Ein Paar sein und bleiben! Teil 2 - Reinhardt Krätzig - E-Book

Ein Paar sein und bleiben! Teil 2 E-Book

Reinhardt Krätzig

4,7

Beschreibung

Enttäuschte Erwartungen sind ein echter Beziehungskiller. Besonders problematisch wird es, wenn die unbewusste Psyche mitmischt und vom Partner auch noch das erwartet, was man in der Kindheit nicht bekommen hat. Das ist übrigens ganz normal, passiert in allen Beziehungen und versteckt sich in Beschwerden wie: "Nie hörst du mir zu", "Alles muss ich alleine machen", oder ähnlichem. Scheinbar geht es nur um ein Problem mit dem Partner, aber dahinter steckt mehr und das kann leicht zum Sprengstoff für die Beziehung werden. Die aus der Kindheit mitgebrachten Erwartungen haben mit den damals erfahrenen Mängeln und Lasten zu tun. Sie gefährden nicht nur die Partnerschaft, sondern beeinflussen unmerklich das gesamte Leben und stören auch an vielen anderen Stellen. Deshalb bezeichne ich diesen Komplex gerne als Lebensthema. Im Buch werden Sie darin angeleitet, Ihr eigenes Lebensthema zu erkennen und vor allem erfahren Sie, wie Sie es auflösen, also die damit verbundenen alten Wunden heilen können. Das geschieht mit dem "Schlüssel zur Psyche", einem "großen Werkzeug" aus der psychotherapeutischen Praxis. Damit kappen Sie die unbewusste Verbindung zur Kindheit und entbinden Ihren Beziehungspartner von der Rolle als Elternnachfolger. Dies hat eine tiefgehende positive Wirkung auf das Miteinander und zeigt auch in anderen Lebensbereichen einen guten Niederschlag. - Manches Problem im Miteinander ist sofort vorbei, wenn es den Beteiligten nur gelingt, innerlich zur Ruhe zu finden. Als Hilfsmittel hierfür finden Sie im Buch mehr als 20 kleine Techniken zum unmittelbaren Ausstieg aus einem belastenden Erleben, bzw. aus einem gestressten Zustand. - Jede Veränderung im Leben kann nur aufrecht erhalten werden, wenn aus dem neuen Verhalten Gewohnheiten werden. Deshalb erfahren Sie im Buch auch, wie man neue Gewohnheiten etabliert. - Ohne hinreichende Achtsamkeit nutzen einem alles Wissen und auch alle Fähigkeiten zur Selbststeuerung überhaupt nichts. Die Aufgabe besteht darin, rechtzeitig zu registrieren, dass etwas gerade in Schieflage gerät und möglichst sofort und effektiv zu reagieren. Deshalb gibt es auch einen Abschnitt, in dem Sie lernen, wie Sie Achtsamkeit und einen inneren Beobachter aufbauen. Das Buch ergänzt und erweitert den vor einigen Monaten erschienenen ersten Band. Zusammen mit der Feel-Free-Technik und den Anregungen und Informationen daraus sind Sie perfekt gerüstet, um eine gute Gegenwart zu schaffen - als Voraussetzung für eine gute Zukunft.

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INHALTSVERZEICHNIS

EINLEITUNG

TEIL 1 - DAS SOLLTEN SIE WISSEN

PAARE HABEN KONFLIKTE!

Unbewusste Steuerung

DIE BESONDERE ROLLE VON STRESS

Das Großhirn ist blockiert

AUS DEM STRESS AUSSTEIGEN

Drei einfache Techniken

STRESSURSACHE: LEBENSTHEMA

TEIL 2 - DAS EIGENE LEBENSTHEMA

SECHS ZUGÄNGE

Im Streit wird die Not benannt

Den Partner fragen

Allgemeine Aussagen über das eigene Leben

Schon wieder ... Sich wiederholende Probleme

Belastende Einzelereignisse

Eigene Wünsche

DAS LEBENSTHEMA DES PARTNERS

TEIL 3 - DER EIGENE SCHLÜSSEL

HILFSMITTEL: DIE SCHLÜSSELTABELLE

VON DER LÖSUNGSIDEE ZUM SCHLÜSSEL

Erinnern

Erfinden

DEN SCHLÜSSEL ERLEBEN

Gedanken

Gefühle

Körper

Genießen

Festigen - Links-Rechts-Stimulation

Test

MIT WIDERSTAND RECHNEN

Anregung oder Störung

Manchmal kommt man allein nicht weiter

DAS POSITIVE NUTZEN

KANN MAN DAS MESSEN?

