Nachhaltige User Experience - Monika Schirmeier - E-Book

Nachhaltige User Experience E-Book

Monika Schirmeier

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Beschreibung

Nachhaltigkeit gehört zu den zentralen Anliegen der heutigen Gesellschaft und Unternehmen stehen zunehmend vor der Herausforderung, nachhaltiges Handeln in alle Bereiche ihrer Geschäftstätigkeit zu integrieren. Gleichzeitig spielt sie eine wesentliche Rolle im UX-Prozess, da Gestaltungsentscheidungen direkt beeinflussen, wie ressourcenschonend, sozial verträglich und wirtschaftlich tragfähig digitale Produkte sind. Das Buch bietet einen Leitfaden, wie Nachhaltigkeit gezielt in die User Experience eingebunden werden kann, um langfristig positive Effekte für Umwelt, Gesellschaft und Unternehmen zu erzielen. Während das Management für die strategische Ausrichtung und Ressourcenallokation verantwortlich ist, liegt es an den Designer:innen und dem gesamten Umsetzungsteam, diese Vision in konkrete Produkte umzusetzen. Inhalte: - Warum Nachhaltigkeit für Gesellschaft und Unternehmen unverzichtbar ist     - Zwischen Mensch, Umwelt und Wirtschaft – die drei Dimensionen nachhaltiger UX - Nachhaltige UX in der Praxis – Grundsätze für eine verantwortungsvolle Gestaltung - Digitale Teilhabe und Barrierefreiheit ist mehr als ein Nice-to-have - Managementansätze für nachhaltige UX – Strategien und Methoden, die Wirkung zeigen - Herausforderungen nachhaltiger UX und mögliche Lösungsansätze    

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Seitenzahl: 305

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

InhaltsverzeichnisHinweis zum UrheberrechtImpressumVorwortKnowledge is powerDanksagungEinleitung1 Entwicklung der Nachhaltigkeit – ein historischer Überblick1.1 Meilensteine auf dem Weg zur Nachhaltigkeit1.2 Strategische Wendepunkte für Unternehmen1.3 Wie sich Nachhaltigkeit in digitalen Erlebnissen ­entwickelt1.4 Zusammenfassung und Fazit2 Das Fundament: Wie passen User Experience und Nachhaltigkeit zusammen?2.1 Usability – effektiv, effizient und zufriedenstellend ­zugleich2.2 UX und User-Centered Design: Der Mensch im Fokus2.3 Life-Centered Design – ganzheitlich denken2.4 Fazit3 Warum Nachhaltigkeit für Gesellschaft und Unternehmen unverzichtbar ist3.1 Gesellschaft im Wandel – Nachhaltigkeit geht uns alle an!3.2 Unternehmen in der Pflicht – die Brücke vom ­Konsumwandel zum Umweltschutz3.3 Nachhaltigkeit als Vorteil – Chancen für ­zukunftsorientierte Unternehmen3.3.1 Konsumverhalten im Wandel3.3.2 Zweifel und Risiken aus Unternehmenssicht3.3.3 Talentsuche – Nachhaltigkeit als Attraktivitätsfaktor 3.4 Zusammenfassung und Fazit4 Wie sich User Experience auf die Zielgruppe auswirkt4.1 Konventionelle User Experience – der bewährte Weg zur Zufriedenheit4.2 Von Zufriedenheit zur Verantwortung – wie ­Nachhaltigkeit User Experience bereichert4.3 Fazit5 Wie lässt sich ein Bewusstsein für ­Nachhaltigkeit schaffen?5.1 Wie Menschen entscheiden – Denk- und ­Entscheidungsprozesse verstehen5.1.1 Daniel Kahnemans Systemdenken: Wo Gewohnheiten entstehen5.1.2 Don Normans Perspektiven: Wie Menschen wahrnehmen und reagieren5.1.3 Wie lassen sich die Erkenntnisse von Kahneman und Norman nutzen?5.1.4 Fazit5.2 Von der Theorie zur Praxis – Rahmenwerke der ­Verhaltenssteuerung5.2.1 Behavioural Design – Verhaltensänderung mit Motivation, Fähigkeit und Auslöser 5.2.2 Hook-Modell – Gewohnheiten gezielt formen5.3 Praktische Methoden zur Förderung nachhaltigen ­Verhaltens5.3.1 Green Nudging – sanfte Anstupser in Richtung Umweltbewusstsein5.3.2 Storytelling – mit einem narrativen Ansatz Nachhaltigkeit erlebbar machen5.3.3 Green by Default – Standardoptionen als Hebel für positive Veränderungen5.4 Ethische Verantwortung: Zwischen Freiheit und ­Beeinflussung5.5 Zusammenfassung und kritische Reflexion6 Zwischen Mensch, Umwelt und Wirtschaft – die drei Dimensionen nachhaltiger UX 6.1 Ökologische Nachhaltigkeit – effizient, ­ressourcenschonend und zukunftsfähig6.2 Soziale Nachhaltigkeit – der Mensch im Mittelpunkt6.3 Ökonomische Nachhaltigkeit – wirtschaftlicher Erfolg trifft Verantwortung7 Nachhaltig gestalten – diese Prinzipien machen den Unterschied7.1 Sustainable by Design – nachhaltig gestalten von ­Anfang an7.2 Slow UX – Entschleunigung als Qualitätsmerkmal7.3 Minimalistisches und langlebiges Design – weniger ist oft mehr7.4 Mobile-First-Prinzip – weniger Platz, mehr Fokus7.5 Calm Design – mentale Überlastung reduzieren7.6 Zusammenfassung und Fazit8 Nachhaltige UX in der Praxis – Grundsätze für eine verantwortungsvolle Gestaltung8.1 User Research, Analysephase und Testen8.1.1 Rekrutierung der Zielgruppe – Diversität als Schlüssel zum ganzheitlichen Verständnis8.1.2 Videocall oder Präsenz: Worauf kommt es bei der Entscheidung an?8.1.3 Zwischen Papier und Cloud – die bewusste Dokumentation8.1.4 Personas: Über den Tellerrand hinausblicken und weitere relevante Faktoren berücksichtigen8.1.4.1 User Persona8.1.4.2 Non-User Persona8.1.4.3 Non-Human Persona8.1.4.4 Fazit8.1.5 Empathy Maps – Gefühle und Emotionen erfassen8.1.6 Journey Mapping – die Wege der Zielgruppe mit Nachhaltigkeitsaspekten8.1.7 Zusammenfassung und Fazit8.2 Konzept- und Gestaltungsphase8.2.1 Green Hosting – ein grundlegender Baustein8.2.2 Informationsarchitektur – mit klarer Struktur zur Effizienz8.2.3 Designsystem – eine bewährte Grundlage mit Anpassungsmöglichkeit8.2.4 Design Patterns – kognitive Belastung mit bekannten Strukturen reduzieren8.2.5 Scanning-Muster – Blickverhalten und effiziente Navigation8.2.6 Dark Mode Design – sinnvoll, aber nicht in jedem Fall8.2.7 Standard-Fonts – Ressourcenschonung vs. gestalterische Freiheit?8.2.8 Passend zugeschnitten und exportiert – die Optimierung von Bilddateien 8.2.9 Videoinhalte – Datenlast reduzieren und optimiert bereitstellen8.2.10 Komplexität reduzieren – energieeffiziente Animationen 8.2.11 Rückmeldung über den Energieverbrauch – Transparenz und Verantwortungsbewusstsein fördern 8.3 Zusammenfassung und Ausblick9 Digitale Teilhabe und Barrierefreiheit ist mehr als ein Nice-to-have 9.1 Gesellschaft und Unternehmen – warum Inklusion eine wichtige Rolle spielt9.2 Nachhaltigkeit und digitale Barrierefreiheit – eine wichtige Gesamtbetrachtung9.3 Gesetze und Richtlinien: Wer schreibt was vor und wen betrifft es?9.3.1 Internationale Standards – WCAG und ISO-Normen9.3.2 Supranationales Recht – EU-Richtlinien im Überblick9.3.3 Nationales Recht – die Umsetzung der EU-Richtlinien in Deutschland9.3.4 Fazit9.4 Inklusive Designkonzepte – über die gesetzlichen ­Grundlagen hinaus9.5 WCAG in der Praxis – die maßgeblichen Kriterien für UX9.5.1 WCAG 1.1.1 – Nicht-Text Inhalte9.5.2 WCAG 1.4.3 – Kontrast (Minimum)9.5.3 WCAG 1.4.11 – Nicht-Text-Kontrast9.5.4 WCAG 2.5.5 und 2.5.8 – Zielgröße der Bedienflächen9.5.5 WCAG 2.2.2 – Pausieren, beenden und ausblenden9.5.6 WCAG 2.4.7 und 2.4.13 – Fokus sichtbar9.5.7 Weitere wichtige WCAG-Richtlinien für die User Experience9.5.8 Fazit9.6 Leichte und Einfache Sprache – Verständlichkeit als Schlüssel zur Teilhabe9.7 Gendergerechte Sprache – die Anerkennung vielfältiger Identitäten9.8 Zusammenfassung und kritische Reflexion10 Managementansätze für ­nachhaltige UX – Strategien und Methoden, die Wirkung zeigen10.1 Nachhaltigkeit im Unternehmen integrieren – vom ­Leitbild zur Praxis10.1.1 Top-down und bottom-up – Integration von Nachhaltigkeit in die Unternehmensstrategien10.1.2 Verankerung von Nachhaltigkeit in den unternehmenseigenen Prozessen10.1.3 Aufsetzen von systematischen Messverfahren und Metriken10.2 Management und Teams – gemeinsam Verantwortung tragen10.3 Interdisziplinäre Zusammenarbeit – das Ende der ­Silomentalität10.3.1 Vom Silodenken hin zur Zusammenarbeit10.3.2 Interdisziplinarität 10.4 Nachhaltige Unternehmenskultur – Werte leben statt nur verkünden 10.5 Zusammenfassung und Fazit11 Herausforderungen nachhaltiger UX und mögliche Lösungsansätze 11.1 Langlebigkeit und Funktionsentwicklung – lässt sich das vereinen?11.2 Skill-up – Anforderungen an Kenntnisse und Fähigkeiten11.3 Herausforderungen in der Gestaltung – wie nachhaltige UX trotzdem attraktiv bleibt11.4 Zusammenfassung und Fazit12 Nachhaltigkeit vs. Regeneration – die Grenzen nachhaltiger UX 12.1 Regenerative Ansätze – von nachhaltiger zu ­erneuernder Wirtschaft12.2 Regenerative Ansätze im User Experience Design12.3 Zusammenfassung und Fazit13 Künstliche Intelligenz und UX – Fortschritt oder Nachhaltigkeitsfalle? 13.1 Künstliche Intelligenz trifft UX – Prosit auf eine neue Partnerschaft?13.2 Perfekt zugeschnitten – mithilfe von KI zu individuellen Erlebnissen13.3 AI Act – Ethik und Transparenz bewahren13.4 KI und ihre Auswirkung auf die Ökobilanz 13.5 Kann künstliche Intelligenz Jobs in der UX-Branche ­gefährden?13.6 Zusammenfassung und Fazit14 Zusammenfassung des Buches 15 Handlungsempfehlungen15.1 Handlungsempfehlungen für die Gestaltung15.2 Handlungsempfehlungen für das Management16 KapitelübersichtLiteraturverzeichnisÜber die AutorinStichwortverzeichnis

