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Ist Ihnen das auch schon mal passiert? Da überkommt Sie ohne Vorwarnung ein komisches Gefühl, manchmal sogar ziemlich heftig und Sie wissen einfach nicht, wie Sie in diesem Moment damit umgehen sollen? Wo kommt das her und warum ausgerechnet jetzt? Von einem auf den anderen Moment explodiert ihr Gesprächspartner, wird unangenehm laut oder reagiert sogar aggressiv. Warum? Oder ihr Gegenüber reagiert plötzlich tieftraurig und bekommt Tränen in die Augen. Von einer Sekunde auf die andere fragt man sich, was man falsch gemacht hat und wie man aus dieser belastenden Situation möglichst schnell wieder herauskommt? Unser Gefühlsleben ist vergleichbar mit einer Lawine. Eine Lawine wird meistens durch irgendeine Kleinigkeit ausgelöst. Am Anfang bemerkt man sie nicht wirklich. Erst, wenn es so richtig poltert, nimmt man sie wahr. Ist die Lawine allerdings erst einmal in Fahrt gekommen, lässt sie sich kaum mehr stoppen und dann gilt: Rette sich wer kann! Wie unser Gegenüber mit diesem Fluchtreflex umgeht und was sie oder er davon hält, ist eine andere Sache. Solche Lawinen können Menschen übrigens auch ungewollt in sich selbst auslösen, da braucht es nicht einmal einen anderen, dem man ansonsten gerne die Schuld zuweist. In solchen Fällen kann man sich allerdings nicht so leicht in Sicherheit bringen, weil wir nicht aus unserer Haut raus können. Wir sind ins uns gefangen und müssen uns wohl oder übel diesen Gefühlen stellen. So gesehen, ist dieses Buch ein Lawinenratgeber...
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Seitenzahl: 339
Veröffentlichungsjahr: 2022
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„Die meisten Fehler im Leben machen wir, wenn wir zu viel fühlen, wo wir denken sollten und zu viel denken, wo wir fühlen sollten“
Unbekannt (das Zitat kann nicht klar zugeordnet werden)
„Wer braucht schon Worte, wenn er küssen kann?“
Philip Poisel Deutscher Musiker
Ist Ihnen das auch schon mal passiert? Da überkommt Sie ohne Vorwarnung ein komisches Gefühl, manchmal sogar ziemlich heftig und Sie wissen einfach nicht, wie Sie in diesem Moment damit umgehen sollen? Wo kommt das her und warum ausgerechnet jetzt?
Von einem auf den anderen Moment „explodiert“ ihr Gesprächspartner, wird unangenehm laut oder reagiert sogar aggressiv. Warum? Oder ihr Gegenüber reagiert plötzlich tieftraurig und bekommt Tränen in die Augen. Von einer Sekunde auf die andere fragt man sich, was man falsch gemacht hat und wie man aus dieser belastenden Situation möglichst schnell wieder herauskommt?
Unser Gefühlsleben ist vergleichbar mit einer Lawine. Eine Lawine wird meistens durch irgendeine Kleinigkeit ausgelöst. Am Anfang bemerkt man sie nicht wirklich. Erst, wenn es so richtig poltert, nimmt man sie wahr. Ist die Lawine allerdings erst einmal in Fahrt gekommen, lässt sie sich kaum mehr stoppen und dann gilt: Rette sich wer kann! Wie unser Gegenüber mit diesem Fluchtreflex umgeht und was sie oder er davon hält, ist eine andere Sache. Solche Lawinen können Menschen übrigens auch ungewollt in sich selbst auslösen, da braucht es nicht einmal einen anderen, dem man ansonsten gerne die Schuld zuweist.
In solchen Fällen kann man sich allerdings nicht so leicht in Sicherheit bringen, weil wir nicht aus unserer Haut raus können. Wir sind ins uns gefangen und müssen uns wohl oder übel diesen Gefühlen stellen.
So gesehen, ist dieses Buch ein Lawinenratgeber…
Auch, wenn dieses Buch öfter in der „Ich-Form“ geschrieben ist, so ist es kein Buch der Kategorie: „Ich erkläre Ihnen jetzt, wie Sie ihr Leben besser in den Griff bekommen!“. Dieses „Ich“ steht für jeden von uns.
Wenn Sie mögen, dann schauen Sie doch mal für ein paar Stunden durch meine Brille und wenn Ihnen das gefällt, was Sie da sehen, dann dürfen Sie es gerne annehmen. Wenn es ihnen nicht gefällt oder es in ihnen unangenehme Gefühle auslöst, dann stellen Sie sich die wichtige Frage: „Warum reagiere ich so?“. Es kann Ihnen nichts Besseres passieren, als wenn Sie selbst gute oder für Sie zielführende Antworten auf Ihre Fragen finden.
Wenn Sie allerdings an eine Stelle kommen, bei der Sie emotional stark reagieren und denken: „Nicht schon wieder!“, dann legen Sie dieses Buch gerne erst einmal zur Seite, kommen zur Ruhe und sammeln ihre Gedanken. Es macht in solchen aufgebrachten Situationen meistens keinen Sinn sofort weiterzulesen und nach einer vermeintlichen Lösung zu greifen. So einfach ist das Leben nicht, aber es ist auch nicht so kompliziert, wie wir manchmal glauben. Ich glaube, dass Sie dieses Buch an der einen oder anderen Stelle inspirieren und motivieren wird, ein vielleicht veraltetes Denkmuster abzulegen oder bei der nächsten sich bietenden Situation einmal anders mit sich selbst und anderen Menschen umzugehen.
Ich habe nicht den Anspruch, dass Sie alles gut finden, was Sie hier lesen. Das wäre illusorisch. Betrachten Sie dieses Buch als ein „ausgiebiges und leckeres Buffet“ für Ihr seelisches Wohlbefinden. Greifen Sie herzhaft zu und probieren Sie auch mal etwas, was Sie bisher noch nie gegessen haben. Wenn es Ihnen nicht schmeckt, dann lassen Sie es einfach auf ihrem Teller liegen oder spucken es notfalls wieder aus.
Bevor es jetzt los geht, habe ich eine Bitte an Sie: Verändern Sie hin und wieder ihren Blickwinkel und versuchen Sie die beschriebenen Situationen aus der Position ihres Gegenübers wahrzunehmen. Was würden Sie denken und empfinden, wenn Sie sich in diesem Moment selbst zuhören müssten? Lassen Sie gerade bei den für Sie bewegenden Themen die Tür einen Spalt auf, denn ansonsten kommen Sie aus ihrer persönlichen „Kammer des Schreckens“ möglicherweise nicht mehr raus.
