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"Der Regenbogen über meinem Teich hängt Tag für Tag ein wenig schiefer, du hast den siebten Himmel angepeilt, mein Reich liegt, Schatz, ein Stockwerk tiefer!" (aus: "Wenn du kommst" von Elena Jedaite) Die Gedichte von Elena Jedaite sind Ausflüge ins Niemandsland, wo die Träume beheimatet sind und die Erinnerung einem ihr Licht spendet, wo sich im Verborgenen der böse Kern aller kleinen und großen Katastrophen entfaltet. Gedichte über Liebe, Abschied und Neuanfang, über Pechsträhnen, Trauer und Sternstunden. Elegisch, heiter und oft mit einer gewaltigen Prise Ironie gewürzt.
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Seitenzahl: 56
Veröffentlichungsjahr: 2015
Elena Jedaite
Niemandsland
Gedichte
Impressum
© 2015 Elena Jedaite
Umschlag, Illustration: Javarman Javarman,
Stockfoto #13149350
http://de.123rf.com/photo_13149350_grungefloral-background-mit-platz-f-r-text-oder-bild.html
Verlag: tredition GmbH, Hamburg
ISBN
Paperback
978-3-8495-9719-1
Hardcover
978-3-8495-9720-7
e-Book
978-3-8495-9721-4
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Inhaltsverzeichnis
In Sachen Liebe
Januarstürme
Ein Walzer vor Mitternacht
Herbstliche Romanze
Die Fliederelegie
Ein Dankschön an Maestro
Italienische Romanze für Saxophon
Solo für Kontrobass grave
Irgendwo und nirgends
In Sachen Liebe
Achtung, Kuckucksei!
Wenn du kommst
Ich warte auf dich
Ich bin dir dankbar …
Erinnerung
Prost, Bernardo!
Prost, Bernardo!
Prophezeiung
Naive Malerei
Kuckucksei
Narrenweisheit gefragt
Der Sturz der Primadonna
Postmortemküsse
Das Herz aus gutem Holz
Geheimnisse
Freitag, der dreizehnte
Im Niemandsland
Sternenflüsterer
Gestrandet!
Sternklau!
Das Gebet einer Mutter
Eine kleine Bitte
Ein paar ungeklärte Dinge
Wenn Mütter beten
An den Schutzengel
In Sachen Wahrheit
Das Gebet des Nonkonformisten
Sternloser Himmel
Das letzte Licht
Die Schwimmende
Die nirgendwohin Eilende
Die in den Regen Laufende
Jenseits der Grenze
Als der Himmel brannte
Rückführung
Silberzauber
In Sachen Liebe
Januarstürme
Ich verlasse dich, wenn es schneit
auf Dächer, Brücken und Türme,
wenn du schläfst und nicht einmal weißt,
wer du bist, wie du eigentlich heißt -
in dem Weiß der Januarstürme.
Du verlässt mich, bevor es geschieht,
wenn die Brandung sich deiner bemächtigt
und du selbst nicht mal ahnst,
wie der Abschied mir wehtut,
wenn du mich ohne Worte verlässt.
Doch ich weiß, dass du irgendwo umkehrst,
weil du heimlich den Winter herbeisehnst,
weil du glaubst, dass ich leise gestehe:
Ich werde doch nie von dir gehen,
wenn du neben mir friedlich einschläfst,
um bei Januarstürmen zu träumen,
wenn der Himmel sich wölbt und auftut,
wenn es schneit
auf Dächer, Brücken und Bäume.
Ein Walzer vor Mitternacht
Es freut mich, dass es einfach ist zu fliehen,
dass diese Nacht mir nur geliehen ist,
dass Augenblicke leicht verfliegen
und der Flieder bald verblüht.
Was wäre, wenn die Ewigkeit uns bannen würde?
Dann wären Träume kein Geschenk, nur eine Last.
Der Schwung verleiht den Dingen
diesen Walzerklang,
was sich verhärtet, sich nicht auflöst – ist Ballast.
Die Welt ist rund durch Gottes Gnade,
und alles schwingt und ändert die Gestalt.
Wir wandern in dem Kreis, und es ist schade,
wenn jemand Abschied nimmt und sagt:
„Ich komme bald …“
Es ist nicht wahr, und unsre kleinen Lügen
verfangen sich im eignen Netz.
Es ist nicht fair, denn jemand leidet,
denn jemand ist durch uns verletzt.
Das wollen wir doch nicht!
Wir wollen nur genießen -
„Es war so wunderschön,
der Tanz ist bald zu Ende …“
Das sagten sie uns zärtlich, als sie gingen,
als sie uns diesmal, wieder mal verließen.
Herbstliche Romanze
Der Oktober ist milder denn je.
Er beschert uns die Pracht
seiner herbstlichen Farben
und verleiht deinen Küssen im Wind herben Hauch.
Morgen früh bist du fort,
und die Zukunft belohnt
irgendwann langes Warten.
Morgen früh ist die Welt wieder einsam wie je.
