NATIONAL GEOGRAPHIC Reisehandbuch Japan -  - E-Book

NATIONAL GEOGRAPHIC Reisehandbuch Japan E-Book

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Beschreibung

Mehr Wissen. Besser Reisen. Die National Geographic-Experten begleiten Sie auf Ihrer Reise zu allen Highlights und unvergesslichen Erlebnissen. Mit übersichtlichen Detailkarten und 3D-Grafiken sind Sie immer auf dem richtigen Weg. Mit über 500 Adressen. Japan ist das Land der Superlative: Hier finden Sie die teuersten Städte, die ältesten Menschen, den höchsten Fernsehturm und WCs mit mehr Knöpfen als auf Ihrer Fernbedienung. Entdecken Sie mit diesem National Geographic Reiseführer Japans Metropolen wie Tokio und Oasaka und die zauberhafte Landschaft am Fuji. Ein Reiseführer, prall gefüllt mit Sehenswürdigkeiten und Geheimtipps im Land der aufgehenden Sonne. Mit Hintergründen und Fakten tauchen Sie ein in die faszinierende Kultur, Gesellschaft und Geschichte Japans.

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JAPAN

Mehr wissen – besser reisen

TippDie persönlichen Tipps der National Geographic Experten laden zum Entdecken ein

WissenHintergründe und Fakten zu Geschichte, Kultur, Gesellschaft, um das Land besser zu verstehen

ErlebnisErlebnisse und Aktivitäten, die Sie sich nicht entgehen lassen sollten

Blatt für Blatt: Junge Japanerinnen in traditioneller Kleidung bei der Tee-Ernte

INHALT

JAPAN

mit Farbcodierung

Rücksichtsvoll reisen

Über die Autoren und den Fotografen

Top 10 Tipps

Top 5 Foto-Tipps

Die Reise planen

Geschichte und Kultur

Japan heute

Natur und Landschaft

Japan damals

Kunst und Kultur

Tokio

Tokios Innenstadt

Ginza – Hibiya – Yurakucho

Die Bucht von Tokio

Roppongi

Shibuya

Shinjuku

Der Nordwesten Tokios: Iidabashi bis Ikebukuro

Ueno

Akihabara

Asakusa

Weitere Sehenswürdigkeiten

Sehenswürdigkeiten in den Außenbezirken

Ausflüge von Tokio

Yokohama

Kamakura

Nikko

Fuji-Hakone-Izu

Hokkaido

Sapporo und Umgebung

Shikotsu-Toya-Nationalpark

Hakodate und Umgebung

Onuma-Quasi-Nationalpark und der Süden

Daisetsuzan-Nationalpark und Zentral-Hokkaido

Rishiri-Rebun-Sarobetsu-Nationalpark und der Norden

Der Nordosten: Abashiri und der Shiretoko-Nationalpark

Der Osten: die Nationalparks Akan und Kushiro-Shitsugen

Nord-Honshu (Tohoku)

Aomori-ken

Akita-ken

Sendai und Matsushima

Iwate-ken

Yamagata-ken

Zentral-Honshu (Chubu)

Aichi-ken

Kanazawa und Hokuriku

Takayama

Eihei-ji

Nagano-ken

Matsumoto

Kamikochi und die Nordalpen

Die Kiso-Region

Yuzawa Onsen

Sado-ga-shima

Kansai

Kyoto

Uji

Der Hiei-zan

Shiga-ken

Nara und Umgebung

Nara-ken

Osaka

Kobe und die Präfektur Hyogo

Himeji

Wakayama-ken

Ise

West-Honshu (Chugoku)

San-in

San-yo

Shikoku und die Seto-Inlandsee

Shikoku

Die Seto-Inlandsee

Kyushu

Fukuoka

Dazaifu

Yanagawa

Beppu

Kumamoto-ken

Nagasaki-ken und Nagasaki

Weitere Sehenswürdigkeiten

Okinawa und die Ryukyu-Shoto-Inseln

Naha

Yakushima

Weitere Sehenswürdigkeiten

Reiseinformationen

Reiseplanung

Anreise

Unterwegs in Japan

Praktische Tipps

Im Notfall

Hotels und Restaurants

Einkaufen

Unterhaltung und Feste

Sprachführer

Register

Bildnachweis

Impressum

Tokios Skyline mit dem Fuji im Hintergrund

RUNDGANGS- & AUSFLUGSKARTEN

Sehenswürdigkeit

Region

Gebäude

Park

Bushaltestelle

Magnetbahn-Station

U-Bahn-Station

U-Bahn(ausgewählte Strecken)

Vorgeschlagener Rundgang

Alternativstrecke

beschriebene Sehenswürdigkeit

Empfohlene Laufrichtung

Tunnel

Brücke

Fußweg

Norden(nur bei nicht genordeten Karten)

Rundgang Kyoto

REGIONALKARTEN

Sehenswürdigkeit

Ausgangspunkt

Berg

Präfektur

SYMBOLE IM TEXT

Kartenverweis

Anschrift

Telefonnummer

Öffnungszeiten, günstige Zeiten (Rundgänge, Fahrten)

Eintritt von $ (unter 5 $) bis $$$$$ (über 20 $)

Entfernung

Beginn/Ende

Hotel

Restaurant

Anzahl der Zimmer

Anzahl der Plätze

Parkplätze

Aufzug

Nichtraucher

Klimaanlage

Pool im Haus

Pool im Freien

Fitnessclub

Kreditkarten

RÜCKSICHTSVOLL REISEN

Umsichtige Urlauber brechen voller Neugierde auf und kehren reich an Erfahrungen nach Hause zurück. Wer dabei rücksichtsvoll reist, kann seinen Teil zum Schutz der Tierwelt, zur Bewahrung historischer Stätten und zur Bereicherung der Kultur vor Ort beitragen. Und er wird selbst reich beschenkt mit unvergesslichen Erlebnissen.

Möchten nicht auch Sie verantwortungsbewusst und rücksichtsvoll reisen? Dann sollten Sie folgende Hinweise beachten:

Vergessen Sie nie, dass Ihre Anwesenheit einen Einfluss auf die Orte ausübt, die Sie besuchen.

Verwenden Sie Ihre Zeit und Ihr Geld nur auf eine Weise, die dazu beiträgt, den ursprünglichen Charakter eines Ortes zu bewahren.

Entwickeln Sie ein Gespür für die ganz besondere Natur und das kulturelle Erbe Ihres Urlaubslandes.

Respektieren Sie die heimischen Bräuche und Traditionen.

Zeigen Sie den Einheimischen ruhig, wie sehr Sie das, was den besonderen Reiz ihres Landes ausmacht, zu schätzen wissen: die Natur und die Landschaft, Musik, typische Gerichte, historische Dörfer oder Bauwerke.

Scheuen Sie sich nicht, mit Ihrem Geldbeutel Einfluss zu nehmen: Unterstützen Sie möglichst solche Einrichtungen oder Personen, die sich um die Bewahrung des Typischen und Althergebrachten bemühen. Entscheiden Sie sich für Läden, Restaurants, Gaststätten oder Reiseanbieter, denen offensichtlich an der Bewahrung ihrer Heimat gelegen ist. Und meiden Sie Geschäfte, die den Charakter eines Ortes stören.

Wer auf diese Weise reist, hat mehr von seinem Urlaub, und er kann sicher sein, dass er seinen Teil zum Erhalt und zur Verbesserung eines Ortes oder einer Landschaft beigetragen hat.

Diese Art des Reisens gilt als zeitgemäße Form eines sanften, auf Nachhaltigkeit bedachten Tourismus. NATIONAL GEOGRAPHIC verwendet dafür auch den Begriff des »Geo-Tourismus«. Gemeint ist damit ein Tourismus, der den Charakter eines Ortes – seine Umwelt, seine Kultur, seine natürliche Schönheit und das Wohlergehen seiner Bewohner – nicht aus den Augen verliert.

ÜBER DIE AUTOREN UND DEN FOTOGRAFEN

Nicholas Bornoff ist in einem englisch-französischen Elternhaus aufgewachsen und genoss seine Ausbildung sowohl in Frankreich als auch in Großbritannien. Nach dem Abschluss an einer Pariser Filmhochschule 1974 arbeitete er für die UNESCO in Indonesien als Regieassistent für Dokumentarfilme – eine Tätigkeit, die seine Begeisterung für den Fernen Osten endgültig weckte. Fünf Jahre später zog er nach Japan und arbeitete zunächst bei einer Tokioter Werbeagentur. Als Journalist tat sich Bornoff während einer neunjährigen Tätigkeit als Filmkritiker für die Japan Times hervor. Außerdem veröffentlichte er eine Reihe von Artikeln über die moderne japanische Kunst und Gesellschaft in Far Eastern Economic Review, Asian Advertising und Marketing, dem Tokyo Journal und in weiteren englischsprachigen Zeitschriften im asiatischen Raum.

Bornoffs Studie Pink Samurai: Love, Marriage und Sex in Contemporary Japan erschien 1991 und wurde von der Kritik begeistert aufgenommen. Im selben Jahr kehrte er nach Europa zurück und lebte fortan mit seiner japanischen Frau und seinem Sohn in London. Nach wie vor lag der Schwerpunkt in Bornoffs Arbeiten auf Japan. Er schrieb ein Buch über Japan für Schulkinder, und seine Artikel erschienen im Guardian und in vielen anderen Publikationen in Großbritannien und auf dem europäischen Kontinent. Er starb 2010.

Perrin Lindelauf wurde in den kanadischen Rocky Mountains geboren und zog nach seinem Studium der englischen Literatur, der Philosophie und der Sprachwissenschaften an der University of British Columbia nach Japan. Während seiner Zeit in Japan reiste er ausgiebig und schrieb für die Japan Times und regionale Magazine.

Ken Shimizu ist freischaffender Fotograf und lebt in Tokio. Er arbeitet unter anderem für National Geographic Japan und A. F. P. und besitzt einen Magisterabschluss der Ohio University in Visueller Kommunikation.

EMPFEHLUNGEN DER NATIONAL GEOGRAPHIC REISEEXPERTEN

WAS SIE NICHT VERPASSEN SOLLTEN

In die vielschichtige Metropole Tokio eintauchen

Während einer einzelnen Ampelphase queren oft mehr als 1000 Fußgänger die berühmte Kreuzung vor dem Bahnhof im Stadtteil Shibuya (siehe S. 92 ff.). Doch so geschäftig es in den Shoppinggegenden zugehen mag, oft findet man sich nur wenige Ecken weiter in schmalen Straßen mit kleinen Nachbarschaftsschreinen und Einfamilienhäusern wieder. Inmitten von Wolkenkratzern laden Gärten zum Verweilen ein. Das Nationalmuseum in Ueno ist eines der besten Museen in ganz Japan.

