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Das Thema Nachhaltigkeit ist dringlicher denn je. Dieser TaschenGuide erklärt, was Nachhaltigkeit ist und wie sich der Begriff entwickelt hat. Er zeigt, warum das Thema für Unternehmen so wichtig ist, welche Rolle Management und Führung dabei spielen und wie einzelne Unternehmensbereiche ihren Beitrag leisten können. Sie werden Schritt für Schritt durch die Nachhaltigkeitssteuerung geführt und erfahren, welche mögliche externe Quellen zur Unterstützung es gibt. Inhalte: - Bedeutung von Nachhaltigkeit für Unternehmen - Klimaabkommen von Paris und European Green Deal, Sustainable Development Goals (SDG), Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie - Vision, Mission und Werte definieren - Nachhaltigkeitsteam festlegen - Systemanalyse durchführen - Daten sammeln und Kennzahlen bilden - Ziele und Maßnahmen festlegen - Berichte erstellen und veröffentlichen - Nachhaltigkeit im Unternehmen verankern - Externe Quellen zur Unterstützung: Fördermittel, Lehrgänge, IHK, Klimabündnisse, Branchenverbände - Gängige Standards für die Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts
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Seitenzahl: 93
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Haufe Lexware GmbH & Co KG
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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnd.de abrufbar.
Andrea Engelien, Andrea Kämmler-Burrak, Flavia Kruck, Peter Sattler
Nachhaltigkeit im Unternehmen
1. Auflage 2023, Rechtsstand 1.1.2023
© 2023, Haufe-Lexware GmbH & Co. KG, Freiburg
haufe.de
Produktmanagement: Jürgen Fischer
Redaktion: Manuel Wehrle, Günther Lehmann
Bildnachweis (Cover): rejchrt, Adobe Stock
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Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei Personenbezeichnungen und personenbezogenen Hauptwörtern in diesem Buch das generische Maskulinum verwendet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat nur redaktionelle Gründe und beinhaltet keinerlei Wertung.
Nachhaltigkeit steht aktuell ganz oben auf der Agenda von Unternehmen und anderen Organisationen. Wesentliche Treiber sind hierbei die veränderten gesellschaftlichen Ansprüche und die zunehmenden gesetzlichen Regulierungen. Hinzu kommt die Erkenntnis, dass Nachhaltigkeit immer mehr einen entscheidenden Faktor für langfristiges Wachstum, Wettbewerbsstärke und Resilienz darstellt. Finanzielle Profitabilität allein reicht nicht mehr aus.
Viele Unternehmen stehen damit vor der Herausforderung, Nachhaltigkeit gleichwertig in ihre Unternehmensstrategie sowie in Prozesse und Strukturen zu integrieren. In diesem Buch stellen wir Rahmenbedingungen, Treiber und Praxisbeispiele für nachhaltiges Handeln und entsprechende Vorteile für Unternehmen vor. Des Weiteren werden sieben konkrete Schritte für eine erfolgreiche Umsetzung aufgeführt sowie die Rollen von Unternehmensführung, Führungskräften und einzelnen Funktionsbereichen beschrieben.
Viel Freude bei der Lektüre (und bei der Umsetzung)!
Andrea Engelien,
Andrea Kämmler-Burrak
Flavia Kruck,
Peter Sattler
Andrea Engelien
Der Begriff Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Er wird in vielfacher Hinsicht gebraucht, doch ist damit immer dasselbe gemeint? Unternehmen sprechen von nachhaltiger Gewinnerzielung. Kunden möchten nachhaltige Produkte kaufen. Vielfach wird er mit Treibhausgasreduzierung gleichgesetzt.
In diesem Kapitel erfahren Sie, wie sich der Begriff entwickelt hat und was er im unternehmerischen Kontext bedeutet sowie welche wichtigen Rahmenwerke und Vereinbarungen es gibt.
Der Begriff Nachhaltigkeit hat seine Ursprünge im frühen 18. Jahrhundert. Bereits bis zum 14. Jahrhundert wurde die Waldfläche des Deutschen Reiches um ca. ein Viertel reduziert. Ein starker Bevölkerungsanstieg ab dem Ende des 17. Jahrhunderts verstärkte das Problem weiter. Außerdem wurde Holz für den Bergbau, u. a. in Sachsen, benötigt. So wie unsere Industrien heute von Öl und Gas abhängig sind, war für unsere Vorfahren Holz die wichtigste Ressource. Der sächsische Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz realisierte, dass eine Holzverknappung einen Niedergang des Bergbaus bedeuten würde. Carlowitz führte seine Überlegungen in seinem Werk »Sylvicultura Oeconomica« zusammen, welches 1713 auf der Ostermesse in Leipzig vorgestellt wurde. Darin forderte er »nachhaltende« Waldbewirtschaftung, bei der nicht mehr Holz geerntet wird als auch wieder nachwächst. Ein Prinzip, das auch heute noch von der Forstwirtschaft beherzigt wird.
