Nebelkatze - Stefanie Bender - E-Book

Nebelkatze E-Book

Stefanie Bender

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Beschreibung

Die Menschen haben es tatsächlich geschafft, sich selbst auszurotten. Den mutierten Tieren haben sie eine zerstörte, vergiftete Welt hinterlassen, in der nur die intelligentesten Kämpfer überleben. Die rote Katze Stella ist mit einem Mordauftrag in den Ruinen unterwegs. Obwohl dieser Auftrag einen Freund das Leben kosten wird, kann Stella nicht ablehnen, denn sonst stirbt sie selbst. Kann sie mit den Instinkten und Reflexen eines Raubtieres überleben, oder wird der Nebel Stella ebenso verschlingen wie ihr anvisiertes Opfer?

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Seitenzahl: 27

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Nebelkatze

Stefanie Bender

Buch 25 der Katzenreihe

Für Sanne

©Stefanie Bender 2020

Machandel Verlag Haselünne

Charlotte Erpenbeck

Cover-Design und Illustrationen:

Ch. Erpenbeck

mit Bildmaterial

von Pacrovka (Cover), DianaFinch,

Tanya Zima/shutterstock.com

1. Auflage 2020

ISBN 978-3-95959-267-3

Das toxische Viertel

Erst als auch der letzte leuchtende Stern von den Wolken des Nachthimmels verdeckt wurde, trat Stella aus den sicheren Schatten der Sträucher hervor. Erhobenen Hauptes und mit gespitzten Ohren schlich sie durch die düsteren Gassen des toxischen Viertels. Sie musste vorsichtig sein, hinter jeder Ecke, hinter jedem Gebüsch konnte der Feind lauern. Auf leisen Pfoten schlängelte sie an der Häuserfront entlang, vorbei an umgestoßenen Mülltonnen und aufgetürmtem Unrat. Unweit einer Straßenlaterne wandte sie sich nach rechts, in eine weitere unbekannte Gasse. Sie sprang über eine Pfütze, in der stinkendes Toxin bunte Kreise malte. Nur wenige Meter vor ihr labten sich zwei Ratten an einem Fuchskadaver. Erschrocken stoben sie davon, als Stella näher kam. Vor dem toten Fuchs blieb sie stehen und betrachtete ihn genauer. Er stammte aus Sektor drei. Stella fühlte es, denn der Geist hatte seine Hülle noch nicht gänzlich verlassen. Seine Aura strahlte zu fremdartig für jemanden aus dem hiesigen oder gar Stellas eigenem Sektor. Der Fuchs war zwar mit einer Pfote in die giftige Flüssigkeit geraten, doch das war nicht der Todesgrund. Er lag in einer Lache aus Blut, das vermutlich aus der schweren Wunde auf seiner linken Körperseite stammte. Die rote Katze schloss für Sekunden die Augen, um still für die Seele des Fuchses zu beten. Wer immer er auch gewesen war, sie wünschte ihm den kurzen Pfad in das Tal Äon, das sie einst alle vereinen würde.

Sie spürte die Nässe auf ihrem Fell. Doch der Sprühregen, der mit der Dunkelheit eingesetzt hatte, konnte die Spuren der Bluttaten und Verbrechen dieses fremden Sektors nicht verwischen.

Hinter ihr hatten sich die Ratten gesammelt und einen Halbkreis um sie und den toten Fuchs gebildet. Die rote Katze sah über ihre Schulter und fauchte. Da zogen die Tiere die Lefzen hinauf und entblößten Reihen kleiner gelber Zähne. Ihre winzigen Krallen klackerten über den Boden, während sie den Kreis enger zogen und in einen düsteren Singsang einstimmten. Das Nackenfell der Katze sträubte sich. Zentimeter für Zentimeter kamen sie näher. Und der Singsang wandelte sich in verständliche Wörter. Nichts ist, wie es scheint. Nichts ist, wie es scheint … Nichts …

Etwas kratzte über das Pflaster. Krallen – große, scharfe Krallen. Stellas Schnurrhaare zitterten. Ein tiefes Knurren erklang. Die Ratten stoben auseinander und verschwanden in der Finsternis der Gassen.

Mit einem Sprung wollte sie sich hinter eine Mülltonne retten, doch es war zu spät, ein massiger Körper stand bereits über ihr und fletschte die Zähne.

Schon einen Wimpernschlag später verklang ihr Schrecken. Stella hatte den Zähnefletscher erkannt. Sie schnurrte und leckte sich genüsslich mit der Zunge über ihr glänzend rotes Fell. Dann streckte sie den Rücken durch, hob den Kopf und sah mit ihren eisblauen Augen zu dem Wolf empor.

»Hallo, Viktor«, grüßte sie, während ihre schneeweißen Zähnchen aufblitzten. Der Wolf stutzte. Seine Augen weiteten sich und die Pfote, die zum tödlichen Schlag ausgeholt hatte, hielt in der Bewegung inne.