Nichts als Sonne, Strand und Liebe - Roxanne St. Claire - E-Book

Nichts als Sonne, Strand und Liebe E-Book

Roxanne St. Claire

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Beschreibung

Eine gefühlvolle Liebesgeschichte mit romantischem Strandsetting! Perfekt für den Sommerurlaub! Als Zeke Nicholas in seinen Heimatort Barefoot Bay zurückkehrt, steht er plötzlich wieder seinem Jugendschwarm Mandy Mitchell gegenüber. In der Highschool war Zeke ein Nerd, schlau und schüchtern, und Mandy, das beliebteste Mädchen der Schule und Anführerin der Cheerleader, wusste nicht einmal, dass er existierte. Doch die Zeiten haben sich geändert: Inzwischen ist Zeke ein erfolgreicher Geschäftsmann, und für ihn ist klar: Dieses Mal wird er Mandys Herz erobern. "Lebhaft, frisch, Unterhaltung pur! Diese Cinderella-Geschichte ist Pretty Woman am Strand!" Carly Phillips

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Seitenzahl: 250

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Inhalt

Titel

Zu diesem E-Book

Vorwort der Autorin

Widmung

1

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3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

Die Autorin

Die Romane von Roxanne St. Claire bei LYX

Impressum

ROXANNE ST. CLAIRE

Nichts als Sonne,

Strand und Liebe

Ins Deutsche übertragen von

Corinna Wieja

Zu diesem E-Book

Als Zeke Nicholas in seinen Heimatort Barefoot Bay zurückkehrt, steht er plötzlich wieder seinem Jugendschwarm Mandy Mitchell gegenüber. In der Highschool war Zeke ein Nerd, schlau und schüchtern, und Mandy, das beliebteste Mädchen der Schule und Anführerin der Cheerleader, wusste nicht einmal, dass er existierte. Doch die Zeiten haben sich geändert: Inzwischen ist Zeke ein erfolgreicher Geschäftsmann, und für ihn ist klar: Dieses Mal wird er Mandys Herz erobern …

Vorwort der Autorin

Die Barefoot Bay ist mehr als nur ein kleines Paradies auf der Insel Mimosa Key. Es ist eine Gemeinschaft von Freunden und Familien, eine Welt der verzweifelten Gefühle und verheißungsvollen Versprechungen, ein Triumph der Liebe und des Lachens. Ich freue mich, Sie in diesem Buch wieder auf diese tropische Insel im Golf von Mexiko entführen zu können, wo immer Liebe in der Luft liegt!

Die Barfuß-Reihe, in denen vier langjährige Freundinnen mit vereinten Kräften das kleine, aber feine Resort Casa Blanca aufbauen (Band 1 erschien im Juni unter dem Titel Barfuß ins Glück bei LYX), fand bei vielen Lesern großen Anklang. Das Resort ist inzwischen eröffnet und wird von neuen Charakteren besucht, die an den weißen Stränden der Barefoot Bay die Liebe ihres Lebens finden. Darunter auch drei umwerfende, unwiderstehlich charmante Milliardäre, die ihr Herz an eine Frau verlieren, die so gar nicht zu ihnen zu passen scheint. Ich hoffe, diese Kurzromane über romantische Irrungen und Wirrungen werden Ihnen unterhaltsame Lesestunden bereiten.

Den Anfang macht Zeke Nicholas, der dank seines genialen mathematischen Talents Unmengen an Geld gescheffelt hat und sich nach der einzigen Sache sehnt, die er sich damit nicht kaufen kann: einer Partnerin fürs Leben und der wahren Liebe. Zeke ist auf Mimosa Key aufgewachsen und wohnt wegen einer Familienfeier eine Woche lang im Casa Blanca. Hier kommt Mandy Mitchell ins Spiel – das Zimmermädchen. Für Zeke bedeutet sie jedoch viel mehr. Sie kennen sich aus Highschoolzeiten, als man sie »die märchenhafte Mandy« nannte und er den wenig schmeichelhaften Spitznamen »Ezekiel, der Streberfreak« trug. Damals war sie der Traum seiner schlaflosen Nächte.

Inzwischen ist Zeke keine Niete mehr – er ist ein Hauptgewinn. Mandy hingegen fühlt sich längst nicht mehr märchenhaft. Seit ihre Ehe in die Brüche ging, ist sie hoch verschuldet und verzweifelt. Auf den ersten Blick weiß sie, dass sie Zeke besser aus dem Weg gehen sollte, weil ihr Leben sonst nur noch komplizierter zu werden droht. Nach einem Blick auf Mandy steht für Zeke jedoch fest, dass er seinen ganzen Charme einsetzen wird, um dieses Mal ihr Herz zu erobern. Bisher hat ihn seine Beharrlichkeit noch immer zum Ziel geführt.

Ist Mandy stark genug, um sich den Geheimnissen ihrer Vergangenheit zu stellen und die Chance auf eine gemeinsame märchenhafte Zukunft mit Zeke zu nutzen?

