Natürlich übernatürlich - Marlin Watling - E-Book

Natürlich übernatürlich E-Book

Marlin Watling

4,9

Beschreibung

Die Geschichte der Vineyard-Bewegung ist eine Studie darüber, was passiert, wenn die Taten Jesu wieder zum zentralen Anliegen einer Kirche werden. "Das Reich Gottes ist hier", so sagte es Jesus - und er unterstrich seine Aussage mit Taten, die diesen Anspruch bekräftigten. Was Jesus tat, wurde aber später in den Aktivitäten der Kirchen immer weniger berücksichtigt. Zurück blieb ein Jesus, der inspiriert und lehrt, aber nicht mehr aktiv handelt. In diesem faszinierenden Bericht beschreibt der Autor, wie die Vineyard-Bewegung unter den Hippies in Kalifornien ihren Anfang nimmt und zu einer geistlichen Erneuerungsbewegung mit weltweitem Einfluss wird, die im postmodernen Europa neue Gemeinden hervorbringt.

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Bestell-Nr. 226.379

ISBN 978-3-417-21996-8 (E-PDF)

ISBN 978-3-417-22679-9 (E-Book)

ISBN 978-3-417-26247-6 (lieferbare Buchausgabe)

Datenkonvertierung E-Book:

CPI – Ebner & Spiegel, Ulm

© 2011 SCM R.Brockhaus

im SCM-Verlag GmbH & Co. KG · Bodenborn 43 · 58452 Witten

Internet: www.scm-brockhaus.de; E-Mail: [email protected]

Es wurden folgende Bibelübersetzungen verwendet:

Lutherbibel, revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart (LUT).

Neues Leben. Die Bibel, © Copyright der deutschen Ausgabe 2002 und 2006 by SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten (NLB).

Volxbibel Neues Testament 1.0, © 2005 Volxbibel Verlag, Witten (VB).

Umschlaggestaltung: Johannes Schermuly, Wuppertal

Satz: Burkhard Lieverkus, Wuppertal, www.lieverkus.de

Druck und Bindung: CPI – Ebner & Spiegel, Ulm

Printed in Germany

INHALT

INHALT

Vorwort von Wolfram Kopfermann

Ein Traum wird wahr!Vorwort von Martin Bühlmann

Einleitung

Dank

Prolog

1Hippies auf der Suche nach Echtheit

2Der Jazzmeister

3Die Praxis Jesu

4Die Suche nach der radikalen Mitte

5Der europäische Wein

6Das Beste kommt noch

7Erfahrungen aus der zweiten Generationvon Vineyard-Gemeinden

Epilog

Anhang

John geht heim

Was ist mit den anderen?

Wimbers Weisheit

Fragen zur Vertiefung

Bibliografie

Anmerkungen

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Vorwort von Wolfram Kopfermann

In diesem lesenswerten Buch geht es um die Ursprünge, die Geschichte, die geistlichen Akzente und die Zukunft der Vineyard-Bewegung. Der Leser erfährt eine Fülle von interessanten Details über die Hauptakteure, allen voran John Wimber, der diese längst internationale Bewegung wesentlich geprägt hat. Der Autor zeigt ihre Wurzeln im Amerika der Sechziger- und Siebziger-Jahre des 20. Jahrhunderts auf, insbesondere den Zusammenhang mit der Jesus-People-Bewegung. Er schreibt als Insider, glorifiziert aber seine Helden nicht. Die Nähe zu und die dann doch notwendige Distanzierung von benachbarten Aufbrüchen, etwa der Jesus-People-Bewegung, der Toronto-Bewegung oder der (Kansas-City-) Prophetenbewegung werden in ihrer inneren Notwendigkeit aufgezeigt. John Wimber begegnet immer wieder in seiner pragmatischen Herangehensweise, die einerseits unterschiedliche Menschen integrieren konnte und starre Festlegungen vermied, aber doch geistliche Kontinuität erkennen lässt. Besonders eindrucksvoll ist die Dokumentierung seines Sterbeprozesses.

Der Verfasser weiß, dass die Vineyard-Bewegung zunächst einmal ein US-amerikanisches Gewächs ist, zeigt aber auf, dass und warum sie auch in Europa große Erfolgschancen hat. Er begründet seine Zuversicht, dass diese Bewegung unter den Bedingungen der Postmoderne ihren bleibenden Beitrag zum notwendigen Gemeindegründungsprozess leisten, also aktuell bleiben wird.

