Nachrichten aus der Nullgasse - Martin Skoda - E-Book

Nachrichten aus der Nullgasse E-Book

Martin Skoda

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Beschreibung

Ich sage immer: Es gibt keinen vernünftigen Grund, Schauspieler zu werden, nur unvernünftige. Sind diese aber mehr als stark, sollte man sich auf keinen Fall abschrecken lassen, diesen immer noch „schönsten Beruf der Welt“ zu ergreifen. Dennoch stellen sich am Anfang einige Fragen: Was macht ein Schauspieler, wenn er nicht auf der Bühne steht ? Wie überlebt man einen Landestheaterbetrieb emotional - und wer stellt am Ende die Stühle hoch ? Diese und ähnliche Betrachtungen beschreibe ich, Martin Skoda (der, nach Selbstauskunft, bekannteste unbekannte Schauspieler Deutschlands), in einer skurrilen Collage aus Biographischem, Nachdenklichem und völlig frei Erfundenem aus meiner bis zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung 2017 25-jährigen Bühnenumlaufbahn. Immer ganz getreu meinem Motto: „Auf der Bühne - Unter Niveau“ (Autsch). Ein ähnlichen Zwängen wie ich unterworfener, mittelmäßiger Provinz-Kritiker einer Lokalzeitung könnte über dieses Buch schreiben: “Martin Skodas Herkunft aus der wankenden Mittelschicht, seine Befindlichkeit in der Mitte seines Lebens, und der stetige Kampf mit seiner eigenen, und der Mittelmäßigkeit um ihn herum, tanzen in diesem Buch eine besondere Menage a trois“.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Martin Skoda

Nachrichten aus der Nullgasse

Schauspieler und trotzdem glücklich

Es gibt keinen vernünftigen Grund, Schauspieler zu werden, nur unvernünftige. Sind diese aber mehr als stark, sollte man sich auf keinen Fall abschrecken lassen, diesen immer noch „schönsten Beruf der Welt“ zu ergreifen. Und hier gibt Antworten auf Fragen, die sich gar nicht gestellt haben.

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Nachrichten aus der Nullgasse

Schauspieler und trotzdem glücklich

(in nur drei Akten !)

von Martin Skoda

Ich sage immer: Es gibt keinen vernünftigen Grund, Schauspieler zu werden, nur unvernünftige. Sind diese aber mehr als stark, sollte man sich auf keinen Fall abschrecken lassen, diesen immer noch „schönsten Beruf der Welt“ zu ergreifen. Dennoch stellen sich am Anfang einige Fragen:

Was macht ein Schauspieler, wenn er nicht auf der Bühne steht ? Wie überlebt man einen Landestheaterbetrieb emotional - und wer stellt am Ende die Stühle hoch ?

Diese und ähnliche Betrachtungen beschreibe ich, Martin Skoda (der, nach Selbstauskunft, unbekannteste, bekannte Schauspieler Deutschlands), in einer skurrilen Collage aus Biographischem, Nachdenklichem und völlig frei Erfundenem aus meiner bislang 25-jährigen Bühnenumlaufbahn. Immer ganz getreu meinem Motto: „Auf der Bühne - Unter Niveau“ (Autsch).

Ein ähnlichen Zwängen wie ich unterworfener, mittelmäßiger Provinz-Kritiker könnte über dieses Buch schreiben: “Martin Skodas Herkunft aus der wankenden Mittelschicht, seine Befindlichkeit in der Mitte seines Lebens, und der stetige Kampf mit seiner eigenen, und der Mittelmäßigkeit um ihn herum, tanzen in diesem Buch eine besondere Menage a trois“.

1.Akt

Der eiserne Vorhang !

Was für ein Akt

Friede meiner Asche

Die 80er

Gut ist kein Kriterium

Erich & Will

Der kleine Hai

Kunst kommt von Können

Küsse ff.

Late at Night: Harald Schmidt

Mittelmäßig

Selbstdemontage

Verdrehte Hüften

Besser Scheitern

Besondere Fähigkeiten

Sehnsucht nach Oberhausen

Die Ansprache

Gymnastik oder Es bleibt schwierig

2.Akt

Almut

Punk in Pantoffel

SEGA

Martin will mehr

Grimme

Uwe und ich

Im Bus nach Neumünster

Supermarkt

Coffee&Cigarettes

Tom Tom

Glück durch Selbstoptimierung

Sach ma

Roboterherzen

Im Krebsgang

Zeitanfragen

Von weiterem Nutzen

Polyamourös

Hoffnung auf mehr

Lotto, Limo & Cafe

Halt auf freier Strecke

Wolfgang Krebs

Job & Familie

Schon wieder: Erfolg

Immer schön lächeln

Rückenschule

Festival

Der Sinn des Lernens

PAUSE (die immer etwas zu lange...dauert)

3. Akt

Kündigen, Teil 1

Kündigen, Teil 2

Hat es geschmeckt ?

