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Die Arche Noah ist sicher das bekannteste Schiff der Menschheit. Obwohl die Beschreibungen im 1.Buch Mose der Genesis zur Landung der Arche nur vage sind, gibt es doch zahlreiche Berichte von einer Entdeckung des Schiffes. Dennoch erwiesen sich bislang alle Funde als Fehlschläge. Ist dieses Schiff am Ende doch nur das Produkt der Fantasie und als Bild einer Rettung gedacht? Das Buch schildert die Suche nach diesem Bild und dessen Hintergründen. Es zeigt aber auch, dass bereits im Bauplan der Arche jenes Rätsel verborgen ist, nachdem Forscher seit Jahrhunderten suchen.
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Seitenzahl: 201
Veröffentlichungsjahr: 2020
Und der Herr sprach zu Noah: Geh in die Arche, du und dein ganzes Haus; denn dich habe ich für gerecht befunden vor mir zu dieser Zeit.
Erstes Buch Mose (Genesis) (1.Mose 7,1)
Die Arche Noah ist wohl das berühmteste Schiff der Welt. Über dessen Bau und die anschließende Fahrt über das Flutmeer wird in der Genesis ausführlich berichtet. Weniger detailliert ist da-gegen die Angabe zum Ort ihrer Landung, nach dem Sinken des Wasserspiegels Während in der ersten Fas-sung der Bibel, der Vulgata, noch von den Bergen Armeniens die Rede ist, wird in der zweiten Ausgabe der Ort bereits näher präzisiert. Dort ist nun vom montes Ararat, dem Berg Ararat die Rede. Dieser Berg war seit dem Mittelalter dass Ziel zahlreicher Forscher, die hier den Beweis für die biblische Erzählung suchten. So gab es auf dem Ararat immer wieder Funde, die mit der Arche Noah in Verbindung gebracht wurden. Aber auch deren Größe und Ladekapazität waren in der Vergangenheit Gegenstand zahlreicher Untersuchungen die jeweils zu unterschiedlichen Ergebnissen gelangten. Trotz der bislang ausgeblieben, stichhaltigen Beweise für die Existenz der Arche Noah ist die Faszination dieses Schiffes ist ungebrochen und es wartet noch immer darauf entdeckt zu werden.Doch diese Entdeckung kann aber nicht auf dem Sehnsuchtsberg Ararat gelingen, sondern nur an einem ganz anderen Ort.
Wir suchen die Wahrheit, finden wollen wir sie aber nur dort, wo es uns beliebt.
(Marie von Ebner-Eschenbach)
Danksagung
Die Recherchen erforderten eine Menge an Recherchen, Überlegungen und Diskussionen. Für das geduldige Zuhören, die notwendigen Korrekturen, wie auch für den unermüdlichen Gedankenaustausch zu den kulturhistorischen Aspekten des Themenkomplexes Arche Noah bin ich meiner Frau Sabine Lutzeier sehr dankbar. Aber all die Gedanken benötigen Recherchen und notwendiges Quellenmaterial. Deshalb bedanke ich mich auch bei unserer Tochter Rebecca für ihre ausdauernde Geduld und Zielstrebigkeit bei ihrer Suche nach geeigneter Literatur und Bildern.
Reinhard Gunst
Mythos Arche Noah Das Geheimnis des Schiffes
© 2019 Reinhard Gunst
Umschlag, Illustration: Reinhard Gunst
Lektorat, Korrektorat: Sabine Lutzeier
Weitere Mitwirkende: Rebecca Lutzeier
Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN
Paperback
ISBN 978-3-347-06963-3
Hardcover
ISBN 978-3-347-06964-0
e-Book
ISBN 978-3-347-06965-7
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Inhaltsverzeichnis
1 - Das Disneyland des Kreatonismuus
2 - Die Suche der Arche Noah
3 - Die Kapazität der Arche
4 - Das Schiff der Hoffnung
5 - Die Schifffahrt zur Flutzeit.
6 - Der Ararat, ein Sehnsuchtsberg
7 - Heilige Berge
8 - 1656, das Jahr der Sintflut.