Wie jedes Buch in der Barfuß-Reihe ist auch dieses ein in sich abgeschlossener Roman. Aber warum sich nur ein Buch der Reihe gönnen? Machen Sie es sich im Liegestuhl bequem, schlüpfen Sie aus den Schuhen und verlieben Sie sich!

Ihre Roxanne St. Claire

Dieser Roman ist meiner treuen Leserin und Freundin Tonya Loose Dawson gewidmet. Danke für Deine fortwährende Unterstützung und Dein anspornendes Engagement!

1

»Oho, da ist wohl jemand von seinem hohen Ross gefallen.«

Der Klang von Tori Drakes verächtlicher Stimme ließ Amanda unwillkürlich zusammenzucken. Sie verkniff sich jedoch eine Antwort und konzentrierte sich ganz aufs Schrubben der Toilettenschüssel, deren kalter Rand sich unangenehm hart gegen ihren Unterarm drückte.

»Mandy Mitchell steckt bis über beide Ellbogen in anderer Leute Scheiße.«

Verflixt, warum musste von allen Zimmermädchen des Resorts ausgerechnet Tori auf derselben Etage arbeiten wie sie? »Du weißt ganz genau, dass ich inzwischen Amanda Lockhart heiße.«

»Ach was, für mich wirst du immer Mandy Mitchell bleiben, Schätzchen! Abschlussballkönigin, Cheerleaderkapitänin, Vize-Miss-Teen-Florida. Zimmermädchen.« Sie lachte leise. »Na, was stimmt wohl nicht an diesem Lebenslauf?«

Amanda atmete tief durch, damit sie nicht die Beherrschung verlor, und richtete sich auf. Der harte Fliesenboden bohrte sich ebenso schmerzhaft in ihre Knie wie Toris Beleidigungen in ihr Herz. Allerdings nicht so sehr, wie sie sich danach sehnte, ihr die Faust ins Gesicht zu rammen.

»Brauchst du etwas für deine Zimmer?«, fragte sie so freundlich, wie sie konnte. Sie hinkte an diesem Morgen mit der Arbeit weit hinterher und hatte keine Zeit, sich mit Tori anzulegen. Wenn es das Universum ganz schlecht mit ihr meinte, würde diese Frau obendrein womöglich bald ihre Chefin sein. Bei dem Gedanken hätte sie am liebsten in die frisch geputzte Toilette gekotzt.

»Oh, ich brauche nichts«, winkte Tori ab.

»Bist du sicher? Mein Wagen steht gleich draußen vor der Tür, und ich habe genug Desinfektionsmittel und WC-Reiniger dabei.« Du kannst gern einen Schluck davon nehmen.

»Nein danke. Ich bin mit meinen Zimmern längst fertig. Schließlich stehe ich nicht umsonst im Ruf, das schnellste Zimmermädchen der Barefoot Bay zu sein. Vermutlich bin ich sogar die Schnellste am ganzen Golf von Mexiko. Vielleicht sogar von ganz Florida.«

»Warum nicht gleich von der ganzen Welt?«

»Ja, warum eigentlich nicht?« Tori lachte zufrieden und betrat unaufgefordert das Badezimmer, das in diesem erstklassigen Resorthotel zwar riesig war, aber dennoch nicht groß genug für sie beide. Lässig an den Waschtisch gelehnt, strich sie mit einem Finger prüfend über den Granit. »Den Wunderschwamm hast du hier aber nicht benutzt.«

»Ich bin ja auch noch nicht fertig.«

»Ganz im Gegenteil. Ich denke, du bist hier ziemlich fertig, Schätzchen.«

Der selbstgefällige Ton, in dem eine unterschwellige Warnung mitschwang, ließ Amanda aufhorchen. Sie hob den Blick von der Toilette zu Tori und kniff die Augen zusammen. »Was soll das heißen?«

Tori verschränkte die von der harten Arbeit straffen Arme, die dank jahrelangem Sonnenbaden mit einer Babyöl-Jod-Mischung tief gebräunt waren. In ihren grauen Augen funkelte Schadenfreude, und sie kräuselte verächtlich die Lippen. »Wir haben den Auftrag so gut wie in der Tasche.«

Die Nachricht traf Amanda wie ein Schlag ins Gesicht. Schlimmer konnte es kaum kommen. »Das glaube ich erst, wenn ich es sehe.«

Tori hob eine sorgfältig nachgezogene Braue, wodurch sich Falten auf ihrer Stirn bildeten. Obwohl sie beide gleich alt waren, sah Tori doch älter aus als sie. Dieser Gedanke tröstete Amanda jedoch nur wenig, da Schönheit und Krähenfüße für sie keine Rolle mehr spielten, seit sie jeden Cent zweimal umdrehen musste, um zu überleben.

»Du solltest es aber besser glauben, Herzchen.« Tori schob den Hintern auf den Waschtisch. »Mein Mann Jared hat die Finanzierung fast abgeschlossen und sich bereits Büroräume im Zentrum von Mimosa Key angesehen, keine zehn Minuten von hier. Der Traum von J & T Housekeeping wird wahr werden und rate mal, was das bedeutet?«

Das Ende der Welt. Na ja, nicht ganz. Vermutlich jedoch das nahende Ende von Amandas Tätigkeit als Zimmermädchen. Sie musste darauf hoffen, dass die Firma, an die das Casa Blanca Resort & Spa den Reinigungsdienst vergab, sie übernehmen würde, sonst war sie ihre Stellung los. Und wenn J & T Housekeeping den Auftrag bekam, drohte ihr mit ziemlicher Sicherheit die Arbeitslosigkeit.

