Nordlichtherzen - Thomas Berlin - E-Book

Nordlichtherzen E-Book

Thomas Berlin

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Beschreibung

Sechs junge Erwachsene und eine Idee: Raus aus allem. Weg vom Erwartungsdruck, von Leistungsdenken, Beziehungskrisen, familiären Altlasten. Das Ziel: Finnisch-Lappland – eine Holzhütte mitten im Nirgendwo.
Was als spaßiger Winterurlaub beginnt, wird zur Zerreißprobe für Freundschaften, zur Bewährungsprobe für Liebe – und zur Bühne für lange verborgene Wahrheiten. Alte Konflikte brechen auf, neue entstehen. Grenzen werden überschritten, Vertrauen wächst – und zerbricht.
In der Weite des Schnees, unter dem Glühen der Nordlichter, müssen sie entscheiden: Wer bin ich – und wer will ich sein?
Nordlichtherzen ist ein emotionaler, intensiver Roman über das Erwachsenwerden im Ausnahmezustand, das Loslassen und das Finden – von Nähe, Wahrheit und Hoffnung.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Berlin, Thomas & Körner, Ines C.

Nordlichtherzen

📘 Impressum

Angaben gemäß § 5 TMG und § 55 Abs. 2 RStV:
Thomas Berlin
Ines C. Körner
Postfach 16
15362 Neuenhagen bei Berlin
Deutschland
Inhaltlich verantwortlich gemäß § 55 Abs. 2 RStV:
Thomas Berlin & Ines C. Körner
(Postfach 16, 15362 Neuenhagen bei Berlin)
Urheberrecht:
Alle Rechte an diesem Werk liegen bei den Autoren. Die unerlaubte Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Wiedergabe, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Genehmigung nicht gestattet.
Hinweis zur Mitwirkung künstlicher Intelligenz:
Dieses Werk wurde unter Mitwirkung künstlicher Intelligenz erstellt. Die redaktionelle und inhaltliche Verantwortung liegt vollständig bei den Autoren.
© 2025 Thomas Berlin & Ines C. Körner
UUID: 9a870abf-d723-42b9-98cc-68c6c54f7d90
Dieses eBook wurde mit Write (https://writeapp.io) erstellt.

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Personen in Nordlichtherzen

Vorwort

Prolog - Der erste Atem des Nordens

Teil 1 - 01. Stille vor dem Sturm

Teil 1 - 02. Nähe in der Dunkelheit

Teil 1 - 03. Kollision der Wege

Teil 1 - 04. Der Baum der alles veränderte

Teil 1 - 05. Eindringling im Schneesturm

Teil 1 - 06. Schnee, Stille und ein Fremder

Teil 1 - 07. Ungebetene Gäste, unerwartete Nähe

Teil 1 - 08. Zwischen Frühstück und Verlegenheit

Teil 1 - 09. Jagd zwischen den Flocken

Teil 1 - 10. Hase, Herz und heimliche Gedanken

Teil 2 - 11. Zwischen Eis und Schweigen

Teil 2 - 12. Minus dreißig Grad

Teil 2 - 13. Geteilter Mut

Teil 2 - 14. Zeichen im Schnee

Teil 2 - 15. Der Schlag

Teil 2 - 16. Spuren im Schnee

Teil 2 - 17. Das Echo des Schusses

Teil 2 - 18. Am Frühstückstisch

Teil 2 - 19. Flackerndes Licht

Teil 2 - 20. Aufbruch unter Nordlicht

Teil 3 - 21. Zwischen Nähe und Gewissheit

Teil 3 - 22. Glut unter der Oberfläche

Teil 3 - 23. Tannenduft und Klarheit

Teil 3 - 24. Zwischen Zweigen und Zimtsternen

Teil 3 - 25. Zwischen Kerzenschein und Klartext

Teil 3 - 26. ​Zwischen Waldpfad und Hasenbraten

Teil 3 - 27. Zwischen Kettensäge und Lebensweg

Teil 3 - 28. Zwischen Maschinenkraft und Menschenkenntnis

Teil 3 - 29. Zwischen Bruch und Neuanfang

Teil 3 - 30. Zwischen Hoffen und Feuerwerk

Teil 3 - 31. Zwischen Türschwelle und Telefonat

Teil 3 - 32. Zwischen Rückschlag und Aufbruch

Teil 4 - 33. Neue Wege, alte Schatten

Teil 4 - 34. Was, wenn ...... ?

