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Nach Verlust ihres Arbeitsplatzes, entscheidet sich die Autorin für eine Auszeit und begibt sich allein ins ferne Nepal. In 7 Wochen erlebt sie in 7 Kapiteln unterschiedliche Facetten des kleinen Landes im Himalaya. Sie reflektiert über ihr Leben, findet neue Ziele und stellt ihre MEdL´s (Erfahrungen des Lebens) zusammen. Authentisch und ungeschönt nimmt sie die Leser mit auf ihre besondere Reise und lässt sie an den Erfahrungen und Erlebnissen teilhaben. Die Autorin gibt sehr persönliche Einblicke in ihre Gefühle und Empfindungen, allein im fremden Land.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 270
Veröffentlichungsjahr: 2020
Meike Gräf wurde im schönen Vogtland geboren. Nach Abitur und Studium zur Modedesignerin, heiratete sie und bekam zwei Kinder. Nach beruflichen Jahren in der Wirtschaft, vielen Jahre im Banken- und Versicherungsbereich, verlor sie ihren Arbeitsplatz, was ihr Leben komplett veränderte. Sie orientierte sich beruflich um - wurde Heilpraktikerin für Psychotherapie und Yogalehrerin, eröffnete eine eigene Praxis und das Yogastudio Purna Yoga Fernwald. Sie begleitet und unterstützet heute Menschen bei psychischen Erkrankungen aufgrund von Stress, Depressionen oder Ängsten, aber auch in schwierigen Lebenssituationen oder in Veränderungsprozessen.
Die Autorin lebt in Fernwald – Albach bei Gießen.
Auf dem Weg nach Jagat
Der Verlust meines Arbeitsplatzes aufgrund der Liquidation des Unternehmens, in dem ich eine Führungsposition innehatte, hat mich in ein ziemliches „Loch“ fallen lassen. Ein Scheideweg in meinem Leben. Mit toller Unterstützung meiner Familie und von professioneller Seite habe ich es geschafft, wieder nach vorn zu schauen. Ein Lebensabschnitt ist beendet. Ich fasste den Entschluss, mir eine Auszeit zu gönnen und im Anschluss eine neue berufliche Richtung einzuschlagen.
So der Plan und der Grundstein für die Reise meines Lebens, auf der ich eine Reihe von MEdL‘ s (Meine Erkenntnis des Lebens) sammeln durfte.
Ich möchte mich bei allen lieben Menschen bedanken, die mein Vorhaben unterstützt, mir Mut gemacht und meine Idee – „Ich schreibe da ein Buch drüber“ – ernst genommen und mich in der Umsetzung bestärkt haben. Sie alle aufzuzählen würde zu weit führen.
Mein besonderer Dank geht an:
meinen Lebenspartner Willi
meine Kinder Florian und Annabell (Gestaltung/Layout)
meine „Ziehtochter“ Louisa und Jonas
meine Eltern Erika und Peter
meine Freunde Anke und Dominic, Susel und Wolfi, Karin, Norbert und Ilka,
Petra und Michael
das „enjoy Nepal“-Team um Anja – Hira, Bhupal, Chaundra, Nabin und Niru
meinen Coach Susanne
meine Lektorin Annette
Kapitel 1: Abschied und Kathmandu – eine andere Welt
Tag 1
Tag 2
Kapitel 2: Annapurna-Circuit mit Poon Hill – ca. 235 km in einer faszinierenden Bergwelt
Tag 3
Tag 4
Tag 5
Tag 6
Tag 7
Tag 8
Tag 9
Tag 10
Tag 11
Tag 12
Tag 13
Tag 14
Tag 15
Tag 16
Tag 17
Tag 18
Tag 19
Tag 20
Tag 21
Mein Resümee
Kapitel 3: Erlebnisse in Pokhara am Phewa-See
Tag 22
Tag 23
Tag 24
Kapitel 4: Selbsterfahrung im Purna-Yoga-Retreat
Tag 25
Tag 26
Tag 27
Tag 28
Tag 29
Tag 30
Tag 31
Kapitel 5: „Dschungelcamp“ im Chitwan-Nationalpark
Tag 32
Tag 33
Tag 34
Tag 35
Tag 36
Tag 37
Tag 38
Tag 39
Kapitel 6: Helambutrek im Langtang-Nationalpark
Tag 40
Tag 41
Tag 42
Tag 43
Tag 44
Tag 45
Kapitel 7: Reise in die Vergangenheit – Königsstädte Kathmandu und Bhaktapur
Tag 46
Tag 47
Tag 48
Tag 49
MedL (Meine Erkenntnisse des Lebens)
Nachwort
Neuland – Ungewissheit – Leidenschaft – Achtsamkeit – Zusammenarbeit > die fünf Elemente der Veränderung.
In diesem Sinne beginnt meine Reise. Ich denke, dass ich gut vorbereitet bin. Das Gepäck ist verstaut, wahrscheinlich viel zu viel. Im Rucksack, den ich jetzt liebevoll „Monster“ nenne, meinem Tagesrucksack und Handtasche verteilen sich ca. dreißig Kilogramm Gepäck. Willi ist überpünktlich zu Hause, und so starten wir im strömenden Regen gen Flughafen Frankfurt. An der Gepäckabgabe die erste Überraschung – Dominic und Anke, unsere langjährigen Freunde, sind extra zur persönlichen Verabschiedung zum Flughafen gekommen. Ich bin ziemlich gerührt.
