Mykonos Love Story - Michael Markaris - E-Book

Mykonos Love Story E-Book

Michael Markaris

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Beschreibung

Die brennende Gestalt taumelte und fiel mit einem Zischen zu Boden. Ein letztes Stöhnen und es war vorbei. Kommissar Paul Pandis steht vor einem Rätsel. Ein gewöhnlicher Buschbrand entpuppt sich als Doppelmord. Doch Pandis hat noch ein viel größeres Problem: Er hat sich verliebt. In seinen Kollegen Angelos. Sein Leben wird zur zunächst (glücklichen) Achterbahn. Der fünfte Teil des Mykonos-Sextetts beruht auf wahren Begebenheiten. Da Teil 5 sich insofern von den Bänden 1 bis 4 unterscheidet (und auch von einem Gastautor stammt), erscheint er vor Band 4. Alle Fälle sind aber in sich geschlossen.

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Für Angelos s'agapó RIP

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Prolog Band 6

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Kapitel 47

Mein Angelos

VORWORT

Dieses Buch beruht auf wahren Gegebenheiten. Der größte Teil ist sogar die Wiedergabe von Geschehnissen, die sich so ereignet haben.

Zunächst wollte ich den Plot als Roman verfassen. Um es nicht zu traurig werden zu lassen, entschied ich mich für einen Krimi.

Allerdings gab es das Problem, dass bereits eine Mykonos-Krimi-Reihe existiert. Eine Konkurrenz zu schaffen, war nicht in meinem Sinne. Auf einer Insel tut man so etwas nicht.

Daher habe ich den Autor der Reihe angesprochen, ob ich seine Figur des Kommissars Pandis „entleihen“ kann.

Zunächst war er verständlicherweise skeptisch, denn seine Hauptfigur sollte mit 53 sein Coming out haben. Das würde der Leser nicht glauben. Das muss er glauben, sagte ich, der lebende Beweis sitzt hier.

Für mich war die Nähe zu den Pandis-Krimis wichtig, denn in den Krimibänden gab es bereits eine Nebenfigur Angelos, die „nur“ entwickelt werden musste.

Ein herzlicher Dank von meiner Seite aus an den Kollegen. Ich hoffe, ich habe seine Figur nicht zu sehr entfremdet.

So entstand Band 5 der Mykonos-Krimi-Reihe mit einem etwas anderen Kommissar Pandis.

Efcharisto – Danke!

Michael Markaris

Personen und Handlung sind frei erfunden, steht hier normalerweise.

Der letzte Teil des Sextetts aber beruht auf wahren Begebenheiten. Da Teil 5 sich insofern von den Bänden 1-4 unterscheidet – auch von der Thematik -, erscheint er vor Band 4. Da die Fälle in sich geschlossen sind, stellt dies kein Problem dar. Nur manche Namen und Kleinigkeiten mussten aus juristischen Gründen verändert werden.

PROLOG Band 6

Es würde brennen wie Zunder.

Er schüttete Benzin aus dem Kanister.

Ein paar Quadratmeter sollten reichen.

Dann würde der Idiot endlich verkaufen.

Er würde das Geld brauchen.

Ohne Geld kein Haus.

Und das Haus würde in wenigen Minuten verschwunden sein.

Brandstiftung? Nein! Fortschritt.

Er warf das Benzinfeuerzeug auf den Boden.

Es zischte.

Im Nu brannte es auf breiter Front.

Erstaunlich. Diese Geschwindigkeit.

Plötzlich raste ein Feuerball auf das Haus zu.

Er wusste, es war heute leer.

Er war kein Mörder, nun ja, zumindest heute nicht.

Plötzlich hörte er einen Schrei.

Und da.

Eine Flammensäule.

Nein. Das war ein Mensch.

Und der schrie und rannte.

Schrie und rannte im Kreis.

Aber wohin der Brennende auch rannte.

Feuer. Feuer.

Überall.

Und die Schreie.

Markerschütternd.

Er konnte es nicht mehr ertragen.

Er hielt sich die Ohren zu.

Allein es half nichts.

Die Gestalt taumelte und fiel mit einem

Zischen zu Boden.

Ein letztes Stöhnen.

Fort.

Er rannte fort. Nur weg von hier.

Nie würde er diese Schreie vergessen.

