Neue Lösungen für vertraute Probleme - Reinhardt Krätzig - E-Book

Neue Lösungen für vertraute Probleme E-Book

Reinhardt Krätzig

4,9

Beschreibung

Ab heute komme ich nicht mehr zu spät, mache bei der Arbeit früher Schluss, höre mit dem Rauchen auf, streite mich nicht mehr mit meinem Partner oder ... Sicher kennen Sie das. Fest entschlossen, jetzt endlich mit solch "vertrauten" Problemen Schluss zu machen, kriegen Sie es tatsächlich ein paar Mal hin - aber einige Zeit später ist doch alles wieder wie vorher. Warum funktioniert das nicht dauerhaft? Weil Sie nicht am richtigen Ende anfangen! Die meisten Probleme entstehen, weil etwas Wesentliches in Ihrem Leben fehlt und solange das nicht da ist, werden Sie nichts erreichen. Mit Ihrem "Schlüssel zur Psyche" können Sie dieses Fehlende jetzt in Ihr Leben bringen und sich damit endlich von vielen unangenehmen Gewohnheiten verabschieden. Im Buch erfahren Sie in anschaulicher Weise, warum das so ist, wie Sie Ihren "Schlüssel" finden und wie Sie ihn zur Selbsthilfe benutzen. Sie erhalten Zugang zu einem wertvollen Werkzeug aus der psychotherapeutischen Arbeit. Die Idee zum "Schlüssel" entstand aus der Beobachtung, dass viele Alltagsprobleme und insbesondere jene, die uns besonders belasten, nicht zufällig entstehen. Es zeigte sich, dass diese ganz eng mit dem verknüpft sind, was wir in unserem Leben ganz besonders vermissen. Meist ist uns dieser Mangelbereich überhaupt nicht bewusst, genauso wenig, wie unsere daran angeknüpfte Suche. Diese Suche wurde durch Belastungen aufgrund von Mängeln und Unstimmigkeiten in der Zeit unserer Kindheit ausgelöst. Das, was damals fehlte, soll endlich in das Leben kommen. Dieser Zusammenhang erklärt auch, weshalb diese Suche so viele Probleme erzeugt. Denn immer, wenn wir in diese unbewusste Suche hineinfallen, verwenden wir dieselben Verhaltensmuster, mit denen wir es auch schon als Kind versucht hatten. Dass diese meist nicht mehr passen, ist vermutlich leicht nachzuvollziehen. Mit dem "Schlüssel zur Psyche" greifen wir in dieses System ein. Wir erschließen zuerst das Fehlende und bringen es dann auf der Ebene der Gefühle ins Erleben. Damit geschieht etwas Beeindruckendes: Sofort entsteht ein gutes Gefühl. Man entspannt, erlebt innere Ruhe und Frieden - und findet endlich konstruktive Lösungen für die Probleme. Ihr individueller Schlüssel versetzt Sie also in die Lage, viele belastende Probleme Ihres Alltags grundsätzlich zu lösen und diese somit aus Ihrem Leben verschwinden zu lassen.

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Sicher kennen Sie diese Momente, in denen Sie sich vollkommen überzeugt entschließen, ab heute etwas anders zu machen und jetzt endlich eine Veränderung in Ihr Leben zu bringen. Ich komme nicht mehr zu spät, mache bei der Arbeit früher Schluss, höre mit dem Rauchen auf, streite mich nicht mehr mit dem Partner oder … Vielleicht kriegen Sie es sogar ein paar Mal hin, Ihr »vertrautes« Problem anders anzugehen - aber einige Zeit später ist doch alles wieder wie vorher.

Vielleicht denken Sie, dass Sie zu willensschwach sind, vielleicht denken Sie auch darüber nach, ob dieses Problem vielleicht zu Ihrem Leben dazugehört und Sie sich damit abfinden müssen.

Beide Überlegungen gehen in eine falsche Richtung, denn die meisten Probleme entstehen lediglich, weil etwas Wesentliches in Ihrem Leben fehlt. Warum das so ist, werden Sie gleich erfahren. Solange das Fehlende nicht da ist, bleibt alles Bemühen vergeblich. Mit Ihrem »Schlüssel zur Psyche« greifen Sie wirkungsvoll in dieses System ein und können sich damit endlich von vielen unangenehmen Gewohnheiten verabschieden.

Im Buch erfahren Sie in anschaulicher Weise, wie Sie Ihren »Schlüssel« finden und wie Sie ihn zur Selbsthilfe benutzen. Sie erhalten Zugang zu einem Werkzeug aus der praktischen psychotherapeutischen Arbeit.

INHALTSVERZEICHNIS

ZUM BUCH

Das finden Sie im Buch

EINLEITUNG

ALTE MUSTER, VERTRAUT UND UNGELIEBT

Na, haben Sie auch eine gute Kindheit gehabt?

Was ist ein Schlüssel zur Psyche?