9 - Flutmythologien
10 - Fluten in der Geschichte
11 - Das Trauma des Unterganges
12 - Darwin und die Flut.
13 - Die biblische Quellen
14 - Noach, der 10. Patriarch
15 - Noach, der erste Hirte
16 - Der mythische Bärenhüter
17 - Zahlen und Buchstaben
18 - Die Symbolik der Zahlen
19 - Die Botschaft von Atlantis
20 - Der Kasten der Arche
21 - Die Botschaft der Zahlen
22 - Strafe und Staat
Literaturverzeichnis
Bildverzeichnis
01 - Das Disneyland des Kreatonismuus
Wer nichts weiß, muss alles glauben
(Marie von Ebner-Eschenbach)
Die Arche im Arc Encounter Park Foto Cimerondagert
Die Arche Noah erregt auch heute noch die Fantasien der Menschen. Da die zahlreichen Forscher ihre Überreste auf dem Ararat nicht finden konnten, machten sich von der Existenz der Arche überzeugte daran das Schiff Noahs nachbauen. Einer der ersten, der Noah`s Plan realisierte, ist der Niederländer Johann Huibers. Im Schlaf, so seine Erklärung, sah er wie die Niederlande überflutet werden und ist deshalb fest davon überzeugt, dass eine Fluten kommen wird. Mittlerweile hat er seine Arche gebaut, die in Dordrecht, südlich von Rotterdam vor Anker liegt.
Huibers versichert, dass er sich mit den Maßen seiner Arche, die eine Länge von 130m, eine Breite von 29 Metern und eine Höhe von 23 Metern aufweist, an die Maße seines Vorbildes gehalten hat. 20 Jahre dauerte dieses Projekt, das mittlerweile die stolze Summe von 1Million EUR verschlungen hat.
Johans Arche in Schagen, Foto Ceinturion
Einen Eindruck von Noahs Schiff und seiner Rettung der Tiere soll der Innenraum seiner Arche vermitteln. Dort befinden sich Tierfiguren der bekannten Gattungen, wie Löwen, Elefanten oder Bären. Ein Streichelzoo mit Schafen und Hasen soll dennoch den Hauch einer lebendigen Atmosphäre ausstrahlen, so wie sie Huibers in der echten Arche vermutet.
Doch sein Anliegen war es nicht die Arche als pittoreskes Bild wieder auferstehen zu lassen, sondern die Menschen dazu zu bringen auch Fragen zu stellen und darauf eine Antworten suchen. Mit diesen Antworten sollen sie nach seiner Überzeugung letztlich zu Gott finden.
Ein ungleich größeres Projekt verfolgt die christlich-fundamentalistsche Organisation Answers in Genesis, kurz AiG genannt. Ihr Präsident Ken Ham investierte bei Lawrenceburg in der Nähe von Cincinnatti ungefähr 100 Millionen Dollar, um dort den Erlebnispark Arc Encounter zu errichten, dessen Mitte aus einer freien Nachbildung der Arche besteht.
Auch hier bezogen sich die Erbauer bei den Abmessungen des Schiffes auf das Urbild Noahs. Doch bereits die äußere Silhouette zeigt, dass das Projekt deutliche Ähnlichkeiten mit dem modernen Schiffsbaues aufweist.
Um die Arche im Zentrum des Parks gruppiert eine ganze Erlebnislandschaft, welche die biblische Geschichte erklären soll. Dazu gehören ein Dorf aus dem Nahen Osten, ebenso wie eine Nachbildung des Turms von Babel. Bei allen Bauten beriefen sich die Initiatoren des Parks auf eine wortwörtliche Auslegung biblischer Texte. Naturgemäß birgt dieses Denken Widersprüche zum heutigen naturwissenschaftlichen Weltbild.
Doch sie zählen sich zur Bewegung der Kreatonisten, die eine Erschaffung der Welt im Zeitraum der von biblischen Texten angegeben Zeiträumen für realistisch ansieht. Deshalb liegt das Schwergewicht des Parks auch nicht im reinem Entertainment, wie dies in Freizeitparks wie Disneyland oder dem Universalpark der Fall ist, sondern er soll ganz der religiösen Erziehung dienen. In ihrem Selbstverständnis sieht sich AiG als eine christliche Gemeinschaft, die mit diesem Park auch die christliche Botschaft vermitteln will. Diese will sie in ihren ureigensten Worten darstellen.
