New Beginning - Alexander Nastasi - E-Book

New Beginning E-Book

Alexander Nastasi

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Beschreibung

Der erste Roman von Alexander Nastasi  New Beginning Version ab 18 Jahren. Nicht für Leser unter 18 Jahren geeignet. Bitte Hinweise im Text beachten, das Buch steht auch als Version ab 16 Jahren zur Verfügung. Der Hauptdarsteller des Romans, Peter Sundermann, überlebt die ersten Seiten des Romans nicht, sondern muss sich mit einer widerspenstigen Fischgräte quälen. Ein Kampf, den die Gräte gewinnt. Der nun neu Tote bekommt Besuch von einem Wesen, welches sich selbst als Reisender durch die Zeiten bezeichnet und sehr viel über sein Leben weiß. Eigentlich weiß er alles bis hin zu seiner letzten Beziehung und wie sie auseinandergegangen ist, erschreckend. Doch es soll noch schlimmer kommen. Dieses Wesen eröffnet Peter, dass er ein totaler Versager ist, denn er hat sich dieses Leben selbst herausgesucht, zum 260. Mal. Er war schon 260-mal auf dieser Erde und hatte sich etwas vorgenommen. Und er hat jedes Mal versagt, so auch dieses Mal, wie der nun nicht mehr zuckende Körper auf dem Boden eindrucksvoll zeigt. Das Wesen bietet ihm eine Reise an, zu seinen Todestagen. Die waren so verschieden, wie er verschiedene Personen war. Peter erfährt, dass er schon reich, arm, Mann, Frau und sogar Kind war, als er verstarb. Und er sieht, dass er sehr oft ein totales Arschloch war. Mit diesem Wissen ausgestattet, bittet das Wesen ihn zu seiner wichtigsten Reise, die in einer Entscheidung enden soll. Er soll sich überlegen, ob er noch ein weiteres Mal, dieses Mal ausgestattet mit dem ganzen Wissen, zurück will, um es beim 261. Mal besser zu machen. Hinweis: Dieses Buch liegt in zwei Versionen vor. Hier handelt es sich um die ungekürzte Version ab 18 Jahren. Sie enthält einige Gewalt- und Vergewaltigungsszenen, weshalb sie nicht für Personen unter 16 Jahren geeignet ist. Herbstzeit, die Zeit zum Lesen. Ich freue mich, heute gleich zwei Bücher vorstellen zu dürfen. Nachdem sich mein Werk "Der Manifestieren Führerschein" zu einem Bestseller entwickelt, was mich sehr freut, geht es in meinem ersten veröffentlichten Roman um ein ganz anderes Thema.  Länge: ca. 281 Taschenbuchseiten

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Alexander Nastasi

New Beginning

Roman ab 18 Jahre

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

New Beginning

Roman

Alexander Nastasi

 

 

 

 

 

 

 

Version ab 18 Jahren Eine wundersame Geschichte der Zeit

von Alexander Nastasi

 

 

Quellenangaben und Rechte

Bildtitel: A desperate businessman attempts to commit suicide.

Bildnummer.: 57640585

 

Freigabe Information:

Mit Model-Freigabe

Unterschriebene Model-Freigabe liegt Shutterstock LLC vor

 

Copyright: Anton Prado PHOTO

 

Texte und Idee: Alexander Nastasi

 

 

Kontakt zum Autor über die Webseite www.alexandernastasi.de

oder über Google+ https://plus.google.com/102285482538285351295/posts

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

New Beginning

 

 

Eine wundersame Geschichte der Zeit.

 

Hinweis zur vorliegenden Version ab 18 Jahre: Dieses Buch enthält die Schilderung von Gewaltszenen und Vergewaltigungen. Aus diesem Grund habe ich mich entschlossen, das Buch in zwei Variationen herauszugeben: Zum einen als FSK ab 16 Jahren, in diesem Buch sind die entsprechenden Stellen verändert und nur angedeutet. Es gibt keine explizite Darstellung von harten Gewaltszenen und die Vergewaltigungsszenerie ist durch einige wenige Sätze ersetzt worden. Der Inhalt des Buches an und für sich ist derselbe. Ich persönlich habe das Gefühl, dass das Buch in seiner Version ab 18 mehr von dem transportiert, was es aussagen soll. Sie haben die Version ab 18 Jahre erworben. Bei Amazon können Sie auch die Version ab 16 Jahre downloaden.

Diese Version ab 18 Jahren ist nicht für Jugendliche und zart besaitete erwachsene Personen geeignet.