TEIL 1

WENN DIE EIGENE PSYCHE IM WEG STEHT

KINDHEITSERFAHRUNGEN

Psychische Grundbedürfnisse

Negative Überzeugungen

LEBENSTHEMA

TEIL 2

DER SCHLÜSSEL ZUR PSYCHE

Mit Widerstand rechnen

VORBEREITUNGEN 1

In neun Schritten zum Ziel

PASSEPARTOUT

Das zentrale Lebensthema finden

Eine passende Lösung (er-)finden

Anregung oder Störung

Am Ziel – Schlüsselmomente genießen

TEIL 3

ERWEITERTE SCHLÜSSELERFAHRUNGEN

Entdecken, was schon da ist

Die Gegenwart neu etikettieren

Abschluss

DAS BEWUSSTSEIN TRAINIEREN

Das andere Bewusstsein

Übungen 1 - Achtsamkeit

Übungen 2 - Gedanken lenken

Meditation

Eine Beobachterinstanz errichten und trainieren

IN DIE AKTIVITÄTEN DES GEHIRNS EINGREIFEN

Das Bewusstsein diskutiert mit sich selbst

Sich auf belastende Situationen vorbereiten

Ein gutes Gefühl ist der beste Schutz

Stress: Magnet der alten Muster

VERTRAUTE PROBLEME - RESTE

In der Fantasie das Ziel erleben

TEIL 4 – THEORIE

PSYCHE UND BEWUSSTSEIN

Die Psyche

Das Bewusstsein

Bewusstes und Unbewusstes

Irrtümer – Das sollten Sie wissen

ANHANG

KURZLEITFADEN FÜR IHRE SCHLÜSSELSUCHE

Alle Tabellen für eigene Notizen

LITERATURVERZEICHNIS

Weitere Bücher des Verfassers

ZUM BUCH

Der »Schlüssel zur Psyche« ist aus der praktischen psychotherapeutischen Arbeit entstanden. Er hat sich in vielen Jahren als wirksames Instrument im Umgang mit sehr unterschiedlichen Problemfeldern erwiesen. Er ist gut als Werkzeug zur Selbsthilfe geeignet. Je mehr die betroffene Person damit arbeitet, umso größer wird der Nutzen. Daher lag es nahe, das Wissen um den »Schlüssel zur Psyche« auch als Buch herauszugeben und so einer breiteren Öffentlichkeit zu ermöglichen, davon zu profitieren.

Die Idee zum »Schlüssel« entstand aus der Beobachtung, dass viele Alltagsprobleme und insbesondere jene, die uns besonders belasten, nicht zufällig entstehen. Es zeigte sich, dass diese ganz eng mit dem verknüpft sind, was wir in unserem Leben ganz besonders vermissen. Meist ist uns dieser Mangelbereich überhaupt nicht bewusst, genauso wenig, wie unsere daran angeknüpfte Suche. Belastungen in der Zeit unserer Kindheit - aufgrund von Mängeln und Unstimmigkeiten - lösten diese Suche aus, Das, was fehlte, sollte endlich in das Leben kommen.

Dieser Zusammenhang liefert auch eine Erklärung, warum diese Suche so viele Probleme erzeugt. Denn immer, wenn wir in diese unbewusste Suche hineinfallen, verwenden wir dieselben Verhaltensmuster, mit denen wir es auch schon als Kind versucht hatten. Dass diese nicht mehr passen, ist vermutlich nachvollziehbar.

Mit dem »Schlüssel zur Psyche« greifen wir in dieses System ein. Wir erschließen zuerst das Fehlende und bringen es dann ins Erleben. Damit geschieht etwas Beeindruckendes: Sofort entsteht ein gutes Gefühl. Man entspannt, erlebt innere Ruhe und Frieden – und findet endlich konstruktive Lösungen für etliche Probleme.

Viele Belastungen verschwinden sofort.

Ich möchte den Hinweis hinzufügen, dass dieses Buch kein Ersatz für eine Psychotherapie sein kann. Es ist für ganz normale Menschen mit ganz normalen Problemen geschrieben. Leiden Sie unter einer seelischen Erkrankung sollten Sie sich die Unterstützung durch einen Psychotherapeuten suchen. Es kann aber sehr gut als Begleitung zu einer laufenden oder als Auffrischung zu einer bereits abgeschlossenen Psychotherapie eingesetzt werden.

Auch für Fachleute, die sich mit der persönlichen Entwicklung von Menschen beschäftigten, kann das Wissen über den Schlüssel zur Psyche sehr dienlich sein. In der Fachsprache formuliert, wird hier ein Zugang zu einer individuellen Ressource geliefert, die mit Hilfe innerer Bilder unter Zugriff auf Erinnerungen und Fantasien er- und verarbeitet wird und in der Lage ist, gegebene Erregungs- und Spannungszustände zeitnah aufzulösen. In einem erweiterten Ansatz ist damit auch Traumaverarbeitung und Heilung seelischer Wunden möglich. Dies ist aber nicht Gegenstand dieses Buches.

Das finden Sie im Buch

Für das Konzept vom »Schlüssel zur Psyche« ist es wesentlich, die eigene Person als in ihrer Geschichte gewordene sehen zu können. Nur auf diesem Hintergrund können die wirklich wichtigen eigenen Bedürfnisse erkannt und verstanden werden und erst dann werden Sie Ihren Schlüssel finden. Verstehen Sie sich bereits in dieser Weise, können Sie auch direkt mit Teil 2 anfangen. Sollten Sie aber noch überzeugt sein, Ihre Probleme allein mit Ihrem Willen vielleicht dadurch lösen zu können, dass Sie sich nur mehr anstrengen oder mehr zusammenreißen, dann empfehle ich Ihnen, mit Teil 1 zu starten und vielleicht auch schon mal einen Blick in den Theorieteil in Teil 4 zu werfen.

Im Teil 1 »Kindheitserfahrungen« vermittele ich Ihnen einen Eindruck, wie Kindheitserfahrungen die Psyche beeinflussen und welche Auswirkungen das auf die erwachsene Person hat. Viele Menschen sind überzeugt, von den Geschehnissen in ihren ersten Lebensjahren vollkommen frei zu sein. »Ach, das ist alles längst vorbei!«, höre ich oft. Tatsächlich lernt ein Kind schon in den ersten Jahren, seinen Platz im Miteinander zu finden und das, was es dort lernt, bestimmt sein weiteres Leben. Negative Erfahrungen haben dabei einen besonderen (und manchmal tragischen) Stellenwert. Aus ihnen erwachsen viele Stärken und Fähigkeiten, sie werden aber auch zur Ursache vieler Probleme der späteren Erwachsenen. Unsere Psyche ist perfekt darin, im Heute das Damals wieder zu entdecken bzw. hinein zu interpretieren. Wer das nicht weiß, kann sich dem nicht entziehen und bleibt darin gefangen.

Im Teil 2 steigen wir in die Praxis sein. Mit der Suche nach einem Schlüssel für eine aus Ihrem Leben beliebig ausgewählte Problemsituation, gestalten wir einen leichten Einstieg. Danach finden wir heraus, welche Not, welcher Mangel oder welche Unstimmigkeit in Ihrem Leben eine besondere Rolle (Lebensthema) spielt und was Ihre Psyche als positive Antwort darauf braucht. Da die Lösung bei jedem Menschen anders lautet, gibt es hier keine allgemeingültigen Aussagen, sondern stattdessen Unterstützung bei der Selbstbeobachtung und -befragung – ergänzt durch viele Beispiele aus der Praxis. So werden Sie angeleitet, Ihren eigenen »Schlüssel zur Psyche« zu erarbeiten und dann auch zu benutzen.

