Nächte im Heu - Svea Lundberg - E-Book

Nächte im Heu E-Book

Svea Lundberg

0,0
2,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Seine beiden Kinder bedeuten für Martin alles. Doch als alleinerziehender Papa braucht er auch mal ein paar Tage Auszeit und so gönnt er sich kurz vor Weihnachten ein Wochenende am Kochelsee.Als ihm jedoch am Abend seiner Anreise ein Frischling vor das Auto läuft, kommt sein Vaterinstinkt durch: Unmöglich kann er das kleine Wildschwein seinem Schicksal in der Kälte überlassen. Statt sich in der Sauna zu entspannen, begibt Martin sich also auf die Suche nach einem Tierarzt im Nirgendwo. Statt am Buffet zu schlemmen, muss er für den Frischling Karottensaft und Sauenmilch besorgen. Und statt ausgedehnte Wanderungen im Schnee zu unternehmen, schlägt er sich für das Tierchen die Nächte um die Ohren.Bleibt nur zu hoffen, dass der Sohn des Tierarztes helfen und das Schweinchen auf seinem Gnadenhof unterbringen kann. Doch als Martin und Johannes aufeinandertreffen, geht es plötzlich um viel mehr als ein paar Schweinereien ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt
Impressum
1. Kapitel – Martin
2. Kapitel – Johannes
3. Kapitel – Martin
4. Kapitel – Johannes
5. Kapitel – Martin
6. Kapitel – Johannes
Nachwort
Über die Autorin & weitere Werke
Mehr weihnachtlicher Lesestoff
Romanempfehlung »Die Clifton-Lüge«
 

 

Nächte im Heu

Eine versaute Weihnachtsstory

Von Svea Lundberg

Inhalt

 

Seine beiden Kinder bedeuten für Martin alles. Doch als alleinerziehender Papa braucht er auch mal ein paar Tage Auszeit und so gönnt er sich kurz vor Weihnachten ein Wochenende am Kochelsee.

Als ihm jedoch am Abend seiner Anreise ein Frischling vor das Auto läuft, kommt sein Vaterinstinkt durch: Unmöglich kann er das kleine Wildschwein seinem Schicksal in der Kälte überlassen. Statt sich in der Sauna zu entspannen, begibt Martin sich also auf die Suche nach einem Tierarzt im Nirgendwo. Statt am Buffet zu schlemmen, muss er für den Frischling Karottensaft und Sauenmilch besorgen. Und statt ausgedehnte Wanderungen im Schnee zu unternehmen, schlägt er sich für das Tierchen die Nächte um die Ohren.

Bleibt nur zu hoffen, dass der Sohn des Tierarztes helfen und das Schweinchen auf seinem Gnadenhof unterbringen kann. Doch als Martin und Johannes aufeinandertreffen, geht es plötzlich um viel mehr als ein paar Schweinereien ...

Impressum

 

Copyright © 2019 Svea Lundberg

 

Julia Fränkle-Cholewa

Zwerchweg 54

75305 Neuenbürg

[email protected]

www.svealundberg.net

 

Korrektorat: Bernd Frielingsdorf

 

Covergestaltung:

Irene Repp/www.daylinart.webnode.com

Bildrechte:

(c) mangostock – stock.adobe.com

(c) Iuliia Burlachenko – 123r.com

(c) Andrey Alyukhin – 123rf.com

(c) Rudmer Zwerver – 123rf.com

 

 

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt.

Alle Rechte sind vorbehalten.

 

Die in diesem Buch geschilderten Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

 

Der Inhalt des Romans sagt nichts über die sexuelle Orientierung der Covermodels aus.

1. Kapitel – Martin

 

Die zarten Flocken, die kurz vor Starnberg begonnen hatten vom graublauen Himmel herabzuschweben, verwandelten sich zunehmend in dicke Regentropfen. Mit einem unwilligen Laut in der Kehle kniff ich die Augen zusammen, um das vorbeihuschende Schild besser lesen zu können. Nur noch wenige Kilometer bis zur Abfahrt Murnau/Kochel. Flüchtig glitt mein Blick über die Zeitanzeige auf dem Navi. In weniger als zwanzig Minuten würde ich das Hotel erreichen.