Nur wer in Bewegung bleibt, kommt im Leben weiter und manchmal ist ein kleiner Schritt in die richtige Richtung wichtiger als einen Marathon zu laufen…
Die Frage nach dem Warum?
Regel Nr. 1: Es gibt keine Regeln
Brauchen wir Ziele?
Der freie Wille
Sinnesorgane als Frühwarnsysteme
Der Bauer ist schlauer
Ratschläge sind Schläge
Was willst du mir eigentlich sagen?
Beziehungskiller
Die Entscheidung liegt bei mir
Sie haben die Wahl
Versuchen Sie zwei Gedanken gleichzeitig zu denken
Wo die Angst ist, geht der Weg lang
Die Last mit der Schuld
Ofen gib mir Wärme, dann gebe ich dir Feuer
Der rote Knopf
Jeder Jeck ist anders
Respekt, wer`s selber macht
Die Selbstjustiz und andere Bombenleger
Der Pippi-Langstrumpf-Effekt
Wer sich ärgert, gibt dem anderen die Macht
Trau dich
Crazy stupid love
Schatz, es tut mir leid, ich wollte das nicht…
Ich mag mich
Dunkelschwarz
Das Wort zum Sonntag
Ich bin der festen Überzeugung, dass es wichtiger ist zu wissen, warum mein Gegenüber etwas sagt, als das zu hören, was letztendlich aus seinem Mund kommt. Wäre es nicht toll, wenn wir hinter die Stirn eines Menschen schauen könnten, um seine wahren Motive zu erfahren? Ach, Sie wollen das manchmal gar nicht wissen? Das kann ich gut verstehen, denn diese Denkweise ist nicht unüblich. Nach dem Motto: „Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß!“, können wir mit dieser Einstellung dem einen oder anderen tieferliegenden Problem bequem aus dem Weg gehen. Warum „verdrängen“ oder „ignorieren“ keine akzeptablen Alternativen sind und uns Menschen mehr schadet, als dass es uns glücklich macht, erfahren wir später in diesem Buch. Ich mag ihnen gleich zu Beginn einen Blick hinter meine Stirn gewähren, damit Sie ein Gefühl dafür bekommen, warum es dieses Buch überhaupt gibt.
Ich selbst war die erste Hälfte meines Lebens davon überzeugt, dass ich erst gar nicht loslaufen brauche, weil ich entweder keine Ahnung hatte wohin ich wirklich will oder ich es sowieso nicht schaffen werde ans Ziel zu kommen. Dann habe ich angefangen Bücher von anderen Menschen zu lesen, die es in ihrem Leben offensichtlich zu etwas gebracht haben. Zumindest hatten ihre Bücher immer solche vielsagenden Titel, die Erfolg, Reichtum oder Liebesglück versprachen.
Als junger Mann war ich zugegebenermaßen etwas leichtgläubiger als heute und dachte mir, dass das alles auch für mich so eintreffen wird, wenn ich nur deren Regeln beachte und konsequent umsetze. Das war ein schlimmer Irrglaube und mein Selbstbewusstsein hat unter dieser Fehleinschätzung viele Jahre sehr gelitten.
Wenn zwei Menschen das Gleiche sagen oder das Gleiche tun, dann kommt noch lange nicht das gleiche Ergebnis zustande. Früher gab es bei den selbsternannten „Erfolgsgurus“ leider wenig Differenzierungen und man packte Menschen gerne in Schubladen. Natürlich wollte keiner in der Schublade mit der Aufschrift „Versager“ landen, sondern alle wollten zu den Gewinnern gehören. Das war die Zeit, in der mir die schwedische Popband Abba entgegenträllerte „The winner takes it all, the loser have to fall“. Ein paar Jahre später sang Freddy Mercury von Queen „We are the champions, no time for losers und Tina Turner schwärmte von diesem imaginären Typen „You simply the best“, sodass man sich selbst nur noch klein und unbedeutend vorkam. Wer anschließend noch nicht schon frustriert am Boden lag, dem gab der US-Musiker Beck mit „I`m a loser baby, why don`t you kill me“ den emotionalen Gnadenschuss. Apropos Amerika. In den 80er und 90er Jahren überschwemmten unzählige angelsächsische Autoren den deutschen Buchmarkt mit ihren Erfolgsratgebern und wir sollten uns dann die grundsätzliche Frage stellen: „Scratch with the chicken or fly with the eagle?“ Ich glaube die Englisch-Kenntnisse aus der achten Klasse sollten ausreichen um diesen Satz in den richtigen Kontext zu bringen. Winner oder Loser?
Dazwischen gab es nichts, zumindest nicht in dieser Zeitepoche. Die jüngeren Leser werden diese bekannten Buchtitel vielleicht kennen, aber vermutlich selten gelesen haben und das ist gut so. Ich habe damals nicht wenige Menschen in meinem Umfeld beobachtet, wie sie an den dort publizierten Erfolgsregeln scheiterten, zerbrachen oder emotional daran zugrunde gingen. Wenn ich in diesem Moment darüber nachdenke, muss ich mir eingestehen, dass diese persönlichen Schicksale wohl die stärksten Motive lieferten, dieses Buch zu schreiben. Mit solchen Erfolgsbüchern oder Lebensratgebern kann man schnell das Gegenteil erreichen, wenn man die „falschen“ Botschaften sendet. Natürlich will und darf jeder Leser bitteschön selbst entscheiden dürfen, was für ihn richtig oder falsch ist, aber oftmals kommt man erst dann dahinter, wenn es zu spät ist.
Ich persönlich hätte mir damals gewünscht, dass mir meine Freunde die eine oder andere konträre Sichtweise aufgezeigt oder mit mir zusammen zumindest ein paar Erfolgsregeln kritisch hinterfragt hätten. Jemanden zum Nachdenken anzuregen und ihm oder ihr mögliche Alternativen aufzuzeigen, sollte im engsten Freundesoder Familienkreis zur Normalität gehören. Ich gebe zu, auch ich gehöre zu den Menschen, die sich ungern belehren lassen. Außerdem ist gut gemeint, nicht immer auch gut gemacht. Egal, wie man letztendlich darüber denkt, aber dieser Input von außen ist extrem wichtig. Vor allem, wenn er von den Menschen kommt, die einen gut kennen, einem wohlgesonnen sind oder einem viel Liebe entgegenbringen. Tun sie das nicht, dann sollten sie auch deutlich weniger Einfluss auf Sie haben dürfen.