Teil 4 - 35. Entscheidungen und Enthüllungen

Teil 4 - 36. Wahrheit, Vertrauen, Verantwortung

Teil 4 - 37. Klarheit, Konsequenzen und ein Versprechen

Teil 4 - 38. Kein Zurück, nur nach vorn

Teil 4 - 39. Zwischen Klarheit und Verschwinden

Teil 4 - 40. Zwischen Tür und Entscheidung

Epilog - Ein Jahr später

Nachwort des Autor(in)

Über die Autoren

Veröffentlichungen der Autoren

Exposé

Danksagung

landmarks

Titelseite

Cover

Inhaltsverzeichnis

Buchanfang

Inhaltsverzeichnis

- Inhaltsverzeichnis
- Personen in Nordlichtherzen
- Vorwort
Ein freies Leben beginnt oft mit einem klaren Nein – und einem beherzten Ja.
- Prolog – Der erste Atem des Nordens
Wenn Schnee nicht nur Landschaft bedeckt, sondern auch Erinnerungen
Teil 1 – Ankommen im Nebel der Vergangenheit
01. Stille vor dem Sturm
Der Neuanfang, der keiner sein wollte
02. Nähe in der Dunkelheit
Wenn Nähe nicht geplant ist, aber notwendig
03. Kollision der Wege
Vier Wände, fünf Lebensentwürfe
04. Der Baum, der alles veränderte
Altes fällt, Neues wächst
05. Eindringling im Schneesturm
Verloren – und doch gefunden
06. Schnee, Stille und ein Fremder
Zwischen Misstrauen und Magnetismus
07. Ungebetene Gäste, unerwartete Nähe
Wenn man Fremde nicht mehr los wird – und das will
08. Zwischen Frühstück und Verlegenheit
Kaffee, Konfrontation und Komplimente
09. Jagd zwischen den Flocken
Ein Tag in der Wildnis – mit Folgen
10. Hase, Herz und heimliche Gedanken
Zwischen Schuss und Schulterblick
Teil 2 – Durch Schnee und Zweifel
11. Zwischen Eis und Schweigen
Die Kälte draußen und in uns
12. Minus dreißig Grad
Gefrorene Zeit – flüchtige Gedanken
13. Geteilter Mut
Wer führt, wenn alle zögern?
14. Zeichen im Schnee
Was bleibt, wenn die Spuren verwehen
15. Der Schlag
Manche Nähe trifft unerwartet
16. Spuren im Schnee
Verloren und gefunden zugleich
17. Das Echo des Schusses
Was man nicht sagen kann, hallt nach
18. Am Frühstückstisch
Brot, Blicke, Brüche
19. Flackerndes Licht
Eine Glühbirne? ODER nur ein Gefühl
20. Aufbruch unter Nordlicht
Wenn man nicht mehr bleiben kann
Teil 3 – Zwischen Herzschlag und Entscheidung
21. Zwischen Nähe und Gewissheit
Wenn aus Spannung Verlangen wird
22. Glut unter der Oberfläche
Gefühle, die keiner geplant hat
23. Tannenduft und Klarheit
Weihnachten unter völlig neuen Vorzeichen
24. Zwischen Zweigen und Zimtsternen
Weihnachten in fremden Armen
25. Zwischen Kerzenschein und Klartext
Was nach Schweigen kommt
26. Zwischen Waldpfad und Hasenbraten
Tradition trifft Lebensentwurf
27. Zwischen Kettensäge und Lebensweg
Schneiden, um Platz zu schaffen
28. Zwischen Maschinenkraft und Menschenkenntnis
Arbeit, Annäherung, Anerkennung
29. Zwischen Bruch und Neuanfang
Manchmal muss etwas enden, damit etwas beginnt
30. Zwischen Hoffen und Feuerwerk
Silvesternacht mit Fragezeichen
31. Zwischen Türschwelle und Telefonat
Manche Gespräche kommen zu spät
32. Zwischen Rückschlag und Aufbruch
Neustart trotz Stolpersteinen
Teil 4 – Freies Leben unter neuen Voraussetzungen
33. Neue Wege, alte Schatten
Job, Mut und verpasste Perioden
34. Was, wenn …?
Ein Test, ein Moment, eine Wahrheit
35. Entscheidungen und Enthüllungen
Druck, Wahrheit und neue Perspektiven
36. Wahrheit, Vertrauen, Verantwortung
Ein Kind, zwei Möglichkeiten – und klare Worte
37. Klarheit, Konsequenzen und ein Versprechen
Grenzen setzen, Unterstützung finden
38. Kein Zurück, nur nach vorn
Ausbildung, Studium, und die Nachricht vom Verschwinden
39. Zwischen Klarheit und Verschwinden
Wenn ein Vater plötzlich fehlt
40. Zwischen Tür und Entscheidung
Wachstum, Heiratspläne und ein Wiedersehen
- Epilog – Ein Jahr später
Ein Zuhause aus Entscheidungen
- Nachwort der Autoren
- Über die Autoren
- Exposé
---

