische Kraft, wenn es ungesteuert auf dich eintrifft. Du kannst dir die schlimmsten Szenarien vorstellen. Aber die Wahrheit ist: Es sind einfach nur Möglichkeiten, nicht mehr und nicht weniger. Denn es kann auch anders kommen. Es kann sein, dass du mit deinem Team und deinen Freunden ein unglaubliches, unvergessliches Fußballspiel erlebst, indem du den entscheidenden Elfmeter zum Siegtor verwandelst und als Held gefeiert wirst. Auch das ist eine Möglichkeit, die eintreffen kann.
Alles kann passieren, auch das Gute. Es hängt davon ab, welche Filme du dir in deinem Kopf kreierst. Machen sie dich zum Gewinner oder zum Verlierer?
Immer wieder spielen sich in unserem Kopf die skurrilsten Szenarien ab. Wenn wir nicht bewusst gegensteuern, erschaffen wir uns all die möglichen Katastrophen, die schiefgehen könnten. Manchmal spinnt man diese Gedanken so lange weiter, bis man wirklich glaubt, dass das Schlimmste passieren wird. Plötzlich merkt man, dass Sorgen auftauchen, wo zuvor keine waren. Selbst der ganze unnötige Kram aus diesem 'Kopfkino' wandert ungefiltert ins Unterbewusstsein.
Und je mehr Ängste und Sorgen sich dort ansammeln, desto stärker werden sie unser Leben beeinflussen, oft ohne, dass wir es überhaupt bemerken. Denn das Unterbewusstsein filtert nicht, was unnötig oder unbegründet ist. Es kann nicht unterscheiden, was real ist und was nicht, genauso wenig, ob etwas gut oder schlecht für uns ist. Wenn wir also unreflektiert Ängste in unser Unterbewusstsein lassen, werden wir irgendwann genau von denen beherrscht.
Ich bin froh, heute mein eigener Programmdirektor zu sein und bewusst zu entscheiden, welche Filme gezeigt werden und welche nicht. Doch 2018, nach dem Vorfall, war ich noch ein Zuschauer, der nicht wusste, wo die Notausgänge des Kopfkinos zu finden waren, und oft gezwungen war, mir den ganzen Mist anzusehen.
So saßen wir nun im Flugzeug Richtung Hamburg, in unseren Sitzen, und warteten darauf, dass die anderen Passagiere einsteigen durften. Im Hintergrund begann bereits mein Kopfkino zu laufen. Dass wir tatsächlich im Flugzeug Richtung Heimat waren, war gleichzeitig fantastisch und beängstigend.
Immer mit der Hoffnung, dass alles gut gehen würde, dass eine solche angsteinflößende Attacke nicht noch einmal kommen würde. Schon gar nicht in so großer Höhe, über den Wolken. In meinem Kopfkino spielte sich mein eigener, angstmachender Film ab. Gleichzeitig spürte ich die Kraft meines Unterbewusstseins, das ich über Jahre hinweg mit positiven und motivierenden Gedanken gestärkt hatte, die Gewissheit, dass alles gut ist. Es war ein intensives Battle zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein. Noch war mein Unterbewusstsein voller positiver Gedanken, wodurch es als unterstützender Freund agierte. Doch obwohl ich wusste, dass mein Unterbewusstsein mir beistehen würde, gelang es mir in diesem Moment nicht, das Kopfkino mit all seinen Dramen abzuschalten. Der Vorfall am Flughafen in Hurghada hatte etwas in mir ausgelöst, das erst noch verarbeitet werden musste. Meine mentale Stärke, die mich jahrelang treu begleitet hatte, war noch da, doch nun war auch eine Angst präsent, die ich so zuvor nicht gekannt hatte.
Nun wurden auch die Türen für die anderen Passagiere geöffnet und wohl jeder, der schon mal geflogen ist, kennt das bekannte Gedrängel um die besten Handgepäckplätze, welches uns auch hier umgab. Irgendwann ist aber jedes Flugzeug-Oberklappen-Handgepäck-Tetris auch wieder vorbei und alle sitzen in ihren Sitzen, bevor der Flieger abhebt und alle sicher nach Hause befördert.
