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Ich glaube, ich erlebe gerade mein ganz eigenes Wintermärchen. An der Seite der Wölfe, die mir die Welt bedeuten – und mit einem Alpha, der mich nicht nur täglich fordert, sondern auch auf Händen trägt. Wie ich Schlittschuhlaufen lerne, warum Skifahren sexy sein kann und wieso Las Vegas plötzlich wieder eine Rolle spielt, müsst ihr selbst lesen. Auf jeden Fall hätte ich nicht gedacht, dass Sophie … Ups, jetzt hätte ich beinahe gespoilert …
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Seitenzahl: 428
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Informationen zum Buch
Impressum
Kapitel 1 - Pancake-Po
Kapitel 2 - Ich liebe Weihnachten
Kapitel 3 - Butter bei die Fische, Leo
Kapitel 4 - Macht. Dominanz. Kontrolle.
Kapitel 5 - Das Geheimnis der Liebe
Kapitel 6 - Ich war noch nie Schlittschuhlaufen
Kapitel 7 - Willkommen auf dem Eis
Kapitel 8 - Schlittschuhlaufen-Lernen à la Elyas
Kapitel 9 - RomCom-Held auf Eis
Kapitel 10 - Klärendes Gespräch
Kapitel 11 - Weihnachtsnachmittag
Kapitel 12 - Noch nicht
Kapitel 13 - Kleines, unartiges Spielzeug
Kapitel 14 - So bereit
Kapitel 15 - Willkommen, Professor Stone
Kapitel 16 - Kleine Luna
Kapitel 17 - Ich lasse dich nicht allein
Kapitel 18 - Wenn Sprachen nicht helfen
Kapitel 19 - Testosteron-Tango
Kapitel 20 - Skifahr-Sex
Kapitel 21 - Zurück
Kapitel 22 - Je t’aime
Kapitel 23 - Französischunterricht mit Monsieur Felsen
Kapitel 24 - Je suis à toi
Kapitel 25 - Du tropfst
Kapitel 26 - Sophie, ich bin ein Wolf
Kapitel 27 - Darf ich vorstellen? Mein Rudel.
Kapitel 28 - Fragen über Fragen
Kapitel 29 - Fjord mit Schultern
Kapitel 30 - Verdammter Alpha
Kapitel 31 - Es war nur ein Kuss
Kapitel 32 - Omega-Erziehung
Kapitel 33 - Stufe Fünf
Kapitel 34 - Ich bewundere dich
Kapitel 35 - Keine Alternative
Kapitel 36 - Porno-Palast-Erkundung und Schwesternpanikmodus
Kapitel 37 - Rudel-Chaos
Kapitel 38 - Veeeeeeeegas, Baby!
Kapitel 39 - Rudel-Hymne
Kapitel 40 - Ruhe vor dem Sturm
Kapitel 41 - Willkommen zurück
Kapitel 42 - Einen Wolf schlafen legen
Kapitel 43 - Es ist vollbracht
Kapitel 44 - HAPPY NEW YEAR!
Kapitel 45 - Für immer
C. M. Spoerri
New York Alpha
Part 18
Urban Fantasy / Omegaverse / Reverse Harem
New York Alpha (Part 18)
Ich glaube, ich erlebe gerade mein ganz eigenes Wintermärchen. An der Seite der Wölfe, die mir die Welt bedeuten – und mit einem Alpha, der mich nicht nur täglich fordert, sondern auch auf Händen trägt. Wie ich Schlittschuhlaufen lerne, warum Skifahren sexy sein kann und wieso Las Vegas plötzlich wieder eine Rolle spielt, müsst ihr selbst lesen. Auf jeden Fall hätte ich nicht gedacht, dass Sophie … Ups, jetzt hätte ich beinahe gespoilert …
Die Autorin
C. M. Spoerri wurde 1983 geboren und lebt in der Schweiz. Sie studierte Psychologie und promovierte im Frühling 2013 in Klinischer Psychologie und Psychotherapie. Seit Ende 2014 hat sie sich jedoch voll und ganz dem Schreiben gewidmet. Ihre Fantasy-Jugendromane (›Alia-Saga‹, ›Greifen-Saga‹) wurden bereits tausendfach verkauft, zudem schreibt sie erfolgreich Liebesromane. Im Herbst 2015 gründete sie mit ihrem Mann den Sternensand Verlag.
www.sternensand-verlag.ch
1. Auflage, Dezember 2025
© Sternensand Verlag GmbH, Zürich 2025
Umschlaggestaltung: Jasmin Romana Welsch
Lektorat / Korrektorat: Sternensand Verlag GmbH
Satz: Sternensand Verlag GmbH
ISBN (epub): 978-3-03896-393-6
Alle Rechte, einschließlich dem des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
Dies ist eine fiktive Geschichte. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Helena
Montag, 25. Dezember
Es ist friedlich und ruhig. Seine Finger spielen mit dem silbernen Armreif, den Cameron mir geschenkt hat. Meine Finger mit dem schwarzen Lederarmband an seinem Handgelenk, das er von mir bekam.
Die Betas sind weg. Trainieren und frühstücken gegangen. Aber er und ich … liegen noch hier. In unserem Bett in der Blockhütte am Lake Placid. In unserem Wintermärchen, das ich bitte nie, nie wieder verlassen möchte.
Chi döst unbeschwert vor sich hin, überlässt mich ganz dem Alpha.
»Du bist glücklich«, raunt Adrian an meinem Ohr.
Er spürt es, meine ruhigen Schwingungen, meinen zufriedenen Herzschlag.
»Ja«, flüstere ich.
Ja. Ich bin glücklich. Sehr sogar. Obwohl in meinem Inneren diese stete Sorge um meine kleine Schwester mitschwingt. Ich habe Adrian versprochen, es ihr noch dieses Jahr zu sagen. Wer ich bin. Wer wir sind. Was wir sind. Und … ich habe verdammt Angst vor diesem Augenblick. Aber noch hat das Jahr ein paar Tage. Und noch befinden wir uns in unserem Weihnachtstraum. Daher gestatte ich mir, diese Gedanken zur Seite zu schieben. Zumindest im Moment.
Ich drehe den Kopf ein wenig zu ihm, um ihm in die dunklen Augen zu schauen.
Sein schwarzes Haar ist zerzaust, der Bart nicht ganz so akkurat getrimmt wie sonst. Weil wir noch nicht aufgestanden sind heute.
Sein Knoten pulsiert immer noch in mir, aber nicht mehr erregt. Eher … beständig und sicher.
Ich liebe dieses Gefühl. Von ihm ausgefüllt und gehalten zu werden. Mit ihm verbunden zu sein, wie nur Alpha und Omega es können. Es ist mit nichts auf dieser Welt zu vergleichen, wenn wir uns so nahe sind.
»Küss mich«, hauche ich und spüre gleich darauf seine Lippen auf mir. Den weichen Bart, der über mein Kinn streicht. Und seinen Atem, der sich mit meinem vermischt.
»Ich liebe dich, Lena«, murmelt er gegen meinen Mund. »So verdammt sehr.«
»Es tut beinahe weh, ich weiß«, erwidere ich ebenso leise.
Er stößt einen Laut zwischen Knurren und Brummen aus, dann hält er mich noch fester. Seine muskulösen Arme umschließen mich wie die sicherste Festung der Welt, seine warme Brust drückt sich gegen meinen Rücken.
»Bitte sag, dass wir nie wieder hier weggehen«, wispere ich. »Bitte.«
Er schnaubt, es klingt amüsiert. »Du willst für immer in dieser Blockhütte bleiben?«
»Ja«, antworte ich so schnell, dass er erneut schnaubt. Es ist fast ein Lachen diesmal.
»Liebling …« Er dehnt das Wort und es klingt so zärtlich, dass ich schaudere. »Wie habe ich dich bloß verdient?«
»Du hast genug gelitten in deinem Leben«, erwidere ich. »Du hast alles Glück der Welt verdient. Und wenn ich auch nur ein kleines bisschen dazu beisteuern darf, tue ich es liebend gern.«
Er verengt die Augen. Nur eine Spur, nur ganz kurz. Aber mir entgehen seine Schwingungen nicht. Sie schwenken um, werden schwerer und … melancholischer.