Fast 250 Jahre später gibt die gemeinnützige Organisation »Club of Rome« eine wissenschaftliche Studie über die fünf Trends Industrialisierung, Bevölkerungswachstum, Unterernährung, nicht erneuerbare Ressourcen sowie Umweltschäden und deren Wechselwirkungen in Auftrag. Unter Leitung des Ökonomen Dennis Meadows kommt das beauftragte Forschungsteam zu der Erkenntnis, dass begrenzte Ressourcen und grenzenloses [7]Wachstum sich gegenseitig ausschließen. 1972 wird der Bericht dann unter dem Namen »Die Grenzen des Wachstums« veröffentlicht. Der Bericht macht klar, dass das Wirtschaften des globalen Nordens Auswirkungen auf den gesamten Globus hat. Im Bericht wird mit umfangreichen Simulationen eine Prognose für das Jahr 2100 entwickelt und eine deutliche Warnung ausgesprochen. Erstmals wird der Zusammenhang zwischen sozialen, wirtschaftlichen und Umweltfaktoren bewusst.
15 Jahre später leitete Gro Harlem Brundtland, ehemalige norwegische Ministerpräsidentin, die von den Vereinten Nationen beauftragte Kommission »Worlds Commission on Environment und Development«, deren Abschlussbericht 1987 mit dem Titel »Our Common Future« veröffentlicht wurde. Er wird heute zumeist als Brundtland-Bericht bezeichnet. Die darin entworfene Definition einer Nachhaltigen Entwicklung ist weitgehend akzeptiert:
»Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, welche die Bedürfnisse der gegenwärtigen Generation befriedigt, ohne die Fähigkeit zukünftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.«
Um Nachhaltigkeit zu erklären, wird auf unternehmerischer Seite heute oft der Begriff der »Triple-Bottom-Line« verwendet. Dieser wurde 1994 von John Elkington eingeführt. Auf Deutsch kann es als »Dreifachbilanz« übersetzt werden. Das Modell un[8]terstreicht, dass die Leistung eines Unternehmens auf verschiedene Weise gemessen werden kann: in Bezug auf
seine Finanzen (Ökonomie), seine Umweltauswirkungen (Ökologie) und seine soziale Verantwortung (Soziales).Elkington argumentierte, dass alle drei Ebenen gleichberechtigt gesehen werden müssen. Nachhaltigkeit ist dort, wo alle drei Bereiche in Einklang stehen, wie Abbildung 1 veranschaulicht.
Abb. 1:Elemente der Triple Bottom Line
Aufgrund der fortschreitenden ökologischen und sozialen Probleme wird das Modell heute von zahlreichen Nachhaltigkeitsmanagern kritisch gesehen. So hat beispielsweise Kate Raworth mit ihrer »Donut-Ökonomie« die Umwelt als Systemgrenze de[9]finiert. Mehr und mehr setzt sich die Erkenntnis durch, dass die Erde die Grenze darstellt, da diese nicht reproduzierbar ist. Alle anderen Systeme, wie Gesellschaft, Wirtschaft und Unternehmen sind diesen planetaren Grenzen untergeordnet (s. Abb. 2).
Abb. 2:Nachhaltigkeit – systemisch gedacht
So wie sich politisch der Begriff Nachhaltigkeit verändert hat, gab es auch in den Unternehmen eine historische Entwicklung. Diese wird im Folgenden anhand der einzelnen Stufen der »Treppe der Nachhaltigkeit« erläutert.
Abb. 3:Treppe der Nachhaltigkeit
Spenden: Bereits seit den 70er Jahren und früher spenden Unternehmen oder engagieren sich in sozialen Projekten. Für was gespendet wird ist vollkommen unternehmensindividuell.
Gesetze: In den 80er Jahren traten die ersten Umweltgesetze in Kraft, die heute laufend weiterentwickelt werden und von den Unternehmen verpflichtend einzuhalten sind.