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Monika Schirmeier

Nachhaltige User Experience

1. Auflage, Mai 2025

© 2025 Haufe-Lexware GmbH & Co. KG

Munzinger Str. 9, 79111 Freiburg

www.haufe.de | [email protected]

Bildnachweis (Cover): © Stoffers Grafik-Design Leipzig, KI-generiert mit Midjourney

Produktmanagement: Mirjam Gabler

Lektorat: Maria Ronniger, Text + Design Jutta Cram

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, insbesondere die der Vervielfältigung, des auszugsweisen Nachdrucks, der Übersetzung und der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, vorbehalten. Der Verlag behält sich auch eine Nutzung des Werks für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG vor. Alle Angaben/Daten nach bestem Wissen, jedoch ohne Gewähr für Vollständigkeit und Richtigkeit.

Sofern diese Publikation ein ergänzendes Online-Angebot beinhaltet, stehen die Inhalte für 12 Monate nach Einstellen bzw. Abverkauf des Buches, mindestens aber für zwei Jahre nach Erscheinen des Buches, online zur Verfügung. Ein Anspruch auf Nutzung darüber hinaus besteht nicht.

Sollte dieses Buch bzw. das Online-Angebot Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte und die Verfügbarkeit keine Haftung. Wir machen uns diese Inhalte nicht zu eigen und verweisen lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung.

Dieses Buch möchte ich meinem Sohn Nico widmen. Er gehört zur neuen Generation, die uns stets Hoffnung gibt und das Potenzial mitbringt, unsere Welt zu einem besseren Ort zu machen.

Vorwort

Über mehrere Jahre hinweg war ich neben meinem eigentlichen Beruf als UX/UI-Designerin in vielen Bereichen ehrenamtlich tätig. Ich habe mit Jugendlichen und Kindern gearbeitet sowie mit Menschen, die aus verschiedenen Ländern nach Deutschland gekommen waren und Unterstützung benötigten. In den vergangenen Jahren habe ich Teile meiner freien Zeit im Ausland verbracht, um Organisationen zu unterstützen, die sich um obdachlose Menschen kümmern oder Holocaust-Überlebende seelisch und handwerklich unterstützen.