MEdL 1 1: Es ist schön, wahre Freunde zu haben.
Kurz nach 17.00 Uhr die endgültige Verabschiedung von meinem Lebensgefährten Willi, was für ein tiefes Gefühl. Es gelingt mir nicht ganz, ein paar Tränchen zu unterdrücken.
MEdL 2: Wie heißt es so schön, ohne Abschied gäbe es kein Wiedersehen.
Drei kleine, hübsch verpackte Päckchen bekomme ich von Willi mit auf meinen Weg. Zwei davon darf ich morgen in Kathmandu öffnen. Da sind jetzt schon Vorfreude und Neugier bei mir erwacht.
Die Kontrolle am Flughafen ist okay, obwohl mein ganzer Kram vom Handgepäck, gefühlt zumindest, komplett in Plastikkästen auf dem Transportband verteilt ist. Aber ich bekomme alles wieder gut verstaut. Leider verschiebt sich der planmäßige Abflug um letztlich zwei Stunden, wegen Schlechtwetters in Istanbul. Die Wartezeit vergeht schneller als gedacht – viele Gedanken im Kopf. Wie wird alles werden? Schaff ich das allein? Was erwartet mich im unbekannten Nepal? Hoffentlich geht zu Hause alles gut ohne mich! Jetzt ist der lang ersehnte Augenblick des Aufbruchs in neues Terrain da. Jetzt gibt es kein Zurück mehr.
Nach ca. drei Stunden lande ich in Istanbul und muss umsteigen. Erst mal die neue Zeit, plus zwei Stunden, checken und dann heißt es wieder warten, denn auch der Abflug gen Kathmandu verschiebt sich aufgrund des Nebels in Istanbul nach hinten. Irgendwann in den Morgenstunden sind wir endlich in der Luft. Hier öffne ich den Briefumschlag, den mir Dominic zum Abschied in die Hand gedrückt hat und bin schon wieder gerührt ob der lieben Worte und unserem beigefügten Selfie vom Montagabend.
„Liebe Meike, wir haben größten Respekt vor deiner Entscheidung. Für dein großes Abenteuer wünschen wir dir, dass du Erholung, Kraft und Ruhe findest, dich das Glück immer begleitet und du wieder gesund zurückkommst! Wir sind sehr froh Euch als Freunde zu haben und sind schon ganz gespannt, was du uns alles berichten wirst!“
Die Versorgung an Bord der Turkish Airways ist sehr gut. Nach dem Essen versuche ich zu schlafen, was natürlich auf einem kleinen Sitz, ohne dass man die Beine aussTreken kann, nicht sehr komfortabel ist. Aber ein wenig kann ich ruhen.
Frühstück gibt es um 5.00 Uhr. Was für eine Zeit.
Im Flieger knüpfe ich den ersten netten Kontakt mit einem Inder, der in Kathmandu lebt und Teppiche vertreibt – „Fashion Manager“ steht auf seiner Visitenkarte, die er mir überreicht. Er war in Hannover auf der Carpet-Messe und bietet mir seine Hilfe an, wenn ich Unterstützung in Kathmandu brauche.
1.00 Uhr mittags Ankunft in Kathmandu – ich spüre Aufregung. Im Magen kribbelt es. Allein im fremden Land, auf einem anderen Kontinent. Wie wird meine Nepalreise verlaufen?
Wie Anja von „enjoy Nepal“ empfohlen hat, laufe ich sofort nach der Ankunft am Terminal zum Visumschalter. Anja ist die Chefin der Reiseagentur aus Deutschland mit Hauptsitz in Kathmandu, die individuelle Nepalreisen nach Maß anbietet, und die mich bei der Planung bestens unterstützt hat. 100 USD bin ich danach schon mal los. Mit zwei Zetteln, einem roten und einem gelben, in der Hand, geht es zum nächsten Schalter – Visum bis neunzig Tage. Was für Glück, dass ich sofort zielstrebig den Schalter aufgesucht habe. Nach mir hat sich eine riesige Schlange wartender Menschen gebildet. Am Schalter wird das Visum in meinen Reisepass eingetragen. Dann ist der Zoll zu bewältigen – no problem. Vorher erwische ich den letzten Transportwagen und warte am Gepäckband auf das „Monster“. Nach einigen Runden des Wartens, kann ich das Ungetüm auf den Wagen verfrachten und mich in Richtung Exit bewegen. Mit Wagen ist das kein Problem. Es empfangen mich ungewohnte Wärme und eine Geräuschkulisse von fahrenden Autos, Bussen, Geschrei von rufenden Menschen. Es ist ein einziges Stimmengewirr. Viele Fahrer stehen und warten auf ihre Gäste. Die meisten halten ihre Schilder mit Namen von Reisenden oder von Hotels hoch. Es dauert eine Weile, bis ich mich orientiert habe, und dann entdecke ich „mein“ Schild – Meike Gräf, Hotel Moonlight. Bei dessen Anblick verspüre ich eine gewisse Erleichterung in mir. Abholung am Flughafen hat dann schon mal funktioniert. Die Träger, die ihre Dienste anbieten, sind ziemlich aufdringlich und meinen, mir schnell vollkommen überzogene Gebühren abknöpfen zu können. Aber mit ein wenig Selbstbewusstsein und deutlichen Worten meinerseits regele ich die Situation. Leider hatte ich nicht bemerkt, dass der freundliche Mann, der mir das Gepäck abnimmt, gar nicht zum Hotelpersonal gehört. Es hatte den Anschein für mich. In dem Gewusel ist es jedoch nicht so einfach festzustellen, wer hier zu wem gehört oder auch nicht.