Den eigenen Schlüssel anzuwenden, wird immer als angenehm erlebt. Die Psyche bekommt das, wonach sie hungert. Es ist faszinierend zu beobachten, was es mit einem Menschen macht, wenn das, was in der Tiefe der Person gebraucht wird, auf einmal da ist. Für jeden ist es anders: Frieden, Entspannung, Ruhe, Gelassenheit, Lebendigkeit, Frische, Perspektive und vieles andere werden genannt.

Damit das Ganze nicht zur Eintagsfliege wird, geht es im anschließenden Teil 3 - »Das Bewusstsein trainieren« darum, eine Beobachterinstanz zu errichten, die das Geschehen im eigenen Kopf im Blick behält. Es geht um die Fähigkeit, Rückfälle in alte Verhaltensweisen zu erkennen, um sie zu verhindern oder wenigstens nicht lange darin zu verweilen. Sie bekommen eine Einführung in Techniken zur Kontrolle Ihres Denkens und Fühlens. Im anschließenden Abschnitt »In die Aktivitäten des eigenen Gehirns eingreifen« geht es schließlich um Anregungen und Aufgaben, wie Sie mit den neu errungenen Fähigkeit umgehen sollen. Wenn Sie bis hierher fleißig mitgemacht haben, verfügen Sie jetzt über ein kraftvolles Instrument zur Veränderung Ihres Lebens und Sie haben vermutlich auch schon in angenehmer Weise erfahren, was Sie damit bewirken können.

Der Teil 4 - »Theorie« ist ein Anhang. Er bietet eine Auswahl neuerer Erkenntnisse der Neurobiologie und Neuropsychologie und wir schauen auf das Zusammenwirken von bewussten und unbewussten Anteilen der Psyche bei der Steuerung eines Menschen. Um mit dem Schlüssel zur Psyche zu arbeiten, brauchen Sie dieses Wissen nicht, aber es hilft dabei, etwas skeptischer auf das eigene Bewusstsein zu schauen und mehr Respekt vor dem zu haben, was in der eigenen Person unbewusst abläuft. Wir Menschen haben so viele Jahre mit falschen Vorstellungen über die Organisation der Psyche und die Rolle des Bewusstseins darin gelebt, dass sich diese Vorstellungen tief in unser Selbstverständnis eingegraben haben. Sowohl das Bewusstsein als auch die unbewusste Psyche werden dabei falsch eingeschätzt. Das Bewusstsein bekommt einen viel zu hohen Rang und die unbewusste Psyche zu wenig Beachtung. Die Überschätzung des bewussten Willens hat ihre Gründe in der Natur des Bewusstseins. Es entspricht einfach nicht seiner Art, die eigene Begrenztheit zu sehen und anzuerkennen, dass es oft nur als Assistent des emotionalen Gehirns dient. Lieber denkt es sich als frei, mächtig und unabhängig. Aber es ist nicht »Herr im Hause«, sondern wird insbesondere dann von den unbewussten Seiten der Psyche dominiert, wenn zentrale Themen der eigenen Person berührt werden. Deshalb macht es durchaus Sinn, den eigenen Gedanken und Gefühlen manchmal zu misstrauen und sich ihnen womöglich sogar entgegen zu stellen. Es hilft auch zu wissen, dass es im Seelenleben nicht logisch zugeht, mit eindeutiger Meinung, Haltung und Moral, sondern dass ein Mensch durchaus zwei oder mehr Standpunkte gleichzeitig vertreten kann. Hinter dem Ich steckt ein Wir, also eine Vielheit verschiedener Aspekte derselben Person. Darüber hinaus hat ein Mensch keinen objektiven Zugang zur Realität. Was er als Wirklichkeit erlebt, ist im Wesentlichen ein Produkt der eigenen Person. Weil das Bewusstsein zu allem was geschieht, immer eine Erklärung finden will, sucht es überall nach Mustern und Ordnungen. Dabei hat es die Fähigkeit, auch aus absurden Konstellationen stimmige Geschichten zu formen – ein weiterer Grund, dem, was sie über sich und die Welt denken, nur bedingt zu vertrauen.

Ich wünsche Ihnen bei Ihrer Schlüsselsuche ein gutes Gelingen und viel Erfolg beim Hantieren mit dem Schlüssel.

Reinhardt Krätzig

EINLEITUNG

Die vertrauten Probleme entstehen, weil wir in immer gleicher Weise irgendwie falsch handeln. Wir kommen dauernd zu spät, machen alles viel gründlicher, als es eigentlich nötig wäre. Wir arbeiten zu viel oder zu wenig, haben dauernd schlechte Laune, können nie Abschalten oder geraten immer wieder in Streit mit dem Partner, den Kindern, Eltern oder Kollegen.

Neue Lösungen für vertraute Probleme – wieso braucht man das überhaupt? Warum verschwinden diese Probleme nicht von allein? Wir lernen alles Mögliche im Laufe unseres Lebens, wie fremde Sprachen, den Umgang mit neuer Technik und auch neue Weisen mit anderen umzugehen und wieso sollte es da nicht gelingen, an die eigenen Problemzonen heranzukommen. Wenn wir ein paarmal denselben Fehler gemacht haben, dann könnten wir es doch ändern - denken wir - und machen dann doch wie vorher weiter. Von allein passiert da gar nichts und wer es schon probiert hat, weiß, wie sehr sich die eigene Psyche wehrt.

Stress

Das hat etwas mit der Konstruktionsweise unseres Gehirns zu tun. Die unbewusste Psyche – die Instanz, welche die Hauptverantwortung für die Auswahl des jeweiligen Verhaltens trägt – kann nämlich nur dann Neues lernen, wenn sie nicht unter Stress steht. Immer wenn Stress herrscht, greift sie nur auf bekannte Muster zurück1 und das sind dann meist solche, die bereits in der Kindheit gelernt worden waren. Diese waren unter ganz anderen Bedingungen entstanden, passen jetzt einfach nicht mehr und erzeugen die vertrauten Probleme.