Yusuf alias Cat Stevens

Frau K.

Humor ist...

Bügelstufe 3

Deutschlandreise

Weltbürger

Die Seelen der anderen

Weihnachtsmärchen

Harald Schmidt: latest night

Post

Stefan

Mein zweites Standbein

Self made Martin

Werden Sie bekennender Lüneburger

Ein Lob der Depression

Urol

Ohrfeige

Quote, Buy-Out, Nutzerverhalten

Warten, dass Warten ein Ende…hat

Unbewusste

Kollegial

Der richtige Hund

ENDE

Der eiserne Vorhang !

Wenn ein bekannter Schauspieler seine Biografie schreibt sagt man, oh Backe, jetzt hat er gespielt, dann hat er gesungen, jetzt muss er auch noch schreiben, das macht der bestimmt nur, um noch`ne müde Mark mehr zu verdienen - hat der denn noch nicht genug, beziehungsweise, muss der einfach nur mal wieder seinen Namen in der Zeitung stehen sehen ? Wenn ein unbekannterer Schauspieler dahingegen, also ich, seine Memoiren veröffentlicht, noch dazu schon zur Halbzeit seines Lebens (zumindest angenommen, in Jahren) und seiner Karriere, dann stehen ihm oder ihr ja noch alle Türen offen. Er oder Sie hat einfach wenig zu verlieren, denn es interessiert erst einmal niemanden so richtig. Allerdings hat er, oder sie, vielleicht auf diesem Umweg doch noch die Möglichkeit, seinen, beziehungsweise, ihren Bekanntheitsgrad um ein paar Promille zu steigern. Deswegen schreibe ich diese Biographie. Mit sturem Blick auf den Weg in die Versenkung, ohne klare Aussicht auf einen möglichen Gipfel „Alterskarriere“- diese ist eben nicht wahrscheinlich - ausgeschlossen ist sie aber auch nicht. Mir sind auf dem Weg der versuchten Karriere nun schon so viele lustige und skurrile Dinge passiert, die für sich selbst genommen in jedem Fall eine Geschichte wert sind, dass ich sie einer breiteren Öffentlichkeit auf keinen Fall vorenthalten möchte. Denn darum geht es ja in unserem Beruf: Geschichten erzählen. Da ich nicht so gut erfinden kann, bietet sich die autobiographische Erzählform an. Ich schreibe in loser Reihenfolge; die kleinen Artikel und Geschichten sind nicht erst alle für dieses Buch entstanden, zum Teil liegen sie schon Jahre in meiner Schublade. Trotzdem habe ich sie, um die Verwirrung noch zu vergrößern, nicht immer chronologisch angeordnet. Das tut auch gar nicht Not. Denn sie könnten sich in unserer Unterhaltungs-Landschaft so oder so ständig abspielen. Nein. Sie tun es bereits.

Jetzt haben Sie, liebe Leserin, lieber Leser, die Möglichkeit, hinter die Kulissen des hoch subventionierten, aber dennoch partiell armen, auch manchmal frustrierenden, deutschen Kulturbetriebs zu schnuppern, getreu der Aussage einer Kollegin: „es gibt keine schönere und traurigere Art zu arbeiten, als am deutschen Stadttheater“. Das Weitere handelt von Einem, der furchtlos auszog Künstler zu werden, sich dann und wann eine blutige Nase holte, um dann zu beschließen die Dinge selber in die Hand zu nehmen, um die Welt, die beinahe, aber auch nur beinahe, von der UNESCO unter „Denkmalschutz“ gestellt wurde (und neuerdings wieder von „TTIP“ bedroht scheint), ein wenig von Innen heraus zu verändern. Zumindest seine, eigene, kleine Welt. Viel Vergnügen.

Was für ein Akt

Schon am Doppel-Titel meines Buches können Sie erkennen, dass ich schon immer Schwierigkeiten hatte, mich zu entscheiden. Nach der Scheidung bei Mutti oder Papa bleiben ? Schauspieler werden, ja oder nein ? Diese oder jene Frau als Freundin bevorzugen ? Fernsehen, oder doch lieber Theater machen ? Diese speziellen Schuhe kaufen, oder doch besser die anderen ? Nach Lüneburg ziehen oder in Köln bleiben ?

