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Er lag mit dem Rücken auf etwas und war gefesselt. Was war hier los? Ich bin doch nur ein deutscher Tourist? Es muss ein Missverständnis sein. Er konnte sich nur an einen Schlag erinnern. Dann das große Nichts. Kommissar Pandis und die ganze Insel sind fassungslos angesichts zweier brutaler Morde. Die Spur führt ihn zur Goldenen Morgenröte, einer rechten Splitterpartei. Für den schwulen Kommissar und Ehemann Angelos wird es so richtig gefährlich, denn sie sind die Hassobjekte No.1. Das zweite Prequel zur Mykonos Love Story 1.
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Seitenzahl: 105
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Bisher erschienen (oder in Kürze)
Band 1 „Griechische Brandung“
Band 2 „Jenseits von Mykonos“
Band 5 „Mykonos Love Story 1“
Band 6 “Mykonos Love Story 2 – Das Goldene Ei”
Band 7 “Mykonos Love Story 3 – Morgenröte über Mykonos”
Band 8 “Mykonos Love Story 4 – Mykonos Speed”
(Band 9 „Mykonos Love Story 5 – Rape”)
Das Mykonos-Sextett besteht aus den
Bänden „Griechische Brandung“ und
„Jenseits von Mykonos“ sowie der
„Mykonos Love Story“ 1, 2, 3 („Morgenröte
über Mykonos“), 4 („Mykonos Speed“)
Und 5 („Rape“)
Jeder Band behandelt einen
abgeschlossenen Fall, sodass die Bände
nicht in der Reihenfolge gelesen werden
müssen.
Lediglich die vier Bände „Mykonos Love
Story 1,2 und 3 „Morgenröte über Mykonos“
sowie 4 „Mykonos Speed“ und 5 „Rape“
(Band 5 bis 9) gehören thematisch
zusammen, da in ihnen die Beziehung
zwischen Kommissar Pandis und seinem
Geliebten (und späteren) Ehemann
Angelos das Grundthema darstellen.
Die ersten zwei Bände, also die reinen
Kriminalromane, wurden von Sven M.
Schlick verfasst, die Bände 5-9 von Michael
Markaris.
Die Bände 3 und 4 können aus juristischen
Gründen erst zu einem späteren Zeitpunkt
erscheinen.
Am Ende von „Mykonos Love Story“ sind Kommissar Pandis und Angelos gestorben. Der dritte Teil ist das zweite Prequel und behandelt die (glücklichen) Monate vor den tragischen Ereignissen.
Während Band 1 auf wahren Begebenheiten beruht, sind die Prequels hinsichtlich der Kriminalfälle natürlich Fiktion. Dort, wo private Momente zwischen Paul Pandis und Angelos geschildert werden, entsprechen die Darstellungen aber ohne Abstriche der Wahrheit.
Paul Pandis, 53, ist Leiter der Polizei Mykonos.
Angelos Markaris, 28, ist Mitarbeiter beim Geheimdienst FYP und – wohl wichtiger – Pandis´ Ehemann
Für Angelos
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Es war unerträglich heiß und schwül. Und Kommissar Paul Pandis lag auf seinem Liegestuhl im Poolbereich des „Delano“ in South Beach, Miami.
Im Moment wäre es ihm lieber gewesen, man hätte die Flitterwochen in Ulan-Bator verbracht.
Er war zwar Grieche, aber offensichtlich ein mutierter. Er vertrug keine Hitze.
Nun war es keineswegs so, dass Angelos ihm Miami aufgezwungen hatte. Pandis hatte dem Vorschlag begeistert zugestimmt. Er dachte dabei weniger an schöne Männer – ihn interessierte ohnehin nur einer.
Aber irgendwie hatte er gehofft, in der Karibik wehe wenigstens ein Lüftchen.
Hätte er nachgedacht, so wäre ihm vielleicht der Gedanke gekommen, dass Lüftchen in dieser Region Hurricane heißen und diese sicher nicht als Zutat für Flitterwochen erwünscht sind.
Der Gedanke an seine ersten Flitterwochen mit seiner damaligen Frau Eleni ließ ihn immer noch erschaudern.
