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„…wer´s übersteht, der is fein heraus; denn es kommt hintnan, eine glückliche lange Zeit.“ (Alois Irlmaier) Nichts ist, wie es scheint! Wir erleben den merkwürdigen Zerfall unserer Welt und könnten in Ratlosigkeit versinken. Jedoch schenken aus der Zukunft geholte prophetische Bilder Zuversicht. Die Seher Europas sahen ein Chaos in ferner Zeit, die sehr wahrscheinlich die unsrige ist. Sie sahen aber auch, dass nach einem gewaltigen kriegerischen Umbruch eine Friedenszeit anbrechen soll. Das schenkt Hoffnung und Vertrauen. Klassische Seher wie Alois Irlmaier, der Mühlhiasl oder Nostradamus erkannten den Umbruch, vor dem wir jetzt stehen. Die Menschen, heißt es, sollen danach zufriedener und bescheidener leben, Deutschland sogar eine besondere Rolle spielen: als Friedensvermittler und ordnende Kraft. Wie soll die Rolle Deutschlands nach diesem Umbruch sein? Es ist derzeit ein ohnmächtiges Land. Doch von diesem Land soll, so die europäische Prophetie, eine völkerverbindende Kraft ausgehen. Das schenkt Gelassenheit. Richard Schwarz lässt in seinem Buch ein Panoptikum der Prophezeiungen für Europa entstehen, vergleicht sie punktuell mit der politischen Realität, jedoch stets mit dem Blick auf das gute Ende. Das hellseherisch geschaute Menschheitsschicksal ist auch sein eigenes. Leicht wird´s nicht, notwendig scheint es zu sein und gut wird´s allemal!
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Seitenzahl: 792
Veröffentlichungsjahr: 2024
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1. Auflage September 2024
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Richard Schwarz
NEUZEIT
CHRONIK DER ZUKUNFT
Europäische Prophetie, Irlmaier, Mühlhiasl, der große kommende Umbruch und die gute Zeit danach…
OSIRIS
VERLAG
Allen, die mir halfen, sei gedankt.
Für Lothar
„Halt! Bleiben Sie stehen und hören Sie, was für eine erstaunliche Geschichte.
Ich weiß nicht mal, mit welchem Ende ich anfangen soll.
Es ist einfach unwahrscheinlich.“
(Daniil Charms)
Cover
Impressum
Titel
Widmung
Inhaltsverzeichnis
Den Anker auswerfen!
Deutschland heute
Das Kettenkarussell
Budenzauber
Der Wendehammer
Der Schlüssel
Der Gipfelblick
Die Talsohle
Die großen braunen Augen
Das Notenblatt
Der Weltklang
Die Fähre
Der Schöne und der Greis
Die Ostemacht
Dein Kampf
Die Bilderwelt der Seher
Der Schnitt
Das Labor
Berge
Weitere Zutaten
Diamanten
Macht und Ohnmacht
Die Bilderflut
Die Führung
Die Welt in der Luft
Der Auftrag
Auch du!
Wunderkinder
Ein Lebenslauf
Die Abwehr
Am Rand
Die Krise
Das Chaos der Daten
Die Absage
Der Trichter
Zeichensprache
Die Checkliste
Wichtig – unwichtig
Die Kirschblüte
Das Wunder
Menschliche Systeme
Das Zahlenwerk
Der Blutzoll
Unmenschlich
Die Menschenströme
Die Höllenfahrt der Kirche
Der Sturm
Gloria olivae
Zugkräfte
Die Flucht
Fátima
Der allerchristlichste Hirte
Der große Monarch
Ein falscher Hase?
Ewiges Licht
Hasch mich, ich bin der König!
Zeichensprache
Die Königin und die Lilie
Die olle Hure
Goldenes Prag
Der Dolch
Der Hafer sticht
Balalaika
Der russische Adler
Das Nebelland
Das Birkenbäumchen
Der Komet
Feuer frei!
Ballspiele
Die Ohrfeige
Die Kerze brennt
Die Finsternis als Schutz
Deutschland
Leicht paradiesisch: Die erste Neuzeit
Die brüchigen Übergänge
Das erblühte Land
Die deutsche Bühne
Was ist deutsch?
Die warme Dusche
Vom richtigen Zeitpunkt
Der Verrat
Der verlorene Prinz
Zur Freiheit
Indien
In der Feme
Der Kashi Vishwanath Korridor
Satya Sai Baba
Der Schlussstein
Ausklang
Literaturangaben (Auswahl), weiterführende Links, empfohlene Literatur
Selbstdarstellung
Seit der Krimkrise 2014 stehen wir in einem sich ausweitenden Krieg, der Europa und vor allem Deutschland bedroht. Mittlerweile fordert die deutsche Politik die Wehrpflicht und eine Kriegstüchtigkeit.
Daher ist es ratsam, sich einmal die Vorhersagen der Hellseher vorzunehmen, die genau jene Zustände beschrieben haben, die wir zunehmend erleben und aushalten dürfen. Ein dritter Krieg ist auf deutschem Boden prophezeit.
Das Verblüffende ist jedoch: Wer sich einliest, entdeckt, dass es nicht um einen vorhergesagten kurzen, nicht-atomaren Krieg auf deutschem Boden geht! Vielmehr weisen all die Seher auf die spirituelle Dimension hin. Sie zeichnen eine positive Zukunftsvision, was anscheinend ausnahmslos alle Seher aufzeigen.
Bevor jedoch eine bessere Zeit beginnen kann, muss erst das geschehen, was der Mühlhiasl, der bekannteste Seher aus dem Bayerischen Wald, um 1800 sagt: Es muss „abgeräumt“ werden! Zu korrupt, zu bösartig, zu verlogen ist das, was uns zugemutet wird! Es fehlen Frieden, Großzügigkeit und Bescheidenheit. Es fehlt das Gute.
Jünger als der Mühlhiasl war der stille Knecht Sepp Wudy. Um 1910 schrieb sein Bauer die Vorhersagen des Knechts auf, der gar nicht so recht begriff, was er sah.
„Mit dem Glauben“, meint er, „geht es bergab, und alles wird verdreht. Kennt sich keiner mehr aus. Die Oberen glauben schon gar nichts mehr, die kleinen Leut werden irre gemacht.“1
Kann man das sagen? Wir werden irre gemacht?
Wie geht es nur weiter? Lässt sich das genau sagen? Was ist das Geheimnis dieser Zeit? Wie lauten die Zukunftsperspektiven der Hellseher?
Auf solche Fragen geht das vorliegende Lesebuch ein, das sich an Leser ohne Vorkenntnisse wendet. Es führt allmählich in das Spiegellabyrinth der Vorhersagen. Um allerdings die Dimension der Weissagungen zu erfassen, ist es nötig, sich dem Thema logisch, aber auch mit Bauchgefühl und Schritt für Schritt zu nähern. Dem besseren Verständnis und dem Abgleich dienen kurze politische, theologische und historische Betrachtungen. Die ausgewählten Vorhersagen reichen bis in die 1970er Jahre.
Dieses Buch ist aber vielleicht auch interessant für Kenner der Prophetie, die womöglich von Details überrascht werden, die der Bayer Alois Irlmaier, die Bulgarin Baba Wanga, der Norweger Anton Johansson, der italienische Kapuziner Pater Pio, der Franzose Père Pel und andere beschreiben.
Das Faszinierende ist doch, dass die wesentlichen Aussagen der Seher schnell zu erfassen sind, während ihre Deutung bis in die Einzelheiten und auf der spirituell-metaphysischen Ebene gar nicht enden will. Noch dazu gilt es, nicht in Spekulationen abzudriften. Es gibt immer was zu entdecken! Und die Zeit schreitet voran…
Es sind schließlich ein paar Dutzend Seher, darunter die recht große Zahl an katholischen Hellsichtigen, die erkannten, dass nach einem kurzen Krieg die Menschen zufriedener, gläubiger und friedlicher leben würden, wenngleich ärmer.
Dient vielleicht das „Böse“ dem Guten? Wissen die höchsten Kreise, was sie da anrichten? Wissen die Angehörigen der Elite sogar um die bevorstehende Zukunft? Höchstwahrscheinlich ja.
Das Böse will jedoch zuerst einmal dem Bösen dienen, dem Guten gewiss nur versehentlich nebenbei. Denn die Versuche, für eine lebenswerte gerechte Welt einzutreten, scheiterten bisher. Ermordet wurden im Jahr 1805 nicht nur Friedrich Schiller, sondern seitdem so gut wie jede Führungskraft, die sich um Gerechtigkeit und Frieden bemühte und wichtige Veränderungen hätte anstoßen können. Die geopolitischen, historischen und wirtschaftlichen Entwicklungen werfen die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt auf. Mit dem Blick auf die Prophetie lässt sich aber sagen: Die Zeit war nicht reif – sie kommt jedoch bald!
Der Spielort dieses Buches, wo Geschichte aufeinander geschichtet liegt, als wären es die Schichten einer Prinzregententorte, ist das kleine wie aparte München, eine Stadt der Macher. Hier bündeln sich bundesdeutsche Dekadenz, die lachende Ahnungslosigkeit der wohlhabenden Mittel- und Oberschicht, die vergangenen Zeiten mit den Wittelsbacher Herzögen und Adolf Hitler.
In München spiegelt sich die Gegenwart mit einer Sicherheitskonferenz, auf der Kriege besprochen werden. Reiche und Arme wohnen hier, Türken, Deutsche, Ukrainer, irakische Kurden. Hier gibt es Demonstrationen für den Frieden und gegen rechts – was immer „rechts“ sein mag. Hier hören friedenswillige Bürger die Beleidigungen eines abgefeimten Bundeskanzlers auf einer Wahlkampfveranstaltung. Dieses Buch ist auch eine Art Reportage.
Deutschland scheitert auch in München.
Die rheinländische Seherin Buchela (1899-1986), die Bonner Politikern, darunter auch Konrad Adenauer, die Zukunft vorhersagte, wollte von Politikern nicht von Menschen, vielmehr von „Lebewesen“2 sprechen.