Die Liste könnte endlos so weitergehen. Manchmal sehe ich mich im Spiegel an und frage mich, wie ich es trotz allem so weit habe bringen können ! Ich bin Schauspieler geworden. Ich bin glücklich mit nur einer Frau zusammen, und sogar verheiratet ( so, das reicht jetzt aber auch an Preisgabe aus dem Privatleben !), und ich arbeite regelmäßig in meinem Beruf, und verdiene damit sogar meinen Lebensunterhalt. Wenn ich dennoch manchmal unzufrieden bin, dann deshalb, weil ich mich permanent vergleiche. Kein Kunststück. Ich bin oft von mehr oder weniger begabten Laien und Laut-Hier-Schreiern umgeben, die zwar wenig können, sich aber dennoch in den Vordergrund drängen. Das ist nicht nur meine Arroganz, die mich das sagen lässt: Wir leben in einer Gesellschaft, die diesen Vordergrund-Menschen enorme Aufmerksamkeit schenkt - ebenso wie denen, die ganz unten sind. „Mittelmäßig“ hingegen hat eine extrem unschöne Konnotation. Es ist ein Unwort. So, jetzt habe ich gleich zu Anfang aber mal richtig Dampf abgelassen, dann kann es ja jetzt ruhiger weitergehen.

Aus meiner beschränkten Sicht erscheint es mir, als wären alle anderen immer irgendwie erfolgreicher, selbst im Scheitern. Wenn man mit 50 Jahren in Deutschland als Schauspieler noch keinen Durchbruch hatte, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass man einen solchen erreicht, und endlich die Rollen spielen darf, die man möchte (der einzige, für mich zwingende Grund nach schauspielerischem Erfolg zu streben), ziemlich gering. Die Perspektiven, die einem dann, wenn man Glück hat, offen stehen sind die folgenden: 1. Eine Hauptrolle in einer Telenovela, wenn überhaupt. 2. Ein festes Engagement in der möglicherweise ostdeutschen Stadttheater-Provinz. Das sage ich, um mich gleich bei allen ostdeutschen Lesern unbeliebt zu machen, und um mich als quasi unverbesserlichen Wessi zu outen. 3. Eine Hauptrolle in einem unbezahlten Abschlussfilm einer Filmakademie. Da alle Aussichten, die gar nicht mal das Ende bedeuten, mich im Moment nicht sonderlich locken, muss ich mir etwas Anderes einfallen lassen. Eines der Ergebnisse dieses Suchprozesses lesen Sie gerade.

Friede meiner Asche

Diese Biografie möchte erzählen, wie alles angefangen hat, wie es soweit kommen konnte, und wohin es möglicherweise führen wird. Aus Freude am Schreiben - und zur Mahnung an Söhne und Töchter, die vielleicht mit dem Gedanken spielen, einen ähnlichen Weg einzuschlagen. Aus Dankbarkeit an meine Eltern, dass sie mich gewarnt hatten. Zu meiner eigenen Empörung, dass ich nicht darauf gehört habe. Zur Entschuldigung bei meinen Schauspiellehrern, die große Hoffnungen in mich setzten, und denen ich bislang nicht zu übergroßem Ruhm und Ehre verhelfen konnte - und zur Belustigung und Katharsis (eine Art Reinigungsprozess- für alle Nicht-Griechen unter den Lesern) meiner Kollegen, die vieles, was ich hier beschreibe, möglicherweise aus eigener Erfahrung kennen, wenn auch mit leicht abgewandeltem Inhalt.

Die 80er

Alles hatte damit angefangen, dass ich zu meiner letzten geplanten Aufnahmeprüfung an einer der staatlichen Schauspielschulen gar nicht hinfahren wollte. Ich hatte den Traum, Schauspieler zu werden (durch „Flipper“ und „Raumschiff Enterprise“ genährt) schon fast aufgegeben. Aber Karoline (Name geändert) animierte mich, doch noch zu fahren - ich hatte ja nun mal den Termin - und mein aus zollbeamtigem Haushalt geprägtes, preußisches Pflichtgefühl siegte. Und meine Darbietung wohl auch, denn sie nahmen mich tatsächlich auf. Dennoch wurde ich ein schwerer Fall, wie Herr Ankermann in einer Notbesprechung sagte, lange Zeit Sorgenkind meiner Lehrer. Eines meiner Hauptprobleme war, dass ich Handtuchspielte, mich versteckte, anstatt mich zu zeigen. Ich wusste, da ist ganz viel in mir drin, das wollte auch raus, aber ich wusste selber nicht, wie ich es herauslocken konnte. Die Anweisungen meiner Dozenten verschüchterten mich seltsamer Weise noch mehr, meine ganze kindliche Spielfreude und Kreativität schien in dem Moment, wo es darauf ankam, wo ich es nicht mehr nur zum Spaß machte, in Luft aufzulösen.

