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Dass ich mal als Lebensretterin bezeichnet werde, hätte ich auch nicht gedacht. Und doch bin ich nicht stolz darauf, denn es ist das, was jede Omega an meiner Stelle tun würde. Der Alpha braucht meine Hilfe und ich bin für ihn da. Gleichzeitig gerät das Rudel etwas außer Kontrolle ohne seine starke Führung – aber dadurch komme ich meinen Betas näher. Sowohl im übertragenen als auch im wortwörtlichen Sinn. Und … da gibt es jemanden, der meine ganze Welt mit einem einzigen Drink über den Haufen werfen wird. Nur so viel: Bestellt euch nie einen ›Midnight Whisper‹!
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Seitenzahl: 257
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Informationen zum Buch
Impressum
Kapitel 1 - Wir haben ein Problem!
Kapitel 2 - So viele Gerüche
Kapitel 3 - Fuck!
Kapitel 4 - Was war das?
Kapitel 5 - Kümmere dich selbst darum
Kapitel 6 - Du tust ihm gut
Kapitel 7 - Lebensretterin
Kapitel 8 - Narben der Vergangenheit
Kapitel 9 - Wunden der Vergangenheit
Kapitel 10 - Kein verletzter Hundewelpe
Kapitel 11 - Gut so, Baby
Kapitel 12 - Bedingungslose Liebe
Kapitel 13 - Kleiner Wettkampf
Kapitel 14 - Zwei gespaltene Persönlichkeiten
Kapitel 15 - Antworten
Kapitel 16 - Ein letztes Ma(h)l
Kapitel 17 - Entrissene Beute
Kapitel 18 - Da hat jemand seine Hose verloren
Kapitel 19 - Sehr niedlich
Kapitel 20 - Zwiegespräch
Kapitel 21 - Eine Gratwanderung
Kapitel 22 - Samstagplanung
Kapitel 23 - Alpha-Besuch
Kapitel 24 - Velvet Nocturne
Kapitel 25 - Spanisches Intermezzo
Kapitel 26 - Midnight Whisper
C. M. Spoerri
New York Alpha
Part 10
Urban Fantasy / Omegaverse / Reverse Harem
New York Alpha (Part 10)
Dass ich mal als Lebensretterin bezeichnet werde, hätte ich auch nicht gedacht. Und doch bin ich nicht stolz darauf, denn es ist das, was jede Omega an meiner Stelle tun würde. Der Alpha braucht meine Hilfe und ich bin für ihn da. Gleichzeitig gerät das Rudel etwas außer Kontrolle ohne seine starke Führung – aber dadurch komme ich meinen Betas näher. Sowohl im übertragenen als auch im wortwörtlichen Sinn. Und … da gibt es jemanden, der meine ganze Welt mit einem einzigen Drink über den Haufen werfen wird. Nur so viel: Bestellt euch nie einen ›Midnight Whisper‹!
Die Autorin
C. M. Spoerri wurde 1983 geboren und lebt in der Schweiz. Sie studierte Psychologie und promovierte im Frühling 2013 in Klinischer Psychologie und Psychotherapie. Seit Ende 2014 hat sie sich jedoch voll und ganz dem Schreiben gewidmet. Ihre Fantasy-Jugendromane (›Alia-Saga‹, ›Greifen-Saga‹) wurden bereits tausendfach verkauft, zudem schreibt sie erfolgreich Liebesromane. Im Herbst 2015 gründete sie mit ihrem Mann den Sternensand Verlag.
Hinweis zu sensiblen Themen:
In Kapitel 9 in diesem Band werden sexueller Missbrauch, sexuelle Dominanz, Unterwerfung sowie Kannibalismus thematisiert.
www.sternensand-verlag.ch
1. Auflage, Mai 2025
© Sternensand Verlag GmbH, Zürich 2024
Umschlaggestaltung: Jasmin Romana Welsch
Lektorat / Korrektorat: Sternensand Verlag GmbH
Satz: Sternensand Verlag GmbH
ISBN epub: 978-3-03896-360-8
Alle Rechte, einschließlich dem des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
Dies ist eine fiktive Geschichte. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Helena
»Adrian …« Ich sitze auf dem Bett und streiche unentwegt über das dichte schwarze Haar des Alphas.
Es ist unmöglich, den Blick von seinen unzähligen Wunden zu nehmen, die seinen nackten Rücken verunstalten. Er liegt auf dem Bauch und die Bettdecke reicht ihm nur bis zur Hüfte. Obwohl ich ihm so viel von meiner Energie gegeben habe, sieht sein Körper grauenhaft aus. Ich weiß, dass er auch vorne Verletzungen hat, diese wurden allerdings zum Glück nicht mit Silberwaffen zugefügt.
Dylan und Leonardo kümmern sich seit gestern Nacht um den Alpha und haben ihm eine Infusion verpasst. Die Nadel steckt in seinem Handrücken und besteht aus Silber, wie mir Dylan erklärte, da Adrians Körper sie sonst abstoßen würde.