Es gibt nicht wenige Ratgeber und Erfolgsbücher, die machen ihre Leser nur wuschelig und lassen ihnen wenig gedankliche Freiräume für eigene Erkenntnisse und Entscheidungen. Da gibt es Erfolgs-Coaches oder Paartherapeuten, die ihre Leser mit ihren ausgeklügelten, wissenschaftlich unterlegten Systemen glücklich und erfolgreich machen wollen. Ich will deren Systeme und Überzeugungen nicht grundsätzlich in Frage stellen oder von außen unfair kommentieren, aber Vieles davon darf man nicht unkommentiert im Raum stehen lassen. Gerade der Umgang mit solchen Ratgebern muss gelernt sein.
Wie in der Medizin der Spruch gilt „Wer heilt, hat recht“, gibt es nachweislich in allen Branchen immer wieder Erfolgsgeschichten, die man sich dann gerne auf die eigene Fahne schreibt. Allerdings lässt sich in der öffentlichen Wahrnehmung wenig darüber nachlesen, wie viele Menschen auf dem Weg zum medizinischen Erfolg ganz unbemerkt verstorben sind. Das gilt gleichermaßen auch für die Teilnehmer eines hochgelobten Erfolgs-Coaching-Seminares, die nach dem Besuch in ein tiefes dunkles Loch gefallen sind und vielleicht heute noch darauf warten, dass sie da einer wieder rausholt.
Auch aus anderen Lebensbereichen lassen sich mehr als genug ähnliche Beispiele finden. Aktuell schießen die Branchen Ernährungsberatung und Fitness-Coaching durch die Decke, obwohl ich aufgrund meines Alters den Eindruck habe, dass wir diese Welle auch schon in den 80er und 90er Jahren geritten sind.
Die älteren Leserinnen und Leser erinnern sich vielleicht noch an die Fitness-Videos mit Jane Fonda, Bankdrücken mit Arnold Schwarzenegger und die wöchentlichen Diät-Tipps in den üblichen Frauen-Zeitschriften dieser Zeit. Die Ananas-Sauerkraut-Diät ist mir bis heute noch in Erinnerung geblieben. Ich habe den Verdacht, dass diese Themen über alle Zeitepochen gleichermaßen aktuell bleiben, nur in unterschiedlichen Ausprägungen und Überzeugungen. Die meisten Menschen wollen möglichst lange schön, fit, gesund und attraktiv bleiben und sind auch durchaus bereit, dafür viel Geld auszugeben. Die Kosmetik- und Modeindustrie ist hierdurch reich geworden und die Erfolgsgeschichte der Fitness-Studios wurde auch erst durch die Pandemie ein wenig ausgebremst.
Derzeit dreht sich in meiner Wahrnehmung fast alles nur noch um gesunde Ernährung, wobei heftig darüber gestritten wird, was am Ende tatsächlich gesund ist? Ob wir uns zu diesem Thema jemals einigen können, bleibt abzuwarten. Essgewohnheiten werden zu Religionen und wenn es so weitergeht, werden martialische Straßenschlachten zwischen Veganern und Karnivoren zu unserem Alltag gehören. Ich wundere mich immer wieder darüber, dass so viele Menschen ihren Bauch, ihre Haut, ihren Körper und ihren Style optimieren wollen und dafür viel Geld und Zeit investieren, sich aber verhältnismäßig wenig ihrem Kopf widmen. Dabei denke ich natürlich nicht an eine modische Frisur, farbige Kontaktlinsen oder einen frischen Teint durch den Einsatz einer Tönungscreme.
Ich halte den Kopf und das, was sich darin abspielt, für den wichtigsten Teil unseres Körpers und ich mag nicht aufhören Menschen zu motivieren, sich damit etwas intensiver zu beschäftigen. Wer entscheidet denn vor dem Spiegel, ob Sie sich schön oder weniger attraktiv finden? Die Tönungscreme, die neue Frisur, das hübsche Kleid, die stylische Brille, der gepflegte Hipster-Bart oder die vier Kilo Gewichtsverlust? Alles Beiwerk! Am Ende entscheiden das die Hirnwindungen in ihrem Kopf. Auf die existenziell wichtigen Themen, wie Selbstbild und Selbstwahrnehmung, kommen wir später ausführlich zurück.
Zuerst mag ich an einer Überzeugung rütteln, die viele Menschen zwanghaft in sich tragen.
Das klingt erst einmal nach Anarchie und würde der Mehrzahl von pubertierenden Teenagern sicherlich gut gefallen. Allerdings hat diese Aussage eine wichtige Bedeutung und gerade die Erwachsenen werden schnell verstehen, warum es sich lohnt über diese Behauptung einmal nachzudenken. Für den Erfolg, was immer man persönlich auch darunter verstehen mag, gibt es keine allgemeingültigen Regeln. Vor allem gibt es keine Erfolgs-Regeln, die man einfach nur in numerischer Reihenfolge abarbeiten braucht, um ans Ziel zu kommen.
Dieses Buch will Sie nicht zum Rebellen mutieren lassen, der mit allen seinen vertrauten Regeln bricht oder seine langjährigen Verhaltensweisen komplett in Frage stellt. Sie könnten aber vielleicht hin und wieder einen anderen Blickwinkel einnehmen und ein paar neue Gedanken und Ansichten zulassen. Wir gehen in diesem Buch Schritt für Schritt und schauen immer wieder einmal um die Ecke. Wenn Sie denken, das passt für Sie, dann schauen Sie bitte nicht nur ängstlich durch den offenen Türspalt, sondern gehen beherzt in diesen anderen Raum. Wenn Sie sich dort nicht wohlfühlen, gehen Sie einfach wieder raus und schließen die Tür hinter sich. Es ist nichts passiert, außer, dass Sie etwas Neues entdeckt haben, was ihnen gefällt oder eben nicht. Klingt leicht, aber viele Menschen tun sich damit sehr schwer. Vielleicht fällt es ihnen bald leichter.
Wenn Menschen auf ihr Leben zurückblicken, werden viele den Eindruck haben, dass ihre Kindheit fast nur aus Regeln bestand. Tu dies, tu das, das tut man nicht, das müssen alle Kinder tun und so weiter. In der Schulzeit wird hinsichtlich der Regelbeachtung meistens noch mehr Fahrt aufgenommen und bis es zum berühmt berüchtigten Umbruch in der Pubertät kommt, stecken schon so viele Regeln in unseren Köpfen fest, dass wir sie aus eigener Kraft kaum wieder herausbekommen. Warum das so ist und was wir möglichweise dagegen tun können, erfahren Sie später.