Personen in Nordlichtherzen

🏔 Hauptfiguren
Emilia Korhohnen
24 Jahre, schlank, lange blonde Haare (Zopf oder Pferdeschwanz), studiert BWL (4. Semester), in Beziehung mit Siiri
Siiri Ojala
22 Jahre, kräftige Figur, dunkle halblange Haare, Sekretärin in Anwaltskanzlei, in Beziehung mit Emilia
Joona Laine
24 Jahre, kräftige Statur, blonde Haare, Maschinenführer im Forst, in Beziehung mit Aleksi
Aleksi Salminen
27 Jahre, kräftige Statur, dunkelblonde Haare, Forstwirt, in Beziehung mit Joona
Finja Saari

19 Jahre, schlank, rotblonde lange Haare, Auszubildende zur Hotelfachfrau (3. Lehrjahr), offen, selbstbewusst, reist allein durch den Sturm zu ihren Eltern

🌲 Nebenfiguren (Einheimische)
Lars Hoevermen
52 Jahre, kräftige Statur, dunkelblond-graue Haare, Landwirt & Vermieter von Ferienhäusern, verheiratet mit Frieda
Frieda Hoevermen
51 Jahre, ebenfalls kräftig, vermietet gemeinsam mit Lars die Ferienhäuser, 4 Kinder & 2 Enkel
Matti Laitinen
45 Jahre, kräftige Statur, dunkle, teilweise graue Haare, Jagdpächter & Vermieter von Ferienhäusern, wirkt verbindlich & kontrolliert