Ich weiß, wohin seine Gedanken gerade driften, und mein Herz zieht sich schlagartig zusammen. Weil ich ihn gesehen habe. In seiner Gebrochenheit. In seiner Trauer. Er hat vier Tage lang vor seinem Leichnam gewacht, erstarrt vor Qual und Schmerz.
Glen. Seine Liebe. Der Teil seines Herzens, der mir nie gehören wird. Da der Teil mit seinem ehemaligen Gefährten zusammen gestorben ist.
Nein. Ich bin nicht eifersüchtig. Wie könnte ich? Adrian musste so viel Leid durchmachen … Der Preis, den er für diese große Liebe mit Glen bezahlt hat, hätte niemand bezahlen können. Niemand. Nicht einmal er – Adrian Rinaldi. Der stärkste Mann der Welt. An ihm ist er … zerbrochen. Und es werden immer Narben da sein. Immer die Erinnerung an das, was ihm auf solch grausame Art und Weise genommen worden ist.
Und ich akzeptiere das, da es zu ihm gehört. Zu dem Mann, der meine Welt bedeutet.
»Er … hätte gestern Geburtstag gehabt, oder?«, flüstere ich, da ich mich erinnere, dass der Code des Penthauslifts lange Zeit Glens Geburtsdatum gewesen ist.
Adrian nickt langsam und der Schmerz in seinen Augen nimmt zu. »Ich war gestern an seinem Grab, bevor ich den Helikopter geholt habe«, murmelt er.
»Oh.« Ich sehe ihn erstaunt an.
Wir haben Glen im Harriman State Park beerdigt. Ohne Grabstein. Nur wir wissen, wo er zur ewigen Ruhe gefunden hat.
»Er hat Weihnachten immer gehasst«, fährt Adrian leise fort. »Weil sein Geburtstag gleichzeitig war und er immer nur ein Geschenk für beide Feiertage bekam. In Italien feiert man Weihnachten am 24. Dezember. Daher haben wir schon damals begonnen, am Weihnachtsmorgen zu feiern.«
Eine Gänsehaut überzieht mich, als ich begreife, was er da sagt.
Während ich mich über mein verloren geglaubtes Wichtelgeschenk aufgeregt habe, hat Adrian am Grab seines ehemaligen Gefährten gesessen und seiner Trauer um ihre verlorene Liebe Luft gemacht.
Ich bin so eine schlechte Omega. Äh … Luna.
Das hätte ich doch merken müssen! Dass es meinem Alpha nicht gut ging und er mich gebraucht hätte. Stattdessen wollte ich das Wichteln ›gewinnen‹.
»Adrian …«, flüstere ich betreten.
Er runzelt die Stirn, da er natürlich meine Stimmung bemerkt. »Warum machst du dir gerade Vorwürfe?«, fragt er rau.
»Weil ich für dich hätte da sein sollen«, erwidere ich. »Es tut mir …«
»Nein«, unterbricht er mich und legt mir einen Finger auf den Mund. »Nicht. Bitte. Das ist meine Vergangenheit, nicht deine. Meine Bürde, nicht deine. Ich komme damit klar.«
»Sicher?«, hauche ich gegen seinen Finger.
Er nimmt ihn weg, fährt sich stattdessen durch das Haar und ich merke, wie sein Knoten sich langsam löst. Dennoch bleibt er noch in mir drin.
»Es wird dauern«, räumt er ein. »Glen war … lange Zeit der Mittelpunkt meines Lebens. Alles hat sich um ihn gedreht. Alles.« Er schließt die Augen, die Falte zwischen seinen Brauen wird tiefer. »Aber … ich habe jetzt endlich einen Abschluss mit ihm gefunden. Einen Ort, an den ich kann, wenn die Narben brennen. Und du, Lena …« Er schaut mich wieder an. »Du hilfst mir. Sehr sogar.«
Ich spüre, wie er aus mir gleitet, und drehe mich so zu ihm, dass ich jetzt mit dem Gesicht ihm komplett zugewandt bin. Dass sein Saft dabei aus mir tropft, da er enorm viel in mich gepumpt hat, ignoriere ich. Das hier ist wichtiger als versaute Laken.
Ich sehe ihn an. Die Lippen, die so oft brummen und knurren statt zu reden. Seine Brauen, die noch immer zu angespannt sind. Seine Augen, in denen der ganze Schmerz einer jahrhundertealten Seele liegt – und die mir dennoch jeden Tag zeigen, wie sehr ich geliebt werde. Von einem Mann, der die Welt nie ganz losgelassen hat. Aber mich hält er, als wäre ich sein Zuhause.
»Ich bin bei dir, Adrian«, flüstere ich. »Und ich bleibe bei dir. Egal, was war. Egal, was noch kommt. Das schwöre ich dir.«
Meine Worte wiegen schwer – ein Schwur. Der Schwur einer Luna. Der Schwur seiner Liebe. Seiner Gegenwart und Zukunft.
Ich spüre es und er auch.
Er sagt nichts, aber sein Blick verfällt in dieses glühende Dunkel mit dem Goldstich darin.
Er zieht mich an sich. Ganz fest. Stirn an Stirn. Haut an Haut. Herz an Herz.
Eine Weile sagen wir nichts mehr, denn es gibt auch nichts zu sagen. Wir liegen einfach da, verschlungen, während draußen der Wind die Schneeflocken gegen die Fenster tanzen lässt und der See weiter gefriert.
Und plötzlich … in all der Romantik und innigen Verbundenheit … knurrt mein Magen.
Laut. Peinlich laut.
Adrian schnaubt gegen meine Wange, sein Atem ist heiß. »Ich nehme an, du hast Hunger, und das war nicht Chi, der ein Eichhörnchen gehört hat?«
»Möglich«, murmle ich und lache leise. »Es ist Weihnachten. Ich darf futtern wie ein Rentier im Fressrausch.«
Er schmunzelt. »Dann sollten wir duschen. Oder willst du nackt zum Frühstück gehen?«
»Du würdest es mögen.«
»Ich würde jeden töten, der dich nackt anschaut. Außer es ist mein Rudel«, erwidert er.
Ich grinse und stupse ihn gegen die Brust. »Ich bin eine Luna. Ich darf vor JEDEM nackt rumlaufen, wenn ich will.«
»Willst du das?«
»Nein.«
»Somit habe ich ein Recht darauf, jeden zu töten«, meint er zufrieden, und ich pruste, weil er so selbstgefällig klingt.
»Okay, lass uns aufstehen«, sage ich und richte mich auf. »Ich will keinen Mord und Todschlag am Weihnachtsmorgen riskieren.«
Er tut es mir gleich und wir verlassen das Bett. Sein Saft läuft nun an meinen Schenkeln runter, aber auch das ist mir egal. Da ist keine Scham, kein Schmutz. Es ist Liebe. Unser Band, das wir heute Morgen nochmals gründlich erneuert haben.
Im Bad ist es warm, da die Fußbodenheizung eingeschaltet ist. Chi schnurrt selig und rollt sich auf meinem Seelenboden ein.
Adrian geht in die große Duschkabine und dreht das Wasser auf, bis heißer Dampf aufsteigt. Ich warte, bis er unter dem Strahl steht, dann stelle ich mich hinter ihn und streiche über die breiten Schulterblätter. Er dreht sich zu mir um und schaut auf mich runter.
Kein Sex-Blick diesmal. Auch kein Alpha-Blick. Nur … der Blick eines Mannes, der liebt. Und ich weiß, ich bin die Einzige, die ihn so sieht.
»Du bist wunderschön«, sagt er rau.
Ich schüttle den Kopf. »Ich sehe aus wie eine gerupfte Elster.«
»Eine gefickte Elster«, korrigiert er mich und seine Mundwinkel zucken.
Ohne Vorwarnung packt er mich und zieht mich unter die Dusche. Ich quietsche kurz auf – dann prasselt das warme Wasser auf uns beide herab.
Er seift mich zärtlich ein. Ganz ohne Hintergedanken. Oder zumindest lässt er sie mich nicht spüren.