DEN SCHLÜSSEL TRAINIEREN

Wenn es Ihnen gut geht

Wenn es Ihnen nicht so gut geht

DER SCHLÜSSEL DES PARTNERS

ERWEITERTE SCHLÜSSELERFAHRUNGEN

Entdecken, was schon da ist

Die Gegenwart neu etikettieren

WAS KOMMT NACH DEM SCHLÜSSEL?

Nicht alles auf den Partner richten!

TEIL 4 - GEWOHNHEITEN ENTWICKELN

Motivation

Druck

Drei Stufen: Auslöser, Gewohnheit, Belohnung..

TEIL 5 - 20 KLEINE TECHNIKEN

Kleine Techniken 1 - 10

Exkurs: Kleine Techniken - angepasst

Kleine Techniken 11 - 20

TEIL 6 - ACHTSAMKEIT UND INNERER BEOBACHTER

Das abendliche Protokoll

Die Aufmerksamkeit ausrichten

Auch mal für längere Zeit dranbleiben

Entspannt und gelassen üben

ÜBER DEN AUTOR

ALLE TABELLEN FÜR EIGENE NOTIZEN

LITERATURVERZEICHNIS

EINLEITUNG

Ein Paar sein und bleiben. Ist das noch aktuell? Schon seit vielen Jahren lässt sich eine Tendenz in eine ganz andere Richtung beobachten. Es gibt wohl keine Schulklasse mehr, in der keine Kinder aus Patchwork-Familien sind und in immer mehr Klassen sind die Patchworker schon in der Mehrzahl. Paare scheinen sich nur noch für kurze Zeit zusammen zu tun, mit einer hohen Bereitschaft, bald zum nächsten Kurzzeit-Partner weiter zu ziehen. Nur wenige scheinen zu ahnen, was sie ihren Kindern damit antun. Um sich zu einer psychisch stabilen Persönlichkeit entwickeln zu können, brauchen Kinder eine verlässliche Umgebung. Dazu gehören das stabile Wohnumfeld, die Freunde und zuallererst die eigenen Eltern. Viele der Menschen, die ich in meiner Praxis treffe, wurden nur zu Patienten, weil das Elternhaus nicht stabil war. Es gibt allerdings auch die, bei denen die Eltern zusammen geblieben waren, aber dieses Zusammenleben die Hölle war. Das Ziel heißt also nicht, um jeden Preis zusammen zu bleiben, sondern in einer stabilen, friedlichen, freundlichen und glücklichen Familie zusammen zu bleiben. Vielleicht haben viele der Patchwork-Eltern auch dieses Ziel vor Augen gehabt und haben angesichts scheinbar unlösbarer Probleme das kleinere Übel einer neuen Partnerschaft gewählt. Viele argumentieren: „Mir wäre ja auch lieber gewesen, wenn mein Kind mit beiden Eltern aufwachsen würde - aber doch nicht so!“

Das Hauptproblem liegt offenbar darin, die eigene Partnerschaft so zu stabilisieren und den Weg in ein gutes Miteinander zu finden, bevor es dazu zu spät ist und nur noch eine Flucht als Ausweg bleibt. Dafür möchte ich eine Lösung anbieten. Ich gebe Paaren ein Werkzeug in die Hand, mit dem sie sich aus dem alltäglichen Hick-Hack befreien, die eigene Partnerschaft befrieden und in ein langfristig stabiles und gutes Miteinander hineinfinden können. Das ist das erklärte Ziel dieses Buches. Wird es erreicht, dient das dann übrigens nicht nur den Kindern, sondern auch den Partnern selbst. Denn eine Zweierbeziehung hat ja nicht nur den Zweck, ein Rahmen für Kinder zu sein. Aus meiner Sicht ist sie auch eine großartige Möglichkeit zur persönlichen Weiterentwicklung beider Beteiligten.

Das wird sie aber nur, wenn es gelingt, das ewige Kreisen um die mitgebrachten Lebensthemen zu beenden. Was ist damit gemeint? Ich habe es schon in Band 1 behandelt, aber weil das Lebensthema so eine zentrale Bedeutung hat, werde ich auch in diesem Buch mit dem Begriff arbeiten. Nach meiner Definition entsteht ein Lebensthema aus den besonderen Belastungen, denen man als Kind ausgeliefert ist. So etwas hatten Sie nicht? Glauben Sie mir, jedes Kind muss im Laufe der ersten Jahre irgendeine Form von Belastung aushalten und jedes Kind erfährt dabei auch die eine oder andere seelische Blessur. Manche können sich erinnern, die meisten nicht, insbesondere, wenn die erlittenen Wunden relativ klein sind. Aber auch so manche große Wunde wird vergessen oder besser verdrängt und muss innerlich Platz machen für die Vision einer wunderbaren eigenen Kindheit.

