Hard to tame - Wie man einen Rockstar zähmt - Svea Lundberg - E-Book

Hard to tame - Wie man einen Rockstar zähmt E-Book

Svea Lundberg

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Beschreibung

Roark Walsh: Es sollte einfach nur eine entspannte Nacht in Melbourne werden, doch dann komme ich zurück auf meine Ranch und finde niemand anderen auf der Ladefläche meines Pick-ups als Hayden Brook – Rockstar mit Bad Boy Image! Das Letzte, was ich gebrauchen kann, ist seine Gesellschaft. Denn Hayden ist nicht nur verboten heiß, sondern auch ein arroganter Arsch und viel zu neugierig. Ich kann nicht riskieren, dass er mein kleines, schmutziges Geheimnis aufdeckt – und damit alles in Gefahr bringt, was ich mir mühsam aufgebaut habe. Aber wie soll ich die Finger von ihm lassen, wenn er mir in meinen schwersten Stunden zur Seite steht? Außerdem verbirgt auch Hayden einen tiefen Schmerz hinter seinem Million Dollar Smile. Ich fürchte, er und ich sind uns ähnlicher, als ich geahnt habe … Hayden Brook: Zugegeben, meinen Bodyguard zu verführen, um mich nachts aus dem Hotel zu schleichen, war nicht die beste Idee. Ich schwöre, es war nicht mein Plan, am nächsten Morgen irgendwo im australischen Outback aufzuwachen. Schon gar nicht, wenn ich geahnt hätte, wie ätzend dieser Cowboy ist … und wie anziehend! Roark treibt mich in den Wahnsinn und gleichzeitig berührt er etwas in mir, was ich verloren geglaubt habe. Vielleicht brauche ich nur eine Auszeit bei ihm, um zu dem Musiker zurückzufinden, der ich mal war. Bevor mir mein Management ein Image aufgedrückt hat, in dem ich mich immer mehr verliere. Mit Roark fühle ich mich frei. Aber was, wenn ein Schicksalsschlag ihm plötzlich alles nimmt und ausgerechnet ich – der ‚broken anti hero‘ – sein einziger Halt bin? „Hard to tame“ ist eine mitreißende Haters to Lovers MM Rockstar Romance voller hitziger Küsse, geheimer Sehnsüchte, gefühlvoller Lagerfeuer-Romantik, süßer Koalas und einer wohldosierten Prise Drama. Bei dem Roman handelt es sich um einen abgeschlossenen Einzelband.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Impressum
Inhalt
Vorwort mit Content Notes
Kapitel 1 – Hayden
Kapitel 2 – Roark
Kapitel 3 – Hayden
Kapitel 4 – Roark
Kapitel 5 – Hayden
Kapitel 6 - Roark
Kapitel 7 – Hayden
Kapitel 8 – Roark
Kapitel 9 – Hayden
Kapitel 10 – Roark
Kapitel 11 – Hayden
Kapitel 12 – Roark
Kapitel 13 – Hayden
Kapitel 14 – Roark
Kapitel 15 – Hayden
Kapitel 16 – Roark
Kapitel 17 – Hayden
Kapitel 18 – Roark
Kapitel 19 – Hayden
Kapitel 20 – Roark
Kapitel 21 – Hayden
Kapitel 22 – Roark
Kapitel 23 – Hayden
Kapitel 24 – Roark
Kapitel 25 – Hayden
Kapitel 26 – Roark
Epilog – Hayden
Danksagung und Nachwort
Über die Autorinnen

Impressum

Copyright © 2024 Svea Lundberg & Tanya Carpenter

 

Julia Fränkle-Cholewa

Zwerchweg 54

75305 Neuenbürg

[email protected]

www.svealundberg.net

 

Tanya Carpenter

Am Heiligenstock 41

35080 Bad Endbach

[email protected]

www.tanyacarpenter.de

 

Covergestaltung:

Fenja Wächter / www.fenjas-coverdesign.de

 

Bildnachweise:

© Viorel Sima - stock.adobe.com

 

 

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt.

Alle Rechte sind vorbehalten.

 

Die in diesem Buch geschilderten Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

 

Der Inhalt des Romans sagt nichts über die sexuelle Orientierung des Covermodels aus.

Inhalt

Roark Walsh:

Es sollte einfach nur eine entspannte Nacht in Melbourne werden, doch dann komme ich zurück auf meine Ranch und finde niemand anderen auf der Ladefläche meines Pick-ups als Hayden Brook – Rockstar mit Bad Boy Image! Das Letzte, was ich gebrauchen kann, ist seine Gesellschaft. Denn Hayden ist nicht nur verboten heiß, sondern auch ein arroganter Arsch und viel zu neugierig. Ich kann nicht riskieren, dass er mein kleines, schmutziges Geheimnis aufdeckt – und damit alles in Gefahr bringt, was ich mir mühsam aufgebaut habe.

Aber wie soll ich die Finger von ihm lassen, wenn er mir in meinen schwersten Stunden zur Seite steht? Außerdem verbirgt auch Hayden einen tiefen Schmerz hinter seinem Million Dollar Smile. Ich fürchte, er und ich sind uns ähnlicher, als ich geahnt habe …

 

Hayden Brook:

Zugegeben, meinen Bodyguard zu verführen, um mich nachts aus dem Hotel zu schleichen, war nicht die beste Idee. Ich schwöre, es war nicht mein Plan, am nächsten Morgen irgendwo im australischen Outback aufzuwachen. Schon gar nicht, wenn ich geahnt hätte, wie ätzend dieser Cowboy ist … und wie anziehend!

Roark treibt mich in den Wahnsinn und gleichzeitig berührt er etwas in mir, was ich verloren geglaubt habe. Vielleicht brauche ich nur eine Auszeit bei ihm, um zu dem Musiker zurückzufinden, der ich mal war. Bevor mir mein Management ein Image aufgedrückt hat, in dem ich mich immer mehr verliere. Mit Roark fühle ich mich frei. Aber was, wenn ein Schicksalsschlag ihm plötzlich alles nimmt und ausgerechnet ich – der ›broken anti hero‹ – sein einziger Halt bin?

 

»Hard to tame« ist eine mitreißende Haters to Lovers MM Rockstar Romance voller hitziger Küsse, geheimer Sehnsüchte, gefühlvoller Lagerfeuer-Romantik, süßer Koalas und einer wohldosierten Prise Drama.

 

Bei dem Roman handelt es sich um einen abgeschlossenen Einzelband.

 

Vorwort mit Content Notes

Liebe*r Leser*in,

 

wir freuen uns, dass du dir »Hard to tame« gekauft oder geliehen hast und Haydens & Roarks Geschichte kennenlernen möchtest. Bevor du startest, möchten wir dich auf einige sensible Inhalte im Roman hinweisen.

 

In diesem Buch werden folgende Inhalte thematisiert:

 

Alkoholkonsum

Drogenkonsum

Machtgefälle und Abhängigkeitsverhältnisse

Naturkatastrophen

angedeutete Queerfeindlichkeit

angedeuteter sexueller Missbrauch

 

Wir wünschen dir viele schöne Lesestunden mit Hayden & Roark und den vierbeinigen Helden der Geschichte.

 

Alles Liebe,

Svea & Tanya

 

Kapitel 1 – Hayden

Der Jubel meiner Fans begleitet mich von der Bühne und ich empfinde … nichts. Dunkel erinnere ich mich an die Euphorie, die mich früher bei meinen Konzerten durchströmt hat. An den rauschartigen Zustand, den die Begeisterung der Menschen ausgelöst hat. Früher – das ist nicht lange her, wenn man bedenkt, dass meine Karriere mit Anfang zwanzig, vor rund acht Jahren, richtig Fahrt aufgenommen hat. Aber all das scheint mir meilenweit entfernt. Wie aus einem anderen Leben. Eines, in dem ich noch Hayden Brook, der talentierte aufstrebende Musiker war, dessen Konzerte die Menschen besucht haben, weil sie meine Musik mochten. Nicht Hayden Brook, der Weltstar, dessen Songs mittlerweile wie Einheitsbrei klingen und dem dennoch Massen zujubeln. Ihm – oder seinem Arsch. Seinem ›Million Dollar Face‹, wie mein Manager meine Visage mal genannt hat. Nicht, dass ich mir wünschen würde, hässlich zu sein, oder dass ich es nicht genossen hätte, angeschmachtet zu werden. Aber mittlerweile frage ich mich, ob die Leute nicht ebenso vor der Bühne ausflippen würden, würde ich einfach nur für sie strippen, während im Hintergrund ein Playback meiner Songs läuft. Dieser Songs, die sich nicht länger wie meine anfühlen. Selbst ›High on you‹, mit dem ich damals den Durchbruch hatte und den ich noch immer am Ende jeden Konzertes in einer Akustik-Version spiele, nur begleitet von meiner Gitarre, fühlt sich nicht mehr wie früher an.

Der Gurt brennt sich förmlich durch mein verschwitztes Jeanshemd und die Gitarre scheint Tonnen zu wiegen. Mit schwerfälligen Schritten steige ich die wenigen Stufen hinter der Bühne hinab. Jeff erwartet mich bereits mit seinem breiten Grinsen, das er immer drauf hat, wenn sein ›dirty good boy‹ wieder einmal abgeliefert und den Fans Gänsehaut und feuchte Höschen beschert hat. Ja, verdammt, ich tue nichts weiter als abzuliefern. Auf jeder neuen Bühne, in jeder neuen Stadt dieselbe belanglose Scheiße.

»Das nenne ich einen fulminanten Abschluss!« Jeffs Hand trifft meine Schulter, packt zu.

Ja, ganz fulminant wunderbar … kacke. Ich zwinge mich zu einem Lächeln, das mir nur deshalb gelingt, weil dieses Konzert in Melbourne eben genau das war: der Abschluss meiner mehrmonatigen Tournee durch die USA, Neuseeland und Australien.

