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Setz die Segel, da draußen warten deine Träume! Träume sind die Sterne am Himmel unseres Lebens. Ohne sie wäre immer dunkle Nacht. Die Frage ist nicht, ob wir Träume haben. Die Frage ist, ob wir unseren Mut zusammennehmen, die Segel setzen und zu einem großen Abenteuer aufbrechen: dem Abenteuer, unsere Träume zu leben! Beatrice Reszat, erfolgreiche Songtexterin für Udo Lindenberg und Peter Maffay, zeigt, wie man Hindernisse aus dem Weg räumt, sie macht Mut und beflügelt. Und gibt ganz praktische Tipps, wie wir erkennen und erreichen, was wir wirklich wollen. "Jeder kann in die Wundertüte des Lebens greifen. Das Wichtigste ist, sich nach einem Plan auszurichten, der dein eigener ist und nicht den der anderen zu verfolgen. Dazu 'ne gehörige Portion charmanten Größenwahn und Unbescheidenheit und – ganz wichtig – immer offen bleiben für neue Heraus¬forderungen und Abenteuer. Bea ist eine ganz spezielle Text-Expertin! Mit Gefühls-Tieftaucher-Lizenz! Unser Song Hinterm Horizont geht's weiter ist und bleibt für mich immer DER Song. Da kommt so schnell nix hin!" Udo Lindenberg "Schon seit ich ein Teenager war und überhaupt noch nicht wusste, wo es hingeht mit meinem Leben, habe ich mir bei allen Plänen und Wünschen immer eines vorgestellt: Wenn ich jetzt auf meinem Sterbebett läge und auf mein Leben zurückblicken würde, was würde mich traurig machen, wenn ich es nicht getan hätte? Weil ich nicht eines Tages zurückschauen wollte und sagen: hätte ich doch nur ... Wie ist das bei Ihnen, leben Sie Ihre Träume? Oder gibt es da noch etwas, das in Ihnen schlummert und gerne ans Licht kommen würde? Lassen Sie uns gemeinsam zum Leben erwecken, wovon Sie träumen. Für Sie habe ich dieses Buch geschrieben, weil wir alle einen Mutmacher brauchen können, der uns hilft, wieder an unsere Träume zu glauben und sie Realität werden zu lassen.
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Seitenzahl: 428
Veröffentlichungsjahr: 2015
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BEATRICE RESZAT
Mit einem Vorwort von
Udo Lindenberg
MUTMACHBUCHFÜR TRÄUMER
…DENN HINTERM HORIZONT GEHT‘S WEITER!
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1. eBook-Ausgabe 2015
© 2015 Scorpio Verlag GmbH & Co. KG, München
Umschlaggestaltung und Umschlagmotiv: Mel Bartholomae, Fürth
Satz: BuchHaus Robert Gigler, München
Konvertierung: Brockhaus/Commission
ePub: 978-3-95803-054-1
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Liebe Leserin, lieber Leser!
Darf ich Ihre Seele duzen? Ich möchte nicht unhöflich sein, es hat sich einfach beim Schreiben so ergeben, dass ich das Gefühl hatte, ich spräche zu Ihrer Seele, Ihrem Herzen, und da wirkte das förmliche »Sie« plötzlich so distanziert und fehl am Platz. Ich möchte nicht tun, was mir gegen den Strich geht. Wenn ich Ihnen damit zu nahe trete, dann tut mir das leid, und ich entschuldige mich dafür. Da ich nicht jeden einzelnen Leser um Zustimmung bitten kann, bitte ich hiermit um die Erlaubnis, zu Ihrem Herzen zu sprechen und »Du« zu Ihrem Herzen sagen zu dürfen. Von Herz zu Herz! Wenn wir uns begegnen sollten, verspreche ich, Sie nicht einfach zu duzen! Es sei denn, sie wünschen es. Doch für diese so intensive Reise, die es bedeutet, den Schatz seiner Träume zu heben, möchte ich mit Ihnen gerne auf der Ebene jenseits der Formalitäten kommunizieren dürfen.
Vielen Dank!