Um Neues zu lernen, müsste man zunächst stressfrei werden. Aber schon ganz subtiler, unterschwelliger Stress reicht aus, dieses Vorhaben zu vereiteln. Solcher Stress entsteht bereits, wenn durch das aktuelle Geschehen sensible Bereiche berührt werden, auch wenn das bewusst nicht registriert wird

Sensible Bereiche - Lebensthema

Was ist unter »sensiblen Bereichen« zu verstehen? Wenn ich Sie jetzt fragen würde, was so ein sensibler Bereich bei Ihrem Partner oder Ihrer Freundin ist, würden Sie vermutlich nicht lange überlegen müssen. Bei anderen lernen wir relativ schnell, welche Themen unser Gegenüber schnell unruhig werden lassen. Manche kennen auch die eigenen sensiblen Bereiche, viele aber nicht. Solche Stellen, auf die man ungern gestoßen wird, hat jeder Mensch. Wir bringen sie aus unserer Kindheit mit. Sie entstehen aus dem, was damals für unser Erleben nicht stimmte, zu viel oder zu wenig war. Auch wenn ich immer wieder Menschen begegne, die überzeugt sind, eine wunderbare Kindheit gehabt zu haben, kann man allein aus ihren Problemen ablesen, dass es da doch etwas gegeben haben muss. Ich bin überzeugt, dass jede Kindheit auch Belastungen mit sich bringt, einfach deshalb, weil Eltern eben auch nur Menschen sind und Menschen Grenzen haben und damit nur über eingeschränkte Möglichkeiten verfügen.

Jede Kindheit ist anders und deswegen ist das, was sich da bei einem als besondere Last herauskristallisiert, auch anders als bei jedem anderen. Das müssen keine massiven Traumata sein, wie Übergriffe, Prügeleien und ähnliches. Auch in einer insgesamt als gut erlebten Kindheit gibt es Lasten. Hier bleibt ein Kind mal zulange allein, dort schenken die Eltern nicht die notwendige Beachtung. Auch scheinbare Kleinigkeiten können von einem Kind als belastend erlebt oder einfach falsch interpretiert und der Ausgangspunkt für Denkweisen und Verhaltensmuster werden, die lebenslang erhalten bleiben. Bei einigen fehlte Anerkennung, emotionale Unterstützung, elterliche Begleitung oder einfach mal in Ruhe gelassen zu werden. Manchen fehlte ein Zuhörer, anderen Wertschätzung, liebevolles Miteinander oder …

Weil unser Gehirn so funktioniert wie es funktioniert, bleiben diese Themen erhalten. Das, was man als Kind so sehr vermisste, vermisst man auch noch als Erwachsener und versucht – meist unbewusst – immer noch, es zu finden.

So ein Thema hat jeder Mensch. Es geistert durch sein gesamtes Leben und wird dabei zur Ursache für belastende Verstrickungen, ungelöste Konflikte, Ängste, inneren Druck, Unruhe et cetera, kurz gesagt, für die meisten Probleme. Obwohl es eine so dominante Rolle spielt, ist den meisten Menschen ihr eigenes Thema - nennen wir es Lebensthema - vollkommen unbekannt.

Was nutzt uns dieses Wissen über die Verbindung zwischen den Gegenwartsproblemen und dem, was sich in der Kindheit als zentrales Thema herauskristallisiert hatte?

Der Schlüssel - eine positive Antwort auf das Lebensthema

Wir werden das nachher noch genauer herausarbeiten, an dieser Stelle sei schon mal benannt, dass der Schlüssel zur Psyche, mit dem wir hier operieren, eine positive Antwort auf das Lebensthema eines Menschen liefert. Die (meist) unbewusste Suche eines Menschen kommt mit Hilfe seines Schlüssels unmittelbar zu einem Ende. Damit hört von einem Moment auf den anderen der unterschwellige Stress auf, der bislang immer für das Aufrufen der alten Verhaltensmuster gesorgt hatte. Dadurch wird es jetzt möglich, Neues zu lernen und das betrifft auch die vertrauten, aber doch so störenden und belastenden Probleme.

Ein kleines Wunder mit tiefgehender Wirkung

Den eigenen Schlüssel zur Psyche zu finden, ist gar nicht so schwer. Man muss nur genau sein, weil er für jeden Menschen anders aussieht. Die Wirkung ist aber bei allen gleich faszinierend. Denn wenn man einen Schlüssel zur Psyche anwendet, geschieht etwas sehr Beeindruckendes, beinahe wie ein kleines Wunder. Von einem Moment auf den anderen entsteht ein gutes Gefühl. Man entspannt und erlebt innere Ruhe und Frieden. Der Schlüssel berührt seinen Nutzer offenbar an ganz zentraler Stelle.

Mit so einem Schlüssel kann man eine ganze Menge anstellen. So ziemlich alles, wobei einem ein gutes Gefühl und ein klarer Kopf helfen. Zum Beispiel Probleme am Arbeitsplatz angehen oder die aus der Partnerschaft. Aus diesem Schlüssel-Erleben heraus findet man leichter als sonst stimmige Lösungen. Manche Probleme werden auch gar nicht mehr als solche erlebt, weil eine gute innere Distanz entstanden ist. Auch wenn es darum geht, grundlegende Entscheidungen zu treffen oder wenn man nervende Begleiter wie ein Übergewicht oder das Rauchen los werden will, verschafft man sich mit dem Schlüssel zur Psyche eine andere Ausgangsposition.

Wer nun seinen Schlüssel gefunden hat und regelmäßig damit arbeitet – das erfordert nur wenige Minuten pro Tag – greift damit ziemlich tief in sein Leben ein, weil er direkt auf die Ursache der meisten Probleme im eigenen Leben einwirkt. Die eigene Psyche lernt dabei auch, das Problem erzeugende Verhalten nicht mehr anzuwenden. Die Psyche wird also neu programmiert.