Ich muss diese Gitarre loswerden. Ein dumpfer Schmerz puckert in meinem Inneren, als ich sie meinem Manager in die Hand drücke und loslasse. Ah, es gibt also doch noch Gefühle. Beruhigend. Oder nervtötend. Wie man es nimmt.

Im Gegenzug zur Gitarre drückt mir jemand – irgendeiner der Roadies – einen Drink in die Hand. Ohne darüber nachzudenken, nehme ich einen großen Schluck. Der Alkohol rinnt beißend durch meine Kehle. Ich schmecke kaum etwas, begrüße jedoch das vertraute Brennen und die kribbelnde Wärme, die sich sofort in meinem Bauchraum ausbreitet.

Jeff begleitet mich ins Backstage, wo bereits die Band wartet. Oder eher: schon mal ohne mich angefangen hat, sich zu amüsieren. Auf dem Schoß des Drummers sitzt eine hübsche Blondine. Der Gitarrist hat seine E-Gitarre gegen die Titten einer Rothaarigen eingetauscht, auf seiner anderen Seite rekelt sich ein junger Kerl in knallenger Lederhose auf dem Sofa. Sie springen allerdings regelrecht auf, als ich mit Jeff den Raum betrete. Sie – die Frau und der Mann, nicht ihre Titten. Jesus, ich brauche mehr Alkohol. Oder eine Line.

In weiteren großen Schlucken leere ich den Drink, während Jeff mich vollquatscht. Ich höre nicht zu. Seine Lobeshymnen bedeuten mir nichts. Nicht mehr.

Halb drückt er mich auf einen der Sessel nieder, halb lasse ich mich von selbst darauf sinken. Ich bin gerädert, meine Glieder schreien nach Entspannung. Nach Schlaf. Zumindest Erstere naht in Form der Rothaarigen. Dass sie unseren Gitarristen für mich sitzen lässt, ohne dass ich auch nur mit dem Finger geschnippt hätte, entlockt mir nicht mal mehr ein schiefes Grinsen.

»Gib mir mal noch einen Drink.«

Ich habe kaum ausgesprochen, da wird mir bereits ein weiteres volles Glas in die Hand gedrückt. Von der Rothaarigen. Augenscheinlich hat man sie auf ihrem Weg zu mir mit allem ausgestattet, was ich wünsche. Bullshit!

Ich trinke weiter, antworte Jeff, obwohl ich noch immer nicht so genau weiß, wovon er redet. Indessen machen sich Hände an meinem Gürtel zu schaffen.

»Tja dann, lass ich euch mal.« Das anzügliche Zwinkern meines Managers schärft meine Sinne für einen Moment. »Ich besorg mir auch mal ein bisschen Spaß.«

Ich brumme nur, zische in der nächsten Sekunde, als die Rothaarige mit einem Ruck meine Hose vorne auseinanderzieht – und gleich darauf meinen Schwanz in der Hand hält. Unterwäsche wird überbewertet. Ebenso wie Smalltalk.

»Hi.« Sie blinzelt zu mir hoch. »Ich bin –«

»Supersweet, Honey. Ich liebe deinen schönen Mund. Darf ich rein?« Mein Gefasel funktioniert – sie lächelt und neigt sich dann hinab, haucht einen Kuss auf meine bloße Eichel, ehe sie mich mit ihren roten Schmolllippen umschließt und sacht zu saugen beginnt.

»Gut so, Honey. Fester.«

Ein weiterer Schluck, der Alkohol und ihr warmer, feuchter Mund bringen mein Blut in Wallung und meine Nervenenden zum Kribbeln. Trotzdem ist da … nichts.

Okay, natürlich spüre ich etwas. Ich spüre den körperlichen Reiz. Aber innen drin bleibt es kalt. Leer. Gleichgültigkeit über einem Brodeln, das ich nicht zu greifen bekomme.

Frustriert lasse ich den Kopf in den Nacken und auf die Rückenlehne sinken, schiebe ihr mein Becken entgegen, damit sie mich tiefer aufnimmt. Was sie auch tut. Sie bleibt sanft dabei, was meine Frustration nur noch weiter anheizt. Mir fehlt jedoch jeglicher Antrieb, eine Hand in ihre rote Mähne zu schieben. Ich will ihr keinen harten Rhythmus aufzwingen, ich will nicht mal … dass sie mir überhaupt einen bläst. Ich will …

»… hier weg!«

Meine Lider flattern, ich habe kurz Mühe, den Blick zu fokussieren. Dann schweift er zu Jeff, der unweit des Sessels neben der Tür steht, sich dort vor einer zierlichen dunkelblonden Frau aufgebaut hat. Obwohl ich nicht ganz klar bei Sinnen bin, sehe ich das Zittern ihrer Finger, als sie ihm auffordernd die Hand hinhält.

»Mein Telefon.«

Über die im Hintergrund dudelnde Musik hinweg dringt Jeffs Lachen an meine Ohren. Ich schaudere, die Rothaarige zwischen meinen Beinen verstärkt endlich den Sog. Hart beiße ich die Zähne aufeinander.

»Keine Smartphones hier drin.«

»Ich will ja auch gehen. Jetzt.«

»Die Party fängt gerade erst an, Süße.«

»Ich will das aber ni–«

Einer der Securitys schiebt sich heran, sodass sie zwischen ihm und meinem Manager eingeklemmt ist. Keiner der beiden berührt sie, das macht die Situation allerdings kein Stück besser.

»Bitte, ich –«

»Du bleibst. Vorhin hast du noch laut ›hier‹ geschrieen, um in die Row Zero zu kommen.«

»Ich wusste nicht –«

Jeffs Lachen hallt durch den Raum. »Jaaa, natürlich …«

In meinem Magen rumort der Alkohol. Keine Ahnung, ob die Hübsche wirklich nicht wusste, was bei den Partys, die nach dem Konzert im Backstage steigen, abgeht – es ist auch vollkommen egal. Wenn sie es wusste, hat sie dennoch jedes Recht, sich dagegen zu entscheiden. Zu jedem Zeitpunkt. Sie muss es haben.

»Hey, Jeff!« Meine Stimme kratzt in meinem Hals, was weniger der zurückliegenden Anstrengung einer zweistündigen Show geschuldet ist als vielmehr dem Umstand, dass mir noch immer der Schwanz gelutscht wird.

Mein Manager feixt mir zu. »Brauchst du Nachschub?« Er neigt sich ein kleines Stück zu der Dunkelblonden, der der Ekel – und nun auch Angst – ins Gesicht geschrieben stehen. »Wie wär’s, willst du es dir mit Hayden gemütl–«

»Lass sie gehen.« Noch während ich das sage, schiebe ich die freie Hand in den Schopf der Rothaarigen. Sie summt um meinen Schwanz und ich keuche unterdrückt unter dem Reiz, der dadurch in meine Eier schießt. Gottverdammte Scheiße hier!

»Was war das, Hayden?« Mein Manager wirft mir einen irritierten Blick zu.

Energisch schiebe ich das vor mir kniende Groupie von mir und stemme mich vom Sofa hoch. »Sie will gehen – also geht sie.« Ich wende mich direkt an den Security. »Wo habt ihr die Smartphones?«

»Im Nebenraum.« Er deutet in besagte Richtung.

»Brook, was soll das?« Jeff klingt jetzt eindeutig genervt. Dass er mich beim Nachnamen nennt, spricht ebenfalls dafür.

»Nimm sie mit rüber. Sie bekommt ihr Telefon und dann lasst ihr sie gehen.«

»Brook!«

Ich fahre zu Jeff herum. »Was?«

Er bohrt aus zusammengekniffenen Augen seinen Blick in mich. »Wir haben klare Regelungen, was die Aftershows angeh–«

»Ja.« Ich schnaube das Wort regelrecht. »Wir haben fucking klare Regeln für Privatsphäre. Was wir aber anscheinend nicht haben, sind Regelungen für Consens.« Aus dem Augenwinkel verfolge ich, wie die Frau mit dem Security im Nebenraum verschwindet. Alles an ihrer Körperhaltung schreit nach Unwohlsein.

»Ach je, Consens. Als ob du jedes Groupie vorher fragen würdest, ob du es vögeln darfst, als ob je eines ›nein‹ sagen würde.«

Ersteres tue ich tatsächlich – auf die eine oder andere Weise. Letzteres kam noch nie vor, eher im Gegenteil. Nach manchen Shows kann ich gar nicht so viel ficken, wie Frauen und Männer regelrecht Schlange stehen. Fuck, mir ist schlecht.

Jeff schiebt eine Hand auf meinen Arm. »Du solltest dich entspannen, Hayden.« Zusätzlich zu seinen Worten versucht er, mich wieder in Richtung Sessel zu schieben. »Nach einem Blowjob sieht die Welt schon wieder anders aus.«

Ich stemme mich gegen seinen Griff, kippe den Rest des Drinks auf Ex – und bin kurz davor, Jeff vor die Füße zu kotzen. »Ich geh ins Hotel.«

»Bitte?« Mein Manager starrt mich an, als hätte ich ihm soeben gesagt, ich wolle mit der Musik aufhören. Der Gedanke ist … absurd und irgendwie … »Was ist denn los mit dir, Hayden?«

Ehe ich ihm antworten kann, werden wir beide vom Security abgelenkt, der neben uns tritt und erst Jeff, dann mir einen fragenden Blick zuwirft.

»Worauf wartest du?« Ich begegne dem bohrenden Blick, deute auf die Tür. Erst, als er sie geöffnet hat, wende ich mich an die Frau, die sich förmlich an ihrer Handtasche festklammert. »Tut mir leid für die … Verwirrung. Ich hoffe, dir hat das Konzert gefallen.« Das ›trotzdem‹ verkneife ich mir und komme mir mit dieser Entschuldigung beschissen vor.