Dem Autor ist es gelungen, ein leicht lesbares, gut informierendes, geistlich herausforderndes Buch zu schreiben, das zunächst einmal für das Selbstverständnis der Vineyard – die ja selbst auch in Bewegung bleiben will! – von Wichtigkeit ist. Allerdings werden auch Christen aus befreundeten Aufbrüchen, ja, sogar kritisch eingestellte Beobachter Gewinn bei der Lektüre haben. Ich selber bin hier meinem verstorbenen Freund John Wimber sozusagen literarisch noch einmal begegnet. Dankbar bin ich, dass ich ihn kennenlernen konnte und herzliche Beziehungen zu der Vineyard-Bewegung habe.

Wolfram Kopfermann

Leiter der Anskar-Kirche Deutschland

November 2006

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Ein Traum wird wahr! – Vorwort von Martin Bühlmann

Die Geschichte der Vineyard-Bewegung klingt wie ein Märchen. Unkundige, nicht religiöse Menschen erleben in ihrem Alltag die Kraft des Reiches Gottes und beginnen in nachvollziehbarer biblischer Art ihren Glauben an Jesus Christus zu leben. Dabei geht es nicht um religiöse Formen und Vorstellungen, nein, es geht um nachvollziehbaren und erfahrbaren Glauben im Alltag.

Eine der Fragestellungen von John Wimber lautete: Wie muss eine christliche Gemeinschaft aussehen, wenn sie die Gesellschaft erreichen möchte? Er ging davon aus, dass die Vineyards nicht älter als 25 Jahre alt würden, dann müsse eine neue Generation sich überlegen, wie sie ihre Generation erreichen könnte. Doch Wimber war seiner Zeit weit voraus. Themen wie werteorientierter Gemeindebau werden heute aktuell. Die Erfahrbarkeit des Glaubens, die Inkarnation des Christseins im Alltagsleben, die natürliche Erwartung des übernatürlichen Wirkens des Heiligen Geistes im Alltag eines Christenmenschen, Pazifismus aus würdevollem Umgang mit den Menschen, soziale Gerechtigkeit, der Kampf gegen Rassismus und die Bereitschaft, eine weltweite Bewegung zu entwickeln, in der kein Volk über ein anderes herrscht: All das sind die Themen des 21. Jahrhunderts. John Wimber war ein Prophet für das 21. Jahrhundert.

Die Botschaft von John, dass Jesus seine Kirche zurückhaben möchte und als König des Reiches Gottes seine Kirche auch führen möchte, diese Botschaft breitete sich aus wie eine ansteckende Krankheit. Hunderte und Tausende von jungen Menschen aus allen Kontinenten und aus vielen verschiedenen Kulturen, Männer und Frauen sind gleichermaßen angesteckt worden von der Hoffnung auf ein vollmächtiges, authentisches, nachvollziehbares Christenleben in einer verbindlichen Gemeinschaft. Dieser Traum ist unter der Führung von Jesus Christus Wirklichkeit geworden.

Dieses Buch erzählt von der beginnenden Erfüllung dieses Traumes weit über die Grenzen der westlichen Welt hinaus. Gemeinsam leben Menschen einen ansteckenden Glauben an Jesus Christus, damit andere die Gegenwart Gottes erleben können.

Ich kenne die meisten der Menschen, die zum Gelingen dieses Buches beigetragen haben, indem sie Interviews mit sich führen ließen oder in einer anderen Weise mitgewirkt haben. Ich habe noch Dutzende anderer Freunde in der Vineyard-Familie, die ganz ähnliche Dinge gesagt hätten wie die, von denen wir hier lesen. Alle diese Menschen haben eine Vision, dass bis zur Wiederkunft von Jesus Christus Millionen von Menschen als Jünger von Jesus Christus zu leben beginnen, und das im Rahmen einer Gemeinschaft, die sich auf die Herrschaft von Jesus Christus ausrichtet. Es ist der Auftrag, dass Jesu Herrschaft bereits vor seiner Wiederkunft Gerechtigkeit, Heilung und den respektvollen Umgang unter den Menschen und der Schöpfung bringen wird. Diese Vision ist getragen von einem immer größer werdenden Netz von Beziehungen und Freundschaften unter Menschen, die sich miteinander auf den Weg machen. Was sie neben den Beziehungen und der Vision miteinander verbindet, sind Werte, die sie gemeinsam hochhalten und an denen sie sich ausrichten.