Eine Woche Kreta. Für mehr hatte es nicht mehr gereicht, nachdem Eleni das Hochzeitsgeld beider Familien mit gefühlt acht Händen ausgegeben hatte. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass er am Ende der Woche schon wusste, dass diese Ehe ein katastrophaler Fehler war.
Den er 25 Jahre nicht loswurde. Ein einziges Grauen.
Aber vielleicht muss man lange leiden, um sich damit danach Glück zu verdienen.
Und das hatte er reichlich.
Und das Glück lag neben ihm.
Angelos. Ja,ja, er war 25 Jahre jünger – und der kam freiwillig zu ihm und hatte ihn auch freiwillig geheiratet. Da Angelos weit mehr Geld hatte als er, konnte dies keine Motivation gewesen sein.
Also doch Liebe.
Keiner hatte ihnen eine Chance gegeben, zumindest hatte das jeder gedacht.
Er sucht sich später einen Jüngeren.
Er experimentiert nur.
Pustekuchen.
Pandis merkte, dass die Liebe Angelos´ aufrichtig war. Und bisher gab es keinerlei Anzeichen für Beziehungsmüdigkeit. Der Mann war von einer Friedfertigkeit, die bemerkenswert war. Nicht, dass er keine eigene Meinung hatte. Nur: die wurde ruhig und sachlich vorgetragen und dann einigte man sich.
Streit? Geschrei? Fehlanzeige.
Harmonie pur.
Da Pandis hinter jeder Ecke Pech wittert, waren die ersten Wochen für ihn schwierig.
Immer in Erwartung, es könnte …
Nein, es war ein Traum.
Und er hatte gelernt, ihn zu genießen und nicht selber madig zu machen.
Und dieser Traum lag neben ihm.
Ein in richtigen Proportionen muskulöser Körper. Ein Gesicht zum Niederknien. Und eine Seele von Mensch.
Aris sagt immer, Pandis sei im „Angelos-ist-Gott-Modus“.
Ja nun, es gab nichts zu meckern.
Keine benutzte Zahnbürste auf der Glasablage, kein herumstehendes Geschirr.
Nicht mal eine eklige Warze am Bein.
Nichts.
Das Leben war schön.
Er fragte sich zum wiederholten Male, was Angelos an ihm fand. Wenn er an sich herunterblickte, sah er die – für 53 üblichen – kleinen Röllchen am Bauch. Aber er hatte an sich gearbeitet. Ein kleiner Strandlauf pro Tag (natürlich keine acht Kilometer wie Angelos), aber Pandis war auch nicht Scharfschütze beim Geheimdienst von Beruf), ein bisschen Hanteln.
Und offensichtlich hat auch fulminanter Sex eine positive Wirkung nicht nur auf Geist, sondern auch auf die körperliche Konstitution. Und der Sex war harte Arbeit.
Weniger für ihn, als für Angelos, dem es offensichtlich Spaß machte, alles zu geben.
Und das war viel.
Herrje, wenn er an das 5-Minuten-Ritual mit seiner Frau dachte. Welch Welten lagen da dazwischen.
„Was denkt mein Kommissar?“, kam die Frage von rechts.
„Dass ich glücklich bin. Punkt! Muss ich noch den Satz „Du bist der Beste“
anhängen?“
Angelos grinste.
„Nein. Das hast Du heute schon einmal gesagt. Das reicht… Obwohl ich es gerne höre!“
Pandis lachte.
Eitel. Ja. Aber Pandis mochte das. Angelos achtet auf sich und weiß um sein Aussehen.
Umso erstaunlicher, dass er sich in Paul verliebt hatte und absolut treu war. Da war kein Zweifel.
Zwei Dinge aber nagten mitunter an Pandis.
Zum einen war es Angelos´ Beruf. Er musste alle 5 bis 6 Wochen zu einem Einsatz. Und jedes Mal war Paul paralysiert – bis Angelos heil zurückkam. Was würde er tun, wenn Angelos etwas passierte? Er würde es definitiv nicht überleben – wollen.