 

 

 

 

Einleitung

Alles begann an einem Donnerstag, einem normalen Donnerstag im Sommer des Jahres 2005. Das Verwunderliche daran war, nichts aber auch gar nichts hatte an diesem Tag darauf hingewiesen, dass es ein anderer Tag werden würde als die letzten Tage der Woche, dieses Monats oder dieses Jahres. Der Tag war vollkommen banal, einfach und dennoch war dieser Tag der Beginn einer neuen Zeit für mich. Mein Name ist Peter Sundermann, ich bin 40 Jahre alt, zur Zeit mal wieder Single und lebe in Frankfurt am Main in einem 40stöckigen Hochhaus als Mieter 32b. Meine Wohnung hat 2 Zimmer, eine Einbauküche und ein funktionelles Bad. Bis vor 6 Wochen habe ich hier mit meiner Lebensgefährtin gelebt, Sie lebt jetzt in Berlin und hat einen neuen Mann. Wenn ich mich an ihre letzten Worte noch richtig erinnere, dann war das so etwas wie „Endlich ein richtiger Mann, der vögelt mich durch die ganze Wohnung.“ Danach schlug sie die Tür zu und ich hörte noch einige Flüche, als sie das Treppenhaus hinunter lief. An die Worte kann oder möchte ich mich nicht mehr erinnern.

 

Ok, unsere Beziehung war in den letzten Monaten doch sehr in den Trott abgeglitten, doch auch sie hatte dazu beigetragen – es ist niemals die Schuld eines Einzelnen. Wenn eine Beziehung kaputt geht, ist es da überhaupt richtig, jemandem die Schuld zu geben ? Ich weiß nicht, ob nicht einfach die Zeit für die Beziehung abgelaufen ist. Ist es nicht so, dass manche ihre Partner als „Lebensabschnittspartner“ vorstellen ? Früher war so ein Lebensabschnitt von der relativen Reife bis zum Tod. Heute sind wir viel schnelllebiger, jeder will etwas erleben, ein ganzes Leben mit dem selben Mann, der selben Frau ? Viele haben dabei das Gefühl, etwas zu verpassen.

Mir ging das nie so, ich hätte mit ihr alt werden können. Offensichtlich sah sie das anders, wie sie am Ende unserer Beziehung vieles anders gesehen hat. Ich weiß noch, wie wir am Anfang dachten, dass wir füreinander geschaffen sind, wir hatten so vieles gemeinsam, eigentlich mussten wir uns finden. Ich kann mich sogar daran erinnern, als wir uns durch die Wohnung geliebt haben. Ich war nie so vulgär wie sie, sie sagte dabei immer nicht so feine Sachen und wollte, dass ich es auch mache. Ich habe meist geschwiegen und genossen.

Für mich war das Gefühl wichtig, sie wollte es dabei auch laut und dass ich ihr Hengst wäre. Am Anfang faszinierte mich das, ich spielte meine Rolle - wie ich fand, sogar sehr gut. So manches Mal war sie vollkommen aus der Puste und nicht nur einmal hatte sie Brandblasen oder Abschürfungen an ihrem makellosen Körper von der Reibung auf dem Teppichboden, dem Sofa oder ..... Aber es schien ihr zu gefallen - warum haben wir damit aufgehört ?

 

Warum hört man auf, sich wild zu lieben und verfällt in die Missionarsstellung ? Warum macht man nicht mehr die wilden Sachen vom Anfang einer Beziehung ? Warum wird eine Beziehung Alltag ? Warum findet man sich eines Tages nicht mehr so spannend, sondern langweilig ? Nutzt sich eine Beziehung ab ? Kann man etwas dagegen tun ?

 

