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Die positive Wirkung tiergestützter Interventionen ist mittlerweile unumstritten und erfreut sich steigender Beliebtheit. Aktuelle Forschungen unterstreichen die Bedeutung einer natürlichen Umgebung und die Vorteile positiver Mensch-Tier Beziehungen für die Entwicklung, Rehabilitation, Salutogenese und Resilienz. Wissenschaftliche Studien beweisen die gesundheitsfördernden Aspekte von natur- und tiergestützten Maßnahmen und werden in diesem Buch ebenso behandelt, wie ein praxisorientiertes Projekt der TGI im sozialpädagogischen Kontext. Es werden Erklärungsansätze der Mensch-Tier Beziehung wie der Biophilie Effekt, Anthropomorphisierung, Konzept der Du-Evidenz, Neuroethologie, insbesondere Spiegelneuronen, sowie Ableitungen aus der Bindungstheorie und empirisch erforschte physiologische Effekte der Tier- und Naturkontakte vorgestellt. So wird versucht diese vielfältig wirksame Verbindung zwischen Natur, Mensch und Tier zu beleuchten und die Möglichkeiten in der Praxis zu erweitern.
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Seitenzahl: 52
Veröffentlichungsjahr: 2020
Als Thema dieses Manuskriptes werden sozialpädagogischen Ziele nach dem Kinder- und Jugendhilfegesetz sowie der daraus zu schließende sozialpädagogische Auftrag der Gesellschaft in Bezug auf die mögliche Hilfestellung durch tiergestützte Interventionen betrachtet. Nach der begrifflichen Abgrenzung und einer internationalen Übersicht über tiergestützte Interventionen werden die Erklärungsansätze der Mensch - Tier Beziehung beleuchtet, inklusive der von großer Bedeutung für die pädagogische Praxis erscheinenden Erkenntnis, dass der Übertragungszyklus unsicherer Bindungen in der Mensch – Tier Beziehung unterbrochen wird (vgl. Julius et al., 2014, S. 167). Des Weiteren wird die empirische Forschung zu tiergestützten Interventionen mit Blick auf die physiologischen und psychologischen Effekte betrachtet. Aus den sozialpädagogischen Zielanforderungen - nach Vorstellung der verschiedenen tiergestützten Interventionsmöglichkeiten und deren Erklärungsansätzen, angelehnt an aktuelle wissenschaftliche Forschungsergebnisse - wird ein praxistaugliches Tier&Natur Projekt als Erweiterung des sozialpädagogischen Betreuungsangebotes vorgestellt.
Im weiteren Verlauf wird die sozialpädagogische Relevanz des TiNa Projektes unter Einbeziehung von Chancen und Risiken tiergestützter Pädagogik aufgezeigt und gewonnene Erkenntnisse der wissenschaftlichen Forschung mit den theoretischen Hypothesen zusammengeführt.
Einleitung
Sozialpädagogik
2.1. Sozialpädagogische Ziele nach KJHG
2.2. Richtlinien der Kinder- und Jugendhilfe
2.3. Sozialpädagogischer Auftrag
Tiergestützte Interventionen (TGI)
3.1. Begriffliche Abgrenzung der Tiergestützten Interventionen
3.2. Begrifflichkeit im deutschsprachigen Raum .
3.2.1. Tiergestützte Aktivität (TG A)
3.2.2. Tiergestützte Förderung (TG F)
3.2.3. Tiergestützte Pädagogik (TG P)
3.2.4. Tiergestützte Therapie (TG T)
3.3. Internationale und europäische Dachverbände
3.3.1. ISAAT – International Society for Animal Assisted Therapy
3.3.2. ESAAT - European Society for Animal Assisted Therapy
Erklärungsansätze der Mensch-Tier Beziehung .
4.1. Biophilie Hypothese
4.2. Anthropomorphisierung
4.3. Konzept der Du- Evidenz
4.4. Spiegelneurone – Neuroethologie
4.5. Ableitungen aus der Bindungstheorie
Empirische Forschung zu TGI
5.1. Physiologische Effekte der Mensch-Tier Interaktionen
5.2. Physiologie der Beziehung
Projektbeschreibung
6.1. Rechtsform
6.2. Infrastruktur
6.3. Zielgruppe
6.4. Welchen Vorteil / Nutzen bringt das TiNa Projekt dem ... Auftraggeber gegenüber anderen Angeboten?
6.5. Risikofaktoren
6.6. Methodik
6.7. Zielsetzungen
Sozialpädagogische Relevanz und Resümee
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abb.
Abbildung
Aufl.
Auflage
bzw.
beziehungsweise
et al.
lateinisch: und andere Autoren
etc.
lateinisch: und so weiter
ff.
fortfolgende (Seiten)
Hg.
Herausgeber
Kap.
Kapitel
KEH-
Kindheits-Empathie-Handlungs-Hypothese
KJH
Kinder- und Jugendhilfe
KJHG
Kinder- und Jugendhilfegesetz
o.J.
ohne Jahresangabe
S.