Tradition und Tempel in der alten Kaiserstadt Kyoto

Der Goldene Tempel und der berühmte Steingarten des Ryoan-ji in Kyoto (siehe S. 234 ff.) dürfen auf keiner Japanreise fehlen. Die einstige Hauptstadt Kyoto mit über 1000 Schreinen, Tempeln und Gärten wird jedem Japanbild gerecht. Sich einmal wie eine maiko (eine angehende Geisha) zurechtmachen, an einer Teezeremonie teilnehmen oder der Erleuchtung bei einer Zen-Meditation ein Stück näher kommen? Scharfe Messer, edles Design oder traditionelle Stoffe shoppen? All das ist in Kyoto möglich.

Zu den Mausoleen der Shogune nach Nikko

Tokugawa Ieyasu war der Begründer der Tokugawa-Shogunats-Dynastie (1600–1868) und der bekannteste Shogun der japanischen Geschichte. In Nikko (siehe S. 128 ff.) hat ihm sein Enkel Tokugawa Iemitsu mit einem farbenprächtigen, mit kunstfertigen Schnitzereien bedeckten Mausoleum ein beeindruckendes Denkmal gesetzt.

Den Fuji-san bewundern

Schon der Holzschnitt-Künstler Katsushige Hokusai begeisterte mit seinen 36 Ansichten des Fuji (siehe S. 134 ff.), die den 3776 m hohen heiligen Berg von allen Seiten zeigen. Besonders schön sind die Ausblicke auf den ebenmäßigen Vulkankegel von den Ufern des »Fünf-Seen-Gebiets« (siehe S. 140) oder von einer Schifffahrt auf dem Ashino-See bei Hakone (siehe S. 139).

Im onsen Stress abbauen

Japanische Thermalbäder sind nicht etwa lau, sondern wirklich heiß; sie werden zum Baden auf gut 40 Grad heruntergekühlt. Die Temperatur und die Mineralien im Wasser sind gut für Muskeln, Haut und das allgemeine Wohlbefinden. Auch das Baderitual trägt zur Entspannung bei. Der größte und geschäftigste Thermalbadeort ist Beppu (siehe S. 350 ff.) auf der Insel Kyushu.

Japanische Gartenkunst im Kenroku-en von Kanazawa

Der Kenroku-en-Garten (siehe S. 199 f.) der Daimyo-Familie Maeda aus dem 17. Jahrhundert zählt zu den drei schönsten Landschaftsgärten in ganz Japan. Zu Recht, denn in seiner Architektur und Bepflanzung sind Gegensätze harmonisch vereint. Hinter jeder der zahlreichen Biegungen und Brücken eröffnen sich neue Perspektiven.

Besuch einer klassischen japanischen Burg in Himeji

Nach mehrjähriger Renovierung erstrahlt die »Burg des weißen Reihers« in Himeji (siehe S. 278 f.) in neuem Glanz. Die Anlage mit mehr als 80 Gebäuden und ausgeklügeltem Verteidigungssystem gilt als Idealtypus einer japanischen Burg. Sie wurde nie eingenommen und ist eine von zwölf Burgen landesweit, die noch im Original erhalten sind.

Die ruhige Anmut einer Teezeremonie genießen

In Uji (siehe S. 255) können auch Touristen einer traditionellen Teezeremonie beiwohnen. Damen im Kimono bereiten und servieren formvollendet grünen Tee (matcha) zu traditionellen Süßigkeiten. Sowohl das Ikebana-Blumengesteck als auch die Hängerolle an der Wand und die Teeschale sind jahreszeitlich abgestimmt.

Der große buddhistische Tempel Horyu-ji

Die weitläufige Anlage des Horyu-ji (siehe S. 264 f.) in der Umgebung von Nara stammt ursprünglich aus dem 7. Jahrhundert und ist eine der ältesten Tempelanlagen Japans. Die fünfstöckige Pagode, die jahrhundertealten hölzernen Gebetshallen und die Statue des Medizinbuddhas aus dem 8. Jahrhundert versetzen Besucher um 1300 Jahre zurück.

Das Mönchsleben auf dem Berg Koya

Der Mönch Kukai brachte im 8. Jahrhundert den Shingon-Buddhismus nach Japan und gründete auf dem Berg Koya (siehe S. 280 f.) fernab der Zivilisation ein Kloster. Heute leben auf dem heiligen Berg gut 1000 Mönche in 120 Tempeln. Gäste können bei einer Übernachtung mit Teilnahme an der zeremoniellen Morgenandacht Tempelluft schnuppern.

TOP 5 FOTO-TIPPS

Die NATIONAL GEOGRAPHIC Your Shot Community, 2006 gegründet, hat mehr als eine halbe Million Mitglieder aus 196 Ländern. Sie steht allen Interessierten offen, ob Hobbyfotograf oder Profi. Dieses Reisehandbuch präsentiert Ihnen die fünf schönsten Fotos zum Thema Japan – als Inspiration oder zum Nachfotografieren.

Sonnenblumen am Fuji-san

Im August stehen die Sonnenblumen im Hananomiyako-Park am Yamanaka-ko, einem der fünf Seen im Fuji-Gebiet, in voller Blüte. Den Vulkan kann man allerdings nicht jeden Tag gut sehen. Morgens um 8 Uhr hatte Takashi Nakazawa an dem Tag Glück, und ihm gelang diese tolle Aufnahme mit den Blumen im Fokus.

Brennweite: 70 mm – Belichtungszeit: 1/2500 s – Blende: f/5.6 – ISO 100

Blickfang am Heian-Schrein in Kyoto

Geishas und Maikos sind der Inbegriff japanischer Anmut. Carlos Peñalba traf an einem Sommermorgen am Heian-Schrein eine Maiko, eine Geisha in Ausbildung, die dort spazieren ging. Der weite Nackenausschnitt ist ein erotischer Blickfang.

Brennweite: 85 mm – Belichtungszeit: 1/1250 s – Blende: f/2,8 – ISO 200

Kreuz und quer in Shibuya

Die Kreuzung vor dem Pendlerbahnhof von Shibuya in Tokio soll die höchste Fußgängerdichte der Welt haben. Mit einer langen Belichtungszeit hat Danilo Dungo das Fußgängergedränge im Kontrast zu den wartenden Autos in Szene gesetzt.

Brennweite: 50 mm – Belichtungszeit: 1/2 s – Blende: f/5,6 – ISO 100

Kaleidoskop Tokio

Die »Omohara« Tokyu Plaza Mall liegt an der Nahtstelle der edlen Omotesando-Straße mit dem Jugendkulturviertel Harajuku. Die unterschiedlichen Stile und die Architektur dieser Gegend faszinierten Teruo Araya.

Brennweite: 14 mm – Belichtungszeit: 1/400 s – Blende: f/10 – ISO 400

Bambuswald in Saga-Arashiyama

Für Hidetoshi Kikuchi strahlt der Bambuswald am Westrand von Kyoto im Dezember eine große Ruhe aus. Der Holzsteg schlängelt sich durch das meterhohe Grün bis zu einem dahinterliegenden Tempel, in dem es noch einiges zu entdecken gibt.

Brennweite: 35 mm – Belichtungszeit: 1/25 s – Blende: f/3,6 – ISO 400

Sie wollen mit Ihren Fotos Teil der Your Shot Community werden? Nähere Infos finden Sie unter yourshot.nationalgeographic.com

DIE REISE PLANEN

Japan mag eine schmale Inselkette sein, doch seine geografische und kulturelle Vielfalt ist enorm. Sie reicht von schneebedeckten Vulkanen bis hin zu üppigen tropischen Inseln, von pulsierenden Metropolen bis zu friedvollen Zen-Gärten. Tokio – die bevölkerungsreichste Großstadt der Welt –, Kyoto – die tausendjährige Kulturhauptstadt –, der schneebedeckte Fuji, die düsteren Mahnmale in Hiroshima: Diese Erfahrungen können ein ganzes Leben füllen.

Der japanische Archipel erstreckt sich von der frostigen Insel Hokkaido 2994 km südwestwärts zu den Tropeninseln von Okinawa. Die Hauptinsel Honshu birgt viele Großstädte und historische Stätten, die Inseln Shikoku, Kyushu und Hokkaido dagegen sind ländlich geprägt. Mit Japans Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen gelangt man nahezu überall hin. Die Fahrpreise sind erschwinglich, wenn man einen Japan Rail Pass kauft (www.der-japan-rail-pass.de). Damit kann man auf allen JR-Strecken ein bis drei Wochen lang überall hinreisen (192–394 €). Innerhalb der Hauptinsel Honshu ist der Shinkansen dem Flugzeug ebenbürtig. Die nördlichsten oder südlichsten Inseln erreicht man außerhalb der Urlaubszeiten schneller und preiswerter per Flug. Zu empfehlen ist die Gesellschaft Peach Airlines (Tel. 03/45 80 81 81, www.flypeach.com), die Billigflüge von Osaka nach Sapporo, Nagasaki oder Naha anbietet. Autoreisen sind wegen hoher Benzin- und Mietpreise teuer, Überlandbusse sind noch preiswerter als Züge, man muss nur genügend Zeit haben. Der JR Highway Bus (www.jrbuskanto.co.jp) deckt fast das gesamte Streckennetz ab; kleinere Unternehmen (http://willerexpress.com) offerieren bessere Preise oder bequemere Sitze. Das Unternehmen Sakura Kanko (www.489.fm, nur Japanisch) stellt in seinen Bussen kostenlosen Internetzugang (WLAN) sowie Steckdosen zur Verfügung; ideal für Fernstrecken.

Für kürzere Strecken innerhalb von Städten eignen sich U-Bahnen oder Nahverkehrszüge. Busse steuern selbst entlegene Dörfer an. Taxis gibt es in den Städten jede Menge, in der Regel kosten sie 620 Yen (5 €) für die ersten zwei Kilometer und 260 Yen (2 €) für jeden weiteren. Leihräder sind in den meisten kleinen und mittelgroßen Städten eine gute Alternative.