Sie lächelt, sehr schmal und vorsichtig. »Ja«, bringt sie leise hervor, »hat es.« Sie beißt sich sichtbar in die Wange. »Danke.«

Okay, jetzt bin ich kurz vorm Kotzen. Sie sollte sich echt nicht dafür bedanken müssen. Ich lächle nur, warte, bis sie vom Security nach draußen begleitet worden ist. Ich hoffe, sie hat jemanden, der sie abholt, oder dass sie sonst wie sicher nach Hause kommt.

»Grundgütiger …«

Jeffs Seufzen bringt etwas in mir zum Überkochen. Ich knalle ihm das leere Glas vor die Brust, das er geistesgegenwärtig festhält. »Grundgütiger – was? Was sollte das, Jeff? Reicht dir ›Sex, Drugs and Rock ’n Roll‹ nicht mehr aus? Brauchen wir einen beschissenen Skandal, oder was?«

»Skandal …« Jeff schnaubt. »Es ist doch nichts passiert.«

Ja, verdammt, weil ich dafür gesorgt habe, dass er sie gehen lässt. Was, wenn ich es nicht mitbekommen hätte? Was, wenn Jeff so einen Dreck schon öfter abgezogen hat? Meine Gedanken kommen kaum hinterher. Sein lässiges Schulterzucken verwirrt mein ohnehin nicht klares Denken.

»Sie wird nichts sagen und selbst wenn, würde ihr ohnehin keiner gla–«

»Halt die Klappe!« Kein weiteres Wort werde ich aus seinem Mund ertragen. Auch, weil das, was er sagt – oder sagen wollte –, die ekelhafte Wahrheit ist. »Ich hab keinen Bock mehr auf den Scheiß!«

Perplex blinzelt er mich an. »Hayden, komm schon. Du bist einfach müde und ausgebrannt von der Tour, das –«

Ja, verdammt, ich bin ausgebrannt. Aber auf andere Art, als er denkt.

»… ist Bullshit. Jeff, das hier ist Bullshit.«

Er starrt mich einen Moment lang an, dann beginnt er wieder zu grinsen. »Du wirst alt, Rockstar. Bald wirst du dreißig, ist deine Attitüde eine verfrühte Midlife Cris–«

»Fick dich!«

»Herrgott, Brook …«

Zu allem Überfluss schiebt sich auch noch die Rothaarige in mein Sichtfeld. »Wollen wir weiterma–«

»Nein.« Ich dränge mich zwischen ihr und meinem Manager zur Tür. »Ich bin weg.«

 

Natürlich verlasse ich das Konzertareal im Herzen Melbournes nicht allein. Kaum bin ich aus dem Backstage, heftet sich Clayton an meine Fersen, sodass ich wenig später mit ihm und Jeff in einem massiven SUV mit abgedunkelten Scheiben sitze. Der Fahrer bringt uns zum Hotel. Oder genauer: in die Tiefgarage. Ich warte nicht, bis mein Bodyguard die Umgebung gescannt hat und mir die Autotür öffnet. Ich stoße sie selbst auf und ernte dafür ein missbilligendes Schnaufen von Jeff. Ich bin so kurz davor, ihm wüsteste Verwünschungen an den Kopf zu werfen, weiß jedoch nicht mal genau, wofür eigentlich. Dafür, dass er und die Plattenfirma mich zu dem Rockstar gemacht haben, der ich bin? Ich wollte das. So sehr. Ich wollte es, aber … nicht so, nicht …

Überrannt und schlicht überfordert von dem Chaos in meinem Inneren knalle ich die Autotür hinter mir zu. Clay kommt um den Wagen herum, schirmt mich ab. Wogegen auch immer. Jeffs Worte jedenfalls dringen zu mir durch.

»Unser Flieger geht morgen Nachmittag um halb fünf, kriegst du das hin?«

Ich schnaube die Antwort nur. Hatte ich mich vorhin noch gedanklich über die Leere in meinem Inneren beklagt? Gerade wünsche ich sie mir zurück. Wünschte, die Gedanken würden schweigen. Doch sie zerfasern nur weiter, je mehr ich nach ihnen zu greifen versuche.

Gefolgt von Clay betrete ich den Aufzug. Die automatische Tür fährt allerdings nicht zu, weil er stehenbleibt und sich zu Jeff umdreht, der noch einmal das Wort an ihn richtet. »Bring ihn morgen pünktlich zum Flughafen. Ich hoffe, er hat sich bis dahin ausgesponnen.« Er sagt das, als sei ich ein trotziges, kleines Kind. Sein Geldesel, den er melken, seine Puppe, die er herumreichen kann. Nichts anderes bin ich. Ich singe Songs, die mir die Plattenfirma vorsetzt und die ich nicht fühle. Zumindest nicht mehr. Ich pflege das Image, das sich über die Jahre hinweg eingeschlichen hat und das sich nicht mehr nach mir anfühlt. Es vielleicht nur getan hat, weil der Rausch des bis dato ungekannten Ruhms so groß war. Verdammt, ich ficke sogar, wen Jeff mir vorsetzt. Denn er ist derjenige, der die Frauen und Männer für die Row Zero aussucht – ›ganz nach Brooks Geschmack, aber der ist ja sowieso sehr flexibel.‹ Bullshit! Nicht zum ersten Mal beschleicht mich das Gefühl, dass hinter diesen Sprüchen eine gewisse queerfeindliche Haltung steckt. Weder das Management noch das Musiklabel haben mir je Steine in den Weg gelegt, meine sexuelle Orientierung auszuleben. Stattdessen haben sie sie ausgeschlachtet als ein ›Hayden Brook fickt sowieso mit allem und jedem‹. Was nicht stimmt. Nicht so, wie es über Jahre in den Medien verbreitet wurde, zumindest.

Clay tritt zurück und die Fahrstuhltür gleitet endlich zu. Ausatmend lehne ich mich ihm gegenüber rücklings an die verspiegelte Wand. Widerstehe mühsam dem Drang, mich gleich wieder abzustoßen. Rastlosigkeit treibt mein Innerstes um. Ich will raus. Muss raus. Unter Leute und gleichzeitig allein sein.

Clays Körper ist breit genug, damit ich mein eigenes Spiegelbild nicht sehen kann. Außerdem sieht er wie immer heiß in seinem Bad Boy Anzug aus. Mir ist heiß. Januar in Melbourne bedeutet brütende Hitze, auch nachts. Etwas, das ich von den Sommern meiner kalifornischen Heimat gewohnt bin. Dennoch klebt mir mein Jeanshemd noch vom Auftritt am Leib. In meinem Kopf tobt weiter das Chaos.

»Bock zu ficken?«

Clays Kopf ruckt hoch, als würde ihn meine Frage überraschen. Tut sie vielleicht auch. Dabei ist sie in meinen Augen völlig logisch. Nach einem Konzert brauche ich Alkohol oder Sex. Oder beides. Und es wäre nicht das erste Mal, dass er und ich miteinander ins Bett gehen. Weder Jeff noch die Bosse der Plattenfirma wissen davon. Nehme ich zumindest an.

»Ich weiß nicht, Hayden …«

Ich verziehe den Mund, lege mein Million Dollar Smile auf. Bei Clay fällt mir das trotz des Aufruhrs in meinem Inneren leicht. Vermutlich weil mir klar ist, dass er, wenn er mich ansieht wie jetzt, zwar ebenfalls das Rockstar-Sexsymbol sieht, aber wir doch eine andere Ebene als nur diese haben. Der Punkt ist: Clay und ich empfinden nichts füreinander, aber wir vertrauen einander. Wir wissen, dass der jeweils andere über das, was manchmal zwischen uns abgeht, schweigen wird. Ich habe kein Interesse daran, auszuplaudern, dass ich mich nicht nur durch die Reihen meiner Groupies vögle, sondern es auch mit meinem Bodyguard treibe. Und Clay wiederum ist ebenfalls sehr daran gelegen, dass niemand – am allerwenigsten seine Frau – erfährt, dass er in manchen Nächten nicht nur auf Hayden Brook, den Rockstar, sondern insbesondere auf dessen Arsch acht gibt. Er wird es auch heute Nacht tun, das verrät mir sein Blick, obwohl er sich noch windet und mit seinem Gewissen ringt.

Scheiß aufs schlechte Gewissen.

 

~~~

 

Eine knappe Stunde später hat sich mein Bodyguard gründlich und doch nur mittelmäßig befriedigend um mich gekümmert. Neben dem King Size Bett liegt ein gefülltes Kondom und Clay ist wie jedes Mal kurz davor, einzuschlafen. Ich jedoch nicht.

Brummend wälzt er sich auf die Seite, während ich mich aus dem Bett kämpfe.

»Nur kurz … Weck mich, wenn ich wegpenne.«

»Mhm, sicher.« Ich werde einen Teufel tun und meinen Bodyguard in meinem Bett – auch wenn es nur ein Hotelbett ist – die Nacht verbringen lassen. Alkohol brauche ich ihm allerdings auch keinen anzubieten.

Aus der Minibar, die ganz nach meinen Wünschen ausschließlich mit Whisky und Cola bestückt ist, nehme ich mir etwas zu trinken. Die Mühe, ein Glas zu benutzen, mache ich mir nicht. Mit der Flasche in der Hand trete ich an eines der Panoramafenster. Von hier oben aus hat man einen gigantischen Blick über den Yarra River und die nächtliche Skyline Melbournes. Es könnte verdammt schön sein, wenn …

»Clay?« Abrupt drehe ich mich zum Bett um. Mein Bodyguard liegt splitternackt auf dem Bauch und gibt keine Antwort. Er muss hier raus. Ich muss hier raus. Nur wird er mich nicht lassen. Krampfhaft schließe ich die Finger fester um den Flaschenhals.

Bin ich ein Arschloch, wenn ich tue, was mir plötzlich mit Wucht durch den Kopf schießt?

Ja, bin ich.

Aber noch mal: Scheiß aufs Gewissen!

 