Obwohl seit den Tagen der Sintflut eine gewaltige Zeitspanne liegt, sieht die Organisation AiG heute Parallelen zum 1. Buch Mose, in dem die Erde als ein Ort voller Frevel beschreiben wird. Die, so die Organisation sind heute in den Erscheinungsbildern einer säkularen Kultur zu vergleichen, die mit den wertkonservativen und bibeltreuen Vorstellungen nicht mehr zu vereinbaren sind. Eine Ausstellung rund um den Nachbau der Arche, die umfangreiches Lehrmaterial anbietet, sowie Filme, Bücher und Spiele, soll Interessierte mit der Welt einer bibeltreuen Lehre vertraut machen.
Ein ähnliches Ziel verfolgte die Gesellschaft Genesis Land mit ihrem gleichnamigen Themenpark in der Nähe von Heidelberg. Dort sollte auf einer Fläche von 50ha eine Summe von 80 Millionen EuR für eine Genesis Themenwelt investiert werden. Ziel war es, damit jährlich etwa 60000 Besucher anzulocken und sie mit dem Schöpfungsverlauf der Bibel vertraut zu machen. Auch hier war als Zentrum ein Nachbau der Arche Noah gedacht, wenngleich nicht als Abbild, sondern im übertragenen Sinn als große Bauform. Sie sollte die Veranstaltungsräume und das Museum unter einem Dach vereinen.
Das Genesis-Konzept sah einen Park vor, der in drei Teile gegliedert ist. Im linken Teil sollte die Epoche von der Schöpfung bis zum Zeitpunkt der Sintflut gezeigt werden, in der Mitte der Neubeginn der Menschheit nach der Sintflut bis zum Propheten Maleachi und im letzten die 16 Schriftpropheten die das Alte Testament in der Zeit um 400 v. Chr. abschließen. Als Herz dieses Teilstückes war der Pavillon Erde gedacht, dessen äußere Gestalt an die Form eines Schneckenhauses erinnert. In dessen Innern waren 7 Räume geplant, in denen jeweils einer der 7 Schöpfungstage multimedial präsentiert werden sollten. Diese Präsentation sollte die Besucher die Widersprüche des Sintflut-Berichtes zum heutigen wissenschaftlichen Weltbild klären.
Im rechten Teil des Parks sollte dann die Zeit von Christus bis zur Vollendung des biblischen Heilsplanes und der Erschaffung eines Neuen Himmels auf Erden dargestellt werden. Für dieses Themenfeld war ein Pavillon in Gestalt von 4 Blütenbättern vorgesehen, der den Titel Luft und Geist trug. In den vier Räumen sollten die Besucher mit den vier Lebensabschnitten von Christus bis zu seiner Himmelfahrt vertraut gemacht werden. Laut der Projektdarstellung der Gesellschaft Genesis-Land war der Park als ein konfessionsübergreifendes Werk, sowie als ein Gemeinschaftswerk von Menschen gedacht, die sich zum christlichen Glauben bekennen.
Trotz dieses Zieles, stieß das Projekt auf heftige Kritik auf Seiten der Evangelischen Kirche. Gegenüber dem epd (Evangelischen Pressedienst) äußerte sich der württembergische Weltanschauungsbeauftragte Hansjörg Hemminger, dass ein solcher Themenpark bei der Vermittlung des Glaubens nur im Weg stehe.
Hintergrund des Streits war auch die im Themenpark zur Schau gestellte konsequente Ablehnung von Darwins Evolutionstheorie, denn sie ist eine der Eckpfeiler der modernen Wissenschaft.