Sushi bringt Farbe auf den Tisch

Wissen

BESUCHERINFORMATIONEN

Die Japan National Tourism Organization(www.jnto.de) ist an allen bedeutenden Touristenorten zu finden. Auf den Internetseiten von Tokio (www.gotokyo.org) und Kyoto (www.kyoto.travel) finden sich Einführungen zu Sehenswürdigkeiten. Touristeninformationen gibt es an allen Flughäfen, den meisten Shinkansen-Bahnhöfen und vielen kleineren Bahnhöfen auf dem Land. Aktuelles erfahren Sie in den Zeitungen: The Japan Times (www.japantimes.co.jp) ist die einzige in englischer Sprache herausgegebene Zeitung Japans und bietet Veranstaltungshinweise. In Tokio informieren das monatlich erscheinende Tokyo Journal (www.tokyojournal.com) und die kostenlose Wochenzeitschrift Metropolis (www.metropolis.co.jp) über Restaurants und Nachtleben in Tokio. Das kostenlose Monatsblatt Kansai Scene (www.kansai-scene.com) berichtet über kulturelle Höhepunkte in Kyoto und die Partyszene in Osaka.

JAPAN IN EINER WOCHE

Eine einwöchige Reise ist ideal, um verschiedene Facetten des Landes kennenzulernen. Nach der Ankunft in Tokio verbringen Sie den 1. Tag mit einem Besuch im Nationalmuseum und machen sich dann auf den Weg in den Bezirk Asakusa, wo sich der Tokyo Skytree befindet. Shibuya und Roppongi sind für ihr Nachtleben bekannt. Stehen Sie am 2. Tag früh auf, um auf dem Tsukiji-Fischmarkt Sushi zum Frühstück zu genießen, bevor Sie im Viertel Omotesando einen Einkaufsbummel unternehmen. Erkunden Sie dann die Subkulturen der Elektronikmeile Akihabara. Am 3. Tag empfiehlt sich ein Tagesausflug per Bahn nach Kamakura, um etwas über die Geschichte der Buddhisten und Samurai zu erfahren, oder fahren Sie zu den Seen am Fuße des Fuji. Die zweite Hälfte der Reise können Sie in der Umgebung Kyotos, 515 km südwestlich, verbringen. Nehmen Sie den Shinkansen (2,5 Std.) oder den Nachtbus (8 Std.) und verbringen Sie den 4. Tag im Kyotoer Bezirk Higashiyama. Besichtigen Sie den Fushimi-Inari-Taisha-Schrein, den Tempel Kiyomizu-dera und die Zen-Gärten des Nanzen-ji. Beschließen Sie den Tag mit einem Spaziergang durch Gion und versuchen Sie, eine Geisha in den kopfsteingepflasterten Gassen und Teehäusern zu entdecken. Nachdem Sie am 5. Tag erwacht sind, sollten Sie Kinkaku-ji, den Goldenen Pavillon, aufsuchen. Nehmen Sie von dort den Bus in den westlichen Bezirk Arashiyama, der für die Gärten des Tenryu-ji und Okochi Sanso bekannt ist. Besuchen Sie am Abend eine Kabuki-Vorführung, oder fahren Sie nach Osaka, um dort das Nachtleben und die Restaurants zu erkunden. Den 6. Tag können Sie für Tagesausflüge von Kyoto oder Osaka aus nutzen. Fahren Sie etwa in die heilige Stadt Nara (40 km, 45 Min. per Bahn von Kyoto) wo es einige der ältesten Holztempel der Welt gibt, oder nach Hiroshima (380 km, 100 Min. mit dem Shinkansen), das an die Auswirkungen des Atombombenabwurfs erinnert. Am Berg Koya (110 km, 2,5 Std. per Bahn) steht ein Bergkloster, in das Sie sich zur Meditation mit buddhistischen Mönchen zurückziehen können. Bevor Sie nach Tokio zurückkehren, sollten Sie ein onsen (Ort mit heißen Quellen) aufsuchen. Zu den beliebtesten auf Honshu zählen Kinosaki (160 km, 2,5 Std. per Bahn von Kyoto), eine Stadt am Japanischen Meer, die für Krabben und öffentliche Badeanstalten bekannt ist; Yuzawa Onsen (200 km, 80 Min. per Bahn von Kyoto), das herrliche Skipisten bietet; und Kawayu Onsen (260 km, 4 Std. per Bahn oder Bus von Kyoto), wo das heiße Wasser aus dem Fluss sprudelt und Sie sich Ihre eigene »Badewanne« buddeln können.

WENN SIE MEHR ZEIT HABEN

Eine zusätzliche Woche bietet ausreichend Zeit für einen Abstecher in die Japanischen Alpen. Hier können Sie Wanderungen von Kamikochi oder den Bergstädten wie Takayama aus unternehmen. Was die Berglandschaft und onsen angeht, steht die Region um Tohoku, nördlich von Tokio, den Alpen in nichts nach. Auf der Insel Shikoku wird das alte Japan bewahrt. Obwohl sie durch Brücken mit Honshu verbunden ist, trotzt sie mit ihrer zerklüfteten Landschaft und der üppigen Vegetation im Inselinneren weitgehend der radikalen Modernisierung des Kernlandes. Ein 1200 Jahre alter buddhistischer Pilgerweg beginnt in der Stadt Tokushima und verläuft entlang der gesamten Küste. Der Yoshino-Fluss auf Shikoku bietet die besten Rafting-Möglichkeiten Japans. Die Stadt Kochi an der Pazifikküste ist als Surferparadies bekannt. Die Inlandsee zwischen Honshu und Shikoku ist mit ihren unzähligen Inseln und Buchten landschaftlich reizvoll. Die südlichste Hauptinsel Kyushu ist dem asiatischen Festland am nächsten. In Nagasaki, auf das die zweite Atombombe fiel, lag einst der einzige Handelshafen für ausländische Schiffe. Die wieder aufgebauten historischen Viertel sind Ausdruck alter Beziehungen zu fremden Ländern. Heute ist Fukuoka das Eingangstor zu Kyushu. Im Inselinneren findet man am Berg Aso die größte Caldera der Welt. Auf der kleinen Insel Sakura-jima vor Kagoshima spuckt ein Vulkan Asche. Verbringen Sie im Nordosten eine Nacht in der onsen-Stadt Beppu mit farbenfroh sprudelndem Wasser. Kumamoto ist für seine rekonstruierte Burg bekannt, und in der Präfektur Saga findet man die wichtigsten Keramikstädte. Die nördlichsten bzw. südlichsten Inseln Japans sind Hokkaido und Okinawa. Bei Miyako-jima lockt eine wunderbare Unterwasserwelt, auf Yakushima wachsen riesige, alte Zedern. Hokkaido bietet eine hügelige Ackerlandschaft, die sich bis zum Gebirge erstreckt. Sapporo, die Verwaltungsstadt der Präfektur, ist für das Schneefest und Bier bekannt. Am Niseko-Berg, südwestlich von Sapporo, gibt es gute Skipisten, und der Daisetsuzan-Nationalpark bietet Besuchern eine naturbelassene Landschaft.

Wissen

WÄHRUNG

Es gibt sechs verschiedene Yen-Münzen: eine Aluminiummünze im Wert von 1 ¥, eine helle Kupfermünze mit Loch im Wert von 5 ¥, eine dunkle Kupfermünze im Wert von 10 ¥, eine Münze mit Loch im Wert von 50 ¥, eine Münze im Wert von 100 ¥ und eine leichte Kupfermünze im Wert von 500 ¥. Zudem gibt es Banknoten im Wert von 1000, 2000, 5000 und 10 000 ¥. 1000 Yen sind derzeit 8 € wert, der Wechselkurs schwankt jedoch stark. In Japan wird fast alles bar bezahlt. Kreditkarten werden nur für große Einkäufe, in Hotels oder teuren Restaurants verwendet.

Die Shibuya-Kreuzung in Tokio bei Nacht: ein futuristisches Lichtermeer

Wissen

REISEZEIT

Im Frühling verwandeln die Kirschbäume das Land ab Ende März in ein rosafarbenes Blütenmeer. Ein hanami (Picknick unter blühenden Kirschbäumen) ist ein Muss, doch die Hotels sind im April schnell ausgebucht. Die kurze Regenzeit im Juni und Juli ist schwül. Im Herbst ist es milder. Die Winter sind kalt und nass, und im Norden und Westen fällt viel Schnee. Die Japanischen Alpen und Hokkaido locken Skiläufer an. Meiden Sie die Feiertage Goldene Woche (29. April–5. Mai), O-bon (2. Augustwoche) und die Woche um Neujahr, da die Preise enorm steigen und große Menschenmengen unterwegs sind.

Geschichte und Kultur

Japan heute

Special: Land der Überraschungen

Special: Essen und Trinken

Natur und Landschaft

Japan damals

Special: Die Samurai

Kunst und Kultur

Eine maiko bereitet sich auf ihr Leben als Geisha vor

JAPAN HEUTE

Die Japaner tun sich schwer mit der eigenen Identität. Nach langer Isolation des Landes, gefolgt von seiner Rolle als Aggressor im Pazifik, ringt Japan darum, seine reiche Kultur, seine Gebräuche und Denkweisen zu erklären. Kirschbäume, Elektronikgeräte, Ninja und Karaoke-Maschinen – Japan ist so viel mehr als diese Klischees.

Der Mythos, Japaner seien ein »reines« Volk, das von der Sonnengöttin abstamme und sich mit keinen anderen Völkern vermischt habe, sowie der nur 1,2-prozentige Anteil von Ausländern an der Gesamtbevölkerung haben dazu geführt, dass viele Japaner von einem homogenen »Wir« überzeugt sind. Der Sinn für eine eigene Identität liegt größtenteils in den historischen Begegnungen mit dem Westen begründet.

Die amerikanische Diplomatie der Kriegsschiffe beendete im 19. Jh. Japans lange Isolation. Damals diente das Konzept einer einheitlichen japanischen Kultur als ein Bollwerk gegen die Flut der auf Modernisierung ausgerichteten westlichen Technologie und Denkweise. Dieselben Ängste – dass Japan seine Sprache, Denkweise und Küche verlieren könnte – bestimmen heute Streitgespräche über eine homogene Kultur, die aber so längst nicht mehr besteht. Technologie, Globalisierung, intensiver Austausch mit der Außenwelt – es gibt viele Faktoren für eine zunehmende kulturelle Vielfalt. Die japanische Kultur ist tatsächlich wesentlich vielfältiger, als Traditionalisten sich zuzugeben trauen.

Der Sinn für die eigene Identität liegt größtenteils in den historischen Begegnungen mit dem Westen begründet.

WIRTSCHAFT

Japans Wirtschaftswunder begann nach dem Zweiten Weltkrieg. Niedrige Löhne und ein billiger Yen ließen den Export explodieren. Transistorradios bahnten den Weg für Kameras, Elektrogeräte, Schiffe, Stahl, Farbfernseher und Autos. Die Exportrate von elf Prozent machte Japan 1967 zur zweitgrößten Wirtschaftsmacht außerhalb des Ostblocks.

