Never give up - Christian Neureuther - E-Book

Never give up E-Book

Christian Neureuther

4,0

Beschreibung

Gelenkschmerzen durch Arthrose betreffen hierzulande etwa ein Viertel der Bevölkerung, Tendenz steigend! Aber diese Schmerzen sind kein Grund, zum Couch-Potato zu werden. Im Gegenteil! Was viele nicht wissen: Sport ist bei Arthrose das A und O, um beweglich zu bleiben und aktiv am Leben teilzunehmen. Aber die richtige Bewegung muss es sein – und Spaß muss sie machen, um den inneren Schweinehund zu besiegen. Christian Neureuther, ehemaliger Weltklasse- Skifahrer und selbst Arthrose-Patient, hat deshalb zusammen mit Frank Bömers und Dr. Christian Fink, einem bekannten Innsbrucker Kniechirurgen, ein innovatives Programm entwickelt, das Arthrose-Patienten hilft, in Schwung zu kommen. Das Buch gibt konkrete Tipps, wie man trotz Arthrose sportlich aktiv bleiben und durch die Freude an der Bewegung mehr Lebensqualität gewinnen kann. Dazu bietet es viele Übungen, die man leicht in den Alltag einbauen kann. Denn Bewegung wirkt wie Medizin! Vom prominenten Spitzensportler bis zum Otto-Normal- Patienten: Viele Fallbeispiele beweisen, dass man alles geben, aber niemals aufgeben sollte. Ob man schmerzfrei und aktiv lebt, hat man selbst in der Hand!

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INHALT

Drei Männer, eine Mission

Christian Neureuther:»Für einmalige Erlebnisse nehme ich auch Schmerzen in Kauf«

Heike Gessat:»Geht nicht, gibt’s bei mir einfach nicht«

DIAGNOSE ARTHROSE: DAS HILFT!

Was Sie über Arthrose wissen müssen

Raus aus dem Schmerzkreislauf

Die sechs Schmerztypen

Frank Bömers:»Ich habe gelernt, auf die rote Warnlampe zu achten«

Wickel, Wärme, Weidenrinde und Co.

Gesund essen für die Gelenke

Heilende Kräuter und Gewürze gegen Arthrose

Entlasten statt belasten

Yvonne Agreiter:»Die Berge sind meine Kraftquelle«

Wenn eine OP unvermeidlich ist

Selbsttest: Muss ich operiert werden?

Michi Brunner:»Mit meinen neuen Hüften gebe ich Vollgas«

NUR WER AM BALL BLEIBT, KOMMT WEITER

Der innere Schweinehund

Unsere Never-give-up-Storys:Dr. Klaus Gürtler und Dr. Burckhardt Bittrich

Die Kunst der Motivation

Unsere Never-give-up-Storys: Arno Tautermann und Karin Vinke-Brandscheidt

Coach your Mind

We never give up Felix Neureuther und Axel Lund Svindal/Tina Weirather und Hanni Wenzel-Weirather

BEWEGUNG TUT GUT: JETZT ERST RECHT

Die Heilkraft des Sports

Bewegung hält gesund

Bausteine der Bewegung

Ist KraftTraining Gut für mich?

Zehn goldene Übungen

DIE BESTEN SPORTARTEN BEI ARTHROSE

Sport trotz Arthrose? Ja, klar!

Beliebte Sportarten - auf einen Blick

BERGWANDERN

GOLF

LAUFEN

NORDIC WALKING

Kleines Stöcke-Abc

RADFAHREN

SCHWIMMEN

SKIFAHREN

SKILANGLAUF

TANZEN

YOGA

Die Autoren

Impressum

DREI MÄNNER, EINE MISSION

Vor dem Alter ist keiner gefeit, genauso wenig wie vor den Begleiterscheinungen – wie Arthrose. Doch jeder hat es selbst in der Hand, wie er damit umgeht. Unsere Autoren haben gleich ein ganzes Buch darüber geschrieben, wie man trotz Arthrose aktiv bleiben kann.

»Unser größter Ruhm liegt nicht darin, niemals zu fallen, sondern jedes Mal wieder aufzustehen, wenn wir gescheitert sind.«

- Konfuzius -

Wie kam es zu der Idee, ein Buch über Arthrose zu schreiben?

Christian Neureuther: Wenn sie die Diagnose Arthrose bekommen, denken viele Leute ja, dass jetzt gar nichts mehr so sein wird wie vorher und dass sie zum Beispiel nicht mehr Ski fahren oder bergsteigen können. Das ist Schmarrn. Das Leben ist nicht vorbei. Man muss zwar vielleicht manches neu ordnen, aber man kann trotzdem viel Spaß haben. Viele schaffen so eine Umstellung jedoch nicht allein. Wenn dieses Buch dabei hilft, haben wir unser Ziel erreicht.

Prof. Dr. Christian Fink: Ich kann Christian Neureuther nur recht geben. Allerdings darf man auch nicht vergessen, dass der Arthrose-Schmerz den Alltag und den Gemütszustand vieler Patienten massiv beeinflusst. Studien haben aber auch gezeigt, dass Menschen, die körperlich und sozial aktiv sind, weniger Schmerzen haben. Das wissen noch viel zu wenige – und das wollen wir ändern.