Ich saß am Esstisch, ein wunderschöner Mahagonitisch, schwer massiv - haben wir geschwitzt, bis wir ihn oben in der Wohnung hatten. Vor mir stand ein Teller und ein Glas Rotwein. Ich hatte mir eine Kerze angezündet und ein leckeres Essen gemacht, es gab Kartoffeln und Fisch, leckeres Filet mit einer würzigen Sauce und Zitrone. Ich aß ab und zu gerne Fisch, wenn auch nicht freitags. Das war so eine Tradition, ich glaube, sie kommt von den Katholiken, freitags muss man Fisch essen. Ich fand das noch nie richtig – genau wie ich es nicht richtig fand, dass die Juden, Gottes bevorzugtes Volk, am Sabbat noch nicht einmal das Klopapier abreißen wollten, um sich den Po abzuputzen. Ich hatte viele Vorurteile gegen die großen Religionen. Und gegen die kleinen, vor allen Dingen gegen die Sekten. Ich fand an jeder Religion den Haken und hatte mich oft über religiöse Themen ausgelassen - immer blieb ich Gewinner der Diskussionen. Daher hatte ich mich gegen alles entschieden - wenn mich jemand gefragt hätte an diesem Donnerstag, ich hätte ihm tausend Argumente nennen können, dass es keinen Sinn macht, sich als Katholik, als Protestant oder sonst in einer Religion zu betätigen. Ich war aus der Kirche ausgetreten und ich war mir sicher, dass es keinen Gott gibt. Ich meine, wenn es Gott gäbe, warum sollte er denn so etwas hier auf Erden zulassen ? Warum sollte es in Ordnung sein, dass es Elend, Hunger und Tod gibt ? Und das mit den Engeln hielt ich sowieso für ein Gerücht. Es ist faszinierend, wie die Religionen einen Mythos aufgebaut haben - Himmel und Hölle, gut und böse. Leben - leben geht anders und dass ich ein Ebenbild Gottes wäre, das war ja der größte Hohn.

 

Meine Mutter hatte da einiges erzählt, aber sie durfte ja auch nicht frei reden. Das bildete sie sich zumindest ein. Sie war streng gläubige Katholikin, mit jeden Sonntag in die Kirche, mit freitags Fisch (vielleicht auch daher meine Aversion gegen Fisch am Freitag). Sie war Stammgast bei unserem Pfarrer, einem alten, verbohrten, dicken Mann, der von der Kanzel die schrecklichsten Sachen in Aussicht stellte und es gut verstand, Angst zu machen. Angst vor dem Leben, Angst vor dem Tod. Ich hatte immer das Gefühl, dass es ihn erregen würde, wenn er da oben stand und alle herabsetzte als böse Sünder, als Kreaturen, die in der Hölle gequält werden würden. Er verstand es, den Gläubigen das Leben hier auf der Erde zu einer Art Hölle zu machen. Ich fragte mich als Kind, wenn die Kirche solche Menschen zulässt, wie schlimm muss dann erst die Hölle sein ?

 

Er ließ niemals einen Zweifel daran, dass er darüber erhaben wäre, er war der verlängerte Arm Gottes, er war ein Botschafter Gottes und er stand war über allem. Ich musste bei ihm auch in die Kommunion gehen. Er hat mir nichts getan, bis auf seinen ekelhaften Mundgeruch und sein ständiges Begrabschen, obwohl dies gar nicht notwendig war, nichts Sexuelles - aber er tatschte mich ständig an. Später habe ich erfahren, dass er wegen sexueller Übergriffe in einen anderen Kirchenbezirk versetzt wurde. Vielleicht holte ich mir in dieser Zeit meinen Frust der Kirche gegenüber oder namentlich diesem Pfarrer gegenüber. Ebenso empfand ich Abscheu der dunklen Kirche, dem Weihrauch, den alten Menschen in der Reihe, die so wundersam nach 4711 rochen, den alten Bänken, den alten Riten und den alten Sitten gegenüber.

 

Mutter hatte sich einige Bücher gekauft, immer nur die Taschenbuchausgaben, denn richtige Bücher waren viel zu teuer, wie sie mir immer sagte. Sie hatte sich nie als wertvoll empfunden. Mutter dachte immer, sie sei unwichtig auf dieser Erde. Meist sprach sie sehr leise, wahrscheinlich, damit Satan sie nicht hörte. Ich hatte nie verstanden, warum sie das machte, hatte mich aber auch nie danach zu fragen getraut. Da waren diese Geschichten von Menschen die zu Engeln Kontakt hatten, die Hilfe und Unterstützung von himmlischen Wesen erfahren hatten. Sie hatte gelesen, dass sie immer um uns sind und dass es in der Engelordnung sogar hohe und niedere Engel gibt, dass es verschiedene Aufgaben gibt. Ihre Faszination von all diesen Dingen war groß. Doch all das konnte sie nicht in Verbindung bringen mit dem rachsüchtigen bösen Gott mit dem dicken, mit rotem Kopf und Geifer aus dem Mund laufenden Pfarrer, der immer predigte, dass Gott ein Gott der Rache, der Vergeltung, ist. Auge um Auge, Zahn um Zahn, blutdürstig und nie etwas vergessend. Sie hatte Angst, mit jemandem darüber zu sprechen, all ihre Freundinnen waren streng gläubig, was sollten sie denken, wenn sie plötzlich mit solchen Informationen ankam. Außerdem musste es der Pfarrer schließlich wissen, er hatte jahrelang studiert. Er war von der Kirche, die ja Gottes Vertretung auf der Erde ist, eingesetzt worden, um das Wort Gottes zu verbreiten.