Mika Haavisto,

38 Jahre alt, Revierförster im Bezirk Tervaniemi.

Vorwort

Dieses Buch erzählt keine Heldengeschichte.
Es erzählt von Menschen, die stolpern und sich aufrappeln. Von Entscheidungen, die nicht immer einfach – aber ehrlich sind. Von Neuanfängen, die nicht perfekt – aber notwendig sind.
Es geht um Freundschaft, die nicht fragt, woher man kommt. Um Liebe, die sich nicht an Geschlechter oder Konventionen hält. Und um Verantwortung, die manchmal erst dann entsteht, wenn man keine Ausreden mehr hat.
Emilia, Siiri, Finja – sie alle stehen an einem Wendepunkt. Jede auf ihre Weise. Jede mit einem anderen Gepäck auf den Schultern. Sie verlassen Gewohntes, treffen schwierige Entscheidungen, und bauen sich ein neues Leben auf – mit Ecken, Kanten und leisen Zweifeln.
Was sie vereint?
Sie wählen ihren Weg. Nicht den leichtesten. Aber den echten.
Und vielleicht – so hoffen wir – erkennt sich die eine oder der andere beim Lesen ein kleines bisschen darin wieder.
Willkommen in einer Geschichte, die das Leben nicht beschönigt, aber auch nicht kleinredet.
Willkommen bei Emilia, Siiri, Finja und all den anderen, die zeigen:
Ein freies Leben beginnt oft mit einem klaren Nein – und einem beherzten Ja.
Thomas Berlin & Ines C. Körner