Frank Bömers: Im Wesentlichen geht es uns drei Autoren um das richtige Mindset, also die richtige innere Haltung zur Arthrose. Denn die hat wesentlichen Einfluss darauf, ob die Betroffenen positiv damit umgehen können.

Christian Neureuther: Ich bin von klein auf immer positiven Einflüssen ausgesetzt gewesen, das hat mich stark geprägt. Und ich möchte auch selbst allen Menschen möglichst freundlich und positiv gegenübertreten. Wenn es meinem Umfeld daraufhin besser geht, geht es mir auch besser. Ich glaube an die Wirkung solcher Einflüsse und bin mir sicher, dass eine positive Einstellung die beste Heilmethode ist.

Prof. Dr. Christian Fink: Ja, auch das ist inzwischen wissenschaftlich erwiesen.

Christian Neureuther: Seit Jahrtausenden suchen Menschen nach Kraftorten oder „Gurus“, die ihnen Kräfte übertragen, die sie selbst vielleicht nicht haben. Ich glaube nicht an Zaubertränke, aber ich glaube an die Aura positiver Menschen.

Frank Bömers: Aber immer positiv zu denken, fällt Menschen, die krank sind, oft schwer.

Prof. Dr. Christian Fink: Die große Gefahr ist ja, dass man wegen seiner Schmerzen weniger mit Freunden oder der Familie unternimmt. So isoliert man sich sozial, bewegt sich weniger und isst vielleicht etwas mehr. Dann baut die Muskulatur ab, man nimmt zu und die Arthrose-Schmerzen werden stärker. Wir wollen Wege aufzeigen, wie man diesen fatalen Kreislauf stoppen kann.

Christian Neureuther:

»Geht nicht, gibt’s bei mir einfach nicht«

Die Betriebswirtin und Heilpraktikerin Heike Gessat aus Northeim bei Göttingen hatte in beiden Knien starke Arthrose. Im August und im November 2016 ließ sie sich operieren und in beide Kniegelenke je eine Schlittenprothese einbauen. Seither ist wieder alles möglich.

„Meine 20-jährige Tochter sagte eines Tages zu mir: ‚Mama, du bist aber klein geworden.‘ Da konnte ich wegen meiner Arthrose schon nicht mehr gerade gehen. Ich hatte in den Knien keinen Knorpel mehr, lief sozusagen auf der Felge, und bin dadurch in eine O-Bein-Haltung gerutscht. Ich bin richtig geeiert. Wenn ich zum Einkaufen in die Stadt fuhr und vom Parkplatz bis zum Laden 300 Meter laufen musste, dachte ich, das schaffe ich nicht. Mir war klar, dass beide Knie ziemlich kaputt waren – nd das mit knapp 50 Jahren. Vermutlich infolge der drei Meniskusoperationen, die ich bisher hatte; die erste schon mit 31 Jahren. Schleichend begannen dann die Arthrose-Schmerzen. Anfangs konnte ich diese noch gut mit einer Orthese lindern. Leichter Sport oder auch tägliche Wege ließen sich damit ganz gut meistern und eine OP gut zwei Jahre nach hinten rausschieben. Doch aufgrund meiner Vorgeschichte war dies leider nur eine Übergangslösung.

Sich nicht bewegen ist keine Lösung

Mit der Zeit hatte ich mir verschiedene Vermeidungsstrategien angewöhnt, was ich aber erst im Nachhinein bemerkt habe: Ich habe zum Beispiel dreimal überlegt, ob ich in die obere Etage gehe und Staub sauge. Ich habe mich immer weniger bewegt, dann kam das Frustessen dazu, am liebsten Schokolade. Irgendwann zeigte die Waage 80 Kilo an. Dabei bin ich doch ein absoluter Bewegungsmensch! Ich saß immer häufiger vor dem Fernseher und strickte, anstatt rauszugehen. Aber das macht man eigentlich mit 70, nicht mit 50. Irgendwann ging gar nichts mehr: Ich konnte nicht mehr spazieren gehen, nicht mehr wandern und nicht mehr Ski fahren. Irgendwann konnte ich nicht einmal mehr Rad fahren. Da war klar: So kann es nicht weitergehen.