INHALT
Vorwort von Udo Lindenberg
Prolog
I. REISEVORBEREITUNG FÜR DAS GROSSE ABENTEUER, SEINEN TRAUM ZU LEBEN
1. Warum bist du hier? Träumst du schon oder funktionierst du noch?
2. Träumer und ein Mutmachbuch? Brauchen die so etwas?
3. Kennst du deine Träume? Ein Blick in die Wundertüte
4. Wie wird man ein Träumer? Der Weg zu den Sternen
5. Woran erkennst du deine Träume? Was willst du wirklich?
6. Große oder kleine Träume – sie alle brauchen Flügel
7. Ein erfülltes Leben – warum es sich lohnt, den Weg eines Träumers zu gehen
8. Das Spiel des Lebens – gehst du über Los oder ins Gefängnis?
9. Der Stoff, aus dem die Träumer sind – willst du es allen oder lieber dir recht machen?
10. Sicherheit – Bausparvertrag oder Hausboot auf dem Amazonas
II. HINDERNISSE UND RÜCKSCHLÄGE UND WARUM EINEN TRÄUMER NICHTS AUFHALTEN KANN
1. Rückschläge – mit fliegenden Fahnen gegen die Wand
2. Ablehnung – jeder kriegt etwas vor den Bug, nimm es nicht persönlich!
3. Sie wollen nur dein Bestes – wenn Realisten auf Träumer prallen
4. Familie – vom Umtausch ausgeschlossen!
5. Zweifel – die hartnäckigen Nager in der Träumerseele
6. Verlorene Träume – im Fundbüro der verlorenen Träume herrscht Hochbetrieb
7. Durchhalten – Durststrecken auf dem langen Weg zur Getränkeausgabe
8. Zu alt? – Es ist nur zu spät, wenn du nicht jetzt anfängst!
9. Secondhand-Träume – den Traum eines anderen leben
10. Angst – ein wichtiger Tanzpartner
11. Selbstwert – du bist nicht dein Kontostand!
12. Vergleiche – immer sind die anderen schöner, klüger, reicher
13. Zeitpunkt – das Richtige zur falschen Zeit
14. Ausreden – tausend gute Gründe, die dagegen sprechen
15. Aufschieberitis – morgen fange ich ganz bestimmt an!
16. Keine Zeit – wer führt dein Zeitkonto?
17. Perfektionismus – wenn dein Bestes nie gut genug ist
18. Geheimgedanken – es ist viel los im Schattenkabinett
19. Bewertungen – wenn alles ein Preisschild bekommt
20. Einsatz – hat wirklich alles seinen Preis?
21. Flügellahm – was tun, wenn dich der Mut verlässt?
22. Ganz unten – von da geht es nur bergauf!
23. Traumsammler – kann man zu viele Träume haben?
24. Reich und berühmt – wenn Träume eine Maske tragen
25. Opfer sein – schuld sind immer die anderen!
26. Gedankenkarussell – wie man erfolgreich aus einer Mücke einen Elefanten macht
27. Warteschleife – wann geht dein echtes Leben los?
28. Außenseiter – stimmt etwas nicht mit dir?
29. Selbstkritik – falls du eine Strategie suchst, deinen Traum zu erschlagen
III. LUFTSCHLOSSARCHITEKT SUCHT BODENGRUNDSTÜCK
1. Alltagsgrau – wie bleibt man ein Träumer?
2. Träumer-Navi – wohin führt dein Weg?
3. Träume und bare Münze – was ist dein Traum wert?
4. Absicht – das Benzin von der Tankstelle des Universums
5. Glauben – wer glaubt an dich?
6. Mut – man kann nicht halb aufs Ganze gehen!
7. Intuition – wenn dein Herz spricht, höre besser zu!
8. Leichtigkeit – es ist leicht, es sich schwer zu machen
9. Geduld – mit der Zeit wird aus Gras Milch
10. Hoffnung – Mund-zu-Mund-Beatmung für die dritte göttliche Tugend
11. Kreativität – das Kind in dir will spielen!
12. Begeisterung – du kannst in anderen nur entzünden, was in dir selber brennt!
13. Achtsamkeit – achte auf die Zeichen!
14. Bewegung – bewege dich, dann bewegt sich etwas!
15. Nebenwirkungen – der Beipackzettel
IV. SURVIVAL-KIT FÜR TRÄUMER – ÜBERLEBENSHILFEN UND SOFORTMASSNAHMEN
1. Entwickle eine Miesepeter-Allergie!
2. Suche dir Menschen, die dich aufbauen!
3. Hör auf, schlecht von dir zu reden!
4. Verlagere die Perspektive!
5. Erzähle eine neue Geschichte!
6. Wechsle das Thema!
7. Was überlebt die Zeit?
8. Aufbauvitamine für flügellahme Träumer
9. Träumerzeit – wer weit fahren will, muss tanken!
10. In der Ruhe liegt die Kraft – das ist keine Binsenweisheit
11. Ob früher Vogel oder Wurm, mach dir den Tag zum Freund!
12. Mutig werden, indem man so tut, als ob man mutig wäre
13. Sich etwas von der Seele schreiben
14. Atmen – Umleitungsempfehlung bei Gefühlsstau
15. Du darfst um Hilfe bitten
16. Auch der weiteste Weg beginnt mit dem ersten Schritt
17. Gewohnheitstiere umgewöhnen
18. Dreamboard – die Traumtafel
19. Traumhelfer – den Träumen anderer zu helfen, macht glücklich
Die Königsdisziplin des Träumers – Träumen von einer besseren Welt
Abschied
Danke – eines der wichtigsten Worte in unserer Sprache!
VORWORT
VON UDO LINDENBERG
Bea ist für mich eine Preisträgerin der LIEB- und SCHLAU-FRAU des Jahrhunderts! Gratuliere von Herzen, Dein Udolito, mit Dir zusammen vor und hinter allen Horizonten tätig …
Träume waren in meinem Leben immer wichtig! Schon als ich noch ein kleiner Hosenmatz war und in der piefigen Schnarchstadt Gronau auf den Blecheimern rumtrommelte, war klar, dass es für mich nur einen einzigen Berufswunsch gibt: ein großer Popstar werden! Mit meinen Träumen und Visionen hab ich meinen schlafenden Vulkan täglich gefüttert!
Ich hab das in der Schule auch gern erzählt, dass auf mich die goldenen Autos und die brillanten-besetzten Klosetts warten. Die andern waren sich sicher, jetzt hat er das totale Riesenrad ab! Das kann einem schon passieren, wenn man nicht das kleine Karo trägt. Mit fünfzehn hab ich dann die große Straße aus Gronau hinausgenommen und bin in die weite Welt abgehauen. Richtung Abenteuer. Leben aus dem Vollen!
Mit meiner ersten Platte (damals noch in Englisch, gleich »weltweit«, ha, ha) wollte ich big Karriere machen, siebenhundert hab ich davon verkauft, zwei an meine Oma. Vom Himmel direkt wieder zurück auf den harten Beton der Straße! Da muss man durch! Du musst ein Phönix sein, immer wieder aufstehen und es noch einmal versuchen. Die Plattenmanager haben immer nur gesagt: »Ändere deinen Stil, und dann komm wieder!« Ich hab nix geändert, und dann kam der Tag, und sie standen Schlange und winkten mit Verträgen und den Millionenschecks!
Es ist alles so geworden wie in meinen besten Träumen und noch viel besser. Und wenn ich nicht die ganz großen Rosinen im Kopf gehabt hätte, hätte ich heute vielleicht in Gronau ein Reihenhäuschen und am Wochenende großes Durchhängen in der Eckkneipe.
In schwierigen Umständen aufzuwachsen und nicht zu jammern, das hat schon vielen großen Geistern den nötigen Schub gegeben, die ganz großen Träume zu realisieren. Und dazu den Biss, sich nicht wieder von der Wolke schubsen zu lassen.
Jeder kann in die Wundertüte des Lebens greifen. Das Wichtigste ist, sich nach einem Plan auszurichten, der dein eigener ist und nicht den der anderen zu verfolgen. Dazu ’ne gehörige Portion charmanten Größenwahn und Unbescheidenheit und – ganz wichtig – immer offen bleiben für neue Herausforderungen und Abenteuer.
Viele Künstler, Musiker, Maler und Literaten wollen mit dem, was sie machen auch aufrütteln. Die Leute herauslocken aus dem Mittelmaß, sie mitnehmen ins Rebellentum, raus aus der geistigen Hängematte. So etwas ist wichtig, damit die Menschen checken, dass es genug andere Möglichkeiten gibt, als sein Leben bloß abzusitzen. Ob dir das einer singt, im Gedicht erzählt oder im Buch schreibt, so wie meine Piratenfreundin Bea, es braucht diese Weckrufe! Den Leuten mal ein bisschen frische Luft in den Kopf pusten.
Wir werden mit so vielen Informationen beballert wie noch nie zuvor, da kommt die Begegnung mit sich selbst immer ein bisschen zu kurz. Die ist aber wichtig, damit du weißt, wer du bist und was du willst vom Leben! Was deine Träume sind, denn nur das bringt dich in Bewegung.
Meine Helden, die ich gelesen habe, wie Brecht oder Hesse, haben einiges bei mir hinterlassen. Das ist so eine Art Energy-Drink auf dem Weg durch den Dschungel. Damit findest du den Weg leichter hinter den Regenbogen, wo das unendliche Eldorado deiner Träume liegt. Pack deine Träume in eine Rakete, die am Himmel explodiert. Ob du als Ölscheich oder als Ratte neben der Mülltonne geboren bist, nimm dir das Leben! Du hast nur das eine. Hol alles raus. Der Himmel ist groß, der Sternenfänger kann loslegen!
Ich mach mein Ding
egal was die anderen sagen
Ich geh meinen Weg
ob gerade ob schräg
das ist egal
ich mach mein Ding
PROLOG
Dieses Buch ist für das kleine Mädchen in mir, das mir von den alten schwarz-weiß Fotos entgegenlächelt, als hätte es einen Schatz gefunden. Das nachts den Himmel berührte, weil es seine Hände nach den Sternen ausstreckte. Für die Vierjährige, die allen erzählte, sie würde Sängerin werden oder Schauspielerin, wenn sie einmal groß wäre. Für das kleine Mädchen, dem die Erwachsenen nicht glaubten. Sie sahen es nicht, und sie hörten ihm nicht zu. So wurde es eine Blume ohne Sonne, die dennoch nie ihr Lächeln verlor. Bis heute weiß ich nicht, wie sie das geschafft hat.
Ich schreibe dieses Buch für das tapfere, kleine Mädchen, das einst den Glauben an seine Träume verlor und ihn viel später, nach vielen Tränen und dunklen Nächten, wiederfand.
Seitdem träumt es größer und schöner als jemals zuvor! Und da es die tiefe Hoffnungslosigkeit kennengelernt hat, die es bedeutet, wenn man seine Träume begräbt, hat es beschlossen, eine Hüterin der Träume zu werden.
Denn wer nie geträumt hat, der hat nie gelebt!
Und dieses Buch ist für das kleine Mädchen und den kleinen Jungen in dir, der du wie alle Kinder ein großer Träumer warst und es wieder werden möchtest. Denn obwohl wir alle erwachsen werden, so wohnt doch unser ganzes Leben auch ein Kind in uns.
Und Kinder hören niemals auf zu träumen.
Gehen wir gemeinsam auf die Reise in das Land unserer Phantasie. Dieses Land hat keine Grenzen und keine Mauern, und jeder dort hat Flügel. Dieses Land gehört dir!
Du brauchst niemanden zu fragen oder zu bitten, du brauchst keine Fahrkarte und kein Gepäck. Es ist das Land, in dem deine Träume wohnen. Reise dorthin, so oft du kannst. Und es wird wahrer werden als die sogenannte Realität. Bereise das Land deiner Phantasie, und mache deine Träume wahr! Sie warten schon auf dich!