In vielen Jahren psychotherapeutischer Arbeit habe ich gelernt, dass alle Probleme und Schwierigkeiten im Leben eines Erwachsenen und insbesondere Paarprobleme aus genau diesen alten seelischen Wunden heraus ihren Anfang nehmen.

Ein Grund dafür ist diese halbe Sekunde (500-600 ms) die vergeht bis unser Bewusstsein in die Verarbeitung einer im Gehirn ankommenden Information einbezogen wird. Berührt man eine heiße Herdplatte, hat man seine Hand längst zurückgezogen, bevor das Bewusstsein etwas von der Verletzung bemerkt. In dieser halben Sekunde arbeitet das Gehirn wie eine Suchmaschine im Internet. Vollkommen unbewusst werden Erinnerungen, Erfahrungen und Gefühle gesucht, die zu dem gerade stattfindenden Ereignis passen. Diese Suche muss zwangsläufig auf das zurückgreifen, was bereits abgespeichert ist, also auf frühere Erlebnisse. Weil das immer so ist, haben solche Erfahrungen die größte Bedeutung, die zuerst im Gehirn eingelagert wurden.

Deshalb sind auch im Leben eines Erwachsenen die Erfahrungen der Kindheit oft der innere Bezugspunkt und in schwierigen Momenten sind dies eben die belastenden Erfahrungen aus dem Damals. Vielleicht können Sie nachvollziehen, warum ich dafür den Begriff Lebensthema gewählt habe. Denn wenn man hier nicht verändernd eingreift, haben die alten Geschichten einen Einfluss auf das gesamte weitere Leben.

In der Partnerschaft zeigen sich Kindheitslasten beider Partner vor allem in den Erwartungen, die sie aneinander haben. Etwas vom anderen zu wollen und zu wünschen ist grundsätzlich okay, aber jede Beziehung wird überfordert, wenn der Partner all das bieten soll, was die Eltern nicht bieten konnten. Die meisten Alltagsprobleme im Miteinander entstehen aus dieser Verquickung von Gegenwart und Geschichte.

Kann man die eigene Geschichte hinter sich lassen, sind viele Probleme sofort verschwunden. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass das man sich um die alten Wunden kümmert und sich um Heilung bemüht. Die aus der Kindheit mitgebrachten Wünsche und Erwartungen müssen also ernstgenommen und erfüllt werden, allerdings nicht in erster Linie vom Partner.

Für manche klingt das jetzt vielleicht wie ein typischer Psycho-Ansatz, extrem aufwendig, umständlich und an den eigentlichen Gegenwarts-Paarproblemen weit vorbeigehend. Das ist es aber nicht.

Auf den im Buch vorgestellten Wegen ist es vielmehr recht einfach zu bewerkstelligen und es funktioniert auch. Obwohl es um Kindheitsthemen geht, muss man dazu nicht einmal in die Vergangenheit schauen. Alles, was man braucht, findet man in der Gegenwart, unter anderem genau da, wo es aktuell am meisten »brennt«, also in den Problemen, die man miteinander hat.

Auf den folgenden Seiten erfahren Sie im Detail wie das geht, wie Sie Ihr eigenes Lebensthema und die dazu gehörigen Erwartungen finden und wie Sie das Ganze auflösen können. Das notwendige Werkzeug dafür heißt »Schlüssel zur Psyche«. Warum ein so großer Name? Weil dieser Schlüssel so eine beeindruckende Wirkung entfalten kann. Jeder, der für einen Moment innerlich in seine Schlüsselszene eintaucht, erlebt sofort eine positive Veränderung. Es entstehen Ruhe, Frieden, Entlastung und Erleichterung. Für einen Augenblick tritt man heraus aus allen Belastungen und kann aus einem anderen Blickwinkel auf das eigene Leben und die gerade darin gegebenen Probleme schauen. Wenn man das öfter macht, also eine Weile mit dem eigenen Schlüssel zur Psyche übt und arbeitet, wirkt das wie ein Schutzanzug oder ein Abwehrschild. Das, was einen vorher »an die Decke« oder in die Verzweiflung getrieben hatte, lässt einen jetzt kalt. Es prallt ab und man kann jetzt ruhig und gelassen damit umgehen. Alte seelische Wunden werden unempfindlich, schließen sich und werden auch geheilt, selbst solche, die schon vor vielen Jahren entstanden waren und die seither Ihr Denken, Handeln und Fühlen jeden Tag beeinflusst hatten.