Er wollte doch nur….

1

Nikos und Kommissar, Verzeihung, Polizeipräsident Pandis saßen in ihrem Lieblingscafé „Da Vinci“ beim Morgenkaffee, hieß: es war 10.30 Uhr.

Pandis war ohne seinen Hausbrandt-Kaffee nicht lebensfähig.

„Wie fühlt man sich als Träger des höchsten russischen Ordens?“, fragte Aris, Pandis´ bester Freund.

„Ehrlich? Besser, wenn damit eine Belohnung verbunden gewesen wäre!“ Pandis lachte.

Plötzlich waren Sirenen zu hören.

Feuerwehr.

„Oh bitte, lass es einen Küchenbrand sein!“, sagte Pandis.

Er schaute auf sein Handy.

Die Hoffnung hielt zehn Sekunden.

„Chef! Es brennt. In Kalafati!“

WAS? Bei ihm im Dorf?

„Es ist aber nicht mein Haus, Giorgos, oder?“

„Nein, aber daneben. Der Brand ist nicht das Problem. Der Anrufer faselte etwas von einer verkohlten Leiche.“

Hieß: kein Gesicht, keine Papiere.

„Halt, Chef. Gerade bekomme ich die Meldung, dass es eine zweite Leiche gibt.“

Na bravo.

Zwei verkohlte Leichen.

Sein erster Gedanke:

Was würde wohl Katsakis sagen?

Er würde toben.

Man kann bei Brandleichen wenig obduzieren. Und sie sind äußerst zerbrechlich.

Zumindest muss man sie nicht kühlen.

Sie waren sozusagen „durch“!

2

Pandis fuhr in Richtung Ano Mera, als ihn der nächste Anruf erreichte.

„Chef, der Brand ist eher auf der Seite von Lia, nicht Kalafati. Zumindest kommt man von Lia besser zum Leichenfundort“, sagte Giorgos.

Herrgott, ist es so schwer, den richtigen Tatort durchzugeben?

Immerhin war es ihm lieber, der Brand läge in Lia, denn in Kalafati, seinem Wohnort.

Rummel vor der Haustüre mochte Pandis nicht. Leichen schon gar nicht.

Er fuhr die enge Straße durch Lia hindurch und erreichte den Strand von Lia. Oder das, was die Bewohner für einen Strand hielten.

Es war eher eine Steinwüste mit Meeresanschluss.

Was hilft die unberührte Natur, wenn sie hässlich ist?

Nach Westen hin rauchte es noch heftig. Zu sehen war ein komplett abgebranntes Haus und eine große verbrannte Fläche in Richtung Kalafati. Gott sei Dank nicht weiter.

Pandis schätzte die Entfernung zu seinem Haus auf etwa 500 Meter. Glück gehabt.

Mitten im abgebrannten Feld standen einige Personen um etwas herum.

Hier lagen also die beiden Leichen.

Pandis holte tief Luft und ging weiter.

Nichts kann einen auf verbrannte Menschen vorbereiten. Die meisten Brandopfer ersticken und verbrennen nicht.

Geschieht dies doch, so sieht der verbleibende Rest gruselig aus. Wie ein schwarzer Käfer auf dem Rücken und auf die Hälfte geschrumpft, da das Feuer die ganze Flüssigkeit im Körper verdampfen lässt.

Die beiden Opfer lagen vielleicht zehn Meter voneinander entfernt. Beide auf dem Rücken, Gliedmaßen nach oben. Nichts, rein gar nichts deutete darauf hin, dass dies einmal Menschen waren, geschweige denn welche.

Wenn ein Polizist etwas hasst, dann sind es Leichen ohne Hinweis auf die Identität. Kein Gesicht, keine Fotos. DNA ja, aber das hilft nichts, denn womit soll man sie abgleichen? Und nicht von allen Vermissten hatte man DNA-Daten.

Es würde elend werden.

Aber nicht so elend wie der Anruf bei Katsakis, seinem Pathologen.

Chronisch schlecht gelaunt, würde er Pandis unterstellen, am Zustand der Leichen schuld zu sein.

Tatsächlich war seine „Ausbeute“ der letzten Mordfälle zumindest bemerkenswert. Eine Leiche ohne Kopf, eine auf Stierhörnern, die nächste in einem Quallenfass … Er konnte Katsakis´ Abneigung gegenüber Mykonos verstehen. Normal war hier schlicht nichts.