Selbst Verantwortung übernehmen

Mit 50 Jahren derart eingeschränkt zu sein, war ein No-Go für mich. Ich hatte mir geschworen, dass ich mich operieren lassen würde, wenn ich nicht mehr ohne Schmerzmittel über den Tag käme. Ich wollte mir schließlich nicht Nieren und Leber mit Medikamenten kaputt machen. Also sagte ich zu meinem Arzt, der die OP gerne noch rausgezögert hätte: ‚Ich lebe jetzt. Ich will mein Leben jetzt wiederhaben. Wer weiß, ob ich überhaupt 70 oder 75 Jahre alt werde.‘ Ich sehe das pragmatisch: Eigentlich ist so ein Schlitten auch nichts anderes als eine Zahnkrone. Jetzt habe ich halt eine Krone am Tibiakopf und auf den Oberschenkelrollen. Dafür habe ich seitdem mein Leben wieder. Ich werde nie das Gefühl vergessen, als ich am zweiten Tag nach der OP neben dem Krankenhausbett stand und merkte: ‚Oh, ich bin wieder ein aufrechter Mensch.‘ Das war so ein erhebendes Gefühl! Ich habe gebissen und gekämpft wie ein Leistungssportler, nicht nur die zweimal 20 Minuten Physiotherapie pro Woche absolviert. Beim ersten Knie war ich nach der OP noch in Reha, beim zweiten schrieb ich mir meinen Rehaplan selbst: Ich saß jeden Tag dreimal auf dem Ergometer. Den hatte ich mir im Wohnzimmer vor den Fernseher gestellt und dabei Biathlon geguckt. Ich ging zum Aquajoggen, das mache ich auch heute noch jeden Morgen. Und zwei-, dreimal pro Woche gehe ich ins Fitnessstudio zum Muskelnkräftigen.

Der beste Tipp, den ich anderen geben kann, ist: Beißt die Zähne zusammen und zeigt ganz viel Eigeninitiative! Der Arzt operiert dich – und da geben ganz viele die Verantwortung ab und nehmen sie sich später nicht wieder. Aber man muss schon im Krankenhausbett wieder anfangen, die Verantwortung für seinen Körper zu übernehmen. Vier Monate nach der zweiten OP konnte ich wieder in den Bergen wandern. Einmal sagte mein Mann mit einem Augenzwinkern: ‚Du hast ja ein Tempo drauf, ich kann gar nicht mehr mit dir Schritt halten. Jetzt hab ich meine aktive Heike wieder.‘ Das freut einen natürlich. Letzten Sommer habe ich mir dann ein E-Bike gegönnt. Jetzt kann ich endlich wieder meiner Radelleidenschaft nachgehen. In den ersten drei Monaten bin ich gleich 1600 Kilometer gefahren!

OP als Chance

Die Krankheit war immer ein Kampf und ich habe immer geschaut, welche Möglichkeiten ich habe, damit klarzukommen. Schon mein Papa hat immer gesagt: ‚Geht nicht, gibt’s nicht.‘ Das ist auch mein Motto. Auch als ich mich für die OP entschieden hatte, habe ich nie an der Entscheidung gezweifelt. Mir war klar, das ist die Lösung und ich mache nach der OP alles, um mein altes Leben zurückzubekommen. Ich wusste, dass die OP eine Riesenchance war. Das war meine Motivation. Ich hatte volles Vertrauen in meinen Arzt, der mich auch operiert hat.

Was heute nicht mehr geht: mich hinknien oder auf die Knie gehen. Vor meiner Prüfung zur Heilpraktikerin hatte ich oft einen Albtraum: Der Prüfer legt sich auf den Boden und sagt: ‚Jetzt machen Sie mal eine Herzdruckmassage.‘ Exakt das ist dann passiert. Also habe ich gesagt: ‚Ich kann mich nicht hinknien.‘ Da legte sich die Prüferin auf einen Tisch. Im Ernstfall würde ich mich vermutlich aber doch runterknien, ganz intuitiv. Ich hoffe natürlich, dass die Schlittenprothesen lange halten, auch wenn ich irgendwann vermutlich eine Vollprothese brauchen werde. Doch bis es so weit ist, mache ich mir keinen Kopf, sondern genieße jeden Tag.“

DIAGNOSE ARTHROSE:DAS HILFT!

Was ist eigentlich Arthrose? Was muss man beachten und was kann man dagegen tun? Wir geben Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Thema. Außerdem erfahren Sie, welche Anwendungen helfen, welche Heilpflanzen und technischen Hilfsmittel Ihnen guttun, wie Sie den Schmerzkreislauf durchbrechen können und wann eine Operation schließlich doch unumgänglich ist.

Es ist ganz normal, wenn es hin und wieder zwickt und zieht. Aber das sollte auf keinen Fall zum Dauerzustand werden. Es gibt heute so viele Möglichkeiten, trotz Arthrose aktiv und agil zu bleiben. Nutzen Sie sie!

Christian Neureuther

Aktiv bleiben, statt faul herumzusitzen, hilft einem arthrosekranken Knie mehr als so manch teures Wundermittel.

Prof. Dr. Christian Fink

WAS SIE ÜBER ARTHROSE WISSEN MÜSSEN

Arthrose ist eine der häufigsten Gelenkerkrankungen. Aber was genau steckt dahinter? Und wie kann ein Leben mit der Krankheit gelingen? Der Orthopäde und Sporttraumatologe Prof. Dr. Christian Fink beantwortet die wichtigsten Fragen.

Was ist Arthrose?

Arthrose ist eine Gelenkerkrankung: Wenn die Knorpelschicht der Gelenke in großen Bereichen angegriffen oder zerstört ist, sprechen Mediziner von Arthrose.

