Nahostkonflikt. 100 Seiten - Carsten Schliwski - E-Book
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Nahostkonflikt. 100 Seiten E-Book

Carsten Schliwski

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Beschreibung

»Über den Nahen Osten und den dortigen Dauerkonflikt kursieren Schlagwörter und Klischees, die zwar einiges über die Weltsicht derjenigen, die sie formulieren, aussagen, aber wenig über die dortigen Verhältnisse.« Nicht erst seit dem erneuten Kriegsausbruch im Oktober 2023 gehört der Nahostkonflikt zu den brisantesten Dauerkonflikten der Welt. Die allgemeine Ratlosigkeit, was eine Entschärfung oder gar Beendigung dieses Konfliktes betrifft, scheint groß. Wie kommt es überhaupt, dass das Existenzrecht Israels bis heute von manchen Beteiligten im Nahostkonflikt in Frage gestellt wird? Der Historiker Carsten Schliwski verfolgt die historischen Wurzeln des Konfliktes bis ins Osmanische Reich und erklärt, wie die wichtigsten Akteure in der Region zueinanderstehen. Ein wohltuend sachlicher Überblick für alle, die die politische Situation im gesamten Nahen Osten besser verstehen möchten.

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Seitenzahl: 119

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Carsten Schliwski

Nahostkonflikt. 100 Seiten

Reclam

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5. durchgesehene und aktualisierte Auflage

2023, 2025 Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Covergestaltung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH nach einem Konzept von zero-media.net

Infografik: annodare GmbH, Agentur für Marketing

Bildnachweis: siehe Anhang; Autorenfoto: © Lennart Mehrwald

Gesamtherstellung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Made in Germany 2025

RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart

ISBN978-3-15-962125-8

ISBN der Buchausgabe 978-3-15-20700-0

reclam.de | [email protected]

Inhalt

Warum es sich lohnt, über den Nahostkonflikt Bescheid zu wissen

Das Erbe: Das Ende des Osmanischen Reiches, der Kolonialismus und der Einfluss auswärtiger Mächte

Nationalismus: Die arabische Nation, der Zionismus, türkisches und iranisches Hegemoniestreben

Religion: Sunnitischer Islamismus, schiitische Revolution, jüdischer Extremismus

Wie kann ein stabiler Frieden erreicht werden?

Lektüretipps

Bildnachweis

Zum Autor

Über dieses Buch

Leseprobe aus 11. September 2001. 100 Seiten

Warum es sich lohnt, über den Nahostkonflikt Bescheid zu wissen

Am 21. November 2024 hat der Internationale Strafgerichtshof drei Haftbefehle erlassen, gegen Mohammed Deif, den obersten Anführer der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen, von dem es nicht klar ist, ob er noch lebt, gegen den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu und gegen dessen Ex-Verteidigungsminister Joaw Galant. Als Begründung dient zum einen der Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem 1139 Menschen ermordet und mindestens 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden, zum anderen die israelische Reaktion, bei der bis heute (Anfang Dezember 2024) nach Angaben aus Gaza rund 44 000 Palästinenser*innen ums Leben kamen – wobei es keine Möglichkeit gibt, die Zahlen des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums zu überprüfen. Zur Erinnerung: am 7. Oktober 2024 hatten ungefähr 1500 Terroristen die Grenze zu Israel überschritten und dort Massaker, begleitet von Folterungen und Vergewaltigungen, angerichtet, bis israelische Sicherheitskräfte dieses Treiben beenden konnte. In der Folgezeit hatte die israelische Armee eine Bodenoffensive im Gazastreifen begonnen, die bis heute anhält, um einerseits die Hamas zu zerstören, andererseits die verbliebenen Geiseln (vielleicht noch einhundert, von denen nicht klar ist, wie viele tatsächlich noch leben) zu befreien. In Israel lösten die Haftbefehle Empörung aus, nicht nur bei den Betroffenen und ihren Anhänger*innen, denn die offensichtliche Gleichsetzung der Terrororganisation Hamas mit dem Staat Israel wird von vielen Menschen dort mit Verstörung aufgenommen. Zugleich ignoriert der Internationale Strafgerichtshof, dass ebenfalls im Oktober 2023 die libanesische Hisbollah den Norden Israels mit Flugkörpern angegriffen hatte, weswegen ungefähr 100 000 israelische Bürger*innen aus dem Gebiet fliehen mussten. Nach anfänglicher Zurückhaltung hatte Israel am 17. September 2024 mit Angriffen gegen führende Mitglieder der Hisbollah reagiert und am 1. Oktober eine Bodenoffensive gestartet. Seit dem 27. November gibt es dort eine – eher brüchige – Waffenruhe.