Der Ölkrise von 1973 begegneten die Japaner, indem sie den Yen abwerteten, Lohnsenkungen in Kauf nahmen und ihre Arbeitsleistung verdoppelten. Die Exporte stiegen gewaltig und ließen den Handelsüberschuss in ungeahnte Höhen steigen. Ähnlich wurde das Land mit der zweiten Ölkrise von 1979 fertig. In den 1980er-Jahren überholte Japans Wirtschaft sogar die der USA. Den Wohlstand sicherten boomende Finanz- und Verbrauchermärkte im Inland, niedrige Zinssätze und explodierende Grundstückspreise. Innerhalb dieser Wirtschaftsblase wuchsen japanische Vermögen stetig an. Im Jahr 1985 allerdings trieben die internationalen Devisenmärkte den Kurs des Yen in die Höhe. Grund dafür war ein riesiges Außenhandelsdefizit. Endaka, der teure Yen, bremste nun Export und Wirtschaftsleistung des Landes. Zugleich verdoppelte er den Wert der nationalen Sparguthaben und löste einen Run auf ausländische Immobilien aus. Die Blase wuchs weiter. 1990 sank der Wert der japanischen Immobilien im Ausland dramatisch. Am Jahresende waren entsprechende Börsenwerte fast um die Hälfte geschrumpft. Die Banken erhöhten 1991 die Zinssätze, um den Verlust abzufedern, verschärften aber das Problem ungedeckter Kredite. Die Blase platzte. Aufgrund enormer Investitionen in der Region litt der asiatisch-pazifische Raum unter einer Rezession. Das verlangsamte auch die Erholung der japanischen Wirtschaft. Ungedeckte Darlehen häuften sich, in der Folge erfasste die größten Finanzgesellschaften in den 1990er-Jahren eine Pleitewelle. Die folgende »Verlorene Dekade« war gekennzeichnet von Deflation, Rezession und einer hohen Arbeitslosenquote. Für die meisten blieb der Lebensstandard jedoch so komfortabel wie in den 1980er-Jahren. In der letzten Zeit lähmte ein starker Yen wegen der globalen Wirtschaftsturbulenzen den Export. Die Erdbebenkatastrophe von 2011 brachte auch einen Schock für die Wirtschaft mit sich. Energieknappheit, besonders in den Sommermonaten, beeinträchtigte das Geschäft und zwang zu radikalen Energiesparmaßnahmen. Während dies große Teile der Wirtschaft des Landes bremste, verhalfen finanzielle Mittel zum Wiederaufbau der sich vom Tsunami erholenden Region Tohoku zu einem Boom.

Der Tokyo Skytree, Aussichts- und Sendeturm am Fluss Sumida

Ein japanisches Brautpaar in traditioneller Tracht beim Schreinbesuch

DIE ARBEITSWELT

Traditionell verbringt ein Büroangestellter täglich durchschnittlich zwei Stunden im Pendelverkehr und sitzt dann bis zu zehn Stunden im Büro – sechs Tage die Woche. Nach Büroschluss wird vom Angestellten erwartet, mit den Kollegen einen Drink zu nehmen. Nur der Sonntag ist der Familie vorbehalten. Im Jahr stehen ihm zwei Wochen bezahlter Urlaub zu, den er jedoch aus Loyalität zum Konzern auf durchschnittlich vier Tage verkürzt. Bis vor etwa zehn Jahren wurde ein Angestellter in den großen Unternehmen auf Lebenszeit eingestellt. Er erklomm die Karriereleiter eher aufgrund seines Alters als wegen seiner Leistungen. Mit Mitte 40 erreichte er so das mittlere Management. Dann nahmen die Belastung und die Verantwortung weiter zu. Er stieg in den folgenden zwei Jahrzehnten in die Führungsebene auf und wurde mit 60 pensioniert. Dieser Werdegang ist immer noch typisch, verändert sich aber zunehmend. Beförderungen aufgrund individueller Fähigkeiten, Headhunting und häufige Jobwechsel setzen sich immer mehr durch. Ein Gesetz beschränkt die Überstundenanzahl auf 45 Stunden pro Monat. Auch Energiekrise und Rezession haben viele Betriebe gezwungen, das Personal früher in den Feierabend zu entlassen. Heute wird die Arbeit jedoch eher mit nach Hause genommen. Je kleiner der Betrieb, desto üblicher ist eine 48-Stunden-Woche.

Die Arbeitslosenquote lag im Jahr 1991 bei nur 2,5 Prozent. In der Rezessionszeit schoss sie jedoch nach oben. Doch auch heute noch hält die Anstellung auf Lebenszeit – auch wenn sie abnimmt – die Arbeitslosenquote in Japan bei vier bis fünf Prozent. Nicht mitgerechnet ist allerdings die große Anzahl junger Leute, die in Teilzeit beschäftigt sind.

MÄNNER UND FRAUEN

Die Beziehung zwischen japanischen Männern und Frauen steht an ihrem Scheideweg. Die ältere Generation ging typischerweise arrangierte Ehen ein. Scheidungen waren aufgrund des gesellschaftlichen Stigmas selten. Die heutige Generation wählt den Partner meist selbst, doch das Kennenlernen gestaltet sich oft schwierig. Lange Arbeitszeiten und die allgemeine Gepflogenheit, einen Freundeskreis aus dem eigenen Geschlecht zu unterhalten, setzen der Möglichkeit, den künftigen Partner zu treffen, Grenzen. Noch dazu bleiben japanische Männer bei der Partnerwerbung generell zurückhaltend. Die meisten Frauen sind bei der ähnlich passiven »Hoffen-und-Warten-Methode« geblieben, doch in letzter Zeit hat sich die Situation durch Maßnahmen wie Singlepartys gebessert. Eine Art Torschlusspanik, meist im Alter von etwa 28 Jahren, führt zu vielen übereilten Heiraten, und die Scheidungsraten sind dementsprechend auf 35 Prozent gestiegen. Moderne japanische Frauen, die heute unabhängiger und besser gebildet sind sowie besser bezahlt werden als früher, interessieren sich nicht für Männer, die nicht dazu bereit sind, sich den Haushalt zu teilen oder bei der Kindererziehung mitzuhelfen. Überarbeitung und der Mangel an Privatsphäre führen dazu, dass viele Ehepaare eher wie Geschwister als wie ein Liebespaar leben. Die Ambivalenz, mit der in Japan bezahlte Zuwendung, von den Schmeicheleien einer Hostess bis zu Prostitution, behandelt wird, hat das Thema weiter kompliziert. So ist es wenig verwunderlich, dass immer mehr japanische Frauen mit der ganzen Sache nichts mehr zu tun haben wollen und bewusst unverheiratet bleiben. Sicher gibt es auch viele glückliche traditionelle Ehen, doch der moderne Japaner führt ein Leben, das sich sehr von dem westlicher Männer unterscheidet.

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BEIM TSUNOKAKUSHI LIEGT DER TEUFEL IM DETAIL

Die traditionellen Hüte aus weißem Papier, die viele japanische Bräute tragen, werden als tsunokakushi, wörtlich »Hornverdecker«, bezeichnet. Der Brauch soll auf Legenden zurückgehen, in denen junge Mädchen als menschenfressende Riesen mit Hörnern geboren wurden. Die Familie der zukünftigen Braut versteckte ihre Hörner unter diesem Hut, um sicherzugehen, dass die arrangierte Hochzeit vollzogen werden konnte. Die Flitterwochen waren vorbei, sobald die Hörner zu sehen waren. Japanische Bräute machen normalerweise diesen nicht ernst gemeinten Spaß des Tragens eines tsunokakushi mit und warnen damit: »Es stimmt, ich habe Hörner, nimm dich also in Acht!«

HEIM UND FAMILIE

Das patriarchalische ie-(Haushalts-)System wurde 1946 per Verfassung abgeschafft. Zusammen mit den erhöhten Arbeitsplatzchancen im städtischen Raum verstärkte die neue Freiheit die Landflucht. Früher lebten drei Generationen in einer Familie. Das ist heute nur noch auf dem Land üblich. Etwa 66 Prozent der Bevölkerung leben in der Stadt, wo die Kernfamilie die Regel ist. Sinkende Geburtenraten führen zu einer stärkeren Überalterung. Und da die staatliche Altersversorgung schlecht ist, steigt die Zahl größerer Haushalte wieder leicht an. Die normale Stadtfamilie mit einem Kind lebt in zwei Zimmern mit Wohnbereich und offener Küche. Aus Platzmangel verbringen Japaner – insbesondere die Männer – ihre Freizeit meist nicht zu Hause.

Die normale Stadtfamilie mit einem Kind lebt in zwei Zimmern mit Wohnbereich und offener Küche.

Der Mann, der zu Hause die Familie beherrscht, wird immer seltener, seit die traditionelle Hausfrau die Arbeitswelt erobert und somit weniger Zeit hat, die Familie von vorn bis hinten zu bedienen. Das Bild der gehorsamen Hausfrau ist längst überholt. Traditionell hatten Frauen im Haushalt das Sagen bei Ausgaben, Ersparnissen, Investitionen, häuslichen Reparaturen und Kindererziehung. Die Ehemänner sahen von ihrem hart erarbeiteten Lohn nur einen kleinen Teil, den ihre Frauen ihnen als kozukai (Taschengeld) zugestanden. Der Rest blieb in strenger Verwahrung. In der jüngeren Generation hat sich dies gewandelt: Immer mehr Männer übernehmen eine aktive Rolle bei der Kindererziehung, beim Kochen und in Geldfragen. Erziehung und Ausbildung: Im Westen haben Jugendliche mehr Freiheiten als Kinder – in Japan ist es umgekehrt. Japanische Kinder dürfen in der Regel weitaus mehr als ihre westlichen Altersgenossen. Einem ungezogenen Kind droht die Mutter mit Liebesentzug oder dem Spott seiner Kameraden. Außerhalb der Familie wird der Schraubstock aber immer stärker angezogen. Während der sechs Grundschul-, drei Mittelschul- und drei Oberschuljahre treten individuelle Ziele immer mehr in den Hintergrund. Die Leistungsanforderungen vor dem Universitätseintritt sind berüchtigt. Viele Kinder schlafen in dieser jiken jigoku (Prüfungshölle) knapp fünf Stunden pro Nacht. Sie bekommen etwa doppelt so viele Hausaufgaben wie westliche Schüler, daher besuchen viele nach der Schule für weitere drei Stunden eine Nachhilfeschule (juku). Der Nachhilfedruck hat sich durch Eintrittsprüfungen für Gymnasien, Grundschulen und selbst Kindergärten noch verschärft. Neu entwickelte Privatschulen umgehen dieses Problem: Wenn die Kinder einen harten Einschulungstest für die Grundschule bestehen, können sie ihre Schullaufbahn ohne weitere Eintrittsprüfungen bis zu einer guten Universität fortsetzen. Zwar ist dieses System für wohlhabende Familien großartig, doch sein akademischer Wert ist zweifelhaft, da es das Durchfallen fast unmöglich macht. Im Westen gilt das Bildungssystem Japans als Basis für den ökonomischen Erfolg. Dabei wurden die Lerninhalte aber nie entscheidend reformiert. Formal wurden sie in der Besatzungszeit (1945–52) nach amerikanischem Vorbild gestaltet. Fragebögen verleiten zum Auswendiglernen, selbstständiges Denken wird kaum gefördert. Früher wählten die Arbeitgeber Universitätsabsolventen eher nach dem Ruf ihrer Alma mater aus als nach dem Notendurchschnitt. Wer die Aufnahme durch eine berühmte Universität geschafft hatte, musste sich nicht mehr bemühen. Doch der Zusammenbruch des Systems der Anstellung auf Lebenszeit führte zu einer kürzeren Ausbildung und größerem Druck an den Universitäten, um die Studenten auf das »wahre Leben« vorzubereiten.