Alle Knochen im Körper werden durch Gelenke verbunden. Im Bereich dieser Gelenke sind die Enden der Knochen von einer Knorpelschicht überzogen. Gelenkknorpel besteht zum überwiegenden Teil aus Wasser, das in einem speziellen „Stützgerüst“ gebunden ist. Dieses sorgt für Zugfestigkeit und Steifigkeit, der Wasseranteil dagegen ist für die Druckfestigkeit des Knorpels verantwortlich. Im Kniegelenk zum Beispiel ist der Knorpel bis zu 5 mm dick. Er ist also ein idealer „Stoßdämpfer“, solange er gesund ist. Darüber hinaus ist ein gesunder Knorpel die perfekte Gleitfläche: Er macht es möglich, dass sich unsere Gelenke reibungsfrei und schmerzfrei bewegen können. Die Gleiteigenschaften von gesundem Knorpel auf Knorpel sind etwa zehnmal besser als die von Eis auf Eis.

Der Knorpelschaden im Gelenk wird im Allgemeinen in vier Grade eingeteilt. Grad 1 stellt nur eine leichte Erweichung dar, die keine Beschwerden auslöst. Bei Grad 2 zeigen sich Risse im Gelenkknorpel, die sich allerdings noch in den oberflächlichen Schichten befinden. Bei Grad 3 sind bereits Knorpelfransen und Defekte sichtbar und bei Grad 4 reicht der Knorpelschaden schließlich bis an den Knochen. Der Übergang, ab wann man nicht mehr nur von einem Knorpelschaden, sondern bereits von Arthrose spricht, ist ein fließender.

Weil der Gelenkknorpel keine Blutgefäße besitzt, können Verletzungen nur schlecht heilen. Außerdem hat der Gelenkknorpel selbst keine Nervenfasern, deshalb nehmen Betroffene Schmerzen oft erst dann wahr, wenn der Knorpelschaden schon recht groß ist. Das macht es natürlich schwer, schon frühzeitig Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Schmerzen entstehen in der Regel, wenn die Dämpfungseigenschaften des Knorpels so stark nachlassen, dass die Belastungen auf den darunterliegenden Knochen zu groß werden. Im Gegensatz zum Knorpel selbst besitzt der gelenknahe Knochen nämlich sehr viele schmerzsensible Nervenendigungen. Schmerzen treten auch auf, wenn durch Knorpelabrieb und Rauigkeiten des Gelenkknorpels die Innenseite der Gelenkkapsel (Synovialis) anfängt, sich zu entzünden, und daher vermehrt Gelenkflüssigkeit (Synovialflüssigkeit) bildet. Denn durch diese kommt es zu schmerzhaften Schwellungen und Gelenkergüssen.

Nach welchem Mechanismus Schmerz bei Arth- rose genau entsteht, ist allerdings noch nicht vollständig geklärt. Auch wenn zwei Patienten laut Röntgenbild den gleichen Arthrose-Grad haben, bedeutet dies nicht, dass sie auch die gleichen Schmerzen verspüren.

Woher kommt Arthrose?

Ein Knorpelschaden kann entweder durch ein akutes Unfallereignis, wie zum Beispiel einen Sportunfall, oder durch die zunehmende Abnutzung im Laufe des Lebens entstehen. Fehlhaltungen, Übergewicht, aber auch Vererbung spielen in diesem natürlichen Verschleißprozess eine wesentliche Rolle. Krankheiten (wie Rheuma oder Schuppenflechte) können ebenfalls zu Gelenkarthrose führen. Diese entzündliche Form der Arthrose bezeichnet man als Arthritis. Während Abnutzungserscheinungen häufig anfangs nur Teile des Gelenkknorpels betreffen, ist bei den entzündlichen Formen immer das ganze Gelenk beteiligt.

Muss Arthrose immer wehtun?

Nein. Wie bereits angesprochen, muss Arthrose nicht zwingend Beschwerden verursachen. Manchmal ist man wirklich überrascht, wenn man Röntgenbilder von Patienten sieht, die bereits sehr fortgeschrittene Stadien von Arthrose zeigen, aber nur wenig oder auch gar keine Schmerzen haben. Das Röntgenbild meines Vaters etwa sah zehn Jahre lang völlig gleich aus: Es zeigte zwar einen vollständig abgenutzten Gelenkknorpel an der Innenseite des Kniegelenks, dennoch hatte mein Vater anfangs keine und auch später über Jahre hinweg nur leichte Beschwerden. Und die bekam er gut in den Griff, indem er seine sportlichen Aktivitäten anpasste und anfing, Rad zu fahren statt zu laufen, indem er Schuheinlagen trug und sich gelegentlich Hyaluronsäure spritzen ließ. Erst viel später sind die Beschwerden dann relativ plötzlich doch mehr geworden und ließen sich mit konservativen Maßnahmen nicht mehr so gut beherrschen. Was ich damit sagen will: Es ist wichtig, dass man nicht „Röntgenbilder“ behandelt, sondern immer die Menschen, die dahinter stehen.