MEdL 3: Selbstbewusstsein ist wichtig.
Als Begrüßungsgeschenk der Reiseagentur bekomme ich eine Blumenkette mit leuchtenden, orangefarbenen Tagetes umgehängt. Eine nette Geste und Tradition in Nepal – dem Land der Blumen. Es folgt der Transfer zum Hotel durch das hektische Kathmandu. Was für ein wahnsinniges Verkehrsaufkommen. Linksverkehr, ein einziges Gehupe und auf den Straßen geht es mehr als eng zu. Trotzdem, erstaunlicherweise, kein einziger Unfall. Für mich steht schnell fest, selbst mit dem Auto zu fahren käme überhaupt nicht in Frage.
Mein erster Eindruck von der Hauptstadt Nepals: sehr laut und hektisch, farbenfroh gekleidete Menschen und emsiges Treiben ringsum in kleinen Geschäften.
Dazwischen mal die eine oder andere Kuh, um die herum die Fahrzeuge sich ihren Weg suchen. Streunende Hunde, Großstadtgetümmel. Das macht mir fast ein bisschen Angst – so als „Dorfkind“ sozusagen.
In Thamel, dem Tourizentrum Kathmandus, befindet sich das Hotel „Moonlight“. An der Ausstattung gibt es nichts zu meckern, da alles, was ich brauche, vorhanden ist. Das Hotel, gut bewacht von extra Security-Männern, erscheint mir wie eine Oase, wenn man von der Hektik der Stadt hier ankommt. Mich empfangen wohltuende Ruhe und angenehme, freundliche Menschen. Mittlerweile ist es 3.00 Uhr nachmittags, und ich bin nach der langen Anreise etwas platt. Allerdings habe ich keine Ruhe in mir, um mich zum Schlafen hinzulegen. Also ordne ich mein Gepäck, putze Zähne, schreibe WhatsApp-Nachrichten gen home. Kaum zu fassen, mehr als siebentausend Kilometer trennen mich von der Heimat, und die Technik überwindet diese in kürzester Zeit. Große Welt – kleine Welt! Schon fühle ich mich nicht mehr allein im fernen Nepal! Bei einem Espresso zelebriere ich das Auspacken von Willis erstem der beiden Päckchen. Wie lieb von ihm – und gleich muss ich ein paar Tränchen verdrücken. Im ersten Geschenk sind sieben Briefe, jeder mit einem Datum versehen, an dem ich ihn öffnen darf. Sieben Briefe für sieben Wochen, da kann keine Einsamkeit aufkommen!
Den ersten Brief darf ich heute öffnen. Es ist ein „Schutzengelbrief“ – „Ein Schutzengel für dich, auf all deinen Wegen … Schön, dass es DICH gibt“. Wow, bin ob der Idee einer „Auszeitbegleitung“ der etwas anderen Art, die von tiefstem Herzen kommt, geflasht und tief berührt. Spüre Wärme um mein Herz.
Erster Willi-Brief – So, in Kathmandu gut angekommen. Symbolisch ein schriftlicher Schutzengel, der dich beschützt, auf all deinen Wegen, der dir sagt: Höre immer auf deine „innere Stimme“
Im zweiten Päckchen ist eine kleine Taschenlampe, ein „Notfallbrief“ und eine „Glückskarte“.
MEdL 4: Liebe zeigt sich vielgestaltig.
Notfallbrief – Einsamkeitskärtchen! Dies ist ein „Notnagel“, wenn’s dir net gut geht (darf ja mal sein). Dann kleines Lämpchen anmachen und gen großen Wagen mich kontaktieren. Ich blase die Einsamkeit dann weg und drücke dich mit meiner ganzen Liebe!
Glückskarte – Dies ist eine Glückskarte! Du hast was Tolles erlebt und kannst es mit dieser Karte mit mir teilen. In dieser Karte sind unsichtbare Wellen drin, beim Öffnen treffen sie mich und wir teilen dein Glück!
Mittlerweile ist es schon 17.00 Uhr, und ich beschließe, auf den ersten Erkundungsgang durch Thamel zu gehen. Hoffentlich verlaufe ich mich nicht! Als Tipp, falls das passiert, habe ich gelesen, ist es vorteilhaft, immer ein Kärtchen vom Hotel mitzunehmen und dem Taxifahrer zu zeigen. So stecke ich eine Visitenkarte des Moonlight-Hotels ein und lasse mich durch die Gassen treiben und nehme das intensive nepalesische Flair auf – bunt, unzählige Shops, viele Menschen. Ich muss aufpassen, nicht von einem Auto oder Moped touchiert zu werden, denn die düsen ziemlich flott, gerne hupend, durch die engen Gassen … In den kleinen Läden gibt es ein schönes Angebot an Klamotten, Outdoorzubehör, Lebensmitteln. Aus vielen Läden erklingt Musik. Es gibt viele Geldwechselstuben, kleine Restaurants und Cafés, die zum Verweilen einladen. Ich gehe durch schmale Straßen, sehe Häuser, an welchen die Spuren des Erdbebens von 2015 noch zu erkennen sind. Die Anzahl der Souvenirshops dominiert im Gassengewühl. Es gibt jede Menge Hotels. Das ganze Treiben hat etwas Chaotisches für mich, aber irgendwie funktioniert alles, trotz der Hektik, gut. Ich fühle mich in keinem Moment unwohl, werde auch nicht ständig angequatscht. Das ist eine angenehme Erfahrung, die ich so nicht erwartet habe. Meine paar Brocken gelerntes Nepalesisch waren schon ganz hilfreich, um beispielsweise „Nein“ – „Hoinaa“ – zu sagen.