02 - Die Suche der Arche Noah
Wir suchen niemals die Dinge, sondern das Suchen nach ihnen
(Blaise Pascal)
Noahs Einzug in die Arche,, Hans Jordaens, um 1600,, Residenzgalerie Salzburg
Unter den ersten die nach der Arche suchten, war ein Mönch mit dem Namen Hakob. Laut einer Erzählung soll er im 4. Jahrhundert aus dem von ihm gegründeten Kloster Sankt Hakob am Osthang des Ararat aufgebrochen sein, um die Arche zu suchen. Nachdem er auf dem Abhang des erloschenen Vulkans einige Zeit hilflos umherirrte, zeigte Gott Erbarmen mit ihm und ließ Hakob über einen Engelsboten ein Stück vom Holz der Arche zukommen. Dieses Stück soll dann in dem südlich von Akori gelegen Kloster aufbewahrt worden sein, das im Jahr 1840 bei einem Erdbeben zerstört wurde. Eine im 12. Jahrhundert verbreitete Legende brachte die Lage des Klosters in direkten Zusammenhang mit Noah: Er soll hier am Osthang des Ararat, nach dem Rückgang des Wassers die ersten Weinreben gepflanzt haben.
Die Gesteinsformation bei Doğubeyazıt, anderer Blickwinkel, 2009, Foto Rudolf Pohl
Bis in die Gegenwart versuchten Forscher und Abenteurer auf den Spuren des Schiffes zu finden, das Hakob verborgen geblieben war. Einige von von ihnen hinterließen ihre Spuren in der Geschichte, wie Prince John Joseph Nouri, ein Bischof aus Bagdad. Er war der festen Überzeugung, auf dem Ararat die Reste der Arche gefunden zu haben und wollte Teile von ihnen auf der Weltausstellung in Chicago ausstellen, doch die türkische Regierung verweigerte Nouri die Genehmigung, die eventuellen Beweise dafür mit Hilfe einer Expedition zu bergen.
Im Sommer 1916 machten Verlautbarungen einer russischen Expedition erneut Hoffnung auf einen Beweis für die Arche. Doch von den Unterlagen, welche Holzreste des Schiffes dokumentieren sollten, fehlt bis heute jede Spur. Neuere Erkenntnisse über den möglichen Verbleib der Arche nach der Flut tauchten erst wieder nach einem Erkundungsflug einer Airforce-Maschine im Jahr 1949 auf.
Auf den während des Fluges gewonnenen Aufnahmen entdeckten Auswerter eine ungewöhnliche Struktur auf der Nordseite des Berges: Sie ging als Ararat-Anomalie in die Geschichte ein. Da sich die Fläche zwischen der Türkei und der Sowjetunion befand, unterlagen die Bilder aber strengster Geheimhaltung und wurden erst 1995 freigegeben.
Auch eine erneute fotografische Aufnahme der Anomalie durch den kommerziellen Erkundungssatelliten Ikonos brachte keine eindeutige Klärung. Bergsteiger identifizierten sie letztendlich als eine vom Eis bedeckte zerklüftete Felsformation. Erst in den 60er Jahren gab es erneute Versuche, einen Beweis für die Existenz der Arche zu erbringen. Einer der zahlreichen Abenteurer, die glaubten, ihre Überreste gefunden zu haben, war der französische Industrielle Fernand Navarra.
Er war zusammen mit seinem Sohn 1955 in einer Spalte des Ararat-Gletschers auf einen 1,5 Meter langen Holzbalken im Eis gestoßen. Um ihn durch die Kontrollen schmuggeln zu können, hatte ihn Navarra zerkleinert und dann in Frankreich untersuchen lassen. Die Untersuchungen des Holzes in unterschiedlichen Laboratorien ergaben ein Alter von ca. 5.000 Jahren, wobei dies durch eine späteren Untersuchung deutlich reduziert wurde.
Nur zwei Jahre nach dem vermeintlichen Fund kam erneut Bewegung in die Suche, als der türkischer Pilot İlhan Durupınar bei einer Luftaufnahme für das geodätische Institut der Türkei eine auffällige Struktur fotografierte. Diese Struktur entsprach in Form und Umrissen einem größeren Schiff. Ein Photometrie-Spezialist der Universität von Ohio untersuchte anschließend die Aufnahmen und war sich dabei sicher, dass das Objekt tatsächlich ein Schiff darstellte.