Was ist ein Drachen wert, der nicht fliegt? Lass deinen Drachen steigen!
»Ist das, was das Herz glaubt,
nicht genauso wahr wie das,
was das Auge sieht?«
Khalil Gibran
I.
REISEVORBEREITUNG
FÜR DAS GROSSE
ABENTEUER,
SEINEN TRAUM
ZU LEBEN
1.
WARUM BIST DU HIER?
TRÄUMST DU SCHON
ODER FUNKTIONIERST DU NOCH?
Schon seit ich ein Teenager war und überhaupt noch nicht wusste, wo es hingeht mit meinem Leben, habe ich mir bei allen Plänen und Wünschen immer eines vorgestellt: Wenn ich jetzt auf meinem Sterbebett läge und auf mein Leben zurückblicken würde, was würde mich traurig machen, wenn ich es nicht getan hätte? Das mag auf den ersten Blick etwas makaber klingen, bringt aber sehr schnell Klarheit und einen unbestechlichen Blick auf die Dinge, die einem wirklich wichtig sind im Leben. Ich beendete vielversprechende Karrieren, liebte Männer am anderen Ende der Welt und verließ andere, die mir ein sicheres Leben boten.
Weil ich nicht eines Tages zurückschauen wollte und sagen: hätte ich doch nur …
Ich erkannte, dass meine Träume etwas Heiliges sind. Weil sie ausdrücken, was in meinem tiefsten Inneren verborgen liegt. Die Essenz meines Wesens. Es tut nicht gut, sie auf die lange Bank zu schieben. Und wenn ich meine Träume begrabe, stirbt ein Stück von mir. Ich habe es erlebt, und ich wünsche es keinem! Wie ist es bei dir? Lebst du deine Träume? Oder gibt es da noch etwas, das in dir schlummert und gerne ans Licht kommen würde? Wenn du jetzt einen Stich in deiner Brust fühlst, eine Wehmut und einen leisen Ruf hörst aus deinem Innern, dann meldet sich vielleicht gerade dein Traum, der noch ein Dasein im Schatten deines Lebens führt. Lass ihn uns zusammen ans Licht holen. Lass uns gemeinsam zum Leben erwecken, wovon du träumst. Ich weiß, das kann Angst machen, denn es ist ein Aufbruch in ein neues, unbekanntes Land.
Wenn die alten Kartografen an die Stelle kamen, die sie für das Ende der Welt hielten, schrieben sie: Dort leben die Drachen! Auch wir fürchten uns vor den Drachen, die im Unbekannten lauern. Doch als die Schiffe weiterfuhren als die bekannten Grenzen der Landkarten, wurde die Welt größer und bunter!
Auch deine Welt wird weiter werden, wenn du dich in das Unbekannte vorwagst und deine Träume lebst. Und schöner! Auch du kannst es schaffen, dem Ruf deines Herzens zu folgen.
Unzählige Menschen haben es schon vor dir getan, und sie waren nicht alle klüger, besser und reicher beschenkt vom Leben als du.
Wir werden ein Stück dieses Wegs gemeinsam gehen, und wir werden uns alles anschauen, was dabei auftaucht. Welche Drachen dir begegnen könnten und wie du es schaffst, sie zu zähmen! Für jedes Problem, das sich dir und deinem Traum in den Weg stellt, gibt es eine Lösung, auch wenn es oft zunächst nicht so aussehen mag. Doch wenn du nicht losgehst, wirst du deinen Traum nie kennenlernen, und das wäre nicht nur ein Verlust für dich, sondern auch für die Welt.
Das klingt zu groß? Ich finde nicht. Jeder, der seine Träume lebt, ist Inspiration für andere und macht die Welt zu einem besseren Ort. Mein Traum ist es, dir zu helfen, deinen Traum zu verwirklichen! Und da ich meine Träume ernst nehme, gibt es dieses Buch! Du bist nicht geboren, um zu sterben, bevor du gelebt hast!
Der amerikanische Schriftsteller und Philosoph Henry David Thoreau brach 1845 auf, um der lauten und anstrengenden Zivilisation zu entfliehen und eine Zeit lang allein in den Wäldern zu leben. Er kehrte verwandelt zurück und schrieb eines der einflussreichsten Bücher des 19. Jahrhunderts, das seit einhundertundsiebzig Jahren von Sinnsuchern auf der ganzen Welt gelesen wird und Größen wie Mahatma Gandhi oder Martin Luther King inspiriert hat.
»Ich ging in die Wälder, weil ich bewusst leben wollte. Ich wollte das Dasein auskosten. Ich wollte das Mark des Lebens einsaugen! Und alles fortwerfen, das kein Leben barg, um nicht an meinem Todestag innezuwerden, dass ich nie gelebt hatte.«
Er fand seine innere Wahrheit und stellte sich mutig vielen Gesetzen und Konventionen entgegen. Zum Beispiel zahlte er keine Steuern, weil er deren Verwendung für Krieg und Sklaverei für untragbar hielt und diese Machenschaften nicht unterstützen wollte. Er ging ins Gefängnis für seinen Traum von einer gerechten Welt.
Ein sehr konsequenter Weg, seinen Traum zu leben. Und viele hielten ihn für verrückt und überspannt und haben den Kopf geschüttelt über sein extremes Daseinsexperiment in der Einsamkeit der Wälder.
Auch du wirst von den Menschen um dich herum möglicherweise einiges zu hören bekommen, wenn du aufbrechen willst, um deinen Traum zu leben. Sie werden die sogenannte Realität wie einen Trumpf aus dem Ärmel ziehen und sagen: »Das ist unvernünftig! Schau auf die Fakten, sieh dir an, wie es wirklich ist!«
Doch wenn du immer nur auf das schaust, was ist, wirst du dich von dort nie wegbewegen. Und wirst – so wie die meisten Menschen – immer mehr von dem erschaffen, was ist. Deine Gedanken müssen weit über das hinausreichen, was du siehst. Dort, nur dort wohnen die Träume!
»Jeder Mensch bekommt zu seiner Geburt die Welt
geschenkt. Die ganze Welt. Und die meisten von uns
haben aber noch nicht einmal das Geschenkband
berührt, geschweige denn hineingeschaut.«
Leo Buscaglia
2.
TRÄUMER UND EIN MUTMACHBUCH?
BRAUCHEN DIE SO ETWAS?
Aber natürlich! Gerade Träumer brauchen Mut! Vielleicht sogar mehr als alles andere. Die wenigsten marschieren selbstbewusst und zielstrebig in Richtung ihres Traums. Die meisten fühlen sich allein, sind oft unsicher und zweifeln daran, dass sie es jemals schaffen werden. Vielleicht genierst du dich auch, ein Träumer zu sein. Kein Wunder! Gewinner, Karrieremacher, Mein-Haus-, Mein-Auto-, Meine-Yacht-Typen, das sind die, denen unsere Gesellschaft Respekt zollt. Aber ein Träumer? Naiv, versponnen, im besten Fall noch idealistisch, das sind die Assoziationen in den Köpfen der Menschen. Kein leichtes Dasein. Mit dem Strom zu schwimmen, geht zunächst immer einfacher. Aber glaube mir, irgendwann holen die verlorenen Träume jeden ein.
Du kannst dieses Buch zur Hand nehmen, wann immer du Unterstützung, Ansporn oder Inspiration brauchst. Wenn es dir zu mühsam wird, dich und deinen Traum zu verteidigen – hier wird er verteidigt! Wenn du das Gefühl hast, ein belächelter Außenseiter zu sein – hier bekommst du den Respekt und die Unterstützung, die du verdienst. Wenn du zweifelst und aufgeben möchtest – hier findest du genügend Argumente, die dir dabei helfen, wieder aufzustehen, dein Krönchen zu richten und weiterzugehen, wie es so schön und treffend auf meiner Kaffeetasse steht.