Als es so langsam zu dunkeln beginnt, trete ich den Rückweg zum Hotel an, das ich auch tatsächlich wiederfinde. Ich bin stolz auf mich, allein in der großen Stadt und nicht verlaufen! Gegen 18.30 Uhr ist es bereits stockdunkel. Ganz schön früh, eine Dämmerung gibt es fast gar nicht. Beim Gang durch die Gassen bin ich ziemlich schnell mit einem Tuch vor Mund und Nase gelaufen. Der Staub und die Abgase sind schon krass. Viele Menschen laufen mit Mundschutz oder haben diesen sogar im Auto auf. Gesund ist diese Luft allemal nicht. Und dann gibt es noch die unterschiedlichsten Gerüche, die meine Nase umwehen: Staub, Knoblauch, der gebrutzelt wird, fremde Gerüche, Weihrauch, Gewürze.
Mittlerweile sitze ich im Hotelgarten, einer Oase der Ruhe, lasse die Eindrücke sacken, nehme die Geräusche von fern wahr – hupen, Hundegebell, sich unterhaltende Menschen, Kinderstimmen, Schritte auf den Fliesen des Gartens. Ich fühle mich gut. Ruhe setzt ein! Schreibe die Eindrücke nieder – das tut gut. Es ist für mich wie das Festhalten in Form eines Bildes. Fotografiert habe ich mit Bedacht, war auch nur mit der kleinen Kamera unterwegs – aus Vorsicht im Hinblick auf Sicherheit, was sich für mich heute als unnötig herausgestellt hat.
So langsam bekomme ich Hunger. Mal schauen, was das Hotel zu bieten hat. Ich habe gut gespeist – Gemüsecurry mit Reis, Tee und Espresso für umgerechnet 4 Euro.
Ich lese noch ein bisschen im Reiseführer in Vorbereitung auf die Sightseeing-Tour morgen. Dann kurzer Anruf bei Mama und Papa. Die freuen sich natürlich sehr zu hören, dass es mir gut geht. Ich nehme eine Dusche mit warmem Wasser und vor 22.00 Uhr liege ich bereits im Bett. Redlich müde nach einem langen, aufregenden Tag.
Trotz des Fluges 6.361 Schritte auf dem „Tacho“ – ca. viereinhalb Kilometer.
Um 7.30 Uhr sollte der Wecker klingeln. Hat er das? Egal – ist ja Urlaub. Bezüglich der von Louisa angeregten Idee der Rituale, habe ich heute mit Yoga begonnen. Kurz vor 8.00 Uhr aufgestanden. Ich habe gut geschlafen, sogar bei offenem Fenster und angenehmen Temperaturen. Kaum zu glauben, wie ruhig es nachts im Vergleich zum hektischen Treiben des Tages ist. Gegen 5.00 Uhr erwacht das Großstadtleben, und da ist es dann besser, die Fenster zu schließen. Das Frühstück ist gut – Käse, frisches Obst, Joghurt, nichts was ich vermissen würde. Außer vielleicht eine Unterhaltung, aber so ist es halt, wenn man allein unterwegs ist. Und für mich ist das zunächst ungewohnt, denn ich war noch nie allein unterwegs in meinem bisherigen Leben.