 

Dieser Pfarrer prägte das Weltbild und das Gottesbild meiner Mutter – bis sie eines Tages eine Begegnung mit einem Engel hatte. So sagte sie es, damals konnte ich nicht verstehen, was sie meinte. Ich dachte, sie meinte einen besonders lieben Menschen, einen Engel auf Erden.

 

Ich dachte, sie spräche von einem Menschen, der besonders ist, von einem lieben Menschen, von einer besonderen Tat, von einer ergreifenden Begegnung. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ein Engel auf Erden wandelt. Dieser Engel sagte auf jeden Fall zu ihr, dass sie sich bereit machen sollte, ihre Zeit wäre gekommen und sie bräuchte keine Angst haben. Sie erzählte es mir am selben Abend, wie auch Papa – sie hatte dabei ein Leuchten in den Augen, das ich noch nie zuvor gesehen hatte. In jener Nacht legte sie sich früh schlafen, in ihrem besten Nachthemd, das Rote mit den Spitzen, das Papa so sehr mochte und sie wachte nicht mehr auf. Mein Dad fragte mich am nächsten Morgen, ob ich sie noch einmal sehen möchte und das wollte ich. Mir klangen noch ihre Worte in den Ohren und ich wollte nicht glauben, dass sie tot war. Ich musste es mit eigenen Augen sehen, ging in das Schlafzimmer und sie sah einfach glücklich aus. Sie lag ganz entspannt auf dem Bett, hatte die Augen geschlossen und ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Ich dachte zuerst, sie schliefe nur, gab ihr einen Kuss auf die Wange und bemerkte, dass sie ganz kalt war. Ich begann schrecklich zu weinen. Da hörte ich ihre Stimme „Es ist alles in Ordnung, Peter, ich habe es gut, da, wo ich jetzt bin, viel besser, als ich gedacht hatte. Es ist wunderbar. Mach dir keine Sorgen. Ich liebe dich!“

Heute weiß ich nicht, ob ich mir das eingebildet habe oder ob ich die Worte wirklich gehört habe. Mein Dad stand hinter mir und ich fragte ihn „Hast du das gehört?" Er drückte mich nur fest an sich und weinte auch. Eine Antwort habe ich nie erhalten.

 

 

Teil 1

Einleitung

 

Kehren wir zurück zu jenem Tag, diesem Donnerstag und meinem Essen, welches nun dampfend vor mir stand. Ich hob mein Weinglas und prostete der Kerze zu „Auf dich Ma, dass du es gut hast, wo immer du jetzt auch bist.“

 

„Mir geht es gut, mein Sohn, mach dir keine Gedanken“, war die deutliche Antwort. Ich ließ vor Schreck mein Weinglas fallen, es krachte auf den Tellerrand und zerbrach in tausend Teile. Der leckere Rotwein ergoss sich über den Tisch und tropfte auf den Teppich und auf meine Anzughose, die ich nach dem Geschäft angelassen hatte.

 

Was war das ?

 

Ich hatte eben laut und deutlich die Stimme meiner Mutter gehört, es waren ihre Worte – ihre Art zu sprechen.

 

„Mum ?", rief ich, noch immer in einer Art Schockzustand aus - „Muuuummmm ?“

 

Keine Antwort – nur Stille und das Tropfen des Rotweins auf den Boden. Ich sprang auf und ging in die Küche, um Tücher zu holen, noch immer verwundert. Nicht glauben wollend, was ich gehört hatte. Meinen eigenen Ohren und Gefühlen misstrauend. Ich wischte den Tisch und den Boden auf, entsorgte das Glas - an mein Essen war nichts gekommen, aber es war inzwischen kalt. Und kalter Fisch schmeckt nicht.

