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Kunstmäzen Oscar Furtner und dessen Frau Nora sterben kurz nacheinander. Anonyme Briefe an den Chefinspektor der Steyrer Polizei, Viktor Grimm, legen nahe, dass sie ermordet worden sind. Im Laufe der Ermittlungen befürchtet der Chefinspektor, dass sein Freund, der Psychotherapeut David Gründler, der Mörder sein könnte und lässt sich beurlauben. Journalist Christian Wolf holt ihn aus der tiefen persönlichen Krise zurück und dringt mit ihm in die Komplexität der menschlichen Psyche vor, um den Fall zu lösen.
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Seitenzahl: 278
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J. J. Preyer
Nahtod
Psychologischer Kriminalroman
Personen und Handlung sind frei erfunden.
Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen
sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
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Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch
Telefon 0 75 75 / 20 95 - 0
Alle Rechte vorbehalten
1. Auflage 2016
Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt
Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht
Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart
unter Verwendung eines Fotos von: © atira – Fotolia.com
ISBN 978-3-8392-4918-5
Der Serenadenabend konnte tatsächlich im stimmungsvollen Ambiente des Furtnerhofes stattfinden. Eine Ausnahme für den ersten Samstag im Mai, denn meist regnete es zu dieser Zeit, oder es war zu kalt. Warum die Furtners alljährlich gerade diesen Termin für die Lesungen der Hausherrin aus ihren Romanen und Erzählungen wählten, blieb ihr Geheimnis. Wahrscheinlich wollten sich Nora und Oscar Furtner die Mühen, die mit der Veranstaltung im eigenen Haus und Hof verbunden waren, ersparen. Denn im Alten Stadttheater, das als Ausweichquartier reserviert war, kümmerten sich Bedienstete des Steyrer Kulturamtes um die Besucher.
Viktor Grimm hatte sich seinem Freund David zuliebe aufgerafft, diese kulturelle Veranstaltung zu besuchen, und er nahm sich vor, das Beste daraus zu machen.
Warum David Gründler, der Psychotherapeut, der alle Verlogenheit verabscheute, wie er betonte, diese von Musik des Streichquartetts Grillmayer begleitete Lesung Nora Furtners unbedingt hören wollte, hatte Grimm noch nicht herausgefunden. Vielleicht hatte es damit zu tun, dass Davids Praxis im vorderen, zur Kirchengasse gelegenen Teil des Gebäudes untergebracht war und er die Furtners gut kannte.
Grimm war selbst schuld, dass er nicht mehr Widerstand geleistet hatte. Er würde es überleben, redete er sich ein und betrat den Hof aus der Zeit der Renaissance, in dessen Fenstern Kerzen brannten. Fackeln erhellten die Arkadengänge, die dicht mit Efeu und wildem Wein umwachsen waren.
Stühle waren im Halbkreis vor einem noch unbelaubten Nussbaum aufgestellt, unter dessen weit ausladenden Ästen bereits das Grillmayer-Streichquartett, das aus dem Vater, zwei Töchtern und einem Sohn bestand, die Instrumente stimmte.
David Gründler steuerte auf die dritte Reihe zu, in der die beiden Stühle standen, die für ihn und Grimm bestimmt waren, entfernte einen davon und stellte ihn in die erste Reihe. Grimm blieb nichts übrig, als seinem Beispiel zu folgen, den Blick gesenkt, um die Reaktionen der übrigen Besucher nicht sehen zu müssen.
Erst als er saß, blickte er vorsichtig nach rechts und sah die gastgebende Schriftstellerin Nora Furtner an der Seite ihres zierlich wirkenden Mannes, des Architekten und Kunstmäzens Oscar Furtner, der neben seiner Frau wie ein Schatten wirkte. Nein, nicht wie ein Schatten, korrigierte Grimm seinen Eindruck, wie ein Meerschweinchen durch das weit ausladende hellgraue Kopfhaar. Mit einer teuren Kamera fotografierte er seine Frau, die soeben huldvoll einen Handkuss von Hermann Jagschitz, dem für Kultur zuständigen Stadtrat, entgegennahm. Die etwa 40-jährige Frau trug ihr dunkles Haar männlich kurz. Sie hatte, fand Grimm, eine markante Figur, besonders im Bereich des Oberkörpers. Das hellgrüne Abendkleid betonte die in Grimms Augen vulgären Rundungen.
»Sie wird frieren, mit dem tiefen Dekolleté«, bemerkte David Gründler, der Grimms Blick gefolgt war. Er selbst trug einen hellen Übergangsmantel.
Die Aufmerksamkeit Grimms wurde durch einen, seiner zarten Züge und des langen blonden Haares wegen, mädchenhaft wirkenden jungen Mann abgelenkt. Dieser steuerte auf David Gründler zu und begrüßte ihn mit einer Umarmung und Kssen auf beide Wangen.
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