Pünktlich um 9.30 Uhr holt mich mein Guide, Manu, von „enjoy Nepal“ mit privatem Fahrer ab. Sightseeing-Tour ist für heute auf dem Programm. Ich bin froh, diese gleich vorgebucht zu haben. Denn in der kurzen Zeit, die ich in Kathmandu verweile, möchte ich mir gern einen ersten Überblick zu Kultur, Geschichte, Menschen verschaffen. So brauche ich mich nicht um Taxi, Wege, wohin etc. zu kümmern. Wie sich herausstellt, kennt Manu sich bestens aus und zeigt mir die schönsten Plätze der Stadt. Angenehm, dass es nirgends zu überlaufen ist. Es wird ein sehr eindrucksvoller Tag – sechs Stunden gefüllt mit viel Neuem, Menschen, Infos zu Kultur. Ich bin sehr wissbegierig und versuche viel in mich aufzunehmen, was gar nicht so einfach ist – Neuland, Achtsamkeit sind Kernpunkte des Tages. Vorab fragt Manu, was ich alles sehen möchte. Das finde ich sehr gut, denn so kommen meine individuellen Wünsche nicht zu kurz. Zunächst geht es durch den crazy Verkehr – der scheint zu jeder Tageszeit enorm zu sein – zur Altstadt Kathmandus, zum Durbar Square (bedeutet so viel wie Hof des Königs). Er gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe im „Tal von Kathmandu“. Leider wurde er vom Erdbeben 2015 sehr in Mitleidenschaft gezogen. Die Rekonstruktion bzw. der Wiederaufbau werden wohl noch Jahre dauern. Die Architektur ist hier gemischt. Ich sehe einerseits Tempel in Pagodenform, die für die hinduistische Religion stehen und andererseits Stupas, die für den Buddhismus stehen. Dies sind die beiden Hauptreligionen Nepals. Ansonsten ist Nepal heute ein offenes Land, denn neben den genannten gibt es hier noch viele andere Religionen – Christen, Moslems, Böm, Rai, Lepcha, um einige zu nennen. Und alle friedlich miteinander – geht doch! Warum kann das nicht überall so sein? Auf dem Basantapur Square herrscht täglich so ab 8.00 Uhr morgens buntes Markttreiben – hauptsächlich Souvenirs, Souvenirs. Wir gehen zum Palast der Kumari – der lebenden Göttin – welcher von den Buddhisten „Kumari Bahal“ genannt wird. Dieser Kult soll in Indien bis in die Zeit um 600 v. Chr. zurückgehen. Um den Kult ranken sich einige Legenden. Kumari kann nur ein Newar-Mädchen werden. Die Newar gehören zu den oberen Kasten des in Nepal noch geltenden Kastensystems. Dies ist ein System, in welchem die Gesellschaft in unterschiedliche Kasten und damit Klassen aufgeteilt wird. Die Newar haben in diesem System ihr eigenes Kastensystem. Die Kumari wird von Newar-Priestern ausgewählt und muss zweiunddreißig körperliche Anforderungen (Zähne, Haut, Klang der Stimme, Fußform etc.) erfüllen. Sobald die Kumari ihre erste Menstruation hat, entweicht damit, nach dem Glauben, die Seele der Göttin, und ihr Leben als Kumari ist somit vorbei. Eine kurze Amtszeit, die im Alter von ungefähr vier Jahren beginnt. Das Glück scheint mir hold zu sein, denn ich bekomme die aktuelle Kumari von Kathmandu tatsächlich zu sehen. Sie erscheint kurz am Fenster und blickt in den Palasthof hinunter. Ein hübsches Kind, dem jedoch das Kindliche fehlt. Sie wirkt auf mich sehr ernst, fast maskulin. Sie ist stark geschminkt und in ein rotes, edles Gewand gekleidet. Glücklich sieht sie allerdings nicht aus. Ja, auch Göttin sein will gelernt sein. Nach ihrem Leben als Göttin erhalten die Kumaris heute eine monatliche Rente in Höhe von umgerechnet 30 Euro. Ins „normale“ Leben zu finden ist für sie nicht leicht. Manche von ihnen finden nie einen Ehemann, denn in den Köpfen der Nepalesen ist der Glaube verankert, dass Ehemänner von ehemaligen Kumaris nicht alt werden.
Weiter schauen wir uns die umliegenden Tempel an, deren Dächer von Tauben schier übersät sind. Viele Menschen sind unterwegs. Das Leben findet vor und in den Tempeln statt. Eindrucksvoll auch die bunte Statue des Kala – des Schwarzen Bhairav. „Kala“ und „Bhairav“ sind Sanskrit und heißen wörtlich Kala – „Der Schwarze“, Bhairav – „Der Schreckliche“. Gelb, rot und blau sind die dominierenden Farben. Er sieht grimmig aus, schwingt ein Schwert und man sagt, wer in seiner Gegenwart lügt, wird durch ihn getötet … Er soll der Legende nach auf dem Berg Nagarju gefunden worden sein.
Der größte Tempel hier ist der Taleju-Tempel. Er wurde 1546 erbaut. Dieser ist für Ausländer nicht zugänglich, und selbst Nepalesen haben nur zu bestimmten Festen Zutritt. Es handelt sich um einen hinduistischen Tempel, in typischer Pagodenarchitektur. Besonders fällt mir das zahlreich verarbeitet dunkle Holz auf, welches mit kunstvollen Schnitzereien versehen ist. Die Pagodendächer sind von unzähligen Tauben bevölkert.
Wir besichtigen noch den Basantabur Durar (Kathmandu Tower) von 1770. Er wurde mit drei Türmen erbaut, benannt nach den drei großen Städten des Tales: Kirtipur, Bhaktapur, Slitpur.
Die kunstvolle Holzbauweise bei den Tempeln und Schreinen ist beeindruckend. Überall gibt es unzählige Details in verschiedensten Formen zu entdecken. Ich könnte hier Stunden verbringen, um diese zu betrachten. In einem der Tempel sind sämtliche Könige Nepals bildlich verewigt. Bis zum letzten noch lebenden König – Gyanendra Bir Bikram Shah Dev. Dieser wurde aufgrund des Parlamentsbeschlusses vom 28. Mai 2008, mit welchem die Monarchie abgeschafft wurde, abgesetzt. Bereits 2001 gab es politische Unruhen, und der vorhergehende König sowie sein Sohn wurden unter mysteriösen Umständen ermordet. Auffallend für mich ist, dass keiner der Könige in der Ahnengalerie sehr alt geworden ist, manche gerade mal zwanzig Jahre alt.