»Das bedeutet, dass man dir gratulieren kann«, sagte Amanda. Es gelang ihr nicht, die Verbitterung in ihrer Stimme zu unterdrücken. Kein Wunder. Als die Hotelleitung verkündete, den Zimmerdienst extern vergeben zu wollen, hatte Amanda den riesigen Fehler begangen, von einem eigenen Reinigungsunternehmen zu träumen – etwa zwei Wochen lang. Die Aussicht auf Unabhängigkeit, auf eine eigene Firma und der Gedanke, nie wieder eine fremde Toilette putzen zu müssen, waren zu schön gewesen.

Sie hatte sich sogar mit der Eigentümerin des Resorts getroffen und ihre Pläne mit ihr besprochen.

Anschließend hatte sie recherchiert und festgestellt, dass sie etwa fünftausend Dollar Startkapital zur Unternehmensgründung benötigte. Was ungefähr viertausendneunhundert Dollar mehr waren, als sie besaß.

»Darauf kannst du Gift nehmen, dass du mir gratulieren kannst.« Tori überkreuzte die Beine und baumelte mit den Füßen. »Jared wird mich als Allererstes ins Büro versetzen, weit weg von den Toiletten anderer Leute.«

Neid fraß sich hässlich durch Amandas Brust, auch wenn ihr nur allzu klar war, dass es Tori gezielt darauf anlegte, sie eifersüchtig zu machen.

»Und was hast du vor?«, fragte Tori scheinheilig, als wüsste sie nicht schon genau, dass ihre erste Amtshandlung darin bestünde, Amanda zu feuern. Oder ihr die schlimmsten Schichten überhaupt zu geben. »Ich meine, was hast du eigentlich gelernt? Bei Schönheitswettbewerben würdest du ja inzwischen wohl nicht mehr so gut abschneiden. Aber vielleicht könntest du das Training des Cheerleaderteams an der Mimosa High übernehmen. Hast du noch deine alte Uniform, ›märchenhafte Mandy‹?«

Oh ja, Tori suhlte sich buchstäblich in dem schadenfrohen Genuss, ihren alten Highschoolspitznamen wieder auszugraben. »Ich muss weiter arbeiten«, sagte Amanda und widmete sich wieder der Toilette.

»Sicher doch. Das hat dich vermutlich eiskalt erwischt, nicht wahr? Hast gedacht, du bist die Frau eines reichen Typen und musst nichts weiter tun, als Partys schmeißen und Tee trinken. Aber ganz offensichtlich ist das ja nicht so gut für dich gelaufen, oder?«

Nein, es war ganz und gar nicht gut gelaufen. Amanda schrubbte noch etwas kräftiger und verkniff sich eine Antwort.

Zum Glück wurde Tori durch das Brummen ihres Handys abgelenkt. Sie zog es aus der Tasche und las die Nachricht. »Oh, Mann. Der Typ, der gestern in Bay Laurel eingezogen ist, geht zum Mittagessen und will vorher noch die Villa geputzt haben – und das so schnell wie möglich.«

Amanda sah auf. »Ich dachte, dass ich erst nach drei Uhr zu den Villen soll.«

Tori zuckte bedauernd die Schultern. »Tja, so ein Pech! Da wirst du wohl umdenken müssen.«

»Ich kann aber nicht …«

»Hey, hey, hey.« Sie wedelte tadelnd mit dem Zeigefinger vor ihrer Nase. »Du kennst doch das Unternehmensmotto. ›Kann nicht‹ ist ein Schimpfwort, das wir im Casa Blanca Resort & Spa nicht verwenden.«

Amanda hatte oft genug gehört, wie Lacey und Clay Walker, die Eigentümer des Resorts, diese Bemerkung bei den Personalbesprechungen fallen ließen, daher sparte sie sich jegliche Erwiderung.

»Wie auch immer.« Tori schob sich vom Waschtisch und kam klatschend mit den Arbeitsschuhen auf dem Boden auf. »Das Management hat uns im Auge. Der Typ ist irgendein hohes Tier und bekommt die Vorzugsbehandlung. Du solltest dich also besser rüber in die Villa schwingen und dir beim Putzen den süßen Hintern aufreißen, Schätzchen.«

»Ich?«, platzte Amanda heraus. »Das geht nicht! Ich hab hier im Hotel noch drei Zimmer zu machen, die bis zwölf Uhr fertig sein müssen. Vorher kann ich nicht zu den Villen.«

Tori glättete ihre Uniform, die in denselben Pfirsich- und Brauntönen gehalten war wie die Amandas, aber viel knapper saß. »Tja, tut mir leid für dich, Schätzchen, aber ich bin mit Jared zum Essen verabredet.« Sie schenkte ihr ein hämisches Lächeln. »Wir müssen noch ein paar Unternehmenspläne schmieden, und danach erhalte ich meine Belohnung, weil ich heute früher mit der Arbeit fertig geworden bin.« Sie drehte sich zum Spiegel und strich sich ordnend über die ohnehin schon perfekt sitzenden, schnurgeraden blonden Haare.