Um es gleich vorwegzunehmen: Der Flug verlief ohne Zwischenfälle, und wir landeten sicher in Hamburg. Mein Kopfkino hatte mir unnötigerweise angstmachende Szenarien vorgespielt. Von Hamburg aus ging es dann weiter, zurück auf unsere kleine Insel.
Wir waren sehr glücklich, dass wir wieder ohne Zwischenfälle zu Hause angekommen sind.
Sylt eignet sich hervorragend für lange Strandspaziergänge, um den Kopf freizubekommen. Das haben wir auch ausgiebig getan, doch das allein hat nicht ausgereicht, das Kopfkino auszuschalten und die mitgebrachten Ängste zu besiegen
2018 war das Jahr, in dem bei uns echte Todesangst herrschte. Es dauerte ein ganzes weiteres Jahr, bis die ständige Angst, die uns seit diesem Vorfall begleitet hatte, allmählich nachließ
Heutzutage habe ich großen Respekt vor Angstpatienten, die mit ihren Sorgen und Problemen oft jahrzehntelang kämpfen und sich dabei häufig hilflos und allein fühlen. Dieses Verständnis habe ich jedoch erst nach meiner zweiten Reha wirklich entwickelt, dazu später mehr. Zwar hatte ich schon vorher einen gewissen Respekt, doch ein Teil von mir hatte die aktuelle Situation nicht vollständig akzeptiert. Meine Devise war immer, keine Schwäche zu zeigen. Leider trifft das immer noch auf viele Angstpatienten zu: Sie stoßen bei einem großen Teil der Bevölkerung auf wenig Verständnis. Ängste werden nach wie vor häufig als Schwäche angesehen. Das gleiche gilt für Menschen, die Gefühle offen zeigen. Gibst du zu, dass es dir mental schlecht geht kann das schnell als Schwäche interpretiert werden. Manche Menschen nutzen das dann aus.
Für mich jedoch ist es das Gegenteil von Schwäche, offen über seine Gefühle sprechen zu können. Ich bewundere Menschen, die ihre Gefühle ehrlich zeigen. Auch ich musste erst lernen, das zu tun. Vor dem Vorfall 2018 hätte ich mich dir gegenüber so nicht geöffnet. Ich hätte nicht gewollt, dass meine verletzliche Seite zum Vorschein kommt.
Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um echte Angst vor etwas oder um eingebildete Befürchtungen handelt. Der einzige Unterschied für mich liegt möglicherweise in der unterschiedlichen Herangehensweise für die benötigte Heilung.
Für mich ging es, als ich wieder zu Hause war, sowohl auf Sylt, aber auch in Hamburg zu allerlei Ärzten, darunter auch zur Kardiologin. Das Problem, was ich hatte, war mein nicht vorhandenes EKG vom Vorfall in Hurghada. Die Ärztin meinte nur: ”Ja sehr schade, dass es das nicht gibt”. So konnte nicht einwandfrei lokalisiert werden, von wo aus meine Herzattacke gestartet ist. Es wurde dann ein Langzeit EKG über vierundzwanzig Stunden verordnet, aber wie es nun mal bei Murphys Gesetz fast immer der Fall ist, wurde nichts entdeckt, da sich mein Herz in dieser Zeit - in sehr rhythmischen Schlägen- bewegte.
In meinem Leben hatte ich bereits mehrere Langzeit-EKGs bekommen, um meine fehlgeleitete Leitbahn im Herzen zu diagnostizieren, jedoch ohne Erfolg. Ich bemerkte auch, dass ich bei meiner bis dahin behandelnden Kardiologin, auf taube Ohren stieß, als ich ihr von meiner Todesangst erzählte. Ihre Antwort lautete etwa:
„Machen Sie sich keine Sorgen, in der Regel ist das nur sehr unangenehm, aber nicht gefährlich.“ Sie wollte mich damit beruhigen, und ich denke, sie war auch überzeugt davon, dass ich mir keine Sorgen machen müsste. Das war ja auch viele Jahre lang meine Sichtweise. Schließlich war das der Grund, warum ich bis zu diesem Erlebnis nie wirklich Angst, geschweige denn Todesangst, hatte. Doch dieses Mal war alles anders. Es war nicht wie all die Male zuvor. Es war eben genau dieser kleine Prozentsatz, bei dem es leider doch zu Todesfällen kommen kann. Ich wusste einfach, ganz tief in mir drin, dass es auf dem Flughafen von Hurghada, mein letzter Tag hier auf Erden hätte sein können. Nur die Ärzte schenkten mir nicht den Glauben,
den ich mir gewünscht hätte. Sie sind davon ausgegangen, dass der Verlauf doch nur so war, wie all die Jahre zuvor. Wirklich verübeln konnte ich es ihnen nicht, da sie nicht bei dieser wirklich schlimmen Attacke anwesend waren. Sie handelten nach ihren Erfahrungen und dem Wissen, dass es in der Regel eher nicht gefährlich ist.