Behutsam benetze ich seine trockenen Lippen mit ein paar Tropfen Wasser.
»Du musst aufwachen«, flüstere ich zum gefühlt tausendsten Mal. »Deine Selbstheilung muss einsetzen.«
Aber wie die Male zuvor reagiert Adrian nicht. Er befindet sich in einer tiefen Bewusstlosigkeit, aus der ihn niemand herausholen kann. Nicht einmal ich.
Ich betrachte sein attraktives Gesicht, die Bartstoppeln sind dichter, da er sich seit gestern nicht mehr rasieren konnte. Seit seine Betas ihn hierher ins Penthaus brachten, nachdem er von den anderen Alphas so schlimm zugerichtet wurde.
Wut sammelt sich in meinem Bauch. Wut und Hass auf jeden Einzelnen, der ihm das antat. Selbst auf Fynn Hansen, obwohl dieser mich im Central Park auflas und nach Hause brachte. Aber er war auch dabei, als der Rat der Alphas dieses grausame Urteil über Adrian aussprach. Meinen Alpha, der nun am Rande des Todes schwebt, da er anschließend obendrein von rangniedrigeren Alphas angegriffen wurden, wie Dylan erzählt hat.
»Ich hasse sie …«, murmle ich wütend.
»Das kann ich verstehen«, ertönt Dylans tiefe Stimme und ich hebe den Kopf, als Adrians erster Beta ins Zimmer tritt, das nur von der Nachttischlampe erhellt wird. Draußen ist die Nacht bereits hereingebrochen.
Sein hünenhafter Körper ist wie so oft in ein schwarzes Bikershirt und Jeans gekleidet, die Muskeln spielen bei jeder Bewegung. Das kurze schwarze Haar wirkt etwas zerzauster als üblich, da auch er sich kaum erholen konnte seit gestern Nacht.
Er war dabei, als alles geschah, da Adrian ihn mitgenommen hat. Und auch Dylan wurde beim Kampf gegen die rangniedrigeren Alphas verletzt. Seine Wunden sind allerdings zum Glück geheilt, da sie nicht mit Silberwaffen zugefügt wurden, dennoch sieht man ihm an, dass er nicht viel Schlaf bekam.
Der breitschultrige Beta tritt zum Bett, in den Händen hält er ein Tablett, das er auf die Matratze neben mich stellt.
»Hier«, sagt er und ich erkenne einen Teller mit Nudeln, Gemüse und einem Stück Steak darauf. »Du solltest auch etwas essen.«
Anschließend prüft er die Infusion und gibt irgendein Medikament oder so mit einer Spritze in die Einfüllöffnung.
Ich war vorhin nicht beim Abendessen, da ich mich um Adrian kümmern wollte. Und auch, weil ich unserem Butler José aus dem Weg gehen möchte, der Leonardo und mich in einer sehr, sehr peinlichen Situation in der Küche erwischte.
Allein beim Gedanken daran, wie Leonardo mich auf dem Küchentresen gevögelt hat, beginnen meine Wangen zu brennen und ich schüttle den Kopf, um die Erinnerungen loszuwerden. Und die verwirrenden Gefühle, die der düstere Beta in mir wachruft.
Stattdessen nicke ich Dylan dankbar zu und nehme das Tablett auf den Schoß. Ich greife zu Gabel und Messer, die er mitgebracht hat.
»Danke«, sage ich, während ich ein paar der Nudeln aufspieße.
Sie sind mit einer Rahmsauce verfeinert und ich weiß jetzt schon, dass ich sie lieben werde. Josés Kochkünste sind unübertroffen.
Dylan setzt sich neben mich auf den Bettrand und sein Blick gleitet zu Adrian. »Ist er inzwischen mal aufgewacht?«, fragt er und seine grünbraunen Augen schauen mich besorgt an.
»Leider nein«, nuschle ich mit vollem Mund.
Es kommt mir falsch vor, diese hammerguten Nudeln zu essen, während mein Alpha bewusstlos neben mir liegt, aber ich habe solchen Hunger, dass ich das köstliche Gericht beinahe verschlinge. Auch das Steak ist einfach perfekt gebraten.
Dylan streckt die Hand aus und streicht Adrian so zärtlich über den Nacken, wie man es seinen großen Pranken nicht zutrauen würde. Sein Ausdruck ist eine Mischung aus Trauer und Schmerz – ich weiß, dass Dylan seinem Alpha in den Tod folgen würde, denn seine Loyalität kennt keine Grenzen. Umso mehr muss es ihm jetzt wehtun, ihn so zu sehen.
»Hat er …«, beginne ich und beobachte Dylans Finger, die Adrians Nacken kraulen. »Hat er schon einmal so schlimme Verletzungen gehabt?«
Dylan schüttelt den Kopf. »Nein. Das hier übertrifft alles, was er je durchstehen musste.« Er hebt den Blick und seine grünbraunen Augen sehen mich fast verzweifelt an, ehe er seine Gefühle wieder hinter einer nüchternen Maske verbirgt. »Aber er hat zum Glück dich, Lena.«
»Hm.« Ich esse ein paar weitere Nudeln und kaue nachdenklich, ehe ich das Steak in mundgerechte Stücke zerteile. »Was … geschieht mit seiner Arbeit, ich meine …« Ich mache eine uneindeutige Bewegung mit dem Messer durch die Luft.