Der Regen klatschte immer heftiger auf die Frontscheibe meines alten VWs, entlockte mir ein erneutes Schnaufen. Unter ›kinderfreiem Vorweihnachtsurlaub‹ hatte ich mir definitiv etwas anderes vorgestellt, als bei trübem Regenwetter im Hotel herumzusitzen. Zugegeben, ich würde die meiste Zeit vermutlich ohnehin in der Sauna verbringen, mir vielleicht eine Massage gönnen, mich am hoffentlich reichhaltigen Buffet bedienen und endlich mal wieder ein Buch lesen. Aber ich hatte mich ebenso auf ausgedehnte Wanderungen rund um den Kochelsee gefreut – und das im Idealfall im weichen Puderschnee.

Seufzend blinzelte ich durch den Rückspiegel zu meiner Reisetasche, die neben dem Kindersitz auf der Rückbank stand. Insofern einer meiner beiden Racker nicht heimlich einen Teil der Kleidung wieder herausgeräumt hatte, war ich auch für mieses Wetter gut ausgestattet. Trotzdem wären so ein paar Sonnenstrahlen und ...

Von rechts huschte etwas auf die Fahrbahn. Schemenhaft erkannte ich durch Regenschleier hindurch im Scheinwerferlicht einen gestreiften Körper. Mein Atem stockte für einen Moment, die Hände klammerte ich ums Lenkrad, mein Bein zuckte. Im Sekundenbruchteil entschied ich mich zwischen Draufhalten, Bremsen und Ausweichen.

Schlitternd kam mein Auto auf der regennassen Fahrbahn zum Stehen. Noch einmal flog mein Blick in den Rückspiegel. Keine Scheinwerfer hinter mir auf der geraden Fahrbahn. Reflexartig schaltete ich den Warnblinker ein.

Die Luft entwich in einem zittrigen Ausatmen meinen aufgeplusterten Wangen. Für einen langen Moment horchte ich auf meinen rasenden Herzschlag, auf das Trommeln des Regens auf Dach und Scheiben. Hatte es einen Aufprall gegeben? Ich hatte zumindest nichts gespürt.

Noch zwei Mal atmete ich tief ein und aus, ehe ich meinen Wagen langsam auf den Seitenstreifen und nahe an die Leitplanke lenkte, sodass es herannahenden Autos möglich sein würde, dem meinen auszuweichen, ohne dabei in den Gegenverkehr zu kommen. Während ich den Leerlauf einlegte, warf ich suchende Blicke in Rück- und Seitenspiegel, konnte auf der Straße jedoch kein angefahrenes Tier entdecken.

Was war es gewesen? Ein kleines Wildschwein? Ich bildete mir ein, dunkle Streifen auf hellem Grund erkannt zu haben. Oder doch ein Fuchs oder Dachs?

Prüfende Blicke ringsherum zeigten ... nichts. Keinen Frischling. Keine Bache. Auch kein anderes Tier. Nur bindfädengleiche Regenschleier, die von einem stetig dämmriger werdenden Dezemberhimmel herabrauschten.

Meine Hände bebten noch immer leicht, als ich den Kragen meines Zip-Pullovers hochklappte und weiter zuzog. Ich hatte die Finger bereits am Türöffner, als plötzlich ein Tier im Lichtkegel der Scheinwerfer auftauchte. Es war tatsächlich ein kleiner Frischling, der da schräg neben meinem Auto auf der Fahrbahn herumtappte. Ein wenig ziellos, wie es mir schien, lief er ums Auto herum und in Richtung der Leitplanke. Gut so!

Auf den ersten Blick und durch den Regen hindurch betrachtet sah das Babywildschwein nicht verletzt aus. Suchend sah ich mich nach der dazugehörigen Bache oder ein paar Geschwisterchen um. Doch egal, wie sehr ich mir auch den Hals verrenkte, ich konnte kein anderes Tier entdecken. Nur der Frischling tappte weiterhin auf der Straße herum. Mitten im Scheinwerferlicht blieb er stehen, hob das Köpfchen und schaute aus dunklen Knopfaugen an meinem Auto empor. Durch die Frontscheibe hindurch und – so kam es mir zumindest vor – mir direkt ins Gesicht.

Mein Herz trommelte wild in meiner Brust, das des Schweinchens raste sicherlich ebenso.

»Tut mir leid, Kleiner«, flüsterte ich in das Rauschen des Regens hinein und kam mir dabei kein bisschen blöd vor. Nur seltsam berührt. »Geht’s dir gut, hmm?«

Der Frischling gab keine Antwort. Natürlich nicht!

Er wandte sich ab und ich wollte schon erleichtert ausatmen und flüstern: »Lauf zu deiner Mama.« Doch die Worte blieben mir im Hals stecken. Statt unter der Leitplanke hindurchzuhuschen, trippelte das Schweinchen zurück auf die Straße. Im Seitenspiegel sah ich Lichter.