Prolog - Der erste Atem des Nordens

Wenn Stille bedrohlich wird und der Schnee beginnt zu flüstern

P.O.V.: Emilia

Die Haustür fiel ins Schloss, und kaum hatte Siiri ihre Stiefel abgestreift, landete sie auch schon auf dem Sofa neben mir.
„Endlich Urlaub! Drei Wochen nur du und ich, mein Schatz“, rief sie und zog mich lachend in einen langen Kuss. Ich erwiderte ihn, ließ meine Finger durch ihr dunkles Haar gleiten und genoss das Gefühl ihrer Nähe.
Der Schlüssel zur Hütte in Lappland war heute per Post gekommen – ein letzter, kleiner Beweis, dass wir es wirklich geschafft hatten. Unser erstes gemeinsames Weihnachtsfest in der Abgeschiedenheit. Kein Trubel. Kein Lärm. Nur wir, Schnee und vielleicht ein paar Elche.
„Ich hab übrigens mit dem Jagdpächter telefoniert“, sagte ich, als Siiri sich noch näher an mich kuschelte. „Wir dürfen offiziell auf die Jagd gehen – für einen Monat. Natürlich nur, was erlaubt ist. Bären und Elche nur im Notfall, aber vielleicht läuft uns ja ein Fuchs über den Weg.“
„Fuchs hin oder her“, flüsterte Siiri mit einem Grinsen. „Ich hab ganz andere Pläne für unsere erste Woche. Und du wirst definitiv nicht zum Schießen kommen – außer vielleicht … na ja …“ Sie zwinkerte vielsagend.
Ich lachte. „Wenn das so ist, sollten wir heute noch alles einkaufen und den Pick-up beladen. Wer weiß, ob morgen noch irgendwas in den Regalen steht. Der Wetterdienst warnt vor einem starken Schneeeinbruch.“
Siiri verzog spielerisch das Gesicht. „Einkaufen klingt furchtbar vernünftig. Aber vielleicht lässt sich das ja verschieben … um, sagen wir … eine Stunde?“
Ich sah sie an, ihre Augen blitzten. „Ab in den Supermarkt. Danach beladen wir das Auto, duschen … und dann hast du freie Bahn.“
Sie seufzte dramatisch, ließ sich aber überreden.
Am Abend, nach voll gepackten Tüten und einer Menge Schnee auf der Motorhaube, war alles vorbereitet. Die Hütte wartete. Wir auch – aufeinander. Noch ehe das Wasser der Dusche richtig warm wurde, fiel der letzte Rest Vernunft von uns ab. Haut auf Haut. Hände, Blicke, Wärme. Was folgte, war intensiv, wild – und der Beginn eines Urlaubs, der alles verändern sollte.
Später saßen wir eng aneinander gekuschelt auf dem Sofa, eine dampfende Teetasse in der Hand, das Radio leise im Hintergrund. Zwischen zwei melancholischen Liedern unterbrach eine sachliche Stimme das Musikprogramm.
> „Wir unterbrechen für eine aktuelle Unwetterwarnung des Finnischen Wetterdienstes. Für das nördliche Lappland, insbesondere die Region rund um Enontekiö, Kilpisjärvi und das obere Muonio-Tal, wird ab morgen früh ein schwerer Schneesturm mit orkanartigen Böen, starker Verwehung und Sichtweiten unter fünf Metern erwartet. Wir raten dringend, alle Reisen in diese Gebiete zu verschieben oder rechtzeitig Schutz in Notunterkünften oder Schutzhütten zu suchen. Wiederholung: Schneesturm-Warnung der Stufe Rot ab Mittwochmorgen.“ <
Ich sah Siiri an, die Stirn in Falten gelegt. „Das ist ziemlich genau da, wo unsere Hütte steht“, murmelte sie.
Ich nickte langsam. „Ja. Aber wenn wir früh genug losfahren, erreichen wir sie noch vor dem Sturm.“
„Und wenn nicht?“, fragte sie leise.
„Dann bleiben wir eben in der nächsten Schutzhütte“, sagte ich, bemüht gelassen. „Wir beide kommen auch mit einem Plan B klar.“
Siiri lächelte zaghaft, doch in ihren Augen lag für einen Moment mehr als nur Vorfreude. Da war ein leiser Zweifel – oder war es Vorahnung?
Ich zog sie enger an mich. „Wir schaffen das“, flüsterte ich.
Draußen hatte der Schneefall begonnen – leise, sachte, aber unaufhörlich. Und irgendwo in diesem fallenden Weiß begann das, was wir so lange ersehnt hatten – ohne zu wissen, worauf wir uns wirklich einließen.
P.O.V.: Aleksi
Der Mercedes schnurrte leise, als ich vor dem Haus von Joona parkte. Noch ehe ich ausstieg, hörte ich das Knattern seiner BMW R 1250 RT. Im nächsten Moment bog er mit dem Motorrad auf den Hof.
„Du bist spät dran“, rief ich ihm zu, während er den Helm abnahm.
„Sag das meinem Chef“, knurrte Joona. „Er wusste, dass ich heute Urlaub habe – und kam trotzdem mit Extrawünschen.“
„Gepackt?“, fragte ich, als wir uns umarmten.
„Noch nicht. Ich dachte, ich wäre früher raus. Aber wenn du einkaufen fährst, pack ich in der Zeit meinen Koffer. Deal?“
Ich nickte und machte mich auf den Weg zum Supermarkt, während Joona seine Maschine in die Garage stellte.
Drei Stunden später war der Skoda Kodiaq 4x4 randvoll – Essen, Kleidung, Schlafsäcke, Schneeketten. Zwei Wochen Winter, zwei Männer, eine Hütte. Und keine Ausreden mehr.
Kurz vor Mitternacht hielten wir an einem kleinen Rasthof. Die Strecke hatte uns mehr Kraft gekostet als gedacht, und wir wollten am nächsten Morgen früh weiter. Im Restaurant nahmen wir noch eine Kleinigkeit zu uns, bevor wir das Zimmer bezogen.
„Hast du den Wetterbericht gesehen?“, fragte ich, als ich meine Jacke aufzuhängen begann. „Für morgen ist Schneesturm angesagt – und zwar heftig. Enontekiö könnte schwierig werden.“
Joona zuckte die Schultern. „Ich kenne die Straßen da oben. Und der Skoda schafft das schon. Schneeketten sind im Kofferraum.“
Ich lächelte. Dieser Optimismus war einer der Gründe, warum ich ihn liebte.
Wir duschten gemeinsam – wie so oft. Es begann spielerisch, wie zufällig, doch bald lagen unsere Körper eng aneinander. Die Wärme des Wassers mischte sich mit der Wärme unserer Haut. Berührungen wurden zu Versprechen. Und irgendwann fiel jedes Zeitgefühl von uns ab.
Später lagen wir Arm in Arm im Bett. Draußen fiel der erste Schnee – leise, fast zärtlich. Noch ahnten wir nicht, dass dieser Sturm unser Leben durcheinanderwirbeln würde. Und uns auf eine Reise schickte, die weit mehr forderte als Mut, Liebe und Vertrauen.