Hier ein kleiner Überblick über den Inhalt des Buches:

In Abschnitt 1 bekommen Sie das notwendige Hintergrundwissen mit auf den Weg. Die Informationen aus Band 1 werden aufgegriffen und erweitert. Sie erfahren, wie die Paarprobleme der Gegenwart mit psychischen Belastungen zusammenhängen, die sich viele Jahre früher ereignet hatten.

Für viele ist es vermutlich neu, zu erfahren, dass das hochgeschätzte eigene Bewusstsein genau dann nur eingeschränkt funktioniert, wenn man es gerade am meisten bräuchte, zum Beispiel dann, wenn sich gerade wieder einmal die Wolken am Beziehungshimmel verdunkelt haben. Das liegt daran, dass unsere Psyche unter Stress in einen anderen Verarbeitungsmodus umschaltet. Sie greift unter diesen Umständen zunächst auf vertraute Verhaltens-, Denk- und Fühlmuster zurück. Wir machen dann also das, was wir immer unter diesen spezifischen Umständen gemacht haben. Ist der Partner auf uns sauer, fühlen und verhalten wir uns so wie damals, als die Mutter oder der Vater auf uns sauer war.

Weil es der Stress ist, der uns in die alten Kind-Muster zurückwirft, beschäftigen wir uns noch etwas genauer mit Stress und wodurch dieser ausgelöst wird. In diesem Zusammenhang bekommen Sie auch schon erste, sogenannte kleine Techniken geliefert, um aus einem Stresszustand möglichst sofort aussteigen zu können.

Wer seinen Schlüssel finden will, sollte zumindest ahnen, worum sich sein Lebensthema dreht. In Abschnitt 2 kümmern wir uns detailliert um diese Aufgabe. Hier finden Sie sechs verschiedene Zugänge dazu, etliche Beispiele und Hilfestellungen.

Der Schlüssel zur Psyche ist die passgenaue Antwort auf das Lebensthema. In Abschnitt 3 erfahren Sie, wie Sie Ihren Schlüssel finden können. Diverse Zugänge werden angeboten und auch hier erleichtern viele Beispiele das Verständnis und Ihre Suche. Danach erfahren Sie, wie Sie Ihren Schlüssel anwenden und für sich im Alltag nutzen können.

Und man kann noch mehr tun. Da geht es zum einen darum, zu entdecken, wo das, was Ihnen Ihr Schlüssel bringt, in Ihrem Alltag bereits vorhanden ist, aber von Ihnen noch nicht wahrgenommen wurde. Darüber hinaus erfahren Sie, wie Sie Orte neu «etikettieren» und so dafür sorgen können, ganzsubtil immer wieder an Ihre positiven Schlüsselmomente erinnert zu werden.

Teil 4 könnte man vielleicht als weniger wichtigen Anhang verstehen, aber wer bereits versucht hat, etwas im eigenen Leben zu verändern, weiß, dass das nicht einfach ist. Denn Menschen können zwar sehr schnell Neues lernen, aber bleiben auf lange Sicht doch meist bei dem, was sie vorher bereits an Gewohnheiten entwickelt hatten. Der Raucher greift dann doch wieder zur Zigarette, der Übergewichtige zum Kuchen und der ewig unzufriedene Partner zeigt sich wieder unzufrieden und hat längst vergessen, seinen Schlüssel zur Psyche als Gegenmittel zu verwenden. Wirkliche Veränderungen treten nur ein, wenn man aus dem neu Gelernten neue Gewohnheiten geformt hat. In Teil 4 geht es darum, genau das zu tun.

Teil 5 ist eine Zugabe - und ich empfehle, auch schon vorher immer wieder mal dorthin zu blättern und sich die eine oder andere kleine Technik zum sofortigen Ausstieg aus einem Stresszustand zu Gemüte zu führen. Der Schlüssel zur Psyche ist eine »große« Technik, genau wie die »Feel-Free-Technik« aus Band 1, mit der Sie tief in die eigene Seele eingreifen und dort etwas gestalten können. Aber nicht immer hat man die Ruhe dafür oder die hinreichende Konzentration. Gerade auch am Anfang, wenn Sie sich das alles noch erarbeiten, helfen die in Teil 5 gebotenen »kleinen« Möglichkeiten zur Gefühlsverbesserung. Es sind Instant-Gefühl-Verbesserer. Devise: nicht darüber nachdenken, einfach tun.