Japans Zukunft hängt von einer guten Ausbildung und Vorteilen im Elektroniksektor ab

FREIZEIT UND ERHOLUNG

Traditionelle Freizeitaktivitäten wie die Teezeremonie, Ikebana und Kalligrafie sind noch genauso beliebt wie die Aktivitäten des 20. Jahrhunderts wie Videospiele, Comics und Surfen im Netz. Fast jeder erlernt einen Kampfsport in der Schule, aber die großen Sportarten sind heute westlichen Ursprungs. Baseball genießt einen ungeheuren Zulauf. Fußball hat an Beliebtheit gewonnen, seit Japan zusammen mit Südkorea die WM 2002 ausrichtete und das Nationalteam der Frauen die WM 2011 gewann. Restaurantbesuche sind eine nationale Leidenschaft, aber der Durchschnittsbürger verbringt immer noch viel Zeit vor dem Fernseher. Japanische Frauen neigen zu größerer Geselligkeit. Sie shoppen und treffen sich mit Freundinnen in Cafés, während die Männer sich eher allein beschäftigen und Videospiele spielen, Comics lesen oder im Internet unterwegs sind.

SPRACHE UND SCHRIFT

Der Ursprung des Japanischen ist unbekannt. Möglicherweise ist es eine altaische Sprache wie Finnisch, Mongolisch, Türkisch und Koreanisch. Grammatikalisch ähnelt es dem Koreanischen, nicht aber im Wortschatz. Japan hat viele Elemente der chinesischen Kultur übernommen, so auch die Schrift. Die Sprache ist mit dem Chinesischen jedoch nicht verwandt. Vielleicht hat sie ihre Wurzeln in der Sprache von Ureinwohnern wie den Ainu, doch abgesehen von wenigen Wörtern und Ortsnamen scheint keine Verbindung zwischen der Ainu-Sprache und dem Japanischen zu bestehen. Vor allem der Klang der Vokale spricht für eine Verwandtschaft mit den austronesischen Sprachen, die etwa in Malaysia, Indonesien und auf den Philippinen gesprochen werden.

Hochrangige Sumo-Ringer präsentieren sich vor einem großen Turnier in Tokio

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GRUNDWISSEN JAPANISCH

Zwar werden Sie an WCs normalerweise Symbole oder englische Bezeichnungen finden, traditionelle Hotels und elegante Restaurants verwenden jedoch die chinesischen Schriftzeichen: heißt »Herren« und »Damen«. Prägen Sie sich einige Höflichkeitsfloskeln ein, bevor Sie den Sprachführer konsultieren (siehe S. 434).

Kon’nichi wa

Hallo

Sayonara

Auf Wiedersehen

Sumimasen

Entschuldigung

Gomen’nasai

Es tut mir leid

Arigato

Danke

In diesem Buch werden einige übliche Endsilben verwendet:

-ji oder -dera (Tempel) wie bei Hongan-ji oder Kiyomizu-dera

-jinja oder -gu (Schrein) wie bei Inari-jinja

-jo (Burg) wie bei Matsumoto-jo

-ko (See) wie bei Ashino-ko

-san oder -dake (Berg) wie bei Fuji-san oder Tsurugi-dake

-kawa oder -gawa (Fluss) wie bei Shira-kawa und Kamo-gawa

-dori (Straße) wie bei Omotesando-dori

-koen (Park) wie bei Yoyogi-koen

Anstelle der uns vertrauten Subjekt-Prädikat-Objekt-Satzstellung steht im Japanischen das Objekt am Satzanfang, das Prädikat mit eingebettetem Subjekt am Satzende. Das Japanische verwendet drei Alphabete: die chinesischen Schriftzeichen (kanji), eingeführt im 5. Jh. v. Chr., das hiragana- und das katakana-Silbenalphabet – beide japanischen Ursprungs und im 8. Jh. von chinesischen Zeichen abgeleitet. Vereinfacht gesagt werden die kanji-Schriftzeichen für Substantive verwendet, und mit hiragana werden sie in Verben oder Adjektive umgewandelt. Katakana dient in erster Linie der Wiedergabe von Fremdwörtern. Die lateinischen Buchstaben (romaji) bilden ein viertes Alphabet.

DIE JAPANISCHE WOHNUNG

Der erste Besuch einer japanischen Wohnung ist für die meisten überraschend. Das beginnt schon im Eingangsbereich, wo reihenweise Schuhe herumstehen. Auch Gäste sollten ihre ausziehen, um die tatami (Bodenmatten) nicht zu ruinieren. Niemand betritt eine Wohnung mit Straßenschuhen. In der Regel stehen deshalb Hausschuhe bereit. Für die Toilette gibt es ein Extrapaar. Traditionelle Wohnungen haben verschiebbare Raumteiler (fusuma), Holzgestelle, die mit dickem Papier bespannt sind. Außerdem gibt es oft sogenannte shoji, mit Reispapier bezogene Holzgitter, die vor den Fenstern auf- und zugezogen werden können.

LAND DER ÜBERRASCHUNGEN

Wenn Sie Japan zum ersten Mal besuchen, werden Sie viele Überraschungen erleben. Um sich an die Kultur zu gewöhnen, ist es am besten, wenn Sie sich auf eine völlig andere Sichtweise einstellen – versuchen Sie die Welt mit den Augen eines Japaners zu betrachten. Nachstehend finden Sie eine Liste von Erlebnissen, die einen Weltenbummler nicht aus der Ruhe bringen sollten.

Wundern Sie sich nicht,

1. … wenn Sie in einem friedlichen Dorf aus einem Lautsprecher der örtlichen Verwaltung mit dem Singsang »Es ist 6 Uhr früh!« geweckt werden.

2. … wenn Sie mit Komplimenten überhäuft werden, nur weil Sie stotternd ein paar japanische Wörter hervorbringen oder mit Stäbchen essen.

3. … wenn Ihnen Gourmets eine lokale Delikatesse anbieten, die unter Umständen roh oder noch lebendig ist.

4. … wenn Sie in einen Donut beißen und rote Bohnenpaste schmecken.

5. … wenn man Ihren Einkauf dreifach einwickelt und in zwei Tüten verpackt.

6. … wenn in der Grippe- oder Pollensaison alle mit Gesichtsmasken herumlaufen.

7. … wenn Ihnen das Personal hinterherläuft, weil Sie fälschlicherweise Trinkgeld gegeben haben.

8. … wenn Sie früh aufwachen und Gruppen von aktiven, älteren Japanern antreffen, die zur Ansage eines Radiosprechers Gymnastikübungen machen.

9. … wenn Sie fast jede Frage mit »hai« (»ja«) beantworten können, da man in der japanischen Kultur anderen die Peinlichkeit, »iie« (»nein«) zu sagen, erspart.

10. … wenn jemand in einem Cosplay-Kostüm (Verkleidung) herumläuft.

11. … wenn Sie zur Rushhour in Tokio von einem Bahnmitarbeiter in den Waggon gequetscht werden (siehe S. 98).

12. … wenn Sie in einem WC den falschen Knopf drücken und eine nasse Überraschung erleben (siehe S. 176).

13. … wenn Sie vor jedem zweiten Restaurant die Statue eines tanuki (Marderhunds) finden.

14. … wenn Sie »Nehmt Abschied, Brüder« hören, wenn ein Geschäft schließt, und erfahren, dass es in Japan einen völlig anderen Text hat.

15. … wenn Ihnen klar wird, dass das ohrenbetäubende Geschrei im Wald von einer einzigen Zikade stammt.

16. … wenn in einem onsen (heiße Quelle, siehe S. 351) alle nackt sind.

17. … wenn Zuschauer Kissen in den Ring werfen, um Sumo-Ringer aus der Ruhe zu bringen (siehe S. 112).

In vielen Wohnungen stehen Betten nach westlichem Vorbild. In einem traditionellen japanischen Schlafzimmer hingegen werden erst abends die Futons ausgerollt, die tagsüber in einem Schrank verstaut sind. Im Essbereich stehen inzwischen häufig Stühle. Besonders in Räumen mit tatami-Belag gibt es aber immer noch niedrige Tische und Sitzkissen. Im Winter wärmt ein elektrisch beheizter Tisch (kotatsu), der mit einer Steppdecke bedeckt ist, Beine und Füße. Moderne Wohnungen haben stattdessen Fußbodenheizungen oder Klimaanlagen. Das ofuro ist ein Sitzbad. Vor dem Bad wäscht man sich am Waschbecken, in der Dusche oder mit Wasser, das aus dem Sitzbad geschöpft wird. In der Badewanne selbst ist Seife tabu, denn das Wasser wird mehrfach verwendet. Westliche Toiletten sind in Japan ebenso verbreitet wie zahlreiche erstaunliche Hightech-Varianten, etwa das washlet mit beheiztem Sitz und einem Warmwasserstrahl. Immer seltener ist die Hocktoilette, die sich meist nur noch an Bahnhöfen findet.