Es war interessant zu erfahren, dass das Kathmandu-Tal früher ein großer See war, dessen südliche Begrenzung vor ca. zwanzigtausend Jahren durch ein Erdbeben zerstört wurde und somit das Wasser des Sees abfloss. Um die Entstehung Kathmandus ranken sich ebenfalls viele Legenden. Heute leben hier 1,7 Millionen Menschen und davon ca. 300.000 im Zentrum. Allein von 2001 bis 2011 hat sich die Einwohnerzahl verdoppelt. Leider ist durch den Zuzug auch einiges vom einstigen Flair verloren gegangen. Mich beeindruckt Kathmandu sehr, obwohl ich ja wirklich nicht der Großstadttyp bin. Es ist ein quirliges Leben. Die Luft erfüllt von fremden Gerüchen, Gewürzen und Weihrauch, wenn man von dem argen Abgasgestank der unzähligen Fahrzeuge mal absieht. Der ist tatsächlich heftig. Ein regelrechter Smog erfüllt die Stadt.
Die Tribun-Uni ist die bekannteste der sieben Unis von Nepal. Durch die vielen nepalesischen Kasten spricht man hier sage und schreibe ca. einhundert verschiedene Sprachen. Oftmals unterscheiden sie sich nur geringfügig. Nepali ist lediglich eine davon. Vor sechzig Jahren gab es in Nepal noch die Monarchie.
Manu berichtet mir, dass die Berg-Areale in Nepal in drei Zonen eingeteilt werden. Ab 3.500 Metern spricht man vom Mountains-Area, bis 3.000 Meter vom Hill-Area und darunter ist das Terai – eine fruchtbare Tiefebene im Süden des Landes. Zumindest habe ich Manu so verstanden. Es gibt vierzehn Berge auf dieser Welt, die höher als 8.000 Meter sind und acht davon stehen in Nepal. Ein kleines Land, eingezwängt zwischen den Giganten China und Indien. Wahnsinn.
Ich erfahre heute so viel Neues und Interessantes von Manu, dass ich wahrscheinlich nicht alles wiedergeben kann.
Von der Altstadt am Durbar Square fahren wir zu den traditionellen hinduistischen Verbrennungsstätten am heiligen Bagmati-Fluss. Das sind sehr intensive Eindrücke für mich. Als wir aus dem Auto steigen, umhüllt erst mal ein übler Gestank meine Nase, verursacht durch eine Kloake direkt neben der Straße. Den Weg zur Tempelanlage säumen unzählige Stände, wo Blumen, Süßigkeiten und Souvenirs feilgeboten werden, die von den Gläubigen als Gabe für die Götter oder die Toten gekauft werden.
Sadhu am Pashupatinath-Tempel am heiligen Bagmati-Fluss, Kathmandu
Ich bin ziemlich bewegt. Der heilige Fluss ist eine schmutzige Kloake, auf dessen linker Seite die Totenrituale der Hindus vollzogen werden. Sowohl die Waschungen als auch Verbrennungen erlebe ich hautnah mit. Es ist ein unglaubliches Erlebnis. Klar, habe ich davon gehört und gelesen, aber es real zu erleben ist schon tiefgehend. Teilweise ist es befremdlich und schockierend für mich, als aus dem europäischen Kulturkreis kommend, wo die Totenrituale gänzlich anders sind. Die Toten werden, nachdem sie vierzehn Tage zu Hause aufgebahrt waren, in farbigen Tüchern zum Fluss gebracht, um sie dort zu waschen, wie es der Brauch verlangt. Die Totenbestattung ist das letzte lebenszyklische Ritual im Hinduismus. Der Verstorbene wird im Kreis der männlichen Familienmitglieder auf einem Scheiterhaufen aufgebahrt. Jeder Ort hat seinen eigenen Verbrennungsplatz. Hier sehe ich einige Erhöhungen aus Stein am Bagmati-Fluss, auf welchen die Toten zum Verbrennen mit Stroh, Holz, Blumen, aufgebahrt, abgedeckt und verbrannt werden. Die Verbrennungsstätten sind getrennt für Arv Ghats (höhere Kasten) und Surya Ghats (niedere Kasten). Frauen ist die Teilnahme an dem Ritual untersagt. Dem nächsten männlichen Verwandten des Verstorbenen obliegt es nun, das Holz zu entzünden. Nach der Verbrennung des Leichnams wird der Schädel des Verstorbenen von einem Priester gespalten, damit die Seele entweichen kann. Anschließend wird die Asche des Verstorbenen von der Familie in den heiligen Bagmati-Fluss gestreut. Nach der Verbrennungszeremonie gelten die teilnehmenden Familienmitglieder für die dreizehn folgenden Tage als unrein. Sie müssen sich daher in diesen Tagen einer Vielzahl von Reinigungsritualen unterziehen und sind in dieser Zeit von anderen religiösen Zeremonien ausgeschlossen. Jeder Ort in Nepal hat seinen eigenen Verbrennungsplatz. Ich lasse den Blick schweifen. Es gibt so vieles zu sehen und zu entdecken. Die Tempelanlage ist von zahlreichen Menschen bevölkert – Mönche, Hindus, Buddhisten, Sadhus, Arme, Verkrüppelte, von Lepra gezeichnete Menschen. Es gibt ein Armenhaus, wo die Ärmsten der Armen, die keine Familie und nichts haben, leben. Sie bestreiten ihren Lebensunterhalt durch Almosen. Die Anlage umschließt ein großes Gebiet. Auch hier könnte ich allein schon einen ganzen Tag verbringen. Zum Haupttempel haben nur Hindus Zutritt. Ich finde das okay und kann das gut akzeptieren, denn teilweise hat die Beobachtung etwas Voyeuristisches für mich, wie ich feststelle. Für die Gläubigen ist es ihr Leben. An den Tempeln gibt es viele Affen. Sie haben keinerlei Scheu vor den Menschen. Souvenirverkäufer hoffen auf gute Geschäfte. Ich habe einen Talisman erworben. Die Verkäuferin war mir sympathisch. Eine freundliche Nepalesin mit dunklen, glänzenden Haaren, einem Sari aus leuchtend blauem Stoff mit Blumenmuster. Um das Handgelenk hat sie eine Vielzahl von Ketten zur Auswahl hängen. Sie spricht sogar ein paar Worte Deutsch. Wir unterhalten uns ein wenig. So habe ich mich schließlich hinreißen lassen, eine Kette, die mir sofort aufgefallen war, mit einem Buddha-Gesicht als Anhänger, zu kaufen. Nach intensiven Verhandlungen kaufe ich für 1.000 Nepalesische Rupien anstatt für 1.500 Nepalesische Rupien die Kette. Das sind umgerechnet ungefähr 8 Euro.