Selbst die Leichen sind hier exzentrisch.

3

„Wem gehört das abgebrannte Haus?“ Pandis deutete auf die qualmenden Reste einer Behausung.

„Aias Lamprou“, sagte Giorgos.

„Ein Bauer, dessen Familie schon seit 200 Jahren hier wohnt.“

„Jetzt wohl nicht mehr“, brummte Pandis übellaunig.

„Witwer. Hat eine Tochter, die aber zum Zeitpunkt des Brandes nicht hier war. Sie arbeitet in der Stadt. Ich habe sie schon verständigt.“

Heißt: in wenigen Minuten steht hier eine hysterisch schreiende Frau. Nicht, dass der Kommissar etwas gegen hinterbliebene Frauen hatte, aber das Heulen und Kreischen hatte eine bestimmte Tonlage, die seine Trommelfelle zum Bersten brachte.

Warum zum Teufel sind Hinterbliebene immer weiblich? Er hatte in seiner ganzen Karriere nur eine weibliche Leiche mit einem männlichen Angehörigen. Und der war sehr gefasst. Gut, er war der Täter und so hielt sich seine Überraschung verständlicherweise in Grenzen. Halt, es gab noch eine zweite weibliche Leiche. Seine Ex-Frau. Aber da war er selber der Hinterbliebene und seine Trauer war eingeschränkt, auch wenn er Eleni niemals den Tod gewünscht hätte.

„Giorgos, Flatterleinen fünf Meter um die Fundstellen herum und Decken über… na ja, über das da.“

„Aber Chef, Katsakis …“

„ … kann mich mal kreuzweise. Der muss ja keine Angehörigen wiederbeleben, die beim Anblick des gegrillten Onkels in Ohnmacht fallen.“

Hier gab es keine Spuren zu sichern. Alles verbrannt.

Und natürlich war es Brandstiftung.

Überall der Geruch von verbranntem Fleisch und Benzin.

„Und wem gehört der Palast dort?“

„Nikos Milas. Millionär. Sieht man schon an der Größe des Anwesens. Hat sein Geld mit Schiffen, Öl und sonst was gemacht!“

„Da hätte ihm sein ganzes Geld beinahe nichts genützt.“ Das Feuer hatte 200 Meter vor seinem Anwesen gestoppt, mangels Nahrung. Denn dort gab es nichts, was hätte brennen können.

Nur Steine und Felsen.

„Frag ihn, ob er was gesehen hat. Ich rufe Katsakis an.“

Eine schwere Strafe.

Auf dem Weg zum Auto kam er an den Feuerwehrwagen vorbei.

„Danke, Jungs!“

Die Feuerwehrmänner nickten.

Nie vergessen, Helfern zu danken. Man braucht sie immer wieder.

Feuerwehr, Rettungssanitäter, Seerettung … Er betrachtete die Fahrzeuge und drehte sich entsetzt um.

„Sagt mal, aus welchem Jahr sind denn diese Oldtimer?“

„1956“, sagte Sahas, der Kommandant.

„Das gibt´s doch nicht. Damit kommt Ihr doch keinen Berg hoch.“

„Das sagen wir schon seit Jahren. Wenn es in den Villen der Reichen in Kalo Livadi brennt, können wir nichts machen, weil die Fahrzeuge den Berg nicht schaffen. Aber uns hört ja keiner zu!“

„Nur aus Interesse: was kostet denn ein neues Fahrzeug?“, fragte Pandis.

„150.000 Euro.“

„Lieber Gott. Wo soll die Stadt denn das Geld hernehmen?“

Sahas lächelte.

„Von denen da oben“, und deutete auf die Hügel von Kalo Livadi.

Pandis nahm sich vor, Bürgermeister und Hotelverband in die Mangel zu nehmen.

Denn wenn eines der Hotels am Berg in Flammen aufgehen würde, wäre die Feuerwehr mit diesem Gerät machtlos.

Es wäre vor allem ein mediales Desaster.

Da musste etwas geschehen.

Ihm selber stand ein verbales Desaster bevor.

Das Gespräch mit Katsakis.