 

Ich ging mit meinem Teller in die Küche und stellte ihn in die Mikrowelle, 2 Minuten. In der Zwischenzeit nahm ich mir ein neues Weinglas aus dem Schrank und stellte es auf den Esstisch. Ich schenkte mir ein neues Glas Wein ein und hatte dabei ein komisches Gefühl. Ich hatte das Gefühl, das ich das alles tun müsste. Ich konnte nicht verhindern, was jetzt passieren würde. Ich war gefangen in der Geschichte, gefangen in meinen Gedanken in ... in was auch immer. Ich holte den Teller aus der Mikrowelle und stellte ihn auf den Tisch. Wie vor einigen Minuten hob ich mein Glas, zögerte einen Moment, als ich es in Richtung Kerze anhob und führte es zum Mund, diesmal ohne einen Trinkspruch zu sagen oder auch nur zu denken.

 

Ich begann zu essen, tauchte die Kartoffeln in die leckere Sauce vom Fisch und führte sie zu meinem Mund - sie schmeckten köstlich. Ich dachte darüber nach, was eben passiert war. Was war das für eine Stimme, war ich einen Augenblick lang eingeschlafen ?

War das der Sekundenschlaf, von dem ich schon gelesen hatte, dass er beim Autofahren so gefährlich sein soll ? Kommt so etwas öfters vor ? War es immer verbunden mit solchen merkwürdigen Dingen ?

 

Hatte es damit zu tun, dass ich gerade an meine Ma dachte ? Wäre dasselbe passiert, wenn ich an Dad gedacht hätte oder ging das nur mit Menschen, die bereits tot waren ? Mein Dad lebte in einem Altenheim, er hatte Alzheimer bekommen und erkannte mich schon lange nicht mehr. Ihn zu besuchen, war alle zwei Wochen eine Pflichtübung, die mir sehr wenig Spaß machte. Nach dem Tod von Ma war er sehr schnell ein einsamer alter Mann geworden. Er baute zusehends ab, wollte auch keine Hilfe annehmen. Er sprach immer nur davon, dass er zu seiner Frau wolle. Ich hatte nicht nur einmal den Eindruck, dass ihm nur der Mut gefehlt hat, sich selbst zu ihr zu befördern. Es wäre so einfach gewesen, eine Fahrt mit dem Auto, ein versehentliches Ausrutschen von einer Leiter .... Aber Dad war, wie Ma auch, ein gläubiger Katholik und Katholiken dürfen keinen Selbstmord begehen, sonst kommen sie in die Hölle. Und da er davon überzeugt war, dass seine Frau im Himmel ist, wäre das die falsche Richtung gewesen, um sie endlich wieder in seine Arme zu nehmen. Wie oft sagte er zu mir, "Hätte ich nur nicht so viel mit ihr gestritten, dann wäre sie noch hier." Ich antwortete ihm dann immer wieder, dass sie einfach friedlich eingeschlafen war. Niemand konnte etwas dafür, am wenigsten der letzte Streit. Das war immer der Zeitpunkt, zu dem er abwinkte und sich umdrehte. Es war dieser Gesichtsausdruck, der sagte - was weißt du schon. Jetzt vegetierte er in diesem Heim vor sich hin, wusste nicht, wer er war, wer seine Frau war oder wer ich .... Ab und zu, wenn ich ihn besuchte und ihren Namen nannte, erblicke ich für einen kleinen Bruchteil einer Sekunde ein Aufblitzen in seinen Augen. Das bildete ich mir zumindest ein, bevor seine Augen wieder leer wurden und in den Raum starrten.

 

Ich nahm etwas vom Fischfilet. Hätte ich zu diesem Zeitpunkt gewusst, was passieren würde, hätte ich mir das Aufwärmen des Fischs in der Mikrowelle gespart und hätte ihn weggeworfen. Nur ein paar Schritte die Straße entlang war ein wunderbares kleines Restaurant, es hatte, na sagen wir sieben Tische, Kerzenschein und wunderbare Küche. Ich hätte gar nicht so genau sagen können, was für eine Küche es war, aber sie war lecker. Dort hatte ich auch schon öfter Fisch gegessen und er war jedes Mal vorzüglich gewesen.