Allerdings verlässt das Buch diesen Spielort nach einer Weile und taucht in die Szenarien der Zukunft ein. Sie sind genauer zu erörtern und kritisch zu hinterfragen, gerade auch die Rolle von Deutschland, welches nach dieser Katastrophe einen wundersamen Aufstieg der Völkerverständigung erleben soll.
Es geht also gerade nicht um Schwarzmalerei. Alois Irlmaier (1894-1959), Deutschlands bekanntester Seher, ist keineswegs ein „Prophet der Finsternis“, wie es ein Buchtitel fälschlich und auflagenfördernd behauptet! Gerade Irlmaier betont den guten Ausgang und nennt faszinierende Einzelheiten.
Dieses riesige Theaterstück, in dem wir uns befinden, lässt sich übrigens auch mit Humor betrachten. Es ist eine Commedia. Es gibt keinen Grund zur Sorge! Was wir brauchen, sind Vertrauen, innere Stärke und Spiritualität, d.h. eine Beziehung zu Gott und zu mir selbst. Auf diese Weise sind wir geschützt.
Unweigerlich gehen wir damit in ein Auswahlverfahren hinein. Wer bleibt bei sich? Wer behält die unerschütterliche Hoffnung? Natürlich sind die Machenschaften zu begreifen. Ist das erfolgt, so braucht es den gesunden inneren Sicherheitsabstand. So lässt sich dieses Purgatorio, dieses Fegefeuer, überstehen, dem anscheinend jeder ausgesetzt werden wird.
Die Engel steigen danach herab, heißt es. Kinder leuchten in die Welt, und die Erde erneuert ihr Angesicht. Deutschland wird ein wenig zu einem Paradiso umgestaltet.
Wir leben in einer aufregenden und segensreichen Zeit!
Viele Fragen tauchen auf – nicht alle lassen sich beantworten, auch nicht in diesem Buch. Manche Überlegungen provozieren.
Prophetie ist ein Thema, das Jahre an Arbeit einfordert, weil es viele Felder umfasst: Politik, Geschichte, Theologie, Sprachwissenschaft, Esoterik, … Insbesondere geht es um das Denken im Grenzbereich: Denn Schulwissen reicht nicht aus, herkömmliche Fachliteratur nur zum Teil.
Allein die Tatsache, dass Menschen die Gabe besitzen, hellsichtig in die Zukunft zu blicken, verschiebt den Blick auf die Welt. Vom Menschenbild der Moderne, welches die Freiheit der eigenen Entscheidung heiligt, bleibt wenig übrig. Wir sind viel stärker in kollektive Prozesse verbunden, als es wirkt. Ein anderes uraltes Menschenbild erscheint, wenn man bis an die Grenze denkt und Hellsichtigkeit als seltene Fähigkeit des Menschen akzeptiert. Die Zukunft und die geistige Welt geraten wie selbstverständlich mit diesem Thema in den Blick. Die beunruhigende Gegenwart verliert ihren Fluch.
Es geht mit Prophetie darum, einen Anker in die Zukunft zu werfen. Jede Frage zu diesem Thema ist wie eine Faser des Taus, das den Anker hält. Wir flechten die Fragen und finden die Antworten.
Ankern wir im Morgen.
Die Maximilianstraße ist die Prachtstraße Münchens.
Die Straßenbahn fährt beim Landtag am Maximilianeum rasch und leise über die Isar und rauscht mit mäßigem Tempo auf dieser Prachtstraße vorbei am Hotel „Vier Jahreszeiten“. Dann weitet sich die Straße und die Straßenbahn – in München „Tram“ genannt –, schneidet den freien und baumlosen Opernplatz.
Es ist ein warmer sonniger Tag, ein Feiertag, und nur die Tram stört die Ruhe der Altstadt. Es ist der Tag der deutschen Einheit, der 3. Oktober 2023. Die Ruhe des Feiertags wird gestört, denn es laufen auf dieser Straße Tausende von Demonstranten mit ihren Plakaten und Trillerpfeifen. Sie fordern bei schönstem Wetter den Frieden im ukrainisch-russischen Krieg, einem Gemetzel im Osten Europas, während an diesem Tag das Oktoberfest mit 7,2 Millionen Besuchern und 6,5 Millionen getrunkenen Litern Bier endet – ein Gemetzel für über 150 Ochsen und weit über 400.000 Hähnchen.
Damen und Herren in schwarzer Garderobe besteigen für eine Nachmittagsvorstellung die Freitreppe der Oper und schauen herab auf den langen Zug. Die Sonne scheint auf die meist schwarz gekleideten Besucher, die winzig vor den mächtigen hellen griechischen Säulen wirken, welche dem klassizistischen Bau eine tempelartige Würde geben.
Stell dir vor, es ist Krieg, und du gehst in die Oper! Noch nie hat es auf der Wiesn so viele Besucher gegeben!
Nach dem großzügigen Platz wird die Straße wieder eng. Quietschend und behutsam fährt jetzt die Tram über Kopfsteinpflaster um die Kurve, so langsam, geradezu unbeholfen, dass sie an dieser Stelle wie ein Überbleibsel aus alter Zeit wirkt. Erschienen Damen in langen Röcken und Herren mit Hüten und Spazierstöcken aus einem Nebel der Zeit, so würde es nicht verwundern.
Die Tram biegt rumpelnd zum Promenadeplatz ein und fährt langsam geradeaus am Bayerischen Hof vorbei, wo seit 1963 die „Münchner Sicherheitskonferenz“ tagt, auf der man über Krieg und Frieden spricht. Der Zug der Demonstranten, von Trommlern begleitet, ist auch hier vorübergezogen.
Russland wurde im Jahre 2023 nicht zur Konferenz eingeladen, da es die Alleinschuld trage am Ukraine-Krieg. Der ukrainische Präsident Selenskyj hatte ein Jahr zuvor, am 17. Februar 2022, in einer Rede die volle Unterstützung für sein Land gefordert, da Russland 150.000 Soldaten an seiner Grenze habe aufmarschieren lassen und die Ukraine seit der Krim-Krise 2014 das Schutzschild Europas sei.
Seit 2014 hatten jedoch Tausende Zivilisten zwischen Donezk und Charkow in diesem stillen Krieg bereits ihren Tod gefunden, getötet vom ukrainischen Militär.
Wenige Tage danach, am 24. Februar 2022, drang die russische Armee in die Ukraine ein, um die russischsprachigen Ostgebiete dem ukrainischen Zugriff zu entziehen und um einen raschen Waffenstillstand zu erzielen, der im März 2022 in Istanbul ausgehandelt – wegen britischer Intervention aber zurückgewiesen wurde. Seitdem sterben die Soldaten an der Front.
Die geforderten Sicherheitsgarantien der Russen, wozu die Neutralität der Ukraine und das Ende der NATO-Osterweiterung zählen sollten, hatten zuvor die USA im Dezember 2021 endgültig abgelehnt. Es war das Ende der Diplomatie, die aber seit dem Maidan-Putsch 2014 immer weniger gegriffen hatte.
Die Minsker Gespräche zwischen Russland, Frankreich, Deutschland und der Ukraine verzögerten die Kämpfe und gaben der neuen nationalistischen Regierung die Zeit, um sich auf den Krieg gegen Russland vorbereiten zu können, welcher den Europäern schaden und den Amerikanern nutzen würde. Die damaligen Regierungschefs, der Franzose François Hollande und Angela Merkel, gaben später diesen Betrug in aller Öffentlichkeit zu.
„Die eigentlichen Schuldigen des Krieges“, meint der Journalist Lucas Leiroz, „sind die Neonazis in Kiew und ihre Sponsoren in Washington. Genau wie Russland ist Europa nur ein Opfer der Kriegspläne der NATO – aber im Gegensatz zu Russland hat die Europäische Union die amerikanischen Ränkespiele einfach passiv hingenommen und sogar beschlossen, diese zu unterstützen.“3
Medien und Politiker wie auch der ukrainische Präsident erzählten an diesem Tag jedoch, am 17. Februar 2022 im „Bayerischen Hof“, dass die Ukraine ihre Freiheit gegen russische Imperialisten verteidige.
Erst mit diesem Krieg hat ein rätselhafter Satz von Alois Irlmaier an Klarheit gewonnen, ein Satz von Deutschlands bekanntestem Seher (1894-1959), veröffentlicht bereits 1945 im so genannten Kuriertext:
„Ein Räuberfürst im Süden wird gegen Russland antreten und großen Schaden machen.“4
Und tatsächlich: Noch an eben diesem Februartag im Jahr 2022 trat der ukrainische Präsident in München mit Anzug und Krawatte auf – mit schmerzlich hochgezogenen Augenbrauen, für sein Land um Schutz bittend, das Leid seines Landes beklagend.
Seit Beginn des Krieges trägt Selenskyj jedoch nur noch einen olivgrünen Pullover mit Bart. Er ist ein Held der Nation. Er ist der Besitzer von einigen Villen weltweit, der im ersten Kriegsjahr mit seiner Frau vom Luxus-Modemagazin Vogue fotografiert wurde.
Der gelernte Schauspieler und Komiker tritt als „Räuberfürst“ auf, der im „Süden“ herrscht, was Alois Irlmaier, von Bayern aus gesehen, unklar schaute. Wer kann aber als Anführer eines schwachen Landes gegen Russland, ein riesiges Land mit modernsten Waffen, „antreten“ und kämpfen, wenn er nicht um Gönner und Händler im Hintergrund weiß, die ihm Geld und Waffen liefern?
Selenskyj hat das jungenhafte Gesicht mit den freundlich-kindlichen Augen verloren; sie liegen tief in den Höhlen. Der Mann ist rasch gealtert, aufgedunsen und schlecht gelaunt.5
Nur 300 Meter trennen den Bayerischen Hof vom Marienplatz, dem größten Platz in der Altstadt Münchens, überragt vom neogotischen Neuen Rathaus mit dem Glockenspiel im Turm. Es läutet mit seinem blechernen Kling-Klang täglich im Sommer um 11, 12 und 17 Uhr. Amerikaner, Schulklassen und Japaner sehen die sich drehenden Figuren an. Die Touristen fotografieren und filmen mit hoch gehaltenen Handys den nachgestellten Schäffler-Tanz. Die Schäffler, die „Fassmacher“, sollen 1517 die ersten gewesen sein, die nach der Pest die Häuser verlassen hatten und mit ihrem Zunfttanz die Bewohner der kleinen Stadt wieder zum Leben ermunterten.