Amanda wusste, dass sie unmöglich mit den Zimmern und der Villa rechtzeitig fertig werden konnte. »Ach, komm schon, Tori. Es ist nur ein Typ in einem riesigen Haus. Kannst du nicht kurz rüberlaufen und schnell alles in Ordnung bringen, bevor du zum Essen gehst? Oder mir eins meiner Zimmer abnehmen?«

Ohne sie eines Blickes zu würdigen, überprüfte Tori vor dem Spiegel ihr Make-up. »Weißt du, was dein Problem ist, Mandy?«

Amanda hatte das untrügliche Gefühl, dass sie es ihr gleich sagen würde.

»Du bist nicht ehrgeizig genug. Du glaubst, mit deinem guten Aussehen könntest du dich überall durchschummeln. Aber hast du in letzter Zeit mal in den Spiegel gesehen, Herzchen?« Sie drehte sich um, musterte Amanda von Kopf bis Fuß und machte leise ts-ts! »Offensichtlich hast du vergessen, wer du mal warst.« Sehr langsam beugte sich Tori zu ihr hinunter, bis sie auf gleicher Augenhöhe waren. »Aber die Nichtse und Niemande aus deinem Hofstaat erinnern sich sehr gut an jede noch so kleine Einzelheit.«

Trotz dieser Attacke aus saurem Atem und fieser Bosheit weigerte Amanda sich, zurückzuweichen. »Du solltest besser gehen, Tori. Jared wartet auf dich. Es wird Zeit, dass du und dein Mann … Oh, Verzeihung, ich meine Verlobter … Aber warte mal …« Sie konnte nicht widerstehen. »Ich sehe da gar keinen Ring an deinem Finger. Den hat er dir wohl noch gar nicht gegeben, oder?«

Tori richtete sich rasch auf. »Ich bin jedenfalls nicht abserviert worden und muss wieder bei meinen Eltern wohnen. Und, ach ja, ich hinke mit meiner Arbeit auch nicht vier Zimmer hinterher.« Sie hob den Fuß und trat mit dem Schuh auf die Toilettenbrille. »Du hast da einen Fleck übersehen, Engelchen.«

Am schnellsten erreichte man die Villen mit dem Golfwagen über den Weg, der vom Haupthaus durch das Casa-Blanca-Gelände führte. Natürlich war kein Wagen da, wenn Amanda mal einen brauchte. Sie ging nicht gern zu Fuß durch die Anlage, und das nicht etwa wegen der brennenden Sonne oder tropisch-feuchten Hitze. Im Januar wurde die hohe Luftfeuchtigkeit auf den Florida Keys durch eine herrlich erfrischende Brise vom Golf gemildert, und der Anblick der Barefoot Bay hob gewöhnlich ihre Stimmung. Auf den Verbindungswegen begegnete man jedoch auch oft den gut betuchten Resortgästen, die von ihren exklusiven Villen zum Privatstrand schlenderten.

Vor gar nicht allzu langer Zeit hatte Amanda selbst zu dem Kreis der schönen Menschen gehört, die durch Resorts wie dieses spazierten, Vierhundert-Dollar-Outfits am Strand trugen und sich fragten, ob sie sich nach der Sauerstoffgesichtsbehandlung ein Glas Champagner oder lieber eisgekühlten Wodka gönnen sollten. Und jetzt? Sie wusste nicht, wann sie zum letzten Mal Champagner getrunken oder die Kraft aufgebracht hatte, mehr als eine Katzenwäsche zu machen, ehe sie völlig erschöpft vom Toilettenputzen und Duschenschrubben ins Bett fiel.

Hast du in letzter Zeit mal in den Spiegel gesehen, Herzchen?

Toris Worte versetzten ihr einen Stich. Um ihr Aussehen musste sich Amanda jedoch gewiss keine Gedanken machen, sondern vielmehr darum, wie sie ihre hohen Schulden mit dem Einkommen eines Zimmermädchens begleichen sollte, ohne die Hilfe von … egal wem in Anspruch zu nehmen. Sie wollte keine Geschenke oder Gefälligkeiten, und sie wollte sich auch nie wieder von einem Mann, von Freunden oder von ihren Eltern abhängig machen.

Den mit Putzmitteln gefüllten Eimer in der einen und einen Mopp in der anderen Hand, hielt sie sich an diesem klaren Ziel fest. Um das hässliche Gespräch mit Tori aus dem Kopf zu bekommen, schaute sie durch Palmwedel und über Plattährengras hinweg zum türkisfarbenen Meer hinüber, das in der Sonne glitzerte. Doch heute konnten sie nicht einmal der fröhliche Anblick der gelben Sonnenschirme und das Kreischen der Möwen und Seeschwalben aufheitern.

