Kurplatz – Kurtheater – Napoleonschanze – Jann-Berghaus-Straße – Seilerstraße – Kirche Stella Maris in der Goebenstraße – Knyphausenstraße – Kaiser-Wilhelm-Denkmal – Friedrichstraße – Poststraße – Insel- kirche – Strandstraße – Marienhöhe oder Milchbar (ca. 70 Minuten ohne Besichtigungen und Pausen).
© Andreas Schulz, Köln
Der historische Kurplatz mit Conversationshaus und Musikpavillon
Als Ausgangspunkt des Spaziergangs bietet sich der A KurplatzaE2/3 an. Hier fühlt man sich ein wenig in alte kaiserliche Zeiten zurückversetzt und man kann sich gut vorstellen, wie die Damen und Herren um 1900 auf dem damaligen Marktplatz lustwandelten und einem der seinerzeit dreimal täglich stattfindenden Kurkonzerte lauschten. Zwischenzeitlich stand hier die neybox der Insel, ein alter Badekarren, in dem Urlauber und Insulaner Grüße und Liebeserklärungen an Norderney mit einer Videokamera aufnehmen konnten. Die nettesten und lustigsten Filmchen wurden auf www.youtube.com veröffentlicht. Der ca. vier Meter hohe Pfeiler vor dem Conversationshaus ist mit zwölf Wegweisern bestückt, die in die Richtung weiterer UNESCO-Naturerbestätten weisen. Hier sieht man, dass z. B. die Entfernung von Norderney und dem Wattenmeer bis zum einzigartigen Taucherparadies Great Barrier Reef fast 15 000 Kilometer beträgt.
© Staatsbad Norderney GmbH
Norderneys Ausrufer – er weiß Bescheid und gibt gerne Auskunft
Das alte Kurhaus, heute wieder Conversationshaus aE2/3, bildet am Kopf des Platzes einen architektonischen, aber auch sozialen Mittelpunkt des Ortes. Einen Vorgängerbau dieses Namens gab es schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts. 2007/08 wurde das Haus aufwendig restauriert und beherbergt nun die Tourist Information, die wunderschöne ~ Öffentliche Bibliothek mit einem hochherrschaftlich anmutenden Lesesaal und ein einladendes Café, das Kurpalais, mehrere Veranstaltungsräume sowie ein stilvolles Lädchen, in dem man schöne Mitbringsel erstehen kann. Es handelt sich um einen der herausragenden Profanbauten der deutschen Bäderarchitektur.
Auch die Grünfläche auf dem Kurplatz wurde umgestaltet und entspricht heute mit den sich kreuzenden Wegen wieder eher der Gestaltung des 19. Jahrhunderts. Der Rasen darf betreten werden und wird bei den verschiedenen Veranstaltungen – wie dem mehrtägigen Weinfest oder wunderbaren Klassik-Konzerten – zum Festplatz.
Einen ausgiebigen Extra-Besuch ist in jedem Fall das B bade:haus norderney aE2 wert, z. B. zur Saunanacht »Meeresleuchten« jeden zweiten Freitag im Monat.
Der Musikpavillon bzw. die Konzertmuschel aE2ist ebenfalls vor einiger Zeit erneuert worden. Viele Jahre spielten hier regelmäßig die Warschauer Symphoniker, inzwischen hat sich der Schwerpunkt der zahlreichen Musikveranstaltungen verschoben.
Überquert man hinter dem Pavillon die Bülowallee und hält sich links, gelangt man zum spätklassizistischen Bau des Kurtheaters aD/aE3. Zur Saison 1894 eröffnet, stellte es damals neben den mehrmals täglich stattfindenden Kurkonzerten eine weitere kulturelle Attraktion dar. Schon seit 1923 werden hier auch Kinofilme gezeigt; heute kann man neben Kleinkunst-Aufführungen vor allem aktuelle Filme sehen. Auch als Veranstaltungsort des Internationalen Filmfestes Emden-Norderney hat sich das Theater einen Namen gemacht. Ein Besuch des wunderschönen, rot-plüschigen Film theaters lohnt sich in jedem Fall. Seit 1987 steht das Gebäude unter Denkmalschutz.
Vor dem Theater wurde zu Ehren des berühmten Inselgastes das Heinrich-Heine-Denkmal aE3 aufgestellt. Heinrich Heine kam zum ersten Mal im Jahr 1825 nach Norderney. Zwei weitere Aufenthalte folgten 1826 und 1827, obwohl ihm die Insulaner und ihr Tee, der sich im Geschmack seines Erachtens »von gekochtem Seewasser nur durch den Namen unterscheidet«, nicht besonders gefielen. Besonders die Frauen genügten seinen Vorstellungen nicht. »Die Tugend der Jungfrauen auf Norderney wird durch ihre Häßlichkeit und gar besonders durch ihren Fischgeruch, der mir unerträglich war, vorderhand geschützt.« Heine verarbeitete seine Impressionen von verschiedenen Nordseebesuchen literarisch unter anderem in dem Gedichte-Zyklus »Die Nordsee«.