In Teil 6 geht es um Achtsamkeit und darum einen inneren Beobachter zu installieren. Denn Selbstbeobachtung ist für alle kritischen Situationen im Miteinander wichtig. Nur, wenn Sie in der Lage sind, sich selbst immer wieder kritisch in den Fokus zu nehmen, wird es Ihnen gelingen gerade entstehende Konflikte rechtzeitig zu erkennen und angemessen einzugreifen.

Ich wünsche Ihnen eine interessante und fruchtbare Erfahrung. Möge das Buch Ihnen ermöglichen, sich selbst, Ihren Partner beziehungsweise Ihre Partnerin und auch Ihre Beziehung aus einem anderen Blickwinkel zu sehen und auf neue Weise damit umzugehen.

Bleiben Sie ein Paar!

Randbemerkung

Wie wäre es für Sie, daran mitzuwirken, dass dieses Buch noch besser wird und noch mehr Paaren dabei helfen kann, Ihre Beziehung zu retten und zusammen zu bleiben. Es ist ganz einfach. Wenn Ihnen an diesem Buch etwas nicht gefällt oder Sie entdecken, dass etwas Wesentliches fehlt, oder anders dargestellt werden müsste, schreiben Sie es mir. Dann kann ich Ihre Gedanken bei der nächsten Überarbeitung des Buches nutzen. Wenn es mir möglich ist, beantworte ich auch gerne Ihre Fragen. Schreiben Sie mir einfach eine E-Mail an: [email protected]

Wenn Ihnen der Text hilft und Sie meine Arbeit unterstützen möchten, gibt es noch eine andere Möglichkeit. Diese ist einfach und ungeheuer wirkungsvoll: Schreiben Sie eine kleine Stellungnahme oder einen Kommentar, zum Beispiel bei Amazon, Buch.de oder Ihrer anderen Lieblings-Buch-Webseite. Sie müssen keinen »Roman« schreiben, es darf auch ganz kurz sein, zum Beispiel: „Das hat mir geholfen“ oder: „Finde ich gut!“ Wenige Worte reichen!

Das geht übrigens auch, wenn Sie das Buch geschenkt bekommen oder nur als Leihgabe von der Freundin haben. Zumindest bei Amazon dürfen Sie einen Kommentar abgeben, auch wenn Sie das Buch dort nicht gekauft haben. Gehen Sie dazu auf die Seite des Buches bei Amazon. Der Rest ist ganz einfach. Klicken Sie auf die Kundenrezensionen und danach auf den Button »Kundenrezension verfassen«.

Gute Bewertungen und entsprechende Kommentare sind eine wunderbare Unterstützung.

Ihr Reinhardt Krätzig

TEIL 1 - DAS SOLLTEN SIE WISSEN

Auch im ersten Band von »Ein Paar sein und bleiben« gab es bereits einen Theorieteil. Der wird hier nicht wiederholt, aber einige Aspekte werden aufgegriffen und weiter vertieft, weil Sie einfach so wichtig sind.

PAARE HABEN KONFLIKTE!

Schauen Sie doch mal etwas genauer auf das, was Sie Ihrem Partner beziehungsweise Ihrer Partnerin vorwerfen, an ihm oder ihr kritisieren, als zu viel oder mangelhaft erleben. Fast jeder oder jede, der das tut, kann vermutlich erkennen, dass das, was hier zum Thema geworden ist, auch schon früher im eigenen Leben eine Bedeutung hatte. Das, was Sie am Gegenüber bemängeln, haben Sie auch schon vorher erlebt und vermutlich reichen Ihre Erinnerungen zurück in Zeiten, in denen die aktuelle Beziehung noch gar nicht bestand.

Nicht jeder kann sich sofort an seine Kindheit erinnern, aber da, wo das problemlos geht, lässt sich der rote Faden der Vorgeschichte bis zu dieser Zeit zurückverfolgen. Das gerade beklagte Leiden - unter zu wenig Beachtung, Mangel an Wertschätzung et cetera - ist also nicht erst in der Beziehung entstanden, sondern ist ein Import in die Beziehung - mitgebracht aus längst vergangenen Tagen. Dabei lässt sich beobachten, dass immer genau dann, wenn so ein mitgebrachtes Thema im Geschehen mitspielt, sehr schmerzhafte Krisen entstehen. Eigentlich banale Probleme werden dadurch zu Sprengstoff-Themen.