Haben Sie auch schon häufiger die Erfahrung gemacht, dass Sie sich selbst zwar an die Regeln gehalten haben, aber andere nicht? Wenn Sie als Kind die Regeln der Eltern nicht befolgt haben, gab es Zimmerarrest, Taschengeldentzug oder eine andere Strafe. Als Erwachsener muss man später im Leben ganz nüchtern feststellen, dass es eine Menge Menschen gibt, die ständig Regeln brechen, die sie als Kind zwar als allgemeingültig verinnerlicht haben, aber viele werden für diese Regelvergehen nicht bestraft. Das gibt nicht wenigen Menschen zu denken und verändert sowohl ihr Gerechtigkeitsempfinden, als auch ihr Weltbild.
Lassen wir bei der weiteren Betrachtung solche Straftaten wie Mord, Totschlag, Vergewaltigung, Raub oder Betrug bewusst außen vor, denn über die Schwere dieser Vergehen und ihre Straffolgen sollte es keine Diskussionen geben. Allerdings bleiben in einem ganz normalen Leben mehr als genug „kleinere“ Tatbestände übrig, die ungesühnt bleiben.
Nicht wenige Menschen haben sich über Jahrzehnte der Freiheit daran gewöhnt, juristische Gestaltungsräume auszunutzen, Regeln zu brechen oder sie geflissentlich zu ignorieren, ohne dass man sich deswegen gleich schuldig fühlt oder sogar vor Gericht gezerrt wird. Doch was macht das mit den pflichtbewussten Menschen, die sich ihr ganzes Leben lang weitestgehend regelkonform verhalten und alles andere als ungerecht empfinden? Manch einer wird sich die Frage stellen: „Hätte ich selbst nicht auch öfter mal die Regeln ignorieren oder umgehen sollen?“ oder einfacher ausgedrückt: „Warum ist der Ehrliche am Ende immer der Dumme?“. Ist das tatsächlich so? Wir werden dieser Frage auf den Grund gehen. Es gibt Vieles, das in unserer Gesellschaft als Kavaliersdelikt heruntergespielt wird. Ist doch nicht so schlimm, das machen doch alle. Wenn die anderen das machen und nicht dafür bestraft werden, dann brauche ich mich auch nicht an die Regeln zu halten, oder? Haben Sie diesen Zwiespalt auch schon mal gespürt? Wie gehen Sie damit um? Den Begriff „Regeln“ verbinden wir oftmals mit Gesetzen oder gesellschaftlicher Fremdbestimmung, also etwas, das von außen kommt. Wenn es jedoch um unser alltägliches Leben geht, dann sollten wir besser von Verhaltensweisen sprechen. Wir verhalten uns so oder so und wir erwarten von unserem Gegenüber ein ähnliches Verhalten, wie wir es selbst für richtig empfinden. Die allermeisten Menschen wollen ihr Verhalten und ihre Entscheidungen selbst bestimmen. Wir wollen keine Marionetten sein und wenn wir merken, dass jemand an uns zieht, dann werden wir plötzlich stur und verhalten uns wie kleine Kinder, die man gegen ihren Willen vom Schaufenster eines Kinderspielzeugladens wegziehen will.
Vermutlich gibt es eine ganze Menge uns vertrauter Verhaltensweisen, die wir strenggenommen als Regeln wahrnehmen, weil man uns so erzogen hat oder wir davon überzeugt sind, diese unbedingt einhalten zu müssen. Ständig verspüren wir einen Druck uns so zu verhalten, wie man es von uns erwartet oder besser gesagt, wie wir glauben, dass man es von uns erwartet. Auf Letzteres können wir übrigens aktiv Einfluss nehmen! Dazu später mehr.
Nüchtern betrachtet sind Regeln für das Zusammenleben von Menschen unumgänglich. Unabhängig vom Alter und der jeweiligen Lebenssituation gibt es allerdings einige gesellschaftliche Regeln, die uns möglichweise schaden oder uns zumindest mit einem dauerhaft schlechten Gefühl zurücklassen. Doch was können Menschen tun, wenn sie sich mit einigen Regeln nicht nur ständig unwohl fühlen, sondern sie davon sogar regelrecht krank werden? Wann ist der richtige Zeitpunkt gekommen, mit der einen oder anderen Regel zu brechen? Da wir nicht allein auf dieser Welt leben, stellt sich abschließend die Frage: „Wie werden meine Mitmenschen damit umgehen, wenn ich ausbreche?“.
Gab es bei ihnen auch schon Lebenssituationen, in denen Sie sich rückblickend wünschten anders gedacht oder gehandelt zu haben? Sie haben sich brav an ihre Regeln gehalten und waren anschließend ziemlich frustriert, dass es andere nicht taten und die Sache für Sie ein weniger gutes Ende nahm. Passiert uns das häufiger, dann tut es mit jedem Mal mehr weh und das macht etwas mit uns.
Je nachdem, welche Stufe der Frustration wir erreicht haben, reagieren wir in Gesprächen manchmal dermaßen emotional, dass es uns im Nachhinein leidtut. Dann hat wieder einmal einer etwas abgekriegt, was er selbst nicht zu verantworten hat. Das passiert uns fast jeden Tag und ist nichts Ungewöhnliches. Diejenigen, die das Fass zum Überlaufen bringen, sind die Leidtragenden, auch wenn sie nur einen kleinen Tropfen dazu beigetragen haben.
Lassen Sie uns in diesem Buch gemeinsam darüber nachdenken, wie man diesen innerlichen Druck möglichst gut kontrollieren oder sogar vermeiden kann. Letztendlich hängt es immer von der Art und Weise ab, wie wir denken und wie wir mit bestimmten Gefühlen umgehen. Mindestens genauso wichtig ist es, wie wir miteinander kommunizieren und das schließt unsere Körpersprache explizit mit ein. Ich denke es macht Sinn zu akzeptieren, dass uns die wohlvertrauten Regeln nicht immer automatisch zum gewünschten Ziel führen. Deswegen braucht man nicht gleich an die „Chaos-Theorie“ zu glauben oder alles in Frage zu stellen. Es könnte sich beim Lesen dieses Buches möglicherweise herausstellen, dass fast alles, was einem bisher richtig und sinnvoll erschien, es auch ist. Wäre das nicht toll, wenn man sich zur Abwechslung mal bestätigt fühlt? Achten Sie beim Lesen einfach nur auf ihre Gedanken und Gefühle. Kommen Sie zufällig an eine Stelle, die Sie furchtbar aufregt, nachdenklich werden lässt oder bei der Sie nicht mehr konzentriert weiterlesen können, weil Sie an eine ganz bestimmte Situation oder einen nahestehenden Menschen in ihrem Leben denken müssen, dann halten Sie inne und legen das Buch aus der Hand.