RAUS AUS DEM SCHMERZKREISLAUF

Schmerzen sind unangenehm. Verständlich, dass jeder versucht, sie so schnell wie möglich loszuwerden. Leider aber führt nicht jede Methode zum Ziel – im schlimmsten Fall entsteht sogar ein Teufelskreis. Doch es gibt Wege, den Schmerzkreislauf zu durchbrechen.

Es ist ganz normal, dass es ab und an irgendwo ein wenig ziept und zwickt. Auf diese Weise sendet der Körper uns Warnsignale, die uns darauf hinweisen sollen, dass wir es an der ein oder anderen Stelle übertrieben haben und bitte ein bisschen mehr Rücksicht auf ihn nehmen sollten. Mediziner bezeichnen diese Warnhinweise des Körpers als akuten Schmerz. Als Arthrose-Patient sollten Sie sich bei plötzlich auftretenden Schmerzen zum Beispiel fragen, welche Ursache diese haben könnten: Haben Sie Ihr Gelenk irgendwie überlastet? Oder haben Sie ihm vielleicht ungewohnte Bewegungen zugemutet?

Akuter Schmerz ist immer zeitlich begrenzt. Das verleitet natürlich dazu, ihm mit einem Schmerzmittel zu begegnen. Besser wäre aber, das Gelenk erst einmal zu kühlen, zu schonen oder ein anderes Hausmittel anzuwenden. Was Sie auf keinen Fall tun sollten: den Schmerz ignorieren und einfach so weitermachen wie gewohnt. Dann kann sich Ihr Gelenk nämlich nicht erholen. Im Gegenteil: Die Schmerzen nehmen eher zu.

Wer rastet, der rostet

Halten Schmerzen länger als drei Monate an, verlieren sie ihre Warnfunktion und werden zum chronischen Schmerz. Damit beginnt nicht selten ein Teufelskreis:

Die sechs Schmerztypen

Das eine einzig wahre Anti-Schmerz-Mittel gibt es nicht, schließlich geht jeder anders mit Schmerzen um und empfindet sie auch unterschiedlich. Finden Sie heraus, welcher Schmerztyp Sie sind.

I. Der Vermeider

Seine größte Sorge ist, dass er noch stärkere Schmerzen bekommen könnte. Um dieser Gefahr aus dem Weg zu gehen, verbiegt er sich im wahrsten Sinn des Wortes und nimmt Schonhaltungen ein. Doch damit schiebt er den Schmerz nicht weg, sondern verlagert ihn nur.

DAS SAGT PROF. DR. FINK DAZU:

„Häufig nimmt man eine Schonhaltung selbst gar nicht wahr. Erst der Partner oder ein Freund machen einen darauf aufmerksam. Seien Sie achtsam und nehmen Sie diese Dinge ernst. Oft kann ein Physiotherapeut helfen, es rasch wieder ‚hinzubiegen‘. Falls das nicht klappt, warten Sie nicht zu lange, bis Sie einen Arzt konsultieren.“

II. Der Verleugner

Er lebt nach dem Motto: „Alles halb so schlimm. Was ich ignoriere, ist nicht da.“ Weil er sich seine Schmerzen nicht anmerken lassen will, frisst der Verleugner sie in sich hinein. Im schlimmsten Fall kann das zu Depressionen führen.

DAS SAGT PROF. DR. FINK DAZU:

„Schmerzen sind nicht normal und gehören nicht zu unserem Alltag. Sie sind ein Warnsignal und sollten auf keinen Fall ignoriert werden. Wenn einfache Hausmittel oder eine Schmerztablette keine Linderung bringen, muss man die Ursache frühzeitig abklären. Scheuen Sie sich auch nicht, professionelle Hilfe in Form einer psychologischen Unterstützung anzunehmen.“

III. Der Schmerzlose

„Schmerzen? Nicht mit mir“, denkt sich der Pragmatiker. „Wofür gibt’s Schmerzmittel?“ So kommt er gut durch den Tag, während er die eigentlichen Ursachen für seine Beschwerden verdrängt. Durchhalten ist seine Devise.

DAS SAGT PROF. DR. FINK DAZU:

„Schmerzmittel sind keine dauerhafte Lösung. Längere Zeit eingenommen, haben sie entweder schwere Nebenwirkungen auf den Magen-Darm-Bereich und die Nieren (die Gruppe der ‚nicht steroidalen Entzündungshemmer‘ wie Ibuprofen und Naproxen) oder führen zu Abhängigkeit (die Gruppe der ‚Opiate‘). Auf keinen Fall sollten Sie sich bei Arthrose auf einen solchen Behandlungsweg einlassen. Man kann damit maximal kurze Schmerzphasen überbrücken, dann muss eine dauerhafte Lösung gefunden werden wie eine Infiltration in einem frühen Stadium oder ein künstliches Gelenk in einem späteren.“

IV. Der Pessimist

Sein Motto lautet: „Egal, was ich mache, es wird doch eh nur noch schlimmer.“ Die Arthrose und die damit einhergehenden Schmerzen sind sein Lebensthema. Aber wer weiß: Vielleicht steckt hinter den Schmerzen noch eine zweite, viel schlimmere Krankheit? Der Pessimist steigert sich in den Schmerz hinein, statt selbst aktiv zu werden. Mögliche Lösungen verliert er aus dem Blick.