Wenn der Partner zum Beispiel seine Sachen nicht wegräumt, obwohl man schon mehrfach deutlich gemacht hat, dass es einem nicht gefällt, dass sein Zeug überall herumliegt, kann man das schnell auch als persönliche Missachtung übersetzen. Das stehengelassene Glas nimmt man dann persönlich. Meist geschieht so etwas nicht bewusst, sondern unbewusst. Das gebrauchte Glas auf dem Wohnzimmertisch wird unbewusst als fehlende Beachtung der eigenen Wünsche und damit als Kränkung erlebt. Genauso unbewusst schaltet das eigene Gehirn dann um und ohne es zu merken befindet man sich mitten in den kränkenden Erlebnissen der Kindheit. Wenn dann der Partner nicht sofort schuldbewusst das Glas wegräumt, sondern vielleicht noch über die Zwanghaftigkeit des anderen argumentiert, bestätigt er der eigenen Psyche, dass die heutige Welt genauso strukturiert ist wie die damalige. Die eigene Psyche nimmt sich noch mehr die Erlaubnis, die alten Erfahrungen als Bezugspunkt zu nehmen. In der Folge entsteht ein nicht mehr steuerbarer Streit. Im schlechtesten Fall kommt in einem der ganze Frust aus der Kindheit hoch und entlädt sich jetzt und hier. Natürlich erlebt das Gegenüber das als ungerecht und ungerechtfertigt und greift dann sehr schnell - für ihn/sie ebenfalls vollkommen unbemerkt - auf eigene entsprechende Kindheitserfahrungen zurück. Wenn es ganz schlecht läuft, sind beide dann intensiv dabei, einander die Fehler der eigenen Eltern vorzuwerfen und geraten dabei immer tiefer in die Auseinandersetzung.

Dabei ist es vollkommen egal,wie banal der Ausgangspunkt ist. Ob es um den ungeleerten Mülleimer, den offenen Toilettendeckel, den ungetätigten Einkauf oder ähnliche Kleinigkeiten geht, tatsächlich debattiert man - ohne es zu wissen - Fragen von grundsätzlicher Wichtigkeit. Solche wie: »bin ich wichtig?«, »bin ich liebenswert?«, »kann ich dir vertrauen?«, »vertraust du mir?« et cetera. Weil es um solche grundlegenden Fragen geht, kochen auch die Emotionen so hoch.

Keiner der Beteiligten weiß etwas von der unbewusst hinein gestrickten Kindheitsthematik. Aber weil Vergangenheit und Gegenwart so vermengt sind, werden die Angriffe des anderen als gegen die eigene Person gerichtet verstanden und als verletzend, ungerecht, unangemessen und ähnlich erlebt. Alles wird zum Treibstoff für eigene Angriffe beziehungsweise Verteidigung und zur Bestätigung, dass das eigene Handeln jetzt vollkommen angemessen ist. Dieser Prozess funktioniert in einer sich selbst verstärkenden Weise; je länger er abläuft, umso intensiver wird der Konflikt. So etwas kann sehr laut werden, aber auch ganz still ablaufen. Manche schlucken die Verletzungen herunter, manche schreien sie hinaus. Manche beenden in so einem Moment die Beziehung, bei anderen bröckelt zumindest ein Stück von der gegebenen Liebe ab.

Der Partner ist nicht die Ursache

In den letzten Sätzen steckt eine sehr wichtige Botschaft: Die gegenwärtigen Probleme entstehen nicht, weil Sie den falschen Partner gewählt haben oder beide unfähig sind, miteinander gut umzugehen oder Sie einander nicht wirklich lieben, sondern weil es irgendwann in der Vergangenheit nicht so gut gelaufen war und zwar bei beiden Beteiligten.

Die Beziehungsrealität des Paares liefert nur Stichworte, ist aber nicht die Ursache. Das Paar-Unglück wird von dem bestimmt, was beide an persönlichen Themen aus der Kindheit mitgebracht haben. Wenn man dies nicht weiß, hat man nicht die geringste Chance, aus den Problemkreisen herauszukommen. Sie werden sich immer weiter und immer in genau derselben Weise entfalten. Und mit jedem weiteren unangenehmen Ablauf wird die Liebe beiderseits wieder etwas mehr abgebaut, bis Sie sich vielleicht endgültig voneinander verabschieden.

Das muss aber nicht sein. Gegen diese Importe aus anderen Zeiten kann man etwas tun. Ein großartiges Mittel dafür bekommen Sie in diesem Buch. Es ist der Schlüssel zur Psyche.