Im Bruchteil einer Sekunde schnellte mein eben erst heruntergefahrener Puls auf hundertachtzig. Ohne nachzudenken, stieß ich die Fahrertür auf. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie der Frischling stehen blieb, gerade noch im Windschatten der Kühlerhaube.

Das herannahende Auto bremste nur minimal, der Fahrer gab mir mit Lichthupe zu verstehen, was er von meiner Tür-auf-Aktion mitten auf der A95 hielt. Ich meinte sogar, ihn beim Vorbeifahren entrüstet in meine Richtung gestikulieren zu sehen. Doch dann war der Wagen vorbei und das Schweinchen stand noch immer regungslos mitten auf der Fahrbahn.

Noch einmal sah ich ringsum, spähte durch die Regenschlieren. Keine ausgewachsene Wildsau in Sicht. In meinem Hirn kramte ich fieberhaft nach allem, was ich jemals über Wildschweine gelernt hatte. Dass die Bachen ihre Frischlinge bis aufs Blut verteidigten zum Beispiel. Aber wo kein Mamaschwein war, konnte mich auch keines angreifen. Und keines würde auf das kleine Babyschwein aufpassen.

»Gottverdammt, Martin ... du spinnst doch ...« Noch während ich mich leise selbst verfluchte, stieg ich aus meinem VW. Binnen Sekunden hatten sich die dicken Regentropfen durch meinen Pullover gesogen und ich war klatschnass. Jedoch vermutlich nicht annähernd so nass wie das kleine Wildschwein. Vorsichtig, Schritt für Schritt, pirschte ich mich näher heran, das Wäldchen hinter der Leitplanke immer im Auge. Bereit, sofort wieder in mein Auto zu springen, sollte doch noch eine Bache mit verspätet einsetzendem Mutterinstinkt auftauchen. Aber außer mir und dem Frischling war da niemand.

»Na, du«, murmelte ich dem Tier zu und ging wenige Schritte von ihm entfernt in die Hocke. »Bist du ganz allein hier unterwegs?«

Der Frischling rührte sich keinen Zentimeter. Schaute mich nur aus dunklen, perlenartigen Augen an. Die keilförmige, vorne platte Schnauze mit den großen Nasenlöchern bewegte sich rasch. Schnuppernd versuchte das Babyschwein wohl, meinen Geruch einzuordnen. Ob es riechen konnte, dass ich ihm nichts Böses wollte?

»Was machst du denn allein hier, hmm?«

Wieder keine Antwort. Gott, war ich denn vollkommen bescheuert, mit einem Wildschwein zu reden?

Erst jetzt, da ich vor ihm kniete, wurde mir so richtig bewusst, wie winzig der Frischling war. Sicher war er erst wenige Tage alt. Das Fell hatte noch kaum etwas mit den Borsten eines älteren Schweins zu tun, wirkte vielmehr weich und beinahe wollig. Und viel zu dünn für diesen Platzregen und die Temperaturen um die fünf Grad. Bildete ich es mir nur ein oder zitterte das Schweinchen sogar?

»Warte kurz da.« Einem Impuls folgend stand ich viel zu schnell und viel zu abrupt auf. Der Frischling quiekte erschrocken und machte einen Satz nach hinten, nur um dann wieder bibbernd stehen zu bleiben.

»Shh ... alles gut, warte hier ...« Ich hastete um mein Auto herum, riss die Seitentür hinterm Fahrersitz auf und zog meine Reisetasche heran. Wühlte hastig darin nach einem meiner großen Saunahandtücher, die ich weiß der Geier warum eingepackt hatte. Im Hotel gab es sicherlich welche auf den Zimmern oder im Wellnessbereich. Gerade war ich über meine Planlosigkeit beim Packen jedoch ziemlich froh.

Mit einem Handtuch in der Hand drehte ich mich um und wäre beinahe über den Frischling gestolpert, der mir offenbar ums Auto herum gefolgt war, nun wirklich mitten auf der Straße stand und mich von unten herauf so herzerweichend ansah.

Himmel ... derart von Vatergefühlen überschwemmt war ich seit Maikes Geburt nicht mehr gewesen ...

Vorsichtig ging ich erneut vor dem Tier in die Hocke, streckte ihm langsam meine Hände mit dem halb ausgebreiteten Handtuch entgegen. Der Frischling rührte sich nicht. Grunzte nur leise und zitterte ganz erbärmlich.

---ENDE DER LESEPROBE---