~~~

 

Im Gegensatz zu der nächtlichen Wärme draußen kommt mir die Luft im Inneren des Pubs beinahe kühl vor, als ich diesen betrete. Allerdings nur so lange, bis ich die Tür hinter mir schließe. Dann bin ich umfangen von drückender Wärme vieler Körper auf engem Raum und deren Geruch. Schweiß. Mensch. Alkohol. Ich mittendrin.

Zwischen den Leuten hindurch bahne ich mir einen Weg zur Bar. Darauf bedacht, niemanden zu heftig anzurempeln, um ja keine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Meine Tarnung – eine Lederjacke mit hochgeklapptem Kragen und eine schlichte schwarze Basecap, die ich mir tief ins Gesicht gezogen habe – ist nur unzureichend. Und doch habe ich es damit unerkannt bis hierhin geschafft. Was mich immer noch verwundert.

Ich schiebe mich auf einen der noch freien Barhocker. Der Pub ist nun, nach Mitternacht, gut besucht. Hinter dem Tresen wirbelt ein Kerl mit schwarzen Haaren und Undercut herum. Mit einem Handzeichen bedeutet er mir, dass er mich realisiert – aber hoffentlich nicht erkannt – hat. Ich nicke nur knapp und beschaue mir die reichliche Auswahl an Spirituosen, die in einem rustikalen Regal an der gegenüberliegenden Wand steht. Darunter entdecke ich einen Australian Single Malt Whisky, von dem eine Flasche um die hundertfünfzig Dollar kosten dürfte.

Nur wenige Minuten später vergrabe ich mich regelrecht in dem Glas – und im Chaos meiner Gedanken, die nur langsam, aber immerhin stetig, stiller werden. Die Leere, die so zunehmend entsteht, ist angenehmer als die, die ich vorhin auf der Bühne gespürt habe. Sie ist meine Zuflucht. Fuck, ja, der Whisky ist meine Zuflucht.

Ich tauche erst aus ihr auf, als mein Name an meine Ohren dringt, und schrecke regelrecht vom Barhocker hoch.

»… Abschlusskonzert seiner Tour.«

Fahrig huscht mein Blick unter dem Rand meiner Basecap umher, bleibt an dem Barkeeper mit Undercut hängen. Und an dem Typen, der ihm gegenüber und damit zwei Plätze neben mir sitzt.

»Gut, dass mich so was nicht interessiert«, sagt der und ich spüre unweigerlich, wie meine Schultern ein Stück weit nach unten sacken. Keiner der beiden schenkt mir Notiz und ich könnte kaum erleichterter über das Desinteresse an meiner Person sein.

Der Barkeeper schnaubt lachend und ich wende mich wieder meinem Drink zu. Seine Worte ignoriere ich, mustere lediglich aus dem Augenwinkel den Gast. Breite Schultern unter einem karierten Hemd, Sehnen- und Muskelstränge an definierten Armen – nett. Weiter komme ich in meiner Betrachtung jedoch nicht.

»… Ranch am Arsch der Welt.«

Ich horche auf.

»Siehst du da überhaupt Menschen? Oder mutierst du demnächst zum Koala?«

»Sag nichts gegen Pebbles.«

Scheiß auf Koalas, auch wenn die zugegebenermaßen ganz niedlich sind. Habe ich ›Ranch‹ und ›Arsch der Welt‹ gehört? Das, schießt es mir durch den Kopf, das ist, was ich brauche.

»Hast du deinen Pick-up am Seiteneingang stehen?«

Der Kerl neben mir nickt. »Ja, wie immer.«

»Fein. Ich hab nachher noch was für dich. Dann brauchst du das nicht so weit zu schleppen.«

Er lächelt, was ihm steht, aber vielmehr als dafür interessiert sich mein zunehmend benebeltes Hirn gerade für die Info zu seinem Truck.

»Könnte ich ’ne Flasche Warp haben?« Die Worte sind aus meinem Mund, ehe ich auch nur ansatzweise über sie nachgedacht habe.

Der Barkeeper wendet sich mir zu, rasch senke ich den Kopf. Gleich darauf schiebt er mir die gewünschte Flasche über den Tresen hinweg zu. Ich krame zwei oder vielleicht auch drei Hundertdollarscheine hervor. Großzügiges Trinkgeld für keinerlei Fragen und einen Freifahrtschein ins Nirgendwo.

Ohne auf mein Wechselgeld zu warten, verlasse ich den Pub. Mit einer Flasche arschteurem Whisky und der Ahnung, dass ich gerade im Begriff bin, etwas vollkommen Bescheuertes zu tun. Aber aller guten Dinge sind drei, sagt man nicht so? In diesem Sinne, zum Dritten: Scheiß drauf!

Kapitel 2 – Roark

»Roark! Wie schön, dass du uns besuchst.« Kathi kommt mit ausgebreiteten Armen auf mich zu und drückt mich an sich. »Du hast dich diesmal lange nicht sehen lassen.«

Es ist kein Vorwurf, lediglich eine Feststellung. Dennoch plagt mich das schlechte Gewissen. Ich weiß, wie viel Arbeit sie hier in der Koala-Auffangstation immer haben. Auch ohne den Notfall eines Buschbrandes. Kranke und verletzte Tiere werden hier regelmäßig abgegeben. Oder Kathi und ihre Leute fahren aufgrund einer Meldung ins Outback und sammeln sie dort ein.

»Tut mir leid, ich hab grad echt viel um die Ohren. Das zweite Cottage muss bis Ende des Monats fertigwerden.«

Was unter anderem der Grund ist, warum ich heute auf dem Weg nach Melbourne bin und deshalb hier einen Zwischenstopp einlege. Ich muss Baumaterial holen und Einkäufe für meine ersten Gäste erledigen, damit sie Lebensmittel vorrätig haben, wenn sie in drei Tagen ankommen und ihr Cottage beziehen. Im Outback fährt man eben nicht mal schnell zum Supermarkt, daher biete ich eine Vorabbestellung an.

Kathi winkt ob meiner Entschuldigung ab. »Das weiß ich doch, Roark. Wir vermissen dich einfach alle.«

»Sobald ich beide Gästehäuser vermieten kann, schaue ich wieder häufiger rein und helfe mit, versprochen.«

»Wie geht es Pebbles?« Zeitgleich mit der Frage nach meinem Koala deutet sie in Richtung der Außengehege und ich folge ihr. Kathi ist ein beeindruckender Mensch. Entschlossen, mutig und sie brennt für diesen Job, auch wenn der zuweilen sehr an einem zehrt. Vor allem, wenn man praktisch Tag und Nacht im Einsatz ist. Gerade heute sieht sie müde aus, dennoch schreitet sie energisch voran. Ihre langen blonden Haare hat sie wie immer zu einem lockeren Knoten geschlungen und mit einem improvisierten Stab festgesteckt, der verdächtig nach einem dickeren Eukalyptusstängel aussieht. Das erklärt den Duft, der mir bei unserer Umarmung in die Nase gestiegen ist.

»Dem kleinen Monster geht es gut. Wenn man davon absieht, dass sie sich weiterhin weigert, wieder ins Outback zu ziehen.«

Kathi verdreht die Augen und lacht. »Du verwöhnst sie zu sehr.«

Mit geschürzten Lippen schüttele ich den Kopf. »Nope! Nur geringfügig. Die Kekse vom Frühstückstisch haben wir uns abgewöhnt. Aber ich glaube, sie hat was mit Coby am Laufen. Ist eine ganz große Liebe zwischen den beiden.«

Ist es wirklich. Irgendwie habe ich Angst vor dem Tag, an dem Pebbles womöglich draußen im Outback ihren Koala-Mann findet und doch noch auszieht. Es wird meinem Cattle Dog das Herz brechen und mir auch. Ich könnte den beiden stundenlang zusehen, wenn sie im Wohnzimmer auf dem Boden aneinandergekuschelt daliegen, Coby seiner Freundin behutsam die Ohren ausschleckt oder Pebbles ihrem Kumpel mit den kleinen Koalapfötchen den Rücken massiert. Das ist einfach zu drollig.

»Wir haben Neuzugänge.«

Ich verziehe bei Kathis Aussage das Gesicht. Klar ist es nicht verwunderlich. Gerade ist Babyzeit bei den Koalas und oft sind es Jungtiere, die teils noch gesäugt werden müssten, die hier ankommen. Weil ihre Mütter überfahren wurden und sie selbst es zum Glück überlebt haben. Wobei Glück in dem Fall relativ ist.

Schlimmer ist es noch, wenn wieder eines der gefürchteten Buschfeuer gewütet hat. Dann sind praktisch alle Auffangstationen für Wildtiere hoffnungslos überfüllt und der Anblick oft erbärmlich. Wer einmal das Wimmern eines Koalas in den Ohren hatte, dessen Pfoten verbrannt sind, dessen Fell nach Rauch riecht und der einen mit einem derart ratlosen Blick anschaut, als wollte er fragen, wie das nur passieren konnte, dass er sein Zuhause verloren hat, der wird das nie mehr vergessen. Oder derjenige hat kein Herz.

Heute sind es zwei neue Kandidaten. Ein junger Koala, der aus dem letzten Jahr stammen dürfte, und ein kleines Mädchen, wohl gerade erst um die vier Monate alt. Und damit ein Sorgenkind.