Das »Mutmachbuch für Träumer« ist wie eine Medizin. Etwas, wodurch du dich besser fühlst als vorher. Wie eine 3D-Brille, die plötzlich mehr Ebenen sichtbar macht im Land deiner Möglichkeiten. Wie das Gespräch mit einem guten Freund, nach dem man sich gestärkt und unterstützt fühlt.
Aber Vorsicht! Es wird etwas in dir aufwecken oder mit neuer Energie füttern, das vielleicht in einem bequemen Winterschlaf liegt, schön versteckt in seiner dunklen Höhle. Du wirst womöglich nicht mehr in deiner Komfortzone bleiben wollen, sondern dich mit einer gewissen Unruhe und Abenteuerlust umschauen, wo die Türen sind in dieses Land of Oz. Denn wenn die Träume wach werden und zu tanzen beginnen, dann wollen sie hinaus in die Welt. Das ist ihre Bestimmung!
Dieses Buch möchte ein Mutmacher sein für alle Träumer. Für die, die zaudern, die Unentschlossenen, denen das Quäntchen Mut fehlt. Für die, die gegen Wände gelaufen sind und an ihren Rückschlägen zu zerbrechen drohen. Für die Traurigen, die ihren Glauben an sich verloren haben. Und für jene, die Angst haben, dass die Rosinen in ihrem Kopf zu groß sind, um wahr werden zu können!
Am liebsten würde ich Buttons verteilen auf denen steht: »Ich bekenne, ich bin ein Träumer!« Dann würden wir einander begegnen, in den Cafés, auf den Straßen, in den Finanzämtern und an der Kasse der Tankstelle. Wir würden uns erkennen und anlächeln, uns die Hand schütteln und sagen: »Komm, gehen wir einen Kaffee trinken, lass uns miteinander reden, uns austauschen. Wie gehst du mit Hindernissen um? Wie gehst du deinen Weg? Wie schaffst du es, nicht aufzugeben? Ist das nicht eine großartige Vorstellung? Ich denke an die Worte von John Lennon, einen der größten Träumer dieses Jahrhunderts:
You may say I’m a dreamer
but I’m not the only one
I hope some day you‘ll join us
and the world will be as one
John Lennon hatte den größten Traum, den ein Mensch überhaupt haben kann, und verfolgte ihn unbeirrt: Er träumte von einer Welt, in der es keine Kriege gibt, in der Frieden herrscht, und er wusste ganz genau, dass er nicht allein war mit diesem Traum. Auch wenn dieser Traum noch nicht wahr geworden ist, so hinterließ er doch ein Vermächtnis, das die Welt auf immer daran erinnern wird. Yoko Ono hielt eine berührende Ansprache nach dem Tod ihrer großen Liebe, die uns auf emotionale Weise vermittelt, welche Bedeutung ein großer Träumer für die Welt und die Menschen haben kann:
»We are all dreamers creating the next world, the next beautiful world for ourselves and for our children. My husband John Lennon was a very special man. A man of humble origin, he brought light and hope to the whole world with his words and music.« (»Wir sind alle Träumer, die die nächste Welt erschaffen. Die nächste, wunderschöne Welt für uns und unsere Kinder. Mein Mann John Lennon war ein ganz besonderer Mensch. Ein Mann aus bescheidenen Verhältnissen, der der ganzen Welt Licht und Hoffnung brachte mit seinen Worten und seiner Musik.«)
Immer wenn ich »Imagine« höre und die Zeilen mitsinge, geht mein Herz auf, und ich spüre die Kraft dieser Vision, gemeinsam für etwas zu gehen. Danke John Lennon!
Stellen wir uns doch einmal vor, jeder Träumer würde seine Träume verwirklichen. Würde dem Ruf seiner Seele folgen und seine Träume leben. Was würde das machen mit unserer Welt? Träumer führen keine Kriege. Träumer sind sanfte Krieger des Lichts, die sich ab und zu gerade machen müssen, um anderen Grenzen aufzuzeigen. Aber andere Menschen verletzen oder gar töten, das käme keinem Träumer, der seine Träume wahr macht, je in den Sinn. Wozu auch? Wenn ich meine Träume lebe, habe ich alles, was ich brauche. Zum Glück ist John Lennon nicht der einzige Träumer. Immer wieder betreten große Seelen wie er die Erde, die zu Leuchtfeuern am Horizont werden, denen wir folgen können. Sie berühren etwas tief in unserem Innern. Wir kennen sie alle, ihre Namen lassen etwas erklingen in uns, ein Moment des Erinnerns an unsere eigene Größe. Menschen wie Jesus, Gandhi, Nelson Mandela, Martin Luther King, um nur einige zu nennen. Jeder von ihnen hat zu dieser Energie beigetragen, die sich immer weiter ausbreitet, die Energie der großen Träume und Visionen. Ob sie bereits wahr wurden oder nicht, der Same ist gesät, die Pflanze wächst weiter.
Diese Menschen sind Beispiele für die ganz großen Visionen, doch in diesem Buch geht es um alle Träume, denn ein Traum hat immer genau die Wichtigkeit, die sein Träumer ihm gibt. Große oder kleine, das spielt keine Rolle, Hauptsache sie werden erkannt, genährt und geboren.
Es wird in diesem Buch viele Beispiele geben, beispielhafte Geschichten von Träumern, die ihre Träume ins Leben gebracht haben, um dich immer wieder daran zu erinnern, was alles möglich ist. Was auch dir möglich ist! Ich persönlich liebe Biografien, weil ich Menschen liebe. Und ihre Geschichten, von denen keine der anderen gleicht. Ich habe schon viel Ansporn und Ermutigung in den Lebenswegen anderer Träumer gefunden. Denn ich erkannte: Es geht mir nicht allein so! Zu erfahren, welche Hindernisse und Rückschläge andere Menschen überwunden haben, um ihrem Traum zu folgen, nährt meinen Glauben, dass es auch mir möglich ist, meine Träume zu leben, dass auch ich es schaffen kann. Oft sind es scheinbar aussichtslose Situationen und viel schwierigere Umstände, als ich oder du sie erleben, in denen erfolgreiche Träumer geboren werden. Das macht Mut, eine wichtige Zutat für einen Träumer.
Ich werde auch von meinen eigenen Träumen erzählen. Denn auch ich hatte jede Menge Zweifel an meinen Träumen und an meinen Fähigkeiten. Wie oft saß ich vor dem Computer und dachte: Wer soll das lesen? Das interessiert doch bestimmt überhaupt niemanden. Bis ich meine ersten Worte der Öffentlichkeit zugänglich gemacht habe, das hat lange gedauert. Und es stimmt, was die Abreißkalender (und die meisten Amerikaner) behaupten: Gib niemals auf! Das war mein Versprechen an mich selbst. Auch wenn ich so manches Mal sehr nah davor war, ich biss mich durch, überwand meine Angst vor Ablehnung – oder davor, vor den Augen der ganzen Welt zu versagen. Ich bezwang die Panik, mich komplett lächerlich zu machen. Und ich stand immer einmal mehr auf, als ich gefallen war. Auch wenn es viele Momente gab, in denen ich am liebsten liegen geblieben wäre.
Mein wichtigstes Rezept dafür war das, was ich anfangs beschrieben habe: Ich hielt mir immer vor Augen, wie es sich später anfühlen würde, wenn ich nicht wenigstens versucht hätte, meinen Traum zum Leben zu erwecken und zum Glänzen zu bringen. Wie würde ich zurückschauen am Ende meines Wegs? Das erschien mir stets angsteinflößender als alles, was mir im Jetzt im schlimmsten Falle widerfahren konnte.