Dann ist es möglicherweise einer dieser besonderen Momente der Sie wachrüttelt, ihr Denken verändert, ihnen einen Lösungsansatz offenbart und damit Kraft gibt. Manchmal erkennen Sie einfach nur eine mögliche Ursache, weshalb Sie sich in manchen Situationen nicht ganz so wohl fühlen.
Vermutlich gibt es unter meinen Lesern hin und wieder auch Naturwissenschaftler, Pädagogen oder sonstige Gelehrte, die möglicherweise ganz andere Ansichten und Überzeugungen zum Thema Regeln haben. Das ist vollkommen in Ordnung und jeder wird seine eigenen Gründe und Motive dafür haben. Es gibt nicht wenige Naturwissenschaftler die uns lehren wollen, dass in der Natur alles nach bestimmten Naturgesetzen funktioniert. Okay, das mag sicherlich für Vieles zutreffen und ich will das auch nicht grundsätzlich in Frage stellen. Die eine oder andere widersprüchliche These darf allerdings erlaubt sein.
In der Natur und in der Weltgeschichte gab es schon immer Situationen, die man so nicht auf dem Zettel hatte und deswegen wurden alle davon überrascht. Da fällt zufällig ein Komet auf die Erde und die Lebewesen müssen überrascht feststellen, dass es außer dem fleischfressenden T. Rex noch ganz andere Gefahren gibt. Da bricht irgendwo ein Vulkan aus und die Vulkanasche vernichtet auf einen Schlag dutzende von Lebensarten, die bis dahin friedlich nach den bekannten Naturgesetzen zusammengelebt haben.
Da machen sich Milliarden Menschen Sorgen um ihren Wohlstand, ein friedliches Zusammenleben oder um die Tabellensituation ihres Lieblingssportvereins und dann kommt so ein doofes Virus um die Ecke und bricht alle bisherigen Regeln des Zusammenlebens. Man kann es drehen und wenden wie man will, aber die These mit den allgemeingültigen Regeln und Naturgesetzen ist ziemlich wackelig. Was in der Natur nicht immer perfekt funktioniert, trifft auch für das Zusammenleben von uns Menschen zu. Manchmal kommt was Überraschendes um die Ecke und schon wissen wir nicht mehr, wie wir damit umgehen sollen Plötzlich gelten die alten, uns vertrauten Regeln hier nicht mehr. Aus diesem Grund müssen wir Menschen flexibel bleiben und gedanklich vorbereitet sein. Deswegen muss man nicht gleich jede erdenkliche Naturkatastrophe, die nächste Pandemie oder eine mögliche Trennung vom Partner im Kopf durchspielen, nur damit man gedanklich vorbereitet ist. So etwas macht einen nur depressiv und möglicherweise sogar krank.
Gestatten Sie mir an dieser Stelle einen wichtigen Hinweis: Wer unter starken Anfällen von Melancholie, Traurigkeit oder Depressionen leidet, der sollte sich nicht nur in Büchern Rat suchen, sondern möglichst auch einen guten Psychotherapeuten aufsuchen.
Über den existenziell wichtigen Umgang mit unseren Gedanken, Emotionen und ganz besonders den Sorgen über unsere Zukunft widme ich mehrere Kapitel. Das Blöde an der Zukunft ist, dass man sie weder irgendwo nachlesen, noch zuverlässig vorhersagen kann.
Deswegen müssen wir uns da auf unseren eigenen Verstand und vor allen auf unser Bauchgefühl verlassen, aber dazu kommen wir noch. Wenn wir uns jetzt mit der Zukunft beschäftigen wollen, kommen wir an dem Thema „Ziele“ schlecht vorbei. Für mich persönlich sind Ziele, Zielsetzung und Zielkontrolle sehr heikle Themen, denn daran sind schon viele Menschen verzweifelt.
Die Frage sei erlaubt: Brauchen wir Menschen überhaupt Ziele? Den Spruch „Der Weg ist das Ziel“ haben die meisten von uns schon mal gehört oder gelesen. Demnach würde es ja bereits ausreichen den ersten Schritt zu gehen und schon ist man auf dem Weg zu seinem Ziel. Das klingt nach einem simplen Erfolgsrezept. Offenbar ist es aber unumgänglich sich zu bewegen, wenn man irgendwo hinkommen will. Klingt einfach und einleuchtend und ist oftmals doch schwerer als gedacht.
Haben Sie sich schon mal ein Ziel gesetzt und dann mit einem Menschen in ihrem Umfeld ganz offen darüber gesprochen? Da baut sich innerlich ganz schön Druck auf, oder? Man schürt Erwartungshaltungen und die können sich möglichweise auch gegen einen richten, wenn man sein kommuniziertes Ziel am Ende nicht erreicht. Ist ein Ziel erst einmal offen ausgesprochen, stellen einem die anderen Menschen doch zwischendurch immer wieder unangenehme Fragen, wie weit man denn schon sei, wie es gerade so läuft und wann das Ziel denn endlich erreicht wird? Um sich diesen unnötigen Stress zu ersparen, ist es vielleicht besser, erst gar nicht darüber zu sprechen und es für sich zu behalten. Eines meiner Lieblingszitate ist von John Lennon, der gesagt haben soll: „Leben ist das was passiert, während du Pläne machst!“ Wenn man diese Erkenntnis zugrunde legt, dann ist es doch vollkommen sinnlos, sich Ziele zu setzen, Regeln zu beachten und Pläne zu machen, oder?
Okay, John Lennon hat Yoko Ono geheiratet und ist viel zu früh gestorben, also lief in seinem Leben auch nicht alles so erfolgreich. Doch bleiben wir beim Thema. Wenn einem das Leben jeden Tag willkürlich dazwischenfunkt und an Stellen stolpern lässt, die man sowieso niemals hätte kommen sehen, dann braucht man sich doch auch keine Ziele zu setzen, oder? Also wieder zurück auf die Couch und mit einem Glas Wein in der Hand warten, was das Leben so bringt? Alles dem Schicksal überlassen und die ganze Verantwortung an eine höhere Macht abgeben? Das klingt für mich ausgesprochen bequem und sympathisch, weil ich mich damit keinem Druck aussetzen muss und mir niemals selbst die Schuld an irgendwas geben brauche. Das mit der Schuld ist übrigens ein ganz besonders fieses „Ding“, dem wir uns später nochmals intensiver widmen, doch eins nach dem anderen.