Das Leben als Wandertheater

Bis hierher hatte ich nur von den kleinen »vertrauten Problemen« geredet. Solche Wiederholungen von negativen Ereignissen passieren aber nicht nur im Kleinen, sondern auch im Großen. Schaut man aus einer gewissen Distanz auf das Leben eines Menschen, dann sieht man, wie sich auch in größerem Maßstab die immer gleichen Abläufe wiederholen. So, als wäre das Leben ein Wandertheater. Auf ständig wechselnden Bühnen wird immer wieder dasselbe Stück inszeniert. Die Mitspieler und Statisten wechseln, aber der Hauptakteur bleibt, ebenso wie der Ablauf. Auch in großem Maßstab treffen wir auf das Lebensthema der betreffenden Person. Die Titel der »Theaterstücke« heißen: »Das wiederholte Scheitern«, »Die nicht erwiderte Liebe«, »Vergebliches Bemühen«, »Unbelohnte Leistung«, »Nicht gehört werden« oder »Nicht gesehen werden«, »Fehlende Wertschätzung« und vieles mehr. Es sind vor allem die negativen Aspekte des Seins, die sich offenbar in großer Penetranz immer wieder abspielen. Zeit, Ort und Umstände sind immer etwas anders, aber das Grundprinzip bleibt das gleiche.

Auch hier hilft der Schlüssel zur Psyche. Hat man es erst einmal geschafft, den kleinen Wiederholungen ein Ende zu bereiten, werden auch die großen bald versiegen.

An der Praxis orientiert

Das Buch liefert Ihnen einiges an Wissen, aber das vorrangige Ziel bleibt durchgängig, dass Sie zu Ihrem eigenen individuellen Problemlöse-Schlüssel kommen und auch lernen, wie Sie diesen anwenden.

Im folgenden Abschnitt geht es zunächst darum, wie Kindheitserfahrungen die Psyche beeinflussen und welche Auswirkungen das auf die erwachsene Person hat. Dieses Wissen soll Sie bei Ihrer Suche nach Ihrem Schlüssel unterstützen. Wenn Sie sich jetzt nicht damit auseinander setzen wollen, können Sie auch direkt mit dem Teil 2, ab Seite → fortfahren.

ALTE MUSTER, VERTRAUT UND UNGELIEBT

Der Schlüssel zur Psyche ist ein Gegenmittel gegen alte Verhaltensmuster. Wir verwenden ihn für die unangenehmen und unpassenden eigenen Verhaltensweisen und insbesondere für solche, in die man immer wieder hineingerät, gleich, ob man das will oder nicht. Verhalten ist ein komplexes Geschehen, in dem Begriff wird zusammengefasst, was ein Mensch gerade fühlt, denkt und handelt. Grundlegende Verhaltensweisen lernt ein Mensch in seiner Kindheit und wenn man wiederholt in ähnlicher Weise auf bestimmte Situationen reagiert, stammt die Vorlage für dieses Verhalten mit Sicherheit aus den eigenen frühen Jahren. Deshalb rede ich hier auch von »alten« Mustern. Dabei geht es mir hier nur um die alten Muster, mit denen man sich immer wieder in Probleme hineinreitet. Die anderen, aus der eigenen Kindheit stammenden Verhaltensweisen, mit denen man ganz gut fährt, habe ich hier nicht im Fokus.

Wurden Sie auch schon mal von Freunden oder gut meinenden Kollegen darauf hingewiesen, dass Sie eine bestimmte Weise zu reagieren doch besser mal verändern sollten oder mussten Sie gar erleben, wie sich Widersacher über Ihr Tun lustig machen, dann haben Sie hier vermutlich Hinweise auf genau solche alten Problemmuster bekommen. Diese sind also daran zu erkennen, dass sie einen selbst und meist auch die Menschen in der Umgebung belasten oder zumindest irritieren. Wenn man aber gerade in einem solchen Muster drinsteckt, merkt man zwar die Belastung, aber ahnt nicht im Geringsten, dass das jetzt kein gutes Muster ist. Man fühlt sich vielleicht nicht wohl, ist sauer, sieht sich mal wieder ungerecht behandelt und denkt, dass der eigene Zorn vollkommen angemessen ist. Man fühlt sich im Recht und das eigene Denken, Fühlen und Handeln erscheint einem vollkommen angemessen. Erst wenn man wieder »runter« gekommen ist und etwas innere Distanz hat, merkt man (vielleicht), dass hier irgendetwas nicht stimmte und, dass man selber wieder auf alten Schienen unterwegs war. Wirklich sichtbar werden alte Muster also erst rückblickend.

Wenn Sie Ihre Erinnerung durchforsten, können Sie Ihre eigenen alten Muster in allen Problemzonen Ihres Lebens erkennen. Sichtbar zum Beispiel in den Streits mit dem Partner, die mit immer anderem Auslöser in immer derselben Weise stattfinden oder in den Reibereien mit dem Kollegen, den Nachbarn, Bekannten oder anderen. Mit den eigenen Eltern verwickelt man sich endlos in die gleichen Gebinde, ebenso mit den Geschwistern oder den eigenen Kindern und der restlichen Verwandtschaft. Grundsätzlich können sich Probleme immer und überall zwischen beliebigen Menschen entfalten. Jeder macht es anders, jeder hat seine ganz eigene Weise, sich mit anderen zu verheddern, zu reiben und sich und anderen schlechte Laune zu bereiten und ist in dieser eigenen Weise auch immer gleichbleibend - im alten Muster.