Und von ihm zu verlangen, seinen Job aufzugeben? Nein. Pandis wusste, dass Angelos seinen Beruf liebte. Und das musste Paul akzeptieren, mit allen schrecklichen Folgen.
Zum zweiten irritierte ihn, dass er selber auf andere Männer überhaupt nicht reagierte.
Er schaute nicht, er verspürte keine Erregung, nichts. Schwul war etwas anderes. Gibt es Sexualität, die sich nur auf einen Menschen bezieht? Frauen machten ihn auch nicht mehr an. Das war doch seltsam.
Angelos hingegen registrierte die Blicke und musste meist lachen. Zur Stärkung seines Selbstbewusstseins brauchte er es nicht.
Und trotz der großen Konkurrenz am South Beach war er ein Blickfang. Zum Spaß lief Pandis einmal fünf Meter hinter ihm. Und musste feststellen, dass sich haufenweise Männer eine Halswirbelverrenkung zuzogen.
„Hättet Ihr wohl gerne! Pech gehabt.
Meiner!“
Aber er sah in dem weißen Leinenanzug auch aus wie …
Und in dem Augenblick bekam Herr Kommissar eine Erektion. Natürlich drehte sich Angelos genau in diesem Moment um, sah es und lächelte.
Er ging die paar Meter zurück und flüsterte Paul ins Ohr: „Ich habe ein Sexmonster geheiratet. Aber Du musst schon bis nach dem Essen warten!“
Wenn´s denn sein muss.
Ihm half natürlich, dass Angelos jeden Annäherungsversuch im Keim erstickte und immer demonstrativ zu Paul ging.
Gezahlt hatte den Urlaub natürlich er.
Pandis hätte ihn sich von seinem Gehalt nicht leisten können. Angelos locker.
Betuchte Familie und Dreifaches Gehalt.
Gleich zu Beginn hatte er verkündet: „Den Satz: ‘Das kann ich nicht annehmen, will ich NIE hören. Ich kann falschen Stolz nicht ausstehen. Ich habe das Geld, ich liebe Dich und damit ist diese Diskussion ein für alle Mal beendet‘.“
Als Pandis zu einer Antwort ansetzte, ging sein „Großer“ dazwischen.
„Bei uns gibt es kein Dein und mein. Wir gehören zusammen. Wenn ich fort bin, denke ich nicht mehr an ein leeres Zuhause, so wie früher, sondern an Dich und Deine Wohnung. Und dafür bin ich dankbar. Und ich habe absolut keine Lust auf andere Männer. Warum auch?“
Pandis hatte seit dem Beginn ihrer Beziehung allerdings ein weiteres Problem.
Er war seitdem nah am Wasser gebaut. Er konnte ohne jede Regung abgetrennte Köpfe und gehäckselte Körper betrachten, war auch im Umgang mit Hinterbliebenen mitunter ruppig und taktlos, aber seltsamerweise schaffte es Angelos immer wieder, ihn zum Weinen zu bringen. Schönes Weinen.
Und Angelos liebte es, weil es ihm zeigte, dass er etwas richtig gemacht hatte.
„Ah, es kommen Tränen. Wie ich Dich dafür liebe!“
Und so lagen die beiden glücklich Tausende Kilometer von Mykonos entfernt in ihren Sonnenstühlen und dachten keine Sekunde an den griechischen Alltag.
Auf dem Rückflug nach Athen sorgte Familie Pandis für ungewolltes Aufsehen.
Die beiden Herren lagen in ihren Sesseln in der ersten Klasse und – hielten im Schlaf Händchen.
Was sie sonst nie taten.
Während die anderen Passagiere davon nichts mitbekamen, war es ein Heidenspaß für die Cabin Crew.
„Gott, sind die süß!“
„Sollen wir sie wecken?“
„Bist Du verrückt?“
„Himmel, sieht der gut aus“, meinte der schwule Flight attendant.
„Aber wirklich, schade, dass er für die Frauenwelt verloren ist.“
„Trotzdem süß.“
Im Tiefschlaf murmelte Pandis plötzlich „Vergesst es. Meiner!“
Noch nie hatte eine Cabin Crew nach dem Erreichen des Gates so gelächelt wie an dem Tag.