4

„Katsakis.“

„Pandis.“

„Oh nein. Bitte nicht. Herr, verschone mich. Eine Oma, die in den Fleischwolf gefallen ist?“

Pandis lachte.

„Beruhige Dich. Ich habe zwei Leichen …

„Waaasssss??“

„Beides Brandopfer!“

Das beruhigte Katsakis. Es hieß nämlich, es gab nicht zu viel zu tun.

Zu Obduzieren schon gar nichts. Oder besser gesagt, wenig. Schwere Gewalteinwirkung könnte man feststellen, der Mageninhalt hingegen war sicherlich verdampft.

„Gut, Pandis, pack sie in die Gefriertruhe. Aber sei vorsichtig. Diese Leichen sind sehr zerbrechlich. Sie bröseln. Sollte Dir ein Malheur passieren, so verteile die Reste gleichmäßig, sodass jede Familie ungefähr das gleiche Gewicht erhält“.

„Ich fasse die bestimmt nicht an!“

„Und ich fliege garantiert nicht mit Ryanair nach Mykonos. Das reicht mir noch vom letzten Mal!“

„Wer ist denn hier der Pathologe bitte?“, raunzte Pandis in den Hörer.

„Was soll ich mit den Dingern? Verwesen tut da nichts. Also reicht es, wenn sie hier in Athen sind, sobald Du Zahnschemata hast!“

„Zahnschemata?“

„Die einzige Möglichkeit, die Leichen zu identifizieren, außer sie tragen Ringe, die nicht geschmolzen sind. Für DNS-Tests habe ich keine Mittel mehr.“

„Das wird ja heiter. Und wird Ewigkeiten dauern.“

„Tja, Pandis. Nicht alle Leichen tragen ein Schild um den Hals mit dem Namen und der Adresse drauf. Was ist gefragt? Gute, alte Polizeiarbeit.“

Arschloch.

Also muss ich jetzt warten, bis irgendwelche Vermisstenmeldungen eintreffen. Eine Leiche wird wohl der Bauer sein.

5

„Chef…“

„Giorgos, was gibt es? Himmel, ich bin beschäftigt!“

Im Da Vinci. Geht aber ihn nichts an. Stille.

„Giorgos?“

„Ja, äh, ich weiß nicht, wie ich es sagen soll?“

„Versuch´ es mit Sprechen!“

„Es geht um die Leichen“, sagte Giorgos.

„Was ist mit den Leichen?“

Pandis war schon auf 180.

„Uns ist ein kleines Malheur passiert.“

„WELCHES?“

„Die Glutnester ließen das Feuer noch einmal aufflammen und die Feuerwehr musste erneut löschen. Leider lagen die Leichen genau in dem Bereich.“

Pandis wusste, dass ihm der Rest nicht gefallen würde.

„Durch die Decken fingen sie noch einmal Feuer, ja, und, äh, durch den Wasserstrahl und das erneute Feuer haben sich Arme und Beine gelöst.“

„Verstehe ich Dich richtig? Die armen Schweine wurden ein zweites Mal gegrillt und dann auch noch gevierteilt?“

„Es ist noch schlimmer, Chef. Wir können Beine und Arme nicht mehr eindeutig zuordnen.“

Pandis wurde still. Gefährlich.

„Dann transportierst Du jetzt den ganzen Kram in das Büro, bevor die Feuerwehr alles noch in das Meer kärchert. Danach rufst Du Katsakis an und holst Dir Deinen Anschiss ab!“

„Warum ich, Chef?“

Jeder fürchtete Katsakis´ Wutausbrüche. Auch die Hinterbliebenen würden nicht begeistert sein.

„Weil die Leichen schon längst im Keller liegen sollten.“

Im wahrsten Wortsinn. Leichen kamen immer in den Keller des Rathauses, weil dort die Kühleinheit stand. Oder besser: die Tiefkühltruhe, die umfunktioniert wurde.

„Aber ich wollt…“, begann Giorgos zu protestieren.

„Ich werde Dich zu einem vierwöchigen Praktikum zu Katsakis schicken, wenn Du jetzt nicht in die Gänge kommst!“

Das ist doch nicht zu glauben!

6

„Hallo Nikos, hier Paul!“

Nikos war sein Freund beim Geheimdienst EYP.

„Das gibt´s doch nicht. Gerade wollte ich Dich anrufen!“