Für alle anderen – insbesondere nicht betroffene Personen – sind diese Muster schnell erkennbar und es dauert nie lange, bis alle in der Umgebung die „Macken“ eines neu Hinzugekommenen kennen. An sich selbst kriegt man es nicht so schnell heraus, oft müssen erst andere einen darauf aufmerksam machen. Die meisten Menschen hören solche Hinweise aber nicht gerne. Viele erleben es als Schwäche, manche als Vorwurf, dass sie sich nicht genug unter Kontrolle haben. Lieber lenkt der Angesprochene den Fokus auf Andere und beklagt sich über deren Verhalten und wird versuchen zu belegen, dass er nur angemessen darauf reagiert hat. Dabei stimmt es zwar, dass das jeweilige Gegenüber auch seinen Teil zu den Reibereien beiträgt, aber wenn man sich nur mit den Fehlern, Unzulänglichkeiten oder schlechten Manieren anderer befasst, wird man nie herausbekommen, welchen Beitrag man selber an dem Geschehen hat und wird zukünftig immer wieder in dieselben Situationen geraten – zu sehen in den endlosen Wiederholungen der Konflikte. Stellen Sie sich jeden Konflikt wie ein Tischtennisspiel vor. Einer nach dem anderen schlägt den Ball und hält damit das Spiel aufrecht. Jeder hat seine Sichtweise, seine Argumente und meint, das Spiel zu gewinnen oder zumindest verhindern zu können, dass der andere gewinnt. Wenn nun einer aufhört, den Ball zu schlagen, weil er merkt, dass dieser Konflikt nicht sinnvoll ist und dass es hier nichts zu kämpfen gibt, wäre dieses Spiel sofort zu Ende. Vielleicht wäre das Gegenüber überrascht, vielleicht empört, würde provozieren und wieder anfangen wollen, aber wenn nur einer kämpfen will, gibt es keinen Zweikampf. Und wenn der Zweite seine neue Sicht auf die Situation dem noch aufgebrachten Ersten vermitteln kann, wird dieser vielleicht nach einer Weile ebenfalls zur Ruhe kommen.

Wenn Sie also etwas in Ihrem Leben verändern möchten, sollte zunächst die eigene Person im Fokus stehen - auch wenn es gerade die Muster von anderen sind, die als besonders belastend erlebt werden. Aber da man durch eine Veränderung des eigenen Verhaltens auch das Verhalten Anderer beeinflussen kann, ist dieser Ansatz auch für den Blick auf Andere interessant. Schauen Sie also zunächst nur auf sich selbst.

Sicher haben Sie auch schon mal versucht, aus einem eigenen ungeliebten Muster auszusteigen, haben vielleicht versucht, den Kollegen nicht mehr zu mobben oder sich umgekehrt nicht mobben zu lassen. Haben versucht, Ihren Partner oder die Partnerin mal so anzusprechen, dass er/sie sich nicht gleich provoziert fühlt und sofort beleidigt reagiert. Manchmal klappt das auch, aber meist sind die eigenen Muster doch bald wieder da und alles ist wie vorher. Insbesondere, wenn sich das Gegenüber überhaupt nicht bemüht, seinen Anteil am Ganzen zu mindern.

Verzweifeln Sie nicht, denn nichts ist so schwierig, wie das Aussteigen aus alten Mustern. Wieso eigentlich? Weil diese schon ein Leben lang verwendet werden. Man hat sie tausendfach geübt, sich also lange daran gewöhnt und sie laufen ganz von allein. Das, was man früher mit den Gleichaltrigen im Kindergarten probte, lebt man Jahre und Jahrzehnte später mit den Kollegen im Büro. Die Probleme, die man als Kind mit den Eltern hatte, inszeniert man später in seiner Partnerschaft und wenn welche da sind, auch mit den Kindern.

Na, haben Sie auch eine gute Kindheit gehabt?

Die Kindheit ist irgendwann vorbei, definitiv! Das, was darin gelaufen war, beeinflusst aber das gesamte weitere Leben. Ich habe den Eindruck, dass die meisten Menschen davon überzeugt sind, eine gute Kindheit gehabt zu haben. Sie sind sicher, dass es das Schicksal gut mit ihnen gemeint und sich das meiste gut gefügt hatte. Sie sind ebenso sicher, dass ihre gegenwärtigen Probleme, wegen denen sie in meine Praxis gekommen sind, überhaupt nichts mit ihrer Kindheit zu tun haben können, weil ja damals alles so wunderbar war. Wenn Sie dieses Buch durchgearbeitet haben, werden Sie vermutlich mit mir übereinstimmen, dass ihre Gegenwartsprobleme unmittelbar mit dem verknüpft sind, was in Ihrer Kindheit nicht so gut gelaufen war, aber wissen Sie das jetzt schon? Es geht mir nicht darum, den Leuten ihre gute Kindheit auszureden, ich möchte vielmehr die Aufmerksamkeit darauf lenken, dass die unangenehmen Aspekte der Kindheit eine überproportional große Bedeutung im Leben eines Erwachsenen haben. So groß, dass die meisten Probleme im Leben eines Erwachsenen daraus entstehen.

Ich bin überzeugt, dass keine Kindheit ohne Lasten verläuft. Manche haben mehr Glück als andere, aber alle müssen auch irgendetwas aushalten und müssen lernen, damit umzugehen. Hier muss einer damit leben, dass die Eltern keine Zeit haben, dort, dass sie einen überbehüten. Hier fehlt ein Elternteil, dort fehlt es an Liebe, an Aufmerksamkeit oder Körperlichkeit. Bei jedem ist es etwas anderes und jeder hat sein „Päckchen“ zu tragen. Warum muss man sich darüber Gedanken machen? Weil diese „Päckchen“ einen immensen Einfluss auf das gesamte spätere Leben haben. Denn Kinder passen sich zwar an so ziemlich alles an und lernen damit zu leben, gleichzeitig werden sie aber nicht müde, das, was in ihrem Leben fehlte oder unvollständig war, zu suchen. Diese Suche geht im Erwachsenenleben weiter und man braucht einem Menschen nur ein wenig zuzuhören, um zu erkennen, nach was diese Person sucht. Der Eine will, dass man ihn endlich ernst nimmt, der Andere will Beachtung, der Dritte möchte liebevolle Begleitung et cetera. Auch wenn wir alle ähnliche seelische Grundbedürfnisse haben, ist bei jedem ein Thema – das am meisten defizitäre – besonders herausgestellt. Auch wenn viele nicht wissen, wonach sie innerlich suchen, haben sie so ein Thema. Ich nenne es Lebensthema.