Unbewusste Steuerung

Wieso spielen die Lasten der Kindheit auch noch Jahre später so eine bedeutende Rolle? In Band 1 wurde schon angedeutet, warum Themen und Lösungen der Kindheit bis ins Erwachsenenleben erhalten bleiben. Der wichtigste Grund ist ökonomischer Natur. Die Trägerin des Bewusstseins, die Großhirnrinde, braucht sehr viel Energie. Die unbewussten Systeme verbrauchen weniger. Für alles, was die Routine im Großhirn übersteigt, muss der Organismus neue Netzwerke anlegen, in Sekundenschnelle Botenstoffe und Signalkaskaden hochfahren und andere Körperfunktionen dafür drosseln. In einer schwierigen Prüfung versinkt alles um einen herum, die Füße werden kalt, die Hände klamm. Das Gehirn saugt alle Energie ab. Bewusstsein ist Luxus.

Um die Aktivität des Bewusstseins so gering wie nötig zu halten, arbeiten andere, tiefer liegende Instanzen und das so oft wie möglich. Wer einmal Fahrradfahren gelernt hat, verschwendet keinen Gedanken mehr an das Fahrrad oder seine Balance. Die unbewussten Routinen sind also sehr leistungsfähig und bevor das Bewusstsein überhaupt auf den Plan gerufen wird, wird gecheckt, ob es für die vorliegende Situation nicht schon Erfahrungswerte gibt. Wenn ja, werden diese herangezogen und das Bewusstsein wird nicht bemüht. Von diesem Geschehen bekommt das Bewusstsein nichts mit. Es ist allerdings so konstruiert, dass es meist in der Illusion lebt, selber Entscheidungsträger zu sein.

Die eigene Vergangenheit dient als Orientierung

Um Energie zu sparen, wird die Umgebung immer zunächst nach Bekanntem durchsucht. Wird Bekanntes entdeckt, wird auf die zu diesem Kontext bereits gespeicherten Erinnerungen zurückgegriffen und der Rest an Sinneseindrücken ignoriert. Die bereits vorhandenen Erinnerungen sind daher innere Orientierung und Maßstab für alles was kommt. Unser Gehirn hat eine sich selbst bestätigende Haltung und genau deshalb hat die Kindheit eine so zentrale Bedeutung für das weitere Leben. Denn am Anfang des Lebens ist der »Datenspeicher« für Lebenserfahrungen noch leer. Ab jetzt entstehen die Grundstrukturen der individuellen Psyche. Grundlegende Verhaltens- und Erlebensweisen werden geprägt, dabei haben auch vorgeburtliche Erfahrungen bereits einen Einfluss. Die ersten Erfahrungen haben eine vergleichbare Bedeutung wie beim Hausbau das Fundament für Größe und Form des späteren Hauses. Alles, was nachher errichtet wird, baut auf diesen Grundlagen auf.

Was ein Mensch in dieser Zeit lernt, hängt wesentlich von den Mitmenschen und der Lebenssituation ab. Am stärksten ist der Einfluss der Eltern beziehungsweise deren Ersatzpersonen und der Menschen, die zum nahen Lebensumfeld eines Kindes gehören. Genetische Ausstattung, körperliche Gegebenheiten und die herrschende Kultur sind ebenfalls wesentlich, aber inzwischen weiß man, dass Gene sehr viel plastischer sind als lange Zeit vermutet wurde; das macht den Einfluss der sozialen Bedingungen, etwa der persönlichen Eigenschaften der Eltern, umso bedeutender.