Teil 1 - 01. Stille vor dem Sturm

Eine Frau, ein Ziel und die endlose Weite Lapplands

POV: Siiri

Ich wurde langsam wach. Nicht durch ein Geräusch, sondern durch eine Berührung. Emilias Hände glitten sanft über meine Haut, ihre Lippen liebkosten meine Brust. Ich ließ die Augen geschlossen, genoss die Wärme ihrer Zärtlichkeit. Ein wohliges Zittern durchfuhr mich, als sie sich tiefer vorwagte und meine Körpermitte mit sanften Streicheleinheiten erkundete. Ein lustvolles Stöhnen entwich mir, als ihre Finger den Punkt fanden, der mich jedes Mal aufs Neue erzittern ließ.
„Hör bitte nicht auf …“ murmelte ich, nun ganz bei Bewusstsein.
Emilia lachte leise, fast verschmitzt. Mit einer Zärtlichkeit, die mich jedes Mal aufs Neue überraschte, schenkte sie mir einen Moment, den ich nie hätte planen können – aber immer wieder erleben wollte. Minuten später lag ich mit klopfendem Herzen und einem zufriedenen Lächeln in ihren Armen.
„So darf jeder Tag beginnen“, sagte ich leise.
„Heute war ich dran“, erwiderte Emilia, während sie mir sanft über die Schulter strich. „Morgen bist du es, die mich weckt.“
Wir blieben noch eine Weile im Bett, bis uns die Realität einholte – oder besser: der Abreisetermin. Die Bettwäsche kam in die Maschine, der Rest in den Kofferraum. Nach einem schnellen Frühstück – Kaffee, Brot, Käse – wurde der Pick-up fertig beladen, das Haus abgeschlossen und die letzten Handgriffe erledigt. Unsere Putzfrau würde sich während unserer Abwesenheit ums Haus kümmern, die Post abholen und die Pflanzen versorgen.
Kaum waren wir auf der Autobahn, begannen erste Schneeflocken zu tanzen. Zuerst vereinzelt, dann immer dichter.
„Ich liebe es, wenn es zu Weihnachten schneit“, sagte ich und sah hinaus in das immer weißer werdende Grau.
„Ich auch“, erwiderte Emilia, die konzentriert am Steuer saß. „Aber gerade jetzt hätte es nicht unbedingt anfangen müssen.“
Ich legte beruhigend die Hand auf ihren Oberschenkel. „Hast du heute Morgen noch nicht genug bekommen, hm?“, fragte sie neckisch, ohne den Blick von der Straße zu nehmen.
„Ich kann einfach nicht genug von dir bekommen. Aber hier im Auto ist es unbequem, zu kalt – und zu öffentlich.“
Emilia schmunzelte. „Dann halte dich noch ein paar Stunden zurück. Wenn wir Glück haben, ist die Hütte schon warm.“
„Und wenn nicht, wärmen wir sie eben selbst auf“, antwortete ich.
Doch je weiter wir fuhren, desto dichter wurde der Schneefall. Der Wind nahm zu, die Sicht wurde schlechter. Emilia reduzierte das Tempo, konzentrierte sich auf den rutschigen Asphalt. Unsere ursprüngliche Ankunftszeit rückte in weite Ferne. Als wir in Kolari eine Pause einlegten, waren wir beide angespannt.
Ein heißes Wildgericht – Riistakäristys mit Kartoffelstampf – und kräftiger Khavi halfen, neue Energie zu schöpfen. Ich übernahm das Steuer, und wir setzten unsere Fahrt fort. Doch der Sturm ließ nicht nach. Schließlich zwang uns der Schneefall, die Autobahn zu verlassen. Auf der Landstraße kamen wir nur noch im Schritttempo voran.
Dann – aus dem Nichts – eine Herde Rentiere. Sie standen wie Statuen auf der Straße, regungslos, als gehörte ihnen der Weg allein. Kein Hupen, kein Licht ließ sie weichen.