Ich kann nur sagen: Ich träume davon, dass noch Tausende von Menschen im deutschsprachigen Raum diesen Traum mit uns zu träumen und umzusetzen beginnen.

Martin Bühlmann

Leiter der Vineyard-Bewegung D.A.CH

26. März 2007

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Einleitung

Warum Vineyard?

Ein durchschnittlicher Tag neigt sich dem Ende zu. Nach Hunderten von E-Mails sowie etlichen Treffen und Telefonaten kann ich an diesem Abend die letzten ein bis zwei Stunden frei gestalten. Nachdem die Kinder im Bett sind und meine Frau das Haus verlassen hat, um sich mit einer Freundin zu treffen, brühe ich mir einen heißen Tee und setze mich an meinen Laptop. Müde von diesem Tag überlege ich mir, ob ich den Laptop einfach wieder ausschalten soll. Ich schließe die Augen und denke nach: Warum mache ich das hier? Warum braucht man eine Geschichte über die Vineyard? Ich denke zurück an meine ersten Begegnungen mit dieser Vineyard-Bewegung.

Mitte der 1990er wurde ich von einem Freund zu einer Konferenz in Bern eingeladen. Ich kannte Vineyard nicht, dachte mir aber: Die Schweiz ist so schön, also kann es nicht ganz falsch sein. Die Konferenz war groß, sehr groß sogar. Über tausend Menschen hatten sich in Bern versammelt, um an der Konferenz teilzunehmen und sich von bekannten Vineyard-Rednern aus Amerika etwas erzählen zu lassen. Das Programm sah normal aus: Man singt zusammen, dann redet jemand und das war’s. Als der erste Abend begann, war ich überwältigt. Das Singen berührte mich tief, obwohl ich die meisten Lieder nicht kannte. Ich hatte irgendwie das Gefühl heimzukommen, und mir standen ständig die Tränen in den Augen (was für einen Achtzehnjährigen ungewöhnlich ist). Was passiert hier? Was steckt hinter dieser Kraft? Was bringt über tausend Leute hier zusammen und schafft dieses Gefühl von Heimat?

Einige Jahre später besuchte ich zum ersten Mal eine Vineyard-Gemeinde in Deutschland. Vineyard-Aktivitäten kannte ich bisher nur aus den USA und der Schweiz. Über einen Schulfreund erfuhr ich von einer kleinen Vineyard-Gruppe ungefähr vierzig Kilometer von meinem Wohnort. Als meine Frau und ich eines Sonntags den kleinen Raum in einem Hinterhof betraten, der eigentlich für die knapp vierzig Anwesenden zu klein war, waren wir überrascht von der Offenheit und Freundlichkeit der Menschen. Zu Beginn des Gottesdienstes trat ein Mann Mitte dreißig nach vorne und meinte: »Wir wollen jetzt miteinander singen und Gott anbeten. Aber zuvor muss ich noch etwas sagen. Diese Woche habe ich E-Mails bekommen, deren Inhalt nicht so gut war. Normalerweise lösche ich so etwas immer, aber dieses Mal habe ich die E-Mail geöffnet und bin den Links mit den kaum bekleideten Frauen gefolgt. Es tat mir dann so leid und ich habe mich später bei meiner Frau entschuldigt.« Er war sichtlich reumütig. Dann lud er uns ein aufzustehen, Gott anzubeten und seine Gnade zu erleben. Was bringt einen Familienvater dazu, so offen und ehrlich zu sein? Was bewegt ihn dazu, seine Schwächen so zu zeigen und gleichzeitig mit Gottes Wirken im folgenden Gottesdienst zu rechnen?