Ich stand unter großem Erfüllungs-, und Erwartungsdruck, denn ich musste mir und anderen beweisen, dass sie ein Recht hatten, mich zum Schauspieler auszubilden, dass ich kein Scharlatan war; bei mir ging dann oft gar nichts mehr. Schauspieler war der ganz hoch hängende Traum. Das waren bis dahin immer nur die Anderen. Das Leben der Anderen, dass man bewunderte. Man muss wissen: Ich stamme aus einem gänzlich unkünstlerischen Haushalt. Alles, was irgendwie mit der Verwirklichung der eigenen Kreativität zusammenhing - außer Heimwerkern, eines der Hobbys, die mein Vater manisch verfolgte, war scheinbar Teufelszeug, verboten. Es hatte sich mit der Akzeptanz des Künstlertums bis kurz vor seinem Tod gebessert, aber in Grundzügen war es geblieben. In mir regte sich früh Trotz. Es war auch meine frühe Punk-Phase: Ich wollte es doch so gerne ! Es machte doch so viel Spaß als Kind ! Wie konnte etwas, dass so viel Spaß machte, verboten sein ? Wie kam ich aber über diese eingefleischte Hemmung herüber ? Herr Ankermann sagte zu mir: „Herr Skoda, ein Schauspieler, der keine Hemmungen hat, ist gar kein Schauspieler. Aber ein Schauspieler, der seine Hemmungen um der Rolle willen nicht überwinden kann, ist auch kein Schauspieler !“ Dieser Satz stammte allerdings nicht von ihm, sondern von dem berühmten, aber fast vergessenen Heinz Hilpert, der mal das Deutsche Theater in Göttingen gegründet hat. An diesem Haus hatte mein guter Lehrer mal als Regieassistent angefangen. Besagtes Zitat war mein Durchbruch in der Ausbildung ! Es ging um die Rolle ! Nicht um mich! Herrlich! Und in der Rolle, wegen der Rolle, wegen der Kunst konnte ich mir also alles erlauben, was ich wollte ! Ich war ja geschützt, ich war ja frei ! Was für ein wunderbares Gefühl ! Spielen ohne Ende – bis...auf... aber... also, da waren dann die anderen aus der Klasse, die hatten nicht solche Probleme, standen sich scheinbar selber nicht so im Weg und waren weiter und reifer, und ich fing wieder an zu grübeln beim Spielen, und das hemmte mich wieder. Bis heute habe ich an schlechten Tagen die Überzeugung, dass die meisten anderen Schauspieler fast alle besser sind (und das ist ein Problem).

Auch, wenn ich besser bin, manchmal, zumindest. Ich habe es bis heute nicht geschafft, und die Wahrscheinlichkeit sinkt stündlich, mich von meinem Talent vollends zu überzeugen, auch, wenn es zweifelsfrei vorhanden ist, mein Kopf kommt mir nur immer dazwischen. Jahrelang suchte ich auf der Bühne nicht das Licht, meine Dozenten riefen immer: „Martin, geh ins Licht, spiele nicht mit dem Rücken zum Publikum!“ Denn das tat ich. Das zumindest tue ich heute nicht mehr.

Gut ist kein Kriterium

„Gut ist kein Kriterium“ sagte Dieter, mein anderer Lehrer, sondern „ob Einer was hat“, das sei das Entscheidende. Wenn man über einen Schauspieler sagt „der ist gut“, dann meint man letztlich „der hat was“, das meint, dass der Schauspieler etwas habe, was einen selber anspricht, was einem gefällt, worin man sich finden kann, was man mag und schätzt. Eine Kollegin sagte neulich: „Einen Schauspieler gut zu finden ist immer ein bisschen so, als würde man sich in sie oder ihn verlieben“. So gesehen ist es allerdings völlig unerheblich, wie ich mich selber beurteile, so lange es noch Leute gibt, die das, was ich auf der Bühne zeige, noch immer sehen wollen. Aus welchem Grund auch immer. Mein Ego, beziehungsweise mein Verstand, ergo meine Hemmungen, werden gar nicht gefragt. Es ist ein Rätsel, und es ist ein Wunder, aber so ist es. Weil ich das weiß, gehe ich einfach trotzdem auf die Bühne und freue mich diebisch, mich wieder einmal selber überlistet zu haben. Widerstände werden einfach ignoriert. Wenn ich nicht auf der Schauspielschule in Bochum gelernt hätte das zu tun, könnte ich nicht als Profi arbeiten.

Erich & Will

Ach ja, eine Quelle, aus der sich mein Berufswunsch „Schauspieler“ gespeist hat, war der Besuch des humanistischen Gymnasiums in Mainz. Nicht nur, dass es dort eine Theater-AG gab, der ich, schüchtern wie ich war, erst sehr spät beitrat. Nein, das Gymnasium veranstaltete auch großartige Abende im Musiksaal, im vierten Stock des Gebäudes unter dem Dach. Dort gab es nicht nur den gewaltigen Flügel, an welchem Herr Minden versuchte uns Singen beizubringen (und wenigstens ein rudimentäres Verständnis von Opernwerken), sondern auch eine kleine Bühne mit alten Scheinwerfern und rotem Vorhang.

In diesen beengten Räumen erlebte ich die gewaltige Präsenz zweier künstlerischen Größen, die aber, zumindest im Falle eines Erich Fried, ganz bescheiden daher kamen. Erich Fried las aus einem seiner Gedichtbände. Den programmatischen Inhalt von Will Quadfligs Vortrag habe ich vergessen, nicht aber seine Körperlichkeit, seine Stimme und sein „Füllen des Raumes“ mit Klang und Präsenz: Es hat mich umgehauen.