Koalas per Hand aufzuziehen, ist extrem schwierig. Die Kleine hier hat noch nicht mal ihre Augen geöffnet. Sie muss alle paar Stunden gefüttert werden, wobei Milch nicht das Problem ist. Sie später auf Eukalyptusblätter umzustellen, ist die größte Hürde, denn ohne ihre Mütter fehlen ihnen wichtige Stoffe in ihrem Verdauungssystem, die notwendig sind, um die Pflanzenfasern zu verwerten. Ich weiß, Kathi und ihr Team tun alles, aber nicht immer sind sie erfolgreich.

Jerry, einer von Kathis fest angestellten Mitarbeitern, hat den Mini-Koala in einem improvisierten Beutel vor seiner Brust. So kann er sich nebenbei auch noch um die anderen Tiere kümmern. Es ist süß, wie das kleine Köpfchen immer wieder oben herauslugt, wäre es nur nicht so bitter, dass die Überlebenschance fifty-fifty steht.

»Na, die Schwangerschaft muss aber rasch verlaufen sein. Bei unserem letzten Treffen hat man dir noch nichts angesehen«, foppe ich den Pfleger, der mich daraufhin breit angrinst.

»Ich halte mich eben in Form.«

So gern ich diesem süßen Koala-Baby über das Köpfchen streicheln würde, ich lasse es. Je weniger fremde Keime es momentan abbekommt, umso größer die Überlebenschance. Jeder Infekt kann ein rasches Ende bedeuten und ich will nicht wissen, was ich alles so mit mir rumschleppe. Sei es durch Pebbles, Coby oder was auch immer.

Aber ich habe ohnehin nicht viel Zeit. Mein Tagesplan ist bereits ziemlich im Arsch, weil die Verankerungen für das neue Cottage nicht so problemlos vonstattengingen, wie ich es mir gewünscht hätte. Es hat mich den ganzen Vormittag gekostet und jetzt liegt noch der Monatseinkauf vor mir, ich will das bestellte Baumaterial abholen und später noch kurz bei Carl reinschauen. Der einzige Punkt auf meiner To-Do-Liste, der entbehrlich wäre, aber gerade den möchte ich nicht streichen, weil ich das einfach brauche.

Carl und ich kennen uns von der Uni in Christchurch, Neuseeland, wo wir beide aufgewachsen sind. Wir sind häufig zusammen um die Häuser gezogen und haben auch später immer Kontakt gehalten. Zufall, dass wir beide in Australien gelandet sind. Er hat mit seinem ehemaligen Lebensgefährten eine Bar in Melbourne eröffnet. Inzwischen betreibt er sie allein und hat nach einem unschönen Beziehungsende auch keinen Bock mehr auf was Festes. Ich hab mich nach meinem Studium einige Jahre in Afrika und den Staaten herumgetrieben, bis es mich auf eine Rinderranch ins Outback verschlagen hat und vor gut zwei Jahren, durch ein unverhofftes Erbe, in Carls Nähe.

Seitdem unterhalten wir eine Art ›Friends with Benefits‹-Beziehung, wobei mir klar ist, dass Carl mehrere davon pflegt, während er meine einzige ist. Das reicht mir. Ich hab genug um die Ohren und bin allein aufgrund meines Nebenerwerbs sexuell nicht unterversorgt, obwohl ich auf diesen gern wieder verzichten würde. Aber leider hat sich mein Erbe als Schuldenberg entpuppt, was ich zu spät bemerkt habe. Ich weiß jedoch, tief drin in diesem Berg liegt mein Traum vergraben und ich werde mich bis zu ihm durchbuddeln, egal wie lange es dauern wird und wie hart – und dreckig – ich dafür arbeiten muss.

Das Einzige, was ich hin und wieder vermisse, ist ein wenig Zweisamkeit. Deshalb die gelegentlichen Ficks mit Carl. Das ist einfacher – und sicherer – als mit irgendeinem Fremden im Darkroom eines Clubs zu verschwinden.

Trotz Zeitdruck hätte ich ein schlechtes Gewissen, an Kathis Station vorbeizufahren, ohne wenigstens ein kleines bisschen dort geholfen zu haben. Also nehme ich Rechen, Schubkarre und Schaufel von ihr entgegen und mache mich daran, ein paar der Außengehege zu säubern. Dass dabei überall niedliche Koalas um mich herum in den Bäumen klettern, lässt mir die Arbeit leichter von der Hand gehen. Ich halte jedoch Abstand von ihnen. Sie sollen möglichst wieder ausgewildert werden, was umso schwerer wird, je weniger Scheu sie vor Menschen haben.

Sieht man ja an Pebbles. Sie ist jetzt vier oder fünf Jahr alt und stammt aus meinen ersten Monaten hier in Bendigo. Ich habe das große Buschfeuer, das sie in die Auffangstation gebracht hat, zum Glück nicht mitbekommen, aber ihre Verletzungen gesehen und geholfen, sie zu pflegen. Irgendwie hat sich eine Verbindung zwischen uns ergeben, die das kleine Monster nicht mehr aufgeben will. Als wir sie auswildern wollten, ist sie jedes Mal zurückgekommen und hat sich an mein Bein geklammert. Weswegen Kathi und ich den Kompromiss geschlossen haben, dass ich sie mit auf meine Ranch nehme und dort versuche, sie wieder an den Busch zu gewöhnen. Es gibt eine Koala-Population in der Gegend. Nur bisher interessiert sich Pebbles nicht für ihre Artgenossen. Sie bleibt weiterhin bei Coby und mir auf der Ranch.

»Roark?«

Kathi streckt ihren Kopf in das Gehege.

»Ja?«

»Ich wollte dir nur Bescheid geben, dass wir gerade einen Anruf erhalten haben. Angefahrenes Muttertier. Sieht aber aus, als ob sie überleben könnte. Willst du mitkommen?«

Das würde ich wahnsinnig gern, aber dann kann ich alle heutigen Pläne in die Tonne treten.

»Wollen ja, aber es geht nicht. Ich muss noch nach Melbourne und später ja auch wieder zurück zur Ranch.«

»Alles klar, kein Problem.« Kathi zwinkert mir zu. »Wenn alles gut geht, siehst du Mutter und Kind beim nächsten Mal. Lass uns nicht wieder so lange warten.«

»Versprochen.«

»Na dann. Viel Erfolg bei deinen Besorgungen und grüß Carl von mir.«

Ich werfe ihr einen schockierten Blick zu, der aber mehr gespielt als echt ist, und höre noch ihr Lachen, als sie sich bereits in Richtung Fuhrpark entfernt. Kathi ist die Einzige, die über mich und Carl im Bilde ist. Sonst weiß hier in der Gegend niemand, dass ich schwul bin, und erst recht nichts von meinem anrüchigen Nebenjob. Davon weiß nicht mal Kathi.

Vielen wäre es vermutlich egal, was ich privat so treibe, aber einigen eben nicht und ich kann es mir nicht leisten, die Leute aus der Gegend gegen mich zu haben. Wohin das meine Tante geführt hat, von der ich die Taggerton-Ranch geerbt habe, sehe ich ja und darf es ausbaden.

Eine halbe Stunde später bin ich dann auf dem Weg nach Melbourne. Ich fahre zuerst zum Home & Timber Baumarkt, bei dem ich Zement, Pfähle und Kleinkram wie Schrauben, Nägel und ein paar neue Werkzeuge bestellt habe. Die größeren Bauteile für das Cottage habe ich mir liefern lassen, aber für alles, was ich nach und nach holen und mit meinem Pick-up transportieren kann, fahre ich lieber selbst. Die Lieferkosten ins Outback sind nicht gerade günstig.

Danach erledige ich meine Monatseinkäufe bei Coles. Für die leicht verderblichen Sachen habe ich eine Kühlbox mitgebracht, die ich am Zigarettenanzünder meines Pick-ups anschließen kann. Schließlich werde ich einige Stunden bei Carl verbringen.