„Diese Viecher sind unglaublich stur“, murrte ich. „Und ausgerechnet heute!“
Erst als ein entgegenkommender Fahrer einen Strohballen an den Straßenrand warf, begannen sich die Tiere langsam zu bewegen. Es vergingen über dreißig Minuten, bis wir weiterfahren konnten. Beim Vorbeifahren trat eines der Tiere mit dem Hinterlauf aus – und traf unsere Beifahrertür. Ein lauter Knall. Ich fluchte, hielt an und stieg aus. Die linke Fahrzeugseite war eingebeult. Ein teures Andenken an diesen Tag.
Wir hätten längst an der Hütte sein sollen. Doch es lagen noch immer 150 Kilometer vor uns. Zwei Schneepflüge kamen uns entgegen, schoben eine Fahrspur frei. Wir fuhren ihnen vorsichtig hinterher. Doch kurz vor unserem Ziel mussten wir auf eine Nebenstraße abbiegen – ungeräumt, vereist.
„Langsam“, sagte Emilia angespannt, als ich abbremste.
Zu spät. Das Heck brach aus, der Wagen drehte sich, schlidderte quer über die Fahrbahn und rutschte in den Graben. Stille. Dann: „Mist!“
Wir stiegen aus. Ein Vorder- und ein Hinterrad steckten tief im Schnee. Ich fluchte erneut.
„Wir versuchen es mit der Seilwinde“, schlug Emilia vor. „Die Fichte auf der gegenüberliegenden Straßenseite müsste halten.“
„Und wir sollten Fackeln und Warndreiecke aufstellen“, ergänzte ich. „Sicherheit geht vor.“
Während ich die Absicherung übernahm, bereitete Emilia alles für die Bergung vor. Sie befestigte das Seil, aktivierte die Fernbedienung. Ich setzte mich ans Steuer. Beim ersten Versuch rührte sich nichts. Dann aktivierte ich den Allradantrieb – warum war der überhaupt ausgeschaltet? – und versuchte es erneut.
Langsam, ganz langsam bewegte sich das Fahrzeug zurück auf die Straße. Es dauerte über dreißig Minuten, doch schließlich stand der Pick-up wieder auf festem Grund.
Doch die Freude war nur von kurzer Dauer. Das linke Hinterrad war beschädigt, der Reifen platt, die Felge verbogen.
„Na wunderbar“, murmelte ich und suchte im Kofferraum nach dem Wagenheber.
Gerade als wir das Rad wechseln wollten, tauchten in der Ferne Scheinwerfer auf. Ein Traktor mit Schneeschieber kam näher. Der Fahrer stieg aus, ein großer, kräftiger Mann mit wettergegerbtem Gesicht.
„Seid ihr die beiden aus Rovaniemi? Ich bin Lars Hoevermen“, sagte er mit einem freundlichen Lächeln. „Ich warte schon seit zwei Stunden auf euch. Jagdpächter Laitinen hat mich informiert.“
Er half uns beim Reifenwechsel. Mit dem Druckluftheber und dem Kompressor seines Traktors ging es deutlich schneller. Nach zwanzig Minuten war das Ersatzrad montiert, die Fackeln gelöscht, das Werkzeug verstaut.
Emilia übernahm wieder das Steuer. Wir folgten dem Traktor, der den Weg zur Hütte freiräumte. Die letzte Abzweigung führte uns auf einen schmalen Hang, steil, aber gerade noch befahrbar. Und dann – endlich – sahen wir das Dach der Hütte im Licht unserer Scheinwerfer.
Nach über zehn Stunden Fahrt, erschöpft und durchgefroren, kamen wir an. Die Hütte lag still inmitten des Schnees, das Polarlicht tanzte blass über dem Horizont. Und wir wussten: Das war erst der Anfang.