Ich wurde dann vorsorglich dennoch nach Husum zur Kardiologischen Abteilung gebracht, um einen Herzkatheter zu machen. Ich wusste bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal, was ein Herzkatheter überhaupt ist.
Es handelt sich um einen medizinischen Eingriff, bei dem die Ärzte, entweder über die Leiste oder das Handgelenk, einen kleinen Schlauch einführen, der mit einer Kamera ausgestattet ist. Dieser Schlauch wird durch die Arterien bis zum Herzen geführt. So können die Ärzte in Echtzeit feststellen, was dort nicht in Ordnung ist. Im besten Fall können sie den Schaden sogar direkt während des Eingriffs beheben. Ich habe das jetzt mit einfachen Worten beschrieben, aber medizinisches Fachpersonal hätte es sicherlich präziser ausdrücken können. Trotzdem hoffe ich, dass du dir so eine ungefähre Vorstellung von dem Eingriff machen kannst
Dass ich während der Behandlung wach bleiben musste, löste in mir schon ein großes Unbehagen aus. Es tat nicht weh, es fühlte sich eher so an, als ob jemand in meinem Herzen mit seinem Finger alles abtastet. Irgendwie war das ein sehr merkwürdiges und unangenehmes Gefühl. Ich fühlte mich ein bisschen wie eine Handpuppe. Was hingegen echt toll war, war das gesamte Team, was mich vor, währenddessen und hinterher begleitet hatte. Mit lockeren Sprüchen heiterten sie den Augenblick auf.
Sie gaben mir auch die gesamte Zeit über das Gefühl, dass ich bei ihnen sicher aufgehoben bin. Gerade weil das ja meine erste Herzkatheter Untersuchung gewesen ist, bin ich dankbar, dass die Menschen, die mich behandelt haben, großartig waren. Das fing sogar schon im Vorbereitungsraum an. Da waren absolut die richtigen Menschen am Werk.
Das Ergebnis der Untersuchung war aus meiner Sicht leider nicht zufriedenstellend. Also auf der einen Seite schon, es wurde nichts gefunden. Meine Arterien waren frei, was ja eigentlich, rein vom Befund her, eine gute Sache war. Dass jedoch der eigentliche Auslöser meines Herzrasens nicht gefunden wurde, gefiel mir gar nicht, da ich so wieder die Angst vor einer erneuten möglichen Attacke verspürte. Ich hatte Sorge, dass ich diese schreckliche Erfahrung vom Flughafen in Hurghada noch einmal erleben würde. Alleine schon die Vorstellung darüber, dass ich so einer Attacke erneut ausgesetzt sein kann, löste Angst in mir aus. Ich hätte mich definitiv besser gefühlt, wenn der Auslöser für mein Herzrasen gefunden worden wäre, da man dann sicherlich auch die Ursache hätte beheben können. Ein solches Ergebnis hätte mich beruhigt und zufrieden gestellt. Doch da nichts entdeckt wurde, was mein Herzrasen ausgelöst hat, fühlte ich mich ehrlich gesagt eher schlecht. Es machte mir Sorgen, und ich hatte das Gefühl, mit diesen Sorgen ein Stück weit alleine gelassen zu werden.
Als ich zurückkam und das Ergebnis meinen bis dahin behandelnden Ärzten vorlegte, fühlte ich mich leider nicht wirklich verstanden. Da nichts Auffälliges gefunden wurde und es vom Flughafen in Hurghada auch keine EKG-Aufzeichnungen meiner schweren Attacke gab, wurde meine Situation heruntergespielt. Ich weiß nicht, ob sie mir einfach nicht wirklich glaubten oder ob sie versuchten, mich zu beruhigen – aber egal, was es war, es hatte bei mir keinen Erfolg.