 

~~~

 

Es ist schon halb neun, als ich in der Seitenstraße neben dem Gebäude parke, in dem Carl seine Bar hat. Er wohnt im Stockwerk darüber, was unsere Stelldicheins einfacher macht.

In der Bar herrscht Hochbetrieb. Wird es vermutlich auch noch bis mindestens Mitternacht. Ich ernte erst mal nur ein Lächeln von Carl, weil der zu beschäftigt ist, um mich zu begrüßen. Damit habe ich kein Problem. Eine Weile setze ich mich an den Tresen, genehmige mir ein Fosters und sehe ihm zu, wie er Bier zapft, Cocktails mischt, Whisky ausschenkt und hin und wieder Snacks serviert, die Hal hinten in der kleinen Küche herrichtet. Es sind bloß Sandwiches und Salate, aber Hal braucht das Geld und Carl hat es nicht so mit Küchendingen.

Ich beobachte meinen Kumpel und stelle wieder einmal fest, dass er echt eine Augenweide ist, was in seinem Job gewiss kein Nachteil sein dürfte. Die Trinkgelder fließen, das weiß ich. Er trägt die schwarzen Haare als Undercut und die längeren Strähnen fallen ihm ins Gesicht, wenn er sich nach vorne beugt, was ihn jünger wirken lässt, als er ist und ihm etwas Freches verleiht. In seinen blauen Augen blitzt der Schalk. Um einen flotten Spruch ist er nie verlegen. Barkeeper eben. Ich lasse den Blick über die Gäste schweifen und frage mich, wie viele von denen wohl regelmäßig nach Feierabend mit ihm für eine schnelle Nummer nach oben gehen. Da ist keine Eifersucht. Zwischen ihm und mir ist alles klar und für mehr als das hier hätte ich aktuell auch keine Nerven.

Irgendwann verziehe ich mich nach hinten, plaudere mit Hal und warte darauf, dass es vorne im Schankraum ruhiger wird. Es ist beinahe eins, als das Stimmengewirr endlich nachlässt. Da auch Hal nun Feierabend macht, weil die Küche seit einer Stunde geschlossen ist, setze ich mich wieder zu Carl, der nun ein bisschen Zeit für mich hat.

»Sorry, Mann, heute war hier echt die Hölle los. Da sind einige nach dem Konzert noch hierhergekommen. Ich meine, mir soll’s recht sein, aber Micky und Reena hätten sich wirklich einen günstigeren Zeitpunkt für ihren Magen-Darm-Infekt aussuchen können.«

Ich grinse. »Tja, selbst schuld, wenn du dir ein Pärchen als Kellner einstellst. Wird einer krank, fällt der andere eben auch schnell mal aus.«

Carl zuckt lässig die Schultern. »Egal. Wir haben es auch so hinbekommen.«

»Wer hat denn gespielt?« Im Grunde interessiert es mich nicht, aber muss wohl jemand recht Bekanntes gewesen sein.

»Hayden Brook. Abschlusskonzert seiner Tour.«

Ich verschlucke mich fast an meinem Bier. Hatte gar nicht mitbekommen, dass der hier ein Konzert gibt. Vor ein paar Jahren, als er angefangen hat, fand ich die Musik richtig gut. Ich stehe auf Rock – unter anderem. Aber der Kerl ist mittlerweile so abgedreht und selbstverliebt, dass ich es einfach nur zum Kotzen finde. Dem ist eindeutig sein Erfolg zu Kopf gestiegen. Daher verstaubt die CD, die ich mir damals gekauft habe, ehe ich auf MP3s umgestiegen bin, in meinem Wohnzimmerregal. Ich mag solche Typen nicht, die jeglichen Anstand und jede Moral vergessen, weil sie plötzlich scheinbar alles haben können.

Gut, auch ich habe in den letzten Monaten einen Teil meiner Moral in den Wind geschrieben. Aber ich habe immerhin einen guten Grund dafür und tue es nicht bloß aus Spaß. Außerdem benutze ich niemanden dafür, trample nicht auf anderer Leute Gefühlen herum.

»Gut, dass mich so was nicht interessiert.«

Carl schnaubt belustigt. »Täte dir aber gut. Du versauerst noch total auf deiner Ranch am Arsch der Welt. Siehst du da überhaupt Menschen? Oder mutierst du demnächst zum Koala?«

»Sag nichts gegen Pebbles.« Warnend hebe ich einen Finger, aber er winkt ab.

»Hast du deinen Pick-up am Seiteneingang stehen?«, fragt er stattdessen.

»Ja, wie immer.«

»Fein. Ich hab nachher noch was für dich. Dann brauchst du das nicht so weit zu schleppen.«

Carl zwinkert und ich schenke ihm ein dankbares Lächeln. Er weiß, dass ich immer recht knapp bin, seit ich die Ranch übernommen habe, und wenn er was entbehren kann, gibt er es mir häufig mit. Mir oder Hal. Ich werde das nicht infrage stellen, dafür bin ich zu dankbar.

»Könnte ich ’ne Flasche Warp haben?«, ordert der Gast, der neben mir sitzt. Wow, eine ganze Flasche. Der Typ will wohl vorsorgen, wenn Carl hier gleich die Schotten dichtmacht. Carl schiebt ihm die Flasche zu und der Kerl, dessen Gesicht unter der tiefgezogenen Basecap und dem aufgestellten Kragen seiner Jacke kaum zu erkennen ist, legt drei Hundertdollarscheine auf den Tresen. Er dreht sich um, ohne auf sein Wechselgeld zu warten. Entweder er ist schon ziemlich betrunken oder er hat Geld wie Heu, dass er so viel Trinkgeld gibt. Und wieso trägt man bei dieser Hitze eine Jacke? Kopfschüttelnd wende ich mich wieder Carl zu.

»Ich schließ ab«, meint der wenig später. »Gehst du schon hoch? Ich komm gleich nach. Saubermachen kann ich morgen, wenn ich ausgeschlafen und entspannt bin.«

Bei entspannt tritt ein Lächeln auf seine sinnlichen Lippen, das mich sehr an eine zufriedene Katze erinnert.

»Alles klar. Soll ich mich vorbereiten, oder wonach steht dir heute der Sinn?«

Er wackelt vielsagend mit den Augenbrauen. »Baby, ich trag schon den ganzen Abend einen Plug und ich kann’s kaum erwarten, dass du ihn mir rausziehst.«

 

~~~

 

Zwei Stunden später trete ich zutiefst befriedigt neben meinen alten Dodge RAM und kontrolliere noch einmal rasch die Kühlbox, während Carl eine weitere Box mit ein paar Lebensmitteln, Spirituosen, aber auch Putzmitteln und solchem Kram auf den Rücksitz schiebt. Es ist ein buntes Sammelsurium aus Kleinigkeiten, für das ich ihm dankbar bin.

»Komm gut heim, Roark. Bist du sicher, dass du nicht hierbleiben willst? Du siehst echt fertig aus. Du weißt, es wäre kein Problem.«

Wäre es sicher nicht. Aber egal wie müde ich bin, ich muss zurück. Morgen früh wartet wieder viel Arbeit auf mich. Außerdem müssen die Tiere versorgt werden.

»Geht schon. Ich kipp den Energydrink runter, dann schaff ich die anderthalb Stunden schon.«

»Na gut.« Er sieht dennoch besorgt aus, was mich rührt.

Keine Frage, dass ich die gesamte Fahrt über zu kämpfen habe, aber nachdem ich Melbourne hinter mir gelassen habe, ist auf der Straße nicht allzu viel los. Grasland wechselt sich auf meiner Route mit Busch und kleinen Waldstücken ab. Hin und wieder leuchten Augen am Wegesrand. Über mir glitzern Millionen Sterne am Himmel. Je näher ich meiner Ranch komme, umso näher rückt auch die Morgendämmerung. Das Zwielicht eines neu anbrechenden Morgens ist wunderschön. Ich bedauere fast, keine Kamera dabei zu haben, um dieses Farbenspiel einzufangen. Wenn das dunkle Azur der Nacht zu Purpur und schließlich einem Mix aus Rot, Orange und Rosa wechselt, und die Konturen der Umgebung immer klarer werden.

Trotz aller Sorgen schaffen es solche Momente immer wieder, eine tiefe Ruhe in mir auszulösen. Einer der Gründe, warum ich das Outback so liebe.

 

Völlig fertig erreiche ich gegen fünf mein Zuhause. Inzwischen wird es langsam hell, aber ein paar Stunden Schlaf brauche ich jetzt. Ich bin seit vierundzwanzig Stunden auf den Beinen.

Coby kommt laut bellend von der kleinen Veranda herunter und rennt wie ein Gestörter um das Auto herum.

»Ist ja schön, dass du dich so freust, aber musst du diesen Terror veranstalten?«

Meine Worte beeindrucken ihn nicht. Er folgt mir nicht, als ich die Vorräte ins Haus schaffe, bleibt weiterhin beim Wagen und bellt, was das Zeug hält.

»Coby! Sei still. Was ist denn in dich gefahren?«

Statt das Bellen einzustellen, wird er nur noch lauter und springt sogar seitlich am Pick-up hoch, als wäre irgendetwas auf der Ladefläche, das er unbedingt haben will. Hat sich eine Katze dort verkrochen? Das täte mir leid, denn ich werde gewiss nicht wegen eines Stubentigers die ganze Strecke zurückfahren. Die müsste sich dann hier auf der Ranch eine Weile arrangieren.

Doch als ich einen Blick auf die Ladefläche werfe, sehe ich unter der Plane keine Katze, sondern eine Basecap hervorlugen.

»Scheiße, das ist ja jetzt wohl nicht wahr.«

Hat sich der Kerl mit der Whiskyflasche ernsthaft auf meinem Dodge zum Schlafen hingelegt? Was soll der Mist?

Ich schalte die Taschenlampe meines Smartphones an, um den Typen genauer zu betrachten. Wenn er mir nicht geheuer ist, bin ich geneigt, die Polizei zu verständigen. Doch als das Licht auf sein Gesicht fällt, stockt mir der Atem, weil ich meinen blinden Passagier sofort erkenne.

»Fuck!«

Hayden Brook! Pest und Hölle, was macht dieser Rockstar auf meinem Pick-up?

Er brummt etwas Unverständliches und legt sich den Arm über die Augen, um sie vor dem Licht zu schützen.

Immerhin ist Coby jetzt still. Er sitzt mit erwartungsvollem Blick neben dem Wagen und schaut abwechselnd zur Ladefläche und zu mir.

Schnaufend stoße ich den Atem aus. Es juckt mir in den Fingern, den Kerl einfach hier liegenzulassen, aber das bringe ich nicht übers Herz. Es wäre nicht abwegig, dass sich eine Braunschlange von seiner Körperwärme angezogen fühlt und zu ihm unter die Plane kriecht. Bei einer unbedachten Bewegung könnte sie beißen, was tödlich wäre. Vielleicht hab ich auch Sorge, er könnte mit meinem Pick-up verschwinden, wenn er aufwacht und ihm aufgeht, dass er nicht mit irgendeinem Groupie im Hotelbett liegt. Wieso eigentlich nicht? Gerade nach dem Abschlusskonzert hätte er sich doch gleich einen ganzen Harem mitnehmen können, oder?

Noch schlimmer, als wenn er meinen Truck klaut, wäre allerdings, wenn ihm die Presse auf den Fersen wäre und ich in wenigen Stunden den Hof voller Paparazzi hätte. Oder – heilige Scheiße! – den Stall!

Kopfschüttelnd öffne ich die Klappe meines Wagens und ziehe Mr. Superrockstar an den Knöcheln ein Stück zu mir hin.