Die besondere Rolle von negativen, belastenden Erfahrungen

Belastende Erfahrungen in der Kindheit haben einen besonderen Stellenwert für die Lenkung durch die unbewusste Psyche. Das ist so, weil wir die Belastungen der Kindheit eben nicht einfach nur aushalten oder hinnehmen, sondern daraus auch etwas lernen. Belastungen der Kindheit sind Lernstoff, sie werden sehr genau betrachtet und ausgewertet. Jedes Kind fragt sich - mehr oder weniger bewusst - was diese Lasten denn für es selbst bedeuten. Es zieht daraus Schlussfolgerungen und probiert neue Verhaltensweisen aus. Alles, was sich bewährt, bleibt erhalten. Die Lasten der Kindheit erzeugen einen langen Schweif an Folgen, der sich bis hinein in das Erwachsenenleben auswirkt. Wenn jemand in der Kindheit zum Beispiel unter fehlender Zuwendung leidet, wird er auch als Erwachsener mit Sicherheit damit zu tun haben. Diese fehlende Zuwendung wird vom Kind als unangenehm erlebt und es wird versuchen, etwas dagegen zu tun. Vielleicht macht es auf sich aufmerksam, indem es besonders still, fleißig oder brav wird oder, wenn das nichts nutzt oder nicht in Frage kommt, wird es vielleicht besonders laut, schwierig oder anderweitig unangenehm auffällig. Es probiert vieles aus und wird das, was sich am besten bewährt, auch später immer wieder anwenden, wenn es darum geht, Zuwendung zu bekommen. Zu jedem Verhaltensmuster, welches ein Mensch lernt, gehören immer auch spezifische Weisen zu denken und zu fühlen. Vielleicht hat das Kind irgendwann »verstanden«, dass es die gewünschte Zuwendung deshalb nicht bekommt, weil es nicht gut genug ist und dazu passend wird es sich körperlich vielleicht etwas zusammenziehen, sich kleiner machen, den Kopf einziehen, mit leiser Stimme reden, nur wenig sagen oder ähnliches. Gleichzeitig wird es mit sehr viel Aufmerksamkeit die Menschen in seiner Umgebung betrachten, um zu erfahren, was es tun muss beziehungsweise wie es sein muss, um ihnen zu gefallen. Weil sich niemand gerne als nicht gut genug erlebt, wird es vielleicht die Wahrnehmung der eigenen Gefühle unterdrücken - dabei hilft bereits die auf die Umgebung gerichtete Aufmerksamkeit.

Gesamtpaket: Denken, Fühlen, Verhalten, Wahrnehmen

Wann immer das Kind in sein altes in der Kindheit gelerntes Verhaltensmuster hinein rutscht, werden alle Komponenten aktiv: Das Verhalten von damals (zum Beispiel: brav sein), das Denken über sich selbst (ich bin nicht gut genug), die Weise zu fühlen (eigene Belange weniger spüren) und auch die Weise, sich auf andere zu beziehen (besonders aufmerksam sein). Weil es in unserem Gehirn so läuft, dass alles als umso wichtiger eingeordnet wird, je öfter es aufgerufen wird, führt dies dazu, dass dieses einmal gelernte Verhalten auch noch viele Jahre später sehr schnell aufgerufen wird und unverändert abläuft.

Unsere Psyche ist von ihrer Konstruktion her also konservativ, einmal Gelerntes kann für das ganze Leben innere Leitlinie bleiben. Deshalb verändern sich die Eigenarten eines Menschen in ihrer grundsätzlichen Erscheinung im Laufe des Lebens kaum. Ein ängstlicher Mensch bleibt ein ängstlicher Mensch, und wer einmal lernt, dass sein Platz nicht sicher ist, wird sich wahrscheinlich immer unsicher fühlen.

Scheinlösungen

Die Lösungen, die von Kindern als Antwort auf die Belastungen ihrer Lebenswelt gefunden werden, sind keine echten Lösungen. Kein Kind kann schwierige Bedingungen in der Ursprungsfamilie beseitigen oder einen wesentlichen Mangel im Beziehungsgefüge durch sein Tun auflösen! Damit meine ich jedoch ausdrücklich nur jene Lösungsversuche, die das Kind selber unternimmt. Lösungen, die von den beteiligten Erwachsenen ausgehen, haben ein ganz anderes Potenzial. Macht ein Elternteil beispielsweise eine Psychotherapie oder treten ganz neue (für das Kind von Herzen offene und zur Liebe fähige) Menschen in das Leben des Kindes, kann dies die Lebensbedingungen in der Familie so verändern, dass der bisherige Mangel nicht mehr existiert. Damit wird all das, was der Mangel bislang an Überzeugungen und Verhaltensweisen ausgelöst hat, nun von neuen, »gesünderen« Erfahrungen überlagert. Obwohl ich gegen voreilige Trennungen bin, insbesondere bei Paaren mit Kindern, kann ein neuer Ersatzvater unter Umständen ein besserer »Vater« sein, ebenso wie eine neue Partnerin eine bessere »Mutter«.

Bleiben die Kinder bei ihrer Suche nach Lösungen jedoch jahrelang auf sich allein gestellt, können sie mit ihren Mitteln allenfalls für Schmerzlinderung sorgen. Die Muster und Überzeugungen, die aus der Lösungssuche hervorgegangen sind, können den gegebenen Mangel nur erträglich machen.

Die Not bleibt erhalten

Wenn sich in der Lebenswelt des Kindes nichts entscheidend zum Positiven wandelt, bleibt die vorhandene Not also erhalten. Weil aber meist Bedürfnisse betroffen sind, die unverzichtbar sind, wird das Kind weiter nach einer Lösung suchen.