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TISCHMANIEREN

Auch wenn Japaner sehr nachsichtig sind, kann man sich beim Essen leicht danebenbenehmen. Vor allem dürfen Sie niemals Essstäbchen senkrecht in das Essen stecken oder diese verwenden, um Essen weiterzureichen. Beide Gesten sind mit Beerdigungen verbunden. Legen Sie Ihre Stäbchen stets auf der kleinen Ablage ab. Wenn Sie Essen an jemanden weitergeben müssen, nehmen Sie es mit dem hinteren Ende Ihrer Stäbchen und legen es auf einen kleinen Teller. Einmalstäbchen dürfen nicht aneinandergerieben werden, nachdem Sie sie voneinander getrennt haben. Dies impliziert, dass Sie die Holzsplitter abreiben, und somit, dass die Stäbchen billig sind. Bemühen Sie sich, mit den Stäbchen so gut wie möglich umzugehen, dann werden Ihre Gastgeber Sie mit Lob überhäufen. Anerkennung erzielen Sie auch, wenn Sie das Essen mit »itadakimasu« (»Ich nehme das Essen demütig an«) und mit »gochisosama« (»Danke für die Mahlzeit«) beenden. Ein häufiger Fauxpas ist, sich das Getränk selbst einzuschenken. Das impliziert, dass der Gastgeber sich nicht um Sie kümmert und nicht bemerkt hat, dass Ihr Glas leer ist. Wenn Sie gemeinsam eine Flasche Bier oder Sake trinken, füllt der Gastgeber Ihr Glas, während Sie es mit beiden Händen hochhalten. Wollen Sie sich revanchieren, heben Sie die Flasche mit beiden Händen hoch. Zu guter Letzt: Japaner finden es eklig, wenn man sich bei Tisch schneuzt. Tupfen Sie diskret, schniefen Sie, oder verlassen Sie den Tisch.

RELIGION

Es heißt oft, Japaner würden als Shintoisten geboren, als Christen heiraten und als Buddhisten beerdigt. Shintoismus und Buddhismus haben unzählige Anhänger, dennoch werden religiöse Rituale für viele Japaner zunehmend zur bloßen Formsache. Über 90 Prozent der Japaner sind beides: praktizierende Shintoisten (bei Tauf- und Hochzeitsritualen) und Buddhisten (bei Bestattungen). Christen bilden eine Minderheit, auch wenn pseudochristliche Trauungen durch ausländische Englischlehrer im Priestergewand in kapellenartigen Hotelhallen beliebt sind.

Shinto: Der Name shinto (Weg der Götter) bezeichnet einige animistische Glaubensrichtungen prähistorischen Ursprungs. Eine Gemeinsamkeit ist die Anbetung der kami – Götter, die in allen Dingen sind. Viele Shinto-Schulen glauben, dass die Toten als kami weiterleben und Vorfahren als solche verehrt werden sollen. Die Japaner und ihre Kaiser stammen nach shintoistischen Schöpfungsmythen von Göttern ab. Heute praktizieren nur noch wenige den echten animistischen Glauben; Shinto ist bei Zeremonien aber nach wie vor sehr beliebt, und die farbenfrohen matsuri-Feste sind gut besucht.

Die Japaner und ihre Kaiser stammen nach shintoistischen Schöpfungsmythen von Göttern ab.

Konfuzianismus: Die Ethik des chinesischen Weisen Konfuzius (551–479 v. Chr.) lehrt Demut, Genügsamkeit, Großzügigkeit und Abstinenz. Ihre Grundsätze des Respekts gegenüber den Eltern, dem Alter und der Tradition wurden in Japan seit dem 7. Jh. auch auf das Staatswesen angewandt. Aber erst als die Samurai 1333 chinesische Werte übernahmen, wurden die Lehren des Konfuzius immer einflussreicher. Der Konfuzianismus untermauerte die soziale Hierarchie und festigte den Status des Kaisers sowie der späteren Machthaber. Die konfuzianische Betonung des Konformismus stützte zwischen 1603 und 1868 eine strikte Staatskontrolle und wurde in jüngerer Zeit auch von Nationalisten ausgenutzt. Er ist immer noch Teil der Schulbildung und gilt bis heute als Tugend: Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber hat Vorrang vor dem Privatleben. Das Streben der Japaner nach Harmonie und ihr Abscheu vor Konfrontation sind ebenfalls ein Erbe dieser Haltung.

Buddhismus: Die Lehre Buddhas besagt, dass Leben Leiden ist. Ein Mittel gegen das Leid der Existenz ist die Meditation. Diese Überzeugung und die Ablehnung allen Begehrens sowie die Erkenntnis derVergänglichkeit des Lebens bilden die Grundlage des buddistischen Glaubens, der von Indien über China und Korea nach Japan gelangte. Koreanische Abgesandte führten Mitte des 6. Jhs. n. Chr. den Mahayana-Buddhismus ein. Im Jahr 593 erklärte ihn Prinz Shotoku zur Staatsreligion. Danach wuchs die Bedeutung des Buddhismus durch die Ausbreitung diverser Schulen. Der chinesische Zen-Buddhismus erreichte Japan in der Kamakura-Periode (1185–1333). Er lehrt, dass Erleuchtung allein durch individuelle Anstrengung, besondere Meditationsformen (zazen) und Abstinenz zu erlangen ist. Zen war bei den Samurai sehr beliebt und hatte starken Einfluss auf die japanische Architektur, Kunst und Kultur.

Eine Frau in einem traditionellen aristokratischen Pilgergewand betet am Kumano Hongu Taisha in Tanabe (Präfektur Wakayama)

Christentum: Der Jesuit Franz Xaver und andere portugiesische und spanische Mönche brachten das Christentum Mitte des 16. Jhs. nach Japan. Besonders in Kyushu konnte sich der christliche Glaube verbreiten. Aber aus Furcht vor dem Kolonialismus der Europäer wurde er von den Shogunen unterdrückt. Nach der Abriegelung des Landes im Jahr 1635 verschwand das Christentum in den Untergrund. Erst nach dem Fall des Shogunats 1886 wagten sich die Christen wieder aus ihren Verstecken. Heute gibt es in Japan etwa 2,4 Millionen Christen und rund 9000 christliche Kirchen.

ESSEN UND TRINKEN

Was die japanischen Stärken angeht, steht die Küche ganz vorn. Die Anzahl der Menschen, die Gerichte wie Sushi, ramen und Teriyaki-Huhn noch nie probiert haben, wird hierzulande jedes Jahr kleiner. Aber auch über diese bekannten Gerichte hinaus ist die japanische Küche erstaunlich vielfältig.

Für Japaner ist Kochen eine Passion. Bei einer Nation, die geradezu süchtig nach Essengehen und dem Streben nach dem Allerbesten ist, wundert es nicht, dass die Zahl der Sterne-Restaurants ständig wächst. Reis, eingelegtes Gemüse, gegrillter Fisch und miso-Suppe gehören zu einer Standardmahlzeit, besonders zum Frühstück. Reis ist die wichtigste Zutat. Die Japaner essen vornehmlich japonica, einen klebrigen Rundkornreis, der leicht süßlich schmeckt, aber auch mochi, eine klebrige Variante, die zur Herstellung von Reiskuchen verwendet wird. Eine Vorrangstellung in der japanischen Küche nehmen daneben Sojabohnen mit ihren vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten ein. Tofu wird entweder weich, frittiert oder frittiert und dann getrocknet gegessen. Miso, die allgegenwärtige Paste aus fermentierten Sojabohnen, wird für Suppen oder als Glasur verwendet. Shoyu (Sojasauce), dashi (Brühe) und mirin (gesüßter Reiswein) bilden die wichtigsten Geschmackskombinationen.

NUDELN UND GEMÜSE

Zwei Arten von Weizennudeln, die dicken udon und die sehr dünnen somen, werden typischerweise in einer leichten Fischbrühe mit Gemüse gegessen. Buchweizennudeln (soba) werden im Sommer häufig abgekühlt mit einer Dip-Sauce genossen. Die Weizennudeln ramen kommen zwar aus China, wurden aber in Japan eine Art Nationalgericht. Ein Grund für die Langlebigkeit der Japaner ist der große Anteil von Gemüse – meist gedünstet oder eingelegt – in traditionellen Gerichten. Neben Karotten, Zwiebeln und Rettichen sind vor allem Bambussprossen, Kletten- oder Lotuswurzeln typisch für die japanische Küche.

MEERESFRÜCHTE UND SAKE

Fisch und Meeresfrüchte sind ein regelmäßiger Bestandteil der Mahlzeiten. Idealerweise ist der Fisch frisch genug, um als sashimi roh genossen zu werden oder wie beim Sushi auf Reis. Fleisch wird meist in dünne Scheiben geschnitten und mit Gemüse zu sukiyaki verarbeitet. Es kann aber auch als Minutensteak serviert werden, wobei sein Anteil am Gericht jedoch nie größer ist als die Gemüsekomponente. Süßigkeiten basieren traditionell auf azuki, einer süßen roten Bohne, und klebrigem Reis, der zu Kuchen verarbeitet wird. Sie sollen eher der Bitterkeit eines starken Tees die Waage halten denn als Dessert dienen, das es in der traditionellen japanischen Küche nicht gibt. Stattdessen haben viele westliche Desserts in die japanische Küche Einzug gehalten.

Vor und nach den Mahlzeiten wird Tee getrunken. In der Mittagspause ist Kaffee beliebt. Das Wort Sake bezeichnet jede Art japanischen Alkohols. Der fermentierte Reiswein, der auch im Ausland bekannt ist, wird auch als nihonshu bezeichnet (15–18 Prozent Alkohol). Er wird heiß oder kalt in kleinen Tassen serviert. Shochu ist ein Likör aus Kartoffeln, Gerste oder Reis. Die beliebtesten japanischen Biere sind Lagerbiere bekannter Brauereien. Seien Sie vorsichtig bei happoshu und anderen »bierähnlichen Getränken« und halten Sie sich lieber an die Biersorten aus Sapporo wie Sapporo Draft oder Yebisu.

Erlebnis

GEFÄHRLICHE DELIKATESSE

Für den einen ist es ein Kugelfisch, für den anderen kulinarischer Selbstmord: Fugu, der tödliche Winterfisch. Wenn er harmlos in den Schauaquarien herumschwimmt, würde man diesem Fisch nicht zutrauen, dass seine Leber, Eierstöcke und Wirbelsäule fatale Nervengifte enthalten. Nur Köche mit spezieller Genehmigung dürfen Fugu servieren, da sie lernen müssen, wie man die giftigen Organe entfernt und damit eine Vergiftung des restlichen Fischs verhindert. Trotz der Gefahren kommen Todesfälle äußerst selten vor und sind gewöhnlich das Ergebnis der Zubereitung eines selbst gefangenen, am heimischen Herd zubereiteten Fugu oder des Verspeisens der Leber in einem Restaurant ohne Genehmigung. Auch wenn die Sterberate bei nur drei Todesfällen pro Jahr liegt: Warum sollte man es riskieren? Erstens ist der Genuss von Fugu das kulinarische Äquivalent zum Fallschirmspringen. Zweitens betrachten die Japaner ihn als Delikatesse. Die Köche entfernen die giftigen Teile, das Fleisch des Fischs ist aber giftig genug, dass einige ein Prickeln auf den Lippen spüren. Und schließlich: Sie können Ihren Freunden zu Hause erzählen, dass Sie den tödlichen Fugu gegessen und überlebt haben! Gute Orte für den Genuss von Fugu sind unter anderem: Zuboraya in Osaka (Tel. 06/62 11 01 81; 1-6-10 Dotonbori, Chuo-ku) und Torafugu Tei in Tokio (Shinjuku-Zentrale, Tel. 03/32 09 29 19; Metro Bldg. B1F, 2-11-7 Kabuki-cho, Shinjuku-ku, www.torafugu.co.jp/en).