Nach der Corona-Pandemie im Frühjahr 2023 tanzte keiner – aber die Pest war eine Seuche, an der die Menschen in Massen starben. Sie war ein Hygiene-Problem – Corona ein repressives Theater, eine weltweite Marketingkampagne.
Was sagen die Seher zu Corona? Beinahe nichts.
Der Zwang, in Deutschland eine medizinische Maske tragen zu müssen, was Seher leicht hätten schauen können, spiegelt sich nur vielleicht in den Worten hellsichtiger Menschen wider. Deutschland ging mit Hausarrest, Aussonderung und Polizeigewalt voran, viele Länder nicht. Corona war ein Welt-Phänomen, gewiss, aber nur für einen geschichtlichen Hauch.
Sprach eine böhmische Flüchtlingsfrau um 1945 von dieser Pandemie?
„Unbekannte Krankheiten werden kommen“, meinte sie.6
Auch Alois Irlmaier sagte:
„Seuchen werden sein, die niemand kennt und helfen kann. In Asien, in Indien und Lateinamerika wird eine Hungersnot ohne Grenzen sein, die Menschen werden ausgerottet durch eine fremde Kraft.“ 7
Es gibt nur wenige solcher Aussagen, jedoch ohne weitere Beschreibungen. Daher bleibt das offen.
War Corona ein Attentat für die Disziplinierung einer Masse? So kann man es werten, aber es war in jedem Fall eine Grippe-Variante, nicht wirklich eine unbekannte Krankheit.
Vielleicht kommt sie noch…8
Es deuten sich jedoch Zerwürfnisse an.
So prophezeit um 1800 – vermutlich mit dem Blick auf die heutige Zeit –, der bekannteste Seher aus dem bayerischen Wald, der Mühlhiasl:
„Der Bruder wird den Bruder nicht mehr kennen und die Mutter ihre Kinder nicht.“ 9
An anderer Stelle heißt es:
„Von den Leuten wird eins das andere nimmer mögen.“ 10
Aus der bäuerlichen Vorzeit um 1800 gesehen, als die Großfamilien im Bayerwald noch Holzschuhe trugen und aus einer gemeinsamen Schüssel aßen, soll also eines Tages die innerfamiliäre und gesellschaftliche Spaltung maximal sein, vermutlich in unserer Zeit der ohnehin zerstreuten Familien.
Manche trugen in diesen knapp drei Jahren des Zwangs und der Absonderung eine Maske um ihr Herz, andere auf der Zunge. Dass der Staat mit Polizisten in schwarzer Kampfmontur auf friedliche Demonstranten einschlug, ist nicht neu. Dass so viele mitgemacht haben – die Nachbarn, Kollegen, Freunde – ist jedoch eine Wunde, die immer noch nachblutet. Freundschaften zerbrachen; neue wurden freilich geschlossen.
Man hat sich geschüttelt wie nach einem schlechten Traum am Morgen und erinnern will man sich nicht mehr daran. Alles geht weiter wie zuvor: Man kann einkaufen, in die Arbeit und in ein Café gehen, im Englischen Garten joggen, in den Urlaub fahren, baden, sich streiten, verlieben und scheiden lassen, seine Kinder küssen und an sich drücken.
Warum war der Corona-Komplex nicht ein größeres Thema bei den Sehern hierzulande? Es ist vor allem zu vermuten, dass diese Kampagne nichts war, im Vergleich zu dem, was kommen soll.
Über 500 Jahre nach dem Schäffler-Tanz steht die Bühne der SPD in praller Sonne auf dem Marienplatz, rechts das Neue Rathaus mit dem Glockenturm, im Rücken das Alte Rathaus aus dem Mittelalter. Davor, über dem Platz verteilt, stehen mannshohe Palmen in Blumenkästen aus Beton und geradeaus die Mariensäule, auf der die goldene Maria mit dem Jesuskind steht. Auf dem Platz haben sich etwa dreitausend Menschen versammelt.
Bundeskanzler Olaf Scholz versucht am 18. August 2023 die Mitbürger zu überreden, seine Partei auf der anstehenden Landtagswahl knappe zwei Monate später zu wählen, auf dass sie die 10% der Wählerstimmen erreiche oder übertreffe. Mit aufgekrempelten Ärmeln und schwitzend arbeitet er in der Hitze gegen Buhrufe an, gegen das „Hau ab!“ und die Pfiffe.
Als er einen mannshohen weißen Friedensengel sieht, der anscheinend für Frieden in der Ukraine auffordern möchte, greift der Kanzler an:
„Und die, die mit Friedenstauben rumlaufen, sind deshalb vielleicht gefallene Engel, die aus der Hölle kommen, weil sie letztendlich einem Kriegstreiber das Wort reden.“11
Die Berliner Zeitung stufte am 21. August 2023 diese Worte als Entgleisung ein. Andere Zeitungen verharmlosten oder rechtfertigten die Kriegswut des Kanzlers. Die unglaubliche Beleidigung gegenüber friedenswilligen Bürgern ist folgenlos geblieben – niemand hat den Kanzler zur Rede gestellt!
Scholz hat die Vorgeschichte des Krieges ausgeblendet.
Der Blick auf das heutige Europa gelang vor über hundert Jahren auch am anderen Ende der Welt. Der südafrikanische Schriftsteller Adriaan Snyman veröffentlichte zur Jahrtausendwende ein Buch über Nicolaas van Rensburg (1864-1926), einen Seher, weißhäutig, bärtig, mit etwas stechenden Augen. Van Rensburg war in Südafrika ein bekannter Prophet, der den Generälen im Burenkrieg um 1900 hilfreiche Ratschläge gab und sich auch über das weit entfernte Europa äußerte, auch zum Schicksal Deutschlands.
Sein Biograph schreibt:
„Van Rensburg warnte davor, dass vieles in Osteuropa (Rußland) und dann im Mittleren Osten (Irak) zuerst ganz übel verlaufen würde. Es sah einen grausamen Bürgerkrieg in Russland, und während dessen würde die Welt daneben stehen und hilflos zuschauen. (…) Der Seher sagte, daß dieser Krieg in Osteuropa (Rußland) beginnen würde und dann auf die ganze Welt übergreifen würde.“ 12
Wir stehen daneben und müssen tatsächlich deutsche Politiker ertragen, die verkünden, dass finanzielle Hilfen und Waffen aus Deutschland im Wert von über 23 Mrd. Euro der unterlegenen Ukraine den Frieden bringen sollen, in einem Krieg, den man als Bürgerkrieg begreifen kann. Die weltweite Unterstützung für dieses Investment eines Sieges, eine Finanzierung nur aus den USA, Japan, Südkorea und aus Ländern der EU, hat bis zum 31. Juli 2023 rund 225 Mrd. Euro betragen. Ein halbes Jahr später hatten die Regierungen nur noch 10 Mrd. Euro draufgelegt.
Seit Beginn dieses Krieges hat sich der Kurs der Aktie von Rheinmetall mehr als verfünffacht. Eine Aktie des Produzenten des Leopard-Panzers kostet mit allen Aufs und Abs im Juli 2024 um die 500 €, im April 2024 waren es jedoch noch um die 550 €. Der Ukraine-Krieg neigt sich seinem Ende entgegen; vielleicht sinkt deshalb der Kurs.
Ende 2021 lag der Durchschnittspreis einer Aktie bei läppischen 83 €.
Den Rücken des Räuberfürsten sieht man klein an der unteren Bildkante auf dem signalroten Titelblatt des Magazins „Time“ vom 30. Oktober 2023. Selenskyj dreht seinen Kopf über die Schulter zur Seite und scheint sich vom Leser abzuwenden. Darüber ein Zitat des Präsidenten aus dem Gespräch mit dem Journalisten Simon Shuster:
„Nobody Believes in Our Victory Like I Do. Nobody.“
Das letzte „Nobody“ steht in großen Lettern über dem kleinen Präsidenten. Mister Nobody verlässt die Bühne.13
Immer deutlicher ist seit dem Sommer 2023 eine brüchiger werdende Unterstützung zu beobachten, nachdem der Geldgeber USA kaum noch zahlen will, die Länder keine Waffen mehr haben und das Kriegsziel – die Schwächung Russlands – nicht gelungen ist. Dieser Sinkflug ist auch ein Jahr später zu beobachten, als Russland fast den gesamten Donbass kontrolliert. Die ukrainische Front ist kurz vor dem zusammenbrechen, und der kriegsgeile Westen ist ratlos.
Der russische Sieg ist daher eine Frage der Zeit, und Russen sind gute Schachspieler. Verhandlungen werden kommen. War die Ukraine eine Fehlinvestition?
Vom Münchner Marienplatz führt die Kaufinger Straße als Fußgängerzone in einer Linie zum Karlstor und öffnet sich zum Stachus, einem halbkreisförmigen Platz mit neobarocken Gebäuden. Die Tram führt vom Promenadeplatz und dem Bayerischen Hof dorthin und fährt zum Bahnhof weiter.
Im Sommer reguliert ein kreisrundes Fontänenspiel die Passanten, die wählen können, ob sie shoppen oder runter zur S- und U-Bahn gehen. Im Winter wird eine Eisbahn aufgebaut; die Fontänen des Sommers sind verschwunden. Die Kinder können auf einem Schlitten mit Kufen, Handgriff und Eisbärchen-Motiv das Schlittschuhlaufen lernen, die Erwachsenen einen Glühwein trinken. Die Sonnenstraße – der ehemalige Wassergraben der mittelalterlichen Stadt –, führt in einem Bogen um die Altstadt herum. Der Verkehr rauscht am Stachus vorüber.
Auf dichtem Raum spiegelt sich in München Weltgeschichte: Die Ereignisse der Gegenwart und Vergangenheit überlagern sich wie gestapelte Bilder. Das kleine München beherbergt einiges an Geschichte!
Die Ereignisse überschlagen sich seit etwa 1910, als zwar auch München boomte, aber dennoch beschaulich blieb – kein Vergleich zu Berlin, London oder Paris. Ähnlich heute.