Der Krieg im Nahen Osten geht also weiter, Israel kämpft gegen zwei nichtstaatliche Gruppierungen, die sich nicht an irgendwelche Regeln gebunden fühlen und dabei vor allem vom Iran unterstützt werden, der alles dafür tut, eine Normalisierung des israelisch-arabischen Verhältnisses zu verhindern.

Dabei ist der Iran mit seinem Streben nach der Vorherrschaft im Nahen Osten ein wichtiger Faktor für Unruhe in der Region und in der Welt (sowohl er als auch die von ihm unterstützten Huthi-Milizen im Jemen beteiligen sich militärisch am Konflikt) – neuerdings auch mit direkten Angriffen gegen Israel, obwohl er selber ebenso wenig zur Ruhe kommt. Seit September 2022, nach dem Tod von Jina Mahsa Amini, die wegen eines nicht korrekt getragenen Kopftuchs verhaftet worden war, kommt es immer wieder zu Protesten gegen die dort Herrschenden. Auch die Bürgerkriege in Syrien (dort unter starker Beteiligung Russlands) und im Jemen (letztlich ein Stellvertreterkrieg zwischen Saudi-Arabien und dem Iran) dauern weiterhin an. Zudem stammt ein großer Teil der Flüchtlinge, die derzeit nach Europa kommen, aus dieser Region. Das heißt, der Nahe Osten betrifft uns mittel- und unmittelbar, zudem interessiert er uns. Die Onlineforen der deutschen Zeitungen finden bei nahöstlichen Themen regen Zulauf, auch der Büchermarkt in Deutschland weist nicht gerade wenige Werke auf, die sich mit dieser Region beschäftigen. Böse Zungen könnten behaupten, dass zum Nahen Osten bereits alles gesagt sei, wenn auch noch nicht von jedem. Damit kommen wir zu einem anderen Aspekt dieser vielen Beiträge und Analysen: Natürlich gibt es darunter einige von Experten verfasste Schriften, die sich um eine objektive Darstellung bemühen, allerdings finden sich auch viele Beispiele einer ›meinungsstarken‹ Behandlung des Themas, die sich nicht von Faktenwissen beirren lässt.

Gerade in Bezug auf den Nahen Osten kursieren Schlagwörter und Klischees, die zwar einiges über die Weltsicht derjenigen, die sie formulieren, aussagen, aber wenig über die Verhältnisse in der Region: Auf der einen Seite gibt es die, die nicht nur die islamische Partei in diesem Konflikt in Bausch und Bogen verdammen, sondern auch den Muslim*innen absprechen, Teil der zivilisierten Welt zu sein (um es einmal sehr zurückhaltend auszudrücken). Auf der anderen Seite stehen die, für die der Staat Israel das größte Übel der Welt ist (auch hier wieder eher vorsichtig ausgedrückt), ohne das der Nahe Osten ein Ort des Friedens und der Harmonie wäre. Es gibt immer wieder die Tendenz, einen Schuldigen zu suchen, für Differenzierung ist im Allgemeinen wenig Raum.