Die Kindheit insgesamt formt den Menschen, seine Persönlichkeit, sein Denken, sein Verhalten. Gute Erfahrungen sind viel wert und hinterlassen Spuren, aber belastende Erfahrungen haben offenbar einen besonderen Stellenwert. Die Unstimmigkeiten, die Mängel und Lasten, die in der Kindheit ertragen werden müssen, werden zu einem Zentrum der werdenden Persönlichkeit. Eines, um welches sich der Mensch in seinem Tun, seinem Verhalten und Denken immer wieder dreht. Das führt zu etlichen Problemen. Eines entsteht aus dem Umstand, dass die unbewusste Psyche immer wieder auf die, in den frühen Jahren entwickelten Verhaltensmuster zurückgreift. Damals sollten diese dazu dienen, mit den Belastungen klar zu kommen und damals hatten sie auch hin und wieder geholfen. Greift man aber als Erwachsener auf die alten Verhaltensmuster zurück, hilft das meist wenig. Vermutlich haben sogar die meisten Probleme des Alltages hier ihre Ursache. Warum das so ist, werde ich weiter unten noch ausführen. Ein Grund ist sicher, dass diese alten Muster einfach nicht mehr zur Lebenswelt der Erwachsenen passen.

Wenn man hier nicht eingreift, verändert sich nichts. Es bleibt so, meist lebenslang. Denn von allein verzichtet die Psyche nicht auf den Rückgriff auf diese, heute unpassenden Verhaltensmuster. Der Schlüssel zur Psyche, in dem es um dieses Buch geht, kann hier helfen. Er ist ein einfaches Mittel aus den alten Mustern auszusteigen. Mit diesen Mustern verschwinden auch viele Probleme und der verbleibende Rest lässt sich deutlich leichter lösen.

Keiner kann seine Vergangenheit verändern, aber fast jeder kann lernen, mit den Lasten der eigenen Geschichte anders umzugehen.

Was ist ein Schlüssel zur Psyche und was macht ihn so effektiv?

Ein Schlüssel ist ein Stück Metall, welches sich dadurch auszeichnet, dass es genau passt. Genau zu dem einen Schloss, zu dem es gehört und der dazugehörigen Tür. Nur mit einem passenden Schlüssel kann man etwas bewirken. Auch ein Schlüssel zur Psyche ist nichts kompliziertes, sondern ähnlich wie bei einem wirklichen Schlüssel geht es vor allem darum, dass er genau passt – zu der Psyche der Person, die ihn nutzen möchte. Ein Schlüssel zur Psyche sieht daher für jeden Menschen anders aus. Er ist an die individuellen Bedingungen dieser einen Person angepasst.

Ein Schlüssel zur Psyche ist eine kleine Szene. Ein kurzer Ablauf von Geschehnissen, die auf die betreffende Person eine sehr positive Wirkung haben. Oft sind es Erinnerungen, die dazu herangezogen werden, aber ebenso häufig sind es Fantasien oder eine Mischung aus Erinnerung und Fantasie. Die Szene wird vor dem inneren Auge abgespielt, mit der Absicht, sich für einen Moment emotional einzulassen und die positive Wirkung zumindest ansatzweise zu spüren – so als würde das Geschehen jetzt tatsächlich gerade ablaufen.

Die Inhalte der Szenen sind nicht beliebig. Sie werden sehr genau erarbeitet und in diesem Buch erfahren Sie wie das geht. Als Ausgangspunkt nimmt man eine Erinnerung an eine Problemsituation. Also einen Moment, in dem irgendetwas schief lief und das Geschehen eine seelische Belastung auslöste. Dabei ist es sehr verschieden, was als Last erlebt wird und auch, welche Gefühle dabei ausgelöst werden. Nehmen wir als harmloses Beispiel, den vor der Nase weggeschnappten Parkplatz. Der eine reagiert gekränkt, weil er nicht beachtet wurde, der andere wird sauer, wegen der Ungerechtigkeit, die er dabei sieht. Der dritte leidet, weil er schon wieder der Pechvogel ist, et cetera. Für manche ist es überhaupt kein Problem, sie sind längst auf der Suche nach dem nächsten Platz. Man muss also genau hinschauen.

Haben wir herausgefunden, worunter eine Person in der ausgewählten Problemsituation leidet, suchen wir zu genau dieser Belastung eine positive Lösung. Zum Beispiel mit der Frage: „wie hätte die Situation verlaufen müssen, damit Sie nicht darunter gelitten hätten?“ Eine andere Frage, abhängig von der Situation, sucht danach, wie eine schiefgelaufene Situation wieder zum Guten gewendet werden kann. Was müsste geschehen? Wer müsste auftauchen, was müsste er oder sie tun, etc. All das ist abhängig von der ausgewählten Problemsituation, der individuellen Belastung und kann nicht allgemein beantwortet werden - deswegen finden Sie auch viele Beispiele im Buch. Haben wir eine Antwort, suchen wir nach Erinnerungen, in denen genau diese positive Wendung geschehen war. Gibt es keine Erinnerungen, erfinden wir eine Lösung.

Der so heraus gearbeitete Schlüssel ist erst einmal nur eine sehr genaue, positive Antwort für ein einzelnes Problem. Braucht man nun für jedes weitere Problem einen weiteren Schlüssel? Nicht unbedingt, denn im Kern drehen sich die Probleme einer Person meist um dasselbe Thema – ihr Lebensthema2. Daher ist es dann auch nicht mehr so überraschend, dass man – gleich von welchem Problem man bei derselben Person ausgeht – oft zu einer im Kern sehr ähnlich lautenden Auflösung kommt. Das ist insbesondere der Fall, wenn man Lösungen für schwerwiegende Probleme sucht. Denn hier ist immer das Lebensthema berührt, sonst würde das Geschehen nicht so schwer wiegen. Der zu einer sehr belastenden Situation gefundene Schlüssel passt folglich auch als Schlüssel zu den meisten und vielleicht sogar zu allen anderen Problemen derselben Person. Deshalb spreche ich auch nicht von den Schlüsseln zur Psyche, sondern nur von dem einen Schlüssel. Der Schlüssel zur Psyche passt also zum Lebensthema, er ist eine positive Antwort darauf. Ein Mensch, der sich ein Leben lang nach liebevoller Begleitung sehnt, weil er davon zu wenig hatte, baut sich als Problemlösung demnach eine Schlüssel-Szene, in der er genau diese liebevolle Begleitung bekommt.