Dennoch unterblieb lange Zeit eine Expedition in das fragliche Gebiet. Erst eine im Jahr 1960 erschienene Fotoreportage im Life Magazin, in dem Luftaufnahmen vom den Gebirgsstock des Ararat, ungefähr 20 Kilometer vom eigentlichen Gipfel entfernt, von scheinbar deutlichen Umrissen eines größeren Schiffes veröffentlicht wurden, kam wieder Bewegung in die Suche nach der Arche.
Die Fotos veranlassten den Amateur-Archäologen Ronald Wyatt, der Frage nachzugehen und die Stelle aufzusuchen. 1977 gelang es ihm endlich, dafür eine Genehmigung zu erhalten. Wyatt fand etwa 25 km entfernt von der schiffsähnlichen Struktur eine größere Anzahl geometrisch geformter Steine und glaubte, dass sie bei der Strandung der Arche aus dem Schiffsrumpf herausgebrochen seien.
Er identifizierte die Steine mit ähnlich aussehenden Ankersteinen, wie er sie aus Abbildungen alter Mittelmeer-Schiffe kannte. Auf Grund der Größe und der auffälligen Löcher schloss Wyatt, dass sie als Ballast gedient hatten, um die Arche bei schwerem Seegang im Kielbereich zu stabilisieren.
Dieser Fundort lag bei einem Dorf, das bezeichnenderweise den Namen `Platz der Acht´ trug, was auf die Anzahl der Menschen verweist, die angeblich mit der Arche gerettet wurden. Doch blieben Wissenschaftler, die seine Fotos begutachteten, skeptisch: Sie hielten die in den Steinen eingemeißelten Symbole für Zeichen der frühen armenischen Christen. Wyatt ließ sich dennoch in seiner Überzeugung nicht erschüttern - er hielt die Kreuze auch weiterhin für Zeichen, welche die gerettete Familie Noahs abbildeten.
Da die vorgefundene schiffsähnliche Struktur aber zum großen Teil in steiniger Erde steckte, hätte die weitere Erkundung Wyatts die zur Verfügung stehenden Mittel weit überstiegen. Aber er war ein religiöser Mann, der sich von Gott zur Entdeckung dieses wichtigen Fundes berufen sah. Zudem glaubte Wyatt, in einer Endzeit zu leben, in der er einen geistlichen Kampf für die Wahrheit führen musste. Somit suchte er nach einem anderen Weg, um an das Innere der Struktur zu gelangen.
Wyatt wusste sich zu helfen und betete zusammen mit Freunden für ein lokales Erdbeben, das die Struktur freilegen sollte. Tatsächlich ereignete sich wenig später, am 25. November 197,8 ein Erdbeben, dass den gewünschten Erfolg zeigte, und etwa sechs Meter Boden anhob.
Für Wyatt war es nun offensichtlich, dass dies der Schiffsrumpf der Arche war, dessen versteinerte Rumpfspanten nun zutage traten. Da die Struktur bei der Hebung des Geländes auseinander gebrochen war, konnten Wyatt und sein Team nun tief aus dem Innern Materialproben entnehmen.
Zu ihrer Verwunderung stießen sie auf völlig unerwartete Materialien: die Proben enthielten hohe Anteile verschiedener Metalle, wie Eisen und Aluminium. Beides sind jedoch Metalle, die nach Erkenntnissen der Wissenschaft zur Zeit Noahs noch gar nicht bekannt sein konnten. Sofort warfen Kritiker Wyatt vor, mit gefälschten Proben an die Öffentlichkeit gegangen zu sein, denn die Materialien glichen tatsächlich verblüffend Abfallprodukten moderner Verhüttungstechnik. Da sie aus dem unteren Teil der Struktur stammten, mussten sie aber nach Wyatts Überzeugung zum Ballast der Arche gehört haben.
Das Bild eines Schiffskörpers gaben auch die Bodenradaruntersuchungen wieder: Sie zeigten eine regelmäßige Struktur, wie sie auch Schiffsspanten aufwiesen. Wyatt und sein Team waren nun vollkommen überzeugt, nun endlich am Ziel zu sein. Mit Hilfe einer 3-D-Zeichnung visualisierten sie ihre Erkenntnisse.