»Mich daran zu erinnern, dass ich bald sterben
würde, ist das wichtigste Hilfsmittel, auf das ich je
gestoßen bin, um mir dabei zu helfen, die großen
Entscheidungen im Leben zu treffen!«
Steve Jobs, Gründer von Apple
Inzwischen gebe ich Schreibworkshops, um andere dabei zu unterstützen, ihren eigenen Ausdruck, ihre innere, kreative Quelle zu finden und ihre Selbstzweifel zu überwinden. Doch noch heute habe ich Momente, dann blicke ich auf einen Text, den ich gerade schreibe, und denke an hundert andere Schriftsteller, die ich viel besser, interessanter, origineller und wortgewaltiger finde als mich.
Ich habe Platin-CDs an der Wand für meine Songtexte, doch wenn ich einen neuen Auftrag bekomme, überfällt mich noch immer das Gefühl: Das war’s jetzt, ich habe doch schon alles erzählt, mein Pulver ist verschossen. Nun werden alle merken, dass ich eine Mogelpackung bin, weil von mir nichts Großartiges mehr kommen wird. Und es kann durchaus sein, dass es immer wieder passiert, dass diese Ängste in mir aufsteigen und ich diese Hürde wieder aufs Neue überwinden muss. Nur lasse ich mich nicht mehr so davon beeindrucken wie früher.
Ich betrachte diese Einwände inzwischen einfach als eine Art nörgelnde Freundin, die an allem etwas auszusetzen hat, und wenn sie mit dem Meckern fertig ist, schreibe ich weiter. Dann sage ich mir, ich tue es nicht, um den Literatur-Nobelpreis zu gewinnen oder für die Anerkennung, ich tue es, weil es heraus will. Punkt. Ich habe ohnehin keine andere Wahl! Und den ganzen Tag Prosecco zu trinken und im Jogginganzug amerikanische Schnulzen auf DVD anzuschauen, ist schließlich auch keine wirkliche Alternative.
So findet hoffentlich jeder Träumer für seine Belange die entsprechende Unterstützung in diesem Buch. Du wirst auch einige Übungen und Anleitungen finden, weil ich einfache und praktische Dinge mag, die man im Alltag gut anwenden kann.
Aber ich möchte vor allem deine Kraft, deinen Mut und den Glauben an deine Träume stärken. Das, was uns oft am meisten fehlt und was am wichtigsten ist, um den Weg eines Träumers zu gehen. Ich glaube nicht, dass es dir an Ideen oder Wünschen mangelt, es ist eher die Zuversicht, der Glaube an unsere eigene Kraft, der bei so vielen von uns zu einer vertrockneten Pflanze geworden ist, die dringend Wasser braucht. Ich glaube fest daran, dass es unsere Bestimmung ist, unsere Träume zu verwirklichen. So wie Goethe es einst gesagt hat:
»Unsere Wünsche sind Vorgefühle der Fähigkeiten,
die in uns liegen, Vorboten desjenigen, was wir
zu leisten imstande sein werden … Wir fühlen eine
Sehnsucht nach dem, was wir schon im Stillen
besitzen.«
Johann Wolfgang von Goethe
Eben las ich wieder einmal ein Gedicht von Rainer Maria Rilke, den ich sehr verehre. Seine Worte geben mir immer etwas, egal, wie es mir gerade geht. Er ist meine Alltags-Tankstelle und meine Inspiration, wenn ich in dunkle, geheimnisvolle Tiefen tauchen möchte, um meine Perlen zu heben. Ich schlug das Buch irgendwo auf, und es war, als würde mir der Meister aus dem Himmel zuwinken:
»Manchmal fühlt sie: Das Leben ist groß,
wilder, wie Ströme, die schäumen,
wilder, wie Sturm in den Bäumen.
Und leise lässt sie die Stunden los
und schenkt ihre Seele den Träumen.«
Rainer Maria Rilke
3.
KENNST DU DEINE TRÄUME?
EIN BLICK IN DIE WUNDERTÜTE
Ich spreche hier natürlich nicht von den Bildern und Gefühlen, die des Nachts von unserem Unterbewusstsein auf die innere Leinwand projiziert werden. Obwohl auch die Träume, von denen hier die Rede ist, manchmal ihren Weg dorthin finden.
Es geht um die Gaben, Fähigkeiten und Ideen, die uns so lange nicht loslassen, bis sie in unserem Leben ihren Ausdruck gefunden haben. Ob ich nun wie John Lennon vom Weltfrieden träume oder von einem eigenen Gemüsegarten, spielt letztlich keine Rolle.
Es geht um den Ausdruck unserer Seele, unserer Einzigartigkeit. Jeder hat irgendetwas, an dem sein Herz hängt. Und zwar so sehr, dass es immer wieder anklopft. Menschen und Ereignisse in deinem Umfeld werden dich stets aufs Neue daran erinnern, dass es etwas gibt, das du noch nicht gelebt hast. Wenn du deinen Traum noch nicht kennst, gilt es aufmerksam zu sein, für all die kleinen und großen Zeichen und Hinweise, die das Leben dir liefert. So lange du das Drängen in deinem Inneren ernst nimmst und nicht als Spinnerei abtust, wirst du deinen Traum aus deiner inneren Schatzkiste heben, das ist ein Naturgesetz. Dem kommt man nur aus, wenn man sich sehr anstrengt, es zu verdrängen. Manchmal wird es uns ausgetrieben durch Erziehung, oder schlechte Erfahrungen bringen uns vom Weg ab.
Häufig sind Drogen oder Alkohol ein Mittel, um die immer wieder anklopfende Stimme nicht zu hören, weil die Angst davor, den eigenen Weg zu gehen, zu groß ist. Oder der Träumer marschiert los, braucht aber den Dämpfer des Rausches, um seine Angst nicht zu spüren. Wir alle kennen diese Geschichten aus der Welt der Berühmtheiten. Und manch einer muss sich benebeln, um die Traurigkeit nicht zu spüren, die ihn bedrückt, weil er seinen Traum nicht lebt.
Mein Vater war so ein Mensch. Er war schlagfertig und witzig und konnte ganze Tischrunden unterhalten. Doch er war auch ein Kriegskind, hatte Schreckliches erlebt, und viel zu früh trug er die Bürde der Verantwortung für eine Frau und ein Kind.
Darum erhob er das geregelte Einkommen und die Sicherheit zur obersten Priorität – wie Millionen andere auch. Ich bin sicher, dass in ihm ganz andere Träume schlummerten. Und je länger er sie nicht lebte, umso deprimierter wurde er und ertränkte diese mehr und mehr als schmerzhaft empfundene Sinnlosigkeit seines Daseins im Alkohol. Doch wenn er nüchtern war, holte es ihn wieder ein, und er wurde sehr traurig und niedergeschlagen.
Ich schreibe dieses Buch auch für ihn. Er nahm seine Träume mit, als er ging. Ich kenne sie nicht einmal. Wir hatten kein gutes Verhältnis, er war mir gegenüber oft aggressiv, manchmal gewalttätig. Außerdem fand ich, dass er immer ein zu großes Fass aufmachte für seine Probleme. Wenn ich ehrlich bin, hielt ich ihn für einen Versager und Schwächling. Im Herzen aber war er ein Träumer. Aber ich sah auf ihn herab, ohne Mitgefühl für die Schatten, die in seinem Herzen wohnten, und die Schmerzen, die der Krieg dem kleinen Jungen zugefügt hatte. Ich konnte das nicht sehen, weil ich zu verletzt war. Jedoch hatte er letztlich niemanden, der ihn verstand oder ihn in den Arm nahm, wenn er gebeugt von den Lasten seines Lebens nicht mehr wusste, wohin mit sich. Im Gegenteil. Gerade dann wandten wir uns von ihm ab. Seine dunkle Seite und der Alkohol haben uns Abstand nehmen lassen. Heute verstehe ich ihn besser.
Und er hat mich gelehrt, wie ein Leben enden kann, in dem alle Träume erloschen sind. Dafür bin ich ihm dankbar, denn es lässt mich achtsamer mit meinen eigenen Träumen umgehen. Also, Papa, da oben im Himmel, auch für dich breche ich hier die goldene Lanze für die Träumer! Denn heute weiß ich, du wolltest so sehr mehr aus deinem Leben machen und bist daran zerbrochen, dass es dir nicht gelang.