Seite
SMART Specific Measurable Accepted Realistic Time bounded
UdE
Unterstützung der Erziehung
vgl.
vergleiche
vE
volle Erziehung
z. B.
zum Beispiel
„Kinder müssen das Wachstum der Pflanzen nicht nur beobachten, sie müssen Bäume auch fühlen oder riechen können, das heißt mit allen Sinnen wahrnehmen, um sie in ihrer Eigenart zu verinnerlichen.“ (Montessori, 2012, S. 136)
Aktuelle Forschungen unterstreichen die Bedeutung einer natürlichen Umgebung und die Vorteile positiver Mensch-Tier Beziehungen für die Entwicklung, Rehabilitation, Salutogenese und Resilienz von Kindern, wie im Kapitel 5 erläutert wird. Das Gefühl der Stabilität und Sicherheit beständiger Naturverbundenheit und Verwurzelung, mit all ihren wissenschaftlich belegten und auch noch nicht erforschten Vorteilen, sollte den uns anvertrauten Kindern und Jugendlichen ermöglicht werden.
Derzeit ist das Angebot an „grünen Zeiten“ und tiergestützten Maßnahmen in der sozialpädagogischen Betreuung in nur geringem Ausmaß in den Alltag integriert. Bestehende Angebote tiergestützter Interventionen werden gern angenommen, scheitern allerdings häufig an den Zusatzkosten. Deswegen soll in dieser Arbeit ein Projekt vorgestellt werden, das sozialpädagogische Betreuung mit tiergestützten Interventionen verbindet und so eine Bereicherung in der Betreuungslandschaft darstellt.
Diese Arbeit gliedert sich methodisch in einen Literaturarbeitsteil und eine Projektbeschreibung. Der Aufbau dieser Literaturarbeit beginnt mit dem Begriff Sozialpädagogik in Kapitel 2. Bezug nehmend auf Gedankengut von Thole (2010), Thiersch (2011) und Böhnisch (2012) und den Zielsetzungen sowie dem Auftrag der sozialpädagogischen Betreuung in der Kinder- und Jugendhilfe nach den Richtlinien der Abteilung Jugendwohlfahrt, Hurrelmann (2002), Lüssi (2008) und dem Kinder- und Jugendhilfegesetz 2013. In Kapitel 3 folgt eine Übersicht über tiergestützte Interventionsmöglichkeiten und deren Begrifflichkeiten nach Vernooij und Schneider (2010). Zum besseren Verständnis der Wirkungsweise werden im Kapitel 4 die verschiedenen Erklärungsansätzen der Mensch-Tier Beziehung, wie die Biophilie Hypothese, die mögliche Anthropomorphisierung der Tiere, das Konzept der Du – Evidenz, die Einwirkung der Neuroethologie, bzw. der Spiegelneuronen und Ableitungen aus der Bindungstheorie mit Hilfe von Arvay (2015), Gebhard (2013), Julius et al. (2014), Rettenwender (2013), Vernooij/Schneider (2010), Greiffenhagen (1991) und Lang (2009), beschrieben. Einen Überblick über den aktuellen Stand der Forschung zu den potentiellen Effekten tiergestützter Interaktionen bietet Kapitel 5. Entnommen wurde die Zusammenfassung der Studien aus den psychologischen und neurobiologischen Grundlagen tiergestützter Interventionen von Julius, Beetz, Kotrschal, Turner und Uvnäs-Moberg (2014).
Im zweiten Teil der Arbeit wird durch die TiNa Projektbeschreibung versucht, die gewonnenen theoretischen Erkenntnisse mit der praktischen Umsetzung zu verbinden, dabei werden nicht nur die Chancen, sondern auch die Risikofaktoren tiergestützter Pädagogik betrachtet.
Abschließend wird - rückblickend auf die Fragestellung in der Einleitung - der Bogen vom sozialpädagogischen Auftrag über aktuelle Forschungsergebnisse zum praxistauglichen TiNa Projekt gespannt und ein kleiner Ausblick auf Zukunftsperspektiven gewagt.
Dieses Manuskript befasst sich mit folgenden Arbeitshypothesen nach Kotrschal, Beetz, Julius, Turner und Uvnäs-Moberg:
„Menschen sind grundsätzlich daran interessiert, mit Tieren zu interagieren und Beziehungen zu Tieren aufzunehmen (Biophilie).
Auf der Basis von vergleichbaren Gehirnstrukturen, physiologischen Mechanismen (z. B. Stresssystemen, Oxytocin-System) sowie Verhaltenssystemen (wie z. B. Fürsorge- und Bindungssverhaltenssystem) können Menschen und Tiere echte Beziehungen eingehen.
Enge Beziehungen zwischen Menschen und Tieren können aus der Perspektive des Menschen als Bindungs- und Fürsorgebeziehung konzipiert werden (…).
Unsichere und desorganisierte Arbeitsmodelle von Bindung und Fürsorge werden häufig auf neue, enge Beziehungen übertragen. Auch die damit verknüpfte Dysregulation des Oxytocin-Systems sowie der Stresssysteme werden in der neuen Beziehung zu einem Menschen aktiviert.
Unsichere und desorganisierte Bindungs- und Fürsorgerepräsentationen werden kaum auf die Beziehung zu Tieren übertragen.
Deshalb bietet die Interaktion mit einem Tier das Potential, einen Menschen für (sichere) soziale Interaktionen zu öffnen. Zudem ist der Tierkontakt mit positiven psychologischen und physiologischen Effekten assoziiert (z. B. reduzierte Angst, reduzierter Stress, höheres Vertrauen) (…).
Die physiologischen und psychischen Effekte der Mensch-Tier Beziehung erleichtern und begünstigen die Entwicklung einer sicheren Beziehung zu einem Therapeuten/einer Therapeutin oder Pädagogen/Pädagogin (…).