DAS SAGT PROF. DR. FINK DAZU:

„Leider beurteilen viel zu viele Menschen das Glas als halb leer, nicht als halb voll. Dabei muss das gar nicht sein. Die Medizin hat heute wirklich großartige Möglichkeiten, Krankheiten zu erkennen und zu behandeln – gerade am Bewegungsapparat. Auch seltene Schmerzursachen lassen sich dabei gut ausschließen. Es gibt (fast) immer eine Lösung, um die Schmerzen in den Griff zu bekommen. Auch eine Selbsthilfegruppe oder ein Arthrose-Forum im Internet kann hier gute Unterstützung leisten. Patienten sollten lernen, dass sie es zu einem Großteil selbst in der Hand haben.“

V. Der Resignierte

Er hat sich damit abgefunden, dass Arthrose- Schmerzen zu seinem Leben gehören. Viele Therapieversuche waren erfolglos, sein Leben dreht sich nur noch um die Schmerzen. Soziale Beziehungen und Bewegung vernachlässigt er.

DAS SAGT PROF. DR. FINK DAZU:

„Nicht umsonst lautet der Titel dieses Buchs ‚Never give up‘. Und genau das sollte auch wieder zu Ihrem Lebensmotto werden. Haben Sie keine Angst vor der Diagnose Arthrose. Die ist heute bei Weitem keine ‚unheilbare‘ Krankheit mehr. Holen Sie sich gegebenenfalls bei kompetenten Orthopäden eine Zweit- oder Drittmeinung zu Ihrem Problem und scheuen Sie sich nicht, auch einmal den Physiotherapeuten zu wechseln. Gerade bei der Therapie der Arthrose tut nicht jedem die gleiche Behandlung gut (und auch nicht der gleiche Behandler). Das ist ganz normal. Setzen Sie sich kleine Ziele und bauen Sie sich daran auf.“

VI. Der Anpacker

Gut, Schmerzen gehören nun mal zum Leben mit Arthrose dazu. Aber davon lässt er sich nicht unterkriegen. Stattdessen tut der Anpacker, was er kann, um die Schmerzen loszuwerden. Er achtet auf sein Gewicht, bewegt sich regelmäßig und belohnt sich dafür.

DAS SAGT PROF. DR. FINK DAZU:

„Das ist die Idealvorstellung. So sollten wir an die Sache herangehen. Sich nicht dem Problem verschließen, Schmerz als Warnsignal ernst nehmen und dann nicht lange fackeln, etwas dagegen zu unternehmen. Das ist der beste Weg, dem Schmerzkreislauf zu entkommen.“

»Ich habe gelernt, auf die rote Warnlampe zu achten«

Der Medizintechnik-Experte und Redner Frank Bömers bekam die Diagnose Arthrose in den Wirbelgelenken. Er entdeckte die Meditation für sich und erhielt einen wichtigen Rat für seinen Büroalltag: So hat er jetzt seine Schmerzen gut in den Griff.

„Manchmal sahen unsere Spaziergänge so aus: Meine Frau trug unsere Tochter auf dem Rücken und ich lief daneben her. Klar war es mir ein bisschen peinlich, dass nicht ich das Tragen übernehmen konnte. Aber wegen meiner Rückenschmerzen ging es eben einfach nicht. Ich habe dann halt versucht, unsere Tochter immer wieder zum Laufen zu animieren …

Die Sache mit dem Rücken fing 2005 mit dem Umzug in unser neues Zuhause an: Trotz Umzugshelfern habe ich tausend Dinge und eine Waschmaschine hin und her getragen. Eigentlich kein Wunder, dass danach der Rücken schmerzte. Doch meine Rückenschmerzen wollten gar nicht mehr enden. Ich konnte mich kaum noch bewegen und kam morgens nur noch mithilfe meiner Frau aus dem Bett – das fühlte sich völlig daneben an. Ich war ja erst Anfang 40! Mein Alltag, bislang geprägt durch Büroarbeit und Jogging zweimal die Woche, bestand nun vorwiegend aus Besuchen beim Hausarzt und Orthopäden, bei der Krankengymnastik, dem Osteopathen und einem weiteren Orthopäden. Ich habe so ziemlich alle Therapievorschläge ausprobiert: von Voltarentabletten und -salbe über Rückenbandage und Tramaltropfen bis zur Kortisoninjektion in der Arztpraxis. Die ganze Palette. Richtig geholfen hat aber leider nichts davon.

Der Befund im MRT ergab dann einen Bandscheibenvorfall im Übergang Lumbalwirbel L5 zu Sakralwirbel S1 – auf ‚medizinisch‘: L5/S1. Dazu ein Wirbelgleiten, eine sogenannte Spondylolisthesis, und Arthrose in den Wirbelgelenken. ‚So ein Mist‘, habe ich gedacht, ‚was bedeutet das jetzt für meine Zukunft?‘ Eins war aber sofort klar: Ich wollte mich auf keinen Fall damit abfinden, dauerhaft mit Rückenschmerzen zu leben. Damals war mein Sohn Joshua vier Jahre alt. Ich wollte mit ihm auf den Bolzplatz und Spaß haben. Ich musste also etwas ändern.