NATUR UND LANDSCHAFT

Fast 67 Prozent Japans sind bewaldet. Zu den Kulturpflanzen gehören die japanische Zeder (Cryptomeria), Ahorn-, Buchen- und Magnolienarten. Edelkastanien (Castanea pumila), viele Eichen und Buchen wachsen auf Honshu, Fichten und Silbertannen eher auf Hokkaido.

Zwar spiegelt der große Baumbestand die Wertschätzung der Natur, die in der Nachkriegszeit gepflanzten Monokulturen der japanischen Zeder sorgen jedoch in großen Städten jeden Frühling für Heuschnupfenepidemien. Die Flora Kyushus und Okinawas ist schon fast tropisch: mit Palmen und Blumen, die nördlich von Tokio nur im Gewächshaus überleben könnten. Die für ihre Frühlingsblüte bekannten Bäume (besonders Pflaumen- und Kirschbäume) findet man im ganzen Land. Azalee, Hortensie und Iris sind im Frühsommer weit verbreitet, Chrysantheme und Rotahorn im Herbst.

Japanischer Ahorn im Herbst, wenn rote Blätter weite Teile des Landes zieren

Auf Honshu, Shikoku und Kyushu leben viele Tierarten der nördlichen Hemisphäre. Es gibt Schwarzbären, Frettchen, Wildschweine und den tanuki (Marderhund) sowie zahlreiche Vogelarten wie Fasane, Habichte, Enten und Kraniche. Einzigartig sind die Riesensalamander und die Makaken, die man überall antrifft, außer auf Hokkaido. Unter den Insekten machen sich vor allem verschiedene Zikadenarten bemerkbar. Im kalten Klima von Hokkaido fühlen sich Luchse, Rotfüchse und Braunbären wohl. Letztere sind mit einer Größe von bis zu 2 m und einem Gewicht von bis zu 400 kg nahezu zweimal so mächtig wie ihre Verwandten auf Honshu. In Okinawa leben einzigartige Arten wie die Iriomote-Wildkatze, das Amami-Kaninchen und die Habu-Schlange. Urbanisierung und Jagd lassen die Wildtierbestände Japans stetig schrumpfen. Seit den 1980er-Jahren hat das Umweltministerium 136 bedrohte Arten unter Schutz gestellt. Doch der seltenen Iriomote-Wildkatze könnte es bald ergehen wie dem 2012 für ausgestorben erklärten Japanischen Flussotter.

Die für ihre Frühlingsblüte bekannten Bäume – besonders Pflaumen- und Kirschbäume – findet man im ganzen Land.

Abseits der Umgebung größerer Städte teilt sich die Landschaft immer noch in Reisfelder und unbewohnte Gebirgsregionen. Die Entwicklung des hügeligen Landesinneren wird durch die Angst vor Erdrutschen gebremst. Im Flachland gibt es viele Reisterrassen, der Großteil des restlichen Landes besteht aus Forsten, vor allem von Zedern.

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SITTEN UND VERHALTEN

In Japan ist das Bedürfnis nach Harmonie groß. Anpassung und Meinungsgleichheit verlangen, Privates hinter einem Lächeln zu verbergen. Das Individuum ist verpflichtet, sich der Gruppe anzupassen.

Japaner fallen ungern auf und äußern ihre Meinung nur widerwillig. Sie ziehen Understatement der Direktheit vor, die als schlechtes Benehmen gilt. Gesprächspartner sind stets darauf bedacht, Einverständnis zu erzielen. Entscheidungen werden auf Basis von Übereinstimmung getroffen, das kann im Geschäftsleben zeitaufwendig sein. Aus den gleichen Gründen wirken japanische Politiker auf internationalem Parkett oft wortkarg.

Es gibt jedoch auch durchaus Ausnahmen. Aufmüpfige Jugendliche lassen die Motoren ihrer Motorräder aufheulen, um Passanten zu provozieren, und alte Damen lassen sich unverblümt über das Tagesthema aus. Nach der Erdbebenkatastrophe von 2011 sah man unverhohlene Wut und Tränen. Sogar die kühne Haltung »Zur Hölle mit dem bürokratischen Konsens!« des ehemaligen Premierministers Junichiro Koizumi brachte ihm öffentlichen Beifall und die Bewunderung einer dankbaren Nation ein. Dennoch funktioniert das Land größtenteils dank der Anstrengung der meisten Bürger, nicht aus der Reihe zu tanzen.

ROHSTOFFE

Bis Mitte des 20. Jhs. war Japan in erster Linie ein Agrarstaat. Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor die Landwirtschaft mit der Landflucht jedoch dramatisch an Bedeutung. Seitdem machen die verarbeitende Industrie und das Baugewerbe ein Drittel der japanischen Wirtschaft aus. Einzelhandel und Dienstleistungsgewerbe decken etwa drei Fünftel ab. Importe bedrohen zunehmend die Existenz der Landwirte – die größten Subventionsempfänger. Reis wird immer überproduziert. Um ihre traditionelle Vorliebe für Sojaprodukte zu pflegen, müssen die Japaner mehr als das 13-Fache der Eigenproduktion einführen. Eier, Geflügel und die meisten Gemüsesorten werden zwar im Inland erzeugt, aber 60 Prozent des konsumierten Obstes ist Importware. Drei Viertel der japanischen Milchprodukte werden auf Hokkaido hergestellt, der Rest wird importiert. Hokkaido liefert zudem große Mengen an Weizen für den wachsenden Appetit auf Brot, doch die Ernte des Landes macht nur ein Zehntel der konsumierten Menge aus. Japan hat einen sehr hohen Pro-Kopf-Verbrauch an Fisch und Meeresfrüchten und muss die Hälfte dieses Bedarfs durch Importe decken. Das Gleiche gilt für Fleisch, insbesondere Rindfleisch. Der Holzhunger Japans ist berüchtigt, sei es beim Hausbau oder im Papierverbrauch. 65 Prozent der in Japan verbrauchten Holzmenge sind importiert. Als bedeutender Stahlproduzent ist Japan auf den Import von Eisen angewiesen. Die beschränkten Energieressourcen machen die Stahlindustrie auch stark von ausländischen Energiequellen abhängig, insbesondere von Rohöl. Seit dem Reaktorunglück von Fukushima im Jahr 2011 wächst der Druck der Öffentlichkeit auf Regierung und Energiekonzerne, sich von der Kernenergie abzuwenden, die früher als eine Art Allheilmittel für Japans Energieprobleme angesehen wurde.

JAPANS STÄDTE

Auch wenn Japan auf den ersten Blick überwältigend urban und dicht besiedelt erscheint, liegt der Anteil der städtischen Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung nur bei rund zwei Drittel. Mit einem Durchschnittsalter von 46,1 Jahren hat Japan die drittälteste Bevölkerung weltweit. Die jüngeren Generationen zieht es in die Städte, und so tummeln sich die Japaner in einer Handvoll Megastädte, während die ländlichen Präfekturen eher dünn besiedelt sind. Dies hat teils kulturelle, aber auch historische Gründe. Gegen Ende des 19. Jhs. zog die Meiji-Regierung nach Tokio und zwang branchenführende Unternehmen ebenfalls zum Umzug, um sie besser regulieren zu können. Entscheidender ist aber, dass persönliche Geschäftstreffen so bedeutend sind, dass sich viele Unternehmen in der Nähe wichtiger Partner niederlassen.

Wo es urbanes Leben gibt, gibt es auch Beton. Japans Schwäche für Stahlbeton stammt aus der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg: Beton war billig und hält Erdbeben und Feuer stand. An die Gestaltung wurde beim raschen Wiederaufbau jedoch kaum ein Gedanke verschwendet.

Der Hayate-Shinkansen-Zug am Bahnhof Tokio: Der berühmte Hochgeschwindigkeitszug verbindet die Inselgruppe Japan sozial und ökonomisch

In den folgenden Jahren erhielten der Regierung nahestehende Unternehmen großzügige Zuschüsse. Das führte dazu, dass Wellenbrecher, Flussufer und -betten selbst für die winzigsten Bächlein aus Beton gebaut und abschüssige Stellen, wo Bäume gefällt und nie wieder angepflanzt wurden, einfach zubetoniert wurden.

JAPAN DAMALS

In Japan wurden Steinwerkzeuge gefunden, die belegen, dass das Land schon vor der Eiszeit besiedelt war, als die Inseln noch mit dem asiatischen Festland verbunden waren. Die früheste bezeugte Kultur wird Jomon genannt. Die Bezeichnung geht auf die typische Verzierung der Töpferwaren und Keramikfiguren zurück.

VORGESCHICHTE

Die Jomon-Periode von 10 000 bis 300 v. Chr. ist nach den Mustern benannt, die man mit Strohseilen in feuchten Ton drückte. Die Träger dieser Kultur lebten als Jäger, Sammler und Fischer. Ihre Herkunft ist umstritten. Zu ihnen gehörten auch die Vorfahren der Ainu, eines Volks aus dem prähistorischen Sibirien, das noch heute auf Hokkaido heimisch ist. Ab etwa 500 v. Chr. verdrängten Einwanderer vom Festland diese Stämme über einen Zeitraum von etwa tausend Jahren in den äußersten Norden und übertrafen deren Bevölkerungszahl bald um das Zehnfache. In der Yayoi-Periode (»Frühlingsanfang«) von 300 v. Chr. bis 300 n. Chr. fand eine Masseneinwanderung statt, vor allem durch Koreaner im nördlichen Kyushu. Sie brachten Eisen, Bronze und den Reisanbau mit. Die Ausbreitung der Landwirtschaft hatte große Auswirkungen auf die Gesellschaftsordnung und war Grundlage für das Feudalsystem, das Japan später beherrschen sollte.

Die Koreaner brachten Eisen, Bronze und den Reisanbau nach Japan.