Eine Herzensangelegenheit war mir jedoch die Arbeit mit älteren Menschen. Über zehn Jahre habe ich mit meinem Team regelmäßig Veranstaltungen für ältere Menschen organisiert und durchgeführt. Für einige Zeit habe ich diese Leidenschaft ins Berufliche übertragen und war über zwei Jahre deutschlandweit unterwegs, um älteren Menschen den Umgang mit digitalen Medien zu erleichtern. Dabei habe ich oft beobachtet, wie herausfordernd es für sie sein kann, sich digitale Fertigkeiten anzueignen, und wie frustrierend es für sie ist, wenn sie nur über komplexe und in ihren Augen oft nicht nachvollziehbare Navigation an das gewünschte Ziel gelangen können.

Damit ist das Thema der barrierefreien Gestaltung immer stärker in meinen Fokus gerückt. Bei der intensiveren Auseinandersetzung mit digitaler Barrierefreiheit habe ich erkannt, wie wichtig ihre Rolle in der Gestaltung von digitalen Produkten ist. Wenn wir alle Menschen in die Gestaltungsprozesse einbeziehen – unabhängig von Alter, Herkunft oder kognitiven Fähigkeiten sowie kurz-, mittel- oder dauerhaften Behinderungen –, fördern wir nicht nur Inklusion, sondern schaffen gleichzeitig auch einen klaren Wettbewerbsvorteil für Unternehmen, da sie eine breitere Zielgruppe erreichen und ihre Reichweite erheblich vergrößern können.

Mit der Integration von digitaler Barrierefreiheit, die mittlerweile sehr gut geregelt ist und gesetzliche Verankerung genießt, ist schon ein großer Schritt in die richtige Richtung getan. Ebenfalls als eine positive Entwicklung ist zu sehen, dass der Fokus auf die Zielgruppe gegenüber der Erfüllung unternehmenseigener Interessen Vorrang hat. Doch der alleinige Fokus auf den Menschen birgt die Gefahr, dass ein anderer, ebenso bedeutender Aspekt im Hintergrund bleibt: unsere Natur und der Planet!

Wir leben in einer Welt, die von gegenseitigen Abhängigkeiten geprägt ist. Das Gleichgewicht bleibt erhalten, solange das Zusammenspiel funktioniert. Deshalb war es mir wichtig, den Blick für meine Arbeit zu erweitern und diesen entscheidenden Teil miteinzubeziehen. Anfangs gab es noch nicht viele Anhaltspunkte oder Grundlagen für nachhaltige Handlungen im UX-Bereich. Mit der Zeit hat sich das geändert, denn es wird zunehmend erkannt, dass ein ganzheitlicher Ansatz, der sowohl den Menschen als auch die Umwelt berücksichtigt, eine Grundlage schafft, die nicht nur die Lebensqualität verbessert, sondern auch langfristigen Erfolg und Verantwortung im UX-Design ermöglicht. Ein solcher Ansatz erfordert ein Umdenken und die Bereitschaft, über den Tellerrand hinauszuschauen, um nachhaltige Werte in den Mittelpunkt zu stellen.

Nachhaltigkeit gehört zu den zentralen Anliegen in der heutigen Gesellschaft und Unternehmen stehen zunehmend vor der Herausforderung, nachhaltiges Handeln in alle Aspekte ihrer Geschäftstätigkeit zu integrieren. Ich spreche gezielt von einer Herausforderung, denn schon über mehrere Jahre hinweg ist Nachhaltigkeit ein Thema, doch es fällt immer noch schwer, sie umzusetzen. Nachhaltigkeit wird oft noch als »nice to have« bezeichnet. Es ist ein modernes Wort, das für Umsatz sorgt, wenn es sichtbar wird. Doch die Sichtbarkeit braucht Grundlagen und eine tiefe Verankerung in Strategie und Planung.

Das ist der Grund für dieses Buch, das eine Gesamtschau aus Forschung, praktischen Erfahrungen, branchenübergreifenden Erkenntnissen und durchgeführten Interviews darstellt. Es richtet sich an Designschaffende, Führungskräfte, Bereichsleitungen, ­Stakeholder, das Produktmanagement und alle, die an der Gestaltung und Umsetzung von digitalen Erlebnissen der Menschen beteiligt sind. Denn es ist entscheidend, dass alle Beteiligten, die in den unterschiedlichen Rollen sind, den Wert dieses Ansatzes erkennen und gemeinsam daran arbeiten.

Ich wünsche inspirierende und bereichernde Momente mit diesem Buch!

Monika

Hinweis

In diesem Buch wurde Wert auf eine genderneutrale Sprache gelegt, um alle Menschen unabhängig von Geschlecht, Identität oder Ausdruck anzusprechen. Wörtliche Zitate oder gesetzliche Texte werden im Originalwortlaut wiedergegeben, um ihre Authentizität, den rechtlichen Kontext oder die Intention nicht zu verfälschen.

Knowledge is power

Danksagung

Mein Dank gilt zunächst den Professorinnen Nora Bilz und Steffi Neukirchen. Sie haben mich dazu ermutigt, dieses Buch zu schreiben. Ihre Unterstützung und Motivation haben den Grundstein für dieses Werk gelegt.

Ebenso danke ich meinem Mann, der bei der Entscheidung über das Entstehen dieses Werkes stets mit einem Augenzwinkern behauptete, dass sich das Buch »nebenbei« schreiben lässt – und mich damit motivierte, mich der Herausforderung zu stellen. Seine Zuversicht und Geduld haben mir geholfen, diesen Weg zu gehen.

Einleitung

Etwa 60 Prozent der Weltbevölkerung haben Zugang zum Internet. Menschen verbringen durchschnittlich einen erheblichen Teil ihres wachen Lebens online – Schätzungen zufolge sind es mehr als 40 Prozent.1 Das entspricht etwa sechs bis sieben Stunden pro Tag, in denen sie digitale Inhalte konsumieren, kommunizieren oder sonst interagieren.

In einer Welt, in der unsere täglichen Handlungen einen immer größeren Einfluss auf die Umwelt haben, ist es unerlässlich geworden, über Nachhaltigkeit in allen Bereichen unseres Lebens nachzudenken: von unserem Konsumverhalten bis hin zu den Produkten und Dienstleistungen, die wir nutzen. Es ist an der Zeit, unsere Entscheidungen bewusster zu treffen und deren Auswirkungen auf unseren Planeten zu berücksichtigen.

Im digitalen Zeitalter spielt die positive Erfahrung der Menschen mit einer Anwendung eine entscheidende Rolle. Unternehmen stehen deshalb vor der Herausforderung, Produkte und Dienstleistungen anzubieten, die sowohl die anvisierte Zielgruppe berücksichtigen als auch im Einklang mit den Prinzipien der Nachhaltigkeit stehen. Designschaffende wiederum sind gefordert, die Anforderungen der Unternehmen in kreative Lösungen umzusetzen und damit die ökologische Verantwortung mitzutragen.