Das 1930 vom Bildhauer Arno Breker entworfene Denkmal wurde 1983 an dieser Stelle aufgestellt – trotz heftiger Proteste der Insulaner, sowie u. a. der Akademie der Künste. Breker, dessen Kunst aufgrund seiner Rolle im Dritten Reich sehr umstritten ist, erhielt für seine Arbeit den zweiten Preis eines von der Stadt Düsseldorf ausgeschriebenen Wettbewerbes, aber Düsseldorf wollte es nicht haben. Die Gesellschaft Heinrich-Heine-Denkmal e. V. schenkte es 1983 der Stadt Norderney. Und die Stadtverwaltung nahm es getreu dem Motto »Einem geschenkten Gaul …« dankend an.
Zurück auf der Bülowallee, wo die Gelegenheit günstig ist, sich ein leckeres Frieseneis auf die Hand mitzunehmen, folgt man der Marienstraße, benannt nach Königin Marie von Hannover, oder einem der Wege durch das Kurparkwäldchen zur Napoleonschanze. Am Haus der Marienstraße 3, erinnert eine Gedenktafel daran, dass Theodor Fontane diesen Ort zweimal besuchte und, wie man in seinen Briefen nachlesen kann, auch mochte. In der Marienstraße 5 wohnte 1853 Fürst von Bismarck, der damals Preußischer Gesandter der Frankfurter Bundesversammlung war.
Nur wenige Meter weiter, in der Marienstraße 24, kann man die einzige Mühle aD5 – ein Galerieholländer – auf den ostfriesischen Inseln bewundern. Die Stellung des oberen Teils wird mithilfe eines Windrades immer in Richtung des Windes ausgerichtet.
Hinter den Häusern der Marienstraße befinden sich in den Ausläufern des Kurparks die Reste einer Schanzenanlage. Zur Zeit der französischen Besatzung 1811/12 wurde Norderney von 300 französischen Soldaten, die kurzerhand im Kurhaus einquartiert wurden, kontrolliert. Um dem Handel der Einheimischen mit Schmuggelwaren ein Ende zu setzen, wurde die Napoleonschanze aD4 errichtet. Die Einwohner Norderneys wurden zu deren Bau verpflichtet. Auf der Ostseite befand sich eine Zugbrücke, die den einzigen Zugang zur Schanzenanlage darstellte. Vier Kanonen und eine permanente Bewachung mit 200 Soldaten sorgten dafür, dass das Schmuggeln fast komplett eingedämmt wurde.
Ein Jahrhundert später wurde die Schanze zur Freizeitanlage umfunktioniert. Seit 1912 finden hier in der CWaldkirche aD4im Sommer ökumenische Open-Air-Gottesdienste statt, oft sogar mit Posaunenchor. Etwas Besonderes war bis 2015 der Gottesdienst für Mensch und Tier, der hier seit 1993 jährlich gehalten und vor allem von Kindern mit ihren Haustieren (vom Kaninchen bis zum Pferd) gern besucht wurde.
Das Ehrenmal an der Napoleonschanze wurde vom Berliner Bildhauer Prof. Hosaeus gestaltet. Es erinnert mit seiner Inschrift (»Euch Allen Dank – Ob Ihr In Heimaterde Ruht, Ob Euch zum Letzten Schlummer Wiegte Meeresflut, Ob Fern Ihr Schlaft In Fremdem Land, Dies Eiland Denkt An Euch Solange Es Steht, Und Seewind Über Seine Dünen Weht – 1914–1918«) seit 1929 an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges.
Den Schwanenteich links liegen lassend, verlässt man den Park wieder und kommt an die Kreuzung, an der die Mühlenstraße auf die Jann-Berghaus-Straße trifft. Die in dem ersten Teil eher ruhige Wohnstraße wird in ihrem Verlauf zu einer der lebendigsten und buntesten Einkaufsstraßen Norderneys. Doch zunächst sieht man auf der rechten Seite den Norderneyer Friedhof aC/aD4 mit moderner Kapelle. Die meisten Nordeneyer finden hier ihre letzte Ruhe. Direkt am Eingang kann man einen Gedenkstein auf dem Familiengrab von Inselmaler Poppe Folkerts (1875 auf Norderney geboren und 1949 auf der Insel verstorben) besuchen. Bestattet wurde er allerdings kurz nach seinem Tod unter großer Anteilnahme der Insulaner auf See. Eine Fördergemeinschaft der Norderneyer Bürger versucht seit geraumer Zeit, den Werken dieses Norderneyer Künstlers Raum in einem eigenen Museum zu schaffen. Vor der Einrichtung des zentralen Friedhofs (1876) wurden die Insulaner auf dem Alten Norderneyer Kirchhof neben der Inselkirche begraben. Dort kann man auch das ein oder andere Grabdenkmal aus dem 19. Jahrhundert finden.
Auf dem weiteren Weg entlang der Jann-Berghaus-Straße herrscht allmählich immer mehr Treiben. Vorbei gehts am historischen Gebäude der Grundschule, in der knapp 160 Norderneyer Kinder in zwölf Klassen unterrichtet werden. Gegenüber, vor dem Pflanzenhof Boekhoff findet man samstags vormittags von 8 bis 13 Uhr ein großes Angebot an frischem Obst und Gemüse der Saison.
Bald reiht sich Geschäft an Restaurant an Café. Die Seitenstraße Seilerstraße aD3 ist einen Schlenker wert, da hier die ursprüngliche Inselarchitektur noch gut zu erkennen ist. Biegt man nun rechts und sofort wieder links ab, landet man in der Goebenstraße. Dort steht die größte katholische Kirche in Ostfriesland D Stella Maris (Stern des Meeres)aC2