Dabei entstand der Rumpf einer spitz zulaufenden Schiffsform mit 2 Querspanten. Doch die zahlreichen Vorsprünge innerhalb der Struktur wichen erheblich von der in der Bibel genannten Form ab. Trotz den Einwände zahlreicher Wissenschaftler kam ein Gremium türkischer Gutachter nach der Untersuchung aller Daten 1986 zu dem überraschenden Schluss, dass die von Wyatt untersuchte Struktur tatsächlich die Arche Noah ist.
Daraufhin wurde der Entdecker im Februar 1987 vom Gouverneur des Agril-Distriktes, in dem sich die Fundstelle der Arche Noah befindet, eingeladen, um vor der Presse das Ergebnis der Untersuchungen zu verkünden. Wenige Jahre später meldeten sich jedoch Wissenschaftler zu Wort, die sich ebenfalls mit der schiffsähnlichen Struktur befasst hatten: Unter ihnen war Prof. Dr. John Baumgardner. der an Wyatts Untersuchungen beteiligt gewesen war.
Er hatte zusammen mit türkischen Geologen das Gelände der Fundstelle geophysikalisch untersucht und Gesteinsproben gewonnen. Auf Grund ihrer Ergebnisse kamen sie wiederum zu dem Schluss, dass es sich bei der von Wyatt als Arche erklärten Formation lediglich um eine natürliche geologische Besonderheit handele - entstanden durch eine Schlammlawine, die um ein erhöhtes Hindernis geflossen war und so eine schiffsähnliche Form erzeugt hatte.
Neue Hoffnungen auf Entdeckung der Arche weckten erst wieder die vermeintlichen Erkundung eines chinesischen Teams unter der Leitung von Panda Lee im Jahr 2010. Deren ausführliche Dokumentation zeigte mehrere mit Holzbohlen beplankte Räume, die von einer mächtigen Holzkonstruktion getragen wurden.
Da der Fund teilweise noch vom Eis bedeckt war, schien es plausibel, dass der Ararat-Gletscher nun endlich die Arche freigegeben hatte. Zusätzlich entdeckten Panda Lee und sein Team im Eis noch zahlreiche weitere, zerbrochene Holzfragmente, die sie für den Beweis für den hier gestrandeten Rumpf der Arche hielten.
Für den überraschend guten Erhaltungszustand des Fundes, der auf einen Alter von knapp 5.000 Jahren geschätzt wurde, machte der beteiligte türkische Geologe Dr. Ahmet Özbek die lokalen Bedingen an der Eisgrenze des Ararat verantwortlich. Doch die Geldgeber der Forschungen, der `The Media Evangelism Limited´ ließen Kritiker bereits zu Beginn an der Seriosität der Untersuchungsergebnisse zweifeln. Deshalb wurden Lees Funde auch bald für die Reste eines eines größeren Gebäudes gehalten, das dort während eines temporären Rückzuges des Gletschers errichtet worden war. Auch Randall Price, Archäologe und zugleich Theologe, blieb skeptisch und entlarvte den Fund als geschickt inszenierten Betrug, auf den Panda Lee und sein Team hereingefallen waren. Tatsächlich gelang es Price, im Gebiet rund um den Ararat, einige am Betrug Beteiligte ausfindig zu machen. Sie hatten im Auftrag des kurdischen Bergführers und Unternehmers Ahmet Ertugrul eine Kulisse aufgebaut, welche die Reste der Arche vortäuschen sollte. Nur kurze Zeit vor dem Eintreffen der Expedition hatte die Gruppe Holzteile mit Maultieren bis zur Eisgrenze transportiert und dort zusammengebaut. Während der Arbeiten glaubten alle Beteiligten dass dies eine Filmkulisse sei und waren entsprechend überrascht, als sie vom angeblichen Fund der Arche erfuhren. Da die Arbeiten an der Àrche erst kurz vor Panda Lees Expedition abgeschlossen wurden, kann hier wohl auf ein abgestimmtes Vorgehen aller Akteure geschlossen werden.