»Hey!«Ich rüttele leicht an der Schulter. »Hey, Brook. Aufwachen.« Tut er nicht. Lässt lediglich den Arm wieder neben sich sinken und schnarcht leise. Mein Blick fällt auf die Whiskyflasche, die ein Stück über die Ladefläche kullert. Fast leer. Ein normaler Mensch hätte jetzt eine Alkoholvergiftung, aber Hayden Brook ist vermutlich gut im Training.

»Ey, ich schlepp dich nicht bis ins Haus. Du musst schon auf die Beine kommen.«

Es wäre sicher übertrieben, zu behaupten, dass er wach wird, aber zumindest krabbelt er tatsächlich im Halbschlaf vom Pick-up runter, fällt jedoch, kaum dass seine Füße den Boden berühren, beinahe um. Ich kann ihn gerade noch so packen und mir einen seiner Arme um die Schulter legen. So bugsiere ich ihn den kurzen Weg vom Auto bis zum Haus und dort bis zum Sofa im Wohnzimmer.

Brook schmiegt sich regelrecht an mich und kann die freie Hand nicht bei sich behalten, egal, wie oft ich sie abwehre. Was ohnehin gar nicht so einfach ist, da ich beide Hände brauche, um ihn zu stützen.

»Lass das, du Arsch. Ich bin nicht eins deiner Groupies. Lass deine Flossen von mir.«

Genervt beiße ich die Zähne aufeinander, während ich ihn so drehe, dass ich ihn auf dem Sofa ablegen kann. Dabei kommen wir uns verdammt nahe und das Gefühl seiner Muskeln unter meinen Händen schickt ein leichtes Kribbeln über meine Haut. Ist bloß die Übermüdung, sage ich mir. Und die Nachwehen vom Fick mit Carl. Scheint, dass da noch irgendwelche Synapsen in mir zünden. Es ist eben doch etwas anderes, beim Sex einen Kerl im Arm zu halten, statt mich selbst anzufassen oder mich mit einem meiner Lieblingstoys zu vergnügen.

Gott, gerade sollte ich wirklich nicht daran denken. Nicht mit diesem besoffenen Typen im Arm, der schon wieder an mir herumfummelt, was mich zugegeben aller Logik zum Trotz geil macht. Vollkommen durch oder nicht, Hayden Brook ist mit seinem ebenmäßigen, dennoch markanten Gesicht und den sinnlich geschwungenen Lippen, über die sinnloses Gebrabbel kommt, ein verdammt heißer Kerl. Und ein distanz- und respektloser Superstar.

Ich stoße ihn so heftig von mir, dass er mit einem dumpfen Ton nach hinten auf das Sofa fällt. Er gibt ein unwilliges Brummen von sich, bleibt davon abgesehen aber einfach liegen. Fassungslos starre ich auf ihn hinab.

Jesus, ich hätte doch besser mit zum Koalaretten fahren sollen. Stattdessen habe ich die ungute Ahnung, dass ich mir hiermit ein Problem ins Haus geholt habe, das sich nicht allein durch eine Mütze voll Schlaf lösen lässt.

 

 

 

Kapitel 3 – Hayden

Mein Schädel brummt und die verdammte Sonne scheint mir mitten ins Gesicht. Um an Letzterem etwas zu ändern, müsste ich mich allerdings bewegen und dazu bin ich schlicht zu gerädert. Also kneife ich die Augenlider zusammen und murre vor mich hin.

Finger streichen durch meine Haare und verraten, dass ich nicht allein bin. Das ist schlecht. Es bedeutet, dass der vergangene Abend vollkommen eskaliert ist und ich mich zumindest sprichwörtlich aus dem Leben geschossen habe. Andernfalls hätte ich niemals zugelassen, dass eines der Groupies bei mir schläft. Andererseits ist die Berührung in meinen Haaren zu angenehm, um sie zu unterbinden. Wer auch immer zupft an den etwas längeren Strähnen am Oberkopf und besänftigt damit sogar das Pochen in meinem Schädel. Ich seufze einmal. Wage es, mich zu regen – und stelle dabei fest, dass ich Klamotten am Leib trage. Alle meine Klamotten. Okay, irgendetwas passt hier absolut nicht zusammen, denn ich schlafe immer nackt. Egal wo, egal mit wem. Jesus, ich muss in der vergangenen Nacht echt besoffen gewesen sein. Oder es waren noch andere Substanzen im Spiel.

Noch einen Moment gebe ich mich dem sanften Zupfen in meinen Haaren hin, drehe den Kopf leicht, um mehr davon zu bekommen. Ein angenehmer Duft nach Eukalyptus zieht mir in die Nase. Wer auch immer mich so himmlisch aus dem Delirium holt, hat also offenbar schon Zähne geputzt. Aber noch mal: Irgendetwas ist seltsam hier.

Letztlich ist es der Umstand, dass sich ein warmes Gewicht auf meine Brust drückt, der mich dazu bringt, mühsam blinzelnd die Augen zu öffnen. Das wird mir jetzt wirklich zu nah. Zu intim, um es mit einem Groupie zu teil–

Holy – fucking – Shit!

Ich reiße die Augen auf.

Da sitzt ein verdammter Koala auf mir!

»Whoa!« Ich rucke hoch.

Der Koala krabbelt schneller von mir fort, als ich es artspezifisch für möglich gehalten hätte. Bleibt dann aber in für ihn sicher anmutender Entfernung auf der Sofalehne sitzen. Die Entfernung ist nicht sicher. In meinen Augen. Warum zur Hölle ist ein Koala hier, warum?

Ohne das Tier aus dem Blick zu lassen, schiele ich um mich. Nope, das ist definitiv nicht mein Hotel, das ist –

»Ah, Mister Superstar ist wach.«

Abrupt drehe ich mich im Sitzen um und vergesse für einen Moment beinahe den Koala. Im Durchgang zwischen diesem und einem angrenzenden Raum steht der Cowboy aus dem Pub – und plötzlich sind die Erinnerungen wieder da. Die Bar, der gute Whisky, mein Gedankenblitz, eine Auszeit am Arsch der Welt – im Outback – sei, was ich brauche.

Jesus, bin ich tatsächlich im Outback gelandet?

Der Raum, der stark nach Farmhaus aussieht, lässt es vermuten.

»Was soll der Lärm?« Der Kerl steht immer noch mit vor der Brust verschränkten Armen im Durchgang. Eine gut gebaute Brust, wie das Karohemd vermuten lässt. Im Gegensatz zu gestern Nacht komme ich nun auch dazu, sein Gesicht zu mustern. Markant durch den Dreitagebart, volle Lippen, helle Augen, genervte Falten zwischen den Brauen.

»Der Koala hat mich betatscht.« Mit Blick auf diesen ergibt der Spruch des Barkeepers, von wegen mein Gastgeber würde zu einem Koala mutieren, mit einem Mal Sinn.

Der Kerl zuckt mit den Schultern. »Ausgleichende Gerechtigkeit.«

»Wofür?«

»Dafür, dass du gestern Nacht mich betatscht hast.«

Nun bin ich derjenige, der die Stirn in Falten zieht – was unweigerlich die Kopfschmerzen wieder zurückbringt. Shit, ey, ich habe mir von einem Buschgetier den Kopf streicheln lassen. Wenigstens nur den …

»Tja, sorr–«

»Lass stecken. Warum zur Hölle hast du dir meinen Truck als Ort für dein Suff-Nickerchen ausgesucht, huh?«

Sein pissiger Tonfall lässt jedwede Entschuldigung für mein angebliches Verhalten verstummen. Energisch kämpfe ich mich vom Sofa hoch. »Ich hatte nicht vor, einzuschlafen.«

»Klasse. Sondern?«

»Ich wollte mitfahren.« Ich schwanke kurz, finde aber rasch einen sicheren Stand.

»Ja, natürlich, Hayden Brook sucht eine Fahrgemeinschaft.«

Bei der Nennung meines Namens zucke ich zusammen. Fuck, ich habe gerade wirklich nicht darüber nachgedacht, ob er mich wohl erkannt hat. Habe mich auf seltsame Weise nicht wie der Rockstar gefühlt, sondern einfach wie … ich.

Jetzt ist mir schlecht.

Aus zusammengekniffenen Augen mustere ich den Kerl. »Hast du mich schon in der Bar erkannt?«

»Himmel, nein. Und hätte ich gewusst, dass du auf meinem Truck liegst, hätte ich dich sicher nicht hierher gekarrt.«

Das wäre tatsächlich meine nächste Frage gewesen.

Ich entgegne nichts, sondern marschiere quer durch den Raum zur Haustür. Ich muss dringend herausfinden, wo genau ich hier bin. Ich reiße die Tür regelrecht auf – und bin schier erschlagen von der Hitze, die mich dort empfängt. Ich starre hinaus und ins Nichts.

»Du gehst? Wie schön.«

Okay, ›nichts‹ ist übertrieben. Aber ganz offensichtlich befinde ich mich auf einer Ranch irgendwo im australischen Outback. Fernab von Groupies und meinem Management. Vielleicht ist das wirklich nicht so übel.

»Nope.« Kurz entschlossen schlage ich die Tür wieder zu und wende mich zu meinem Gastgeber um. »Ich bleibe.«

Ihm klappt schier der Mund auf. »Was?«

»Da du mich ja offenbar kennst, verrätst du mir auch, mit wem ich die Ehre habe?« Ich muss bei meinen eigenen Worten unweigerlich grinsen. Die Frauen und Männer, die ich für gewöhnlich abschleppe, frage ich nie nach einem Namen.

»Roark Walsh. Was soll das heißen, du bleibst?«

Das weiß ich selbst nicht so genau. Etwas anderes dafür schon. »Ich muss duschen.«

»Du musst jemanden anrufen, der dich abholt. Bevor mir deine Anwesenheit irgendwelche Pressefuzzis auf die Ranch bringt.«

Das ist gerade definitiv das Letzte, was ich will. Beides.