Dieses Mal war eine Gräte im Fisch. Ich meine, es ist normal, dass Gräten im Fisch sind, das sind schließlich ihre Knochen und gewöhnlich passe ich auch sehr auf beim Fischessen. Andere mögen wegen der Gräten nur Fischstäbchen. Welch eine merkwürdige Vorstellung. Weil man beim Essen nicht auf Gräten achten will, lieber durch den Fleischwolf gedrehte Fische in Paniermehl zu essen ? Eine komische Vorstellung – und dennoch - in der Sekunde, als ich mein Stück Fisch gekaut hatte und hinunterschluckte, es mir die Luftröhre zuzog und ich nach Luft japste, war tatsächlich für einen Moment der Gedanke da – Fischstäbchen. Da saß ich nun als 40jähriger, leicht übergewichtiger Single, in meinem Esszimmer vor der Kerze und dem Teller und bekam keine Luft mehr. Ich fühlte mich sehr alleine, konnte niemanden um Hilfe bitten. Ich japste und versuchte, durch Klopfen auf meine Brust die Lage der Gräte zu verändern, japste weiter, nachdem dies keinen Effekt zeigte. Ich versuchte zu husten. Ich rang um Luft. Mir wurde schwindelig. Ich verlor die Kontrolle, kippte vom Stuhl und es wurde dunkel.

Erste Begegnung

Das Erste, was mich wunderte: Ich sah keinen Film, ich sah nicht mein Leben vor mir in einem wunderbaren hellen Licht. Ich sah keine Angehörigen. Ich hatte meine fixe Vorstellung davon, was zu geschehen hatte, wann man starb, hatte doch einige Bücher darüber gelesen und einige Sendungen gesehen. Die einen behaupten, dass du durch einen langen Tunnel gehst und am Ende all die Menschen wieder triffst, die auf der anderen Seite auf dich warten, die anderen - und zu dieser Gruppe gehörte ich - sagten, dass im Moment des Sterbens auch die Hormone im Körper versagen würden. Eine Unmenge Sekret- und Hormonimpulse würden vollkommen planlos ausgeschüttet und das würde zu jenen Gefühlswallungen führen.

 

Aber nichts war davon geschehen, ich begann mich zu wundern - nicht zum letzten Mal, wie ich bald erfahren sollte. Ich sah meinen Teller, den Fisch, den Wein, die Kerze, meinen Mahagonitisch in meinem Esszimmer und ihn.

 

Ich saß plötzlich wieder auf meinem Stuhl und gegenüber auf dem Stuhl saß ein Mann. Er schaute mich an, ich schaute ihn an. Die Szene wirkte gespenstisch, nur das Licht der Kerze erleuchtete den Raum. Tausend Gedanken schossen mir zur selben Zeit durch mein Gehirn: Sollte ich aufspringen und schreien ? Sollte ich die Polizei holen ? Sollte ich......

 

Ich sah im Augenwinkel, dass am Boden noch etwas war – sah hin – ich lag auf dem Boden. Blass und verdreht. Ich hatte keinen glücklichen Gesichtsausdruck, ich dachte sofort an das Bild von meiner Ma, welches sich mir eingeprägt hatte. Sie sah glücklich und zufrieden aus, ich lag am Boden mit diesem schrecklich zu einer Fratze verzogenen Gesicht, krümmte mich oder waren das letzte Reflexe ? Ich kannte das von Fischen, die ausgenommen in die Pfanne gelegt wurde, auch er wirkte - jenseits jeder Logik - noch, als ob ein Stück Leben erst in dieser Sekunde aus ihm weichen würde. Ich stand auf und kniete mich neben mich selbst, ich berührte den Körper, konnte ihn aber nicht greifen, ich griff durch ihn durch.

 

„Lass ihn einfach in Ruhe sterben“ - ich erschrak, die Stimme kam vom Esstisch, von diesem unbekannten Mann, der das saß. Wie durch einen Reflex sagte ich „Aber das bin ich, helfen Sie mir.“

„Setz dich hin, ich habe etwas mit dir zu besprechen.“ Er sagte es in einem sehr bestimmenden, aber ruhigen Ton. Ich war sehr verwirrt und ich folgte seinen Anweisungen, ich setzte mich hin. Zu meiner Verwunderung standen nun zwei gefüllte Weingläser auf dem Tisch – der Mann griff nach einem und bot es mir zum Anstoßen an. Ich griff nach meinem und konnte es fassen. Wie selbstverständlich führte ich mein Glas zu seinem und ein kurzes 'kling' der Gläser durchbrach diese merkwürdige Situation.

Merkwürdige Erlebnisse

„Wer sind Sie ?“ platze ich heraus, „Warum kann ich mich selbst nicht berühren ? Aber das Weinglas schon ? Bin ich tot ?“

 

Der Mann, er war sehr schwer zu schätzen, vielleicht 80 Jahre alt, er hatte einen freundlichen Gesichtsausdruck, blaue Augen, die viel jünger aussahen als der Rest vom Gesicht, eine recht glatte Haut, keinen Bart. Eigentlich, so dachte ich mir, ein Gesicht, wie du es schon 1000mal in der Stadt gesehen hast. Und doch hatte sein Gesicht etwas Besonderes, etwas Geheimnisvolles an ich. Er sah wissend aus, das war das Wort, welches mir zuerst in meinem Sinn kam. Wissen – nur was wissend ?