Dieses Buch widmet sich der zentralen Frage, wie Nachhaltigkeit und User Experience miteinander verbunden werden können, um ökologisch, sozial und ökonomisch nachhaltige Lösungen für Unternehmen und Gesellschaft zu schaffen. Es beleuchtet die Entwicklung von Nachhaltigkeitsstrategien und deren Meilensteine sowohl auf globaler Ebene als auch im spezifischen Kontext von User Experience. Dabei wird aufgezeigt, wie die Prinzipien der Nutzungsfreundlichkeit, des User-Centered Designs und des Life-Centered Designs zu einer nachhaltigen Gestaltung beitragen können.

Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Bedeutung von Nachhaltigkeit für Gesellschaft und Unternehmen. Gleichzeitig wird untersucht, wie nachhaltige User Experience die Zielgruppe anspricht und ein Bewusstsein für nachhaltige Handlungen schafft. Mit konkreten Gestaltungs- und Managementansätzen und einem Blick auf Zukunftsperspektiven wie die Nutzung von künstlicher Intelligenz bietet dieses Buch eine umfassende Grundlage für alle, die die Entwicklung digitaler Produkte mit einem verantwortungsbewussten und langfristigen Fokus gestalten möchten.

1 Istrate et al., 2024.

1 Entwicklung der Nachhaltigkeit – ein historischer Überblick

NachhaltigkeitNachhaltigkeit, MeilensteineDie Entwicklung in unserer Welt und auf unserem Planeten zeigt uns, wie wichtig ein bewusster und verantwortungsvoller Umgang mit den uns zur Verfügung stehenden Ressourcen ist. Über viele Jahre hinweg wurden bedeutende Schritte unternommen, um die Umwelt zu schützen, soziale Gerechtigkeit zu fördern und wirtschaftliche Stabilität zu sichern. Diese Meilensteine haben dazu beigetragen, Nachhaltigkeit zu einem zentralen Thema in vielen Bereichen unseres Lebens zu machen. Die Transformation und Integration sind noch nicht abgeschlossen, doch mit den Meilensteinen sind stabile Grundlagen für den weiteren Fortschritt geschaffen.

1.1 Meilensteine auf dem Weg zur Nachhaltigkeit

Der weltweite Fokus auf Nachhaltigkeit begann nach der Stockholmer United Na­tions Conference on the Human Environment im Jahr 1972 und dem Bericht »Limits to Growth«, in dem erstmals die Spannungen zwischen Umwelt und Entwicklung anerkannt wurden.2 In den 1980er-Jahren folgte dann die Weltnaturschutzstrategie der Internationalen Union zur Bewahrung der Natur (IUCN), die die Integration von Naturschutz und nachhaltiger Entwicklung fördert, um ökologische Prozesse zu erhalten, die genetische Vielfalt zu bewahren und die nachhaltige Nutzung von Arten und Ökosystemen zu gewährleisten.3

Der Brundtland-Bericht

Im Jahr 1982 wurde die World Commission on Environment and Development von der Generalversammlung der Vereinten Nationen gegründet. Ihr Bericht von 1987 – »Our Common Future« – behandelt die dringenden globalen Umweltprobleme und deren Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Entwicklung und betont die Notwendigkeit einer langfristigen, integrativen Perspektive, die ökologische Nachhaltigkeit, wirtschaftliches Wachstum und soziale Gerechtigkeit verbindet. Der Brundtland-BerichtBrundtland-Bericht fordert ein Umdenken in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, um die ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Grundlagen für zukünftige Generationen zu sichern. Nachhaltigkeit wird als globales, ganzheitliches Prinzip vorgestellt, das die Basis für eine gerechtere und umweltfreundlichere Welt bildet:

»Development that meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own need.«

Brundtland 1987, S. 54

Der Bericht legte den Grundstein für bedeutende globale Umweltinitiativen. Er sensibilisierte für die Notwendigkeit einer langfristigen Perspektive und einer gemeinsamen Verantwortung der Weltgemeinschaft für eine nachhaltige Zukunft.

Earth Summit und Agenda 21

Die Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung – UNCED – 1992 in Rio de Janeiro4 war ein weiterer Meilenstein zur weltweiten Anerkennung der Bedeutung von Nachhaltigkeit. Diese Konferenz führte zur Agenda 21Agenda 215, einer umfassenden Liste gewünschter Maßnahmen, sowie zu internationalen Vereinbarungen zum Klimawandel und zur biologischen Vielfalt sowie zu einer Waldgrundsatzerklärung.

Die Ziele der Agenda 21 sind:

Umweltprobleme angehen

Umweltprobleme wie Klimawandel, Entwaldung, Bodendegradation oder Wasserknappheit sind dringende Herausforderungen, die angegangen werden müssen.

Nachhaltige Entwicklung fördern

Es besteht die Notwendigkeit, wirtschaftliche, soziale und ökologische Aspekte in Einklang zu bringen, um eine nachhaltige Entwicklung zu fördern.

Partnerschaften aufbauen

Zwischen Regierungen, internationalen Organisationen, der Zivilgesellschaft und dem privaten Sektor müssen Partnerschaften geschaffen werden, um gemeinsam an der Umsetzung nachhaltiger Entwicklungsziele zu arbeiten.

Die Umsetzung der Agenda 21 erfolgt auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene durch die Entwicklung von Aktionsplänen, politischen Maßnahmen und Partnerschaften, die auf die spezifischen Bedürfnisse und Prioritäten jeden Landes zugeschnitten sind. Deutschland gehört ebenfalls zu den unterzeichnenden Staaten und im Jahr 2002 hat die Bundesrepublik erstmals eine Nachhaltigkeitsstrategie beschlossen.

Millennium Development Goals (MDGs)

Millennium Development Goals (MDGs)Beim Millenniumsgipfel der Vereinten Nationen im Jahr 20006 einigten sich 147 Staaten auf die Millenniumsentwicklungsziele (MDGs). Der Gipfel befasste sich hauptsächlich mit verschiedenen Aspekten der Armut, wie Hunger, Krankheit und Ausgrenzung, sowie mit dem Mangel an angemessenen Unterkünften. Er konzentrierte sich zudem auf Bildung, Geschlechtergleichstellung und Umweltfragen.

Ziel 7 – die Sicherstellung ökologischer Nachhaltigkeit – förderte Maßnahmen zum Schutz natürlicher Ressourcen, zur Eindämmung von Entwaldung und zur Verbesserung des Zugangs zu sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen. Dies hat dazu beigetragen, Umweltzerstörung zu begrenzen und die Lebensbedingungen von Millionen von Menschen zu verbessern. Durch die Verknüpfung sozialer und ökologischer Ziele legten die MDGs den Grundstein für die später entwickelten Nachhaltigkeitsziele (SDGs), die eine ganzheitlichere und langfristige Perspektive auf globale Entwicklung verfolgen.

Agenda 2030 und SDGs

Im Jahr 2015 wurden in der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen 17 miteinander verknüpfte Ziele für nachhaltige Entwicklung – Sustainable Development Goals (SDGs)Sustainable Development Goals (SDGs) – und 169 damit verbundene Zielvorgaben festgelegt, die die globale Entwicklungspolitik und -maßnahmen gestalten sollen.