Diese Bäume sind sicher Jahrhunderte alt,
das Gedächtnis der alten Eichen
verewigt in Rinde das kostbare Glück,
das wir heute so großzügig teilen.
Deine Stimme verfängt sich im Wind,
und im Reigen fallender Blätter
kreist der Himmel um dein Gesicht.
Heute wäre die Welt noch zu retten!
Ich atme die kühlende herbstliche Luft,
um die Glut deiner Hände zu bannen.
Morgen früh bist du fort.
Ich verzichte darauf,
dich schon heute dafür zu verdammen.
Du sagst: „Dieser Herbst tut mir unendlich weh!“
Ich sage: „Wieso? Der Oktober ist milder denn je.“
Ich koste den Abschied auf deinen Lippen
und sage: „Dein Kuss schmeckt etwas bitter!“
Du meinst: „Unser Leben brennt an, meine Liebste!
Du schmeckst den verdammten Rauch!“
„Ich liebe den Herbst in deinen Küssen,
ich liebe den herrlichen, herben Hauch!“
Der Himmel rückt näher, um uns zu empfangen …
Morgen früh bist du fort,
ich verzichte darauf,
dich schon heute dafür zu verdammen.
Die Fliederelegie
Es duftete herrlich nach Frühling, nach Wonne.
Der Tag war so sanft, beschwingt und sonnig.
Der Fliederbusch strömte süße Wogen,
die Sinne berauschend zum Himmel stiegen.
Das hat uns letztendlich bewogen zu schweigen.
Wir schwiegen. Wir wussten, warum
wir in Eintracht entschieden,
der Sonne entgegen den Berg zu besteigen.
Es war nicht verwunderlich, gar nicht seltsam,
dass wir uns beiden, der Welt zuliebe,
den nahenden Abschied verschwiegen.
Der Tag war zu schön für bittere Worte,
wir mussten auf kommenden Regen warten,
wir mussten die Trauer, die Tränen der Liebe
auf Wolkenbruch, Schauer und Nebel verschieben.
Es duftet so herrlich nach Flieder, nach Wonne,
wir frönen der Stille, dem Frieden, der Sonne,
weil es nicht fair ist, den Frühling zu schmähen,
wenn uns die sanftesten Winde umwehen.
Wir stiegen zum Gipfel der Sonne entgegen,
warteten schweigend und sagten dann freundlich:
„Hier endet der Pfad, hier trennen sich Wege,
die Wolke da drüben bringt sicher Regen …“
Ein Dankschön an Maestro
Ich danke Ihnen für die Blumen, mein Maestro,
sie dufteten so schön und waren nie für mich.
Ich danke Ihnen für den Mondschein
an dem weißen Strand,
für Ihre Verse in dem warmen Sand.
Zu schade, dass Sie nie dabei gewesen sind,
als wir uns leidenschaftlich küssten,
sonst wüssten Sie, wie sehr ich Ihnen dankbar bin
für alle Dinge, die’s nie gab,
für jedes Wort, das keiner sagte,
für alles, was nie jemand tat,
und keiner jeweils wagte.
Und weil es all die Dinge niemals gab,
gibt‘s keine Tränen zu vergießen.
Da wir uns weder hassten noch verließen,
genieße ich die Wohltat meiner Träume,
den Segen ungetrübter Freude.
Es gibt nichts zu vergessen.
Es gibt nichts zu versäumen.
Die Welt verdreht sich nicht in ihrer Bahn
und keiner stürzt sich in den Wahn,
denn keiner sehnt sich nach verschmähten Küssen
und heult in einsamer Verzweiflung
in das bereits durchnässte Kissen.
Die lichterlohen Flammen bleiben aus,
kein Brief, kein liebevolles Wort wird je zu Asche.
Kein Höllengeist eilt schadenfroh herbei
zum Henkersmahl verheißungsvoller Träume.
Es gibt nichts zu verzeihen,
es gibt nichts zu bereuen,
denn jeder weiß, dass Meere
ohne Wind nicht schäumen.
Hier wird das Ende ohne Anfang zelebriert,
der Reiz der ungesagten Worte,
Erinnerung, die keinem wehtut,
die keiner schmäht und keiner hortet.
Willkommen in dem Tempel unversehrter Träume,
hier thront die Sehnsucht
im Gemach aus tausend lichten Räumen!
Nirgendwo genießt die Freiheit mehr Volumen,
und am Altar der unverbrauchten Zärtlichkeit
duftet es nach nie verblühten Blumen.
Sie ahnen sicher nichts davon,
dass Ihr Phantom bei Nacht
in meinem Garten Kirschen nascht.
Sind Sie, Maestro, wahrhaft überrascht?
O ja, bei Vollmond geistern Sie
vergnügt durch meinen Traum.
Und wenn der Übermut Sie packt,
so klettern wir gemeinsam
auf den höchsten Baum!
Sie haben mich noch nie geliebt,
noch nie verehrt und nie begehrt.