Ich kann mich noch genau an den Moment erinnern, als ich zu ihm sagen konnte: ‚So jetzt geht’s endlich mal wieder auf den Bolzplatz.‘ Wie er mich da angestrahlt hat! Und nicht nur mein Sohn war glücklich. Auch ich war es, weil ich gesehen habe, wie wunderbar es ist, selbstbestimmt durchs Leben zu gehen und nicht durch andauernde Schmerzen eingeschränkt zu sein. Meinem Selbstbewusstsein tat das natürlich ebenfalls gut.

Wechsel zwischen Stehen und Sitzen

Als Erstes habe ich mir fürs Büro einen höhenverstellbaren Schreibtisch angeschafft. Davon hatte mir mein Osteopath vorgeschwärmt. Und ich hatte das Glück, dass bei uns in der Firma gerade so ein Schreibtisch frei wurde, weil eine Kollegin die Stelle wechselte. Damals war es nämlich nicht selbstverständlich, dass der Arbeitgeber überhaupt solche Tische zur Verfügung stellt. Inzwischen investieren zum Glück immer mehr Firmen in solche variablen Möbel, auch weil der positive Nutzen bei Rückenpatienten mittlerweile wissenschaftlich nachgewiesen ist: Einige Krankenkassen zahlen auch einen höhenverstellbaren Schreibtisch.

Dieser Tipp war der wichtigste, den ich je bekommen habe – zumindest was meine Krankheit betrifft. Denn durch den regelmäßigen Wechsel zwischen Sitzen und Stehen bin ich an anhaltenden Schmerzen und einer OP vorbeigekommen. Jedes Mal, wenn ich die Position ändere, schüttle ich außerdem meine Arme und Beine bewusst aus. Das lockert die Muskulatur und es werden abwechselnd unterschiedliche Muskelgruppen be- und entlastet. Ich habe übrigens keinen festen Rhythmus, sondern mache den Wechsel vom Stehen zum Sitzen (oder umgekehrt) von meiner jeweiligen körperlichen Verfassung abhängig. Bei längeren Konferenzen platziere ich mich so, dass ich ab und an mal aufstehen kann, ohne dass es seltsam wirkt. So verfolge ich beispielsweise eine Präsentation stehend, häufig auch an der Wand angelehnt, bevor ich mich wieder hinsetze.

Sport und Achtsamkeit

Der zweite wichtige Grund, weshalb ich bislang keine OP brauche und meine Schmerzen im Griff habe, sind regelmäßige Bewegung und Sport. Ich gehe zweimal pro Woche draußen laufen und trainiere zu Hause meine Rückenmuskulatur mit- hilfe gezielter Übungen, die mir mein Krankengymnast empfohlen hat. Darüber hinaus gehe ich seit mehreren Jahren einmal in der Woche ins Studio und trainiere nach dem funktionalen EMS-Ganzkörper-Muskeltraining.

Achtsamkeit ist der dritte Grund, warum es mir heute so gut geht. Darauf bin ich eher zufällig gestoßen – und auch erst, als ich 2010 einen erneuten Bandscheibenvorfall hatte. Mit den bekannten Folgen: Schmerzmittel, Kortisoninjektion, neues MRT. Die Diagnose diesmal: Die Arthrose ist weiter fortgeschritten. Ich hatte schon völlig vergessen, wie es war, abends mit Schmerzen ins Bett zu gehen und morgens mit Schmerzen aufzuwachen. Von meinem ersten Bandscheibenfall wusste ich, wie langwierig es sein kann, aus dem Schmerzkreislauf auszubrechen. Das hat mich zunächst emotional sehr belastet. Ich wollte ja nicht täglich Medikamente einnehmen und eine Operation kam für mich nach wie vor nicht infrage.

WICKEL, WÄRME, WEIDENRINDE & CO.

Nicht nur die Schulmedizin hat Medikamente gegen Arthrose. Es gibt auch viele natürliche und altbewährte Hausmittel, um die Krankheit in Schach zu halten oder in akuten Fällen Schmerzen zu lindern – von Wärme- und Kälteanwendungen über Wickel und Tees bis zur Akupunktur. Nicht zu vergessen: die Ernährung.

Wärme

Grundsätzlich gilt: Halten Sie abgenutzte Gelenke warm. Tragen Sie im Winter lieber eine Schicht mehr und holen Sie bei unsicherem Wetter lieber eine lange Hose aus dem Schrank statt der kurzen. Denn Wärme sorgt dafür, dass sich die Blutgefäße weiten und mehr Nährstoffe in die betroffenen Bereiche gelangen. Außerdem entspannen sich bei Wärme die Muskeln, Sehnen werden geschmeidiger und Gelenke lockern sich. So können Sie sich besser und leichter bewegen. Genügt Ihnen die Kleidung allein nicht als „Wärmepolster“, können Sie auch eine Wärmflasche, eine Wärmelampe oder ein Wärmepflaster verwenden, um Ihre Gelenke warm zu halten. Wärmende Auflagen, Wickel und wärmespendende Salben sind ebenfalls überaus wohltuend.