Diese SDGs konzentrieren sich nicht nur auf grundlegende Bedürfnisse wie Bildung, Gesundheit, Armutsbekämpfung und eine saubere Umwelt, sondern auch auf weitere Bedürfnisse wie friedlichere und inklusivere Gesellschaften. Die Agenda 2030 erkennt grundsätzlich das Potenzial der globalen Vernetzung und Wissensgesellschaften an und betont, dass die SDGs dynamisch und flexibel sein sollten, um auf unvorhersehbare Veränderungen zu reagieren, insbesondere angesichts der rasanten Entwicklung des Internets, einschließlich sozialer Medien.

Diese Ziele bieten nicht nur eine Vision für eine bessere Welt, sondern auch einen konkreten Fahrplan, um sie zu erreichen. Auch hier hat Deutschland sowohl die eigene Umsetzung als auch die Unterstützung anderer Länder bei der Umsetzung zugesagt. Im Jahr 2021 hat das Bundeskabinett die Weiterentwicklung der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie aus dem Jahr 2002 beschlossen.7

Die SDGs beinhalten folgende Nachhaltigkeitsziele8:

Keine Armut – Armut in all ihren Formen und überall beenden.

Kein Hunger – Den Hunger bekämpfen, Ernährungssicherheit gewährleisten und nachhaltige Landwirtschaft fördern.

Gesundheit und Wohlergehen – Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern.

Hochwertige Bildung – Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten des lebenslangen Lernens für alle fördern.

Geschlechtergleichheit – Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen.

Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen – Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle gewährleisten.

Bezahlbare und saubere Energie – Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und moderner Energie für alle sichern.

Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum – Dauerhaftes, inklusives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern.

Industrie, Innovation und Infrastruktur – Eine widerstandsfähige Infrastruktur aufbauen, inklusive und nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen.

Weniger Ungleichheiten – Ungleichheit in und zwischen Ländern verringern.

Nachhaltige Städte und Gemeinden – Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig gestalten.

Nachhaltige/r Konsum und Produktion – Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen.

Maßnahmen zum Klimaschutz – Umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen.

Leben unter Wasser – Ozeane, Meere und Meeresressourcen im Sinne nachhaltiger Entwicklung erhalten und nachhaltig nutzen.

Leben an Land – Landökosysteme schützen, wiederherstellen und ihre nachhaltige Nutzung fördern, Wälder nachhaltig bewirtschaften, Wüstenbildung bekämpfen, Bodendegradation stoppen und umkehren sowie den Verlust der biologischen Vielfalt stoppen.

Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen – Gerechte und friedliche Gesellschaften fördern.

Partnerschaften zur Erreichung der Ziele – Globale Zusammenarbeit für eine nachhaltige Zukunft stärken.

Fazit

Diese allgemeinen Meilensteine der Nachhaltigkeit haben die Basis für ein globales Verständnis geschaffen, wie wichtig der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen, soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Stabilität sind. Diese Prinzipien beeinflussen heute nicht nur politische und wirtschaftliche Entscheidungen, sondern prägen auch technologische und gestalterische Prozesse.

2 Meadows et al., 1972

3 IUCN, 1980.

4 United Nations, 1993.

5 Agenda 21, 1992.

6 United Nations, 2000.

7 Bundesregierung, 2021.

8 Vereinte Nationen, 2015.

1.2 Strategische Wendepunkte für Unternehmen

Nachhaltigkeit, MeilensteineIn den 1990er- und frühen 2000er-Jahren wurde Nachhaltigkeit vor allem als Teil der Unternehmensverantwortung – der Corporate Social Responsibility (CSR)Corporate Social Responsibility (CSR) – diskutiert. Ein Schlüsselwerk in dieser Phase war John Elkingtons Buch »Cannibals with Forks«9, in dem er das Konzept der Triple Bottom LineTriple Bottom Line einführte – bekannt als die »drei Ps«: Planet, Profit und People. Dieses Konzept erweiterte die traditionelle Gewinnorientierung um ökologische und soziale Aspekte und forderte Unternehmen auf, Nachhaltigkeit als langfristiges Werteprinzip zu etablieren.

Circular Economy und Zero Waste

Parallel dazu entstanden neue Ansätze wie die KreislaufwirtschaftCircular Economy, die den Übergang von linearen Wirtschaftsmodellen (»nehmen, nutzen, entsorgen«) hin zu geschlossenen Kreisläufen propagierten10, sowie die Zero-Waste-Bewegung11Zero-Waste-Bewegung, die Unternehmen und Privatpersonen dazu aufforderte, Abfall zu minimieren und Ressourcen vollständig zu nutzen. Beide Konzepte ergänzen die Ansätze der CSR und der Triple Bottom Line, indem sie Unternehmen konkrete Strategien zur Ressourcenschonung und Umweltentlastung bieten.

ESG-Kriterien: Der Maßstab moderner Nachhaltigkeitsstrategien

Das Konzept der ESG-KriterienESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) entstand aus der Notwendigkeit, Nachhaltigkeit messbar und vergleichbar zu machen. Der Begriff »ESG« wurde 2004 erstmals durch den Bericht der UN-Initiative »Who Cares Wins«12 geprägt, der von Kofi Annan angestoßen wurde. Ziel war es, Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren in die Finanzwelt zu integrieren. Gleichzeitig wurde 2006 der UN-PRI13UN-PRI (Principles for Responsible Investment) ins Leben gerufen, der Investierende auffordert, ESG-Kriterien in ihre Entscheidungsprozesse aufzunehmen.

Die ESG ist Regelwerk zur Bewertung der nachhaltigen und ethischen Praxis von Unternehmen und besteht aus drei Hauptkategorien:

Environment (Umwelt) bezieht sich auf die Auswirkungen eines Unternehmens auf die Umwelt. Dazu gehören Aspekte wie Klimawandel, Umweltverschmutzung, Ressourcennutzung, Energieeffizienz, Abfallmanagement oder Biodiversität.

Social (Soziales) fokussiert sich auf die sozialen Auswirkungen eines Unternehmens auf das geschäftliche Umfeld. Dazu gehören unter anderem Arbeitsbedingungen, Menschenrechte, Vielfalt und Inklusion, Arbeitsplatzsicherheit, soziale Programme oder die Auswirkungen auf lokale Gemeinschaften.

Governance (Leitung) adressiert die Art und Weise, wie ein Unternehmen gelenkt und kontrolliert wird. Dazu gehören die Unternehmensstruktur, Führungspraktiken, Transparenz, Ethik oder die Einhaltung von Gesetzen und Vorschriften.

ESG-Rating und -Reporting

Das ESG-Konzept wird durch zwei wesentliche Instrumente ergänzt, die Unternehmen dabei helfen, ihre Nachhaltigkeitsleistung transparent darzustellen und zu optimieren: das ESG-Reporting und das ESG-Rating. Das ESG-Ranking wird von spezialisierten Agenturen erstellt und weiter von Finanzinstitutionen und Ratingagenturen verwendet, um Unternehmen zu vergleichen und Entscheidungen über Investitionen oder Finanzierungen zu treffen. Das ESG-Reporting wird von Unternehmen selbst erstellt und richtet sich an die Öffentlichkeit.