 

Gekleidet war er in einem weißen Hemd, ohne dass ich eine Marke erkennen konnte. Da wir am Tisch saßen und er mir gegenüber saß, konnte ich auch nicht weiter sehen, was er als Hose oder welche Schuhe er an hatte. Ich roch kein Parfüm, ich roch gar nichts. Seine Hände waren gepflegt, ich würde schon fast behaupten manikürt, auf jeden Fall sahen sie nicht aus wie die Hände eines Landarbeiters.

 

Mit tiefer, sonorer, angenehmer Stimme begann der Mann deutlich und in angenehmer Lautstärke zu sprechen „Du heißt Peter Sundermann, bist 40 Jahre alt hast dich vor 6 Wochen von deiner Freundin Jennifer Moé, einer Französin, getrennt“ – er lächelte – „oder sollte ich besser sagen, sie hat sich von dir getrennt.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, sprach er weiter in meine Richtung.

 

Ich saß da, das Weinglas mit der rechten Hand umklammert und hatte meinen Mund offen.

 

„Du arbeitest als Kreditsachbearbeiter bei der Deutschen Bank, in der Hauptstelle Frankfurt, jeden Tag fährst du mit der U-Bahn die acht Stationen hin und zurück, du hast kein Auto, wohl aber einen Führerschein. Diese Wohnung hast du dir vor 12 Jahren gekauft und sie ist Dank deines Finanzwissens schon fast abbezahlt.“

 

Er machte eine Pause, sah auf den Boden und sprach in Richtung Boden weiter „Jetzt im Moment stirbst du auf dem Fußboden deiner eigenen Wohnung an einer Fischgräte, die sich in deine Luftröhre gebohrt hat und sie verschließt.

 

Bei der Obduktion wird man feststellen, dass es ein einfacher, vermeidbarer Unfall war, du warst einfach unachtsam beim Essen. Man wird sich wundern über das 2. Weinglas und vermuten, dass du Besuch hattest. Man wird auch deine Wohnung nach Spuren untersuchen, aber nichts von einem gewaltsamen Eindringen feststellen. Überhaupt werden sie deine Wohnung nicht allzu lange in Beschlag nehmen. Sie wird zu diesem Zeitpunkt nicht mehr sehr angenehm riechen, denn du wirst erst am Mittwoch gefunden werden. Das bedeutet, du wirst hier sechs Tage liegen und bei den sommerlichen Temperaturen wirst du nach sechs Tagen nicht mehr so taufrisch aussehen. Deshalb wird man dich auch verbrennen, das macht aber keinen Unterschied, denn auf deiner Beerdigung werden nur einige Arbeitskollegen sein.

 

Aus Anstand und weil sie vom Chef einen halben Tag frei bekommen haben.

 

Weder Jennifer noch dein Dad werden dort sein und deine Kollegen werden noch auf den Hinweg Witze über dich reißen. Eine traurige Vorstellung, die du da abgibst. Und das sollen 40 Jahre gewesen sein ?"

 

Der alte Mann schwieg – woher wusste er all das ? War der alte Mann Gott ? Eine Situation, die schnell unangenehm wurde, entstand - Schweigen.

 

Ich schaute auf den Boden, ein letztes Zucken ging durch meinen Körper – jetzt hatte ich es wohl geschafft, ich war tot. Ich sah zum alten Mann herüber, vermied aber seinen Blick, der mich die ganze Zeit über beobachtete – blickte auf mein halbvolles Weinglas. Beschloss, einen Schluck zu trinken, stellte es wieder ab. In was für einer Situation befand ich mich, er wusste sehr vieles über mich, er wusste, wie die Zukunft aussah, er war in meine Wohnung gekommen, sollte ich Opfer einer Entführung, eines Anschlags sein ? Giftgas ? Nein, das war absurd, offensichtlich wusste dieser Mann sehr viel über mich und wahrscheinlich auch über diese Situation - ich beschloss, ihn zu fragen und damit die quälende Stille im Raum zu unterbrechen.

 

„Wer sind Sie ? Was wollen Sie von mir ? Sind Sie Gott ?"