Umweltmanagement: In den 90er Jahren entwickelten sich die ISO 14001 und EMAS (Eco-Management and Audit Scheme). Hierbei handelt es sich um zwei international anerkannte Leitlinien für Umweltmanagementsysteme. Dabei wird die Umweltleistung des Unternehmens innerhalb der Unternehmensgrenzen beurteilt. Die ISO 14001 ist ein Bestandteil von EMAS. EMAS geht also noch über die ISO-Norm hinaus und ist in Deutschland weit verbreitet. Wesentlicher Unterschied ist, dass bei EMAS [11]eine Umwelterklärung veröffentlicht wird, welche von einem Umweltgutachter oder einer Umweltgutachterin geprüft wurde.
Die Umwelterklärung umfasst folgende Kerninhalte:
Beschreibung der Organisation sowie deren Tätigkeit, Produkte und Dienstleitungen Leitbild Bedeutende Umweltaspekte Umweltprogramm mit der Beschreibung der Umweltzielsetzung Daten über die Umweltleistung bezogen auf die bedeutenden Umweltauswirkungen und die Kernindikatoren Benennung der wichtigsten rechtlichen Umweltvorschriften und Nachweis über deren Einhaltung Name und Zulassungsnummer des Umweltgutachters bzw. der Umweltgutachterin sowie das Datum der ValidierungWährend bei der ISO ein Gutachter das System prüft und die Norm-Konformität bestätigt, wird bei EMAS die Öffentlichkeit über die Umweltleistung des Unternehmens informiert. In der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie wird angestrebt, dass bis 2030 insgesamt 5.000 Organisationsstandorte über ein Umweltmanagementsystem nach EMAS verfügen. Im Jahr 2020 hatten 2.176 Organisationen EMAS im Einsatz.
CSR: CSR ist die Abkürzung für Corporate Social Responsibility. Damit ist die soziale Verantwortung von Unternehmen gemeint. [12]Der Begriff wurde ab den 2000er Jahren für die ethische Unternehmensführung geprägt. 2010 wurde dafür dann auch ein ISO-Standard, die ISO 26000 veröffentlicht. Sie ist ein Leitfaden für gesellschaftlich verantwortliches Verhalten. Diese ist keine zertifizierbare Norm, sondern vielmehr ein Leitfaden und eine Handlungs- und Orientierungshilfe. Es sind keine konkreten Anforderungen und Werteskalen genannt.
Es werden sieben Grundsätze der gesellschaftlichen Verantwortung genannt:
Rechenschaftspflicht Transparenz Ethisches Verhalten Achtung der Interessen von Anspruchsgruppen Achtung der Rechtsstaatlichkeit Achtung internationaler Verhaltensstandards Achtung der MenschenrechteEin in Deutschland wenig verbreitetes Management- und Zertifizierungssystem, das die Einhaltung von Mindeststandards im sozialen Bereich fordert, ist die SA8000.
Wesentlichkeit/Lieferkette: Mit zunehmender Weiterentwicklung der Nachhaltigkeit in Unternehmen wurde klarer, dass ein integrierter Ansatz notwendig ist. Dieser darf sich nicht nur auf das Unternehmen selbst beziehen, sondern muss die gesamte [13]Lieferkette mit einbeziehen, also auch die Lieferanten und die Kunden. Ein ganzheitlicher systemischer Nachhaltigkeitsansatz erfordert die Betrachtung der gesamten Wertschöpfungskette in den Dimensionen Soziales, Ökologie und Ökonomie.
In den 2010er Jahren hat sich dann auch der Begriff der Wesentlichkeit (englisch Materiality) geprägt. Ein Unternehmen kann sich nicht mit allen möglichen Bereichen der sozialen, ökologischen und ökonomischen Nachhaltigkeit beschäftigen, sondern nur mit den für sie wesentlichen. Weltweit anerkanntes Regelwerk für diese fokussierte Berichterstattung ist der von der GRI (Global Reporting Initative) entwickelte Standard. GRI ist eine gemeinnützige Multi-Stakeholder Stiftung und wurde 1997 von CERES, einer gemeinnützigen US-amerikanischen Organisation, und dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (United Nations Environment Program, UNEP) in den USA gegründet. GRI hat seinen Hauptsitz inzwischen in Amsterdam, Regionalbüros in Australien, Brasilien, China, Indien und den USA sowie ein weltweites Netzwerk von 30.000 Personen. GRI ist der weltweit am meisten verbreitete Standard für Nachhaltigkeitsberichte, insbesondere bei großen Unternehmen. Für kleinere Unternehmen gibt es den Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK), der auf Indikatoren von GRI zurückgreift und weniger umfangreich ist.
ESG/CSRD: Mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) legt die Europäische Kommission erstmals einen einheitlichen Rahmen für die Berichterstattung nicht-finanziel[14]