Ich tue dasselbe bei ihm. Und obwohl es nicht zu Sex führen wird, kribbelt mein ganzer Körper. Weil nur ich ihn gerade so berühren darf. Weil nur ich diese harten Muskeln unter den Fingern fühle, die sich im Takt meiner Bewegungen zusammenziehen.
Chi schnurrt vor Seligkeit, seinem Alpha so nahe zu sein.
»Denkst du, es gibt Pancakes im Restaurant?«, frage ich, während ich mich seinem Rücken widme.
»Du denkst beim Duschen an Pancakes?« Er schaut mich über die Schulter an.
»Ich bin eine Luna. Ich kann an zwei Dinge gleichzeitig denken: Pancakes und wie knackig dein Po aussieht.«
Er schnaubt kopfschüttelnd. »Dann beeilen wir uns besser. Nicht, dass du doch noch in deinem hübschen Köpfchen durcheinanderkommst und in meinen Arsch beißt.«
Ich lache und kneife ihn in den Hintern, was er mit einem Knurren kommentiert. Aber es klingt zufrieden. Gelöst.
Ich habe ihn wieder: meinen entspannten Auszeit-Alpha. Und ich weiß noch von Atlantic City, was das bedeutet. Eine Menge Spaß wird uns demnächst erwarten. Und ich freue mich auf jede Sekunde mit ihm.
Helena
Ich starre auf mein Handy. »Sie sind gerade mal eine Stunde weg – und schreiben gefühlt zweihundert Nachrichten in der Zeit?«, murmle ich stirnrunzelnd. »Wir wohnen doch nur ein paar Hütten auseinander.«
»Das Rudel liebt sich eben«, erwidert Adrian schulterzuckend, der soeben seinen verboten sexy schwarzen Wintermantel überwirft. »Hier.« Er reicht mir einen Schal.
Ich nehme ihn mit der freien Hand, während ich durch den Chat scrolle.
Sebastian:
Wir sind dann mal beim Frühstück. Kommt ihr auch?
Elyas:
Leo telefoniert noch mit seiner neuen Freundin.
Cam:
Oh, ist das mit Eva etwa etwas Festes?
Elyas:
Keine Ahnung, fragen wir ihn nachher. Er hat gerade genickt, als ich ihm gesagt habe, dass wir essen gehen sollten.
Sebastian:
Ich brauche ALLE schmutzigen Details.
Elyas:
Dir ist klar, dass Leo dich killt, wenn du auch nur daran denkst, seine Eva anzuflirten?
Sebastian:
Klar. Ist eh nicht mein Typ.
Dylan:
Als ob. Ich habe gesehen, wie du auf der Gala um sie herumgetänzelt bist.
Sebastian:
Gar nicht wahr.
Cam:
Kommst du auch frühstücken, @Dylan?
Dylan:
Bin schon bei der zweiten Rührei-Runde.
Cam:
Rührei! Bin schon fast da!
Sebastian:
Haha, das Wölfchen ist gerade aus der Hütte gestürmt, als stünde Lena nackt davor.
Elyas:
Sind der Boss und Lena auch beim Frühstück, @Dylan?
Dylan:
Nein. Sind noch in ihrer Hütte.
Sebastian:
Die hängen heute den ganzen Tag zusammen ab. Wortwörtlich. :-D
Elyas:
Junges Glück. Lassen wir sie. Ich bin auch gleich da, @Dylan. Leo telefoniert wohl noch etwas länger.
Sebastian:
Telefonsex?
Elyas:
Ugh. Ich gehe. Ehe er noch auf die Idee kommt.
Cam:
@Dylan, wo bist du? Ich seh dich nicht.
Dylan:
Wintergarten.
Das war vor einer halben Stunde. Womöglich sind sie noch am Essen. Ich tippe ein paar Zeilen in den Chat.
Helena:
Seid ihr noch da? Boss und Luna sind im Anmarsch.
Sebastian:
Sind noch da. Ich bestell dir schon mal einen Kaffee.
Helena:
ICH LIEBE DICH!
Dann schließe ich den Chat und stecke das Handy in meine Manteltasche. »Los! Schnell! Kaffee!«, treibe ich meinen Alpha an.
Adrian lacht dunkel. »Du warst es, die erst noch den ganzen Rudelchat lesen wollte. Komm.« Er streckt mir die Hand entgegen und ich ergreife sie.
Zusammen verlassen wir unseren Blockhüttentraum. Der Wind schlägt uns eisig gegen die Gesichter und ich ziehe den Schal, den ich um meinen Hals geschlungen habe, bis zu meinem Mund.
»Iiih … Schnee …«, murmle ich, als mir die Schneeflocken in die Augen fliegen.
»Ich dachte, du magst Schnee?«, fragt Adrian mit hochgezogener Braue.
»Schon. Aber nicht im Gesicht.« Ich puste eine vorwitzige Schneeflocke von meiner Nase. »Und nur in deinen Armen, hinter einem Fenster geschützt.«
Adrian schmunzelt und zieht mich weiter.
Der Weg vom Hüttensteg führt durch knirschenden Schnee. Der Duft von den Nadeln der Tannenbäume, deren Äste sich unter der weißen Last biegen, liegt in der Luft. Die kleinen, hölzernen Lampen am Wegesrand glühen noch matt im Morgenlicht – wie verirrte Glühwürmchen in einem verschneiten Märchenwald.
Der See zu unserer Linken liegt ruhig da. Eingefroren, mit einem leichten Dampf hauchzart überzogen. Vor uns taucht die Silhouette der Hauptlodge auf. Sie ist majestätisch und aus grobem Holz gebaut, mit rauchenden Kaminen und einem gewaltigen Giebeldach, an dem Lichterketten funkeln.
»Das ist wie in einem dieser kitschigen Netflix-Weihnachtsfilme«, flüstere ich und schiebe meine kalte Nase an Adrians Schulter. »Nur ohne peinliche Dialoge und mit einem echten Alpha.«
»Ich finde, deine Dialoge schrammen manchmal auch sehr nahe an peinlich vorbei«, erwidert Adrian trocken, während er meine Hand fester drückt.
Ich hätte Handschuhe anziehen sollen. Brrr … Dabei dachte ich, als Omega friert man weniger schnell. Will nicht wissen, wie ein Mensch sich fühlen würde.
»He, hast du mich etwa gerade beleidigt?« Ich sehe etwas verspätet zu ihm hoch.
»War eine Tatsache.« Er grinst auf mich runter.
»Du und deine Tatsachen …« Ich verdrehe die Augen. »Aber ich verzeihe dir, wenn du mir nachher einen Kaffee bringst.«
»Hast du nicht Sebastian versprochen, dass du ihn liebst, weil er dir einen Kaffee bestellt?« Er hebt eine Braue.
»Hab ich.« Ich nicke bestätigend. »Für den ersten Kaffee. Den zweiten bringst du mir. Hab ein großes Herz. Kann zwei Männer gleichzeitig lieben. Oder sechs.«
»Ich bring dir keinen zweiten Kaffee, dafür gibt es Kellner«, erwidert er streng.
»Pffft, dann liebe ich halt den Kellner«, entgegne ich und strecke ihm die Zunge raus. Sehr unlunahaft.
Er lacht leise. »Du bist manchmal echt ein Kind.«
»Und du liebst mich – was sagt das über dich aus?«
»Dass ich hoffnungslos verloren bin.« Er legt den Arm um meine Schulter und zieht mich noch näher an sich.
Mittlerweile haben wir die Lodge erreicht. Die Stufen sind frisch geräumt, links und rechts türmen sich kleine Schneehügel, in die jemand mit Mütze und Humor Schneemänner gesetzt hat. Einer davon hat zwei Schneebälle auf der Brust und einen Eiszapfen-Pimmel. Ich bin ziemlich sicher, dass das Sebastians Werk ist. Wahrscheinlich hat er dabei gewiehert wie ein Pony.
Adrian ignoriert die Schneebrüste und öffnet die schwere Holztür zur Lodge. Als wir eintreten, umfängt mich der Geruch von Tannennadeln, Kaminholz und frischgebackenen Croissants.
Es ist warm, weihnachtlich, gemütlich und … einfach wunderschön. Rote Schleifen an den Holzsäulen, dicke, gepolsterte Ledersessel, ein riesiger Weihnachtsbaum in der Mitte der Lobby. Daneben hängt ein Elchgeweih mit Lichterketten und gegenüber ein goldgerahmtes Bild eines schwarzen Bären.