»Wer mit seinen Träumen gescheitert ist,
ist nicht der wahrhaft Unglückliche.
Es ist der, der aufgehört hat zu träumen!«
Verfasser unbekannt
Manche Träume sind konkret, doch manche sind zunächst auch eher diffus, oder sie melden sich durch Emotionen. Oft höre ich auf die Frage, was ist dein Traum, Antworten wie: Irgendetwas mit Kindern … oder etwas in der Natur … oder: Ich möchte gerne etwas machen, das mit Reisen zu tun hat. Lass dich nicht verunsichern, wenn du es noch nicht ganz genau weißt. Das geht mehr Menschen so, als du glaubst. In so einem Fall ist es oft hilfreich, Dinge auszuprobieren. Trial and error, Versuch und Irrtum. Auch dafür wirst du in diesem Buch Hilfsmittel finden. Manche Träume erfüllen sich auch schrittweise, und man weiß am Anfang noch gar nicht so genau, wo es schlussendlich hingeht.
Anna, eine Freundin von mir, wollte mit Kindern arbeiten. Sie machte eine Ausbildung zur Kinder- und Jugendtherapeutin, was sehr hart für sie war, denn als alleinerziehende Mutter musste sie weiterhin Geld verdienen. Als sie ihren Schein dann endlich in der Hand hielt, machten wir einen Sekt auf, und der Jubel war groß. Doch dann ging erst einmal nichts weiter. Es fand sich einfach kein passender Job. Anna arbeitete weiterhin in einer Anwaltskanzlei und wurde zunehmend missmutiger. Wozu die lange Ausbildung, das Schwitzen über den schweren Prüfungen? Sollte das alles umsonst gewesen sein?
Eines Tages wurde sie in dem Reitstall, in dem ihre Tochter reiten ging, angesprochen, ob sie ein Pferd kaufen wollte, das sonst beim Schlachter landen würde. »Ich, ein Pferd kaufen?«, rief sie aus. Anna war zwar entsetzt über das Schicksal des armen Tieres, aber wie sollte sie zusätzlich auch noch dafür Geld und Zeit aufbringen?
Doch das Pferd ließ sie nicht mehr los, sie wollte es unbedingt retten und brachte das Geld irgendwie auf. Nun war sie fast pleite, lebte immer noch nicht ihren Traum und hatte noch dazu ein Pferd im Stall. Ein Moment, wie geschaffen für einen Wink des Schicksals.
Auf diesen Hof kam immer ein Mädchen, das Anna aufgefallen war. Es spielte nicht mit den anderen, stand schüchtern und ängstlich in der Ecke und sprach mit niemandem. Es betrachtete nur mit großen Augen die Pferde. Anna kümmerte sich um die Kleine, ließ sie auf ihrem Pferd reiten und merkte, wie sehr das Tier dem kleinen Mädchen nach und nach Vertrauen und Sicherheit einflößte. Und Anna machte es große Freude, diese aufkeimenden Gefühle mit den Mitteln zu unterstützen, die sie als Therapeutin erworben hatte.
Es dauerte ein Weilchen, bis bei ihr der Groschen fiel: Das wäre doch ein hervorragender Weg, mit Kindern zu arbeiten! Das Tier mit seiner sanften Geduld öffnet die Herzen, baut Vertrauen auf, und sie kann dann mit ihren Fähigkeiten weiterarbeiten. Darauf wäre sie ohne diesen »Zufall«, dass ungefragt ein Pferd in ihr Leben kam, sicher so schnell nicht gekommen. Sie hatte ein Pferd gerettet – und das Pferd sie!
»Man darf nicht das, was uns unwahrscheinlich
und unnatürlich erscheint, mit dem verwechseln,
was absolut unmöglich ist.«
Carl Friedrich Gauß
Vor kurzem rief sie mich an und wollte ein Coaching zum Thema Träume-Verwirklichen. Wenig später saß sie mir gegenüber, und ich staunte nicht schlecht, als sie mir erzählte, sie träume davon, einen Hof zu pachten und dort ein Therapiezentrum mit Pferden für Kinder zu errichten. Hätte ich ihr noch vor einigen Monaten erzählt, dass sie einmal so einen Traum haben würde, sie hätte mich vermutlich für verrückt erklärt.
Aber ihre Zweifel waren sehr groß. Konnte sie so ein komplexes Projekt überhaupt stemmen? Das sind die Situationen, in denen ich zur Höchstform auflaufe, denn dann kommt mein eigener Traum ins Spiel: Andere in ihren Träumen zu bestärken und Möglichkeiten zu finden, sie auf den Weg zu bringen.
Annas Projekt war sicher keines, das von heute auf morgen realisiert werden konnte. Manchmal braucht es kleine Schritte, bis man sicherer wird und merkt: Oh, tatsächlich, es funktioniert! So lange sie in die richtige Richtung führen, ist alles in Ordnung. Jeder in seinem Tempo.
Du kannst immer nur so schnell gehen, wie der schwächste Teil in dir es zulässt.
Das ist sehr wichtig. Und das empfahl ich auch Anna, weil ich merkte, dass alles, was für so ein Riesenprojekt nötig gewesen wäre – Business-Plan, Geldgeber auftreiben, den entsprechenden Platz finden –, sie zu diesem Zeitpunkt völlig überfordert hätte. Wir arbeiteten gemeinsam einen Zwischenschritt aus.
Sie zog zunächst in ein Haus mit einem großen Garten, sodass sie ihren »Therapiehelfer«, das neue Pferd, bei sich haben konnte. Und das konnte sie sich auch leisten, weil die Kosten für die Box im Stall wegfielen.
In diesem Haus richtete Anna sich in einem gemütlichen Raum mit Blick auf Pferd und Wiese eine kleine Praxis ein. Dann hat sie ein zweites Pferd dazu genommen und gab ihre ersten Therapiestunden. Dazu arbeitete sie zwei Tage in der Woche auf einem Hof, der ebenfalls Therapien mit Pferden anbot, um mehr Erfahrungen zu sammeln, vor allem auch darüber, wie so ein Betrieb geführt wird. Nun war sie auf ihrem Weg!
So lange Anna in der Anwaltskanzlei gearbeitet hatte, sich von ihrem Traum Lichtjahre entfernt wähnte, war sie oft missmutig und fand in jeder Suppe ein Haar. Wenn ich sie jetzt auf ihrem Hof besuche, leuchten ihre Augen, und sie ist voller Energie, obwohl sie es immer noch nicht einfach hat. Aber sie lebt ihren Traum, und es ist absehbar, dass sie auch davon wird leben können. Ganz zu schweigen von den Kindern, die davon jetzt schon profitieren.
4.
WIE WIRD MAN EIN TRÄUMER?
DER WEG ZU DEN STERNEN
»Man muss sich an das Kind erinnern können,
das man selbst gewesen ist,
an die Gefühle, an die Träume.«
Astrid Lindgren
Wie man ein Träumer wird? Indem man auf die Welt kommt! Wir alle werden als Träumer geboren. Die Phantasie und die Welt eines Kindes sind ohne Grenzen. Du möchtest alles entdecken, alles erforschen. Ein Kind akzeptiert kein Nein oder ein Das-kannst-du-Nicht, jedenfalls nicht, bevor es dann – ich nenne es ein wenig drastisch – »dressiert« wird.