Wer sich allerdings nicht mit solch einfachen Antworten begnügen möchte, für den ist dieses Buch bestimmt. Mein Ziel ist es, einen knappen ersten Einblick in die Probleme des Nahostkonflikts zu bieten, wobei ich den Anspruch erhebe, die Darstellung an Fakten und nicht an meiner persönlichen Meinung zum Thema auszurichten – ob mir das am Ende gelungen sein wird, müssen und können natürlich nur die Leser*innen beurteilen, die dieses Buch dazu angeregt hat, sich weitergehend zu informieren.

Wenn in diesem Buch vom Nahen Osten die Rede ist, so ist die in Deutschland gängige Bedeutung gemeint: Dieser Nahe Osten umfasst die arabischen Staaten Vorderasiens (die Staaten auf der arabischen Halbinsel sowie Syrien, Libanon, Jordanien, Irak und Palästina, wobei dessen Staatlichkeit umstritten ist) sowie Ägypten, dazu die nichtarabischen Staaten Israel, Iran und Türkei. Allerdings sollen auch andere arabische Staaten Nordafrikas Erwähnung finden, wenn dortige Entwicklungen den gesamten nahöstlichen Raum beeinflusst haben.

Wir haben es in dieser Region mit einem der ältesten Kulturgebiete zu tun, das als Fruchtbarer Halbmond bekannt ist und dessen Geschichte und Zivilisation die spätere Welt maßgeblich geprägt haben. Die heute bei uns gängige lateinische Schrift geht auf Alphabete zurück, die in dieser Gegend entwickelt wurden. Auch die drei großen monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam haben ihren gemeinsamen Ursprung dort. Zugleich war dieses Gebiet auch immer Ziel von Zuwanderungen und Eroberungen. Von den Kämpfen der ersten Stadt- und Flächenstaaten untereinander bis hin zu Auseinandersetzungen mit fremden Eroberern – seien es Griechen, Römer, Mongolen oder Türken – reichen die kriegerischen Konflikte. Zugleich war die Region in vielen Epochen von einer kulturellen Blüte geprägt: Die muslimische Kultur des Mittelalters entdeckte beispielsweise das antike Erbe Griechenlands für sich und entwickelte es weiter, wodurch sie auch das christliche Abendland prägte und bereicherte.

Da aber das Thema dieses Buches nicht der Nahe Osten im Allgemeinen, sondern der Nahostkonflikt im Speziellen ist, soll es darin nicht um die Höhe- und Tiefpunkte in der langen Geschichte der Region gehen, sondern um die Ereignisse vom Ende des Ersten Weltkrieges bis heute. Die Auflösung des Osmanischen Reiches setzte eine Entwicklung in Gang, deren Ursprünge zwar bereits im 19. Jahrhundert anzusetzen sind, die aber erst durch die Neuordnung des geographischen und politischen Raumes Wirklichkeit werden konnte. Letztlich lassen sich drei Faktoren finden, die den Nahen Osten seit dem Ersten Weltkrieg entscheidend geprägt haben:

Erstens der Einfluss auswärtiger Mächte: Zunächst einmal wirkten Großbritannien und Frankreich in der Region als Kolonial- und Mandatsmächte des Völkerbundes und später teilweise als Treuhänder der UNO bis in die 1950er Jahre. Abgelöst wurden sie in der Zeit des Kalten Krieges von den USA und der UDSSR, die im Nahen Osten ihre jeweiligen Interessen durchzusetzen hofften und sich dort auch Stellvertreterkriege lieferten. Nach dem Ende dieses Konfliktes zu Beginn der 1990er Jahre änderte sich die Konstellation in der Region: Während die USA ein wichtiger Faktor blieben, musste sich Russland als Nachfolger der Sowjetunion dort erst einmal wieder als Akteur etablieren. Das gelang ihm vor allem im Rahmen des syrischen Bürgerkrieges. Neu im Spiel ist die Volksrepublik China, die in den letzten Jahren als Wirtschaftspartner und Waffenlieferant immer bedeutender wurde. Dagegen ist der Einfluss Europas zwar wirtschaftlich nicht unwichtig, politisch allerdings eher marginal.