Über die nächsten Monate lernte ich die Menschen in der Vineyard-Gemeinde besser kennen. Einer von ihnen war Ken, ein siebzigjähriger Engländer, der mit seiner Frau alle Zelte in England abgebrochen hatte, um in Rumänien Gemeinden zu gründen. Nach einem Gottesdienst begegnete ich Ken im Gang. »Wie geht es dir?«, meinte er. »Okay«, antwortete ich, da ich gerade eine Krise in meinem Umfeld durchlebte, »man lebt.« Ken merkte, dass etwas nicht stimmte: »Ehrlich. Wie geht es dir?« Ich gab wieder eine Antwort, ohne wirklich etwas zu sagen. »Kann ich für dich beten?«, fragte er mich. Er legte seine Hand auf meine Schulter und sprach ein Gebet, das mir unter die Haut ging. Dann erinnerte er sich an einen Vers aus der Bibel, den er für mich zitierte. Er traf genau meine Situation und gab mir neuen Mut. Was bringt einen siebzigjährigen Engländer dazu, seine Kinder und sein lieb gewordenes Umfeld hinter sich zu lassen, um in Rumänien Gemeinden zu unterstützen? Wo hat er das her, aus einem Small Talk heraus einen Moment für das Reich Gottes zu schaffen?

Es sind diese Fragen, die mich davon abhalten, den Laptop auszuschalten. Ich tippe los und schreibe ein weiteres Kapitel über die Geschichte der Vineyard, von der ich nun ein Teil bin. Die Erzählung einer Geschichte ist nie objektiv, sondern erfolgt immer aus einem bestimmten Winkel, mit einer gewissen Absicht und in einer gewissen Haltung.

Als Insider bei Vineyard habe ich eine positive Haltung gegenüber der Geschichte, und das prägt meine Erzählung. Natürlich ist überall, wo Licht ist, auch Schatten. Das ist auch bei Vineyard definitiv der Fall; es gibt viele Fehler und Schwächen in dieser Bewegung. Allerdings liegt die Betonung hier auf den Stärken, denn wie der Autor Peter Drucker meint: »Eine Person kann nur durch ihre Stärken Leistung bringen. Niemand erreicht etwas durch seine Schwächen. … Unsere Schwächen machen uns alle gleich. Es sind unsere Stärken, die uns unterscheiden und etwas bewegen.«1

Dieses Buch soll zeigen, dass die Vineyard-Bewegung für unsere Zeit relevant ist. Der einzigartige Beitrag der Vineyard liegt in der praktischen Anwendung der Prinzipien von Gottes Reich durch ganz normale Menschen. Die Geschichten in diesem Buch zeigen, wie das aussehen kann. Die Herausforderung besteht darin, diese Dynamik und diesen Ansatz in einem postmodernen Europa zu leben. Wir stehen mitten in einem gesellschaftlichen Wandel hin zur Postmoderne, in dem sich Kirchen auf dem absteigenden Ast befinden. Gefangen in Traditionen und Bedeutungslosigkeit für die heutige Gesellschaft muss sich die Kirche neu erfinden. Die Auswahl der Geschichten zielt darauf ab, diese Herausforderung klar zu umreißen und aufzuzeigen, welche Wege wir dabei beschreiten können.

Letztlich kann man die praktische Arbeit der Vineyard-Bewegung nur im Zusammenhang mit dem Reich Gottes verstehen. Vineyard entstand, nachdem man eine theologische Sichtweise neu entdeckt hatte: die Praxis vom Reich Gottes, wie es sich im Leben von Jesus zeigt. Damit steht die Vineyard in einer Reihe von reformatorischen Bewegungen der Kirchengeschichte: Martin Luther deckte die Gnaden-Perspektive auf, die Pfingstgemeinden die Heilig-Geist-Perspektive und Vineyard die Praxis-Jesu-Perspektive. Vineyard ist also nicht als rein soziologisches Phänomen oder als pragmatischer Ansatz zu sehen. Die Praxis vom Reich Gottes ist die Perspektive, von der auf den folgenden Seiten ausgegangen wird. Und Vineyard hat diese Perspektive ins Zentrum ihres Wirkens gestellt hat. Es ist eigentlich nichts Besonderes an der Vineyard-Bewegung. Nur ein einziger Aspekt dort ist eher ungewöhnlich: Sie macht das Leben Jesu zum Gemeindeprogramm. Die Vineyard-Bewegung ist somit nur eine Illustration seiner Praxis.