Falls J & T Housekeeping tatsächlich den Auftrag für die Zimmerreinigung des kleinen, aber exklusiven Resorts bekam, würde sie dieses Paradies verlassen und sich eine andere Arbeit suchen müssen. Einen Job brauchte sie unbedingt, denn schon bald würde sie aus dem Haus ihrer Eltern wieder ausziehen müssen. Ihr »Wir-touren-im-Wohnwagen-durchs-Land-Abenteuer« näherte sich dem Ende, und Amanda hatte nicht vor, unter einem Dach mit ihnen zu leben. Allein der Gedanke war demütigend und erdrückend.

Obwohl sie an derlei Gefühle gewohnt sein sollte. Doug Lockhart hatte ein ausgesprochenes Talent dafür besessen, sie fortwährend zu erniedrigen.

Leicht verschwitzt und außer Atem kam sie an der zweistöckigen Ferienvilla an. Sie stellte den Eimer ab, zog das Band mit der Generalschlüsselkarte hervor und klopfte an die Tür aus Mahagoniholz.

»Zimmerdienst!«, rief sie automatisch, bevor sie die Karte in den Schlitz steckte.

Sie wartete einen Augenblick, klopfte erneut und legte die Hand auf den Griff. Im selben Moment wurde die Tür mit Schwung aufgerissen.

»Wieso sind Sie denn jetzt schon hier?« Die Silhouette eines Mannes tauchte vor ihr auf, umrahmt von der Sonne, die von der Terrasse herüberschien.

»Sie haben doch um …«, fing sie an und trat, geblendet vom Licht, einen Schritt näher, um ihn besser erkennen zu können. Sein Anblick ließ sie jedoch völlig vergessen, was sie sagen wollte. Meerblaue, von dunklen Wimpern umrahmte Augen trafen ihren Blick. Sein glattes schwarzes Haar strich über den Kragen eines teuren Hemdes. Schwarz und blau … In diesem Zustand ließ er wohl auch die Herzen der Frauen zurück, denen er begegnete. »Ich bin zum Putzen hier.«

Wortlos hielt er ihren Blick einen oder zwei Herzschläge lang fest und zog nachdenklich die dichten Brauen zusammen, während er erst sie und schließlich ihren Mopp forschend betrachtete. »Das sehe ich.« Seine Augen richteten sich wieder auf ihr Gesicht, schweiften über jeden Zentimeter, von der Stirn zum Kinn und wieder zurück.

Die Musterung dauerte ihr eine Sekunde zu lang, deshalb hob sie die Schlüsselkarte, um sich auszuweisen. »Ich bin im Resort angestellt«, erklärte sie, denn er vermittelte ganz den Eindruck, als würde er ihr nicht glauben. Oder zumindest, als würde er irgendetwas nicht glauben. »Sie haben doch den Putzdienst angefordert, oder nicht?«

»Ja, aber erst für später.«

Verflucht! Tori hatte sie angelogen, um ihren Zeitplan durcheinanderzubringen. Jetzt hatte sie den ganzen Weg umsonst gemacht und musste unverrichteter Dinge wieder ins Hotel zurückkehren. »Oh, das tut mir leid. Bitte entschuldigen Sie die Unan…«

»Nein, warten Sie.« Er hob die Hand, als wolle er nach ihr greifen, ließ sie dann aber wieder fallen. »Bleiben Sie und machen Sie … sauber.« Das letzte Wort verschluckte er fast, als sei es ihm peinlich.

»Ich wollte nicht …«

»Wie heißen Sie?«, fiel er ihr ins Wort, den Blick immer noch forschend auf ihr Gesicht geheftet.

Oh, du liebe Güte! Das war ja mal wieder typisch, dass ausgerechnet sie an einen durchgeknallten Spinner geriet. Zwar sah er gut aus, aber kein Gast interessierte sich für den Namen des Zimmermädchens, wenn er nicht mindestens eine Schraube locker hatte.

»Ich bin Amanda Lockhart vom Zimmerdienst.« Wie zum Beweis hob sie den Eimer hoch. »Aber ich möchte nicht stören. Ich komme später wieder.«

»Nein, nicht nötig. Es ist nur …« Seine Stimme verlor sich. Er war mindestens eins neunzig groß, breitschultrig und sah in dem blendend weißen Hemd und den kakifarbenen Bundfaltenhosen schlicht umwerfend aus. Zudem besaß er diese undefinierbare Ausstrahlung, die mit Geld, Klasse und Macht einherging. Bei den meisten Männern fühlte sie sich davon abgestoßen. In seinem Fall musste sie jedoch zugeben, dass nichts an ihm unangenehm auf sie wirkte. »Ich habe Besuch«, erklärte er.

Rasch wich sie einen Schritt zurück, im Kopf das Bild einer sinnlichen Brünetten, die sich im Schlafzimmer rekelte. Vielleicht auch zwei, so wie der Kerl aussah. »Es macht mir wirklich nichts aus, später noch einmal vorbeizukommen. Ist Ihnen drei Uhr recht?«

Seine laserblauen Augen schienen sie zu durchbohren. »Kenne ich Sie irgendwoher?« In seiner Stimme schwang ein seltsamer Ton, den sie nicht recht deuten konnte. Hoffnung? Erwartung? Vielleicht auch etwas anderes.