»Ob er einen Namen hat?«, frage ich und deute auf das Gemälde.
»Sir Paddington the Third«, antwortet Adrian so ernst, dass ich nicht sicher bin, ob er das gerade erfindet oder das auf der kleinen Plakette unter dem Bild gelesen hat. Ich verenge die Augen, um die Schrift zu entziffern, aber da werde ich abgelenkt.
Ein Angestellter mit Fliege und Namensschild ›Miles‹ nimmt uns die Mäntel ab und führt uns anschließend in den verglasten Wintergarten. Und dort …
»Da seid ihr ja!«, ruft Cameron, der aufspringt und winkt, als hätten wir uns fünf Jahre nicht gesehen, obwohl wir heute früh Geschenke ausgetauscht haben.
Sebastian rutscht zur Seite und klopft auf die freie Bank neben sich. »Komm zu Daddy, Lena. Dein Kaffee wartet.«
»Du bist mein Held und Koffein-Soulmate in einem!« Ich grinse.
»Ich weiß.« Er reckt sich wie ein Pfau. »Adrian, du hast offiziell einen Helden in deinem Rudel.«
»Super«, kommentiert der Alpha trocken.
»Superheld, krass, ich liebe dich auch, Alpha«, säuselt Sebastian.
Adrian ignoriert ihn und wir setzen uns, Elyas nickt uns zu und Leonardo, der offenbar seine Eva hat Eva sein lassen, murmelt »Morgen«, ohne von seinem Butterbrot aufzusehen. Dylan hat bereits zwei leere Teller vor sich stehen, die gerade eilig vom Personal weggeräumt werden.
»Sie haben Wunsch-Crêpe hinten in der Ecke«, raunt er mir zu.
Ich schnippe fast den Kaffee um, den Sebastian zu mir geschoben hat. »Wo?!«
»Beim Kamin.«
Ich bin aufgestanden, ehe mein Hirn realisiert, dass ich noch nicht mal einen Schluck Kaffee zu mir genommen habe.
Adrian schüttelt den Kopf, derweil Cameron mich begleitet und dabei leise flüstert: »Ich liebe Weihnachten.«
»Ich auch.« Ich hake mich bei ihm unter.
Und dann lasse ich mir einen Crêpe mit Käse und Schinken machen, während draußen der Schnee weiterfällt und ich innerlich zum milliardsten Mal denke: Adrian … das ist nicht dein Ernst.
Helena
»Jetzt aber mal Butter bei die Fische, Leo«, sagt Sebastian, als wir uns alle satt zurücklehnen. »Was läuft da jetzt mit dieser Eva?«
Leonardo knurrt in seinen Kaffee und schenkt ihm einen tödlichen Blick. »Geht dich nichts an.«
»Oh, da ist also etwas«, stellt Sebastian triumphierend fest und lehnt sich auf dem Stuhl zurück, als hätte er soeben das letzte Puzzlestück gefunden. »Wenn nichts wäre, hättest du ›nein‹ gesagt. Also: Wer ist sie wirklich? Eine verführerische Spionin? Eine verdeckte Ermittlerin? Eine entlaufene Domina mit Steuerhinterziehung?«
»Ein Mensch«, murmelt Leonardo.
»Danke für die Info, Sherlock«, erwidert Cameron. »Wir dachten schon, du hättest dich in eine Topfpflanze verguckt.«
»Du meinst, wie Dylan sich in seine zweite Rühreipfanne?« Elyas grinst.
Dylan kaut unbeeindruckt auf seinem Toast. »War Liebe auf den ersten Biss.«
»Wie bei Leo und Eva wahrscheinlich«, bemerkt Sebastian mit wackelnden Brauen.
Ich lächle und beobachte Leonardo, dessen Kiefer leicht angespannt ist. Ich kenne ihn gut genug, um zu wissen, dass er gerade mit dem Impuls ringt, den Tisch umzukippen und uns alle anzuknurren.
Chi hebt aufmerksam den Kopf, verharrt so und behält Leonardos Wolf im Auge.
Adrian wirft seinem Beta bloß einen prüfenden Blick zu und widmet sich dann wieder seinem Speck. Den er mit einem Croissant kombiniert – ich habe diese Paarung immer noch nicht ganz verstanden.
»Also …«, beginne ich und lehne mich in Richtung Leonardo vor. »Eva Baumann. Braune Haare. Immer perfekt frisiert. Immer zurückhaltend und mit dieser kühlen Ausstrahlung. Wenn sie spricht, klingt es, als hätte sie eine ganze Kompanie persönlich trainiert, und sie tut zumindest so, als wäre sie klüger als neunundneunzig Prozent der Weltbevölkerung.«
»Deutsche Wurzeln«, ergänzt Cameron. »Wir waren in Ravens Kurs mit ihr.«
Ich nicke bestätigend. Sebastian und Elyas hängen an unseren Lippen. Der Rudel-Journalismus läuft gerade auf Hochtouren.
»Sie war immer sehr … kontrolliert«, erzähle ich. »Still. Nicht schüchtern. Eher so ›Ich weiß genau, wer ich bin‹-mäßig.« Ich mustere Leonardo aus dem Augenwinkel. Er hat die Lippen zusammengepresst, seine Brauen sind eine einzige Gewitterwolke. »Ich mochte sie«, fahre ich fort. »Irgendwie. Auch wenn ich das Gefühl hatte, dass sie mich heimlich hasst.«
»Tut sie nicht«, sagt Leonardo und sein Blick begegnet dem meinen.
Ich stocke. »Ihr sprecht über mich?«
»Das muss wirklich ernst sein«, bemerkt Elyas grinsend.
»Halt die Klappe!«, knurrt Leonardo ihn an.
»Du kannst mir drohen, so viel du willst, Romeo«, meint der Künstler-Beta ungerührt. »Ich spüre, wie deine Pheromone nervös zappeln.«
»Er hat recht – und wie sie zappeln«, mischt sich Cameron mit breitem Grinsen ein. »Ich arbeite ja manchmal mit Eva zusammen. Abteilung strategisches Controlling. Sie hat einen Master in Statistik, einen Abschluss in Verhaltensökonomie und war früher beim Militär.«
»Beim … Militär?!« Sebastians Augen springen fast aus den Höhlen.
»Jup. Deutsche Bundeswehr«, bestätigt Cameron. »Feldjägerin. Zwei Jahre. Dann Studium. Und jetzt … offenbar Leos neues Lieblingsspielzeug.«
Elyas pfeift leise. »Okay, sie kann rechnen, verhandeln und im Notfall jemanden mit einem Lineal erstechen. Klingt perfekt für Leo.«
Leonardo reibt sich eine Schläfe. »Ich hasse euch alle.«
»Das nennt sich Rudelliebe«, sagt Sebastian mit einem zuckersüßen Augenklimpern. »Und was ist also diese Eva für dich? Ein Flirt? Eine Ablenkung? Oder …«, er legt eine dramatische Pause ein, »der Anfang vom Ende deiner Liebesabstinenz?«
Leonardo knurrt. Nicht gefährlich, eher überfordert wie ein Wolf, der in die Ecke gedrängt wird.
Adrian hebt erneut den Kopf und mustert ihn prüfend, noch greift sein Wolf allerdings nicht ein.
Ich beiße mir auf die Unterlippe. Mein Herz macht einen kleinen Satz, aber nicht aus Schmerz. Ich liebe Leonardo. So, so sehr. Und ich will, dass er glücklich ist. Wir haben keine Exklusivität. Er kann tun, was er will, ebenso wie ich. Es wäre vermessen, wenn ich Anspruch darauf erheben würde, zu entscheiden, mit wem er sich treffen darf und mit wem nicht. So sind wir nicht. Niemand von uns.
Und diese Eva … klingt nach einer Frau, die sich nicht so leicht beeindrucken lässt. Die ihm Paroli bietet. Die sich nicht vor seinem Schatten duckt. Und seinen Dungeon überlebt.
»Ist sie dir wichtig?«, frage ich leise.