Als Prinzregent Luitpold 1912 mit 91 Jahren starb, zog die Pferdekutsche den Leichnam durch die Altstadt bis zur Theatinerkirche bei der Feldherrnhalle, wenige hundert Meter von der Maximilianstraße und dem Bayerischen Hof entfernt. Nur zwei Tage zuvor hatte der Prinzregent noch mit Handschlag ihm bekannte Persönlichkeiten bei seiner Ausfahrt im Englischen Garten begrüßt, einer Parkanlage, die bei der Altstadt beginnt und sich, von Bächen durchzogen, zehn Kilometer die Isar entlangzieht – ein Erholungsgebiet und ein Wahrzeichen der Stadt.
Im Sommer tobt heutzutage das Leben im Südteil des Parks und die Menschen tummeln sich zu Tausenden, während an der ukrainischen Front die Familienväter in Uniformen von russischen Minen zerfetzt werden. Die Menschen spielen Volleyball; Familien und Pärchen lagern auf den Decken. Manche Frauen liegen auf ihren Tüchern oben ohne und sonnen sich, die Kopfhörer des Handys im Ohr. Bei den Abfalleimern häufen sich die Bierflaschen, die Alte, Obdachlose oder Zigeuner mit Müllsäcken einsammeln, um etwas Pfandgeld zu bekommen.
Islamische Großfamilien picknicken und grillen hingegen draußen am Feringasee oder im Westpark. Im Englischen Garten findet man die Schönen.
Dort ist auch ein heimliches Wahrzeichen dieser Stadt zu finden: die Welle am Eisbach. Die Surfer stehen in ihren schwarzen Neopren-Anzügen Schlange und Dutzende schauen zu. Wer München besucht, muss auch das gesehen haben! Mit der Prinzregentenstraße eine dicht befahrene Hauptstraße im Rücken, beugen sich die Zuschauer von der Brücke herab, unter der der Bach hinausschießt. Sie blicken von oben auf das Schauspiel. Ein Surfer nach dem anderen springt mit dem Brett in das Wasser und auf die Welle, reitet auf ihr von links nach rechts und zurück oder fällt gleich hintüber, sodass der nächste es wagt.
Weiter abwärts springen Jugendliche in den Kanal, der mit schneller Strömung die Schwimmer mitreißt, sodass sie erst kurz vor dem Wehr, etwa ein Kilometer weiter, auf einem hölzernen Treppchen bei der Tivolibrücke aussteigen können und ohne Fahrkarte und in tropfender Badehose mit der Tram zurückfahren.
Auch in den ersten warmen Oktobertagen springen noch einige ins Wasser.
Es ist ein goldener Oktober, den die Menschen 2023 genießen!
Weit über hundert Jahre zuvor trugen beim Totenzug des Prinzregenten die Soldaten in Paradeuniform einen Helm mit weißem kegelförmigem Busch auf dem Kopf – unpraktisch, für jeden sichtbar und ohne Nutzen in den Schützengräben wenige Jahre danach. Sie geleiteten den Verstorbenen auf dem Leichenzug durch die Münchner Altstadt bis zur Feldherrnhalle am Odeonsplatz, wo er bei der dortigen Theatinerkirche in der Gruft der Wittelsbacher beigesetzt wurde. Die Menschen standen Spalier.
Ahnten sie, dass sie ihre Welt verlieren würden? Ahnen die Heutigen, dass sie ihre Welt verlieren werden?
Sechs Jahre nach dem Tode des Prinzregenten versank das goldene, schöne Bayern im Chaos. Seit 1180 war es das Herzogtum der Wittelsbacher, seit 1806 ein Königreich und seit 1871 vereint im Deutschen Kaiserreich mit Berlin als Herrschersitz. An den Prinzregenten erinnern heute die stadtbekannte Ausfallstraße, die Prinzregentenstraße, und die mehrschichtige Buttercremetorte gleichen Namens.
Die englische Konkurrenz bezwang den Emporkömmling, das Deutsche Reich. Sorgfältige, jahrelange Planung gingen dem Ersten Weltkrieg voraus. Das „Committee of Imperial Defense“ tüftelte als klandestine Schattenregierung die Pläne aus, sodass bei Kriegsbeginn sofort mit einer Blockade in der Nordsee der Zugang des Deutschen Reichs zu den Weltmeeren abgeschnitten wurde. Das Volk hungerte. Erst nach der Unterzeichnung des Versailler Vertrags im Sommer 1919 wurde die Hungerblockade aufgehoben.
Das „Land im Meer“ 14 – das sagen einige Seher deutlich und in aller Schärfe! –, soll nach dem dritten Krieg völlig bedeutungslos sein, gar „wie eine Nußschale im Meer tanzen“ 15, so die Flüchtlingsfrau 1945 aus Böhmen, ihren Vater zitierend. Zur Jahrhundertwende kämpfte England noch um den ersten Platz in der Welt.
Das „Projekt“ Deutschland, gar der „Auftrag“ dieses Landes mit erfinderischen Menschen, gar als Friedensstifter, sollte für über hundert Jahre erstarren – als ein geradezu verfluchtes Land, besonders nach dem Zweiten Weltkrieg.
1914 schreibt der Soldat Andreas Rill in zwei Briefen von einem hellsichtigen Franzosen. Der vermeintliche französische Spion wurde bei Straßburg festgenommen, als die Deutschen noch in übertriebener, scheinbar fröhlicher Kriegslust den Pariser Boulevard erobern und nach diesem Krieglein zu Weihnachten wieder zu Hause sein wollten. Diese zwei Feldpostbriefe erzählen vom Gegenteil! Auch der zweite Krieg ist im Blick dieses Sehers.
„Steht an der Jahreszahl vier und fünf“, zitiert der Soldat den Seher, „dann wird Deutschland von allen Seiten zusammengedrückt, und das zweite Weltgeschehen ist zu Ende. Und der Mann verschwindet, und das Volk steht da und wird vollständig vernichtet bis ins Unendliche… Der Mann und das Zeichen verschwinden, und es weiß niemand wohin, aber der Fluch im Innern bleibt bestehen, und die Leute sinken immer tiefer in der Moral und werden schlechter.“ 16
Das „Zeichen“ ist ein eigentümliches Kreuz, geschaut von der Seherin Sibylle von Prag. Sie berichtet in ihrem Buch von 1616 die Kernstücke ihrer Schau. Auch sie sieht, nachdem sie eindeutig das Nazi-Regime und dessen Feldzüge beschrieben hat, ein merkwürdiges Ende von Adolf Hitler:
„Im Nachbarland spricht ein Mann, der im Wappen ein seltsames Kreuz [das Hakenkreuz, Anm. d. Verf.] trägt. (…) Aber jener Kreuzträger findet ein seltsames Ende: Nach tausend Jahren noch werden sie seinen Leichnam suchen.“ 17
Ob Hitler 1945 starb und wie er starb, ist für uns unerheblich. Der Fluch bleibt bestehen, denn:
„Die göttlichen Gebote werden nicht mehr beachtet. (…) Haß, Neid und Mißgunst beherrschen die Welt. Dunkelheit ist in die Herzen eingezogen“, sieht die Prager Sibylle.
Auch der Mühlhiasl erblickte das Ende der Epoche, den Umbruch und den Neuanfang:
„Nachher, wenn die Welt abgeräumt ist, kommt eine schöne Zeit.“ 18
Zum richtigen Augenblick soll dieses Deutschland als Vision und Wirklichkeit wieder erscheinen, gleichsam der Sage von Kaiser Barbarossa, der im Kyffhäuser im Harz schlafe und wieder komme wie ein deutscher Messias.
Deutschlands erstaunliche Zukunft sagen klar die Prophezeiungen voraus. Wir kommen später noch dazu – und sie lassen uns verblüfft zurück, während wir uns weiterhin mit Äußerungen vergnügen dürfen, die aus dem Mündchen einer kriegswilligen Außenministerin stammen, von Annalena Baerbock von den Grünen.
Kurt Eisner war der erste Ministerpräsident Bayerns nach dem Ersten Weltkrieg. Er fiel, erschossen vom rechtsradikalen Graf Arco, auf dem Gehsteig in der Kardinal-Faulhaber-Straße, zu Boden. Es war der 21. Februar 1919, kaum mehr als drei Monate nach dem Ende der Monarchie.
Eine metallene Reliefplatte erinnert heute an Kurt Eisner, an diesen bärtigen Mann mit den nachdenklich-traurigen Augen hinter dem Zwicker auf der Nase. Er war ein Pazifist und im ersten Krieg ein erklärter Kriegsgegner in den Reihen der SPD.
Der Umriss des Toten ist in Lebensgröße auf der Platte eingegossen, derart wie die Kriminalpolizei Tote mit Spray auf dem Pflaster markiert. Der Bürgersteig grenzt an ein Modegeschäft. In den Schaufenstern der Boutique strahlen Scheinwerfer auf verwegene Männerkleidung, die an den Look der Arbeiterzeit der 1920er Jahre erinnert, an die Zeit von Kurt Eisner. Die kleinen weißen Fenstermarkisen ragen über das Trottoir, eines auch bei der Bodenplatte.
Wer dreißig Meter weiter rechts abbiegt, steht vor dem Eingang des Bayerischen Hofs. Die Boutique lässt sich auch von „hinten“ betreten, vom Inneren des Gebäudes. Die Portiers, die den Gästen die Tür oder die Karosse öffnen, tragen zur dunkelblauen Livree einen gleichfarbigen, weichen Zylinder aus Filz.
Aus der Zeit gefallen, vereint diese Aufmachung die frühere Zeit des Dieners mit der heutigen des Angestellten – die Dienstkleidung ist ein Markenzeichen des Hotels und das Erkennungsmerkmal für die Gäste. Früher betraten Damen mit knöchellangem Kleid und ausladendem Hut das Hotel. Heute sind es Geschäftsfrauen und Politikerinnen mit Rock oder Hosenanzug wie die Außenministerin als Frauchen von Welt oder ein pathetischer Präsident aus der Ukraine.
Es ist heute eine Zeit, in der Geschichte und Gegenwart, Lüge und Wahrheit beisammenstehen, als wäre es das Natürlichste.