»Er wird in den nächsten Tagen auf einer Geschäftsreise sein – zusammen mit dir«, antwortet Dylan. »Cameron wird in der Firma die Stellung halten und darauf achten, dass es keine Gerüchte gibt.«
»Also gehe ich nicht mehr arbeiten?« Ich spieße eines der Fleischstücke auf, das so zart ist, dass es beinahe auf der Zunge schmilzt.
»Nein.« Dylan schüttelt den Kopf. »Nicht, solange es Adrian so schlecht geht. Er braucht dich jetzt, deine Energie.«
»Okay.« Ich seufze erleichtert, denn ich hätte es definitiv nicht geschafft, so zu tun, als wäre alles in Ordnung, während Adrian hier leidet. »Und … wie lange dauert diese Geschäftsreise?« Ich probiere das Gemüse, das ebenfalls superlecker ist.
»So lange wie nötig«, antwortet Dylan, der mich beim Essen beobachtet. »Ich hoffe, dass Adrian in einer Woche wieder auf dem Damm ist. Ansonsten eben länger.«
»Eine Woche«, wiederhole ich und schaudere.
»He.« Dylan lässt Adrian los und legt seine Hand stattdessen auf meine, die innegehalten hat, Essen aufzugabeln. »Wir schaffen das. Adrian ist zäh und wenn jemand so schlimme Verletzungen überlebt, dann er.«
Ich nicke, meine Schwingungen verraten hingegen, wie wenig ich überzeugt bin, das ist mir klar.
»Iss weiter, wir können …«, beginnt Dylan, wird allerdings in dem Moment unterbrochen, da Sebastian ins Zimmer stürzt.
Der attraktive Beta trägt wie so oft einen maßgeschneiderten dunkelgrauen Anzug, aber anders als sonst, sind seine azurblauen Augen nicht mit einem schalkhaften Blitzen versehen, sondern in ihnen glänzt pure Panik.
»Leute, wir haben ein Problem!«, ruft er und hält sein Handy hoch. »Cam.«
Von jetzt auf gleich spüre ich Adrenalin durch meine Adern schießen und auch Dylan springt vom Bett, geht auf Sebastian zu.
»Was ist mit ihm?« Seine Stimme ist viel ruhiger als die Energien, die um ihn und Sebastian herum toben.
»Er ist weg!«, ruft Sebastian hektisch.
»Was bedeutet ›weg‹?« Dylan runzelt die Stirn.
Ich erinnere mich daran, dass Sebastian vorhin, als Leonardo und ich ihm auf unserem Rückweg aus der Küche begegnet sind, sagte, Cameron sei noch in seiner neuen Wohnung. Offenbar allein, denn die anderen Betas waren bereits im Penthaus.
»Er war ja nicht beim Abendessen«, erklärt Sebastian aufgewühlt. »Und ich hatte einfach dieses schlechte Bauchgefühl, daher bat ich Ben, der ohnehin in der Nähe wohnt, mal in Cams Wohnung nachzusehen. Er ist nicht mehr dort!«
»Fuck«, knurrt Dylan und fährt sich über das stopplige Kinn.
»Wir müssen ihn suchen!« Sebastian wirkt so aufgelöst, wie ich ihn noch nie erlebt habe.
Ich weiß, dass ihn und Cameron eine tiefe Beziehung verbindet, die einzigartig ist. Auch ich mag den hübschen Beta sehr, aber zwischen ihm und Sebastian gibt es eine ganz besondere Anziehung, wie mir schon einige Male auffiel.
»Scheiße, verdammt«, flucht Sebastian und rauft sich die schwarz gefärbten Haare, die in weichen Locken um sein Gesicht spielen. »Ich hoffe, der Idiot macht keinen Blödsinn!«
»Blödsinn?« Ich stelle das Tablett mit dem restlichen Essen auf den Nachttisch und erhebe mich nun ebenfalls, um zu den beiden zu gehen. »Was meinst du damit?«
Dylan wirft mir einen kurzen Blick zu, als ich bei ihnen stehen bleibe. Wieder einmal fällt mir auf, wie riesig er ist – ich reiche ihm gerade Mal bis zum Brustansatz. »Cam ist manchmal sehr impulsiv«, erklärt er. »Und die Tatsache, dass Adrian derart zugerichtet wurde …«
Er muss nicht weitersprechen, denn der Groschen ist bei mir gefallen. Es könnte sein, dass Cameron sich an den Alphas rächen will, die Adrian das angetan haben – und das würde sein sicheres Todesurteil sein. Er hat nicht einmal den Hauch einer Chance, sollte es zum Kampf kommen.