Die Wirkung einer in dieser Weise passenden Schlüssel-Szene ist faszinierend. Jeder, der sich auf diese Bilder einlassen kann, wird sofort innerlich tief berührt. Es entsteht Ruhe, Gelassenheit, Weite, innere Wärme oder im Einzelfall auch mal angenehme Kühle. Der Atem fließt leicht und das Leben fühlt sich ebenso leicht und vollkommen an. Für einen Moment erlebt diese Person inneren Frieden. Dieses Erleben ist selbstverständlich bei jedem etwas anders, aber in jedem Fall positiv.

Weiter oben wurde bereits angedeutet, wozu man diesen Schlüssel nutzen kann. Man kann damit Probleme aus allen Lebensbereichen angehen. Zum Beispiel die vom Arbeitsplatz oder die aus der Partnerschaft. Mit dem Schlüssel findet man leicht stimmige Lösungen. Man kann damit auch größere Herausforderungen besser meistern, wie zum Beispiel ein Übergewicht oder das Rauchen und auch für grundlegende Entscheidungen ist der eigene Schlüssel eine gute Basis. In meinem Buch „Abnehmen – mit dem Schlüssel zur Psyche“ habe ich aufgezeigt, wie man es damit schaffen kann, aus dem ewigen Gewichts-Jo-Jo endlich heraus zu kommen.

Der Schutzanzug-Effekt

Einen Effekt eines Schlüssels zur Psyche kann man vielleicht mit der Wirkung eines sehr speziellen Schutzanzuges vergleichen. Einen Overall, der Sie immun macht gegen die schlechten Launen von Chef, Kollege oder Partner. Der dafür sorgt, dass Sie innerlich in Frieden bleiben und der Stress von Anderen an Ihnen abprallt. Allerdings nicht so, dass sich Ihr Gegenüber dadurch provoziert fühlt und vielleicht noch mehr in Rage kommt. Sondern eher so, dass Ihre Ruhe und Gelassenheit Ihrem Gegenüber das Gefühl vermittelt, ernst genommen zu werden und er so ganz von allein besänftigt und beruhigt wird oder einfach nur aufhört mit den Provokationen.

Eine neue Kraftquelle

Ein schwieriges Miteinander im Privatleben oder im Beruf kostet viel Kraft. Junge Menschen stecken das noch leichter weg, aber jeder der jenseits der 30, der 40 oder noch älter ist, merkt sehr deutlich, was es an Energie kostet, wenn irgendwo im Leben ungelöste Konflikte oder schwierige Konstellationen andauern. Dann sehnt man sich danach, mal ohne innere Last zu sein, sich mal wieder vollkommen zu entspannen und sich wohl zu fühlen. Ein Schlüssel zur Psyche kann dieses Erleben wieder in Ihren Alltag bringen, auch wenn die gegebenen Probleme oder Konflikte noch da sind. Der Schlüssel ist so konstruiert, dass er definitiv ein gutes Gefühl erzeugt. Täte er dies nicht, wäre er nicht der passende Schlüssel zu Ihrer Psyche – er müsste erneut und diesmal genauer gesucht werden.

Ein Zugang zur Realität

Ein Schlüssel zur Psyche verschafft Ihnen augenblicklich einen anderen Zugang zur gegebenen Realität. Ein Mensch, der unter irgendetwas psychisch leidet, hat in diesem Moment keinen Zugang mehr zu den positiven Aspekten seiner Wirklichkeit. Vielmehr erlebt er alles negativ verzerrt und hält das für die Wahrheit. Erst wenn er aus einem Abstand heraus auf die belastete Situation zurückschaut, kann er seinen Irrtum erkennen.

Mit Ihrem Schlüssel zur Psyche gewinnen Sie in wenigen Momenten diesen Abstand zum aktuellen Geschehen und sind damit umgehend in der Lage, auch die positiven Möglichkeiten der Gegenwart zu erkennen. Sie kommen in einen guten Zustand und erleben die Welt sofort offener und freundlicher. Sie sehen mehr Möglichkeiten für sich, manche Probleme sind aus diesem Blickwinkel keine mehr und mit den verbleibenden können Sie leichter umgehen oder Lösungen dafür finden.

1 Im Theorieanhang, ab Seite 175 können Sie mehr darüber erfahren.

2 Eine detaillierte Begriffsklärung finden Sie auf Seite 48 im Teil 1, Abschnitt: »Lebensthema«

TEIL 1

WENN DIE EIGENE PSYCHE IM WEG STEHT

Mit dem Schlüssel zur Psyche wollen wir eine unbewusste Seite der eigenen Psyche erreichen und beeinflussen. Da unser Bewusstsein auch zur eigenen Psyche gehört, tritt hier also die Psyche gegen sich selbst an. Wieso sollte die eigene Psyche einem im Weg stehen? Was hätte sie für ein Interesse daran? Wie kann eine Seite der eigenen Person überhaupt etwas anderes wollen als andere Seiten? Warum das so ist und wie es zustande kommt, werde ich Ihnen im Wesentlichen im Theorieteil am Ende dieses Buches vermitteln. Hier folgt nur eine kurze Einführung, die Ihnen helfen soll, mit den praktischen Aufgaben im Abschnitt 2 leichter umzugehen.

Was ist die Psyche überhaupt?

Als Antwort auf die Frage, was die Psyche ist, soll an dieser Stelle genügen, dass »Psyche« für die Gesamtheit bewusster und unbewusster Vorgänge einschließlich der geistigen und intellektuellen Funktionen steht. Im Volksmund wird seit Langem das Innenleben oder auch Seelenleben als Psyche bezeichnet und dabei in Denken und Gefühlsleben unterteilt. Die Psyche umfasst das Denken, Fühlen, Wahrnehmen und die Art, wie diese Vorgänge erlebt und verarbeitet werden. Sie gibt einem Menschen Individualität, macht ihn unverwechselbar.

Die Rolle des bewussten Willens