Eine weitere Begegnung, zumindest mit dem Werk Erich Frieds, hatte ich dann dreizehn Jahre später an den Städtischen Bühnen Augsburg. Ich wurde gefragt, ob ich nicht, anlässlich einer Neu-Herausgabe einer Bild-Biographie über den Künstler, an einer Lesung mit Fried-Texten teilnehmen wolle. Veranstalter war eine bekannte, ortsansässige Buchhandlung, die diesen schönen Titel aus dem Hause Wagenbach pushen wollte. Das war vielleicht aufregend. Ich fühlte mich geehrt, zusammen mit einer Kollegin, diese Aufgabe übernehmen zu dürfen. Als Bezahlung für diese Arbeit, die auch einiges an Vorbereitung kostete, gab es 100 D-Mark und eben jenen schönen Band, der seitdem einen Sonderplatz in meinem Regal einnimmt. Ich fühlte mich wirklich reich. Außerdem hatte und habe ich ja eine besondere Beziehung zu „Erich“: Immerhin hatte ich ja damals im Gymnasium eine Art Auftrag erhalten.

Meine Beziehung zu Will ist etwas nüchterner. Er stammte aus einer anderen Zeit - wir sind die übernächste, und jetzt eine komplett andere Schauspielergeneration gewesen. Vielleicht ist auch mit dem Tod eines Dinosauriers einer Qualität von Gerd Voss die „Will-Zeit“ endgültig abgeschlossen.

Der kleine Hai

Aber, wie sagt man, Talent allein genügt nicht, man muss wollen und können, und an sich arbeiten und vor allem: dürfen ! Du brauchst eine Chance, Martin... i

Ich hätte an mir arbeitenkönnen. Eine der größten Arbeiten des großen Schauspiellehrers Stanislawski (nein, eben nicht der ehemalige Trainer von St. Pauli) heißt: „Die Arbeit des Schauspielers an sich selbst“ . Aber wenn ich an „arbeiten“ als „Arbeit“ und nicht als „Spiel“ denke, vergeht mir die Lust. Das ist nun mal so. Mit dem Standardwerk des Sprechens „Der kleine Hey“ konfrontiert, winke ich frustriert ab. Dann hätte ich auch auf der Uni bleiben können. Ein fataler Irrtum, wie sich herausstellt, aber damals dachte ich so. Die anderen „kleinen Heye“ aus meiner Klasse durften demgemäß fast alle mit Jürgen Vogel und Armin Rohde in dem Film „Kleine Haie“ mitspielen, obwohl uns das Arbeiten vor der Kamera eigentlich nicht erlaubt war - während der Ausbildung. Ich erinnere mich an den Aushang der Casting-Agentur am Schwarzen Brett der Schule: „Schauspielschüler zum Mitspielen in einem Film gesucht, der in Schauspielschule spielt“. Na, da konnten wir mitreden. Da ich der einzige in der Klasse mit Auto war, fuhr ich auch eine Kommilitonin zum Drehort der Schlussszene, abends. „Gute Nacht“, dachte ich mir, ohne mich wohl.

Kunst kommt von Können

Ein anderer, beliebter Satz von Lehrern und anderen Menschen, die eine rein akademische Sicht auf das Leben und die Kunst kultiviert haben, ist der dieser Überschrift. Wenn dem so ist, dann bin ich ja schon wieder blockiert, denn ich kann erst mal nicht so viel, oder auch ganz viel, je nachdem welche Art von Intelligenz gerade bei mir abgefragt wird. Seine Fähigkeiten zu entwickeln und auszubauen hängt allerdings ganz von der Bereitschaft (und der Möglichkeit) ab, zu lernen, aber nicht im akademischen Sinn, sondern durch Ausprobieren. Wie ein Kind, welches gehen lernt. Sir Ken Richardson, ein großer englischer Revolutionär der Schulpädagogik, sagt zurecht, dass wir leider in unseren Schulen das Fehler-Machen bestrafen. Es müsste aber genau umgekehrt sein: Nur der, der Fehler macht, kann wirklich - aus seinen Fehlern - lernen.Wenn ich natürlich gar nicht erst losgehe, kann ich auch keine Fehler machen. Diese Art von prozesshaftem Lernen lässt sich natürlich schwerlich in Schubladen pressen, war also Jahrzehnte lang nicht passend für die Erfordernisse des Industriezeitalters. Allerdings haben wir, mit unserer Manie, alles um der besseren Vermarktbarkeit Willen in feste Kategorien einteilen zu wollen, damit die Welt beinahe vor die Wand gefahren. Jetzt, wo kaum noch was geht, werden die Künstler in die Schulen gerufen:“ bitte helft uns, unsere Kinder drehen durch! Es geht nichts mehr rein in die Köpfe ! Sie können nicht mehr stillsitzen“. Ach ja ? Das ist ja auch nicht kindgerecht.