Leonardo sieht mich an. Seine dunklen Augen treffen meine und für einen Moment liegt etwas zwischen uns. Alles, was wir sind. Was eine Eva niemals verändern können wird.
Chi mustert ihn ebenfalls. Mit dieser Rudelliebe im Herzen.
»Vielleicht«, murmelt er.
Cameron klatscht in die Hände. »Oh mein Gott. Ich seh uns schon bei der Hochzeit mit Leonardo und Eva! Ich werde eine PowerPoint-Präsentation über Leos ›Fifty Shades of düstere Gesichtsausdrücke‹ erstellen!«
»Du bist so tot«, knurrt Leonardo, erhebt sich brüsk und geht in Richtung Lobby davon.
Sebastian ruft ihm nach: »Bring Eva mal mit! Aber zieh ihr was Hübsches an! Vielleicht mal was mit Farbe?«
»Schwarz ist Farbe«, kommt es von ihm zurück.
Ich wechsle einen Blick mit Adrian. »Ich glaube, unser Beta hat sich verknallt. Soll ich mal mit ihm reden?«
»Wenn du möchtest?« Der Alpha zuckt mit den Schultern. »Leo weiß, was er tut. Meistens.«
»Auch wenn er sich verknallt hat?«
Er zuckt erneut mit den Schultern.
Ich seufze und erhebe mich, greife mir meinen Schal und folge Leonardo aus dem Restaurant in die Lobby. Er steuert zur Garderobe und zerrt seinen Mantel dort weg.
»Leonardo, warte«, sage ich, wenngleich ich weiß, dass er es nicht tun wird.
Er ist sauer. Richtig sauer.
Ich nehme ebenfalls meinen Mantel und beeile mich, ihm zu folgen. Seine Schultern spannen sich unter dem schwarzen Stoff an, als er sich durch die Tür schiebt. Schnee wirbelt von draußen herein, ein eisiger Hauch, der in meinen Mantelkragen kriecht. Ich spüre den Temperaturunterschied sofort, aber ich zögere keine Sekunde.
Leonardo stapft in Richtung Waldweg, der sich hinter dem Haupthaus zwischen Bäumen hindurchschlängelt. Frisch gefallener Schnee dämpft seine Schritte, doch ich höre ihn trotzdem, spüre ihn. Als wäre mein Körper auf ihn eingestellt, jede Faser empfängt seine Frequenz. Seine Wut. Seine Verletzbarkeit. Und den Wunsch, allein zu sein – der bei ihm immer Hand in Hand geht mit der Sehnsucht, nicht allein zu sein.
Ich ziehe den Schal höher und folge ihm schweigend. Tiefer in die Wälder. Immer tiefer, bis nur noch unsere Schritte zu hören sind.
Er weiß, dass ich es tue. Er spürt mich ebenso wie ich ihn.
Der Pfad ist längst keiner mehr – hier geht normalerweise niemand entlang. Kurz bevor sich eine kleine Schneise zwischen den vereisten Fichten bildet, bleibt er stehen. Der Wind rauscht sanft durch die Äste, lässt Schnee rieseln.
Leonardo dreht sich langsam um. Sein dunkler Blick trifft mich wie ein Stromschlag.
Würde ich ihn nicht so gut kennen, würde ich jetzt Reißaus vor ihm nehmen. Instinktiv, weil seine Augen pure Mordlust versprühen.
Aber ich kenne ihn. Liebe ihn. Alles, auch seine Dunkelheit. Daher trete ich auf ihn zu.
»Ich habe dir nicht gesagt, dass du mir folgen sollst«, murmelt er rau.
»Ich höre ohnehin nicht auf Befehle«, erwidere ich und komme näher.
Seine Augen verengen sich. »Ich bin nicht wütend auf dich.«
»Ich weiß.«
Ein Moment vergeht, in dem nichts passiert. Kein Wort. Kein Schritt. Nur Atemwolken in der kalten Luft, wie stumme Fragen zwischen uns.
Dann – ganz plötzlich – bewegt er sich.
Zwei Schritte. Drei. Ich sehe es kommen, noch bevor mein Herz reagiert. Wie ein Raubtier stößt er auf mich zu, packt mich am Mantel, zerrt mich halb herum – und drängt mich gegen einen Baum.
Chi keucht auf, dann schnurrt er, weil er seinem Beta so nahe ist.
Die Rinde ist hart in meinem Rücken. Von der Wucht der Bewegung rieselt Schnee auf uns herab. Kalt. Eisig.
Aber ich spüre nur ihn. Seine Nähe. Seine Hitze. Seine Finger, die sich in meinen Mantelstoff krallen. Die rohe Gewalt seiner Präsenz.
Seine Stirn lehnt sich gegen meine. »Warum musst du mich so verdammt gut kennen, Cara?«, raunt er.
»Weil ich dich liebe.«
Etwas in ihm zuckt. Etwas, das er nie ganz kontrollieren kann, da es Teil seines Wolfes ist.
Seine Hände wandern höher, greifen jetzt in meinen Schal und lösen ihn langsam. Nicht zärtlich – verlangend. Auf eine Art, die nichts mit Erotik und alles mit Kontrolle zu tun hat.
»Ich bin zu dunkel für dich«, murmelt er und seine Lippen streifen meine. »Zu viel. Zu verdorben. Aber ich will dich trotzdem.«
»Ja.«
Mehr sage ich nicht, muss ich auch nicht, denn er küsst mich. Mit all der unterdrückten Wildheit, die nur er besitzt. Der Kuss ist heiß, fordernd und roh. Seine Hände gleiten unter meinen Mantel, als wollte er sich vergewissern, dass ich real bin, greifbar.
Mein Wolf schnurrt, seiner antwortet mit einem tiefen, bedrohlichen Grollen. Es verscheucht hingegen weder Chi noch mich.
Ich spüre seine Wut, seine Verzweiflung, seine Zärtlichkeit. Alles in einem. Sein Atem vermischt sich mit meinem, wird dampfender Nebel zwischen unseren Lippen.
»Sie ist nicht wie du«, flüstert er, als er sich löst. »Sie sieht mich nicht. Aber das ist … gut so. Ich brauche das manchmal. Jemanden, der mich nicht kennt. Der nicht alles sieht. Ich muss irgendwohin mit … diesem Teil von mir.«
Ich schweige, weil ich nichts sagen muss, ich verstehe. Ich verstehe ihn. Seine Abgründe, seine Schatten. Ich war dort. Habe ihn dort gehalten. Und ich weiß, dass man nicht ewig dort bleiben kann, ohne kaputtzugehen.
»Und wenn sie dir nicht genügt?«, frage ich behutsam. »Wenn sie doch nicht das Ventil ist, das du brauchst?«
Er schaut mich an. Richtig. Ernst. »Dann komme ich zu dir und knie vor dir nieder.«
Ich schlucke. Der Schmerz in seiner Stimme ist so echt, tief und mit dieser uralten Dunkelheit durchwoben, dass ich ihn kaum aushalte. Und dennoch … ist da Liebe. So viel davon. Einfach nur … auf seine Art.
Ich lege meine Hände an seine Wangen. »Du musst nicht knien. Leonardo. Du musst mich nur küssen. So wie jetzt.«
Er lacht leise. Es klingt rau und gebrochen. »Cara …«
Dann küsst er mich noch einmal. Länger. Langsamer und wärmer.
»Du bist das Einzige, was ich niemals verdienen werde«, raunt er an meinen Lippen, als er sich wieder von mir löst. »Und das Einzige, das ich niemals loslassen kann.«
Ich halte ihn fest. Inmitten des Winterwaldes, der uns umhüllt wie ein stiller Mantel aus Schnee. Herz an Herz. Wolf an Wolf.
Und ich weiß, dass dieses Band zwischen uns – das hier – niemand durchtrennen kann. Keine Eva und … nicht einmal er selbst.
Helena
Der Schnee knirscht unter seinen Stiefeln, als er einen halben Schritt zurücktritt. Gerade weit genug, dass kalte Luft zwischen uns drängt. Sein Blick ruht auf meinen Lippen, dunkel wie der Wald um uns herum. Und doch hell genug, dass ich mich darin verliere.