Um 1350 beschreibt ein tschechischer Bauern- oder Hirtenjunge Ereignisse, die Jahrhunderte voraus liegen. Der „Blinde Jüngling von Prag“ erklärt seinem König, dem späteren deutschen Kaiser Karl IV. (1346-1378), wie die Zeit sich biegt und damals Unmögliches Wirklichkeit werden soll:
„In einer Zeit, da einer länger denn 60 Jahre Herr über Böhmen war, wird durch einen Fürstenmord ein großer Krieg entstehen. Dann werden die gekrönten Häupter wie reife Äpfel von den Bäumen fallen.“ 19
Franz Joseph I., geboren 1830, regierte als Kaiser die österreichisch-ungarische Monarchie von 1848 bis 1916. Er starb nach einer Regierungszeit von rund 68 Jahren, tatsächlich also mehr als 60 Jahre lang!
Mit einem „Fürstenmord“ begann auch ein großer Krieg, der erste Weltkrieg. Er begann mit dem Attentat auf Erzherzog Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 in Sarajevo und brachte das komplexe Bündnissystem des Ersten Weltkriegs ins Rollen.
Zwischen dem „Fürstenmord“ und dem Fall der Monarchien wie „reife Äpfel“, gibt es einen Krieg mit Millionen von Toten. Der blinde Jüngling benennt in maximaler Kürze das Ergebnis mit dem Wörtchen „dann“.
Dass diese Monarchien wie „reife Äpfel“ herabfallen würden, ist ein treffendes Bild. Es ist eine Metapher von hoher lyrischer Qualität!
„Wird ein großer Krieg kommen“, meint der Mühlhiasl einige Jahrhunderte später. „Ein Kleiner fangt ihn an, und ein Großer, der übers Wasser kommt, macht ihn aus.“ 20
Das kleine Serbien begann ihn - die USA beendeten ihn.
Aber schon um 1100 sah ein Schweizer Mönch, Hepidanus mit Namen, was eines Tages Unglaubliches geschehen würde: den Fall der Monarchie in unserer Zeit!
„Tausendjährige Herrschersitze werden herabsinken aus ihrer Höhe, gleichwie der Wirbelwind das Strohdach der Hütte fortführt“, heißt es in der Schrift, die anscheinend die Jahrhunderte überlebt hat.21
Mit diesem Wirbelwind – was für ein Vergleich! – hörten die Monarchien auf.
Ermüdet vom Krieg, zerrüttet durch revolutionäre Unruhen, zerbrachen die Vielvölkerstaaten Österreich und Russland. In Berlin konnte sich Kaiser Wilhelm II. nicht mehr halten, ging ins holländische Exil, und Philipp Scheidemann von der SPD rief vom Westbalkon des Reichstags am 9. November 1918 die Republik aus.
Das Karussell der Geschichte drehte sich weiter wie das Kettenkarussell jedes Jahr beim Oktoberfest und führte am 9. November 1923 zum stümperhaften Putsch, an dem sich Adolf Hitler bei der Feldherrnhalle versuchte, der jedoch sofort niedergeschossen wurde. Zehn Jahre später war Hitler dank vorwiegend angloamerikanischer Finanzierung Reichskanzler. Was bleibt, wieder über hundert Jahre später?
Deutschland ist ein trauriger Clown, der über seine Füße stolpert.
Der zweite Krieg führte zu angloamerikanischer Besatzung, zum Wirtschaftswunder und zu einer bundesdeutschen wirtschaftlichen Macht, die mit der Zerstörung der Gas-Pipeline „North Stream 2“ am 26. September 2022 geendet hat. Es ist der größte Terroranschlag auf Deutschland, der größte auch in Europa. Möglicherweise zerriss eine thermonukleare Bombe mit einem gewaltigen Stoß von 3,1 auf der Richterskala die betonummantelten Stahlröhren. Die bundesdeutsche Presse rätselt seitdem über die Verursacher und tippt auf die Ukraine oder auf die Russen. Die Amerikaner sollen es nicht gewesen sein. Sie sind unsere Freunde…
Statt sich jedoch über die Zerstörung dieses Landes zu empören, können wir mit dem Blick, den die Prophetie schenkt, in die Zukunft schauen. Sie verleiht dem Leser den Blick des Weisen. Diese Einstellung ist ein Schutz.
Dazu gehört, den Zerfall Deutschlands zu ertragen: den wirtschaftlichen Niedergang, die Korruption, die Dummheit und Übergriffigkeit der Politiker. Dahinter wartet eine bessere Welt! Solch eine Einstellung könnte durchaus hilfreich sein.
Diese Entwicklung haben alle Seher vorausgesehen. Das lässt sich verallgemeinern. Alle Seher sagen, dass die Zukunft, die unsere heutige Gegenwart ist, zunächst einem scharfen Niedergang unterworfen ist.
So berichten einige Seher von den Übergriffen der Bevölkerung auf Politiker, von Lynchjustiz, von Unruhen und Aufständen. Das ist die Instanz des wütenden Mobs.
Der vielfach interviewte und in der Bevölkerung geschätzte Alois Irlmaier prophezeite schon Anfang der 1950er Jahre, was Jahrzehnte später geschehen soll, nachdem die Trümmerfrauen im Schutt der zerbombten Städte die Ziegel gesäubert hatten, die zerschundenen Männer vom Krieg heimgekehrt waren, nur noch schwiegen und Deutschland ab 1950 begonnen hatte, Hüftgold anzusetzen. Die Arbeit, aus dem Dreck heraus wieder ein Land aufzubauen, kann sich zwei, drei Generationen später keiner mehr vorstellen. Vermutlich konnten sich die Menschen um 1950 nicht vorstellen, wie es in Deutschland 75 Jahre später zugehen könnte!
„De Politiker ham koa Moral mehr“, sieht Alois Irlmaier voraus. „Es is ois erlaubt. De Leid san so gottlos wie nie zuvor. Bei uns geht ois drunda und drüba. De Regierung fällt a. Es is ganz schlimm de Not. Lug und Betrug regiert.“ 22
Nach der Abendvorstellung der Oper im Herbst 2023, bald zwei Jahre nach dem Beginn des Krieges im Osten Europas, gehen die Besucher mit Handschuhen zu den Taxis und zu ihren geparkten Autos in der Tiefgarage. Es staut sich. Die Autos stehen in der spiralförmigen Ausfahrt Schlange, die auf den Opernplatz und dann auf die Maximilianstraße führt.
Nach Kriegsbeginn wehten auf dem Dach der Bayerischen Staatsoper die bundesdeutsche Flagge, eine Flagge der Oper und die blaugelbe des plötzlich neu gewonnenen Brudervolks, der Ukraine.
Intendant Serge Dorny, ein Belgier mit kleiner rundlicher Brille und dem Näschen für Opportunismus – einem vielleicht nötigen Einstellungskriterium – hat die russischen Künstler suspendiert und schon zu Beginn des Krieges ausgeladen, im März 2022. Er feuerte trotz 35jähriger Freundschaft Dirigent Valery Gergiev, die weltberühmte Sopranistin Anna Netrebko sowie russische Ballett-Tänzer des Ensembles.
„Kunst bringt Menschen zusammen“ 23, hatte er vollmundig zu Beginn seiner Intendanz verkündet, ein halbes Jahr zuvor.
Die Politik und ein biegsames Rückgrat bringt sie auseinander.
Fast zwei Jahre später weht wieder auf dem Dach die bayerische Fahne mit den blau-weißen Rauten; die Flagge der Ukraine ist eingerollt. Anna Netrebko singt in Wien, in Regensburg und vielleicht mal wieder in München.
Die Autos rauschen; einige dröhnen auf.
Die mächtigen Säulen der Oper sind der Protz von früher und vertragen sich bestens mit den 450 PS von heute. Das Alte braucht etwas heutige Dekadenz, um bleiben zu dürfen; das Neue braucht das Alte, um sich bestätigt zu fühlen.
Der heutigen Eleganz tut es auch nichts, dass sie vor Kulissen steht, denn die Residenz war nach dem Krieg ein Schutthaufen. Die Münchner haben sie originalgetreu wieder aufgebaut.
Unweit befindet sich die Filiale von Louis Vuitton. Die Kunden stehen tagsüber Schlange, um vom Türsteher ins Paradies eingelassen zu werden, die kalten Hände im Mantel verborgen.
Der Gewinn eines Konzerns für Luxus, von LVMH Moët Hennessy Louis Vuitton, ist ab 2020 über drei Jahre hinweg um etwa 50 Prozent gestiegen.
Während sich der Preis für Butter seit 2020 verdoppelt und verdreifacht hat und nicht billiger werden will, verfeuern einige ihr Geld, auch wenn der dröhnende Wagen für ein-, zweitausend Euro im Monat geleast ist. Es ist die Miete einer mittelgroßen Wohnung in der „Weltstadt mit Herz“. Wer viel besitzt und viel verdient, dem ist es gleich, ob die Butter 2 € oder 5 € kostet.
Sind die Menschen zufrieden in diesem Glück von Fassaden? Oder tun sie nur so? Wir leben in einer Fassadenzeit.
Nachdem der schon erwähnte Andreas Rill von dem Mann und dem Zeichen gesprochen hat, schreibt er in seinem zweiten Brief vom 30. August 1914 atemlos weiter:
„Die Menschen werden immer weiter ins Unglück getrieben und schlechter, und alles will nur Ware und Besitz haben. (…) Der gute Mensch kann fast nicht mehr bestehen während dieser Zeit und wird verdrängt und verachtet. Dann erheben sich die Leute selbst gegeneinander, denn der Haß und der Neid wachsen wie das Gras, und die Leute kommen noch weiter in den Abgrund.“ 24
Das Univiertel liegt nördlich der Altstadt und ist von der Feldherrnhalle nur eineinhalb Kilometer entfernt.
Um 1910, als Deutschland sich vor dem ersten Weltkrieg an seiner selbst erfreute und nicht ahnte, was an Krieg gegen Deutschland in Planung war, saßen die Künstler in ihren Cafés und erfanden die Welt, während die Gebrüder Himmler, Buben damals noch, von der Amalienstraße 13 aus in ihre Schule gingen, herumlümmelten und am „Stephanie“ vorüber gingen, dem so genannten „Café Größenwahn“ wenige Häuser weiter, Heimstätte einer Bohème, zu der Franziska von Reventlow, Paul Klee, Heinrich Mann, Kurt Eisner und viele andere zählten. Zwanzig Jahre später starteten die Himmler-Brüder ihre monströse Karriere als nützliche Idioten und SS-Männer im Rassenwahn.