Auch in Schauspielschulen gibt es einen Lehrplan. Das ist auch gut so. Der soll auch eingehalten werden. Aber wie ich höre, werden jetzt wieder Diplomarbeiten geschrieben. Herzlichen Glückwunsch, Bologner Prozess, das hilft auf der Bühne beim Spielen ungemein. Schaden tut es vielleicht auch nicht, aber wir brauchen nicht nur Schauspieler mit Abitur.

Küsse ff.

Während meiner Ausbildung zum Schauspieler durfte ich einmal die ehemalige Hauptdarstellerin eines bekannten deutschen Kinofilms küssen, die trotz ihrer frühen Laufbahn und Erfolgs noch eine richtige Ausbildung machen wollte. Das Küssen war Teil einer Übung (doch, ehrlich) und schön. Hier beginnt die Reihe meiner immer wiederkehrenden Begegnungen mit Prominenten, die ich zwar nicht alle küssen durfte, in deren Licht ich mich ein wenig wärmte, bevor ich selber wieder auf die kalte Bühne stieg. Was war das für ein Beruf, in dem man so schöne Frauen küssen durfte ? Was würde meine Karoline, meine Freundin, dazu sagen ? Nachdem ich mich durch das Vortragen von auswendig zu lernenden Maxim-Gorki-Kurzgeschichten - die durch das Auswendiglernen allerdings gar nicht mehr so kurz waren - gequält hatte, musste ich noch die offensichtliche Abneigung meines Körperlehrers überstehen. Dreieinhalb Jahre nach meiner Ausbildung zum Diplom-Schauspieler und nochmal drei Jahre nach meinem Anfängerengagement, begegnete ich am Stadttheater Augsburg einmal dem Entertainer Harald Schmidt. Beziehungsweise seinem Regisseur Dieter Goertz. Harald Schmidt hat in Augsburg nämlich sein Anfängerengagement als Schauspieler bestritten, und unter anderem in dem Kinderstück „Kibig und Dutz“ brilliert. Und als Jahre später sein damaliger Regisseur seinen 60.Geburtstag feierte, war Harald Schmidt auch eingeladen. Ich sah den großen Harald auf der Party, die für ihn auf einer großen Probebühne der Städtischen Bühnen stattfand, allerdings nur von hinten, schemenhaft, denn, obwohl er damals schon auf einer großen Erfolgswelle ritt, wusste ich noch nicht so recht etwas mit ihm anzufangen, und suchte keine besondere Nähe. Zu der Zeit hielt ich ihn auch noch für einen arroganten Zyniker, und mich für einen wahrhaftigen Theaterkünstler, das ging nicht so recht zusammen.

Late at night: Harald Schmidt

Mittlerweile identifiziere ich mich mit Harald Schmidt aus folgenden Gründen: Wie er bin auch ich groß, und schlank, und schlaksig. Wie er habe ich Freude an gutem Kabarett. Wie bei ihm in der Hauptsache, so vermute ich, gibt es bei mir zumindest zeitweise Momente, in denen ich mich nicht so doll für einen Schauspieler halte, und viele Kollegen einfach mehr. Viertens, ich habe es schon erwähnt: ich denke gerne. Das ist verpönt. Auf der Bühne beim Spielen sowieso, ganz und gar unmöglich. Gleichzeitig spielen und denken, das geht gar nicht. Will sagen: es steht mir im Weg. Man kann daraus allerdings einen Beruf machen, und trotzdem ins Fernsehen kommen, so wie Harald Schmidt, der sich nun, dank seiner Prominenz, doch wieder Rollenwünsche als Schauspieler erfüllen kann.