»Scheiße«, flüstere ich und spüre, wie mein Herz eiskalt wird.
»Sag ich doch!«, ruft Sebastian und fuchtelt mit den Händen durch die Luft.
»Denkst du wirklich, dass … dass er …« Ich schlucke und mein Puls beginnt zu rasen.
»Ich … Keine Ahnung!« Sebastian schaut auf sein Handy. »Er geht nicht ran und das ist mehr als ungewöhnlich. Normalerweise ignoriert er meine Anrufe nicht.«
»Dann los, suchen wir ihn«, sage ich entschlossen und ergreife seinen Arm.
»Du solltest bei Adrian bleiben.« Dylan legt seine Hand auf meine Schulter. »Wir regeln das schon.«
»Nein«, widerspreche ich. »Ich kann nicht hier sein, während ihr da draußen nach Cam sucht. Er ist auch mein Beta!«
Ja, das ist er. Er ist so viel mehr für mich als ein Freund oder Verbündeter. Er ist mein Beta, mein Herz gehört ihm ebenso wie jedem anderen im Rudel.
»Was, wenn Chi deinen Körper wieder verwandelt?«, wirft Dylan ein.
»Das wird nicht geschehen.«
Die Worte sind nicht von mir gesprochen, sondern von dem Beta, der soeben den Raum betritt.
Ich sehe Leonardo dankbar an, der mir kurz zunickt. Er trägt immer noch dieselbe Kleidung wie vorhin, als er mich in der Küche halb ins Delirium vögelte. Ein schwarzes Hemd und dunkle Jeans, das schwarze halblange Haar hat er nach hinten gegelt. Nichts an seinem Aussehen verrät, was wir zusammen vor kaum zwei Stunden erlebt haben – und dennoch hat sich etwas zwischen uns verändert.
Die Schwingungen, die von ihm ausgehen, sind weniger … feindselig. Ja, das ist glaube ich das richtige Wort. Er wirkt friedlicher und seine beinahe schwarzen Augen sind ruhiger.
Als hätte der Sex mit mir etwas zwischen uns zurechtgerückt.
»Jemand sollte bei Adrian bleiben«, bemerkt Dylan zögernd.
»Wenn etwas ist, wird José uns anrufen«, erklärt Leonardo und steckt die Hände in die Hosentaschen. »Er ist noch in der Küche, ich gehe zu ihm und gebe ihm Bescheid, ehe wir aufbrechen.«
»Also, dann los«, ruft Sebastian und wendet sich zur Tür, um an Leonardo vorbeizustürmen.
»Warte, wo willst du mit der Suche starten?«, fragt Dylan.
»Na wo wohl?« Sebastian wirft einen Blick über seine Schulter. »Bei seiner Wohnung! Kommt! Wir lesen unterwegs noch Elyas zusammen, seine Kampfkünste könnten nützlich werden.«
Damit folgen Dylan, Leonardo und ich dem Beta, der zur Treppe rennt, um zum Lift zu gelangen.
Helena
Ich kaue nervös auf meiner Unterlippe herum, während ich zwischen Sebastian und Leonardo auf dem Rücksitz von Dylans Pick-up sitze. Elyas, der auf dem Beifahrersitz Platz genommen hat, wirft mir einen kurzen Blick zu.
»Omegas sind eigentlich da, um ein Rudel zu erden, nicht, es noch nervöser zu machen«, sagt er mahnend und hebt eine Braue. Sein aristokratisch anmutendes Gesicht wird von den Lichtern der Straßenlaternen immer mal wieder erhellt.
»Deine Schwingungen sind echt gerade ziemlich heftig, Lena«, bemerkt Dylan, der am Steuer sitzt und uns durch Manhattan fährt.
»Sorry.« Ich versuche, mich zu beruhigen, aber der Gedanke daran, dass Cameron dort draußen irgendwo rumrennt und sich an Alphas rächen will, jagt mir einen Schauer um den anderen über den Rücken.
Leonardo legt eine Hand auf meinen Oberschenkel und drückt ihn sanft, ohne etwas zu sagen. Die Geste entgeht Sebastian natürlich nicht, aber er kommentiert sie auch nicht. Ein Zeichen, dass er mindestens so nervös ist wie ich, ansonsten wäre bestimmt ein anzüglicher Spruch von ihm gekommen.
Die Energien der vier Betas um mich herum sind aufgeladen und ich versuche nun, sie mit meinen Omega-Kräften ein wenig einzudämmen. Das hilft mir wenigstens, mich von den schlimmen Szenarien abzulenken, die meinen Geist überfluten wollen.
»Dieser Idiot«, murmelt Sebastian neben mir. Er probiert die ganze Zeit schon, Cameron mit dem Handy zu erreichen, leider erfolglos. Dylan hat sein Telefon geortet und festgestellt, dass es noch in seiner Wohnung ist.
Ich gebe Sebastian insgeheim recht, kann gleichzeitig aber auch verstehen, wie Cameron sich fühlt, da auch ich zornig auf die anderen Alphas bin. Umso mehr, da der jüngste Beta jetzt womöglich in Lebensgefahr schwebt.