FRÜHZEIT

Kofun-Zeit (300–552): Während der Kofun-Zeit konzentrierte sich der Reisanbau auf die heutige Region Kansai. Hier lag wahrscheinlich das Yamato-Reich. Es wird in chinesischen Quellen aus dem 4. Jh. erwähnt und wurde von Königin Himiko, einer Schamanin, regiert. Die teilweise riesigen Hügelgräber auf Honshu und Kyushu lassen vermuten, dass in dieser Zeit mächtige Häuptlinge die ursprünglichen Stammesführer ersetzten und über ausgedehnte Territorien herrschten.

Aus einigen Grabstätten wurden hochwertige Kunstobjekte geborgen, darunter haniwa (Gegenstände und Figuren aus Lehm), Bronzespiegel, Rüstungen, Schwerter und Schmuck. Im größten aller Kofun-Gräber nahe Osaka sollen die Überreste von Kaiser Nintoku aus dem 5. Jh. ruhen. Das Öffnen kaiserlicher Gräber ist jedoch bis heute verboten.

Asuka-Zeit (552–710): Die Asuka-Zeit ist nach der ersten Hauptstadt Yamatos benannt, die in der Nähe von Osaka und Nara vermutet wird. In dieser Epoche wuchs der kulturelle Einfluss Chinas. Koreanische Gesandte führten Mitte des 6. Jhs. den Buddhismus ein. Mit der Religion gelangten Bürokratie, Schrift, Medizin und der Konfuzianismus nach Japan. Außerdem auch die Geomantik, der Glaube an Glück oder Unglück bringende Himmelsrichtungen, ähnlich dem chinesischen Feng-Shui. Dieser Prozess verstärkte sich unter dem Prinzregenten Shotoku Taishi (574–622) aus der herrschenden Soga-Familie. Der Austausch mit China führte zu Reformen in Politik, Erziehung und Ethik. In diese Zeit fällt Japans erste Verfassung auf der Grundlage konfuzianischer Ideen. Shotoku förderte den Bau von Tempeln in der Region Asuka, etwa des Horyu-ji (siehe S. 264 ff.). Shotokus Tod brachte Nachfolgekämpfe mit sich. Nach einer Seeschlacht 663 verlor Japan seinen Stützpunkt in Korea. Der Austausch mit China setzte sich aber fort. Die neue Hauptstadt Fujiwara wurde 694 südlich von Asuka errichtet. Auf den Niedergang der Soga folgte die Taika-Reform (»Reform der großen Veränderung«), die die Zentralisierung der kaiserlichen Macht vorantrieb.

Welterbestätte Shirikawa-go mit Bauernhäusern im gassho-zukuri-Stil

Nara-Zeit (710–94): Westlich des heutigen Nara wurde 710 eine neue, größere Hauptstadt erbaut: Heijo. Ein Netz von Hauptstraßen zwischen den Provinzstädten ließ im 8. Jh. das Land zusammenwachsen und stärkte so die Zentralmacht. Unter der Herrschaft des recht frommen Kaisers Shomu (724–49) gewann der Buddhismus weiter an Bedeutung. Shomu ließ überall Klöster und Tempel errichten, so auch den eindrucksvollen Todai-ji in Nara. Buddhistische Geistliche wie auch regionale Herrscherfamilien forderten die Regierung heraus. Im Intrigenspiel tat sich die Fujiwara-Familie hervor. 749 folgte Koken, die Tochter Shomus und einer Angehörigen des Fujiwara-Clans, ihrem Vater auf dem Thron. Koken hatte eine Affäre mit einem mächtigen buddhistischen Geistlichen, der sie davon zu überzeugen versuchte, ihm die Herrschaft zu übertragen. Dies soll dazu geführt haben, dass man für fast tausend Jahre Frauen von der Thronfolge ausschloss. Um den Einfluss der buddhistischen Priester auf den Staat zu unterbinden, verlegte man die Hauptstadt im Jahr 784 nach Nagaoka, südwestlich des heutigen Kyoto.

Buddhistische Geistliche wie auch regionale Herrscherfamilien forderten die Regierung heraus.

Heian (794–1185): Man nimmt an, dass Todesfälle in der Familie oder eine Flut den Kaiser veranlassten, die Hauptstadt 794 abermals zu verlegen. 16 km nordöstlich von Nagaoka entstand Heian-kyo, die »Hauptstadt des Friedens und der Stille«, das spätere Kyoto. Dominierende Kraft dieser Epoche blieb der Fujiwara-Clan. Er erreichte den Zenit seiner Macht unter Michinaga (966–1028): Er ließ vier seiner Töchter in die kaiserliche Familie einheiraten und brachte so zwei seiner Neffen sowie drei seiner Enkel als Kaiser auf den Thron. Neue buddhistische Schulen – Tendai und Shingon – wurden mit staatlicher Unterstützung, von China kommend, in Japan etabliert, um die Macht der Tempel von Nara einzuschränken. Nach dem Ende der T’ang-Dynastie 907 brach der Austausch mit China ab. Fortan entwickelte sich die japanische Kultur unabhängig weiter und erreichte in der Heian-Zeit einen Höhepunkt. Tagebücher und der älteste Roman der Welt, Die Geschichte vom Prinzen Genji, der Hofdame Murasaki Shikibu, zeugen vom hohen Niveau der Literatur.

Der frühmittelalterliche Tsurugaoka-Hachiman-gu, erbaut 1063

Während die Fujiwara in Nachfolgestreitigkeiten versanken, erlebte die neue Samurai-Klasse ihren Aufstieg. Vor allem die Taira (auch Heike) und Minamoto (auch Genji) mischten sich in die Thronfolgekämpfe ein. Rivalisierende Gruppen der Fujiwara, die verschiedene Machtansprüche unterstützten, spielten die Taira und Minamoto gegeneinander aus. Waren die Taira anfangs noch siegreich, nahmen die Minamoto im Gempei-Krieg Rache. Die Armee von Minamoto Yoritomo (1147–99) vertrieb 1180 die Taira aus der Hauptstadt und schlug sie 1185 in der Seeschlacht von Dannaura. Unter den Opfern dieser Schlacht befand sich auch der siebenjährige Kaiser Antoku.

DAS MITTELALTER

Kamakura-Zeit (1185–1333): Minamoto Yoshitsune unterlag seinem Bruder Yoritomo und beging 1189 Selbstmord. Drei Jahre später errichtete Yoritomo in Kamakura, südwestlich des heutigen Tokio, eine neue Hauptstadt. Yoritomo stand als selbst ernannter Shogun (Militärherrscher) einer Militärregierung (bakufu) vor. Sie setzte sich aus Provinzgouverneuren zusammen, in deren Dienst die bushi (»Krieger«) standen. Nach Yoritomos Tod im Jahr 1199 ergriff der Hojo-Clan, die Familie seiner Witwe, die Macht. Die Hojo errichteten eine Zweigstelle des bakufu in Kyoto, um den Kaiser unter ihre direkte Kontrolle zu bringen. Aber erst 1221 brach der Jokyu-Krieg den Widerstand des Hofes und seiner Verbündeten.

Im 13. Jh. versuchte der Mongole Kublai Khan, Herrscher über große Teile Asiens, auch Japan zu erobern.

Im 13. Jh. versuchte der Mongole Kublai Khan, Herrscher über große Teile Asiens, auch Japan zu erobern. 1274 erreichte er Kyushu. Dank eines Sturms konnte er jedoch zurückgeschlagen werden. Mit über tausend Schiffen und 140 000 Männern versuchte es Kublai Khan 1281 erneut, doch wieder zerstörte ein Taifun die Flotte vor der Küste Kyushus. Die Japaner nannten diese günstigen Stürme kamikaze (»Wind der Götter«). Nach ihnen wurden auch die Selbstmordkommandos japanischer Bomber im Zweiten Weltkrieg benannt.

Wissen

JAPANS HEIMLICHE CHRISTEN

Nach dem Massaker von Shimabara (1637–38) übten die überlebenden Katholiken in Japan ihren Glauben heimlich aus. Die Lehren wurden mündlich weitergegeben, da der Besitz einer Bibel mit der Todesstrafe geahndet wurde. In den 234 Jahren, bevor der christliche Glaube wieder offiziell zugelassen war, führte die Abwesenheit der Priester zu unorthodoxen Praktiken wie der Huldigung der Ahnen. Die meisten Christen gaben diese synkretistischen Vorstellungen auf, als ausländische Priester im späten 19. Jh. nach Japan zurückkehrten. Auf den Goto-Inseln gibt es jedoch immer noch kleine Gemeinden, die den Glauben der heimlichen Christen beibehalten haben.

Die Kriege gegen die Mongolen hatten die Hojo ruiniert und ihnen den Rückhalt im Volk entzogen. Der abgesetzte Kaiser Go-Daigo nutzte die Situation, um seine Macht wiederherzustellen: 1333 verjagte er die Hojo aus Kyoto.

Zum Erbe der kriegerischen Kamakura-Periode gehören auch viele Tempelbauten und herausragende Kunstwerke, Burgen wie jene von Osaka und Himeji sowie aufwendig verarbeitete Schwerter und Rüstungen. Auch entstanden neue buddhistische Schulen, besonders der Zen-Buddhismus entwickelte großen Einfluss auf Kunst und Kultur.

Muromachi-Ashikaga-Shogunat (1333–1573): Kaiser Go-Daigo machte sich bald durch Steuererhöhungen und Verschwendung unbeliebt. Nach kurzer Herrschaft wurde er von dem Shogun Ashikaga Takauji (1305–58) verbannt. Die Militärregierung zog in Kyotos Bezirk Muromachi um. In den Bergen von Yoshino südlich von Nara bildete Go-Daigo eine Gegenregierung (»Südlicher Hof«). Darauf reagierte Takauji 1336 mit der Gründung des »Nördlichen Hofes«. Er selbst bestimmte den Kaiser. Über 50 Jahre bestanden diese rivalisierenden Höfe nebeneinander. Erst der Shogun Ashikaga Yoshimitsu (1358–1408) vereinigte sie 1392 wieder. Yoshimitsu war der wohl mächtigste Shogun des Ashikaga-Clans. Er förderte den Handel mit China und belebte Kultur und Wirtschaft. Als Mäzen verhalf er dem No-Theater (siehe S. 61 f.) zur Blüte. Das Sammeln chinesischer Kunst trug zum kulturellen Aufschwung in der Muromachi-Zeit bei. Immer mehr Samurai folgten dem Zen-Buddhismus. Trotz des Unfriedens gediehen Hafen- und Festungsstädte, Landwirtschaft und Gewerbe.

Unter dem achten Ashikaga-Shogun, Yoshimasa (1436–90), zerfiel das Land. Kriegsherren aus den Provinzen und feudale Clans wie die Hosokawa untergruben die Macht der Regierung. Kämpfe um Yoshimasas Nachfolge