Schritte auf dem Weg

Das 1. Kapitel beschreibt die Strömungen und den sozialen Umbruch am Ende der 1960er-Jahre, in der die Vineyard-Bewegung langsam entsteht. Die Hippie-Bewegung ist in vollem Gange und bringt einige Herausforderungen für die traditionellen Kirchen mit sich. Menschen wie Ted Wise oder Lonnie Frisbee werden zu Hippie-Missionaren. Sie finden neue Modelle und Ausdrucksformen, um das Evangelium in dieser Hippie-Kultur zu leben. Sie werden unterstützt von erfahrenen Gemeindeleitern wie Chuck Smith oder Kenn Gulliksen, die diesen neuen Modellen Stabilität verleihen können. Die Wirkung dieser Modelle ist groß, sodass kulturelle Größen wie Bob Dylan oder Keith Green den Einfluss dieser Bewegung zu spüren bekommen. Die sozialen Veränderungen waren grundlegend für die Entstehung der Vineyard, da in diesem Umfeld Menschen mit einer lernenden Haltung gefordert waren, um die Kirche neu zu erfinden. Das erklärt auch im weiteren Verlauf die Offenheit für neue Entwicklungen und den großen Pragmatismus.

Im 2. Kapitel erscheint John Wimber auf der Bildfläche. Er ist ein erfolgreicher Jazzmusiker, als er eine Bekehrung zu Jesus erlebt. Er verändert sein Leben und engagiert sich für seine Kirche. Später wird John der Leiter von Vineyard und Architekt der Vineyard-Philosophie und -Praxis. Seine Person prägt die Geschichte wie kein anderer. John vereint Experimentierfreude, Pragmatismus und Popkultur in sich. Seine Studien bei Fuller Institute führen ihn zur entscheidenden Erkenntnis, die Praxis vom Reich Gottes als Gemeindeprogramm zu sehen.

Kapitel3 erzählt die unfreiwillige Entstehung der Vineyard-Bewegung über die Gemeinde von John Wimber hinaus. Über die eigenen Grenzen hinaus wird die Vineyard bekannt für Power-Evangelisation, Heilungsgebet und eine neue Art von Kirchenmusik. Die innere Dynamik der Vineyard-Bewegung wird dargestellt.

Als die Vineyard-Bewegung wächst, kommt es zu Auseinandersetzungen, die im 4. Kapitel dargestellt werden. Propheten und Toronto-Segen führen zu Spannungen, Konflikten und richtungsweisenden Entscheidungen in der Vineyard-Bewegung. Bill Hybels und Steve Sjogren sind weitere Akteure, die den Schwerpunkt der Vineyard-Arbeit auf Herz und Nieren prüfen.

Kapitel 5 befasst sich mit dem europäischen Umfeld. Die Vineyard-Bewegung kommt zunächst in England in Kontakt mit Europa. Man trifft die Entscheidung, keine Gemeinden in Europa zu gründen. In Deutschland finden Konferenzen und Workshops statt, die bestehende Gemeinden stärken sollen. Letztlich kommt es aber doch zur Gründung von Gemeinden, zunächst in der Schweiz, dann in Deutschland und Österreich. Die kulturelle Vielfalt Europas führt dazu, dass eine afrikanische Vineyard-Bewegung entsteht. Diese Schritte zeigen, wie die Praxis vom Reich Gottes dem jeweiligen Kontext angepasst wurde.

Zur Jahrtausendwende verliert die Vineyard-Bewegung mit John Wimber ihre Führungsfigur und befindet sich mitten in einem neuen sozialen Umbruch – der Postmoderne.

Kapitel 6 beschreibt diese Veränderungen und die Herausforderungen für die Vineyard-Bewegung, ihre Dynamik in diesem Umfeld umzusetzen. Der Nine O’Clock Service in Sheffield ist ein Modellbeispiel dafür.

Kapitel 7 enthält Interviews mit Vineyard-Leitern aus der zweiten Generation von Vineyard-Gemeinden. In Boston, Los Angeles, Nottingham und in der Nähe von Basel streben diese Gemeinden an, die Praxis Jesu zu leben.

In diesem Buch wird von Fußnoten Gebrauch gemacht, die die Geschichte der Vineyard-Bewegung durch persönliche Erfahrungen und Kommentare ergänzen. Dies soll die Wirkung von Vineyard auf unterschiedliche Menschen zeigen sowie die Kernausrichtung der Bewegung verdeutlichen, die davon ausgeht, dass jeder mitgestalten darf. Es ist nicht nur die Geschichte von Menschen, die diese Bewegung maßgeblich geprägt haben, sondern von Leuten, die sich auf diesen Weg einlassen.*1

Was sind Freikirchen und wie funktionieren sie?