ESG-Ranking

ESG-RankingDas ESG-Ranking erfolgt oft durch die Verwendung von Daten, Indikatoren und Ratingsystemen, die es ermöglichen, die Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen zu quantifizieren und zu vergleichen. Unternehmen werden in der Regel auf einer Skala bewertet und in ESG-Indizes oder -Ranglisten eingestuft.

ESG-Reporting

ESG-ReportingESG-Reporting bezieht sich auf die Offenlegung von Nachhaltigkeitsinformationen durch die Unternehmen selbst. Das bedeutet, dass Unternehmen Berichte über ihre Umwelt-, Sozial- und Governance-Performance erstellen und veröffentlichen, um ihre Stakeholder über ihre Nachhaltigkeitsbemühungen zu informieren.

Das ESG-Rating geht über die Zahlen der Unternehmen hinaus und berücksichtigt das gesamte breite Spektrum der Unternehmensaktivitäten, wie Abfallmanagement, Energieeffizienz, das Wohlbefinden der Menschen im Unternehmen, gesellschaftliches Engagement oder den verantwortungsvollen Umgang mit verfügbaren Ressourcen. Das ist insgesamt der Weg in die richtige Richtung.

Eine Herausforderung liegt jedoch in der fehlenden Standardisierung und Regulierung der Bewertungskriterien. So kann es beispielsweise vorkommen, dass ein Unternehmen mit hohem Schadstoffausstoß, wie ein Kohlekonzern, innerhalb seiner Branche für seine Nachhaltigkeitsbemühungen positiv bewertet wird, obwohl die gesamte Branche grundsätzlich im Widerspruch zu den Zielen des Umweltschutzes steht.

Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA)

Ein weiterer Meilenstein war die Gründung der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA)Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) im Jahr 2011, die durch eine europäische Verordnung ins Leben gerufen wurde.

Ziel der ESMA

Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA), AufgabenDas Ziel der ESMA ist laut Art. 1 Abs. 5 ESMA-VO, »das öffentliche Interesse zu schützen, indem sie für die Wirtschaft der Union, ihre Bürger und Unternehmen zur kurz-, mittel- und langfristigen Stabilität und Effektivität des Finanzsystems beiträgt«.

Die ESMA spielt eine zentrale Rolle bei der Prävention von »GreenwashingGreenwashing«, indem sie Standards und Richtlinien für die Bewertung von ESG-Produkten und die Arbeit von Rating-Agenturen etabliert. Sie ist auch für die Zulassung und Überwachung von Rating-Agenturen zuständig. Damit soll erreicht werden, dass Nachhaltigkeitsangaben verlässlich und transparent sind, um das Vertrauen der Stakeholder zu stärken und irreführende Praktiken zu verhindern.

Greenwashing

Der Begriff »Greenwashing« wurde 1986 vom Umweltschützer Jay Westervelt in einem Essay über das Gastgewerbe geprägt.14 Er veröffentlichte einen Aufsatz, in dem er aufdeckte, dass der Aufruf zur Wiederverwendung von Handtüchern lediglich als Vorwand diente, um umweltschädliche Geschäftspraktiken zu verschleiern. Es wurde argumentiert, dass eine solche Maßnahme dem Umweltschutz dienen sollte. Der Autor wies darauf hin, dass diese Einrichtungen in den meisten Fällen keine Anstrengungen unternahmen, um Energieverluste zu verringern. Er stellte fest, dass der Zweck der Kampagne nur die Steigerung des Gewinns war und Umweltfragen nur dazu benutzt wurden, um finanzielle Vorteile zu erzielen, ohne echte ökologische Verantwortung zu übernehmen.

Der Begriff »Greenwashing« wurde im Jahr 1999 in das Oxford English Dictionary aufgenommen und dient seitdem als Begriff für solche Praktiken.

Fazit

Die Entwicklung von Unternehmensstrategien hin zu mehr Nachhaltigkeit hat mit Konzepten wie der Triple Bottom Line, Circular Economy, Zero-Waste-Prizipien und den ESG-Kriterien wichtige Meilensteine erreicht. ESG-Ratings und -Reportings fördern Transparenz und helfen Unternehmen, ihre Nachhaltigkeitsleistung zu optimieren. Seit 2011 setzt sich die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) mit regulatorischen Maßnahmen für die Überwachung von Ratingagenturen ein, um z. B. Greenwashing effektiv vorzubeugen. Diese Ansätze legen eine wichtige Grundlage, um Nachhaltigkeit in der Wirtschaft zu verankern und eine langfristig zukunftsfähige Entwicklung zu ermöglichen.

9 Elkington, 1997.

10 Böckel et al., 2022.

11 Zero Waste International Alliance, 2025.

12 The Global Compact, 2004

13 Principles for Responsible Investment, 2006.

14 Becker-Olsen & Potucek, 2013.

1.3 Wie sich Nachhaltigkeit in digitalen Erlebnissen ­entwickelt

Die Entwicklung von Nachhaltigkeit in der User Experience ist ein fortlaufender Prozess, der keinen klar definierten Startpunkt hat. Es gibt einige wichtige Bewegungen und Ansätze, die die Integration von Nachhaltigkeitsprinzipien in die User Experience geprägt haben und damit ihre Grundlage bilden.

2010er-Jahre: Fokus auf Zielgruppen und Nachhaltigkeit

In den 2010er-Jahren rückten durch Ansätze wie Design ThinkingDesign Thinking und Human-Centered DesignHuman-Centered Design (HCD) die Bedürfnisse der Menschen stärker in den Mittelpunkt. Während diese Methoden zunächst vor allem auf die Nutzungsfreundlichkeit abzielten, wurde Nachhaltigkeit zunehmend als ergänzender Wert erkannt.

Grundlegende Werke wie »Design is the Problem« von Nathan Shedroff15, »Change by Design« von Tim Brown16 und »The Design of Everyday Things« von Don Norman17 prägten die menschenzentrierte Denkweise. Gleichzeitig wuchs die Erkenntnis, dass nachhaltige User Experience nicht nur auf ökologische Aspekte abzielt, sondern auch soziale Verantwortung umfasst – etwa durch barrierefreie, inklusive und langlebige Gestaltungen.

Sustainable Web Manifesto

Das Sustainable Web ManifestoSustainable Web Manifesto ist eine öffentliche Erklärung, die für ein nachhaltiges Internet plädiert. Es betont, dass das Internet erhebliche Mengen an Energie verbraucht und somit sowohl Teil des Problems als auch der Lösung im Kontext des Klimawandels ist.

Das Manifesto umfasst sechs PrinzipienSustainable Web Manifesto, Prinzipien:18

Sauber (Clean) –Die angebotenen und genutzten Dienste sollen mit erneuerbaren Energien betrieben werden.

Effizient (Efficient) –Produkte und Dienstleistungen sollen mit minimalem Energie- und Ressourcenverbrauch entwickelt werden.