»Vielleicht hat er sein Handy einfach auf lautlos gestellt?«, sage ich im schwachen Versuch, Sebastian zu beruhigen.
»Wir werden es gleich herausfinden«, brummt er missmutig.
»Wir hätten ihn nicht allein lassen sollen«, knurrt Elyas von vorne. »Das konnte ja nur in die Hose gehen.«
Er war mit Sebastian dabei, als Cameron heute in seine neue Wohnung einzog, und half ihm beim Einrichten, wie ich von Dylan erfuhr.
»Ich habe euch gesagt, dass ihr bei Cam bleiben sollt«, bemerkt dieser gerade mit einem Hauch Ärger in der Stimme.
»Er klang sehr überzeugend, als er sagte, er wolle nur noch ein bisschen in der Wohnung bleiben und sie auf sich wirken lassen«, verteidigt sich Sebastian. »Und er versprach auch, dass er keine Rachepläne gegen Alphas schmiedet.« Er stößt ein dunkles Knurren aus, dem sich sein Wolf anschließt. »Fuck! Ich werde ihm zukünftig kein Wort mehr glauben, außer er legt einen Schwur ab!«
Endlich kommen wir zu dem Hochhaus, in dem Camerons neue Wohnung ist. Ich war bisher noch nicht dort, da er sie erst seit gestern bezogen hat. Normalerweise wäre ich neugierig darauf gewesen, wie der Beta sich eingerichtet hat, aber gerade bin ich viel zu angespannt.
Dylan fährt in eine Tiefgarage, deren Code er offenbar kennt. Manchmal frage ich mich, wie der Hüne es schafft, immer und überall präsent zu sein – und alles im Griff zu haben. Ich bin unglaublich froh, dass er Adrians erster Beta ist. Ohne ihn wäre es um einiges chaotischer und unkontrollierter. Dylan ist unser Fels in der Brandung, an dem auch die stärkste Welle bricht, ohne ihn zu erschüttern.
Nachdem Dylan den Pick-up geparkt hat, springen wir alle förmlich aus dem Auto und rennen zum Lift, der in Camerons Apartment führt.
»Es riecht auf jeden Fall schon mal nach ihm«, sagt Elyas, der die Nase in die Luft hält, während wir in der Tiefgarage auf den Fahrstuhl warten. »Aber die Gerüche sind älter.«
»Am besten fahren wir erst ins Foyer, um an der Rezeption nach Cam zu fragen«, meint Sebastian, der immer wieder auf den Knopf drückt, als würde dadurch der Lift schneller kommen. »Ich denke, er hat das Handy absichtlich in seiner Wohnung gelassen, um nicht von uns verfolgt werden zu können.«
Ich versuche meine Sinne anzustrengen, um ebenfalls wie Elyas etwas zu riechen – und spüre meinen Wolf, der sich gerade schüttelt und gähnt. »Chi wird wach«, sage ich und habe sofort die Aufmerksamkeit aller vier Männer auf mir.
Dylan betrachtet mich mit schmalen Augen. »Will er übernehmen?«
»Nein.« Ich schüttle den Kopf und horche in mich hinein, da Chi tatsächlich ausnahmsweise mal zurückhaltender ist.
Mein Wolf grunzt leise, ehe er schnüffelt – und ich die Gerüche um mich herum mit einem Mal tausendmal intensiver wahrnehme. So intensiv, dass ich gegen Elyas taumle, der neben mir steht.
»Scheiße«, stoße ich aus und er packt geistesgegenwärtig meine Taille.
»Was?«, fragt der Künstler-Beta stirnrunzelnd, ohne mich loszulassen.
»Das …« Ich keuche und fahre mir mit der Hand übers Gesicht. »Wow …«
Es ist das erste Mal, dass Chi mich an seinen Sinnen teilhaben lässt, während ich in meinem eigenen Körper bin.
Die Gerüche, die auf mich einprasseln, sind beinahe zu viel für mich. Metall, Öl und Abgase stechen schwer in meiner Nase. Ich kann das Parfüm und die Düfte unzähliger Menschen wahrnehmen, die hier vorbeigegangen sind. Aber auch das scharfe Aroma von Aufregung, Angst, Hitze und Schweiß. Ganz deutlich mache ich Camerons Geruch aus.
»Alles okay?«, fragt Sebastian, der eine Hand an meine Wange legt und mich besorgt mustert. Er hat sich etwas zu mir gebeugt.
»Ich denke, Chi gibt ihr einen ersten Eindruck davon, was er alles riechen kann«, meint Leonardo mit schief gelegtem Kopf.
»Ja …« Ich schließe stöhnend die Augen. »Oh Gott …«
Sogar die Körperdüfte der vier Betas sind um einiges stärker – und einnehmender. Ich merke, wie meine Mitte zu pochen beginnt, als befände ich mich in der Hitze.