In diesen Zeiten des Münchner Glanzes war die Amalienstraße Teil eines Neubauviertels, einer Vorstadt, der Maxvorstadt – ein Straßenzug von 800 Metern Länge, parallel zur berühmten Achse, der Ludwigstraße, erbaut im Neorenaissancestil des 19. Jahrhunderts.
Die Zimmer hatten Öfen. Es muss im Winter ein Geruch von Holz und Kohle über der Stadt gelegen haben!
Die Wände der Häuser waren ohne Tapeten in einem Grün-Blau mit Blumenmustern gehalten und man wusch sich über Waschschüsseln. Ab und zu konnte man sich umfassend im nagelneuen, im Jugendstil erbauten und goldverzierten Müllerschen Volksbad säubern.
Jede Wohnung im Viertel besitzt heute selbstverständlich eine Badewanne, wenigstens eine Dusche. Nach wie vor kann man jedoch im Volksbad ein 45-minütiges Wannenbad nehmen, das heute 4 € kostet. Die Skurrilität eines Brausebads für 30 Minuten kostet nur 2,50 €.
Es war auch eine Zeit des stolzen Bürgers, und dieses Bad beweist es mit seiner Pracht.
Im teuer renovierten Univiertel sitzen in denselben Straßen, wo vor über hundert Jahre die Gebrüder Himmler herumsprangen und Künstler diskutierten, vorwiegend junge Studenten lachend in den Cafés und Kneipen – im „Schall & Rauch“ in der Schellingstraße oder im „Hauser“ gegenüber, einem ehemaligen Antiquariat. Semmeln verkaufen sich besser als Bücher.
Es gibt heute vielleicht mehr Bauch als Hirn.
Noch im warmen Oktober stehen draußen die beliebten Schanigärten. Es sind Schankflächen mit bemalten Blickschutzwänden, die beim Bürgersteig auf der Straße aufgebaut sind und die Außenfläche eines Cafés vergrößern. Man genießt die letzten warmen Tage.
Die Tage werden kalt.
Eilig laufen Geschäftsleute und umtriebige Studenten über die Bürgersteige. Gescheitelte Jura-Studenten überholen ältere Leute, die für Schnellläufer Verkehrshindernisse sind.
Die Amalienstraße hat einige Bombentreffer im Zweiten Weltkrieg abbekommen und die Spekulanten der 80er Jahre überlebt. Renovierte Altbauten mit klassizistisch würdevoller Fassade und Erkern stehen neben gesichtslosen Zweckbauten in nacktem Beton. Das „Café Größenwahn“ wurde 1943 von einer Fliegerbombe zerstört.
In der Straße, in der Heinrich Himmler seine Kindheit verbracht hatte, bis er mit seiner Familie im Alter von 13 Jahren nach Landshut zog, hält im Herbst 2023 ein Porsche, lachend geparkt von einer jungen Frau, hübsch wie aus einem Modemagazin, mit dunkler Sonnenbrille mit Goldrahmen und einem Flunsch. Feuchter Lipgloss.
„Die Kleiderpracht hat ihr Höchstes erreicht…“, heißt es im ersten Brief des Andreas Rill vom 24. August 1914 über unsere Zeit.25
Neben ihr sitzt die blonde Freundin, ein übergroßes Smartphone in ihren Händen, das weiße Kabel zusammenrollend, mit hellbraunem Kaschmirmantel, weißem feinen Wollpullover mit Rollkragen, ein Rot auf weichen Lippen, scherzend.
„Ich sehe Menschen“, erklärt vor über 400 Jahren die Prager Sibylle und meint das Smartphone, „die ein kleines kantiges Ding in ihren Händen halten. Es gibt ihnen Auskunft über alles, was sie zu wissen begehren.“ 26
Die Kinder genießen ihre goldene Zeit. Sie ahnen nicht, was kommt. Oder doch?
Ein grauhaariger Großvater, in einem blauen Pollunder, mit Sorgenfalten auf der Stirn und etwas gebeugt, geht langsam an dem Sportwagen vorüber. Er führt ein vielleicht siebenjähriges Mädchen in einem grünen Blumenkleid an der Hand.
Ihr Kopf wie auch der lange Zopf sind umwebt von vielen feinen aschblonden Haaren, die etwas abstehen und ihr Zauberhaftes geben. Sie dreht sich um. Ihr Mund ist rot und schmal gezeichnet.
Der Oktober ist warm.
Er ist golden!
Weihnachten naht zwei Monate später und das Land nähert sich seinem Ruin. Das Bundesverfassungsgericht stoppt am 22. November 2023 die nicht verfassungskonforme Zweckentfremdung von Mitteln für die Corona-Pandemie, umgewidmet für die Klimawende. 60 Milliarden Euro fehlen.
„Die Ampelkoalition“, schreibt die Tagesschau, „konnte bisher mit Nebenhaushalten zusätzliches Geld ausgeben und dennoch die Schuldenbremse einhalten. Nach dem Karlsruher Urteil funktioniert das aber nicht mehr. Nach Auffassung der Sachverständigen und auch des Finanzministeriums hat der Bund im laufenden Jahr also Geld ausgegeben, das ihm gar nicht zur Verfügung stand.“ 27
Die Wirklichkeit ist ein Eimer kaltes Wasser.
Die Politiker reiben sich nervös die Hände, bevor sie Steuererhöhungen verkünden werden, die alternativlos seien. Milliarden versickern in der Ukraine. Putin ist schuld und den billigen Agrar-Diesel für die Bauern will man streichen.
Auf dem Marienplatz stehen dennoch seit Ende November dicht an dicht die Holzbuden des Weihnachtsmarkts und schenken ein warmes Licht. Die Händler verkaufen Marzipankartoffeln, Handschuhe und Weihnachtsschmuck; die Leute wärmen sich die Hände an Tassen mit heißem Punsch.
An einem diesigen Weihnachtssamstag gibt es mittags rund um das Rathaus am Marienplatz wie in der gesamten Fußgängerzone kaum ein Durchkommen, so voll ist es. Wenige meinen, sich mit einer weißen Maske vor dem Gesicht schützen zu müssen. Für diese Leute ist immer Pandemie.
Es lichtet sich etwas, geht man vom Rathaus weg und bei Dallmayr am Marienhof vorbei, wo die Menschen für Leckereien bis auf die Straße Schlange stehen. Geradeaus weiter, über den Straßenbahnschienen beim Opernplatz hinweg, wird die Straße bis zur Feldherrnhalle und dem Odeonsplatz wieder enger. Wer schnell vorwärtskommen möchte, wird hier unruhig.
Passanten haben mit Freude eingekauft und tragen volle Tüten und Taschen. Einige haben aus Liebespflicht Geschenke besorgt. Manche Pärchen biegen ab und gehen für einen Glühwein zum Weihnachtsmarkt in den Innenhof der Residenz. Man trifft sich dort mit Freunden, um etwas zu ratschen. Schneematsch auf dem Asphalt vermischt sich mit Split und schaut aus wie eine aufgeschnittene Drachenfrucht vom Dallmayr. Es ist feucht und kalt.
Lautes Geschrei ist plötzlich zu hören. In der Nähe blendet das flackernde Blaulicht der Polizei. Die Leute, mit sich beschäftigt, dem etwas rutschigen Schnee und all den anderen Passanten, übersehen im Gedränge den wütenden Zug mit den Flaggen der Palästinenser, die vom Siegestor bei der Universität herkommen und auf der Ludwigstraße stadteinwärts gezogen sind. Sie nähern sich dem Odeonsplatz und dem weihnachtlichen Getümmel.
Die tausendfach gebrüllten Ausrufe der Demonstranten und ihre Wut sind sowieso in einer anderen Sprache. Mal wieder eine der vielen Demos. Vorneweg ein großes schwarzes Banner: „It‘s not a conflict. It‘s a genocide!“
Es ist kein Konflikt. Es ist ein Völkermord.
In Gaza zittern die Kinder vor Angst.
In den Kirchen brennen die Kerzen wie immer. Die Chöre der Weihnachtsmessen erklingen. Vor dem Rathaus steht eine hohe Fichte mit Lichtern. Sie ist ein Geschenk der Gemeinde Königsdorf.
Der Dezember schenkt dem Markt anfangs viel weißen Zukker, der Tage später nass von den Dächern der Buden rutscht.
Der Winter ist nasskalt, und in den Bergen liegt meterweise Schnee. Ungemütlich ist es geworden.
Selbst beim Eisbach gibt es fast keine Surfer mehr, Zuschauer schon gar nicht.
Zuvor, während der sommerlich warmen Oktobertage 2023, wird es frostig.
Am 7. Oktober, pünktlich zum 50-jährigen Jubiläum des Jom-Kippur-Kriegs zwischen Israel und den arabischen Ländern, beginnt mit einem Überfall der Terrororganisation Hamas der Krieg zwischen Israel und den Palästinensern, der den Ukraine-Krieg als Thema in den Nachrichten verdrängt. Einheiten der Hamas überwinden die unbewachte Mauer, die den Gaza-Streifen von Israel trennt, und töten auf einem Festivalgelände auf israelischem Staatsgebiet 1200 Menschen, so die offizielle Version in den Medien und der Regierung in Tel Aviv.
Die Vergeltungstat Israels ist brutal. Es erfolgen massive Bombardements. Der israelische Verteidigungsminister Gallant will einen Kampf gegen „menschliche Tiere“ 28 führen. Die unschuldigen Opfer sind Abertausende Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, da diese knapp die Hälfte der Bevölkerung der fast zwei Millionen Menschen im Gaza-Streifen stellen – Zahlen, die vor der Invasion gültig waren.
Ist das Ziel die Vertreibung der Palästinenser aus dem Gaza-Streifen? Es ist ein Plan, der von radikalen Teilen der Bevölkerung und anscheinend von der Regierung unter Benjamin Netanjahu vertreten wird, seit Längerem schon von wenigen ultranationalistischen Zionisten, hoffentlich nicht von der Mehrheit der friedlichen Juden in Israel.