Offen (Open) –Angebotene Produkte und Dienstleistungen sollen zugänglich sein, den offenen Informationsaustausch fördern und den Menschen die Kontrolle über ihre Daten ermöglichen.

Ehrlich (Honest) –Produkte und Dienstleistungen sollen Menschen weder in ihrem Design noch in ihrem Inhalt täuschen oder ausnutzen.

Regenerativ (Regenerative) – Angebotene Produkte und Dienstleistungen sollen eine Wirtschaft unterstützen, die sowohl Menschen als auch den Planeten fördert.

Belastbar (Resilient) –Produkte und Dienstleistungen sollen in den Zeiten und an den Orten funktionieren, an denen sie am dringendsten benötigt werden.

Web Sustainability Guidelines (WSG)

Die Web Sustainability GuidelinesWeb Sustainability Guidelines (WSG 1.0) markieren einen weiteren zentralen Meilenstein in der nachhaltigen digitalen Entwicklung. Erstmals 2023 veröffentlicht und Ende 2024 offiziell in die Standards des World Wide Web Consortiums (W3C) integriert, bieten diese Richtlinien klare Kriterien und Empfehlungen für die Gestaltung und Entwicklung nachhaltiger digitaler Produkte. Die Richtlinien umfassen methodische Ansätze, mit denen ökologische, soziale und wirtschaftliche Aspekte von Beginn an in Gestaltungs-, Entwicklungs- und Unternehmensprozesse integriert werden können.

Einer der Schwerpunkte der WSG 1.0 liegt auf der Integration nachhaltiger Praktiken in die User Experience. Zu den zentralen Prinzipien zählen:19

Effizienz und Ressourcenschonung

Barrierefreiheit und Inklusion

Langlebigkeit und Wiederverwendbarkeit

Transparenz und Bewusstsein

Die methodischen Ansätze umfassen ein interdisziplinäres Framework, das von der Konzeption bis zur Umsetzung reicht. Die WSG betonen die Notwendigkeit, Nachhaltigkeitsaspekte bereits früh in den Prozess zu integrieren, um unnötigen Ressourcenverbrauch oder unethische Praktiken zu vermeiden. Darüber hinaus fördern sie nachhaltige Geschäftsmodelle, die sich auf langfristige Wertschöpfung konzentrieren, anstatt rein auf kurzfristigen Profit.

Fazit

Mit diesen Grundlagen wurde ein starkes Fundament gelegt und ein bedeutender Schritt in Richtung einer nachhaltigeren digitalen Gestaltung und Entwicklung getan. Die kontinuierliche Entwicklung neuer Werkzeuge, Standards und Technologien eröffnet dabei Möglichkeiten, den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden. Es ist an der Zeit, die geschaffenen Grundlagen aufzugreifen und in die Praxis umzusetzen und damit User Experience von einem Leitbild zu einer globalen Norm zu machen.

15 Shedroff, 2009.

16 Brown, 2019.

17 Norman, 2013.

18https://www.sustainablewebmanifesto.com

19 W3C, 2024.

1.4 Zusammenfassung und Fazit

Die Entwicklung der Nachhaltigkeit zeigt, wie wichtig der bewusste Umgang mit Ressourcen ist. Wichtige Meilensteine wie der Brundtland-Bericht (1987), die Agenda 21 (1992) und die Sustainable Development Goals (2015) haben die weltweite Nachhaltigkeitspolitik geprägt. Unternehmen setzen zunehmend auf Konzepte wie die Triple Bottom Line, Circular Economy und ESG-Kriterien, um Nachhaltigkeit messbar zu machen. In der digitalen Welt fördern das Sustainable Web Manifesto und die Web Sustainability Guidelines ressourcenschonende und inklusive Lösungen. Diese Entwicklungen bilden die Grundlage für eine nachhaltige Zukunft in Wirtschaft, Politik und Technologie.

2 Das Fundament: Wie passen User Experience und Nachhaltigkeit zusammen?

User ExperienceUser Experience und UsabilityUsability bilden die Grundpfeiler der menschenzentrierten Gestaltung. Während Usability den Fokus auf die Effektivität, Effizienz und Zufriedenheit während der Nutzung legt, erweitert User Experience diesen Ansatz um die ganzheitliche Wahrnehmung und emotionale Bindung der Menschen im gesamten Interaktionszyklus. Sowohl Usability als auch User Experience streben an, digitale und physische Interaktionen intuitiver, angenehmer und zugänglicher zu gestalten, wobei sie die Bedürfnisse und Erwartungen der Zielgruppe konsequent in den Mittelpunkt stellen.

Werden bei der Entwicklung digitaler Anwendungen jedoch nicht nur die Menschen in den Fokus genommen, sondern das gesamte Ökosystem, ergibt sich die Chance, auch ökologische und soziale Auswirkungen miteinzubeziehen. Das führt zu einem Paradigmenwechsel hin zur Entwicklung nachhaltiger Anwendungen, die nicht nur nutzungszentriert, sondern auch umwelt- und ressourcenschonend gestaltet sind.

Vor diesem Hintergrund wird im Folgenden zunächst auf die Grundlagen von Usability, das User-Centered Design, eingegangen, um eine fundierte Basis für die weitere Betrachtung zu schaffen und die Entwicklungsansätze Richtung Nachhaltigkeit zu verstehen.

2.1 Usability – effektiv, effizient und zufriedenstellend ­zugleich

UsabilityUsability bedeutet in Deutsch so viel wie: Nützlichkeit, Gebrauchstauglichkeit oder auch Nutzungsfreundlichkeit. Sie konzentriert sich auf die Zeit während der Nutzung und bezieht sich darauf, wie effektiv, effizient und zufriedenstellend die Zielgruppe ihre Ziele erreichen kann. Usability ist in der DIN EN ISO 9241-11 definiert als »Ausmaß, in dem ein System, ein Produkt oder eine Dienstleistung durch bestimmte Benutzer in einem bestimmten Nutzungskontext genutzt werden kann, um bestimmte Ziele effektiv, effizient und zufriedenstellend zu erreichen.«

EffektivEffektivität bedeutet dabei, dass das bereitgestellte Produkt es der Zielgruppe ermöglicht, Aufgaben vollständig und genau zu erfüllen, damit sie ihr bestimmtes Ziel erreichen kann.

Das Ziel der EffizienzEffizienz ist, dass Menschen ihr Ziel mit einem möglichst minimalen Aufwand erreichen sollen. Es geht darum, wie gut ein System die Menschen dabei unterstützt, ihre Aufgaben schnell und ohne unnötige Schritte oder Komplikationen zu erledigen. Effizienz bedeutet hier also, dass das System nutzungsfreundlich, verständlich und intuitiv ist, sodass Ressourcen wie Zeit, geistige Anstrengung und Klicks optimiert werden.