»Ähm … deine Schwingungen sind nur so von Sex getränkt«, murmelt Sebastian und lässt mich unwillkürlich los. »Das ist ziemlich unpassend.«
»Sorry, ich …« Ich klammere mich förmlich an Elyas, dessen Mandelduft mir die Luft zum Atmen raubt.
»Du hattest recht, Dylan. Wir hätten sie im Penthaus lassen sollen«, brummt Leonardo mit zusammengeschobenen Brauen. »Oder im Auto.«
Ich werfe ihm einen bösen Blick zu, der leider durch den hammerguten Duft, den er verströmt, nicht so scharf ausfällt, wie gewollt.
»Der Lift ist da.« Sebastian wendet sich der Tür zu, die sich gerade öffnet. »Okay, Lena, hast du dich im Griff oder fällst du über uns her, sobald wir mit dir da drin sind?«
»Geht schon«, flüstere ich und versuche mich zusammenzureißen.
Elyas lässt mich los und ich folge den vier Betas in den Fahrstuhl.
Oh Mann … das wird jetzt richtig, richtig schwer …
Denn sobald sich die Tür hinter uns geschlossen hat, fühle ich mich, als würde ich von den Düften der vier Männer überwältigt.
Meine Betas. Meins.
Ich dränge Chi, der mir diesen Gedanken immer und immer wieder ins Ohr flüstert, so gut es geht zurück. Aber er bleibt hartnäckig, will jeden der Betas in den Nacken beißen, über ihre Haut lecken und sie als sein Eigentum markieren.
Ich balle die Hände zu Fäusten, um zu verhindern, dass ich Leonardo, der direkt neben mir steht, um den Hals falle. Das wäre wirklich vollkommen unangebracht, schließlich geht es darum, Cameron zu suchen. Nicht, Rudelsex zu haben. Und das auch noch ohne Alpha!
Reiß dich zusammen, Helena!
Zum Glück fahren wir nur ein Stockwerk höher ins Foyer und ich stürze beinahe aus dem Fahrstuhl, so sehr will ich aus dem kleinen Raum, in dem es dank der Betas viel zu gut roch.
Gott, wie haben die das bloß damals während meiner Hitze ausgehalten? Ich muss für sie wie ein Leuchtfeuer zwischen all den Düften gewesen sein.
Gehetzt schaue ich mich um und merke, dass die vier Männer es mir gleichtun.
Wir befinden uns in einer großen Eingangshalle mit hoher Fensterfassade links zur Straße hin. Die Wände sind mit edlen, dunklen Holzpaneelen verkleidet, die einen schönen Kontrast zum hellen Marmorboden darstellen. In der Mitte steht eine massive, moderne Skulptur, die ein bisschen an einen Wolf erinnert. Ziemlich sicher ein Zufall. Neben der Rezeption, die aus schwarzem Marmor besteht, gibt es üppige grüne Pflanzen, die das Gefühl von Luxus verstärken.
Mein Blick gleitet zu dem jungen Mitarbeiter an einer Empfangstheke, der top gestylt ist und uns mit einem freundlichen Ausdruck entgegensieht.
Dylan geht schnurstracks auf ihn zu und wir folgen ihm, während ich versuche, Camerons Duft zwischen all den Eindrücken, die meine Nase durchfluten, auszumachen. Hier oben riecht es noch stärker nach Hunderten von Menschen als unten in der Tiefgarage. Wohl auch, weil die Gerüche von der Straße durch die verglaste Drehtür hereingelangen, die nach draußen führt.
Chi knurrt, als er die vielen Geräusche von der Stadt wahrnimmt und zieht sich ein wenig zurück, sodass ich wieder besser atmen kann.
»Guten Abend, Mark«, sagt Dylan an den Rezeptionisten gewandt, den er offenbar kennt. Bei ihm wundert mich so langsam nichts mehr. »Wir suchen Cameron Black, wir sind Freunde von ihm und machen uns Sorgen, weil er sich nicht bei uns gemeldet hat. Haben Sie ihn gesehen?«
»Oh, Mister Black hat ungefähr vor einer Stunde das Gebäude verlassen«, erklärt Mark und sieht zwischen uns hin und her.
»Wissen Sie, wohin er wollte?«, hakt Dylan weiter nach.
»Nein, tut mir leid.« Mark zuckt entschuldigend mit den Schultern.
»Wie hat er gewirkt? Wütend? Entschlossen?«
Mark runzelt die Stirn. »Nun ja, er hatte es schon ziemlich … eilig.«
Wir wechseln einen beunruhigten Blick.
»Gut, danke, Mark«, sagt Dylan und wendet sich uns zu. »Dann suchen wir mal nach ihm.«
Ich nicke zusammen mit den anderen Betas und wir rennen zur Drehtür.
Draußen empfängt uns kalte Luft und ich schelte mich, dass ich nicht daran dachte, eine Jacke mitzunehmen. Auch die vier Männer tragen nichts Warmes, doch zum Glück frieren wir Canicore etwas weniger schnell als Menschen. Und wir können uns ja auch nicht erkälten. Nichtsdestotrotz wünschte ich mir eine kuschelige Jacke herbei.