Oh Wunder ! - Meine Frau hat mir einmal Karten für die Harald-Schmidt-Show im Fernsehen besorgt. In Köln-Mülheim wurde das produziert, gleich auf der anderen Rheinseite. Da saß ich dann dem Meister gegenüber und grinste blöd wie ein Honigkuchenpferd. Einmal wurde ich allerdings sehr böse: Da lästerte er ausgerechnet über das Kinder-, und Jugendtheater. Er hatte gerade einmal wieder eine prominente Schauspielerin zu Gast, ich glaube es war Sophie Rois. (Nein, das war nicht die, die ich auf der Schule küsste). Sie glänzte gerade einmal wieder in einem Stück von dem von ihm so verehrten Rene Pollesch. Er befragte sie über ihre Anfängerjahre als Schauspielerin. Dabei kam er nach ihren Ausführungen zu dem Schluss, dass „Kindertheater“ oder „Weihnachtsmärchen“ ja etwas sei, was wirklich keiner machen wolle. Er sagte das so abfällig, dass man meinen könnte, es sei der letzte Dreck ! Ich war empört. Auch ich habe viele Kindertheaterrollen gespielt, aber nicht nur, weil ich „so nett“ bin, oder da reinpasse, nein auch, nicht zuletzt, weil ich mir wirklich nicht dafür zu schade bin. Als ich nun Herrn Schmidts Worte aus meinem Fernseher vernahm, wünschte ich mir nichts sehnlicher, als Herrn Schmidt sagen zu können: Herr Schmidt, bitte laden Sie doch nicht immer nur diese Prominenten in die Sendung. Die, die vielleicht mal ein halbes Jahr z.B. in Rudolstadt waren und von der Burg in Wien aus, dann gleich eine Hauptrolle in einem Dieter-Wedel-Mehrteiler bekommen haben, die, die können Ihnen doch nichts über Kindertheater erzählen, die können Ihnen überhaupt nichts über das Theater erzählen, weil die nur die Extreme kennengelernt haben - die wissen nichts vom Klo-Geruch auf der Hinterbühne des „Saalbaus“ in Witten an der Ruhr, oder der schallschluckenden Plastikverkleidung vor den Zuschauerrängen der dreieckig (!) zulaufenden Bühne in Radevormwald. Die wissen nichts davon, wie es ist, wenn man immer dort spielt, wo man partout nicht hinwollte, und wie sich das anfühlt, sich ehrlich zu fragen, wie man denn nun um Himmels Willen da hingekommen ist, wo man partout nicht hinwollte. Und wie man sich da nun verhält in den Untiefen der Mittelmäßigkeit, wie man da emotional und künstlerisch überlebt. Vielleicht hat diese Kategorie Schauspieler allerdings auch nie die euphorisierende Wirkung von 1000 Kinderaugen während der Aufführung einer gelungenen Produktion erlebt, eine bessere Schule und Motivation gibt es nämlich nicht, denn diese Augen lügen nicht.

Immerhin ist Schmidt einer der wenigen Fernsehmenschen, von denen ich weiß, dass sie Theaterleuten eine Plattform boten. Dafür liebe ihn noch immer.

Mittelmäßig

Wenn es in Radevormwald wenigstens schlecht gewesen wäre ! Grottenschlecht ! Sau schlecht ! Schlechtes Theater. Provinz. Laientheater. Schülertheater. Unfähig, weil gewollt und nicht gekonnt, weil sich überschätzt und sich verhoben. Aber diese gottverdammte Mittelmäßigkeit ! Diese halbgaren Bühnenbilder, diese beinahe schönen Kostüme, diese „ein bis zwei Glanzlichter in einer eher durchschnittlichen Inszenierung“. Dieser Fast-Hänger, dieser Monolog mit vollem Magen, dieser am Ende künstlich in die Länge gezogene Applaus, das Husten der Souffleuse, der Katarrh des Pförtners, und die traurigen Ziffern auf der Gehaltsabrechnung trotz der vielen Doppelvorstellungen.

Nein - wir waren okay. Wir haben unter den gegebenen Umständen (der großen Müdigkeit und der viel zu engen Garderoben), das Beste daraus gemacht. Das Publikum hier auf dem Lande war neugieriger und wacher und dankbarer als auf der städtischen Bühne. - Nein, Herr Schmidt, davon lassen Sie ihr Fernsehpublikum nichts wissen. Weil Sie es vermutlich selber nicht wissen, was Unsereiner da Tag für Tag geleistet hat, Abend für Abend. Ich will, Herr Schmidt, dabei bei Leibe nicht sagen, dass Sie nichts leisten oder geleistet haben, im Gegenteil, aber das ist eben von einer ganz anderen Warte aus betrachtet, einer privilegierten Situation. Deswegen schimpfen Sie bitte nicht auf uns oder machen sich, noch schlimmer, lustig über das darstellerische Fußvolk, das versucht, auch unter widrigsten Bedingungen, die Fahne der Kunst oben zu halten - auch wenn es dabei scheitern muss, weil es heute mit so Vielem konkurriert, was mehr Spannung zu versprechen scheint. Weil es so schrecklich uncool ist, Stadt-, oder Landestheater zu machen. Aber so verdammt wichtig. Vielleicht.

In diesem Zusammenhang fällt mir übrigens auch auf, dass es ein Selbstläufer zu sein scheint, dass diejenigen (mit wenigen Ausnahmen), die es zu etwas gebracht haben, sehr schnell vergessen, woher sie gekommen sind, und wer oder was Ihnen diesen Erfolg ermöglicht hat. Ich vermisse auch eine, wie auch immer geartete, Solidarität der großen Bühnen mit den kleinen und mittleren.