Für mich gab es nichts Schöneres, als in dem Wäldchen, das hinter dem Betonklotz von einem Hochhaus lag, in dem ich aufwuchs, zu verschwinden. Ich kletterte durch das Loch in einem Zaun, und sobald ich mich auf den moosigen Boden fallen ließ, war es, als hätte ich die Welt hinter mir gelassen. Ein süßes Gefühl von Freiheit überkam mich, das hier war mein Revier! Keine ständigen Ermahnungen, keine tadelnden Blicke. Sogar meine Traurigkeit darüber, dass ich mich so sehr bemühte, geliebt zu werden, und es doch vergeblich blieb, ließ ich zurück. Es gab dort einen alten, verfallenen Hühnerstall. Ein verwittertes, windschiefes Holzhäuschen mit einer knarzenden Tür. Das war meine Ritterburg, mein Fort, das ich als Cowgirl verteidigen musste, mein Haus, in dem ich als wunderschöne Prinzessin lebte und Gäste empfing, mit denen ich selbst erdachte Geschichten erlebte. Natürlich auch solche, in denen ein Prinz auf einem selbstverständlich weißen Pferd eine Rolle spielte und natürlich war er unsterblich in mich verliebt …
Nichts war dumm oder albern, weil niemand dort war, der mir meine Phantasiewelt zerstörte. Ich füllte Brausepulver und Wasser in Limonadenflaschen und kredenzte so meinen imaginären Gästen Champagner. Ich war Prinzessin, Ärztin im Urwald, Piratin vor ihrem nächsten Raubzug. Ein herrliches Aufgehoben-Sein im unendlichen Jetzt.
Zu Hause, da fühlte ich mich klein und war oft trübsinnig, weil ich nicht die Macht hatte, die Situation zu verändern. Ich konnte meine Eltern nicht glücklich machen, meinen Vater nicht von seinen Dämonen befreien. Ich konnte machen, was ich wollte, ich schaffte einfach nicht, was ich mir doch so sehr wünschte: dass man mich einfach lieb hatte, so wie ich war.
Hier jedoch, in meinem verwitterten Holzhäuschen, hatte ich Macht. Ich konnte mir Welten erschaffen, in denen ich stark und liebenswert war. Wo ich bewundert und gefeiert wurde, ja – und geliebt! Diese Träume haben mich gerettet. Es war, als würde ich eine Zauberkammer betreten, in der ich für eine Zeit von der Schwere befreit war, die meine Tage zu Hause bestimmte.
In der Kindheit sind wir alle Träumer, die ihre Träume niemals infrage stellen. Sie sind oft lebendiger und fühlen sich realer an, als unser tatsächliches Leben. Unsere Träume sind eine Art Reiseapotheke, die Gott uns mit auf den Weg gegeben hat, damit wir nicht verzweifeln, wenn das Leben uns hart mitspielt. Und sie sind der Antrieb, über die Begrenzungen unseres Verstandes hinaus zu wachsen.
Eine Bekannte von mir, die Inderin Manisha Dahad, hat in ihrer Heimat einen Dokumentarfilm über die Kinder in den Slums von Mumbai gedreht »Taking Our Breath Away«. Doch sie hat nicht gezeigt, was man vermuten würde. Es ging ihr nicht darum, zum tausendsten Mal das dort herrschende Elend, die schreckliche Armut und den Hunger zu dokumentieren. Sie wollte zeigen, dass auch diese Kinder, am hoffnungslosesten Ort der Welt, Träume haben. Sie wollte ihr Lachen zeigen, ihr inneres Leuchten, den »spark«, den Funken, den diese Kinder in sich tragen, so wie wir alle. Und die Bilder in diesem Film sind bunt und voller Leben.
Ihr Film hat mich tief berührt. Diese Kinder – mit ihren riesigen, dunklen Augen und ihrem breiten Lachen, die kaum damit rechnen können, jemals genug zu essen zu haben, geschweige denn zur Schule zu gehen – erzählen von ihren Träumen. Was sie einmal werden wollen, was sie zu dieser Welt beitragen möchten. Und sie sprechen nicht davon, reich zu werden, um eines Tages diesen Slums zu entfliehen und sich endlich Essen und Kleider kaufen zu können. Sie wollen Ärzte, Lehrer oder Sozialarbeiter werden, um den anderen, die noch immer an diesem Ort des Elends hausen, zu helfen! Mit Feuereifer und strahlenden Gesichtern malen sie diese Visionen aus. Woher nehmen sie eine solche Zuversicht, an diesem Ort der sterbenden Träume?
Es muss etwas sein, das wir alle mitbringen. Etwas, das wie ein Same in uns gepflanzt ist. Wir können es nähren, gießen, mit unserer Sonne wärmen, und es wird blühen. Oder wir können zulassen, dass der Samen verschüttet wird und ihn vergessen, dort in der Tiefe unseres Seins. Doch dann werden wir die Pflanze, die daraus hätte werden können, niemals zu Gesicht bekommen.
Noch nähren sie ihre Träume, diese indischen Kinder aus den Slums von Mumbai, erzählen einander davon, erträumen sich ihr Leben, so wie sie es sich wünschen. Einige von ihnen werden genau durch diese Kraft heraustreten aus den Verliesen der Dunkelheit. Und sie werden neue Lichter entzünden, für die, die nach ihnen kommen. Vielen von uns, die wir in einer Welt so viel größerer Möglichkeiten aufwachsen, geht diese Fähigkeit dennoch früh verloren durch das, was ich vorhin bewusst provokativ »Dressur« genannt habe. Wenn man über Jahre hinweg tagtäglich immer wieder zur Vorsicht ermahnt wird, immer wieder hört: »Lass das, das ist zu hoch, zu schwer, zu gefährlich, du bist zu klein, zu schwach, zu dumm, das kannst du nicht!«, dann werden wir irgendwann beginnen, das auch zu glauben. Dem müssen wir etwas entgegensetzen!
Man kann uns alles rauben, Geld, den Beruf, ja, auch manchmal unsere Selbstachtung, aber unsere Träume kann uns niemand stehlen.
Wenn sie verschüttet sind, können wir sie ausgraben, wenn sie angeschlagen sind, können wir sie gesundpflegen, und wenn sie schwach geworden sind, können wir sie kräftigen. Unsere Träume sind unser unantastbares Eigentum und ein größerer Reichtum, als wir oft ahnen.
»There’s a dream out there with your name on it«, singt Jennifer Holliday. Da draußen gibt es einen Traum, der deinen Namen trägt. Und manchmal wachsen Träume auch so hoch in den Himmel, wie es sich selbst der kühnste Träumer nicht hätte ausmalen können …
»Ein Traum ist wie der Same einer Eiche.
Unsichtbar im Boden verborgen, am richtigen Platz,
mit Sonne und Regen, wächst daraus ein
mächtiger Baum. Würdest du das glauben,
wenn du den Samen in deinen Händen hältst?«
Beatrice Reszat
Ein heißer Spätsommerabend im Mississippi-Delta, man schrieb das Jahr 1925.
Der durchdringende Schrei eines Neugeborenen ertönte aus einer Hütte in den Baumwollfeldern. Ein Junge war geboren. Einer von vielen, auf den dasselbe Schicksal wartete, das hier alle teilten: bittere Armut und harte Arbeit. Bereits als Kind würde er von Sonnenaufbis Sonnenuntergang auf den endlosen Baumwollfeldern schuften müssen. Dort, in der sengenden Hitze, tagein, tagaus, würde er mit derselben Handbewegung die Baumwolle pflücken und so sein ganzes Leben verbringen, bis man ihn erschöpft und ausgezehrt in sein Grab legen würde. Niemand hätte jemals daran gedacht, dass es ganz anders kommen und dieser Junge einmal Großes vollbringen könnte. Sein Name war Riley B. King. Der Blues Boy, der als B. B. King weltberühmt werden, andere große, bedeutende Musiker maßgeblich beeinflussen würde und der noch zu seinen Lebzeiten zur Legende wurde.