Stupa von Boudhanath in Kathmandu
Der Pashupatinath Tempel hat mich schwer beeindruckt. Er gilt als einer der wichtigsten Tempelstätten des Hinduismus und wurde im 5. Jahrhundert errichtet. Ein Glück, dass das Erdbeben hier nur überschaubare Schäden hinterlassen hat!
Weiter geht es nach Boudhanath. Mehr als fünfundvierzig buddhistische Klöster gibt es dort in der Nähe. Der Boudhanath- Stupa liegt fünf Kilometer östlich der Innenstadt von Kathmandu und ist der größte im Kathmandu-Tal. Er ragt achtunddreißig Meter in die Höhe, hat einen Umfang von einhundert Metern und gehört zu den faszinierendsten Exemplaren eines Stupa-Designs. Vor dem Besichtigen geht es zum Lunch in ein Lokal unweit des Stupa. Wir sitzen auf der Dachterrasse mit direktem Blick auf den Stupa mit seinen unzähligen bunten Gebetsfahnen, welche fröhlich im Wind flattern. Es ist einfach nur schön und ein bisschen ergreifend, der für mich fremden Kultur so nah zu sein. Wir essen sehr leckere Momos, für 4 Euro. Das sind mit Gemüse gefüllte Teigtaschen. Danach besuchen wir eine Kunstschule für Mandalas und buddhistische Malerei. Sehr interessant. Erstaunlich, wie lange es dauert, bis man es auf diesem Gebiet zum Master schafft. Ich bestaune einen Master bei seinem Tun. Zwanzig Jahre hat es gedauert, bis er gelernt hat, den Pinsel mit unwahrscheinlicher Präzision, Ruhe und Sicherheit auf die Leinwand zu setzen. Er arbeitet konzentriert und strahlt für mich Ruhe und Freude an seinem Tun aus. Manche der ausgestellten Bilder haben ein ganzes Jahr bis zur Fertigstellung gebraucht. Ein junger Nepalese erklärt mir in schnell gesprochenen Englisch, von welchem ich leider nur die Hälfte verstehe, den Entstehungsweg eines Bildes. Zum einen Rahmen – Bespannung – Bearbeitung des Untergrundes – Herstellung der traditionellen Farben aus Naturstoffen – Pinselhaare. Zum anderen Konstruktion des Bildes, welches die Geschichte Buddhas, erzählt – bis zur Fertigstellung. Ich interessiere mich für Kunst und so folge ich gebannt seinem Bericht, aber er ist einfach zu schnell für mein Englischlevel. Ich kann leider nicht so schnell übersetzen. Das Wesentliche habe ich jedoch verstanden, wie ich meine.
Wir besichtigen einen kleinen Tempel neben dem Stupa mit vielen, vielen Gebetstrommeln, welche beim Umrunden mit der rechten Hand gedreht werden. Der Stupa zählt zu den größten buddhistischen Bauwerken weltweit und gehört außerdem zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die Mauer des Stupa wie auch die Dächer der Tempelanlage am heiligen Bagmati-Fluss sind oder werden gerade frisch weiß getüncht. Die Farbe Weiß gilt als Symbol der Reinheit in Nepal. Ich sehe viele Mönche in leuchtend orangefarbenen Kleidern hier. Bei dem Stupa gibt es abgegrenzte Areale für Gebet und Meditation – beeindruckend zu beobachten, wie die Gläubigen darin vertieft sind und sich von der Geschäftigkeit ringsum nicht beeindrucken lassen. Die Farben der Gebetsfahnen sind von innen nach außen angeordnet immer gleich und stehen symbolisch für die fünf Elemente: blau – Himmel, weiß – Luft, Wolken und Wind, rot – Feuer, grün – Wasser, gelb – Erde. Der Rundgang ist der Abschluss des heutigen Sightseeing-Tages.