Selbstdemontage

Im vorletzten Monat meiner Ausbildung an der Westfälischen Schauspielschule in Bochum habe ich einen schweren Fehler begangen: Ich ging aufs Arbeitsamt (ja, damals hieß das noch so: Arbeitsamt), wohl, weil ich auf den letzten Metern wieder einmal Selbstzweifel bekam - so wie ich auch vor jedem Urlaubsbeginn Zweifel bekomme und alles absagen will - und las im Jobcenter Berufsbeschreibungen durch. Einfach so. Dort las ich den tödlichen Satz: „Im Beruf des Schauspielers besteht die Gefahr, im Mittelmaß stecken zu bleiben.“ Das stand da wirklich ! Warum schreibt man so etwas, was übrigens für so ziemlich jeden Beruf gilt, und gibt es jungen Leuten zu lesen, die sich doch auf ihr Leben und ihren Beruf, diesen potentiell kreativsten Beruf überhaupt, freuen sollten ? Wie konnte das geschehen ? Und, noch schlimmer: warum gab ich mir selber den tödlichen Stich, den mir kein Lehrer, kein Arbeitgeber und Kollege hat zufügen können ? Nicht mal, wenn sie böse Absichten gehegt hätten ? Aber was wirklich noch schlimmer ist: Der Satz stimmt ! Es bringt mich um, es killt mich, und es lässt mir die Haare ausfallen - obwohl, das kann auch an meinem Alter liegen. Nie, nie habe ich das gewollt ! Von Anfang an nicht. Ich wollte immer mein Bestes geben und zu den „Guten“ gehören, denen, die gleich am Anfang ihrer Karriere von der „Topagentin aus Bochum“ abgegriffen werden, wie Dieter noch neulich aus Anlass seines Siebzigsten in seiner Rede vermerkte. Ich wollte an die Spitze, und ich hätte lieber meinen Beruf an den Nagel gehängt, oder gar nicht erst angetreten, als potentiell in der Mittelmäßigkeit zu versinken. Doch wie könnte das gelingen ? Das frage ich mich noch heute.

Verdrehte Hüften

Vielleicht habe ich zu viele andere Interessen ? In der Schauspielschule haben wir mal eine Übung gemacht: Jeder Schüler sollte einfach nur laufen. Gehen. Über den Boden. Anhand des Ganges und der Körperbewegungen analysierte Dieter unsere psychische Grunddisposition. Das ist durchaus nicht dumm. Alles, was du denkst und fühlst, spiegelt sich ja auch in deinem Körper wieder und umgekehrt: Durch bewusstes Arbeiten an deinen Körperhaltungen, kannst du mächtig was in deinen Gedanken und Gefühlen bewirken !

Der Lehrer analysierte also vor versammelter Mannschaft mein Gehen und stellte fest, dass meine Fußspitzen wohl nach außen zeigen, was er einerseits als latent aggressives Gruppenverhalten deutete, und andererseits, weil sie auch in verschiedene Richtungen schwangen, als eine Überzahl an Interessen, gleichwohl eine Unzentriert-, und Unkonzentriertheit. „Martin, du hast zu viele Nebeninteressen“ lautete das vernichtende Urteil. Ich war geschockt ! Wie könnte ich jemals den selbstgewählten Traumberuf ergreifen, wenn ich „unter zu vielen Nebeninteressen“ litt, auch wenn diese Diagnose selbst meinem großen Vorbild Ulrich Tukur von Peter Zadek ausgestellt wurde - was ich aber erst zwanzig Jahre später durch ein Fernsehinterview erfuhr. Immer noch grübele ich also darüber, wie ich all meine Interessen unter einen Hut bekommen könnte. Es heißt, dass sich gerade im Beruf des Schauspielers „viele Berufe in Einem“ wiederfinden, dass man nichts „richtig können müsse“ (außer Schauspielern), da man ja alles, was man dann braucht, eben für die jeweilige Rolle lernen könne. Gerne werden ja auch Schauspieler mit anderweitiger beruflicher Vorbildung engagiert - im Osten (dafür respektiere ich allerdings den Osten) war es früher sogar Pflicht vor der Schauspielausbildung einen anderen Beruf zu erlernen – falls es mit der Kunst nichts wird. Heute ist es allerdings so: „wer einmal KFZ-Mechaniker war, der kann ganz prima einen KFZ-Mechaniker spielen“, so die weitverbreitete und falsche Meinung an Reality-Formaten geschulter Privatfernsehen-Redakteure über unseren Berufsstand. Aber mit all dem kann ich nicht dienen. Ich habe nun mal nichts anderes gelernt, und zwar hauptsächlich deswegen, weil ich es so wollte ! Weil der Beruf des Schauspielers alle Aufmerksamkeit verlangt, wenn man ihn seriös betreibt. Und alle meine „Nebeninteressen“ sind auch irgendwie miteinander verwandt: Schreiben, lesen, Musik hören und machen, Theater-, und Fernsehschauspielern, wandern und Aikido machen (so steht es in meiner Vita - ohne das „wandern“ allerdings).

---ENDE DER LESEPROBE---