Für einen Moment sagt er nichts. Er sieht mich nur an, als hätte ihn der Kuss ausgehebelt.
Ich atme schwer und mein Puls hämmert. Aber nicht vor Angst.
»Leonardo«, flüstere ich.
Seine Lider zucken.
»Brauchst du es?«, frage ich vorsichtig.
Seine Stirn legt sich leicht in Falten und ich sehe ihm an, dass er die Frage versteht.
Mir ist klar, dass er seine Dämonen nicht bekämpft – er zügelt sie. Lenkt sie. Manchmal mit Gewalt. Und manchmal … mit mir.
Ich lege die Hände auf seinen Oberkörper, spüre seinen Herzschlag, die Beherrschung, die auf Messers Schneide balanciert.
»Brauchst du die Kontrolle?«, präzisiere ich. »Jetzt gerade. Hier draußen. Über mich?«
Er flucht etwas auf Italienisch. Eine Mischung aus Verlangen, Zorn und Selbsthass blitzt über sein Gesicht, ehe er mich am Kinn packt. Fest. Nicht brutal, aber so, dass ich weiß, wohin es geht.
»Geh zurück zu den anderen«, zischt er heiser. »Bevor ich vergesse, wer du für mich bist.«
Ich bleibe. Chi ebenfalls.
»Ich weiß genau, wer ich für dich bin«, erwidere ich und hebe trotzig das Kinn. »Deine Cara. Dein Ventil. Dein verdammter Ruhepol. Wenn du es brauchst, nimm’s dir. Ich bin stark genug dafür.«
Ein tiefer, ungläubiger Laut entweicht ihm, ehe er mich wieder packt. Härter dieses Mal. Seine Hände krallen sich in meine Hüften, seine Finger reißen meinen Mantel auf, wie er sein Wichtelgeschenk aufgerissen hat. Ohne den Stoff oder die Knöpfe zu beschädigen, zum Glück.
Er drückt mich abermals gegen den Baum und dreht mich herum. Mein Gesicht berührt die kalte Rinde, Schnee rieselt auf uns herunter, als meine Hände Halt finden. Ich keuche, da mich in all der Kälte mit einem Mal erregende Hitze durchströmt. Und Chi … rollt sich auf den Rücken, präsentiert sich seinem Wolf mit all seiner Geilheit.
Sein Körper presst sich schwer und fordernd von hinten gegen mich. Er ist noch nicht hart. Ist er nie, wenn er gerade erst loslegt. Dennoch spüre ich sein Verlangen in den Schwingungen, die um mich herumpeitschen.
Sein Atem wird tiefer, seine Hände fahren zielstrebig unter meinen Mantel, öffnen meine Jeans, schieben sie über meinen Po. Er entblößt mich nicht vollständig – das hier ist keine Zärtlichkeit. Das ist ein kontrolliertes Übermaß. Eine kathartische Raserei, die er auf mich überträgt.
»Sag ›stopp‹, oder schüttle dreimal den Kopf, falls ich zu weit gehe«, raunt er mir ins Ohr. »Sofort.«
»Du wirst nicht zu weit gehen«, raune ich.
Ein dumpfes Knurren entweicht ihm, dann fährt seine Hand in meinen Slip, findet die empfindliche Stelle zwischen meinen Beinen. Ich presse die Stirn gegen die Rinde, beiße mir auf die Lippe, als er meinen Kitzler erst massiert und dann hart hinein kneift.
»So heiß, obwohl du zitterst«, murmelt er. »Meine brave, kleine Schlampe.«
Ich keuche, da er jetzt schmerzhaft an meiner Klitoris zieht, sie zusammendrückt, und mir Blitze durch den Unterleib schießen. Chi jault vor Erregung, will mehr davon. Ich auch.
»Schau mich an!« Er dreht mein Gesicht zur Seite, küsst mich grob und wild. Mit der anderen Hand packt er mein Haar, zerrt es nach hinten.
Ich lasse es geschehen. Gebe ihm die Kontrolle über mich. Vollständig. Weil er sie braucht. Und weil ich es liebe, wenn er mich nimmt und dabei am Abgrund steht. Weil wir zwei Seiten derselben Dunkelheit sind.
Abrupt lässt er mich los, nimmt meinen Schal und schlingt ihn um eines meiner Handgelenke. Dann um den Baumstamm herum und befestigt meinen zweiten Arm auf der anderen Seite. Ich bin jetzt gefangen, habe keine Chance, freizukommen, da ich den Baum unfreiwillig umarme. Er zieht die Fesseln so fest, dass es schmerzhaft ist.
»Du gehörst jetzt mir«, knurrt er mir ins Ohr. »Ich werde mit dir tun, was immer ich will. Niemand wird dich hier draußen retten.«
Er entfernt seinen eigenen Schal und drückt ihn mir in den Mund, verknotet den Rest an meinem Hinterkopf.
»Du wirst nicht schreien, egal, was ich mit dir mache, verstanden?«
Ich nicke, mein Körper bebt jetzt vor Erwartung und Chi hechelt wie ein Verrückter. Mir ist bewusst, dass Leonardo mir nichts antun wird. Das hat er mir geschworen. Und dennoch ist es erregend, Teil seiner Dunkelheit zu sein. Das ist es jedes einzelne Mal.
Ich keuche gegen den Stoff in meinem Mund und schmecke die herbe Wärme seines Duftes, während der raue Stamm sich kalt und erbarmungslos gegen meine Wange drückt. Der Schnee rieselt weiter auf uns herab, lautlos wie ein Fluch.
Leonardos Hände schieben sich erneut unter meinen Mantel. Dieses Mal greift er zu, als würde er mich aufbrechen wollen. Meine Jeans hängt lose um die Schenkel, mein Slip ist verrutscht, kalt auf einer Pobacke, feucht an der anderen. Ich bin wehrlos, angebunden, geknebelt in einem eisigen Winterwald. Und dennoch gierig.
»Meine kleine, verdammte Erlösung«, zischt Leonardo und reibt seine Stirn an meinem Hals. Sein Atem ist dampfend auf meiner Haut. »Ich könnte dich einfach hier stehen lassen. Halbnackt. Ausgeliefert.«
Jetzt ist seine Erektion da. Steif und pulsierend, als er sie gegen meine Hüfte drückt. Seine Hand gleitet vorne zwischen meine Beine, fährt gnadenlos über meine geschwollene Klitoris, reibt, als wollte er jeden Gedanken aus mir herauslöschen.
Ich zucke, presse die Stirn fester gegen die Rinde, weil es zu viel ist. Zu gut. Zu scharf. Die Kälte des Winters ist um mich verblasst, ich brenne in Hitze.
Dann nimmt er sich zurück und ich höre, wie er seinen Reißverschluss öffnet. Ein kehliges Knurren folgt. Keine Worte. Kein sanftes Streicheln. Nur animalische Konzentration.
Und plötzlich – ohne Vorwarnung – hebt er meinen Mantel an und stößt in mich. Hart und tief. Ein einziger, brutaler Schub, der mich aufkeuchen lässt, obwohl der Schal jeden Laut dämpft. Chi jault vor Vergnügen, seinen Beta in mir zu spüren.
»So will ich dich«, knurrt Leonardo gegen meinen Nacken. »So still, wehrlos und geil.«
Er stößt erneut zu. Noch härter. Noch tiefer.
Meine Fesseln schneiden in die Handgelenke, aber ich wehre mich nicht. Im Gegenteil – ich wölbe mich ihm entgegen. Jeder Zentimeter seines Körpers ist ein Bekenntnis zu allem, was wir uns nie laut sagen: dass wir kaputt sind. Dass wir uns gegenseitig halten, indem wir zusammen zerbrechen.
Er packt erneut meine Haare und zerrt meinen Kopf grob nach hinten, zwingt mich, seinen Atem zu spüren. Mein ganzer Körper bebt. Mit jeder Bewegung dringt er tiefer, reißt mich weiter auf, lässt mich brennen, während der Frost unsere Haut umschlingt. Die Kälte beißt, die Hitze glüht.