»Sucht nach seiner Spur«, weist Dylan uns an.
Die Betas und ich heben witternd die Nasen in die Luft. Ich konzentriere mich auf die Gerüche, die Chi mich riechen lässt, und bemühe mich, Camerons Duftnote herauszukristallisieren. Was schwer ist, denn die vielen Eindrücke benebeln meine Sinne. Zumal Chi unruhig wird, da er die belebte Straße hasst. Immer wieder bricht die Verbindung zu ihm ab, wenn er ein Auto hupen oder die Sirene eines Polizeiwagens hört.
Daher bin ich auch nicht erstaunt, dass ich es nicht schaffe, Camerons Geruch zu lokalisieren.
»Hier.« Sebastian, der sich hingekauert hat – obwohl das auf die anderen Passanten komisch wirken muss –, ist der Erste, der eine Spur findet. »Hier, ich hab ihn.« Er erhebt sich und deutet die Straße entlang. »Es ist ziemlich genau eine Stunde her, kommt!«
Damit rennt er voran und wir folgen ihm.
»Ich rieche ihn auch«, bestätigt Elyas.
Dylan und Leonardo nicken, während ich immer noch bemüht bin, mich mit Chi zu arrangieren, der sich jedoch schmollend zurückzieht, da er beschließt, die laute Straße Straße sein zu lassen.
Mist, bis er mir wirklich helfen kann bei solchen Sachen, wird es wohl noch eine Weile dauern.
Helena
»Fuck! Verdammte Kacke! So eine beschissene Scheiße!«
Sebastian flucht wie ein Kesselflicker und ich kann es ihm nicht verdenken.
Camerons Spur endet leider mitten auf der Straße, da er offenbar ein Taxi gerufen hat. Zwar können wir ihn immer noch riechen und verfolgen, aber die Tatsache, dass er mit einem Auto fortfuhr, verschafft ihm einen großen zeitlichen Vorsprung. Er könnte in einer Stunde vielleicht sogar den Staat verlassen haben, während wir hier rumirren und nach ihm suchen. Und selbst ein Taxi nehmen, fällt weg, da wir dann seine Spur verlieren könnten. Zumal die Straßen sehr belebt sind und der Verkehr ziemlich dicht. Zu Fuß kommen wir fast schneller voran.
»Scheiße«, schließt sich Elyas ihm an und rauft sich das schwarz gefärbte Haar, das er als moderne Kurzhaarfrisur trägt – die soeben zerstört wird.
Mein Herz rast vor Angst um Cameron und ich habe alle Mühe, meine Schwingungen zu reduzieren, um die Betas nicht noch unruhiger zu machen.
»Okay, wir folgen der Spur«, beschließt Dylan. »Vielleicht ist er nur ein paar Blocks weit gefahren und dort wieder ausgestiegen.«
»Oder aber er ist zu Fynn Hansens Villa gefahren und wird von dessen Rudel gelyncht«, hält Sebastian dagegen.
»Das würde Fynn nicht zulassen«, sage ich bestimmt und ernte einen ungläubigen Blick der vier Betas.
»Das hast du jetzt nicht wirklich getan, oder?!«, knurrt Leonardo, der sich als Erster fängt.
»Was?« Ich blinzle verwirrt.
»Du hast gerade den verdammten Alpha verteidigt, der Mitschuld daran trägt, dass es Adrian so beschissen geht!«, fährt Leonardo mich an.
»Ruhig, Leo«, sagt Dylan, dessen Stirn sich aber ebenfalls in Falten gelegt hat. Er legt dem wütenden Beta eine Hand auf die Schulter zur Unterstreichung seiner Worte.
Ich schlucke und sehe überfordert zwischen den vier Männern hin und her.
Denn ja, es stimmt. So sehr ich die Alphas, die Adrian derart zugerichtet haben, auch hasse, so spüre ich, dass Fynn immer noch unser Verbündeter ist. Und ich bin überzeugt, dass er Cameron zwar in seine Schranken weisen, aber nicht ernsthaft verletzen oder gar töten würde.
Das weiß ich einfach.
»Du bist echt eine beschissene Omega!«, knurrt Leonardo wild und ich merke, wie tief seine Worte mich treffen.
Ja, womöglich würde eine andere Omega stärker zu ihrem Alpha halten, doch ich kann trotzdem das große Ganze nicht aus den Augen lassen. Und darin ist Fynn nun mal nicht unser Feind.
Betreten senke ich den Blick.
»Hör jetzt auf damit!«, sagt Dylan an Leonardo gerichtet und schubst ihn ein wenig zurück. »Das bringt niemandem etwas! Und wir müssen nach Cam suchen.«
»Dylan hat recht«, sagt Elyas und atmet tief durch. »Um deine Loyalität zu unserem Alpha kümmern wir uns ein anderes Mal, Lena. Cam geht gerade vor.«
Ich zucke zusammen, als hätte er mich geschlagen, und fühle mich total schlecht, nicke aber stumm.