Zweitens der Nationalismus: Die Nationalgedanke kam in der arabischen Welt im 19. Jahrhundert auf und hat sich seitdem in zwei Richtungen entwickelt: zum einen zum Panarabismus, der die Einigung aller Araber*innen in einem Staatswesen fordert, zum anderen aber auch zu nationalistischen Strömungen innerhalb der arabischen Staaten, die immer wieder um die Vorherrschaft innerhalb des arabischen Lagers gerungen haben. Zudem konnte sich 1948 mit Israel ein Staat etablieren, der die muslimische Welt vor neue Herausforderungen stellte und immer noch stellt. Außerdem sorgen die Ambitionen der Türkei und des Iran in der Region für Konfliktpotential.

Drittens spielt die Religion bis heute im Nahen Osten eine wichtige Rolle: Sie definiert neben der nationalen Zugehörigkeit die unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen und deren Verhältnis zueinander. Israel wird als jüdischer Staat von einigen seiner Nachbarn abgelehnt und bekämpft. Im Libanon dauert der Konflikt zwischen christlicher und muslimischer Bevölkerung an. Und die islamische Welt ist in Sunniten und Schiiten gespalten, die sich immer wieder blutige Auseinandersetzungen liefern.

Der Nahostkonflikt weist damit eine ganze Reihe von Facetten auf: Es geht nicht nur um den israelisch-arabischen Gegensatz, sondern auch um das Ringen der arabischen Staaten einerseits untereinander und andererseits im Inneren um eine stabile Ordnung. Ebenso ist von Bedeutung, wie sich die nichtarabischen muslimischen Staaten Türkei und Iran mit ihren eigenen Interessen in diese Region einbringen.

Anstatt die Ereignisse streng chronologisch nachzuzeichnen (einen knappen Überblick, auch zum besseren Verständnis der angesprochenen Ereignisse, bietet die Zeittafel auf S. 62–66), möchte ich in diesem Buch den Schwerpunkt in der Darstellung des Konfliktes auf die drei zuvor genannten Faktoren legen: Natürlich können auf 100 Seiten nur ausgewählte Teilaspekte behandelt werden, und auch das nur sehr oberflächlich. Vielleicht werden manche Leser*innen einiges in diesem Buch vermissen und anderes als überflüssig empfinden, aber das ist nun einmal das Risiko einer Themenauswahl: Sie kann nicht allen Ansprüchen gerecht werden.

Noch ein paar Worte zum Schlusskapitel: Darin sollen die Probleme im Nahen Osten zusammengefasst, bisherige Lösungsversuche kurz erwähnt und mögliche Lösungsansätze erörtert werden. Allerdings sollten die Leser*innen in Bezug auf das dritte Ziel nicht allzu viel erwarten, denn neue Lösungen müssen zwei Bedingungen erfüllen: Sie müssen sich im Rahmen des faktisch Möglichen bewegen, und sie müssen zukünftige Entwicklungen berücksichtigen. Gerade die zweite Bedingung erscheint mir problematisch: Was die Zukunft bringen wird, kann man zwar aus bestimmten Faktoren der Vergangenheit und Gegenwart folgern, welche allerdings die entscheidenden sind, wird oftmals erst im Nachhinein deutlich. Deswegen nehme ich nicht für mich in Anspruch, irgendein Patentrezept oder eine verlässliche Prognose anzubieten.

Kleines ABC des Nahostkonflikts

Antisemitismus: Oberbegriff für verschiedene Formen der Judenfeindlichkeit.

Arabische Liga: Im Jahre 1945 gegründete internationale Organisation, die eine engere Zusammenarbeit der arabischen Staaten anstrebt.

Arabischer Frühling: von 2010 bis 2014 stattfindende Proteste in den meisten arabischen Staaten, die aus der Unzufriedenheit mit der wirtschaftlichen Situation und der Herrschaft der alten Eliten entstanden und teilweise zu einem Machtwechsel geführt haben.