»So eng, obwohl du den Alpha-Knoten vorhin noch in dir hattest«, raunt er heiser. »So verdammt süchtig machend. Wie kannst du so tief in meine Hölle steigen und dabei immer noch so verflucht leuchten?«
Ich schnappe nach Luft, obwohl ich nicht antworten kann. Meine Beine zittern, ich bin kurz vor dem Orgasmus. Kurz davor, den Verstand zu verlieren – und er wird langsamer. Gemeiner. Sein Becken rollt, seine Hüften kreisen, indes er mit einer Hand wieder zwischen meine Schenkel fährt. Er kneift mich rücksichtslos in den Kitzler, dann reibt er ihn. Zwingt mich, jedes Zucken, jeden Krampf auszukosten, ohne dass er mir erlaubt, zu kommen.
»Noch nicht, Cara«, flüstert er rau an meinem Ohr.
Ich wimmere gegen den Stoff, beiße hinein, als er schneller wird.
Meine Haut prallt gegen die raue Rinde, mein Rücken ist nass vom Schnee, mein Inneres brennt und Chi ist am Durchdrehen vor Geilheit. Die Welt ist geschrumpft auf diesen Baum. Diesen Mann. Dieses Tier, das mich gerade benutzt – weil wir beide es brauchen.
Mit einem Mal zieht er sich zurück.
Ich keuche verwirrt, doch dann spüre ich seine Hände an meinem Hintern. Er hebt meinen Mantel an und schlägt mich. Rechts, links abwechselnd auf die Pobacken, bis sie glühen und mir Tränen in die Augen schießen. Meine Selbstheilung kommt nicht mehr hinterher, alles an mir steht in hellen Flammen. Mein Körper dampft vor Hitze, Chi ist hinüber und hechelt nur noch vor Lust.
Aber ich schüttle nicht den Kopf. Keuche nicht ›stopp‹. Schreie nicht.
Denn es tut ihm gut, sich an mir abzureagieren, das spüre ich an seinen Schwingungen, die weniger beißend sind. Weniger dunkel. Weniger chaotisch. Und eben das erregt mich noch stärker.
Ich will ihm guttun. Will ihn zähmen und dazu bringen, sich wieder selbst zu fühlen. Und das geht gerade nur durch mich.
Mein Herz schlägt wie wahnsinnig, als er endlich mit dem Spanking aufhört und mein Hintern wie die Hölle brennt.
»Hmmm, so rot, so warm«, murmelt er, als er mit der Handfläche über meinen Po fährt. Prüfend, als würde er sein Werk betasten.
Er bringt seinen Mund an meine Wange, leckt die Tränen ab, die darüber rinnen.
»So verdammt meins«, knurrt er. »Willst du kommen? Soll ich dir Erlösung geben?«
Ich nicke heftig, Chi winselt vor Gier.
Er grinst. »Noch nicht, Cara. Noch werde ich ein bisschen mit dir … spielen. Du wirst dir deinen Orgasmus verdienen.«
Ich schreie stumm gegen den Schal, als er erneut in mich stößt – dieses Mal langsam und quälend. So tief, dass ich glaube, er berührt etwas in mir, das nicht nur körperlich ist. Etwas, das dunkler ist als alles, was ich je war.
Seine Hand liegt flach zwischen meinen Schulterblättern, er drückt mich fest gegen den Stamm, während sein Becken sich wieder in Bewegung setzt. In einem kontrollierten Tempo, das mich fast wahnsinnig macht. Er zieht sich zurück, nur um dann stoßweise in mich zu gleiten, immer so weit, dass ich zitternd auf der Kante bleibe.
»Spürst du’s?«, murmelt er an meinem Ohr. »Diese Spannung. Diesen Schmerz. Du willst, dass ich dich zerstöre, nicht wahr?«
Ich kann nicht antworten, nur wimmern. Nur nicken, während seine Finger sich in meine Hüfte krallen und sein Daumen über meinen malträtierten Kitzler kreist. Gemein und fast schon spöttisch.
Mit jeder Bewegung bringt er mich näher an den Abgrund und reißt mich wieder zurück.
»Du bist so wunderschön, wenn du für mich leidest, Lena …«
Er zieht sich abrupt aus mir, schiebt meinen Mantel zur Seite und packt meine Pobacken, spreizt sie. Die Kälte kriecht in meine Haut, aber seine Zunge ist heiß. So verdammt heiß.
Ich jaule auf, als er mich von hinten leckt. Dabei ist er nicht zärtlich, sondern grob, wie ein Besessener. Er lutscht, saugt, beißt, presst sich gegen mich. Seine Zunge ist hart gegen mein empfindliches Fleisch, seine Zähne gnadenlos.
Doch als ich zu zucken beginne, mich am Baum winde, die Schenkel unkontrolliert anspanne – hört er einfach auf.
»Noch nicht, kleine Schlampe.«
Er steht auf und presst sich gegen mich. Dieses Mal dringt er nicht in mich, er reibt seinen Schaft zwischen meinen Schenkeln. Er drückt sich gegen meine klatschnasse Mitte, ohne einzudringen. Nur pure Provokation.
Ich bin ein Wrack. Zittere, weine … giere.
»Willst du dich freikaufen, hm?«, fragt er heiser. »Willst du dir deinen Orgasmus verdienen? Dann bettle. Zeig mir, wie sehr du es willst.«
Ich versuche zu sprechen, aber der Schal dämpft jedes Wort. Also stöhne ich. Reibe mich hilflos gegen ihn, drücke mein Becken zurück, biete mich an wie eine rollige Katze. Mein ganzer Körper schreit nach ihm und er lacht, es klingt boshaft und grausam.
Er ist der Teufel in Person. Und Chi himmelt ihn an wie einen dunklen Gott.
»So sieht eine Luna aus, wenn sie unter mir zerbricht«, murmelt er. »So sieht Macht aus. Dominanz. Kontrolle.«
Er schlägt meine Oberschenkel mit der flachen Hand. Einmal. Zweimal.
Ich zucke, wimmere – und spüre, wie meine Lust noch weiter anschwillt.
Er stößt wieder in mich. Tief, brutal und mit einem wilden Tempo, das mir den letzten Atem raubt. Jede Bewegung ist ein Donnerschlag, jedes Stöhnen ein Fluch. Seine Hand landet ein letztes Mal zwischen meinen Beinen, seine Finger reizen meinen Lustpunkt gnadenlos. Ohne Pause.
»Jetzt. Komm«, stöhnt er in mein Ohr.
Es trifft mich wie ein Blitz, lässt mich aufschluchzen. Mein ganzer Körper zittert und ich krampfe um seinen Schwanz, zucke, stöhne meinen Orgasmus gegen den Schal. Während er weiter stößt, weiter reibt, mich in den Rausch treibt, bis ich kaum noch weiß, wo oben oder unten ist.
Er folgt mir kurz darauf. Vergräbt sich tief in mir und entlädt seinen heißen Saft mit einem wilden Zucken. Er greift nach meinem Haar, zerrt meinen Kopf zu sich und beißt mich hart und verlangend in die Kehle.
Ich hänge in meinen Fesseln, keuchend, erschöpft, glücklich und gebrochen. Aber vollständig. Ebenso wie er.
Helena
Er bleibt noch eine Weile reglos hinter mir stehen. Seine Stirn auf meinem Hinterkopf, sein Atem rau und ungleichmäßig, als müsste er sich selbst erst wieder fangen. Dann bewegt er sich langsam, zieht sich aus mir zurück. Ein warmes Brennen bleibt in meiner Mitte. Eine Leere, die schmerzt – und gleichzeitig erfüllt.
Ich keuche und zittere, da er alles von mir genommen hat, was ich ihm geben konnte. Die Erschöpfung flutet durch mich, weil kein Alpha da ist, der mich stärkt. Niemand, der mir die Energie zurückgibt, die der Düster-Beta mir so gnadenlos entrissen hat.
Leonardo löst den Schal an meinem Mund, dann den um meine Handgelenke. Ohne Worte. Ohne Entschuldigung. Seine Finger sind vorsichtig, und doch spüre ich, dass er nicht weiß, wie man zärtlich ist, wenn das Tier in ihm noch nachhallt. Er ist nicht wie Adrian. Macht keine weichen, fürsorglichen Gesten, sagt keine beruhigenden Worte. Leonardo zeigt vielmehr eine stille, instinktive Präsenz. Er setzt nicht zusammen, wenn er etwas zerbrochen hat, denn ihm fehlt das Wissen, wie das geht.