Die chinesische Erkundung war die vorerst letzte Expedition die ernstzunehmende Funde verkündete. All diese Expeditionen waren aber durch ihr Glaubensumfeld geprägt, das sie wohl zu einem Fund verpflichtet hatte. Sie entstammten sämtlich aus dem Umkreis bibeltreuer Christen, die fest an die dort geschilderten Zeitabläufe glaubten.
Neben dem Ararat geriet das etwa 320 Kilometer südwestlich gelegene Cudi Dagh schon früh in den Fokus der Entdecker. Dieser Berg liegt dort, wo schon anfangs der Landeplatz der Arche vermutet wurde.
Klosterruine auf dem Cudi Dağı, 1909, Aufnahme von Gertrude Bell.. Wiki gemeinfrei
Der Engländerin Getrude Bell gebührt der Verdienst, als erste Frau diesen Berg bestiegen zu haben um dort das Geheimnis der Arche zu erforschen. Den Überlieferungen des Koran folgend soll sie dort und nicht auf dem Ararat gestrandet sein. Nachdem Bell 1886 als erste Frau in Oxford ihre Studien in Zeitgeschichte abgeschlossen hatte, fiel es der gebildeten und wissbegierigen Frau schwer, im bürgerlich-gesellschaftlichen Leben Londons Fuß zu fassen. Eine Reise, die sie 1893 mit ihrer Stieftante nach Teheran führte, bildete einen Wendepunkt in ihrem Leben: Fortan interessierte sie sich für die Geschichte des Orients und die Archäologie.
Während eines Aufenthalts im heutigen Gebiet des Irak bestieg sie 1909 den Berg, wo sie dann auf die Überreste des Noah-Klosters stieß, das sie fotografierte. Dort erfuhr Bell auch, das sich zu dieser Zeit noch Angehörige der Christen, Muslime und Jesiden regelmäßig zu Pilgerfesten zusammenfanden, um dort dem Patriarchen Noah zu gedenken.
Diesen Fundort propagiert auch der deutsche Filmregisseur Timo Roller, der in seinem 2014 erschienen Buch `Das Rätsel der Arche Noah´ neue Erkenntnisse dazu veröffentlichte. Da der Berg aber in einem politischen Spannungsgebiet liegt, war es bislang nur wenigen Fachleuten, wie dem amerikanischen Forscher Bill Crouse, möglich, vor Ort zu forschen.
Roller stützte sich bei seinen Behauptungen vornehmlich auf die eigene Auswertung von Luftbildern und auch auf die Ergebnisse der Grabungen von Crouse. Der hatte längere Zeit damit verbracht, in den Ruinen des Noah-Klosters zu forschen. Roller ist überzeugt, dass genau dort das letzte Puzzleteil eines Bildes zu finden ist, das antike Zeugnisse und Überlieferungen aufzeigen. Ein weiteres Argument in Rollers Behauptung ist auch, die Nähe des Berges Cudi zum einstigen Reich der Sumerer und sowie die Nähe zur archäologischen Ausgrabungsstätte Göbekli Tepe.
Da dieser Ort von zahlreichen Forschern als eines der ältesten Heiligtümer der Menschheit betrachtet wird, wäre somit eine Verbindung zur Arche denkbar. Legt man jedoch die strengen Maßstäbe an, mit denen auch die Funde auf dem Ararat beurteilt wurden, so bietet auch der Cudi Dagh keine wirklich greifbaren Beweise für eine Landung der Arche.
03 - Die Kapazität der Arche
Ohne Spekulation gibt es keine neue Beobachtung.
(Charles Darwin)
Illustration aus der Schedel'schen Weltchronik, Blatt 11r
Durch die Entwicklung der Naturwissenschaften im 15. Jahrhundert und das Zeitalter der Entdeckungen entstand eine neue Sicht auf die Arche Noah. Nicht mehr allein die biblischen Texte zählten mehr zur Vermittlung, sondern das nun zur Verfügung stehende Wissen diente dazu, das Überlieferte zu beweisen.