Allerdings ist in einer solchen Krise schwer auszumachen, wie groß diese Mehrheit ist und wie sich die Meinungen ändern. In Krisenzeiten scharen sich bei guter Propaganda die Menschen um ihren Anführer.
Seitdem es Israel seit 1948 gibt, gibt es jedoch den Friedensvorschlag der Zwei-Staaten-Lösung. Der jüdische, in Tel Aviv emeritierte Historiker Moshe Zuckermann ist überzeugt davon, dass dieser Vorschlag abgelehnt wird.
„Die schiere öffentlich geäußerte Idee“, erklärt Moshe Zuckermann, „sich auf eine Zwei-Staaten-Lösung einlassen zu wollen, bedeutet für einen Politiker im heutigen Israel den politischen Tod. Die Politiker wollen diese Lösung nicht, weil die Bevölkerung sie nicht will; welche Lösung die Politiker beziehungsweise die Bevölkerung will, ist dabei ganz und gar nicht klar – es ist klar, was man nicht will, nicht, was man will.
Wie ist es also möglich, dass der versagende Netanjahu, schuldig an Israels größter Katastrophe seit Bestehen des Staates, der Premier, der seinem Land zunehmend einen immensen Schaden zufügt, noch immer an der Macht ist? Die Antwort ist so einfach wie peinlich: Weil man ihn nicht wirklich weghaben will; er betreibt eine Politik, die sehr viele Israelis goutieren; führt einen sinnlosen Krieg, den die allermeisten in der Bevölkerung auch wollen bzw. nicht klar genug nicht wollen.“ 29
Frieden kann es mit einer solch amorphen Masse an Mitbürgern nicht geben.
Auch wirtschaftliche Gründe mögen für die möglicherweise gewollte Vertreibung mitspielen, da mittelgroße Gas- und Ölfelder vor der Küste erschlossen werden können, die den Palästinensern gehören und ihnen mit den Osloer Verträgen zugesichert sind.
Nicht nur von palästinensischer Seite spricht man von einem Völkermord, der er vielleicht nicht sein will.30 Die meisten Staaten weltweit sind jedenfalls gemäß einer UNO-Resolution vom 12. Dezember 2023 für einen sofortigen Waffenstillstand. Der türkische Präsident zieht die Parallele von Ministerpräsident Netanjahu mit Hitler. Israel, die USA und die Bundesrepublik Deutschland lehnen einen längeren Waffenstillstand für humanitäre Hilfe ab. Das Ziel ist, die Hamas vollständig zu zerschlagen.
Fast ein Jahr später nähert sich die Zahl der Opfer anscheinend der Marke von 200.000 Menschen an. Solche Zahlen würden die Einschätzung der UNO-Resolution bestätigen. Ist es beabsichtigt, nach der ersten Nakba, der Vertreibung der Palästinenser von 1947/1948, eine zweite Nakba durchzuführen?31
Der vieltausendfache Tod im Gaza-Ghetto könnte schließlich die muslimischen Brudervölker dazu zwingen, gegen Israel zu kämpfen, so sehr sie sich im Winter 2023/2024 wie auch im Jahr 2024 zurückhalten. Nur die Miliz der Hisbollah schießt vom Libanon mit Raketen auf Israel.
In der islamischen Welt des Mittleren Ostens wird jedoch genau beobachtet, mit welch unbarmherziger Wucht die israelische Armee gegen die Siedlungen in Gaza vorgeht, gegen einfache Menschen. Inwieweit ist die gärende Wut unter den Völkern ein Faktor für die Herrscher islamischer Länder?
Zu sehen sind schreckliche Clips, die die Smartphones der Überlebenden der Welt schicken. Es ist die völlige Absurdität, dass ein Krieg, der anonyme Opfer will, sich durch solche Filmchen personalisiert.
Ein älterer Mann umarmt inmitten der Trümmer weinend einen Stein, weil er niemanden mehr zum Umarmen hat; ein erbarmungswürdiger kleiner Hund zieht seine gebrochenen Hinterbeine hinter sich her; ein Mädchen tanzt im Flüchtlingslager einen traditionellen palästinensischen Tanz, allem Hunger zum Trotz.
Weil Israel eine schlagkräftige Armee hat, moderne Waffensysteme wie das Abwehrsystem „Iron Dome“ sowie eine großzügige militärische Unterstützung durch die USA genießt, werden sich die arabischen Regierungen fragen, ob ein Angriff zu riskieren ist. Vor allem ist Israel stets bereit, seine Bürger zu opfern (Hannibal-Direktive) oder mit dem Feind unterzugehen (Samson-Lehre).32 Ob Israel also durchkommt?
Eine übergeordnete geopolitische Sichtweise könnte schlussendlich jede Hoffnung auf Frieden zerstören: Die USA kann sich mit ihrer vollumfänglichen Hilfe für Israel einen weiteren Fehltritt nach dem Ukraine-Desaster nicht erlauben. Auch ist die Frage, ob und inwieweit die israelischen Planer die US-Regierung im Griff hat.
Auch für den unbedarften Betrachter ist die Lage bedrohlich: Dieser Konflikt existiert seit den 1930er Jahren, spätestens seitdem 1948 in Palästina mit Israel ein jüdischer Staat errichtet wurde. Die Kämpfe in Nahost waren schon immer ein Dauerthema in der Tagesschau. Sie sind einfach zu verstehen.
Es droht der Flächenbrand. Ein Kampf im Nahen und Mittleren Osten bedroht die Weltwirtschaft, da man etwa 20% des Erdöls über die Straße von Hormus transportiert, der Meerenge zwischen der Sinai-Halbinsel und dem Iran. Bei einem Krieg würde dieses Öl fehlen.
Es ist ein Krieg, der allmählich größer und mächtiger werden könnte, mit der Gefahr, sich zu einem dritten Weltbrand zu entfachen, in einer Welt, die jährlich hunderte von bewaffneten Konflikten zählt.
Allerdings ist auch zu sehen: Die Gefahr eines dritten umfassenden Weltkriegs, der sich aus dieser Krisenregion heraus ausbreitet, ist zwar gegeben, jedoch gibt es nicht wirklich einen Grund zu glauben, dass der Kampf auf Europa übergreift, auch nicht auf Deutschland, Österreich oder die Schweiz. Der Konflikt liegt in Nahost, nicht in Mitteleuropa.
Bleiben wir ruhig.
Weihnachten naht im Herbst 2023.
Aus Gaza schreibt der Künstler Mohammed Al-Hawajri im November 2023 der deutsch-jüdischen Musikerin Nirit Sommerfeld aus München.
„Ich bin noch am Leben, allerdings wirklich leblos hier in extremer Angst und Schrecken. Wie jeder weiß, ist Gaza seit Beginn dieses Krieges ohne Wasser, Strom, Medikamente, Lebensmittel oder irgendetwas anderes. Die Menschen hier sterben langsam. Es gibt sehr, sehr heftige Bombardierungen von überall, vom Land, vom Meer und vom Himmel. Es hört keinen Moment auf. Alle haben Angst, Kinder, ältere Frauen, sogar Tiere. Es gibt keine Gnade. Nur Töten. Jede Minute kommt der Tod, und Menschen werden in Stükke gerissen. (…) Es gibt keinen Sinn für das Leben oder ein Leben in solchem Terror und Hass. Hier ist Gaza.“ 33
Ähnliches las man bald achtzig Jahre zuvor.
In Buenos Aires veröffentlichte am Mittwoch, den 25. September 1946, das jüdische Exil-Blatt „Jiddische Tsaitung“ die Erzählung „Jossel Rakovers Wendung zu Gott“, geschrieben von Zvi Kolitz, einem litauischen zionistischen Juden, geboren 1918, der jedoch nie, weil die Familie 1937 Europa verlassen hatte, die Vernichtung durch die Nationalsozialisten erlebt hat.
Der Ort des fiktiven Monologs ist das Warschauer Ghetto während des Aufstands 1943. Als die Kameraden schon weniger werden, es keine Waffen mehr gibt, die deutschen Panzer sich Straße für Straße vorarbeiten, schreibt Jossel Rakover über sein Leben, über Gott, die Mörder und den näherkommenden Tod.
Es ist eine Klage beinahe wie die des Hiob aus dem Alten Testament, bloß dass Gewalt und süße Rache ein Thema sind im Kampf gegen die Vernichtung.
Das ist neu. Der bewaffnete Widerstand ist neu.
Es sei die Zeit, schreibt Jossel Rakover, in der Gott Sein Gesicht vor der Welt verhülle. Gott sei jedoch angesichts dieses Leids der Herr der Vergeltung, ein Gott der Rache, el nikomes Adonai. Jossel Rakover sehnt sie herbei.
Trotz allem sei er glücklich, zum „unglücklichsten aller Völker der Welt zu gehören,“ 34 welches auserwählt, aber erniedrigt sei, geschlagen werde, aber in einem Martyrium stehe.
Was entsteht, ist das jüdische Paradox des überhöhten und heiligen Schmerzes: Es gebe kein vollständigeres Ding als das zerbrochene Herz.
Die Vernichtung des Ghettos und die Vernichtung von Gaza finden sich in einer Umkehrung wieder, in einer unheimlichen Spiegelung – die Opfer werden zu Tätern. Was das Warschauer Ghetto war, ist jetzt Gaza. Wer früher ermordet wurde, ermordet jetzt.
Gott verhüllt sein Angesicht.
In einer Röhre der Münchner S-Bahn, ist im Frühjahr 2024 das Pressefoto des Jahres 2023 zu sehen: eine palästinensische Mutter mit ihrem toten Kind im Arm, von schräg oben fotografiert. Keine Gesichter, keine Haut. Sie hat den Kopf gebeugt, man sieht nur, dass sie ein braunes Kopftuch trägt, dazu ein blaues Kleid in einem Ultramarinblau, wunderschön und herrlich leuchtend! Hinter ihr ist die weiße marmorne Wand des Krankenhauses.
Die Mutter hält die Leiche im Arm: ihr erstarrtes Kind wie ein Brett im weißen Leichensack.