»Unwahrscheinlich«, brachte sie mühsam hervor. Kein Wesen mit weiblichen Hormonen im Blut würde seinen Anblick je vergessen. »Bitte entschuldigen Sie die Störung, Sir.«

»Nein«, beeilte er sich zu versichern und öffnete die Tür ein Stück mehr. »Nein, bitte. Kommen Sie herein …« Wieder dieses Stirnrunzeln. »Amanda haben Sie gesagt, nicht wahr?«

Sie zögerte kurz. »Ich denke, ich gehe besser, wenn Sie gerade Besuch von … einem Freund haben.«

Der Anflug eines Lächelns zupfte an seinen vollen Lippen und in seinen Augenwinkeln bildeten sich Lachfältchen. »Nein, es ist kein Freund.« Er beugte sich vor und sagte in vertraulichem Flüsterton: »Versprechen Sie mir, nicht zu lachen, wenn ich Ihnen verrate, wer es ist?«

Reglos blickte sie ihn an, die Sinne gelähmt von seinem sauberen maskulinen Duft und seiner betörenden tiefen Stimme.

»Der Besuch ist meine Mutter«, sagte er mit strahlendem Lächeln. »Und wenn Sie nicht aufpassen, wird sie Ihnen beim Putzen helfen wollen.«

Sie lachte. Allmählich gewann sie die Fassung zurück, aber ihre Knie waren immer noch weich wie Pudding. »Ich brauche bestimmt keine Hilfe, aber sind Sie sich sicher, dass ich Sie nicht belästige, wenn Sie sich mit Ihrer Mutter unterhalten wollen?«

»Na ja, wollen ist vielleicht zu viel gesagt. So unterhaltsam ist sie nämlich nicht. Die Unterhaltung, meine ich.« Er gab die Tür frei. »Bitte. Wir sind auf der Terrasse.«

Immer noch unsicher betrat Amanda die kühle, luxuriös im marokkanischen Stil eingerichtete Villa. Das dunkle Holz und die eleganten Möbel passten perfekt zu ihm, als hätte der Designer die Einrichtung speziell auf jemanden von seiner Größe und Ausstrahlung abgestimmt.

Die warnende Stimme in ihrem Kopf erinnerte sie daran, dass sie den Männern abgeschworen hatte. Allen Männern. Und ganz besonders dieser Sorte Mann. Einem Mann, der sie nicht aus den Augen ließ.

»Ich fange oben an, damit ich Ihnen nicht im Weg bin.« Ohne auf seine Zustimmung zu warten, ging sie zur schmiedeeisernen Treppe, Eimer und Mopp fest umklammert, damit sie ihren feuchten Händen nicht entglitten. Sie spürte seinen Blick immer noch auf sich ruhen; seine gasflammenblauen Augen brannten ihr regelrecht ein Loch in den Rücken. Angespannt stellte sie einen Fuß auf die unterste Stufe und wagte einen flüchtigen Blick über die Schulter.

Ja, er musterte sie tatsächlich immer noch. Und das so eindringlich, dass es ihr den Atem raubte.

»Stimmt etwas nicht?«, fragte sie.

»Ich … Ich habe eine ganz seltsame Frage«, meinte er und kam näher.

»Ja, bitte?« Sie wappnete sich für das, was auch immer kommen mochte. Ein Vorschlag, wie sie putzen sollte? Ein zweideutiges Angebot? Vielleicht auch nur die harmlose Frage, ob sie sein Lieblingsbier in den Kühlschrank stellen könnte? Manchmal führten sich Gäste seltsam auf. Allerdings waren sie normalerweise nicht so atemberaubend attraktiv, sondern eben nur seltsam.

Er stieß ein verlegenes Lachen aus, schüttelte den Kopf und lief leicht rot an. Grundgütiger, war er etwa nervös? Wusste dieser große, dunkle umwerfende Mann überhaupt, was Unsicherheit war?

»Sind Sie …?« Er legte den Kopf schräg, runzelte die Stirn und setzte eine beinahe entschuldigende Miene auf. »Sind Sie Mandy Mitchell?«

Oh! Ihre Knie gaben ein wenig nach. Vielleicht vor Erleichterung, dass er keinen absonderlichen Wunsch geäußert hatte; möglicherweise aber auch, weil erneut Scham in ihr aufstieg, so wie vorhin, als Tori sie mit ihrem Highschoolspitznamen verspottet hatte. Sie alle hatten im Abschlussjahr solche »Titel« verliehen bekommen, die auf den Seiten des Jahrbuchs verewigt worden waren.

»Inzwischen nicht mehr«, sagte sie leise, und plötzlich war ihr der Eimer viel zu schwer. Sie stellte ihn ab und nickte resigniert. »Aber ja, ich war es mal. Kenne ich Sie?« Denn falls ja, wie zum Teufel konnte sie jemanden wie ihn bloß vergessen haben?