Die Geschichte von Vineyard ist überwiegend im amerikanischen Raum angesiedelt, dessen Kirchenlandschaft etwas anders ist als im deutschsprachigen Europa. Die amerikanische Kirchenlandschaft ist sehr vielfältig und nicht institutionell. Sie ist häufig durch Kirchen und Bewegungen geprägt, die im deutschen Raum den Freikirchen am nächsten kommen. Es mag hilfreich sein, einige Merkmale und Funktionen von Freikirchen zu verstehen, um Schritte in der Geschichte nachvollziehen zu können.

Eine Freikirche ist eine vom Staat unabhängige christliche Kirche, die sich wie evangelische und katholische Kirchen auf die Bibel bezieht. In vielen Freikirchen steht die persönliche Entscheidung für den Glauben im mündigen Alter im Vordergrund, worauf die Taufe von erwachsenen Personen und die Mitgliedschaft in einer Gemeinde erfolgt. Freikirchen erheben keinen Absolutheitsanspruch und sehen sich auf einer Ebene mit evangelischer und katholischer Kirche sowie anderen Freikirchen.

Die älteste Freikirche sind die Waldenser, deren Ursprünge auf den Lyoner Kaufmann Petrus Valdus (auch Peter Waldo) im zwölften Jahrhundert zurückgehen. Sie kümmerten sich in Predigt und Tat um die Armen in der Gesellschaft und kritisierten die Doppelmoral der katholischen Kirche, zu der sie gehörten. 1184 wurden sie von Papst Lucius III. exkommuniziert, später verbannt und verfolgt. Heute sind die Waldenser hauptsächlich im Norden Italiens vertreten. Im 16. Jahrhundert entstanden die Mennoniten als Bewegung, die die strikte Trennung zwischen Kirche und Staat forderte. In England und Schottland kam es im 17. Jahrhundert zu betont calvinistisch-reformierten Abspaltungen von der anglikanischen Kirche (Puritaner), aus denen sich Presbyterianer, Kongregationalisten und Baptisten entwickelten. Ebenfalls in England bildeten sich unter George Fox die Quäker. Im deutschen Sprachraum entstand aus dem Pietismus die Herrnhuter Brüdergemeine unter Nikolaus Graf von Zinzendorf. Im 18. Jahrhundert entstand in England hauptsächlich durch Charles und John Wesley die methodistische Bewegung als weitreichende Reform-, Erweckungs- und Heiligungsbewegung, zunächst innerhalb der anglikanischen Kirche.

Gemeinsam ist diesen Bewegungen, dass sie die bestehenden kirchlichen Strukturen kritisieren und reformieren wollten. Häufig führte das zu unbeabsichtigten Spaltungen und eigenständigen Gruppierungen. Die Freikirchen werden eher durch Bekenntnisse zusammengehalten als durch nominelle Strukturen und Autorität. Die Organisation ist häufig sehr lose, sodass die lokale Ortsgemeinde in einem bestimmten Rahmen eigene Entscheidungen treffen kann. Die Finanzierung erfolgt nicht über Kirchensteuer, sondern über Beiträge und Spenden. In den meisten Freikirchen wird erwartet, dass Mitglieder den sogenannten »Zehnten« (10 % ihres persönlichen Einkommens) an die Gemeinde geben. Manche Freikirchen werden ausschließlich von ehrenamtlichen Mitarbeitern geleitet, andere haben angestellte Pastoren und sonstige Mitarbeiter. Das persönliche Engagement der Mitglieder ist in der Regel hoch und wird erwartet.

Gerade im amerikanischen Raum gibt es neben freikirchlichen Verbänden auch einzelne unabhängige Gemeinden. Diese entstehen zumeist durch kleine Gruppen, die sich in Häusern treffen und christliches Leben miteinander teilen, ohne einer Kirche anzugehören. Wenn diese Gruppen dynamisch sind, entwickeln sie sich gelegentlich zu eigenen Gemeinden und bleiben auch unabhängig. In Amerika trägt das maßgeblich dazu bei, neue Gemeinden zu gründen und die kirchliche Landschaft beständig zu erneuern. In Europa sind Gemeindegründungen eher ungewöhnlich und stoßen auf Skepsis, obwohl auch hierzulande diese Ansätze immer häufiger verfolgt werden.