Im Gegenteil, ich war noch verunsicherter als zuvor. Aus meiner eigenen Erfahrung wusste ich, dass dieses Herzrasen jederzeit ohne Vorwarnung auftreten kann, und genau davor hatte ich seit der letzten Attacke große Angst. Ich wollte dieses Erlebnis nie wieder durchmachen müssen.
Das Erlebte hat etwas mit mir, mit uns gemacht. Es hat lähmende Ängste ausgelöst, die wir zuvor nicht gekannt haben.
Es hat mich verunsichert und mir die Zuversicht auf die Zukunft genommen. Was soll ich sagen, das Kopfkino war wieder da.
Egal, was ich unternahm, um mich besser zu fühlen, blieb die Angst stets ein unterschwelliger Begleiter. Sie hinderte mich daran, die benötigte Zeit zur Verarbeitung unbeschwert zu gestalten. Durch die intensiven Emotionen, die wir am Flughafen von Hurghada erlebten, fütterten wir unser Unterbewusstsein mit vielen Ängsten. Das Problem war jedoch, dass uns das zu dieser Zeit völlig unbewusst war. Und solange uns etwas nicht wirklich bewusst ist, ist es nahezu unmöglich, es zu verändern. Unser tägliches Handeln wird zu etwa 90 Prozent vom Unterbewusstsein gesteuert, während nur die restlichen 10 Prozent auf bewussten Entscheidungen beruhen.
Allein diese Zahlen verdeutlichen, wie wichtig es ist, darauf zu achten, womit wir unser Unterbewusstsein füttern.
Unser Unterbewusstsein kann eine riesige Schatztruhe sein, die dich mit allem versorgt, was du für ein glückliches und erfülltes Leben benötigst. Lass nicht zu, dass aus deiner Schatztruhe eine Jauchegrube wird.
Ich hatte viele Jahre bewusst daran gearbeitet, meine Schatztruhe mit wunderbaren Dingen zu füllen. Der schlimme Vorfall in Hurghada jedoch schränkte mein bewusstes Handeln so stark ein, dass ich mich zunehmend mit Dingen beschäftigte, die mir mehr schadeten, als mich positiv zu unterstützen. Die Angst konnte sich ungefiltert ausbreiten und verdrängte die eigentlichen Schätze. Es gab Zeiten in meinem Leben, da war meine Truhe mit wertvollen Inhalten gefüllt, vor allem mit mutmachenden Überzeugungen. Doch nach und nach sind mir, aus unterschiedlichen Gründen, immer mehr wertvolle Dinge abhanden gekommen. Seit dem Horrorszenario am Flughafen habe ich unaufhörlich noch mehr aus meiner geliebten Truhe verloren.
Ich weiß nicht genau, wie viel davon noch übrig ist, aber es waren auf jeden Fall nicht mehr viele Schätze. Das Vakuum, das durch den Verlust dieser Schätze entstanden ist, wurde durch Ängste und Sorgen ausgefüllt.
Das war vergleichbar mit einem hungrigen Gast im Fastfood Restaurant. Stelle dir vor, du wärst dieser Gast.
Du bist körperlich und geistig, in einem sehr guten Zustand. Du besitzt eine hohe Leistungsfähigkeit. Dein Körper stellt in diesem Beispiel, sinnbildlich gesehen, dein Unterbewusstsein dar. Dein Unterbewusstsein, das all das aufnimmt, was du ihm bewusst, aber in der Regel noch viel mehr unbewusst, zuführst. Bis jetzt hast du es meistens, mit guten dir dienlichen Dingen gefüttert, die dich stark machen und gesund halten. An diesem Tag hast du jedoch Heißhunger auf Fastfood bekommen, dem du nicht widerstehen kannst. Ich schätze, dass das wohl jedem mal passieren kann, mir auf alle Fälle.
Wenn solche Heißhungerattacken gelegentlich auftreten, richtet das in deinem Körper keinen großen Schaden an. Du wirst dadurch nicht sofort an Gewicht zunehmen, und auch deine Blutfettwerte werden nicht, durch die eher nährstoffarmen Lebensmittel, negativ beeinflusst.