Es sind Farben; es ist ein Gemälde. Dieser Tod ist schön. Das Foto ist eine Ikone. Der Krieg - ein ästhetisches Ereignis.35
Die wartenden Fahrgäste auf dem Bahnsteig schauen etwas stumpf. Eine S-Bahn nach der nächsten kommt. Sie fährt in die Vororte, nach Erding, zum Flughafen. Was soll man zu diesem Foto denken? Es verbietet sich, diesen schlimmen Tod als schön zu empfinden. Besser man verdrängt.
Die Außenministerin mit ihrem Mündchen spricht ein halbes Jahr später, im Frühjahr 2024, hilflos von nötiger humanitärer Hilfe für einen Zipfel auf dieser Erde, der nach wenigen Monaten nur noch aus Wohnhöhlen besteht, zerbombten Häusern und zu wenig Wasser. Wie reinigt sich eine Frau wie diese trauernde Mutter im Krankenhaus, wenn sie ihre Regel bekommt?
Wie groß ist die militärische Hilfe? Wie sehr unterstützt die Bundesregierung das israelische Treiben?
Die Antwort liefern die Behörden: Die Polizei in Berlin unterbricht am 12. April 2024 einen „umstrittenen“ 36 palästinensischen Kongress, der eine mögliche Bühne für gewaltverherrlichenden Hass sein soll. Hass ist böse und scheint zunehmend all das zu umfassen, was gegen die Meinung der Regierung ist. Der Berliner Bürgermeister findet es denn auch „unerträglich“, dass solch ein Kongress in Berlin stattfindet.37 Der angeblich bedrohlich offene Antisemitismus und Antizionismus der Teilnehmer führt zum Abbruch der Veranstaltung am Eröffnungstag.
Deutschland, oh, Deutschland…
Was „Karma“ ist, die Abfolge von Tat und Wirkung – darüber lässt sich angesichts des israelischen Volkes tiefgreifend und atemlos spekulieren. Die Erzählung des Judentums, die Thora und der Talmud, predigt die Liebe für Gott und die Vernichtung der Feinde.
Die Kriegsverbrechen weniger Extremisten ziehen ein Volk in den Strudel.
Erinnern Sie sich an die Aussage des südafrikanischen Sehers?
„Van Rensburg warnte davor, dass vieles in Osteuropa und dann im mittleren Osten zuerst ganz übel verlaufen würde. Er sah einen grausamen Bürgerkrieg in Russland, und währenddessen würde die Welt danebenstehen und hilflos zuschauen.“ 38
Der Seher, so sein Biograf „…sagte, dass dieser Krieg in Osteuropa (Russland) beginnen würde und dann auf die ganze Welt übergreifen würde.“ 39
Bleiben wir ruhig.
Weihnachten naht.
Vorhersagen für den Beginn des dritten Weltkriegs in einem Nahostkonflikt gibt es aber nicht nur von einem südafrikanischen Seher. 40
Ein Düsseldorfer Kapuzinermönch sieht im Jahr 1850 die Szenerie für den Dritten Weltkrieg, wie er weiter unten beschrieben wird:
„Ein schwerer Krieg wird im Süden entbrennen, sich nach Osten und Norden verbreiten.“ 41
Das ist ungenau lokalisiert, aber ähnlich in der Wortwahl wie Alois Irlmaier, der vom Räuberfürsten im Süden sprach. Der Nahostkrieg und der Ukraine-Krieg verschmelzen und sind in diesen Worten nicht voneinander zu trennen.
Die böhmische Flüchtlingsfrau erzählt um 1945 und ortet nicht nur die Region genauer – sie bestimmt auch die sichtbaren Täter.
„Im Nahen Osten wird es beginnen… Ein kleines Volk wird großes Unrecht tun.“ 42
Vor der Gründung Israels 1948 war das ein rätselhafter Satz.
Ähnlich auch die Aussage des rheinländischen Spielbähn um 1750:
„Ein kleines Volk wird aufstehen und den Krieg ins Land bringen.“43
Kleine Völker sind zwar auch die Serben oder Griechen, aber diese hätten nicht die Macht, „den“ Krieg – einen großen Krieg! – nach Deutschland zu bringen. Es muss ein kleines, sehr mächtiges Land sein!
Selbst in einer norddeutschen Weissagung um 1700 wird dieser Gegensatz betont! Der zeitliche Zusammenhang im Textverlauf sind eine Papstflucht und ein Attentat als Kriegsauslöser.
Es heißt also in diesem „Testament eines fliehenden Papstes“: „Europa wird zu einer Zeit, da der päpstliche Stuhl leer ist, von fürchterlichen Züchtigungen heimgesucht. Bosheit, Verleumdung, Gehässigkeit wird ein kleines Häufchen [oder Volk, Anm. d. Verf.] aufreizen. Durch Fürstenmord wird der Brand entfacht.“44
Dass es das Häuflein sei, ein kleines Volk – das lässt dann doch aufhorchen!
Vor dem ersten Weltkrieg floh nicht der Papst – prophezeit ist das jedoch vielfach vor dem dritten Krieg. Somit bezieht sich der „Fürstenmord“ nicht auf das Attentat in Sarajevo 1914, sondern auf den Startschuss für Krieg drei, was noch eingehender besprochen wird.
Es sind Aussagen, bei denen man etwas um die Ecke denken muss. Deutlicher drückt es ein anonymer Freund von Alois Irlmaier aus, der 2014 vom Prophezeiungsforscher Stephan Berndt interviewt wurde.
„Aber das hat er ja öfter g‘sagt: Oh geh‘ tuts (anfangen tut es…) da drüben bei die Juden und bei die Araber, da geht‘s oh (los).“45
Veröffentlicht 1978, fasst ein höchstwahrscheinlich Alois Irlmaier zuzuschreibendes Zitat die Lage zusammen:
„Alles ruft Frieden, Schalom! Da wird‘s passieren. – Ein neuer Nahostkrieg flammt plötzlich auf, große Flottenverbände stehen sich im Mittelmeer feindlich gegenüber – Die Lage ist gespannt.“46
Im östlichen Mittelmeer versammeln sich immer mehr Kriegsschiffe – eine Realität seit Beginn dieses Krieges, aber eigentlich schon seit dem Beginn der Syrien-Krise 2011.
Mit dem Gaza-Krieg seit dem 7. Oktober 2023 ist tatsächlich ein Krieg entflammt, der die vorherigen übertrifft. Vielleicht geht Israel damit unter, vielfach angegriffen und bedroht.
Bleibt noch die Sache mit Syrien!
Baba Wanga war eine anerkannte Seherin aus Bulgarien, die – mühelos durch Raum und Zeit greifend – 1996 mit 85 Jahren starb. Ihre Unmenge an Diagnosen und Aussagen lassen sich mit den etwa 14.000 Readings oder „Lesungen“ von Edgar Cayce (1877–1945) vergleichen, einem US-Amerikaner, ohne dass eine Sekretärin wie bei Cayce mitschrieb. Im Gegensatz zum sanften Cacye war Wanga zwar liebevoll und ihren Mitmenschen zugetan, aber eine deutliche Autorität und eher spröde in ihrer Art.
Die Erde würde sich sehr verändern, zum Guten zwar, meinte sie, aber erst nach gewaltigen Umbrüchen. Ob diese Zeit bald anbreche, wurde sie gefragt.
Ihre überraschende Antwort im Jahr 1980:
„Nein, nicht bald. Noch ist Syrien nicht gefallen.“ 47
Eindeutig ist auch die Aussage einer amerikanischen Seherin aus den 1970er Jahren, von Veronica Lueken, Veronica von der Bayside genannt:
„Syrien hat den Schlüssel zur Lösung des Weltfriedens oder zum Dritten Weltkrieg!“ 48
Was bedeutet das?
Dass es nicht um Syrien geht.
Dieses machtlose Land kann nichts ausrichten, wenn Israel mit Raketen immer wieder das Land angreift. Syrien ist der Boxring einiger Interessen, weil es Teil des so genannten schiitischen Halbmonds ist, der vom Iran über Syrien bis zum Libanon reicht, und weil Ost und West sich hier kreuzen: die Türkei und der Iran.
Russland hat eine Beteiligung an einem kleinen Mittelmeerhafen, noch aus der Sowjetzeit: Tartus. Er ist der einzige nichtrussische Hafen im Ausland im Gegensatz zu Dutzenden von den Amerikanern.
Trotz des Krieges in den 2010er Jahren gibt es weiterhin den Staat Syrien, weiterhin mit Ba-schar Al-Assad als seinen Präsidenten. Assad konnte in diesem Krieg plötzlich mit Russland als Verbündeten aufwarten, sodass die Staatlichkeit gewahrt werden konnte. Russland hat sich seitdem dem Iran angenähert – ein umfassender Angriff von Israel und den USA gegen den Iran würde den großen Partner im Norden auf den Plan rufen.
Und siehe da: Am 2. April 2024 zerstörten israelische Raketen die iranische Botschaft in Damaskus. Ermordet wurden hohe iranische Offiziere. Die Reaktion waren abgefangene Drohnen und Raketen der Iraner. Seitdem ist Iran der böse Staat, der Israel angegriffen hat. Weitere ranghohe Offiziere starben danach.
Wann greift jedoch der Iran mit ganzer Wucht an? Nicht allein nur über die von ihnen unterstützten Hisbollah im Libanon und mit Drohnen?
Alles ist mit allem verbunden, und es geht eigentlich nicht um Syrien.
Im Grunde ist jedoch dieses Detail nur ein Glied einer Kette von kriegerischen Katastrophen. Es beginnt in Nahost – der Krieg zieht seine Kreise wie der ins Wasser geworfene Stein.
Ein interessantes Zitat ist von Bruder Adam aus Würzburg aus dem Jahre 1949:
„Der Krieg wird im Südosten ausbrechen, aber es ist nur eine List. Dadurch soll der Feind irregeführt werden; Rußland hat seinen Angriffsplan längst vorbereitet.“49
Geortet von Würzburg aus, mag Israel das Land und der Nahe Osten die Region im „Südosten“ sein. Dort gibt es das Potential für einen umfassenden Regionalkonflikt Ukraine-Russland oder auch für Israel gegen die Palästinenser.