Die Rückfahrt zum Hotel erfolgt über die scheinbar zu fast jeder Tageszeit überfüllten Straßen Kathmandus. 15.30 Uhr: In sechs beindruckenden, erstaunlichen Stunden habe ich viel Neues gesehen, über die nepalesische Kultur und die Religionen erfahren und gelernt. Dies will erst mal verarbeitet werden. Nachdem ich im Hotelzimmer kurz die Füße hochgelegt und einen Espresso getrunken habe, setze ich mich in den Garten des Hotels, um bei einer Tasse leckerem nepalesischen Tee (mit Milch und Kardamonpulver) meine Eindrücke niederzuschreiben. Ein Gewitter unterbricht jäh meinen Schreibfluss.
Elektrik in Thamel, Kathmandu
Um 18.00 Uhr holt mich mein Trekking-Guide, Hira, am Hotel ab, und wir gehen zum Welcome-Dinner in ein typisch nepalesisches Lokal in Thamel, ca. zehn Gehminuten vom Hotel „Moonlight“ entfernt. Ein sehr leckeres, landestypisches Menü mit gemischtem Vorspeisenteller, Suppe und einer Hauptspeise bestehend aus fünf, mit verschiedenen Speisen gefüllten, kleinen Schälchen sowie Reis. Als Dessert gibt es einen süßen Joghurt mit Nüssen und Kokos. Ich bin pappsatt, aber angenehm gesättigt, da es keine schwere Kost ist. Mein Guide Hira ist sehr nett. Ich habe einen guten ersten Eindruck. Er ist sehr jung, schätze mal so Anfang zwanzig. Über die Tour haben wir gar nicht so viel gesprochen. Ich habe das eine oder andere nachgefragt. Auf alle Fälle geht‘s um 7.30 Uhr mit Sack und Pack im Auto vom Hotel zum Busbahnhof. Die Busfahrt ist dann gemeinsam mit Guide und Porter nach Besisahar.
Um 20.00 Uhr bin ich zurück im Hotel. Ich verweile kurz im Garten und bereite danach auf dem Zimmer das Gepäck für den Trek vor. Alles was ich nicht benötige, bleibt in einer Tasche hier im Hotel. Ich dusche, was nach Staub und Dreck des Tages notwendig ist. Beende meinen Tagesbericht, wobei ich feststelle, wenn ich weiter so viel schreibe, reicht das Buch nicht aus …
Highlights für mich heute:
Kumari
hinduistische Rituale am heiligen Bagmati-Fluss
Boudhanath-Stupa
Nachdenken: Ein kleiner Junge mit missgebildeten Beinen, der im Dreck am Straßenrand, ja eher schon auf der Straße saß. Er hat ein Skateboard als Fortbewegungsmittel und klopfte ständig mit einem kleinen Holzstöckchen auf eine Bettelkiste und bettelte. Der Anblick ist mir auf der Heimfahrt immer noch im Kopf. Auch das ist Nepal!
Und so gab es heute viele kleine Begebenheiten, die den Tag sehr denkwürdig haben werden lassen.
MEdL 5: Die Welt in Nepal ist eine andere, wie ich sie bislang kenne.
1 MEdL– Meine Erkenntnis des Lebens
Um 6.00 Uhr klingelt der Wecker. Gut geschlafen, nachdem ich mit dem Einschlafen ein bisschen gebraucht habe. Da war einfach zu viel Kopfkino nach dem eindrucksvollen Tag. Nach Yoga und Frühstück geht es um 7.30 Uhr mit dem Auto zum Busbahnhof. Das „Monster“ ist irgendwie immer noch proppenvoll, obwohl ich eine ganze Ladung in eine separate Tasche für den Transport nach Pokhara gepackt und im Hotel gelassen habe.
MEdL 6: Eines weiß ich jetzt schon – weniger Gepäck zukünftig. Der ganze Kram ist eher hinderlich auf so einer Reise.
Im Hotel lerne ich meinen Porter, Chaundra, kennen.
Ich habe einen Sitzplatz im Bus ganz vorn, hinter der Fahrerkabine bei offenem Fenster als Klimaanlage. Es wird die bislang abenteuerlichste Busfahrt meines Lebens werden, die ich gewiss nie vergesse. Im Bus steigt ein kleines zerlumptes Mädchen, vielleicht sieben bis acht Jahre alt, ein. Auf dem Arm hat sie ein kleines Geschwisterchen, maximal anderthalb Jahre alt. Sie bettelt und wird vom Fahrer mit lauten Worten nach draußen befördert. Auch das ist Nepal! Wobei ich eigentlich mehr Bettler erwartet hätte. Kurz nach 8.00 Uhr Start ins zweihundert Kilometer entfernte Besisahar. Eigentlich gar nicht so weit, meine ich, blauäugig. Wir werden dafür siebeneinhalb Stunden benötigen inklusive einmal Pipipause, einmal Lunchpause, einmal Tankpause. Allein um aus Kathmandu herauszukommen braucht es mehr als zwei Stunden!
Der Verkehr ist, ich wiederhole mich, einfach nur crazy. Die Straßen sind abenteuerlich, da sie trotz stattfindender Bauarbeiten weiter befahren werden. Es geht sehr, sehr eng zu, manchmal nur Haaresbreite. Die Geschwindigkeit ist für mein Gefühl schnell. Dazu permanentes Hupen an allen Ecken, Kurven und mehr. Obendrein twiggie nepalesische Mucke vom Bildschirm – voll abgefahren.
MEdL 7: „On the Road“ ist eine Zeitreise mit tausend Eindrücken, die im Zeitraffertempo vorbeisausen.