»Du bist es tatsächlich.« Seine Miene erstrahlte so plötzlich mit einem unwiderstehlichen Lächeln, als hätte jemand ein Flutlicht eingeschaltet – blendend und weiß. Es ließ die scharf geschnittenen Züge seines Gesichts und den Bartschatten auf seinen schmalen Wangen weicher erscheinen.

»Zeke Nicholas.« Er kam näher und streckte die Hand aus. »Mimosa High? Abschlussklasse 2002?«

Sie waren auf derselben Highschool gewesen und nicht miteinander ausgegangen? Unmöglich. Ohne nachzudenken, ergriff sie seine Hand und bekam erneut weiche Knie, als sich seine Finger um die ihren schlossen – groß und warm und stark und … zärtlich. »Es tut mir leid … Zeke.« Zeke? Sie kannte ganz bestimmt keinen Mann mit diesem Namen.

»Das muss es nicht«, sagte er und ließ widerstrebend ihre Hand los. »Wir hatten nicht denselben Freundeskreis.«

Und warum nicht, verflixt? »Bist du dir sicher?«

Er lachte, doch das tiefe Rumpeln klang ein wenig zu aufgesetzt und ernst. »Ja, da bin ich mir ganz sicher.«

»Tut mir leid, ich kann mich nicht an dich erinnern …« Oder überhaupt an jemanden, der so fantastisch aussah wie er.

»Damals kannte man mich noch unter meinem vollen Namen.« Er schenkte ihr ein bezauberndes Lächeln, das ihr Herz zum Schmelzen brachte. »Und den muss ich dir wohl verraten, nicht wahr?«

»Um mir auf die Sprünge zu helfen?«

Er sah einen Moment zu Boden, dann wieder in ihre Augen, eine sehr bescheidene Geste für einen Mann, der mit Bescheidenheit nicht allzu vertraut sein konnte. »Ezekiel Nicholas.«

Ihr klappte die Kinnlade herunter, als die Erinnerung blitzartig zurückkehrte. »Ezekiel, der Streberfreak?« Kaum hatte sie den Spitznamen ausgesprochen, hob sie erschrocken die Hände vor den Mund. »Entschuldigung!« Herrgott, sie war keinen Deut besser als Tori.

»Nein, nein.« Er hob ergeben die Hände. »Schuldig im Sinne der Anklage dieser fürchterlichen Abschlussklassentitel.« Er beugte sich so nah vor, dass sie die Wimpern an seinen Lidern hätte zählen können, und sagte mit gesenkter Stimme: »Märchenhafte Mandy.«

Aus seinem Mund klangen die Worte nicht hässlich, bösartig und von Neid zerfressen wie bei Tori, sondern verführerisch und bewundernd, wie ein zarter Hauch, der jede Faser ihres Körpers zum Klingen brachte.

Ezekiel Nicholas? Wie war das möglich? Wie war aus dem nerdigen, schlaksigen Freak mit Brille, der Mathe auf Einstein-Niveau beherrschte, aber keinen Blickkontakt mit seinen Klassenkameraden halten konnte, ein solcher … Adonis geworden?

»Du hast dich verändert«, stieß sie hervor.

»Du dich überhaupt nicht.« In seinen Worten schwang eine Sanftheit, die sie beinahe umgeworfen hätte, nicht zuletzt, weil sie im krassen Gegensatz zu der Bemerkung stand, die ihr auf dem Weg hierher nicht aus dem Kopf gegangen war.

Hast du in letzter Zeit mal in den Spiegel gesehen, Herzchen?

Ganz bestimmt nicht so, wie er sie im Moment ansah. Röte kroch ganz langsam über ihren Hals nach oben und brachte vermutlich die dringend benötigte Farbe in ihre viel zu bleichen Wangen. »Doch, ich habe mich verändert«, erwiderte sie. »Und du hast in all den Jahren offensichtlich etwas aus dir gemacht.«

»Du arbeitest hier.« Die Feststellung fasste die Fakten peinlich genau zusammen, aber das merkte man seinem Ton nicht an. »Das ist toll.« Es klang so, als meine er es ehrlich – im Gegensatz zu anderen, die ihre Schadenfreude über Mandy Mitchells Fall vom märchenhaften Higschoolschwarm zum mittellosen Zimmermädchen kaum verhehlen konnten. »Wirklich, das ist toll.«

»Und du wohnst hier«, sagte sie nach ein paar unbehaglichen Sekunden. »Mit … deiner Familie?« Er hatte erwähnt, dass seine Mutter auf der Terrasse saß. Gab es auch eine Mrs Nicholas? Einen Zeke junior?

»Nein, allein. Meine Eltern leben immer noch in dem Haus in der Harbor Avenue. Ich bin bloß wegen einer Überraschungsparty für meinen Vater hier und habe deshalb beschlossen, mir die Villa zu mieten.«

Einen verlegenen Moment lang schauten sie einander mit vollkommen anderen Augen an als noch fünf Minuten zuvor. Nun verbanden sie gemeinsame Erinnerungen – oder zumindest eine gemeinsame Vergangenheit.