Halten wir erst einmal fest, dass die absolute Mehrzahl der Erfolgs-Coaches und selbsternannten Erfolgsbuch-Autoren und Autorinnen uns motivieren will, dass wir uns persönliche Ziele setzen. „Wer nicht weiß, in welchen Hafen er segeln will, für den ist kein Wind der richtige“, ist nur einer von diesen unzähligen Weisheiten. Ich persönlich kenne Segler, die haben einfach nur tierisch Spaß daran, kreuz und quer über die Wellen zu reiten und denen ist es egal, ob sie in dieser Zeit sonst irgendwohin hätten segeln können. Aber dass auch diese Segler ihren eigenen Hafen kennen und wiederfinden sollten, werde selbst ich nicht bezweifeln. Den eigenen Hafen zu kennen, also zu wissen wo man hingehört, ist übrigens nicht nur für Segler wichtig.
Haben Sie sich schon mal die grundsätzliche Frage gestellt: Was ist überhaupt ein Ziel? Nach meiner eigenen Interpretation ist das ein Zustand, den ich aus persönlichen Motiven anstrebe, den ich aber offensichtlich noch nicht erreicht habe und somit bewege ich mich in der Zukunft. Das macht es mit den Zielen so kompliziert, denn wenn wir uns gedanklich in der Zukunft bewegen, kommen solche Gefühle wie die Ungewissheit, die Zweifel, die Ängste aber auch die Vorfreude, der Ehrgeiz und der Stolz ins Spiel. Das ist eine hochexplosive Gemengelage, die schon so manch einen Menschen überfordert hat.
Es soll Menschen geben, die wachen morgens mit klaren Zielen für den Tag auf und gehen mit klaren Zielen für den nächsten Tag ins Bett. Dass man mit so einer fokussierten Geisteshaltung ganz viel von dem verpasst, was das Leben nebenbei so lebens- und liebenswert macht, steht für mich außer Frage. Außerdem habe ich mein ganzes Leben lang die gleiche Erfahrung gemacht, dass meine Pläne für den Tag meistens schon nach dem Checken der Emails oder dem ersten Anruf über den Haufen geworfen wurden. Ich stelle mir gerade vor, ich hätte mir am Vorabend eine Zielerfüllungs-Checkliste für diesen Tag erstellt. Da fühle ich mich doch mit jedem Ticken auf der Uhr mehr unter Druck gesetzt und ich wäre den ganzen Tag frustriert, weil ich wieder mal nicht alles geschafft habe, oder? Ich höre schon die Stimmen: „Ja, da muss man sich eben eine Prioritäten-Liste erstellen und diese regelkonform abarbeiten, damit man die wichtigsten Ziele des Tages auch erreicht“.
Kann mir einer mal erklären, wie ich vor dem Einschlafen wissen soll, was am darauffolgenden Tag am wichtigsten ist? Da wache ich auf und will beherzt an die Umsetzung der ersten drei Priorität-A-Punkte meiner To-Do-Liste gehen und plötzlich bekomme ich eine Mail von einer alten Freundin, in die ich als Jugendlicher total verknallt war. Sie ist heute Vormittag zufällig in meiner Stadt und will mich wahnsinnig gerne zu einem Plausch bei einer Tasse Kaffee treffen. Was hat jetzt Prioritätsstatus A? Behalten Sie die Antwort besser für sich, damit es keinen Ärger mit ihrer Lebenspartnerin gibt. Ich vermute mal, Sie kommen bei so einer ungeplanten Situation sichtlich ins Wanken. Was ist denn nun wichtiger? Ihre To-Do-Liste oder die Aussicht auf einen Flirt mit ihrer Jugendliebe? Das Gleiche gilt übrigens auch für Frauen, wenn der „süße Typ“ von damals anruft!
Sich Ziele zu setzen kann grundsätzlich hilfreich sein, aber wenn es um das Timing oder die Prioritäten geht, sollten wir besser etwas gnädiger mit uns umgehen. Lassen Sie sich bei allen Planungen immer Freiräume für das Überraschende oder etwas, worauf sie möglichweise spontan Lust haben. Diese gedanklichen Freiräume steigern ihre Lebensqualität und wirken sich positiv auf ihre körperliche und geistige Verfassung aus. Vor ihrem Bürofenster strahlt die Sonne, aber Sie hocken genervt am tristen Schreibtisch und es will ihnen gerade nichts gelingen? Warum machen Sie nicht etwas früher Feierabend und gehen eine Runde spazieren, um den Kopf frei zu bekommen? Warum sollten Sie ihre nächste Besprechung zur Abwechslung nicht mal im nächsten Biergarten machen? Klingt alles sehr verlockend, oder?
Wäre da bloß nicht das schlechte Gewissen, aber das knöpfen wir uns später vor. Ist ihr Kopf erst einmal frei, dann ist da plötzlich ganz viel Platz für andere Sachen, die möglicherweise nicht auf ihrer Prioritätenliste standen. Inspiration und neue Ideen brauchen Platz. Wenn Menschen sich spontan treffen und „einfach mal so“ miteinander plaudern, entwickeln sich oftmals völlig neue Konzepte und Strategien. Was beruflich von Vorteil sein kann, ist für den privaten Bereich übrigens genauso gültig.
Sie haben plötzlich total Lust auf ihre Partnerin oder ihren Partner? Dann finden sich meistens auch Mittel und Wege zum aktuell wichtigsten Ziel zu kommen. Sie brauchen dringend ein ganzes Wochenende mit ihrer Familie, weil Sie vor lauter beruflichem Funktionieren die Basis vernachlässigt haben? Dann streichen Sie die Pläne für das Home-Office am Samstag. Tun Sie es für sich und ihre Liebsten und ausnahmsweise mal nicht für ihren Chef. So etwas stand vermutlich nicht auf ihrer Priorität-A-Liste, aber in solchen Momenten ist es das Wichtigste, also auch das Richtige, was sie tun sollten.
Sie denken jetzt, das verstößt eindeutig gegen die Regeln? Ich kann doch nicht einfach so meine Arbeit vernachlässigen. Was denken mein Chef und meine Kollegen über mich, wenn sie das herausfinden? Oops, da war es wieder: Das Pflichtbewusstsein! Jetzt mal Klartext: Ist es wirklich besser seine Familie oder sich selbst zu vernachlässigen? Ist es wirklich wichtiger, was meine Kollegen oder Kolleginnen über mich denken, als mein Mann, meine Frau oder meine Kinder?