„Was haben die denn?“, fragte Angelos.
„Freundliche Fluggesellschaft, muss man schon sagen“, erwiderte Pandis.
Beim Passieren der Türe sagte der schwule Flight attendant zu Pandis: „Mann, haben Sie ein Glück!“
Was will der von mir?
Dienstag
Er fror.
Es war furchtbar kalt.
Und dunkel.
Er war ohnmächtig gewesen.
Jetzt wachte er langsam auf.
Und sein Sehvermögen kehrte langsam zurück.
Er war ...
…in einer Kirche.
Er lag mit dem Rücken auf etwas und war gefesselt.
Und konnte den Kopf nur unter großer Anstrengung heben.
Was war hier los? Ich bin doch nur ein deutscher Tourist? Es muss ein Missverständnis sein.
Er konnte sich nur an einen Schlag erinnern.
Dann das große Nichts.
Er hörte Schritte.
„Hellas Heil,
Chrysi Avgi,
es lebe die Goldene Morgenröte!“
Dann hielt einer der Männer seinen Kopf hoch.
Der Andere rammte ihm zwei dünne, orthodoxe Gebetskerzen in die Nase.
Und zwei weitere in die Ohren.
Schon der Schmerz in der Nase war wie ein Tornado im Gehirn.
Doch als sie die Trommelfelle durchstießen, wurde er ohnmächtig vor Schmerz.
Chrysi Avgi!
Mittwoch
Da läutete das Telefon.
Pandis verzog das Gesicht.
Er hasste dieses Gerät.
Kaum gelandet, standen sie gerade am Gate in Athen für den Weiterflug.
Dementsprechend gereizt nahm er den Anruf an.
„Pandis.“
„Hallo, Chef.“ Giorgos.
„Ich brauche Ihre Hilfe in der Kirche.“
„Wieso? Ist der Pope ins Taufbecken gefallen? Himmel, Giorgos, ich stehe noch im Flughafen in Athen. Wo zum Teufel habe ich denn einmal Ruhe vor euch?“
Back to life.
„Der Pope ist es nicht. Aber auf dem Taufbecken liegt eine Leiche. Mit Kerzen in den Ohren und Nasen.“
Pandis glaubte nicht, was er da hörte.
Er dachte immer, Rom und Dan Brown lägen weit entfernt.
Denkste!
„Giorgos, sperr´ die Kirche ab und schmeiß´ den Popen raus. Wir müssen noch nach Mykonos.“
Und das kann mit Ryanair dauern.
Sind zwar nur 22 Minuten Flugzeit, aber … „Ladies and Gentlemen, the boarding for flight 582 to Mikonos will be delayed due to late arrival of the aircraft.“
Aha.
Angelos lachte.
„Den Spruch höre ich bei jedem Flug zu Dir!“
Mittwoch
Kommissar Paul Pandis starrte auf die Leiche. Lieber Gott. Im Wortsinn. Wo warst Du, als dieser arme Kerl so traktiert wurde? Er hoffte nur, dass der Messerstich zuerst kam und ihm erst dann die Kerzen ins Ohr und in die Nase gerammt wurden.
All das in der Panagia Theotokos Pigadiotissa, der Bischofskirche von Mykonos.
Bischofskirche war etwas übertrieben, denn sie war klein, eher eine Kapelle.
Zumindest hatten die Täter ihr Arrangement nicht in Agios Nicolaos aufgebaut.
Direkt an der Uferpromenade hätte es einen Touristen-Tsunami zum Flughafen gegeben. Die Panagia lag unterhalb der Windmühlen, direkt an einem kleinen Strand, der aber von Gästen nur selten besucht wurde.
Das Würgen von Pater Nikitas konnte man sogar innen hören. Pandis hatte das Übergeben schon hinter sich.
Das Opfer lag gefesselt auf dem Taufbecken. Je eine dünne, griechische Altarkerze in Ohren und Nase. Aus allen drei Öffnungen war Blut ausgelaufen und nicht