»Ja, wow, Mandy!« Er trat von einem Fuß auf den anderen und schüttelte erneut den Kopf, als könne er es alles noch nicht richtig glauben. Wer könnte es ihm auch verdenken? Sie war Zimmermädchen. Und er ein Mann, der sich eine Villa für tausend Dollar die Nacht leisten konnte, wenn er zu Besuch in seine alte Heimat kam.

»Tja, ich …« Sie winkte zur Treppe. »Ich mache mich besser an die Arbeit.«

Er schenkte ihr ein betörendes Lächeln, die Art von Lächeln, die lang genug andauert, um das Herz einer Frau bis zur Kehle schlagen zu lassen und ihr den Boden unter den Füßen wegzureißen.

»Ich bleibe eine Woche«, sagte er.

»Ach ja?« Na super, dann würde sie ihm wohl jeden verdammten Tag über den Weg laufen. Er in seinem maßgeschneiderten Hemd über den granitharten Muskeln und sie in der Zimmermädchenuniform und mit Wischmopp in der Hand.

»Ja, ich habe die Reise mit ein paar geschäftlichen Terminen auf dem Festland verbunden, also …«

Also was? Sie nickte und fragte sich insgeheim, ob sie sich wohl einfach umdrehen und weggehen könnte. Er war ja schließlich nicht magnetisch. Unhöflich wollte sie aber auch nicht sein. Na schön, verflixt, gestand sie sich ein, irgendwie übte er wohl doch eine magnetische Anziehungskraft auf sie aus.

»Meinst du, wir können mal etwas zusammen unternehmen?«, fragte er.

Bat er sie etwa um ein Date? »Oh, ich …« … gehe nicht mit Männern aus. Niemals. Vergiss das nicht, Amanda! Niemals wieder. »Ich weiß nicht …«

Sein Blick glitt zu ihrer Uniform, blieb auf dem Schlüsselband um ihren Hals haften und konzentrierte sich auf ihren Namen.

»Ach ja, natürlich. Du arbeitest hier. Tut mir leid.« Außerdem hielt er sie wegen ihres Nachnamens zweifellos für verheiratet.

»Ja, ich arbeite hier«, sagte sie in der Hoffnung, dass dies als Entschuldigung und Erklärung ausreichte.

»Ezekiel?« Die Stimme einer Frau drang von der Terrasse zu ihnen herüber. »Ich habe eine weitere! Susan Fox hat für sich und Jennifer zugesagt. Du erinnerst dich doch noch an Jennifer Fox, oder? Sie ist bildhübsch und immer noch Single.« Ihre Stimme erhob sich beim letzten Wort trällernd. Zeke verdrehte genervt die Augen und blickte zur Decke.

»Okay«, rief er zurück. »Bin gleich bei dir.« Er lehnte sich an das Treppengeländer. »Meine Mutter hat eine Mission.«

»Dann solltest du ihr dabei wohl besser helfen.«

Er schnaubte. »Sie braucht keine Hilfe, glaub mir. Aber …« Offenbar widerstrebte es ihm, zu gehen. »Es ist nett, dich wiederzusehen«, sagte er schließlich. »Ich hab dich nie vergessen, Mandy.«

Dieses Kompliment konnte sie nicht zurückgeben, denn um der Wahrheit die Ehre zu geben, hatte sie nicht mehr an Ezekiel Nicholas gedacht, seit … Nein, sie hatte noch nie auch nur einen einzigen Gedanken an ihn verschwendet. Er war ihr völlig gleichgültig gewesen. Bis jetzt, da sie ihm weder Beachtung noch irgendetwas anderes schenken sollte oder durfte.

»Ich bin schon seit sehr langer Zeit nicht mehr Mandy Mitchell«, sagte sie. Diese Frau war vor vielen Jahren gestorben, niedergetrampelt von einem Mann, der demjenigen, der ihr jetzt gegenüberstand, gar nicht so unähnlich war. »Und wenn man bedenkt, wie ich die Leute in der Highschool behandelt habe …« – Leute wie ihn – »… ist das vermutlich auch gut so.«

Seine blauen Augen weiteten sich überrascht. »Wie du die Leute behandelt hast?«

»Ich war … na ja … ein eingebildetes Miststück, aber …« Sie machte eine abwertende Geste auf ihre Kleidung und Ausrüstung. »Wie heißt es so schön? Jeder bekommt, was er verdient.«

In seiner Miene spiegelte sich Fassungslosigkeit. »Du warst kein Miststück. Du warst zauberhaft.«

Die Worte ließen ihr Herz zerfließen. Sie öffnete den Mund zu einer Antwort, aber sie blieb ihr im Hals stecken, als er die Hand hob und ihr mit den Fingerknöcheln über die Wange strich. Seine Berührung war wie ein Stromschlag und ließ sie erschauern.

»Das bist du immer noch«, sagte er leise.

»Ezekiel!«

Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Kein Wort konnte sie darauf erwidern, aber er hatte sich ohnehin schon umgedreht und ging davon. Leise stieg sie die Treppe hinauf, den Mopp in der einen, den Eimer in der anderen Hand und eine höchst unerwünschte Sehnsucht im Herzen.