 

Ich sah von meinem Weinglas auf zum alten Mann – er lächelte „Mein Name ist Anemon, ich bin ein Geistwesen, welches vor langer Zeit auf dieser Erde gelebt hat, ich habe besondere Aufgaben zugewiesen bekommen. Ich bin ein Reisender. Wir beide werden auf eine Reise gehen, nicht in den Himmel, auch nicht in die Hölle und auch nicht für die Ewigkeit.

 

Du hast ja jetzt Zeit und da du deinen Körper verlassen hast, alterst du von jetzt an nicht mehr. Zeit und Raum spielen keine Rolle. Es ist eine ganz andere Dimension und in dieser Dimension bin ich dein Reiseführer.“

 

„Wozu ?“

 

„Du bist uns aufgefallen, wir haben bemerkt, dass bei dir mächtig was schief geht – und da wir wollen, dass es besser wird, bekommst du nun eine Reise von uns- eine Reise in Welten, von denen du dir heute noch keine Vorstellung machen kannst. Wir werden gemeinsam weit in die Vergangenheit reisen, wir werden uns gemeinsam viele Situationen ansehen und darüber sprechen. So wie andere in große Städte reisen, um sich Sehenswürdigkeiten von einem Reiseführer zeigen zu lassen, so werden wir über deine Erlebnisse auf unseren Reisen sprechen. Du wirst sehr vieles sehen, sehr vieles verstehen und dann werde ich dir eine alles entscheidende Frage stellen.“

 

Er machte eine Pause, nahm sein Glas und trank einen Schluck Rotwein. „Ein sehr guter Jahrgang," sagte er, nachdem er den Schluck Wein genüßlich getrunken hatte. „Doch so weit sind wir noch lange nicht – eines will ich dir gleich zu Anfang sagen: Für dich und für mich spielen Zeit und Raum ab sofort keine Rolle mehr." Er lächelte. "Für mich schon eine ganze Weile nicht mehr. Wir können in der Geschwindigkeit von Gedanken reisen, wir können uns jederzeit auf jeden Ort dieser Erde begeben, zu jeder Zeit, ob sie schon gewesen ist oder ob sie noch kommt. Wir wissen nicht alles – aber wir können vieles herausfinden, nur eine Sache können wir nicht...“ sagte er und schaute traurig auf sein Weinglas. Mit gesenkter Stimme sprach er weiter. „Wir können den Willen eines Menschen nicht beeinflussen – was er entscheidet, das, was passiert. Das geht wesentlich weiter, als du es dir jetzt im Moment gerade vorstellen kannst, es macht auch wenig Sinn, dir das mit Worten zu erklären, du wirst es erleben – dann wirst du es auch verstehen. Der Wille des Menschen ist wesentlich mächtiger, als du es dir jetzt denkst und wie oft wird dieser Wille brach liegen gelassen. Bei meinen Reisen durch die Jahrhunderte und das waren schon einige – habe ich mir oft gewünscht, nur für einen Augenblick den Menschen die Augen öffnen zu dürfen, sie einen Augenblick von etwas abzuhalten, einen Augenblick nur. Kurz eingegriffen und tausende Menschen gerettet – doch so, wie du keine Menschen, die sich in dieser Welt aufhalten, anfassen kannst, so ist es uns verwehrt, einzugreifen. Dabei hätte ich schon so viel Elend verhindern können.“

 

Die Stimmungslage hatte sich verändert. Etwas Trauriges hatte sich breit gemacht. Man spürte, dass der alte Mann, Anemon, wie er sich selbst nannte – dass der alte Mann traurig geworden war bei seinen eigenen Worten, dass er wohl an viele Situationen dachte, die er erleben durfte oder sollte ich in diesem Fall sagen "musste" ?

 

Ich war verwirrt, war ich nun tot ? Oder doch nicht ? Was wollte er von mir ?

 

Noch bevor ich fragen konnte, schaute der alte Mann zu mir herüber, er hatte wieder diesen stechenden, diesen zielgerichteten Blick. Jetzt hatte er sich auf seinen Auftrag besonnen und in genau diesem Augenblick spürte ich, dass nichts ihn aufhalten könnte.

 

„Du fragst dich, woher ich all diese Dinge aus deinem Leben weiß, woher ich komme und was ich von dir will? Ich verstehe das – habe ich diese Situation doch schon tausende Male erlebt mit anderen Wesen. Und immer waren sie mir dankbar - am Ende der Reise."