Ja, ich weiß, jeder muss Geld verdienen, der Job ist wichtig und so einfach ist das nicht. Muss man deswegen gleich in das eine oder andere Extrem verfallen? Ich denke nicht, denn man kann ja auch das eine tun und das andere nicht lassen. Finden Sie ihre eigene Balance, die ihnen guttut. Lassen Sie sich nicht ganz so oft von fremdbestimmten Regeln, Zielen und To-Do-Listen antreiben und achten Sie ein wenig mehr darauf, wie es ihnen damit geht.
Warum sollten Sie nicht hin und wieder den rational vorbestimmten Weg ganz bewusst verlassen? Wer ständig pflichtbewusst und zielstrebig durchs Leben geht, setzt sich freiwillig Scheuklappen auf. Wer Scheuklappen aufhat, sieht nicht mehr das Große und Ganze und verliert mit jedem weiteren Schritt den Überblick. Kein Wunder, dass so viele Menschen immer wieder in den gleichen Sackgassen landen. Wer für sich beschließt, sein selbstgestecktes Ziel zu verfolgen, braucht es trotz meiner Bedenken jetzt nicht gleich aus den Augen zu verlieren oder sogar aufzugeben. Mir stellt sich nicht die Frage, ob es gut oder nicht so gut ist, mit Zielen zu arbeiten, sondern es ist mir wichtig, wie wir Menschen damit umgehen. Ich bin der Überzeugung, dass es niemals den geraden Weg zu einem Ziel gibt. Das weiß übrigens auch jedes Navigationssystem, denn ansonsten würden Sie mit ihrem Auto auf halber Strecke auf einem Acker oder in einem Fluss landen. Außerdem sollte man auf seinem Weg hin und wieder eine Pause einlegen, denn ansonsten kann es passieren, dass man erschöpft und übermüdet gegen einen Baum fährt, den man vorher gar nicht auf seiner Liste hatte.
„Entspannt ankommen!“ ist ein Werbeslogan der Deutsche Bahn, der uns suggerieren soll, dass die Bahn immer auf dem vorbestimmten Schienenweg bleibt und die geplanten Zeiten einhält. Wer Bahnfahrer ist weiß, was ich damit sagen will: Manchmal kommt es eben anders als man denkt!
Denken wir kurz darüber nach, was den Menschen grundsätzlich vom Tier unterscheidet. Die Mediziner, Biologen und Evolutionsforscher könnten jetzt sicherlich eine lange Liste erstellen, doch es geht hier weniger um Äußerlichkeiten, Fressgewohnheiten oder das Paarungsverhalten. Gerade beim alltäglichen Zusammenleben gibt es bei der Spezies Mensch durchaus Besonderheiten, die wir im Tierreich so nicht unbedingt kennen. Nach meiner persönlichen Einschätzung unterscheidet den Menschen vom Tier nichts mehr als sein freier Wille. Deswegen ist dieser auch offiziell in unserem Grundgesetz verankert. So weit, so gut, aber damit fangen die Probleme erst so richtig an.
Im Tierreich funktioniert sehr viel über den angeborenen Instinkt. Die meisten Verhaltensweisen und Rituale werden von einer Generation zur nächsten automatisch weitergegeben und das macht das Zusammenleben berechenbarer und somit einfacher. Bei uns Menschen ist das deutlich komplexer und das macht das Zusammenleben hin und wieder ziemlich kompliziert. Was nutzen mir die standardisierten Verhaltensregeln, wenn mein Gegenüber einfach beschließt eine andere Meinung zu haben? Es soll sogar extreme Charaktere geben, die einfach alles ignorieren, was die große Mehrheit der Gesellschaft als richtig empfindet. Der freie Wille macht Vieles möglich, aber damit wird es gezwungenermaßen unübersichtlich.
Wenn ich niemals hundertprozentig sicher sein kann, wie mein Gegenüber reagiert, werde ich automatisch unruhig, denn es kann alles passieren. Diese schleichende Unruhe wird oftmals von Zweifeln und manchmal auch von Angstgefühlen befeuert. Sie werden es nicht verhindern können, dass sich in ihrem direkten Umfeld Menschen mit einem ausgeprägten freien Willen tummeln. Deswegen sollten sie vorbereitet sein.
Manchmal kann es sogar von Vorteil sein, diesen Menschen einfach aus dem Weg zu gehen. Das klingt nach einer bequemen Lösung, aber der Preis für diesen Fluchtreflex ist hoch. Wenn ich diesen Menschen ständig aus dem Weg gehe, dann bleibe ich niemals auf meinem eigenen Weg. Was bringt es mir, wenn ich immer wieder ausweichen, abbrechen oder ein paar Schritte zurückgehen muss? Diese Ausweichmanöver mögen im Zusammenleben helfen, Stress und Reibungsverluste zu vermeiden, aber letztendlich schaden sie uns selbst am meisten. Es kann auf Dauer nicht gesund sein, auf andere Menschen ständig mehr Rücksicht zu nehmen, als auf sich selbst.
Es gibt übrigens nicht wenige Menschen, die brauchen keine anderen, die stehen sich selbst im Weg. Das macht es zugegebenermaßen noch schwieriger, denn sich selbst kann man bekanntlich nicht aus dem Weg gehen. Egal, wohin Sie auch gehen, Sie werden sich einfach nicht los! Auch für diese besondere Spezies Mensch gibt es praktikable Hilfestellungen, die wir in diesem Buch näher behandeln werden.
Kennen Sie diese mehr oder weniger unterschwellige Drohung: „Wenn…, dann…“? Während der Sender dieser Botschaft in der Regel Macht demonstrieren oder zumindest Druck ausüben will, fühlt sich der Empfänger in die Enge getrieben und denkt spontan über die Wahl der Waffen nach, mit denen er jetzt in die Schlacht ziehen will. Wenn wir selbst der Sender sind, hoffen wir, dass unser Gegenüber in diesem Machtspiel seine oder ihre zugedachte Rolle so zu Ende spielt, wie wir uns das vorgestellt haben. Das wird allerdings umso schwerer, desto stärker der freie Wille unseres Gegenübers ist. Da sind Ärger und Stress vorprogrammiert. Viel besser wäre es, seinem Gegenüber mit Respekt zu begegnen und ihm die Freiheit zu lassen, seinen eigenen Willen oder seine Überzeugungen einzubringen, auch wenn wir selbst eine völlig andere Meinung haben. Ja, das ist nicht leicht, hier eine gute Balance zu finden, aber darum kümmern wir uns später ausführlicher.