»Mhm, ich kümmer mich drum. Also, kann ich bei dir duschen?«

Er rauft sich mit einer Hand durch die dunkelblonden Haare. Ihre leicht ausgeblichene Farbe erzählt davon, wie viel Zeit er im Freien und in der Sonne verbringt. Die flachen Muskeln, die sich unter seinen Klamotten abzeichnen davon, dass er hart arbeitet. Sein Körper, die Kraft, die er ausstrahlt, wirken … ehrlich.

Jesus, Brook, was denkst du da? Jepp, eindeutig habe ich noch Restalkohol.

Mit einem geräuschvollen Ausatmen kapituliert er. »Von mir aus. Du kannst duschen. Aber danach verschwindest du.«

Ich sage nichts dazu. Vorerst. Grinse stattdessen schief. »Besten Dank.« Mein Blick schweift zurück zum Sofa und zu dem Koala, der immer noch auf der Lehne sitzt und mich aus großen, dunklen Kulleraugen mustert.

Kopfschüttelnd wende ich mich ab. Hinter der Tür auf der anderen Seite des Raumes vermute ich das Badezimmer.

»Stop.« Noch ehe ich den ersten Schritt tun kann, hält Roark Walsh mich auf. Er deutet zurück zur Haustür. »Da lang.«

»Hm?«

»Außendusche.«

Ich verdrehe die Augen. Wie wenig er mich hier haben will, ist offensichtlich. Seine Ablehnung trifft mich jedoch nicht, eher im Gegenteil. Sie reizt mich. Weil er einer der wenigen ist, die mir nicht sabbernd alles vor die Füße werfen. Besonders nicht die Klamotten. Wobei … ich bin mir ziemlich sicher, dass da gewisse Vibes zwischen uns sind. Nicht im Sinne von Sympathie. Aber ich nehme an, dass er auf Männer steht. Ob auch oder ausschließlich – keine Ahnung. »Willst du mich unbedingt nackt sehen?« Ich schenke ihm ein kleines Grinsen, das er jedoch mit einem Schnauben kommentiert.

»Nein. Die Außendusche hat Wände.«

Zu schade eigentlich …

 

Wenige Minuten später darf ich feststellen, dass ›Wände‹ ein dehnbarer Begriff ist. Denn die geschätzten vier Fuß hohen Holzpfosten mit den Querstreben daran, zwischen denen man locker hindurchspicken kann, würde ich persönlich jetzt nicht als ›Wand‹ definieren. Letztlich ist es aber auch egal, denn Fakt ist: Roark hat mir lediglich ein Handtuch in die Hände gedrückt und sich dann in Richtung der Stallungen hinter dem Wohnhaus verzogen.

Das Wasser, das aus der Leitung kommt, ist kalt. Aber angesichts meines Katers und der brütenden Hitze ist das angenehm. Auf einer kleinen hölzernen Ablage finde ich ein Stück Seife. Nicht das, was ich gewohnt bin, aber ich kann von mir behaupten, dass ich nicht grundsätzlich Starallüren habe. Mit dem Geld, das ich habe, gehe ich manchmal verschwenderisch um und ja, ich genieße diverse Annehmlichkeiten eines Rockstarlebens – aber lebe zum Preis dafür auch mit dessen Schattenseiten. Noch immer rumort Übelkeit in meinem Magen. Mit einem Blick zwischen den Holzlatten hindurch versuche ich, die aufwallenden Gedanken zu verdrängen.

Auf einem kleinen Hügel, ein paar Meter abseits der Stallungen und des Haupthauses steht eine Art Cottage. Daneben die Rohkonstruktion eines zweiten. Mir ist klar, dass meine Flucht eine dumme Aktion war und dass ich mich eher früher als später bei Jeff – und auch bei Clay – werde melden müssen. Jepp, ich erinnere mich, vergangene Nacht mal wieder mit meinem Bodyguard gevögelt zu haben. Dass ich seinen postkoitalen Schlaf ausgenutzt habe, um abzuhauen, wird er mir nachtragen. Jeff hingegen … wird mehr als nur angepisst sein.

Noch einmal lasse ich mir das kalte Wasser über den Kopf laufen, spüle den Rest Seife aus meinen Haaren, ehe ich den Schlauch zudrehe und mir das Handtuch schnappe. Während ich mich halbwegs trocken rubble, schweift mein Blick immer wieder den Hügel hinauf. Dieses hübsche, kleine Cottage im Nirgendwo übt eine unsagbare Anziehungskraft auf mich aus. Ich muss mit Roark sprechen! Von dem ist allerdings nichts zu sehen.

Eilig schlüpfe ich wieder in meine Klamotten. Nicht ohne dabei den Mund zu verziehen. Meine Jeans und vor allem das schlichte weiße Shirt stinken nach Kneipe. Meine Jacke liegt noch drinnen auf dem Sofa.

Das Handtuch werfe ich über die ›Wand‹ der Dusche, gehe dann quer über den Hof auf das Stallgebäude zu. Auf einem Außenpaddock stehen vier Pferde. Kein Roark. Vielleicht ist er drinnen.

Kurz bevor ich die Stalltür erreiche, steht plötzlich ein hübsch bunt gezeichneter Cattle Dog vor mir. Er bellt, jedoch nur ein einziges Mal. Seine Rute schwingt locker, auf mich wirkt er freundlich und ich bin immerhin nicht ganz unwissend, was Hunde angeht.

»Na du …« Behutsam strecke ich dem Rüden eine Hand hin. Er interessiert sich jedoch mehr für mein Hosenbein. An dem bleibt seine Nase förmlich kleben, als ich an ihm vorbei in den Stall gehe. Wenige Schritte nur, bis der Cattle Dog erneut bellt. Nicht wirklich drohend, dennoch bleibe ich stehen, sehe mich auf der Suche nach Roark um.

Tatsächlich taucht er aus einer der Boxen auf. Ich realisiere noch die Kamera, die im Weitwinkel vermutlich den gesamten Boxenbereich einfängt, vielleicht auch die Stalltür. Ein noch genervter als schon zuvor aussehender Roark lenkt jedoch meine Aufmerksamkeit auf ihn.

»Was willst du hier?«

Jesus, was ist er denn so pissig? »Hab dich gesucht.« Ich knurre mehr, als dass ich spreche.

Er baut sich regelrecht vor mir auf. »Typisch Weltstar, kein Respekt vor fremdem Eigentum, huh?«

Mir entkommt ein Schnaufen. »Was ist dein Scheißproblem?«

»Mein Problem bist du. Hier drin. Im Stall hat niemand was zu suchen. Du schon gar nicht.«

»Warum?« Ich lege möglichst viel Verächtlichkeit in meine Stimme. Dieser Typ regt mich auf – und im selben Moment ist es heiß, wie er mich derart niederstarrt und zu wenig Distanz zwischen uns lässt. Das bringt mich dazu, gleich noch nachzusetzen. »Wozu die Kameras hier?«

»Zur Sicherheit.«

Ich hebe fragend die Augenbrauen. »Züchtest du heimlich Einhörner? Oder scheißen deine Pferde Gold?« Ich kann es nicht lassen und neige mich ihm ein kleines Stück entgegen, sodass wir uns nun wirklich zu nah sind. »Oder hast du hier drin ein geheimes Drogenlabor oder so was?«

»Das würde dir gefallen. Nein zu allem. So sehe ich bloß jeden unerwünschten Eindringling und kann ihn gleich unschädlich machen und im Busch vergraben. Und jetzt raus hier.« Er klingt zynisch, aber bei dem bohrenden Blick könnte ich ihm fast glauben.

Widerwillig gebe ich klein bei und gehe vor ihm her aus dem Stall.

»Wann verschwindest du?«

Wow, Roark legt ja wirklich so gar keinen Wert auf meine Gesellschaft. Stört mich noch immer kein bisschen. Eher befeuert es einen gewissen Drang, ihm auf den Sack zu gehen.

Vor dem Stall bleibe ich stehen und übergehe seine Frage. »Wie heißt er?« Ich deute auf den Cattle Dog, der über den Hof stromert.

»Coby. Hast du jemanden angerufen? Dein Management oder wen auch immer?«

Die Übelkeit ist mittlerweile abgeflaut, dennoch verknotet sich etwas in meinem Magen.

»Nein. Das Cottage da drüben – vermietest du es?«

»Ja, an Urlauber, das … O nein. Nein, vergiss es, Brook, es ist reserviert. In zwei Tagen kommen Urlaubsgäste.«

»Stornier ihre Buchung.«

»Sicher nicht. Warum sollte ich?«

»Weil ich dir das Doppelte bezahle.«

Er beißt sichtlich die Zähne aufeinander, was seine ohnehin schon markante Kieferlinie noch mehr hervortreten lässt. Verdammt, er ist sexy und seine abweisende Art befeuert einen sehr primitiven Beutetrieb in mir.

Provozierend verschränkt er wieder die Arme vor der Brust. »Das Dreifache.«

Ich muss einfach lachen. »Von mir aus auch das. Wenn du dafür sorgst, dass die Buchung anonym abläuft. Mein Name wird in keiner Abrechnung auftauchen.«

Roark verengt die Augen, mustert mich forschend. Wenn er fragt, was dieses Versteckspiel soll … Ja, was soll das eigentlich? Mir ist klar, dass ich mich hier nicht vor der Welt und schon gar nicht vor Jeff verstecken kann. Nicht lange zumindest. Aber verdammt, ich will einfach nur für ein paar Tage meine Ruhe. Die Tournee ist durch, dennoch wird der Hype nicht abreißen. Ich will … ich kann schlicht nicht mehr.