Natürlich kannte ich B. B. Kings unvergleichliche Musik, aber ich hatte von seinem Leben keine Ahnung. Ich wusste, dass er ein begnadeter Blues-Sänger und Gitarrist war, aber über seine wahre Größe habe ich erst durch die phantastische Dokumentation »The Life of Riley« erfahren. Deshalb gehört seine Geschichte in dieses Buch. Denn auch B. B. King war ein großer Träumer, der an seinem Traum festhielt wie der hungrige Hund an seinem Knochen. Den Traum, eines Tages ein berühmter Blues-Musiker zu werden, der überall auf der Welt auf der Bühne steht und seine Musik mit Millionen von Menschen teilt. Doch das behielt er aber erst einmal tunlichst für sich, man hätte ihn für verrückt erklärt. Denn niemand hätte weiter davon entfernt sein können wie dieser schwarze Junge aus ärmsten Verhältnissen.
Als er klein war, verließ sein Vater die Familie und Riley musste mithelfen, Geld zu verdienen. Mit sieben Jahren stand er bereits auf den Baumwollfeldern, wo er schuften musste wie ein Erwachsener.
»Wir arbeiteten von can bis cannot«, erzählt B. B. King. Also von dem Moment am Morgen, an dem man die Baumwolle sieht, bis zum Abend, wenn man sie nicht mehr erkennen kann. Das muss man sich einmal vorstellen, ein Kind von sieben Jahren! Noch dazu war ein Schwarzer damals weniger wert als ein Maulesel. Und es sollte noch schlimmer kommen. Als er vierzehn war, starb seine Mutter, und nun stand Riley B. King völlig allein da.
Er hätte, weiß Gott, allen Grund gehabt zu resignieren, abzustumpfen, sich um nichts als um das nackte Überleben zu kümmern, wie so viele seiner schwarzen Brüder, die den kargen Lohn in Schnaps umsetzten, um die Trostlosigkeit ihres Daseins für einen Moment zu vergessen.
Doch dieser schwarze Junge hatte eine Vision! Er wollte den Blues spielen, so wie es keiner vor ihm getan hat. Aber dazu brauchte er eine Gitarre, und die kostete fünfzehn Dollar. Er verdiente gerade mal fünfunddreißig Cent am Tag! So sparte er sich das Geld buchstäblich vom Mund ab und ging viele Nächte hungrig ins Bett, bis es eines Tages endlich so weit war: Mit fünfzehn Jahren hielt er das ersehnte Instrument in seinen Händen.
Riley brachte sich selbst das Gitarrespielen bei, sang dazu und hörte nie mehr auf. Er hatte seinen Traum gefunden und tat alles dafür, ihn leben zu können. Er ließ die Baumwollfelder und das einzige Zuhause, das er kannte, hinter sich, sprang auf fahrende Züge, reiste durch das ganze Land, schlief in verwanzten Betten, spielte dreihundertfünfundsechzig Tage im Jahr, lange Zeit nur für eine Mahlzeit am Tag. Es machte ihm nichts aus. Hauptsache, er konnte Musik machen. Und dabei entwickelte er seinen unnachahmlichen Stil.
Bis sein Ruhm immer weitere Kreise zog und ihn schließlich die ganze Welt entdeckte. Berühmte Musiker wie Eric Clapton, Bono oder Mick Jagger erzählen im Film, wie sehr sie ihn bewundern und verehren und wie viel sie von ihm gelernt hätten. Sie alle sagen voller Respekt: Du hörst einen einzigen Ton und du weißt: Das ist B. B. King!
Mit neunundachtzig stand der begnadete Musiker noch immer auf der Bühne, war in Amerika auf Tournee, spielte fast jeden Abend Konzerte …! Als ich über den letzten Seiten dieses Buches saß, tat der große Künstler seinen letzten Atemzug. Was für ein Leben! Er wurde in Königshäuser eingeladen und von Präsidenten empfangen. Barack Obama hat mit ihm gesungen. Was hätte man ihm geantwortet, dem kleinen Jungen aus den Baumwollfeldern, wenn er damals gesagt hätte, dass es eines Tages so kommen würde? Man hätte vermutlich Fieber gemessen und ihn ins Bett gesteckt.
Ich liebe solche Geschichten, weil sie zeigen, was das Leben wirklich ist: ein Ort voller großartiger Möglichkeiten.
Dieser schwarze Junge hatte nichts, was dafür sprach, dass er es schaffen könnte. Keine Unterstützung, kein Geld, keinen Unterricht. Nicht einmal eine Familie. Er lebte in bitterer Armut, ein Schwarzer in der Hoch-Zeit der Rassendiskriminierung. Wenn man diese Geschichte hört, sollte man noch einmal gründlich darüber nachdenken, welche Argumente man auffährt, um zu rechtfertigen, dass man seine Träume nicht verfolgt.
Wir bauen die Mauern in unseren Köpfen. Wir verlieren den Glauben an uns. Wir trauen uns nicht, aufs Ganze zu gehen. Aber das ist nicht der Beweis dafür, dass es nicht möglich ist.
»Was immer du tun kannst oder wovon du
träumst – fange damit an.
Mut hat Genie, Kraft und Zauber in sich.«
Johann Wolfgang von Goethe
5.
WORAN ERKENNST DU DEINE TRÄUME?
WAS WILLST DU WIRKLICH?
Ein Traum meldet sich mit einem Drängen nach Erfüllung, manchmal aber auch mit Wehmut, weil du dich weit von deinem Ziel entfernt fühlst. An deinen Traum zu denken, über ihn zu sprechen, erfüllt dich mit Energie und Begeisterung. Man kann spüren, dass dein innerer Funke einen Windstoß bekommt und sofort aufleuchtet.
Manch einer spürt es klarer als andere. Einige wissen schon als Kinder, was ihr großer Traum ist, andere wiederum brauchen viele Jahre des Forschens und Ausprobierens. Es kommt auch sehr darauf an, welche Erfahrungen du im Leben und in deiner Kindheit gemacht hast. Hat man dich unterstützt, deine Talente erkannt und gefördert, oder wurdest du nicht gesehen und solltest schön brav mitlaufen? Hat man deinen Ideen zugehört oder dich in eine Richtung erzogen, die deine Eltern für richtig hielten? Hat man deine Träume ernst genommen oder dich ausgelacht?
Manchmal musst du ein wenig graben, bis dein Schatz wieder zum Vorschein kommt. Manchmal traust du dich nicht recht und brauchst einen Anstoß – oder Inspiration.
Doch dein Traum wird dich nicht loslassen …
Träume sind mehr als Wünsche. Sie haben eine Dringlichkeit, die wir immer wieder spüren. Ein Wunsch ist ein Flirt, ein Traum ist ein Antrag. Wenn ich sage: »Ach, ich würde auch so gerne Klavier spielen können«, ist das ein Liebäugeln, ein kurzer Moment mit einer schönen Vorstellung, wie es wäre, wenn ich wie die ›Bezaubernde Jeannie‹ einmal blinzeln würde – und zack, schon haue ich in die Tasten und Beethoven lässt grüßen. Das ist etwas anderes, als sich einen Lehrer zu suchen, Unterricht zu nehmen und sich jeden Tag auf den Allerwertesten zu setzen, um zu üben.
Ich kannte eine Klavierlehrerin, von deren Schülern einige über fünfzig waren. Der Traum, dieses Instrument spielen zu können, hat sie einfach über die Jahre nicht losgelassen, und nun, da sie wieder mehr Zeit hatten im Leben, wollten sie ihn sich endlich erfüllen. Interessant war, dass sie oft schneller lernten und mehr übten als die jungen Schüler. Es war ihnen ernst! Und das ist eine entscheidende Frage: Wie ernst ist es dir mit deinem Traum?
Als Kind hatte auch ich den Traum, Klavier spielen zu lernen. Doch meine Eltern hatten nicht genug Geld, mir den Unterricht zu zahlen, geschweige denn das Instrument zu kaufen, das zum regelmäßigen Üben unerlässlich ist. Jahrelang jammerte ich, wie traurig es sei, dass mir dieser Traum verwehrt blieb. Doch dann fädelte das Schicksal etwas ein.
»Wache nicht mit fünfundsechzig auf –
und bereue etwas, was du nicht getan hast.
Du darfst scheitern,
aber du musst alles versucht haben.«
George Clooney