Zahlreiche Gelehrte beschäftigten sich damit, die Angaben in der Genesis mit ihren Berechnungen zu untermauern. Bedingt durch die wachsenden naturwissenschaftlichen Erkenntnisse waren inzwischen zahlreiche Fragen aufgeworfen worden, für die nach Erklärungen gesucht wurde. So veröffentlichte der spanische Theologe Alfonso Tostada im 15. Jahrhundert die erste detaillierte Beschreibung über das Innere der Arche.
Bei seinen Überlegungen zur Rekonstruktion des Innenraumes berücksichtigte er ebenso die Entsorgung der Exkremente, wie die notwendige Zirkulation der Frischluft. Im 16. Jahrhundert wagte sich schließlich der französische Mathematiker Johannes Buteo daran, die Maße der Arche zu prüfen.
Eine der zentralen Fragen, welche die Gelehrten beschäftigte, war die Verteilung der Tiere nach dem Stranden der Arche auf die entfernt liegenden Länder. Die plausibelste zeitgenössische Erklärung wurde in der Zerstreuung der Völker nach dem Unter-gang der Stadt Babylon gesehen.
In diesem Gedankenmodell nahmen diese die Tiere in ihre neue Heimat mit.
Eine weiteres Modell stellte den Berg Ararat in in die Mitte der Überlegungen: Es sah unterschiedliche Klimazonen an dem Berg vor, in denen die verschieden Tierarten nach der Flut lebten. Eine Veränderung dieser Zonen soll dann die Tiere nach und nach zur Abwanderung gezwungen haben.
Noahs Arche, Gemälde von Edward Hicks, 1846
Auch der Universalgelehrte Athanasius Kircher beschäftigte sich am Ende seines Leben mit Studien zur Arche. Wie alle Gelehrten zu jener Zeit, glaubte auch er an die buchstabengetreue Wahrheit biblischer Texte, die es mit wissenschaftlichen Methoden zu beweisen galt. Bei seiner Überprüfung der Chronologie der Ereignisse im alten Testament, ermittelte er das Jahr 4053 v. Chr. als das Datum der Erschaffung der Welt. Wie im Turm zu Babel sah Kircher in der Arche Noah nicht allein ein biblische Schilderung, sondern auch ein historisches Ereignis.
So erstellte er in seiner Studie der Arche eine maßstabsgerechte Zeichnung des Innenraumes, in der die genaue Einteilung der 3. Kapitel der Genesis geschilderten Stockwerke zu sehen ist.
Im Kielraum sah Kircher die Käfige für Schlangen und im ersten Stock die Stallungen für sämtliche Säugetiere vor. Allerdings schloss er hier die Unterbringung sämtlicher Mischwesen aus. Im mittleren Stockwerk sah er die Unterbringung der gesamten Nahrung und der Futtervorräte vor, und im obersten Stockwerk die Volieren für Vögel und den Raum für Noah und seine Begleiter.
Keinen Platz räumte Kircher den Raupen, Faltern und Käfern ein, ebenso auch keinen für die Pflanzen. Bei ihnen setzte er voraus, dass sie die Flut auch so überstanden und sich nach dem Sinken des Wasserspiegels wieder vermehrt hätten.
Athanasius Kircher: Arca Noë, Schnittzeichnung, Foto sammlungonline.mkg-hamburg
Neue Impulse in Bezug auf vermeintliche Nachweise zur Funktionsfähigkeit der Arche gab es erst wieder Mitte des 20. Jahrhunderts, als die Bewegung der Kreatonisten versuchte, das bislang von der Wissenschaft akzeptierte Modell der Evolution zu hinterfragen.
Diese Sicht ließ auch das in vergangenen Epochen als real betrachtetes Schiff zu einem skurril anmutenden Hausboot werden: Einer vergrößerten Nußschale gleich, erscheint es auch häufig abgebildet in Kinderbüchern. Doch die überlieferten Maße der Arche rechtfertigen diese Nußschalen-Form in keinster Weise. Im Vergleich zu Segelschiffen wurde sie in einer Größe beschrieben, die im Schiffbau erst in der Mitte des 18. Jahrhunderts erreicht wurde.