Bäder und Sauna

Wenn Sie keine Herzprobleme haben, dürfen Sie auch ein warmes Bad nehmen oder in die Sauna gehen. Vor allem durch den raschen Warm-kalt-Wechsel beim Saunieren mobilisiert der Körper antientzündliche und schmerzlindernde Stoffe: Das tut Gelenken mit Arthrose gut. Allerdings gilt hier: Sind Ihre Gelenke angeschwollen, meiden Sie lange Saunagänge besser.

Achtung: Wärme sollten Sie nur dann anwenden, wenn Ihre Gelenke nicht geschwollen oder akut gereizt sind. Sie unterstützt diesen Prozess nämlich noch. In diesem Fall ist Kälte besser.

Kälte

Kälte ist immer dann sinnvoll, wenn Sie Ihre Gelenke intensiv belastet haben und sie deswegen geschwollen oder entzündet sind. Sie wirkt nämlich abschwellend, fährt den Stoffwechsel herunter und verringert die Durchblutung. Das alles wirkt sich positiv auf die Entzündung aus.

Klassiker sind Quarkumschläge oder Quarkwickel, denn die Milchsäurebakterien im Quark hemmen die Entzündungsstoffe. Zudem wirkt Quark schmerzlindernd, kühlend und abschwellend. Für einen Wickel bestreichen Sie ein dünnes Baumwolltuch (beispielsweise ein Geschirrtuch) mittig fingerdick mit zimmerwarmem Magerquark. Dann schlagen Sie die Seiten des Tuchs so darüber, dass der Quark gut bedeckt ist und nichts herausläuft. Legen Sie das „Päckchen“ so auf das Gelenk, dass sich nur eine dünne Stoffschicht zwischen Haut und Quark befindet. Fixieren Sie das Ganze, indem Sie ein Handtuch oder einen Schal darumwickeln, und lassen Sie die Packung 30 bis 60 Minuten einwirken, bis der Quark trocken geworden ist.

Achtung: Kälteanwendungen sind zwar eine wunderbare Methode, um Schmerzen zu stillen, weil durch die Verminderung des Stoffwechsels die Nervenleitgeschwindigkeit verzögert wird. Das blockiert Schmerzrezeptoren und Schmerzen werden langsamer weitergeleitet. Wenn Sie allerdings zu lange und zu stark kühlen, kann es zu Erfrierungen an der Haut kommen. Legen Sie daher auch Kühlkompressen nie direkt auf die nackte Haut, sondern schlagen Sie sie immer in ein Tuch ein.

Kältekammern

Das Pendant zur Sauna sind Kältekammern, in denen Temperaturen bis zu minus 110 Grad herrschen – weshalb die Behandlung auch nur wenige Minuten dauert, dann geht es wieder ab in die Wärme. In diesen Eiskammern sollen die Patienten ihre Schmerzen gewissermaßen einfrieren: Der Körper fährt die Durchblutung von Armen, Beinen, Kopf, Nacken und Wirbelsäule zurück, dadurch verengen sich die Blutgefäße, das Blut wird vermehrt in den Rumpf gepumpt. Die Körperrezeptoren melden dem Hirn maximale Kälte und lenken so von den Schmerzen ab. Das geht sehr schnell: Oft spürt der Patient schon nach 30 Sekunden eine deutliche Verbesserung.

Die Ganzkörperkältetherapie wurde bereits in den 1980er-Jahren von einem japanischen Arzt entwickelt und wird heute vor allem bei Rheuma- und Schmerzpatienten angewendet. Es gibt entsprechende Kältekammern in Krankenhäusern, die Reiztherapie darin ist verschreibungspflichtig. Wenn Sie in die Kältekammer eines Privatanbieters gehen wollen, müssen Sie die Kosten dafür in der Regel selbst tragen.

Achtung: Wenn Sie Bluthochdruck haben oder herzkrank sind, sind diese Kammern für Sie nicht geeignet. Auch bei akuten Infekten der Atemwege oder des Harntrakts ist davon abzuraten.

Wickel

Nicht nur Quarkwickel sind seit jeher bewährte Hausmittel. Wickel lindern allgemein Schmerzen und fördern die Durchblutung sowie die Reparaturprozesse im Körper. Zudem sind sie schnell gemacht und kosten nicht die Welt. Wenn Sie Ihren Gelenken mit einem Wickel Gutes tun wollen, brauchen Sie mehrere Tücher, denn typisch ist der Aufbau aus zwei bis drei Schichten: dem Innen-, Zwischen- und Außentuch. Die Tücher sollten aus Leinen oder Baumwolle sein, da synthetische Materialien einen Wärmestau begünstigen. Auch Kompressen mit abgelaufenem Verfallsdatum oder kleinere Stücke eines Mulltuchs eignen sich. Auf das Innentuch geben Sie die entsprechende Tinktur, etwa Retterspitz, Arnika oder Beinwell. Die anderen Tücher wickeln Sie dann drum herum.