»Also, dann weiter!«, sagt Sebastian und rennt den Gehsteig entlang.
Wir folgen ihm eilig durch die belebten Straßen. Mir ist es ein Rätsel, wie Sebastian hier überhaupt noch irgendetwas riechen kann, denn mittlerweile hat Chi sich komplett zurückgezogen. Er hasst dieses Manhattan abgrundtief.
»Hier ist er ausgestiegen«, sagt Sebastian endlich und hält an einer Straßenecke an. »Und … er ist …«, er schnuppert kurz in der Luft und geht dann nochmals in die Hocke, »in diese Richtung.« Er zeigt zu einer Einkaufsmall.
»Was? Er ist einkaufen gegangen?«, frage ich verwirrt.
»Er …«
Weiter kommt Sebastian nicht, denn da fällt unser aller Aufmerksamkeit auf den schlanken Beta, der gerade mit zwei großen Tüten aus der Eingangstür des hohen Gebäudes schlendert. Und perplex stehen bleibt, als er uns sieht.
»Cam!«, ruft Sebastian und stürzt auf ihn zu.
Und obwohl unzählige Menschen um uns herum sind, packt er Camerons schönes Gesicht mit beiden Händen und küsst ihn so leidenschaftlich, wie ich es noch nie bei ihm sah. Nicht einmal bei mir.
»Verflucht, verflucht!«, raunt er zwischen den Küssen.
Cameron steht wie angewurzelt, die Tüten hat er noch in der Hand und keine Chance, sich gegen Sebastians Kussattacke zu wehren.
»Iss ihn nicht auf«, sagt Dylan und tritt zu den beiden.
Leonardo, Elyas und ich folgen ihm.
»Du warst einkaufen?«, frage ich, derweil Sebastian nicht aufhört, den jüngsten Beta abzuknutschen.
»Ja«, japst Cameron zwischen seinen Küssen. »Äh, Sebby, geht’s dir gut?«
»Fuck, Wölfchen!«, knurrt Sebastian ihm gegen die Lippen. »Du hast uns einen verdammten Schrecken eingejagt.«
»Nun ja, einigen offenbar mehr als anderen«, bemerkt Leonardo, der die Arme vor der muskulösen Brust verschränkt.
Endlich löst sich Sebastian von Cameron und streicht ihm liebevoll über das schwarze Haar. »Tu so etwas verdammt noch mal nie wieder, hast du gehört?«
»Was? Einkaufen gehen?« Camerons Brauen hüpfen in die Höhe. »Sorry, aber allein von Luft und Liebe kann ich nicht leben. Obwohl dein Sperma geil ist, Sebastian – aber es sättigt mich nun mal nicht so wie ein Teller Spaghetti.« Er deutet mit dem Kinn auf die Tüten.
Sebastian lacht laut auf und klopft ihm auf den Rücken. »Okay, verstanden.« Dann wird sein Gesicht wieder ernster. »Warum nimmst du dein Telefon nicht mit?«
»Hab’s in der Wohnung vergessen.« Cameron zuckt mit den Schultern. »Wusste ja nicht, dass du gleich das S.W.A.T.-Team mobilisierst, nur weil ich mal eine Stunde nicht erreichbar bin.«
»Ich hatte allen Grund, das Schlimmste anzunehmen«, brummt Sebastian.
»Ihr dachtet echt, ich sei durchgebrannt, um mich an den Alphas zu rächen, oder?«, fragt Cameron entgeistert und schaut in die Runde. »Für wie dämlich haltet ihr mich eigentlich?«
»Na ja, so wie du heute während des Einrichtens deiner Wohnung geflucht hast, hätte es schon sein können, dass du deine Pläne in die Tat umsetzt«, bemerkt Elyas. »Gut, dass du es nicht getan hast.«
»Ich bin nicht bescheuert«, knurrt Cameron beleidigt. »Echt jetzt, Leute, etwas mehr Gehirnschmalz dürft ihr mir wirklich zutrauen!«
Ich lache erleichtert und trete nun ebenfalls näher zu ihm, um ihn kurz zu umarmen. »Wir halten dich nicht für bescheuert, Cam«, sage ich liebevoll und streiche ihm zärtlich über die glatt rasierte Wange, seine Haut ist hauchzart. »Nur für etwas … impulsiv.«
»Impulsiv … pffft.« Er schnaubt mir ins Gesicht. »Und das von dir, Lena.«
»Hey, ich hab mich ziemlich gut im Griff, wenn Chi nicht dazwischen grätscht«, verteidige ich mich.
»Okay.« Cameron nickt, dann drückt er Sebastian, der neben ihm steht, eine der Tüten in die Hand. »Da ihr alle schon mal hier seid, könnt ihr mir auch gleich beim Tragen helfen.« Die zweite Tüte findet ihren Weg in Dylans Arme. »Und wer schaut jetzt nach dem Boss?« Er sieht fragend in die Runde.