Zufriedenstellend sind Produkte oder Anwendungen, die die Erwartungen und Bedürfnisse der Menschen erfüllen und ihnen ein positives Nutzungserlebnis bieten. Ein zufriedenstellendes Produkt sorgt dafür, dass die Menschen nicht nur ihre Ziele effizient und effektiv erreichen, sondern dabei auch zufrieden mit der Nutzung sind, sei es durch eine angenehme Interaktion, einfache Bedienung oder durch die Erfüllung persönlicher Vorlieben.

2.2 UX und User-Centered Design: Der Mensch im Fokus

Der Kernansatz der User Experience, das User-Centered DesignUser-Centered Design, wurde in 1940er-Jahren zunächst bei der Entwicklung physischer Objekte wie Flugzeugcockpits angewandt. In den 1960er-Jahren kamen erste Konzepte der »ergonomischen Passform« auf, die schnell in das aufstrebende Feld der Mensch-Computer-Interaktion (Human-Computer Interaction, HCI) integriert wurden. In den 1970er-Jahren bereicherten ethnografische Forschungstechniken wie Shadowing und kontextbezogene Interviews die Philosophie des User-Centered Design und ermöglichten ein tieferes Verständnis der Zielgruppen.20

Sowohl User Experience als auch User-Centered Design sind in der DIN EN ISO 9241-210 definiert.

DIN EN ISO 9241-210

User-Centered Design ist ein Prozess, der darauf abzielt, Systeme nutzbar und nützlich zu machen, indem der Fokus auf die Menschen, ihre Bedürfnisse und Anforderungen gelegt wird, die idealerweise in alle Gestaltungsphasen einbezogen werden.

User Experience ist das Ergebnis, das durch den User-Centered-Design-Prozess angestrebt wird. User ExperienceUser Experience ist definiert als »Wahrnehmungen und Reaktionen einer Person, die aus der tatsächlichen und/oder der erwarteten Benutzung eines Systems, eines Produkts oder einer Dienstleistung resultieren.«

Erfolgreiche Lösungen können nur durch ein tiefes Verständnis der Zielgruppe entstehen. Indem die Bedürfnisse, Wünsche und Herausforderungen der Zielgruppe in den Mittelpunkt gestellt werden, lassen sich Produkte entwickeln, die nicht nur funktional sind, sondern auch emotional überzeugen.

Mit dem menschenzentrierten Ansatz der User Experience hat sich die Gestaltung digitaler Lösungen stark gewandelt. Während in der Vergangenheit funktionale und wirtschaftliche Ziele im Vordergrund standen, steht heute für eine erfolgreiche Anwendung eine ganzheitliche Betrachtung des Menschen im Mittelpunkt. Das bedeutet, dass nicht nur die reine Bedienbarkeit, sondern auch der Nutzungskontext sowie die persönliche Relevanz für die Zielgruppe zentrale Rollen spielen. User Experience ist somit heute weit mehr als ein Designansatz – es ist ein strategisches Instrument, um Menschen in einer zunehmend digitalen Welt gezielt anzusprechen und zu begeistern.

20 Pratt & Nunes, 2012.

2.3 Life-Centered Design – ganzheitlich denken

Life-Centered DesignDer Übergang vom herkömmlichen User-Experience-Prozess zu einer nachhaltigen User Experience markiert einen weiteren bedeutenden Schritt in der Evolution des Designansatzes. Nachhaltigkeit in der User Experience erweitert die Perspektive, indem neben Usability und User-Centered Design weitere Aspekte in den Mittelpunkt rücken – Umweltverträglichkeit und soziale Verantwortung.

Durch diesen Paradigmenwechsel wird User Experience zu einem mächtigen Werkzeug zur Gestaltung einer zukunftsfähigen Welt. Denn die Einbeziehung der Nachhaltigkeit in die User Experience erfüllt nicht nur die unmittelbaren Bedürfnisse der Menschen, sondern bezieht auch die Belange der Umwelt mit ein.

Die Begriffe »Sustainable User ExperienceSustainable User Experience«, »Environment-Centered DesignEnvironment-Centered Design«, »Humanity-Centered DesignHumanity-Centered Design«, »Life-Centered Design« oder »Society-Centered DesignSociety-Centered Design« werden synonym für das Einbeziehen der Nachhaltigkeitsaspekte in das User Experience Design verwendet.

Nachhaltigkeit in DIN EN ISO 9241-210

Auch die DIN EN ISO 9241-210DIN EN ISO 9241-210 bezieht Nachhaltigkeit grundlegend mit in die Gestaltungslösungen ein. Im Abschnitt 8: »Nachhaltigkeit und menschzentrierte Gestaltung« heißt es ausdrücklich, dass sozial verantwortliche und nachhaltige Gestaltungslösungen gefördert werden sollen, die ökonomische, soziale und ökologische Aspekte gleichermaßen berücksichtigen. Dabei bezieht sich der Abschnitt auf den Wortlaut des Brundtland-Berichts. Die Norm ermutigt alle an der Gestaltung Beteiligten dazu, die langfristigen Folgen ihres Systems für ihre Zielgruppe zu bedenken und demzufolge auch die Folgen für die Umwelt.

Bei näherer Betrachtung der DIN EN ISO 9241-210, werden einige Gründe aufgelistet, durch deren Beachtung höhere Qualitäten erreicht werden können:

Steigerung der Produktivität der Menschen und der Wirtschaftlichkeit von Organisationen

leichteres Verstehen

Erhöhung der Gebrauchstauglichkeit für Menschen mit einer größeren Bandbreite von Fähigkeiten und die dadurch erhöhte Zugänglichkeit

Verbesserung der positiven Nutzungserfahrung

Erhöhung der Barrierefreiheit

Verbesserung der User Experience

Reduzierung von Unwohlsein, Irritation und Stress

Verschaffung eines Wettbewerbsvorteils durch z. B. Schärfen des Markenbilds

Leistung von Beiträgen zum Erreichen von Nachhaltigkeitszielen

Etablierung in der Literatur und in führenden Unternehmen

Nathan Shedroff betont in seinem Buch »Design is the Problem«21 die tiefe Verbindung zwischen den Bedürfnissen des Menschen und dem umgebenden System, sei es die Umwelt oder die sozialen Strukturen, in denen wir leben. Die Umwelt, die Gesellschaft und die kulturellen Werte sind Teil eines größeren Systems, dessen Bestandteile in ständiger Wechselwirkung stehen. Er verdeutlicht zudem, dass Nachhaltigkeit nicht nur darauf abzielt, die Bedürfnisse der Gegenwart zu erfüllen, sondern auch die langfristige Stabilität des gesamten Systems zu gewährleisten. Selbst wenn man sich ausschließlich um die Bedürfnisse des Menschen kümmert, ist es unerlässlich, sich um das umgebende System zu kümmern, da die beiden untrennbar miteinander verbunden sind.

»The essence of this definition [of sustainability], which may not be obvious immediately, is that needs aren’t just human, they’re systemic. Even if you only care about humans, in order to care for humans, you need to take care of the system – (the environment) that you live in. And this environment ­doesn’t include just the closed system we call the planet Earth. It also includes the human systems we live in – our societies –