Ich taumle, als ich frei bin, und er fängt mich auf. Seine Arme sind stark und verlässlich.
»Du bist okay«, murmelt er, seine Stimme ist noch ein wenig belegt. »Sag mir, dass du okay bist.«
Keine Frage. Ein Befehl.
Adrian würde sich über mich beugen, mich küssen, sich vergewissern, dass es nicht zu viel war. Leonardo kann das nicht, weil er nie gelernt hat, wie man Zuneigung zeigt. Weil er selbst einfach immer nur eines tun musste: Überleben. Bestehen. Weitermachen.
Ich nicke, will sprechen, doch meine Kehle ist noch zugeschnürt. Also vergrabe ich mein Gesicht an seinem Hals, wo sein Herz hämmert.
Er streicht mir langsam über den Rücken. Rau, nicht liebevoll. Aber auch nicht grob, eher unbeholfen.
»Ich … danke dir«, sagt er schließlich. »Ich hätte das nicht gebraucht. Und doch … hab ich’s gebraucht. Verdammt.«
Ich lache krächzig gegen seine Haut. »Ich weiß. Genau deshalb habe ich’s dir gegeben.«
Sein Wolf ist still. Er liegt jetzt ruhig da, satt von dem, was er von mir bekommen hat, während Chi glücklich in mir schnurrt und sich rekelt.
Leonardo hält mich noch einen Moment. Dann hilft er mir, meine Jeans wieder hochzuziehen, richtet meine Kleidung, als würde er versuchen, einen zerbrochenen Spiegel zu reparieren. Ohne Plan, wie er das tun soll.
Er spricht nicht. Nicht über Gefühle. Nicht über Schmerz. Nicht über das, was gerade zwischen uns geschehen ist. Er baut mich weder mit Worten auf noch mit Gesten – da ist einfach … nichts.
Aber es ist okay, weil ich ihn kenne und weiß, warum er so ist, wie er ist. Mit Leonardo zu vögeln, bedeutet vor allem, dass man keinerlei Ansprüche haben darf. Weder an ihn noch an sich selbst. Und schon gar keine Zärtlichkeiten oder gar Fürsorge erwarten sollte, denn dazu ist dieser Beta schlicht und ergreifend nicht imstande.
»Ich bringe dich zurück zur Hütte«, ist alles, was von ihm kommt. »Adrian wird bereits warten.«
Sein Tonfall ist nicht liebevoll. Auch nicht eifersüchtig oder kühl. Nur ernst und distanziert, als hätten wir nicht gerade BDSM-Sex mit Orgasmuskontrolle, Knebel, Fesseln und Spanking in eisiger Schneelandschaft gehabt.
Wir laufen schweigend durch den Schnee, er einen halben Schritt vor mir. Er legt weder den Arm um meine Schulter noch hält er meine Hand. Der Wald knackt um uns herum, als wollte er unser Geheimnis mit Eiskristallen verschließen.
Leonardo bleibt vor der Blockhütte stehen, als wir sie erreichen, noch immer ist er still, doch seine Energie ist gebündelt, sein Wolf ist gezähmt und ruhig.
Das ist alles, was ich gerade wissen muss. Der Rest, ist tief in seinem Inneren verborgen. So tief, dass er selbst keine Ahnung hat, wie er da jemals rankommen soll.
Adrian kommt nicht aus der Hütte. Er wartet drinnen auf mich. Ich spüre seine Schwingungen, die beherrscht und dunkel anmuten. Aber auch unfassbar wach.
Er weiß alles. Er hat es gewusst, bevor wir überhaupt aus dem Wald gekommen sind.
Leonardo sieht mich an und nickt. »Geh rein. Er wartet.«
»Ja.« Ich beiße mir auf die Unterlippe und schaue zu ihm hoch, mit dieser stillen Bitte im Blick. Diesem ›Geh jetzt nicht einfach so, lass uns noch kurz sprechen‹.
Aber es ist Leonardo, der vor mir steht.
Nicht Dylan, der mich in den Arm nehmen und einen Abschiedskuss mit einem leisen ›chérie‹ geben würde. Nicht Sebastian, der sich noch einmal selbst für den ›geilen Fick‹ abklatschen würde – mit einem Augenzwinkern, ehe er mich so fest an sich drücken würde, bis ich nach Luft schnappen müsste. Nicht Elyas, der mich fürsorglich checken würde mit einem Blick, der selbst Eiswälder zum Schmelzen brächte. Nicht Cameron, der sich an mich schmiegen und mich so innig küssen würde, bis mir schwindelig wäre.
Es ist Leonardo.
Und Leonardo … streicht mir kurz übers Haar, dann lehnt er sich zu mir runter und küsst mich flüchtig auf die Lippen.
Es wirkt herzlos und viel zu reserviert nach allem, was zwischen uns gerade vorgefallen ist. Aber mir ist klar, dass es mehr ist, als er jedem anderen geben würde. Und es muss reichen.
Anschließend wendet er sich wortlos ab und verschwindet zwischen den Bäumen wie ein Wolf, der sich nach dem Erlegen seiner Beute gesättigt in seinen Bau zurückzieht.
Ich stehe vor der Tür der Hütte. Mein Puls tobt, meine Haut brennt. Alles in mir steht noch unter Strom und gleichzeitig ist da diese Erschöpfung, die nur ein Beta in mir hinterlassen kann.
Vorsichtig, als würde ich eine ägyptische Grabstätte betreten, öffne ich die Tür und mein Blick fällt auf ihn. Seiner auf mich. Wie ein Stromschlag.
Der Alpha sitzt auf dem Sofa vor dem Kamin, ein Glas Cognac in der Hand – und das vor dem Mittag. Ich spüre seinen Wolf, er hebt den Kopf, schaut mir prüfend entgegen.
»Du warst lange mit Leo weg«, sagt er in diesem verdammt ruhigen Tonfall, den er immer anschlägt, wenn es eigentlich in ihm brodelt.
»Wir … hatten Sex«, murmle ich und trete ein. Es würde nichts bringen, es verbergen zu wollen, er riecht es ohnehin.
»Du wolltest mit ihm sprechen. Von Ficken war keine Rede«, erwidert er. Immer noch ruhig. Gefährlich ruhig.
»I-ich …« Ich schlüpfe aus den Schneestiefeln und ziehe meinen Mantel aus, dann den Schal. Beides klatschnass. Ebenso wie meine Jeans, wie mir gerade auffällt. Nicht nur vom Schnee, sondern auch von mir. Und … von ihm.
Mist.
»Zieh dich um«, weist Adrian mich an, ehe er einen Schluck Cognac trinkt und mich weiterhin über den Rand des Glases im Blick behält.
Ich nicke eilig und gehe zum Schrank, wo ich meine Siebensachen verstaut habe, suche schwarze Leggings und einen grauen Strickpullover hervor. Erst überlege ich, mich im Bad umzuziehen, entscheide mich aber dagegen. Adrian kennt mich. Hat mich schon x-mal nackt gesehen.
Daher ziehe ich den feuchten Pullover aus, dann den BH. Streife das neue Oberteil über, ehe ich mich der Jeans und des ruinierten Slips entledige. Und durch die Leggings ersetze.
Er verfolgt jede meiner Bewegungen, das spüre ich, auch wenn ich ihn nicht anschaue.
Als ich umgezogen bin, trete ich zu ihm und setze mich neben ihn aufs Sofa, schlage die Beine unter. »Du bist sauer?«, frage ich und sehe ihm ins Gesicht.
Seine Augen verengen sich ein wenig. Nur eine Spur. »Nein.«
»Aber auch nicht glücklich, dass ich mit Leonardo geschlafen habe«, erkenne ich.
Er nickt langsam. »Mein Wolf will dich maßregeln und dominieren. Dich an deinen Platz zurückverweisen.«
»Und du?«
»Ich verstehe, was du getan hast. Und warum.«
Ich atme leise durch. »Er hat es gebraucht, Adrian.«
Er blickt in sein Glas, als würde der Cognac ihm eine Antwort geben, die er nicht in Worte fassen kann.