Teil 1 - 02. Nähe in der Dunkelheit

Zwei Fremde, eine Hütte – und viel mehr als nur Wärme

P.O.V.: Joona
Ich spürte jeden Muskel, jeden Knochen. Die Nacht mit Aleksi war intensiv gewesen – auf allen Ebenen. Wir hatten schon viele Momente geteilt, aber diese Nacht war besonders. Vielleicht, weil wir wussten, dass uns die Einsamkeit des Nordens erwartet. Vielleicht, weil unsere Beziehung nach vier Monaten intensiver wurde, als ich es je gedacht hätte.
Aleksi schlief noch tief, sein Atem ging ruhig. Ich lächelte, beugte mich über ihn und küsste erst seine Stirn, dann seine Lippen. Keine Reaktion. Typisch – der Mann konnte durch einen Orkan schlafen.
Ein Blick aufs Handy verriet: kurz nach neun. Zwei Stunden blieben uns, um auszuchecken. Ich dachte kurz darüber nach, ob wir noch eine Nacht bleiben sollten. Vielleicht zur Erholung. Vielleicht zum Genießen. Aber ob wir die Finger voneinander lassen könnten? Fraglich.
Gerade wollte ich Aleksi wecken, da klopfte es an der Tür. Ich sprang auf, schnappte mir ein Handtuch und wickelte es hastig um die Hüften. Als ich öffnete, stand eine junge Frau vom Zimmerservice mit unserem Frühstück da. Ich machte eine einladende Geste – und bemerkte zu spät, dass ich mit derselben Hand mein Handtuch hielt. Es rutschte.
„Oh!“ Die Frau grinste, während ich mich hastig bedeckte. „Ein ungewöhnlicher Empfang. Leider muss ich weiter – aber vielleicht ergibt sich ja mal was.“
Sie stellte das Tablett ab, streifte im Hinausgehen beinahe beiläufig meinen Oberschenkel. Zufall? Vielleicht. Ihr Blick war jedenfalls alles andere als professionell.
Ich muss dazusagen: Ich bin bi. Hatte Beziehungen mit Frauen, bin Vater von zwei Kindern, die ich regelmäßig sehe. Aber was ich mit Aleksi erlebe, ist mehr. Tiefer. Vertrauter. Und trotzdem – so eine Szene brachte mich kurz aus dem Gleichgewicht.
„Joona!“ Aleksi war inzwischen wach und hatte das Geschehen beobachtet. „War ich letzte Nacht nicht gut genug, dass du dir gleich Ersatz suchst? Die war zwar süß – aber du bist mir lieber. Komm ins Bett, mein Freund hat Sehnsucht.“
Ich grinste, setzte mich zu ihm, strich ihm sanft über den Bauch – und etwas tiefer. „Sollen wir noch eine Nacht verlängern? Obwohl ich zugeben muss – meine Muskeln protestieren.“
„Dann solltest du aufpassen, dass du nicht noch einen Muskelkater bekommst … von jemand anderem.“ Er sah mich halb ernst, halb belustigt an.
„Komm schon, du weißt, dass ich dich liebe.“
„Dann zeig’s mir“, sagte Aleksi – und ich zeigte es ihm.
Wir blieben noch eine halbe Stunde im Bett, bevor wir duschten und frühstückten. An der Rezeption stand dieselbe junge Frau. Sie lächelte mich an, schob mir diskret den Beleg über den Tresen – samt Telefonnummer.
„Bis bald. Ich warte“, hatte sie darunter geschrieben.
Aleksi sah’s, schüttelte nur den Kopf. „Hierher komm ich mit dir nicht noch mal. Die Gefahr, dass du mir abhandenkommst, ist zu groß.“
Ich lachte und küsste ihn. „Ich gehöre dir. Lass uns losfahren.“
Draußen wurde der Himmel dunkler. Erste Schneeflocken fielen, erst zaghaft, dann dichter. Wir fuhren nordwärts, und der Winter übernahm langsam das Kommando. Die Sicht wurde schlechter, ich reduzierte die Geschwindigkeit.