Baathismus (von arab. baath: ›Wiedergeburt‹): Verbindung von Panarabismus und arabischem Sozialismus als Staatsideologie, entstand in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts und prägte seit den 60er Jahren vor allem Syrien und den Irak.

Einstaatenkonzept: Idee, dass Israel die palästinensischen Gebiete annektiert, so dass kein Staat Palästina entsteht.

Hadithe (arab. hadith: ›Erzählung‹): Sammlung von Aussprüchen des Propheten Mohammed, die zur Interpretation und Ergänzung des Koran hinzugezogen werden.

Halachah (von hebr. halach: ›gehen‹): die Gesamtheit des jüdischen Rechts.

Intifada (arab.: ›Erhebung‹): palästinensische gewaltsame Proteste gegen die israelische Besatzung von 1987 bis 1993 (Erste Intifada) und von 2000 bis 2005 (Zweite Intifada).

Naher Osten: die Region von Ägypten bis zum Iran, von der Türkei bis zur arabischen Halbinsel.

Nakba (arab.: ›Katastrophe‹): die Flucht und Vertreibung palästinensischer Bevölkerungsteile im Laufe des Ersten Nahostkrieges.

Oslo-Prozess: Versuche seit den 90er Jahren, den israelisch-palästinensischen Konflikt friedlich beizulegen. Auf dieser Grundlage beruhen alle Verträge bis heute.

Panarabismus: der Wunsch der Vereinigung aller Araber*innen in einem Staat.

Schiiten (von arab. schiat Ali: ›Partei Alis‹): islamische Minderheit (ca. 15 %), die Mohammeds Schwiegersohn Ali und dessen Nachfahren als rechtmäßige Anführer der Muslime sehen.

Sunniten (von arab. sunna: ›Tradition‹): Mehrheitsrichtung des Islam (ca. 85 %), die davon ausgeht, die Tradition des Propheten Muhammad zu leben.

Wahhabiya (benannt nach ihrem Begründer Muhammad Ibn Abd al-Wahhab): sunnitische Richtung, die einen stark traditionellen Islam propagiert und vor allem in Saudi-Arabien präsent ist.

Zionismus (von Zion = Jerusalem): das Streben nach einem jüdischen Nationalstaat seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Zweistaatenkonzept: auf Grundlage von Verhandlungen sollen getrennte zwei Staaten nebeneinander existieren, nämlich Israel und Palästina.

Das Erbe: Das Ende des Osmanischen Reiches, der Kolonialismus und der Einfluss auswärtiger Mächte

Das Ende des Osmanischen Reiches und die Aufteilung des Nahen Ostens

Seit dem frühen 16. Jahrhundert hatte das Osmanische Reich den Nahen Osten dominiert. Seine Macht war spätestens im 19. Jahrhundert erheblich gemindert worden, nicht zuletzt durch die Aktivitäten der europäischen Großmächte, aber auch durch lokale Machthaber, die sich zwar formal dem osmanischen Herrscher unterstellt hatten, jedoch de facto eine unabhängige Politik betrieben. Ein Beispiel für ersteres ist der westliche Teil Nordafrikas, der im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts unter französische Herrschaft geriet; ebenso, wenn auch deutlich später, wurden die Gebiete des heutigen Libyen 1912 von Italien erobert. Ägypten hatte sich unter Muhammad Ali in der Mitte des 19. Jahrhunderts aus dem osmanischen Herrschaftsbereich gelöst, war jedoch später unter britischen Einfluss geraten. Nicht umsonst galt das Osmanische Reich bereits 75 Jahre vor seiner Auflösung als der »kranke Mann am Bosporus«. Zwar gab es Versuche, dieses Reich zu reformieren und seine Verwaltung zu modernisieren, aber auch diese Bestrebungen konnten den Zerfall nicht verhindern.