Problematisch wird es, wenn der Heißhunger nicht nur gestillt wird, sondern du plötzlich sogar Lust hast, öfter zu essen. Dein Körper, der zuvor trainiert war, wird so nach und nach ein paar „extra Röllchen“ ansetzen. Durch deine neuen Essgewohnheiten verschlechtert sich deine Leistungsfähigkeit erheblich. Dramatisch wird es dann, wenn du vom gelegentlichen Fastfood-Esser zu einem echten Fastfood-Junkie wirst, für den es zur Gewohnheit wird, sich täglich mit nährstoffarmen, ungesunden Lebensmitteln vollzustopfen.
Ab jetzt wäre es nur noch eine Frage der Zeit, bis sich deine Blutfettwerte verschlechtern. Zudem müsstest du dich mit den Folgen auseinandersetzen, die sich aus den damit verbundenen gesundheitlichen Risiken ergeben. Auch äußerlich wäre die Veränderung nicht mehr zu verbergen. Die ehemals kleinen Pölsterchen, die du noch mit weiten Klamotten gut kaschieren konntest, würden sich unaufhaltsam zu einem massiven Rettungsring entwickeln. Vom früher durchtrainierten Körper bliebe kaum noch etwas übrig.
Genauso verhält es sich mit deinem Unterbewusstsein. Die Menge produziert das Gift. Mal falsches Essen, mal schlechte Informationen, werden in der Regel nicht gleich zur Katastrophe ausarten. Aber wenn du deinen Körper über einen langen Zeitraum vernachlässigst, wenn du dein Unterbewusstsein mit allem möglichen Mist vollgestopft hast, wirst du einen großen Unterschied bemerken. Du wirst nicht mehr dieselbe Person wie vorher sein. Du wirst zu der Person, die du dir bewusst freiwillig nie ausgesucht hättest.
Im Nachhinein fehlt es uns an einer gründlichen Auseinandersetzung mit dem Erlebten am Flughafen. Statt die Zeit sinnvoll zur Reflexion zu nutzen, haben wir sie eher abgesessen. Dadurch wurde die Situation zwar erträglicher, doch es fehlte uns an echter Heilung, die mehr ist, als nur eine Linderung der Symptome. Wir wussten einfach nicht, wie wir es anders angehen sollten. Zunächst schien es, als ginge es uns wieder besser, doch die bittere Wahrheit war eine andere. Ein Jahr lang hatte die Angst Zeit, sich in unserem Unterbewusstsein festzusetzen. Wir fütterten es täglich mit „Fastfood“, also mit Dingen, die uns eher schadeten, anstatt uns positiv zu unterstützen. In diesem Fall war es die Angst, die wir immer wieder nährten. Da Angst unser Handeln maßgeblich bestimmt, bleibt sie leider ein schlechter Ratgeber. Ohne es zu merken, hatten wir uns so einen unbewussten, von der Angst geleiteten „Ratgeber“ geschaffen. Plötzlich mischte sich die Angst in jedes Handeln und jede Entscheidung ein.
Sie hatte sich ausgebreitet, die Unbeschwertheit verdrängt und in ein winziges Kämmerchen tief im Inneren eingeschlossen. Alles schien schwerer zu werden als zuvor. In dieser Intensität hielt der Zustand fast ein Jahr an. Ein ganzes Jahr lebten wir in ständiger Furcht, dass sich der Vorfall am Flughafen wiederholen könnte.
Je länger der Vorfall in Hurghada zurücklag, desto leichter fiel es uns, einigermaßen sorgenfrei am Leben teilzunehmen. Die Zeit war dabei unser Verbündeter. Wir trafen uns mit Freunden und lebten zunehmend wieder wie ein Paar, das immer weniger von Angst bestimmt wird. Wir gingen unserer Arbeit nach, lachten und feierten, wenn auch manchmal noch mit angezogener Handbremse. Die Angst war nie ganz verschwunden, aber das Leben rückte wieder in den Vordergrund und gewann an Bedeutung. Unser Lebenswille, unsere meist positive Einstellung, unser Freundeskreis und unsere Familie halfen uns dabei, Schritt für Schritt ins Leben zurückzufinden.