Wer will schon etwas gegen seinen eigenen Willen tun? Aus Liebe? Okay, das würde ich durchgehen lassen, aber dann denken Sie bei Gelegenheit mal darüber nach, wie es ihnen emotional damit geht und ob das wirklich die Art von erfüllender Liebe ist, die ihnen guttut?
Es soll auch Menschen geben, deren Leitspruch ist: "Du hast recht und ich habe meine Ruhe!". Diese Menschen geben meistens deswegen nach, weil sie die „Reibung“ nicht aushalten können oder wollen. Eine andere Meinung zu haben oder einen anderen Willen zu zeigen erfordert Mut, Energie und Überzeugungskraft.
Bei jeder Art von Gegenwehr müssen Menschen ihre Komfort- und Harmoniezone verlassen. Ist ihnen das zu stressig, dann halten sie eben den Mund. Diese Ruhe ist allerdings trügerisch und nur temporär, denn irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem "die Bombe platzt", weil einer der Beteiligten zu lange nachgegeben hat. Ich bin davon überzeugt, dass die meisten Menschen ein stressfreies Leben mit wenig kraftraubenden Diskussionen bevorzugen. Deswegen möchte ich mit diesem Buch Anregungen liefern, wie Sie damit zukünftig besser umgehen können. Eins ist klar: Unterschiedliche Überzeugungen und die daraus resultierenden Streitpotentiale lassen sich im Zusammenleben kaum vermeiden. Es soll übrigens Menschen geben, die dermaßen harmoniesüchtig sind, dass sie davon regelrecht krank werden, wenn es dann doch mal zu Reibungen und Streitgesprächen kommt. Wir Menschen lernen so viel in der Schule oder im Studium, aber das Thema „Streitkultur“ steht leider nirgends auf dem Lehrplan. Sie dürfen jetzt gerne darüber nachdenken, ob es tatsächlich „gesünder“ ist, wenn man wegen einer Angst vor Konfrontation oder Reibung immer nachgibt.
Ich bin mir verhältnismäßig sicher, dass auch diese Menschen einen eigenen Willen haben und der lässt sich eben nicht dauerhaft unterdrücken. Entscheiden Sie selbst, wie Sie zukünftig damit umgehen wollen. Falls Sie mit der alten Situation nicht ganz glücklich sind, dürfen Sie gerne was Neues ausprobieren. Das tolle am freien Willen ist, dass man ihn jede Sekunde ändern kann und somit muss nichts bleiben wie es ist.
Der freie Wille gibt uns Menschen jederzeit die Möglichkeit, aus diesen alten Verhaltensmustern auszubrechen, sofern wir diese Veränderung wirklich wollen. Klingt logisch und einfach, ist aber in der praktischen Umsetzung ein wenig komplexer. Es gibt viele Menschen, die kommen mit ihrem Hintern einfach nicht hoch. Warum tun die sich so schwer damit und anderen fällt es offensichtlich leichter? Bei nicht wenigen Menschen scheitern diverse Lebenspläne nicht an der Umsetzung und den Stolpersteinen, sondern am fehlenden Willen, sich überhaupt erst einmal auf den Weg zu machen.
Natürlich stellt sich jetzt die Frage, wie Sie das am besten meistern können? Hierzu biete ich ihnen Denkanstöße, die Sie vielleicht gut finden und motiviert umsetzen wollen. Andere Denkanstöße werden Sie in ihrer derzeitigen Lebenssituation vielleicht ängstigen oder Sie werden sie möglicherweise vollumfänglich ablehnen. In der Regel ist es sehr aufschlussreich, wenn Sie in Ruhe darüber nachdenken, warum Sie auf den einen oder anderen Lösungsansatz so emotional reagieren. Warum können Sie sich für die eine Strategie begeistern, reagieren auf eine andere aber mit starker Ablehnung?
Nicht wenige Menschen stehen neuen Denk- und Verhaltensmustern skeptisch gegenüber. Es ist fast schon ein Reflex: Was uns fremd ist, lehnen wir erst einmal ab! Viele von uns stecken in ihren alten Denkstrukturen und Überzeugungen fest und sind ein wenig hilflos, wenn es darum geht etwas zu verändern.
Gerade dann ist es besonders hilfreich, sich nicht nur mit den Menschen auszutauschen und zu reflektieren, die einen schon sehr lange gut kennen, sondern nutzen Sie jede Gelegenheit, dies auch mit vertrauenswürdigen Menschen zu tun, die ihnen vorbehaltlos und neugierig gegenüberstehen. Wenn man in seinem Umfeld immer nur das Gleiche hört oder aus Liebe und Freundschaft nicht kritisiert wird, ist das sicherlich angenehm, aber wenig hilfreich. Es gibt keinen bequemen Weg, wenn man sich weiterentwickeln will. Ich bin der Überzeugung, dass ein guter Freund oder eine gute Freundin mich nicht nur konstruktiv kritisieren darf, sondern es in bestimmten Situationen auch tun muss, sofern es hierfür einen wichtigen Anlass gibt. Wir widmen uns diesem Thema später noch etwas intensiver.
Ich vergleiche das Leben gerne mit einem großen Buffet. Kennen Sie das Gefühl? Soviel Auswahl, dass man sich einfach nicht entscheiden kann! Man will ja nichts verpassen. Die Hackfleischbällchen und die panierten Schnitzel sind lecker, das wissen Sie bereits aus langjähriger Erfahrung, außer Sie sind überzeugter Veganer. Dennoch sind Sie neugierig und möchten gerne was Neues ausprobieren. Also legen Sie sich mutig ein paar fremde Speisen auf den Teller, die Sie noch niemals gegessen haben, einfach nur, um zukünftig mitreden zu können. Sie wissen nicht, was es genau ist und ob es ihr Magen auch vertragen wird, aber probieren wollen Sie es dann doch. Oftmals sind die Augen dann größer als der Magen, aber das ist ein anderes Thema. Bleiben wir bei unseren Sinnesorganen.
Hatten Sie in ähnlichen Situationen schon mal etwas auf dem Teller liegen, was ihre Nase in letzter Sekunde abgelehnt hat? Sie hatten die Gabel schon am Mund und irgendein Reflex lässt Sie die Lippen schließen? Oder Sie hatten es bereits im Mund und hätten es am liebsten sofort wieder heimlich in die Serviette zurückgespuckt? Unsere Sinnesorgane senden uns in solchen Fällen fast immer automatisch Warnsignale. Sie wollen unseren Körper vor Schaden bewahren, selbst dann, wenn nur Durchfall oder Magenkrämpfe drohen. Leider klappt das nicht in allen Fällen, aber unser Körper funktioniert da schon ganz ordentlich.