Die Vineyard ist eine Bewegung in drei Aggregatzuständen

Man könnte es praktisch und etwas salopp so auf den Punkt bringen: Vineyard gibt es in drei Aggregatzuständen – Wasser, Dampf und Eis, will sagen freikirchlich, evangelisch und katholisch. Es ist immer H2O, jedoch in unterschiedlicher Ausprägung. Die Vineyard will einen Beitrag dazu leisten, den postmodernen Menschen in die Nachfolge des Auferstandenen zu begleiten. Es sind sicher noch manche Fragen offen, doch bietet diese Bewegung die große Chance, Menschen mit den Werten und Prioritäten zu prägen, wenn sie sich nicht auf einen einzigen Weg oder auf das Herausbilden einer Denomination verenngt. Die Vineyard-Bewegung will ihre Möglichkeiten ganz an die Menschen in unseren Ländern verschenken.

Heidelberg, den 28. August 2006

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Dank

Gerald Hoppe, Martin Bühlmann, Roger Keller, Martin Buchwitz, Reinhard Rehberg, Oliver Merz, Eddy Dück, Martin Dreyer, Arnhild Pross, Balthasar von Weymarn, Dirk Petzoldt, Tina Thurner, Naemi Bensing, Sabine Jaggi, Markus Hack, Jeannette von Moos, Volker Schmidt, Jochen Hackstein, Marcus Hausner, Ralf Miro, Wolfgang Striebinger, Markus Kosewähr, Michael Dettweiler, Ulla Bloemers, Oliver Fischer, Carla Watling, Philipp Bäumer, Gundula Graf, Walter Heidenreich, Sascha Zieger, David Ruis, Dave Schmelzer, Rick Ianniello, Debbie Wright und Daniel Teichmann, dessen Fragen und Kommentare den Anstoß zu diesem Projekt gaben.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Prolog

Leute, die Welt weiß, wie das Christentum aussehen sollte. Vor einigen Jahren war ich in New York City und bestieg das Taxi eines Iraners, der fast kein Englisch sprach. Ich sagte ihm, wo ich hin wollte, und als er losfuhr, wurde er fast von einem Kleinbus gerammt, der auf der Außenseite den Namen einer Pfingstgemeinde trug. Er wurde wütend und sagte: »Der Typ ist ja betrunken.« Ich sagte: »Nein, er ist Pfingstler. Vielleicht ist er vom Heiligen Geist betrunken, aber nicht vom Wein.« Er schaute mich an: »Weißt du über Kirche Bescheid?« Ich meinte: »Hm, vielleicht weiß ich ein bisschen was. Was weißt du?« Es war eine lange Fahrt von einem Ende Manhattans zum anderen und die ganze Zeit erzählte er mir eine Horrorgeschichte nach der anderen, die er über Kirchengemeinden gehört hatte. Er wusste, dass ein Pastor mit der Frau des Chorleiters abgehauen war, hatte von einem Paar gehört, das ihre Kirche in Brand gesetzt hatte, um die Versicherung zu kassieren – alles Schreckliche, was du dir vorstellen kannst. Als wir ankamen, bezahlte ich ihn und gab ihm ein besonders großes Trinkgeld. Er schaute mich skeptisch an – er war schon eine Weile im Geschäft. Ich sagte: »Kann ich dir eine Frage stellen?« Das war der Punkt, an dem ich eigentlich etwas erzählen wollte. »Wenn es einen Gott gäbe und er hätte eine Kirche – wie würde sie aussehen?« Er saß einen Moment da und überlegte, ob er darauf eingehen sollte. Dann seufzte er und sagte: »Wenn es einen Gott gäbe und der hätte eine Kirche – dann würde sie sich um die Armen kümmern, die Kranken heilen und nichts dafür verlangen, dass sie die Gute Botschaft verbreitet.« Ich wandte mich ab und hatte so was wie eine Explosion im Herzen. »Oh Gott«, begann ich zu weinen, da ich mir nicht helfen konnte. »Oh Gott, sie wissen es. Die Welt weiß, wie es aussehen soll. Die Kirche weiß es als Einzige nicht.«2

John Wimber

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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